Gschichterl - Clara Hermans - E-Book

Gschichterl E-Book

Clara Hermans

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Beschreibung

Damals, in den Sechzigern dachte sich die Autorin, das wünschten sich Kinder zum Vorlesen: Dass der Kasperl heil aus allen Gefahren herauskommt Dass ein bunter Papagei ihnen abends im Radio Gute Nacht wünscht Dass alle Streithansl mit Streiten aufhören Dass ein kleiner Ausreißer wieder ein Zuhause findet Dass Katz und Maus zu Freunden werden Dass eine schöne Melodie gerettet wird Dass es in jeder Schule ein Fräulein Mücke gibt Dass ein kleines Mädchen immer einen Schutzengel hat … Aus solchen altmodischen Überlegungen entstanden diese “Gschichterl”.

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Seitenzahl: 64

Veröffentlichungsjahr: 2014

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Herzlichen Dank an Raymund, ohne den dieses Buch nicht zustandegekommen wäre.

Inhaltsverzeichnis

DIE REISE NACH BANANIA

DER PAPAGEIENSTERN

DAS ABENTEUER VOM GROSSEN K

DER HAUSHAHN UND DER WETTERHAHN

DER SCHWARZE KATER MÜRABEK

HALTET DEN DIEB!

DIE SCHULE DER KLEINEN ESEL

SO GEHT CAROLINE AUF DIE REISE

DIE REISE NACH BANANIA

Weit weg, an einem Inselstrand.

Liegt goldgelb das Bananenland.

Dort essen alle Untertanen

Jahraus, jahrein nichts als Bananen.

Wen gibt’s, der nicht den ganzen Tag

Ein solches Futter haben mag?

Auch Kasperl, der wo anders wohnte,

Wo man Bananen kaufen konnte,

Die aber leider schrecklich teuer,

Der sprach zum Kapitän am Steuer

“Herr Kapitän! Top! Schlaget ein!

Ich will bei Euch Schiffsjunge sein!

Er kaufte sich ’ne blaue Hose

Und wurde damit Leichtmatrose.

Großmutter weinte Weh und Ach

und stand am Strand und winkte nach.

Sie schenkte ihrem Enkelsohn

Zum Abschied einen Luftballon.

Der steckte voller Zauberei

und stand dem Kasperl treulich bei.

Lauthals schrie Kasperl drauf: “Adieu!”

Und fuhr per Schiff zur hohen See.

Nach sieben Wochen aber endlich

Ward weit entfernt ein Land erkenntlich –

Der Kasperl sprach: “Herr Kapitän.

Ich steige aus! Auf Wiedersehn!”

Er nahm die Seemannskiste her

Das schöne Land kam immer näh’r –

Kurz, nachmittags um halber vier

War unser Kasperl endlich hier.

Warf seine Mütze in die Luft

Und schrie: “Hurra! Bananenduft!”

Er stopfte sich in seinen Mund

Auf einmal gleich ein ganzes Pfund.

Nun kam gerad’ von ungefähr

Der Kaiser seines Wegs daher

Auf einer Elefantenkuh

Und fragte:”Ei, wer bist denn du?”

“Herr Kaiser von Banania,

Grüß Gott, der Kasperle ist da!

In meinem Lesebuche stand

Bei Euch sei das Bananenland!”

“Ach”, sprach der Kaiser, gar nicht froh.

“Mein Lieber, leider ist das so!

Hier in dem Land Bananien

Gibt’s nicht einmal Kastanien!

Wie äß’ ich gar so gerne Grütze

Bei dieser heißen Sommerhitze.

Auch hat der Leibarzt mir geraten

Für jeden Sonntag Schweinebraten –

Und nun bin ich gar sehr betrübt,

Weil es das alles hier nicht gibt.”

Der Kasperl spricht: “Das ändert sich!

Da baut nur felsenfest auf mich.

Setzt Euch auf Euren goldnen Thron,

Gebt mir und meinem Luftballon

Ein Haus und einen großen Garten,

Und tut, bittschön, ein Weilchen warten.”

Doch leider, beim Bananenessen

Hat unser Kasperl ganz vergessen,

Dass er dem Kaiser fest versprochen

Sein Leibgericht für ihn zu kochen.

Dem Kaiser macht kein Warten Spaß!

Drum sprach er endlich: “Schickt sich das?

Bringt er mitr jetzt die Grütze nicht,

So stellt ihn vor ein Halsgericht!”

Der Kasperl schlief grad’ sehr bequem

Da war’s ihm gar nicht angenehm

Wie ihn die Polizei ergreift.

An Arm und Bein zum Kaiser schleift:

“He! Du mit seinem großen Maul

Noch keiner war wie du so faul!

Sperrt ihn zu Ratten und zu Mäusen.

Drei Tage kriegt er nichts zu speisen!”

“Ach, lieber Kaiser, übet Gnad’!

Das Essen steht ja schon parat!

Gebt mir nur meinen Luftballon,

Der ist mein Freund und hilft mir schon.

Bläst man ihn hinten tüchtig voll,

dann tut er vorne, was er soll”.

Kaum fängt der Kasperl an zu blasen,

So kullert, wie beim Osterhasen.

Ein großes, buntes Ei hervor –

Ein andres aus dem linken Ohr!

Doch gibt’s auch frischen Räucherschinken

Und Himbeerlimonad’ zum Trinken.

Und endlich – eine Kompanie

Soldaten zieht mit wenig Müh

Salamiwurst und Schweizerkas

Dem Luftballon aus seiner Nas’!

