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Beschreibung

Vor einiger Zeit hatte ich einen Traum: Hinter Ananda sah ich eine große Menschenmenge. Sie alle hatten von Ananda innere Schätze mitbekommen. Das war Anandas Lebenswerk. Es war eine feierliche Atmosphäre. Ich war über die Gunst des Schicksals tief bewegt, die mir erlaubt hatte in ihrer Nähe sein zu dürfen. Ich empfand dies als einmalige Fügung und große Ehre. Dieser Traum gilt für mich nach wie vor. Ananda war eine Persönlichkeit von starker Ausstrahlung. Die Meisten, die sie kannten, haben sie lebendig in Erinnerung behalten und sind nach wie vor von ihr beeindruckt. Ananda hatte ein sehr wechselvolles Leben, das durchaus wert ist aufgezeichnet zu werden.

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Alfred Ballabene

Guru und Schülersohn

Biographische Rückschau eines Yogis

BookRix GmbH & Co. KG80331 München

Guru und Schülersohn

 

Biographische Rückschau eines Yogis

 

 

 

Ananda

 

Autor: Alfred Ballabene

 

[email protected]

[email protected]

 

 

1. Auflage, Wien 2009, 3. neu bearbeitete Auflage 2017

 

 

Gurini Ananda und der Autor A. Ballabene

 

 

Einleitung

 

Die weibliche Form von "Guru" ist "Gurini". Da der Begriff Gurini in Europa wenig bekannt ist, erst recht nicht zu der Zeit als Guru Ananda den Yoga lehrte, bevorzugte sie es "Guru" genannt zu werden. Diese Bezeichnung war auch damals jedem verständlich.

 

Vor einiger Zeit hatte ich einen Traum:

 

Hinter Ananda sah ich eine große Menschenmenge. Sie alle hatten von Ananda innere Schätze mitbekommen. Das war Anandas Lebenswerk. Es war eine feierliche Atmosphäre. Ich war über die Gunst des Schicksals tief bewegt, die mir erlaubt hatte in ihrer Nähe sein zu dürfen. Ich empfand dies als einmalige Fügung und große Ehre.

 

Dieser Traum drückt meine tiefsten Gefühle aus, weshalb ich ihn auch an den Anfang dieser Broschüre stelle.

Einige Tage noch machte ich mir Überlegungen über den Aufbau der zu schreibenden Broschüre, als ich einen weiterer Traum hatte:

 

Ich stöberte im Traum in alten Briefen und fand eine Notiz, etwas größer als eine Postkarte. Sie enthielt in gut leserlicher Schrift biographische Daten von Ananda. Ich betrachtete den Text, als sich die Art meines Schauens plötzlich veränderte. Die Folge war, dass ich eine tiefer liegende Schicht sehen konnte, die wie eine Geheimschrift unter der physisch sichtbaren Schrift lag. Ich fühlte, dass ich unverhofft eine bislang verborgene Botschaft vor mir hatte, eine Art Seelenbiographie, für die nicht Jahreszahlen, sondern Gefühlstiefen zählen. In dem Augenblick wusste ich: nicht die Beschreibung des äußeren Lebensrahmens ist Guru Ananda wichtig. Schon immer erschienen ihr nicht die Lebensereignisse bedeutsam, sondern das, was daraus der Seele haften blieb und die Persönlichkeit formte. Der Sinn des Lebens bestand ihrer Meinung nach nicht im Ablauf, sondern in der inneren Reifung. Ich sollte nicht stereotyp ihr äußeres, vergängliches Leben weitergeben, sondern jene Ereignisse, die seelisch gestaltend waren und ihr eine Lebensernte in Form wertvoller Erfahrungen einbrachten.

 

Dann setzte ich mich ans Schreiben. Natürlich dachte ich als erstes an die schönen Zeiten, als wir gemeinsam einen große vitale Yogagemeinschaft führten. Doch bevor es so weit war, lagen noch etliche schwere Jahre davor. Auch diese Jahre wollten niedergeschrieben werden. Auch wenn sich in dieser Zeit keine äußeren Erfolge zeigten, waren sie vielleicht noch stärker für die Seele prägend als die kommenden glücklichen Jahre.

Letztlich ließ ich all die Zeiten vor meinem inneren Auge Revue passieren und versuchte die Ereignisse aus den verschiedensten Perspektiven zu sehen, in der Art von Bausteinen, wo eines auf das andere aufbaut und man keinen Baustein heraus lösen kann, ohne dass das gesamte Gebilde seine Stabilität und Struktur verliert. Und siehe, ich machte eine Reihe unerwarteter Entdeckungen.

 

 

„Wir sind ewig, sind wandernde Seelen, die nur kurz als Gäste auf Erden weilen. Wenn wir diesen großen Überblick verlieren, haben wir die Wurzeln und den Sinn unseres jetzigen Lebens übersehen.“

 

Wir wandern durch Zeiten,

sehen, staunen, lernen.

Was einst wichtig uns erschien,

erweist sich bald als Spiel.

Heimgekehrt zum ew’gen Urgrund

blicken wir zurück

und lächeln.

 

 

 

Begegnung mit Ananda

 

 

Anfang 1950 hatte Ananda ihre ersten Yogaschüler. Es waren Sabri aus dem Libanon und sein Freund. Als Sabri mit dem Studium fertig war und nach Hause kam, musste er einrücken und wenige Monate später war er tot.

 

 

Einige Jahre später - Ananda im Volksgarten

 

Nach Sabri, seinem Freund und einem Araber hatte Ananda durch etliche Jahre eine kleine Yogafamilie von etwa fünf sehr nahe stehenden Yogaschülern und einigen peripheren Yogainteressenten. Sie liebte ihre nahen Schüler heiß und konnte mit ihnen einige sehr schöne Jahre genießen. Doch dann, geradezu plötzlich, innerhalb eines halben Jahres, verlor sie alle, bis auf einen Schüler, namens Heribert. Es waren nicht kontrollierbare, schicksalhafte Ereignisse. Ananda war innerlich gebrochen. Ihre Liebe zu jenen Schülern dürfte sehr groß gewesen sein, denn selbst Jahre später, als ich täglich an ihrer Seite war, weinte sie noch.

 

 

Ananda in der Zeit als sie noch die geliebten Schüler des Altkreises hatte

 

Die wenigen Schüler/innen, die verblieben waren hatten keine tiefere Eignung für den Yoga, ausgenommen Heribert. Er war ein Jusstudent im fortgeschrittenen Semester und was den Yoga anbelangt sehr wissbegierig und engagiert. Heribert übernahm die Aufgabe einen neuen Kreis aufzubauen. Er war einerseits ein großer Idealist, andererseits fehlte es ihm noch an Mitgefühl und Toleranz, denn er bewertete die Schüler nach seinen Maßstäben, was dazu führte, dass er sie alle nach einem Jahr Yoga wieder verabschiedete. Ich hatte damals ebenfalls auf das Inserat reagiert und meine Bewerbung an das als Adresse angegebene Postfach gesendet, mit beiliegendem Lebenslauf wie es gefordert war. Auf Grund meines Lebenslaufes mit mehreren Jahren Auslandsaufenthalt, schien ich Heribert ungeeignet gewesen zu sein und durfte nicht einmal vorstellig werden. Ananda wollte mich zwar zu einem Gespräch einladen, doch Heribert war entschieden dagegen und Ananda gab ihm nach.

Nach einem Jahr, am Anfang der sommerlichen Ferien, hatte Heribert alle Yogaschüler als ungeeignet verabschiedet. Ananda war wieder ohne Schüler, außer Heribert und einem kleinen Rest von Schülern aus dem alten Kreis, über die Heribert nicht bestimmen konnte.

 

Guru Ananda mit Heribert und einer Schülerin aus dem alten Kreis

 

Ananda in ihrem Idealismus und ihrer Begeisterung für den Yoga war über die Situation frustriert. Genau in diesem emotionellem Tief hatte sie eine Erscheinung von Ramakrishna ihrem Satguru. (Anandas Yogalinie leitete sich von Ramakrishna ab.) In der Erscheinung kündigte Ramakrishna einen Schüler an, der schon in früheren Leben im Yoga war und bei ihr bleiben würde.

Im September dann hatte Ananda ein Inserat in die Zeitung gegeben. Diesmal war sie besonders aufmerksam und erwartungsvoll.

Tatsächlich war das Inserat erfolgreich und es hatten sich drei Leute gemeldet. Ananda gab ihre Adresse an die Interessenten weiter und lud sie ein sich vorzustellen. Unter diesen drei Anfragen war auch meine Bewerbung. Auch diesmal wurde ich von ihrem Lehrschüler Heribert abgelehnt. Auf Grund ihrer Vision von Ramakrishna, lehnte sie jedoch Heriberts Empfehlung ab und beschloss sich alle Interessenten selbst anzusehen. Retrospektiv sehe ich hierin auch die unterschiedlichen Sichtweisen von Heribert und Ananda. Heribert ging von der Logik aus, für Ananda jedoch waren Visionen und intuitives Empfinden die wesentliche Entscheidungsinstanz.

 

Ich bekam die Adresse und einen Abendtermin, um vorstellig zu werden. Zu meinem Erstaunen war die Anschrift genau das Haus, in dem ich vor einem Jahr meinen Arbeitsplatz als Funker hatte und hier täglich ein und ausgegangen bin. Ich hatte damals im ersten Stock gearbeitet. Nunmehr ging ich die fünf Stockwerke die Stufen hinauf. Ich fuhr ungern mit den alten, klapprigen Aufzügen dieser Althäuser. Außerdem war Stufensteigen sportlicher. Oben stand ich vor einer sehr hohen, schwarzen Tür zu der einige Holztreppen hinauf führten. Ich läutete an und eine kleine pummelige Frau bat mich einzutreten. Ich stieg die zwei Holztreppen hinauf und stand in einem schwach beleuchteten Vorzimmer. Ich sah mich um. Außer einer Bank deren ausgebeulter Stoffüberzug die einzelnen darunter liegenden Stahlfedern erkennen ließ, gab es nur drei Türen und sonst nichts. Ein kahler Raum. Nicht einmal ein Spiegel war da zu sehen. Dann musterte ich die Frau. Ich tat es unauffällig, indem ich meine Pupille weitete wodurch ich die gesamte Gestalt zugleich sehen konnte, wenngleich weniger scharf.

Ananda ihrerseits musterte mich unverhohlen eingehend und schien zu überlegen:

Der junge Mann vor ihr war groß, muskulös, hatte eine Stoppelfrisur und war billig angezogen. Eindeutig kein Intellektueller und kein verfeinerter Mensch und somit nicht vielversprechend. Unteres soziales Niveau, dachte sie sich. Das passte nicht zum Milieu des Meisters, zu dem die Yogaschüler auch gesellschaftlichen Kontakt pflegen sollten. Der "Meister", ihr Ehemann, war ein bekannter Kunstmaler und stammte aus Prag, wo es üblich war Künstler mit "Meister" anzusprechen. Viele Yogastunden wurden in Kaffeehäusern gegeben, wie ich später erfuhr, und da Ananda oft in Einzelunterricht ihr Wissen weiter gab, was bei mehreren Schülern Stunden dauerte, musste der eine oder andere Yogaschüler dem Meister Gesellschaft leisten, damit er sich nicht langweile.

Die missbilligenden Gedanken Anandas konnte ich ihr deutlich ansehen.