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Damals, in den Sechzigern dachte sich die Autorin, das wünschten sich Kinder zum Vorlesen: Dass der Kasperl heil aus allen Gefahren herauskommt Dass ein bunter Papagei ihnen abends im Radio Gute Nacht wünscht Dass alle Streithansl mit Streiten aufhören Dass ein kleiner Ausreißer wieder ein Zuhause findet Dass Katz und Maus zu Freunden werden Dass eine schöne Melodie gerettet wird Dass es in jeder Schule ein Fräulein Mücke gibt Dass ein kleines Mädchen immer einen Schutzengel hat … Aus solchen altmodischen Überlegungen entstanden diese “Gschichterl”.
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Seitenzahl: 64
Veröffentlichungsjahr: 2014
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Herzlichen Dank an Raymund, ohne den dieses Buch nicht zustandegekommen wäre.
DIE REISE NACH BANANIA
DER PAPAGEIENSTERN
DAS ABENTEUER VOM GROSSEN K
DER HAUSHAHN UND DER WETTERHAHN
DER SCHWARZE KATER MÜRABEK
HALTET DEN DIEB!
DIE SCHULE DER KLEINEN ESEL
SO GEHT CAROLINE AUF DIE REISE
Weit weg, an einem Inselstrand.
Liegt goldgelb das Bananenland.
Dort essen alle Untertanen
Jahraus, jahrein nichts als Bananen.
Wen gibt’s, der nicht den ganzen Tag
Ein solches Futter haben mag?
Auch Kasperl, der wo anders wohnte,
Wo man Bananen kaufen konnte,
Die aber leider schrecklich teuer,
Der sprach zum Kapitän am Steuer
“Herr Kapitän! Top! Schlaget ein!
Ich will bei Euch Schiffsjunge sein!
Er kaufte sich ’ne blaue Hose
Und wurde damit Leichtmatrose.
Großmutter weinte Weh und Ach
und stand am Strand und winkte nach.
Sie schenkte ihrem Enkelsohn
Zum Abschied einen Luftballon.
Der steckte voller Zauberei
und stand dem Kasperl treulich bei.
Lauthals schrie Kasperl drauf: “Adieu!”
Und fuhr per Schiff zur hohen See.
Nach sieben Wochen aber endlich
Ward weit entfernt ein Land erkenntlich –
Der Kasperl sprach: “Herr Kapitän.
Ich steige aus! Auf Wiedersehn!”
Er nahm die Seemannskiste her
Das schöne Land kam immer näh’r –
Kurz, nachmittags um halber vier
War unser Kasperl endlich hier.
Warf seine Mütze in die Luft
Und schrie: “Hurra! Bananenduft!”
Er stopfte sich in seinen Mund
Auf einmal gleich ein ganzes Pfund.
Nun kam gerad’ von ungefähr
Der Kaiser seines Wegs daher
Auf einer Elefantenkuh
Und fragte:”Ei, wer bist denn du?”
“Herr Kaiser von Banania,
Grüß Gott, der Kasperle ist da!
In meinem Lesebuche stand
Bei Euch sei das Bananenland!”
“Ach”, sprach der Kaiser, gar nicht froh.
“Mein Lieber, leider ist das so!
Hier in dem Land Bananien
Gibt’s nicht einmal Kastanien!
Wie äß’ ich gar so gerne Grütze
Bei dieser heißen Sommerhitze.
Auch hat der Leibarzt mir geraten
Für jeden Sonntag Schweinebraten –
Und nun bin ich gar sehr betrübt,
Weil es das alles hier nicht gibt.”
Der Kasperl spricht: “Das ändert sich!
Da baut nur felsenfest auf mich.
Setzt Euch auf Euren goldnen Thron,
Gebt mir und meinem Luftballon
Ein Haus und einen großen Garten,
Und tut, bittschön, ein Weilchen warten.”
Doch leider, beim Bananenessen
Hat unser Kasperl ganz vergessen,
Dass er dem Kaiser fest versprochen
Sein Leibgericht für ihn zu kochen.
Dem Kaiser macht kein Warten Spaß!
Drum sprach er endlich: “Schickt sich das?
Bringt er mitr jetzt die Grütze nicht,
So stellt ihn vor ein Halsgericht!”
Der Kasperl schlief grad’ sehr bequem
Da war’s ihm gar nicht angenehm
Wie ihn die Polizei ergreift.
An Arm und Bein zum Kaiser schleift:
“He! Du mit seinem großen Maul
Noch keiner war wie du so faul!
Sperrt ihn zu Ratten und zu Mäusen.
Drei Tage kriegt er nichts zu speisen!”
“Ach, lieber Kaiser, übet Gnad’!
Das Essen steht ja schon parat!
Gebt mir nur meinen Luftballon,
Der ist mein Freund und hilft mir schon.
Bläst man ihn hinten tüchtig voll,
dann tut er vorne, was er soll”.
Kaum fängt der Kasperl an zu blasen,
So kullert, wie beim Osterhasen.
Ein großes, buntes Ei hervor –
Ein andres aus dem linken Ohr!
Doch gibt’s auch frischen Räucherschinken
Und Himbeerlimonad’ zum Trinken.
Und endlich – eine Kompanie
Soldaten zieht mit wenig Müh
Salamiwurst und Schweizerkas
Dem Luftballon aus seiner Nas’!
Von jetzt an aber ward im Land,
So weit es Leute gab, bekannt,
Ein jeder dürfe ungemessen
So viel, wie er nur wolle, essen.
Da lief das ganze Volk zusammen,
Wohl an die hunderttausend kamen.
Der Luftballon bei Tag und Nacht
Hat wahre Wunderwerk vollbracht:
Er machte Berge von Rosinen,
Auch Apfelmus und Mandarinen –
Grießpudding, Marzipan, Krokant –
Genau wie im Schlaraffenland.
Die Leute schleckten dies und das
Und wurden dick wie’n Heringsfass.
So ging es fast ein Vierteljahr.
Da wuchs dem Kasperl recht sein Haar.
Kaum konnt er aus den Augen blicken.
Auch war im Strumpf ein Loch zu flicken
Und mehr noch: in der Seppelhos’
Stand er von hinten nackt und bloß.
Doch keiner hat zum Helfen Zeit!
Der Schneider flickt ihm nicht sein Kleid.
Der Schuster wirft, der faule Tropf,
die Schuh’ ihm einfach an den Kopf.
Kein Mensch will eine Arbeit tun.
Will nur noch essen, trinken, ruh’n.
Doch fing es noch viel schlimmer an:
Es bohrt der böse Weisheitszahn
In Kasperl seinem Mund wie toll!
Er weiß vor Schmerz nicht, was er soll
Und rennt zum Doktor spornstreichs hin,
Er möcht’ ihm doch die Wurzel zieh’n.
Der Doktor, den dies mächtig stört,
War voller Groll und höchst empört.
Er nagte grad ein Hühnerbein,
Das schmeckte ihm, und auch der Wein.
Er blickte schwarz und bitterbös
Bei Kasperl seinem Wehgetös’.
“Ha!” schreit er, “werft den Kerl hinaus!
Ich übe keine Praxis aus!”
Und gibt ihm einen Stiefeltritt.
Der arme Kasperl fliegt somit
Samt seinem Zahn hin auf die Straße
Und bricht sich noch die Kasperlnase.
Ei, wie das schmerzt und wehetut.
Der Kasperl schluchzt in seinen Hut,
Worauf er dann am Ende spricht:
“Nein, Freund, hier bleib ich länger nicht!
Komm, Luftballon, und lass uns geh’n
Pfüat God, auf Nimmerwiedersehn!”
Sie schleichen heimlich hin zum Wald.
Doch plötzlich schreit ein Wachmann “Halt!
Der Kaiser hat gerad’ befohlen,
Man soll euch beide schleunigst holen.
Der Fürst der Schwarzen Brillenaffen
Kam her zum Lande der Schlaraffen.
Er wünscht, dass er nach seiner Reise
Nun ganz besonders köstlich speise.
“Kurzum, Herr Koch, marsch in die Küche,
Und macht mir keine faulen Sprüche!”
Dort in dem Schloss ist ein Getümmel,
Ein Festgeschrei und Festgewimmel.
Von nun an vierzehn Stunden fast
Hat dieses Heidenvolk geprasst.
Der Kaiser und der Schwarze Fürst.
Die aßen jeder dreißig Würst’,
Verschlangen schließlich noch dazu
Vor Hunger eine halbe Kuh
Samt allen Knochen und Gebein
Und tranken dazu drei Fass Wein.
Wie gut das ihrem Bauche tut.
Hei! Packt sie da der Übermut!
Der Affenfürst schreit: “Bitte sehr,
Ein Feuerwerk muss auch noch her!”
Der Luftballon, der das nicht kann,
Fängt voller Angst zu zittern an
Doch ach, das hilft ihm leider nicht.
Der Kaiser mit dem Zorngesicht
Packt ihn am Kragen und fängt an
Zu blasen, was er blasen kann.
Und fffffffffffff – und ffffffffff – so pustet er.
Der Luftballon, der dehnt sich sehr.
“Ach!” ruft der Kasperl, “bitte, nein!
Herr Kaiser, lasst’s doch endlich sein.
Ihr macht mir meinen Freund kaputt!”
“Ha!” schreit der Aff’ im Übermut:
“Seht doch die dumme rote Fratze!
Scher dich zum Teufel – oder platze!”
Der Affenfürst, der schlecht gerochen,
Hat kaum dies böse Wort gesprochen,
Da knallt ein Blitz und blitzt ein Knall!
Ganz finster wird es überall –
Dann gelb – und grün – und ungeheuer:
Da hat der Kerl sein Schwefelfeuer!
Der Brillenaffenkönig schreit,
Es brennt die schwarze Haut samt Kleid.
Der Kaiser von Banania
Fiel auf die Nas’ und liegt noch da.
Jedoch der kleine Kasperl, der
Fliegt hoch hinauf und ward nicht mehr
Geseh’n. – Und wie der Knall vorbei,
Fällt Kasperl ohne Wehgeschrei
Sacht’ in sein Bettchen, wie im Traum –
Schlägt gar noch einen Purzelbaum.
Großmutter mit dem langen Zopf,
Die schüttelt nur erstaunt den Kopf
Und spricht: “Mein Kind, lang wart’ ich schon
Auf dich und deinen Luftballon”.
Und nun beginnt er brav zu sagen,
Was alles sich hat zugetragen.
Auch seufzt er dann gar jämmerlich:
“Von beiden kriegst du nur noch mich.
Mein kleiner Freund, bei dem Getümmel,
Flog gradeswegs hinauf zum Himmel.
Ich denk’, an jenem Ort da oben
Wird man ihn sicher tüchtig loben.
Dieweil er mich gerettet hat
Und jenem Teufelskerl das tat,
Was man in solchen Fällen schätzt: