Es weihnachtet sehr, oder? - Reinhard Micheel - E-Book

Es weihnachtet sehr, oder? E-Book

Reinhard Micheel

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Beschreibung

Schöne Bescherung! Die Weihnachtszeit übt für sehr viele Zeitgenossen seit jeher eine besondere Faszination aus. Davon kann sich auch der Autor dieses kleinen Buches nicht freisprechen. Für ihn ist es in Verbindung mit der Weihnachtsbotschaft das Fest des Lichtes und des Neuanfangs. Und es mag verrückt klingen: Für ihn beginnt seine persönliche Vorweihnachtszeit schon seit frühester Kindheit mit Allerheiligen, dem ersten Fest des Lichtes in der beginnenden dunklen Jahreszeit. Und diese Zeit um Weihnachten hat über die Jahre die unterschiedlichsten Geschichten, Erlebnisse und Erfahrungen hervorgebracht. Mal nachdenklich, mal kritisch, mal nostalgisch, mal humorvoll – aber fast immer augenzwinkernd versucht sich der Autor dem Phänomen Weihnachten anzunähern. Na dann: Schöne Bescherung!

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Seitenzahl: 103

Veröffentlichungsjahr: 2024

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Reinhard Micheel

Es weihnachtet sehr, oder ...?

Der Autor

Reinhard Micheel, Jahrgang 1953, ist als alter Pfadfinder gerne in der Welt unterwegs, um andere Menschen und Kulturen kennenzulernen. Seine Reisen führten ihn auf alle fünf Kontinente. Seine große Leidenschaft aber gehört Afrika, das er als Geschäftsführer der Bochumer Entwicklungsorganisation Aktion Canchanabury über 60-mal bereiste.

Reinhard Micheel ist verheiratet, hat zwei erwachsene Kinder und lebt in Bochum. Dass er mitten aus dem Ruhrgebiet kommt, merkt man an der teils flapsigen Sprache, mit der er seine Geschichten erzählt!

Reinhard Micheel

Es weihnachtet sehr, oder ...?

Erinnerungen, Erfahrungen, Geschichten rund um das Weihnachtsfest

Für meine ElternMargarete und Johann Micheel

Impressum

ISBN

Texte: © by Reinhard Micheel

Umschlaggestaltung: © by Reinhard Micheel

Grafik: © by Ralf Kirch, bearbeitet von Thomas Zehnter

Fotos: © by Reinhard Micheel

Verlag Reinhard Micheel

Liebfrauenstr. 35, 44803 Bochum

[email protected]

Druck und Vertrieb:

Epubli – ein Service der Neopubli GmbH, Berlin

Inhaltsverzeichnis

Es weihnachtet sehr, oder ...? – Vorwort

... und bei mir schon immer sehr früh!

Sankt Martin, Sankt Martin!

I’m dreaming of a quiet Christmas

Arbeitet Nikolaus eigentlich bei der Bundespost?

Advent – Eine besinnliche Zeit?

Der Nikolaus auf dem Hochseil

Schöne Bescherung ... von Feinkost Steffen!

Warum liegt das Jesuskind eigentlich auf Stroh?

Die Weihnachtsgeschichte – Der Bibeltext

Das ist aber ein schöööner Baum!

Weihnachtsbaum-Fachverkäufer

Geschenke, die von Herzen kommen

Wir warten aufs Christkind – Teil 1

Wir warten aufs Christkind – Teil 2

Ich steh an deiner Krippen hier!

Ein Familienfest einmal ganz anders

Weihnachten mal ganz in Oliv

Merry Christmas Down Under

Weihnachtsbesuche bei den Omas

Vergiss den Lambrusco nicht!

Bescherung tief im Osten

Leise rieselt der Schnee

Wunschzettel in Afrika sehen anders aus

Herbergssuche im Jahr 2012

Etwas Grundwissen ... zur Geschichte des

Christbaumes, der Krippe und des Schenkens

Frohe Weihnachten in vielen Sprachen

Es weihnachtet sehr, oder ...?

Vorweg möchte ich mich sofort outen: Ich bin ein großer Weihnachtsfan, und das hat sich seit der Kindheit nicht geändert! Aber woher kommt diese Begeisterung? Die dunkle Jahreszeit hat für mich seit jeher etwas Besonderes und Geheimnisvolles an sich. Ich verbinde damit warmes Kerzenlicht, das Bedürfnis nach Geborgenheit und besinnliche Momente.

Weihnachten ist der zentrale Dreh- und Angelpunkt in dieser Zeit des Jahres. In Verbindung mit der Botschaft von Weihnachten ist es das Fest des Lichtes und des Neuanfangs. Und so verrückt es klingen mag, die Vorweihnachtszeit begann für mich als Kind immer schon an Allerheiligen, ein Fest der Lichter in der beginnenden dunklen Jahreszeit.

Diese Zeit um Weihnachten hat über die Jahre für mich die unterschiedlichsten Geschichten, Erlebnisse und Erfahrungen hervorgebracht. Daraus ist jetzt dieses kleine Buch entstanden! Mal nachdenklich, mal kritisch, mal nostalgisch, mal humorvoll – aber fast immer augenzwinkernd versuche ich mich dem Phänomen Weihnachten zu nähern.

Na dann: Schöne Bescherung!

... und bei mir

schon immer sehr früh!

Ein Lichtermeer als mein persönlicher Startschuss

Wann fängt sie denn nun an – die Vorweihnachtszeit? Betrachtet man das Angebot in den Supermärkten, würde ich mal sagen, immer direkt nach den Sommerferien. Denn dann bekommt man schon Lebkuchen, Pfeffernüsse, Dominosteine und all das süße Zeug, das wir gemeinhin mit Weihnachten verbinden.

Es sieht schon – gelinde gesagt – etwas albern aus, bei Temperaturen von 30 Grad in kurzer Hose und Hawaihemd an der Supermarktkasse zu stehen und die ersten Tüten mit Weihnachtsgebäck aufs Band zu legen, oder!? Jedenfalls setze ich mich solchen Peinlichkeiten nicht aus.

Kein Dominostein vor dem 1. Advent

Bei uns zu Hause galt das ungeschriebene Gesetz „Kein Dominostein vor dem 1. Advent!“ Jetzt könnte man glatt auf die Idee kommen, bei den Micheels ginge es in Sachen Weihnacht streng orthodox und traditionell zu. Nee, da muss ich jetzt für meine Person ein Geständnis machen. Als kleiner Junge fing für mich die vorweihnachtliche Zeit immer mit Allerheiligen an!! Wow! Da ist jetzt aber die Frage nach dem „Warum“ mehr als nur berechtigt. Klaro!

Allerheiligen war für mich damals der Beginn der dunklen Jahreszeit, der Kerzen und Lichter und des gemütlichen Beisammenseins im Kreise der Familie. Und – last but not least - an dem Tag gab es stets die erste Bescherung des Jahres!

Ein einziges Lichtermeer

Wie alle Familien versammelte sich auch unsere Sippschaft an Allerheiligen auf dem Friedhof, um die Gräber der Großeltern zu besuchen, die hier nach und nach die Familiengruften füllten. Mein Bruder und ich bestanden immer darauf, erst Richtung Friedhof zu gehen, wenn es dunkel wurde. Denn dann war der ganze Friedhof ein einziges Lichtermeer. Es leuchtete und strahlte in verschiedensten Farben.

Heute gibt’s ja fast ausschließlich nur noch die roten Einheitsgrableuchten (Eterna - das ewige Grablicht!?). Damals waren neben Rot alle möglichen anderen Farben vertreten – von Gelb und Orange über Blau und Grün bis hin zu Violett! Und das Tolle daran: Mein Bruder und ich durften immer die Lichter für die gesamte Mischpoke anzünden.

Beklemmend und einschüchternd

Bevor es dann zum Abschluss zur sehnsüchtig erwarteten Bescherung ging, machten wir jedes Mal noch Halt am großen Kreuz auf dem Hauptplatz des Bochumer Zentralfriedhofs. Schon damals als kleines Kind hatte dieser Platz – trotz seiner Größe und Weite – etwas Beklemmendes und Einschüchterndes an sich. Okay, heute ist mir klar, dass es an der Architektur des Platzes mit seinen Gebäuden – insbesondere den beiden Trauerhallen – lag und liegt.

Alles hier erinnert auf recht fatale Art und Weise an das Reichsparteitagsgelände in Nürnberg. Irgendwie wartet man darauf, dass gleich die braunen Horden mit Tschingderassabum hier aufmarschieren. Dieser Eindruck hat sich bei mir in den letzten Jahren noch verstärkt, nachdem der Sturm Ela die großen Platanen umgehauen hat. Diese hatten dem Platz ein wenig von seiner Bedrohlichkeit genommen.

Treffpunkt der Kinder

Aber zurück zum Treffen am Kreuz! Denn hier ist Jahr für Jahr der Treffpunkt der Kinder, um die restlichen Grableuchten und übriggebliebenen Kerzen hinzustellen und anzuzünden. Das Leuchten und Strahlen der vielen hundert Lichter war und ist noch immer das Event für Kinder an Allerheiligen. Allein deshalb lohnte sich schon der Besuch des Friedhofs. Damals wie auch heute haben die Erziehungsberechtigten Probleme, ihre Kids von dem Lichtermeer loszureißen.

Bei meinem Bruder und mir war das allerdings immer ohne Sanktionsandrohungen möglich. Denn es wartete ja noch die alljährliche Allerheilgen-Bescherung auf uns. Gemeinsam mit unserem Onkel Fritz ging es zum berühmten Kiosk (seit einigen Jahren auch Kult-Kiosk genannt) des noch berühmteren „Lügen-Paul“ am Freigrafendamm. Eingeborene werden mir beipflichten, wenn ich behaupte, dass es sich lohnen würde, allein darüber ein eigenes Buch zu schreiben. Jede/r könnte Anekdoten dazu beitragen.

Eine große bunte Tüte

Doch zurück zur Bescherung! Bei Lügen-Paul gab’s für jeden von uns beiden eine große bunte Tüte. Darin war dann so ziemlich alles, was ein Kinderherz begehrte und was „gut“ für die Zähne war: Nappos, Salinos, Brausebonbons, Himbeeren, Weingummis, Knöteriche, Veilchenpastillen, Lollies, Kaugummikugeln, Lakritzschnecken, Gummibärchen, Erdbeeren, Colaflaschen, Esspapier, Pez etc.

Halt alles, was bei Lügen-Paul in den Bonbongläsern so zu finden war ... und das in ausreichender Menge! Denn Onkel Fritz hatte „keinen Igel in der Tasche“, sprich: Er ließ sich nicht lumpen! Das war für ihn auch kein Problem, war er doch für uns Kids so etwas wie der reiche Onkel aus Amerika.

Startschuss zur Vorweihnachtszeit

Tja, und dann begann jedes Jahr aufs Neue das große Fressen! Trotz aller mahnenden Hinweise der Eltern und auch von Onkel Fritz, uns das süße Zeug doch bitte einzuteilen, fielen wir sofort über unsere Beute her!

Der Startschuss zum Auftakt meiner persönlichen Vorweihnachtszeit war für mich dann meist mit Völlegefühl und Bauchschmerzen verbunden. Trotzdem war es immer ein Superevent, das ich auf keinen Fall missen mochte!

Tausende von Kerzen kann man am Licht einer Kerze anzünden,

ohne dass ihr Licht schwächer wird.

Freude nimmt nicht ab, wenn sie geteilt wird.

Siddharta Gautama Buddha

Sankt Martin,Sankt Martin!

.... wenn bunte Laternen die Dunkelheit erhellen

Wie schon an Allerheiligen folgt wenige Tage später ein weiteres Ereignis, dass viel mit Lichtern zu tun hat. Als Kind war es für mich immer der nächste Schritt in Richtung Weihnachtsfest. Warum? Nun ja, am Martinsabend strahlten erneut viele bunte Lichter und das in der immer finsterer werdenden Jahreszeit.

Schon Tage vor dem Martinstag haben wir zu Hause oder in der Schule an unseren Laternen gebastelt. Aus schwarzem Ton- und farbigem Transparentpapier entstanden die unterschiedlichsten Laternen.

Die schönste Laterne im gesamten Zug

Zugegeben, bei den meisten Laternen handelte es sich in der Regel um Sonnen, Monde und Sterne und diese waren obendrein nicht besonders stabil und windfest, wie sich beim Martinszug häufig herausstellte. Viele der Laternen wurden deshalb ein Opfer der Flammen, da zu jener Zeit noch richtige Wachskerzen zum Einsatz kamen.

Die größte Laterne meiner Kindheit war der Nachbau unserer Liebfrauenkirche. In vielen Gruppenstunden bei der Jungschar (ich war halt nicht immer Pfadfinder!) haben wir sie gemeinsam gebastelt und mit zwei langen Stangen zu viert auf den Schultern durch die Straßen getragen.

Kontrolliert abgebrannt

Mit leichten Abstrichen und etwas Fantasie konnte man behaupten, dass in ihr das Original durchaus zu erkennen war. Jedenfalls waren wir damals stolz wie Bolle auf unsere Superlaterne, zumal sie von allen als die mit Abstand schönste des gesamten Martinszuges gelobt wurde – insbesondere wegen der schönen bunten Kirchenfenster!

Allerdings hat auch sie den Martinsabend nicht überlebt. Als wir schon wieder zu Hause waren, sprich: am Jugendheim, brach im „Chorraum der Kirche“ Feuer aus, das dann sehr schnell auf das gesamte Gebäude übergriff. Da ein Löschen keinen Sinn ergeben hätte, ließen wir unsere „Kirche“ kontrolliert abbrennen.

Sankt Martins Bodyguard

Ich kann bis heute nicht sagen, was in dem Moment überwog: die Trauer über den Verlust unseres Bauwerks, die Freude und der Stolz angesichts unseres Erfolges beim Martinszug oder die Faszination beim Anblick der brennenden Kirche? Im Angesicht der Ruine versicherten wir uns gegenseitig: „Im nächsten Jahr bauen wir wieder eine Martinslaterne. Und die wird größer, schöner und obendrein feuerfest!“

Dazu ist es leider nicht mehr gekommen. Denn im folgenden Jahr wartete eine neue Herausforderung auf mich! Ich war zwischenzeitlich bei den Pfadfindern gelandet. Und die hatten den Auftrag erhalten, als „Bodyguards“ für die Sicherheit von Sankt Martin und dessen Pferd zu sorgen.

Platz an der Sonne

Genauer gesagt bestand unsere Aufgabe darin, allzu vorwitzige Kids und deren oft ebenfalls unvorsichtige Erziehungsberechtigte auf ausreichenden Abstand zu halten und sie so vor möglichen Ausrastern des Pferdes zu schützen.

Wir wurden mit Pechfackeln ausgestattet und mussten in gehörigem Abstand eine Sicherheitszone um Sankt Martin und sein Ross bilden. Das war wahrlich kein leichter Job! Man kann sich kaum vorstellen, wie sorg- und rücksichtslos viele Eltern sein können, um ihren Kids einen „Platz an der Sonne“ - direkt am Hintern des Pferdes - zu verschaffen!?

Direkt vor die Füße

Sie drängelten sich mit Geschiebe und Gezerre durch unseren Sicherheitskordon und konnten oft nur mit drastischen verbalen Drohungen aufgefordert werden, hinter die Absperrung zurückzukehren.

Einmal nahm uns diese Aufforderung das Pferd selbst ab, indem es einer Mutter und ihren beiden vorlauten Blagen direkt auf die Füße kackte. Unter lautem Gelächter und allgemeiner Häme zogen sich die drei wieder hinter die Fackelträger zurück.

Der Helm war zu klein

Im Jahr darauf benutzten wir anstelle der Fackeln, die mit ihrem Flackern mitunter auch das Pferd nervös gemacht hatten, ein langes Bergseil. Das spannten wir in entsprechendem Abstand um den Gaul. Genutzt hat es nur bedingt, denn Eltern können sehr erfindungsreich sein, wenn sie ihren Gören Vorteile verschaffen wollen. Na ja, jedenfalls hatten wir in dem Jahr die Sicherheitslage deutlich besser im Griff.

Einige Jahre später hat man mich tatsächlich einmal gefragt, ob ich mir nicht vorstellen könnte, den Sankt Martin zu spielen. Der Kelch ist zum Glück aber an mir vorübergegangen, und zwar aus einem ganz einfachen und praktischen Grund: Ich passte nicht in das vorhandene Kostüm. Insbesondere der Römerhelm war mir viel zu klein und ohne diesen Helm – das war allgemeiner Konsens im Vorbereitungsteam – konnte der Heilige Martin nicht durch die Straßen Altenbochums reiten!

Das soll ein Pferd sein?

Apropos reiten! Als ich das Pferd für den damaligen Martinszug zu Gesicht bekam, war ich nachträglich heilfroh, dass mir der Helm nicht gepasst hat. Das Pferd war nämlich ein Pony! Hätte ich auf dem gesessen, wollte ich mir das Gelächter, den Spott und die Häme meiner Freunde gar nicht erst vorstellen.

Ich hätte selbst mitlaufen können, so klein war das Tier. Das Ganze hätte dann eher an den Einzug Jesu in Jerusalem erinnert, zumal ohne Helm und meiner zu jener Zeit recht langen Mähne. Na ja, nicht so ganz, denn alle hatten ja Laternen und keine Palmzweige in den Händen.