Von jetzt an aber ward im Land,

So weit es Leute gab, bekannt,

Ein jeder dürfe ungemessen

So viel, wie er nur wolle, essen.

Da lief das ganze Volk zusammen,

Wohl an die hunderttausend kamen.

Der Luftballon bei Tag und Nacht

Hat wahre Wunderwerk vollbracht:

Er machte Berge von Rosinen,

Auch Apfelmus und Mandarinen –

Grießpudding, Marzipan, Krokant –

Genau wie im Schlaraffenland.

Die Leute schleckten dies und das

Und wurden dick wie’n Heringsfass.

So ging es fast ein Vierteljahr.

Da wuchs dem Kasperl recht sein Haar.

Kaum konnt er aus den Augen blicken.

Auch war im Strumpf ein Loch zu flicken

Und mehr noch: in der Seppelhos’

Stand er von hinten nackt und bloß.

Doch keiner hat zum Helfen Zeit!

Der Schneider flickt ihm nicht sein Kleid.

Der Schuster wirft, der faule Tropf,

die Schuh’ ihm einfach an den Kopf.

Kein Mensch will eine Arbeit tun.

Will nur noch essen, trinken, ruh’n.

Doch fing es noch viel schlimmer an:

Es bohrt der böse Weisheitszahn

In Kasperl seinem Mund wie toll!

Er weiß vor Schmerz nicht, was er soll

Und rennt zum Doktor spornstreichs hin,

Er möcht’ ihm doch die Wurzel zieh’n.

Der Doktor, den dies mächtig stört,

War voller Groll und höchst empört.

Er nagte grad ein Hühnerbein,

Das schmeckte ihm, und auch der Wein.

Er blickte schwarz und bitterbös

Bei Kasperl seinem Wehgetös’.

“Ha!” schreit er, “werft den Kerl hinaus!

Ich übe keine Praxis aus!”

Und gibt ihm einen Stiefeltritt.

Der arme Kasperl fliegt somit

Samt seinem Zahn hin auf die Straße

Und bricht sich noch die Kasperlnase.

Ei, wie das schmerzt und wehetut.

Der Kasperl schluchzt in seinen Hut,

Worauf er dann am Ende spricht:

“Nein, Freund, hier bleib ich länger nicht!

Komm, Luftballon, und lass uns geh’n

Pfüat God, auf Nimmerwiedersehn!”

Sie schleichen heimlich hin zum Wald.

Doch plötzlich schreit ein Wachmann “Halt!

Der Kaiser hat gerad’ befohlen,

Man soll euch beide schleunigst holen.

Der Fürst der Schwarzen Brillenaffen

Kam her zum Lande der Schlaraffen.

Er wünscht, dass er nach seiner Reise

Nun ganz besonders köstlich speise.

“Kurzum, Herr Koch, marsch in die Küche,

Und macht mir keine faulen Sprüche!”

Dort in dem Schloss ist ein Getümmel,

Ein Festgeschrei und Festgewimmel.

Von nun an vierzehn Stunden fast

Hat dieses Heidenvolk geprasst.

Der Kaiser und der Schwarze Fürst.

Die aßen jeder dreißig Würst’,

Verschlangen schließlich noch dazu

Vor Hunger eine halbe Kuh

Samt allen Knochen und Gebein

Und tranken dazu drei Fass Wein.

Wie gut das ihrem Bauche tut.

Hei! Packt sie da der Übermut!

Der Affenfürst schreit: “Bitte sehr,

Ein Feuerwerk muss auch noch her!”

Der Luftballon, der das nicht kann,

Fängt voller Angst zu zittern an

Doch ach, das hilft ihm leider nicht.

Der Kaiser mit dem Zorngesicht

Packt ihn am Kragen und fängt an

Zu blasen, was er blasen kann.

Und fffffffffffff – und ffffffffff – so pustet er.

Der Luftballon, der dehnt sich sehr.

“Ach!” ruft der Kasperl, “bitte, nein!

Herr Kaiser, lasst’s doch endlich sein.

Ihr macht mir meinen Freund kaputt!”

“Ha!” schreit der Aff’ im Übermut:

“Seht doch die dumme rote Fratze!

Scher dich zum Teufel – oder platze!”

Der Affenfürst, der schlecht gerochen,

Hat kaum dies böse Wort gesprochen,

Da knallt ein Blitz und blitzt ein Knall!

Ganz finster wird es überall –

Dann gelb – und grün – und ungeheuer:

Da hat der Kerl sein Schwefelfeuer!

Der Brillenaffenkönig schreit,

Es brennt die schwarze Haut samt Kleid.

Der Kaiser von Banania

Fiel auf die Nas’ und liegt noch da.

Jedoch der kleine Kasperl, der

Fliegt hoch hinauf und ward nicht mehr

Geseh’n. – Und wie der Knall vorbei,

Fällt Kasperl ohne Wehgeschrei

Sacht’ in sein Bettchen, wie im Traum –

Schlägt gar noch einen Purzelbaum.

Großmutter mit dem langen Zopf,

Die schüttelt nur erstaunt den Kopf

Und spricht: “Mein Kind, lang wart’ ich schon

Auf dich und deinen Luftballon”.

Und nun beginnt er brav zu sagen,

Was alles sich hat zugetragen.

Auch seufzt er dann gar jämmerlich:

“Von beiden kriegst du nur noch mich.

Mein kleiner Freund, bei dem Getümmel,

Flog gradeswegs hinauf zum Himmel.

Ich denk’, an jenem Ort da oben

Wird man ihn sicher tüchtig loben.

Dieweil er mich gerettet hat

Und jenem Teufelskerl das tat,

Was man in solchen Fällen schätzt: