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Dr. med. Alexander Rümelin, Facharzt für Orthopädie und Sportmedizin in Frankfurt / Main, entwickelt seit Jahren für Arthrosepatienten individuelle, maßgeschneiderte Therapiemethoden, zu denen auch der künstliche Gelenkersatz gehört. Er bedient sich der eigenen Erfahrung als versierter Operateur, um die Patienten umfassend über das Thema aufzuklären und die damit verbundenen Ängste weitgehend zu beseitigen.
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Seitenzahl: 187
Veröffentlichungsjahr: 2015
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Zu diesem Buch
Was ist Arthrose?
Die Arthrose kommt schleichend
Auf der Suche nach den Ursachen
Lässt sich Arthrose verhindern?
Wann soll ich zum Arzt gehen?
Wie diagnostiziert Ihr Arzt eine Arthrose?
Welche Behandlungen wirken?
Das Rümelinsche Anti-Arthrose-Konzept
Fallbeispiele
Werden Sie Ihr eigener „Arthrose-Manager“!
Was gibt es Neues in der Arthrose-Forschung?
Schlusswort
Glossar
Impressum neobooks
Zu diesem Buch
SiehabendieDiagnose„Arthrose“erhalten–sichereinSchock.DasistzwarkeineguteNachricht,denndieArthroseistleidernochnichtheilbar,abermankannmiteinerArthrosegutleben.MitdemrichtigenArztanIhrerSeiteundIhreraktivenMithilfewerdenSieIhreBeschwerdengutindenGriffbekommenundkönnenvieltun,umdenweiterenVerschleiß des Gelenkknorpels aufzuhalten.
IchmöchteIhnenmitdiesemBuchhelfen,IhreErkrankungbesserzuverstehenunddamitumzugehen.AusmeinerlangenPraxiserfahrungweißich,dasseininformierterPatientwenigerunterseinerErkrankungleidet.IchmöchteIhnenaberauchaufzeigen,dassesheutzutageeineReihewirksamerTherapiengibt,dieIhneneinweitgehendunbeschwertesLebenermöglichen.DaswarvoreinpaarJahrennochanders.
Esgibtkeine„Standard-Arthrose-Therapie“.SuchenSiesicheinenArzt,dersichdieZeitnimmt,diefürSieindividuellzugeschnitteneTherapiezufinden,glaubenSiebittenichtdubiosenHeilsversprechungen.SieundIhrArztmüsseneingutes„Team“werden,umeine maßgeschneiderte Therapie zuentwickeln.
AuchSiesindgefragt
WiegutSiemitIhrerArthrosekünftiglebenwerden,hängtauchvonIhnenselbstab.WennSieaktivanderArthrose-Behandlungteilnehmen,werdenSieIhreBeschwerdenundauchdas FortschreitenderErkrankunggutbewältigen.
MitdiesemBuchmöchteichIhneneinumfassendesVerständnisIhrerErkrankungvermitteln.EswerdenalleAspekterundumdieArthroseerklärt,damitSiekompetentmitIhrerKrankheitlebenkönnen.IchverwendedabeiauchFachbegriffeundgeheintensivaufdie ärztliche Therapie ein,dennichsehe Sie als gleichberechtigtenPartnerinderBehandlungIhrerErkrankung.Siemüssenwissen,wasmitIhnengeschieht.JedervonIhnenistsicherschoneinmalbeieinemArztgewesen,dereinFach-Chinesischsprach,mitdemSienichtsanfangenkonnten.OderderIhneneinMedikamentverschriebenhat,undSiewusstennichtwarumoderwaseseigentlichbewirkt.DemsolldiesesBuchentgegenwirken.SiesollennichtzumMedizinerwerden,aberSiesollendieverschiedenenBegriffeundMöglichkeiteneinordnenkönnen.SiekönnendasBuchalsNachschlagewerkbenutzen,wennIhnenetwas
unklarist,undSiekönnenmitdemWissenausdiesemBuchkritischbeiIhrerTherapie mitsprechen.
DazuwerdeichzunächstdasKrankheitsbildderArthrosegenauerklären.WennSiewissen,waseineArthroseist,welcheWarnsignaleundSymptomeSieaufhorchenlassensollten,welcheUrsachenundRisikofaktorenderArthrosezugrundeliegenundwiedie Prognose ist,werdenSie bessermitihrumgehenkönnen.
DiePräventionistwichtig
Dernächste SchrittwidmetsichdemwichtigenThemaderPrävention.WiekönnenSiebereitsbeiIhrenKindernansetzen,umbeiihnendieEntstehungeinerArthroseimAlterzuvermeiden?WaskönnenSieselbstfürsichtun,umderArthrosebzw.demFortschreitenderErkrankungvorzubeugen?DiesesKapitelrichtetsichanBetroffene,aberauchansolcheMenschen,dieaktivderArthrose vorbeugenwollen.
AnschließendgehtesumdieArztwahl.WannsollenSiezumArztgehenundwelcheristderrichtigeArztfürSie?Diesistwichtig,denndieArthrosetherapieisteinelangfristigeTherapie,dieeinvertrauensvollesMiteinanderzwischenIhnenundIhremArztbedeutet.
IndenfolgendenKapitelnerkläreichIhnengenau,wasSiebeimArzterwartet,welchediagnostischenSchritteaufSiezukommenundwelchetherapeutischenMöglichkeiteninderArthrosetherapie vorhandensind.
MeinAnti-Arthrose-Konzept
SchließlichstelleichIhnenmeineigenesArthrose-Konzeptum–dasRümelinscheAnti-Arthrose-Konzept.EsstehtfüreinehöchstindividuelleTherapie,dennnichtjederArthose-Patientistgleich.BeijedemPatientenberücksichtigeichseinespeziellenAnforderungenundVoraussetzungenfüreine erfolgreiche Behandlung.
UnddamitkommenwirzumLeitmotivdiesesBuches:SiesindderMittelpunktallertherapeutischerBemühungen-werdenSiealsoauchIhreigenerArthrose-Manager!DafürgebeichpraktischeTippsfürMaßnahmen,dieSieinIhrenAlltageinbauenkönnen.
ZumBuchgehörtaucheinAusblickindieZukunft.DieForschungbleibtinderMedizinnichtstehen,wirkönnenzuversichtlichsein,dassineinigenJahrennochbesseretherapeutische MöglichkeitenzurVerfügungstehenwerden.
Ichhoffe,SiemitdiesemBuchumfassendinformierenzukönnen.BitteempfehlenSiediesesBuchauchFreundenundBekannten,dienochkeineArthrosehaben.JefrühermanaktivderArthrosevorbeugt,destoeherkannmanihrAuftretenoderihrenFortgangvermeiden.
Ichwünsche Ihnenalles Gute-undpassenSie aufIhre Gelenkeauf.
Ihr
Dr.AlexanderRümelin
Was ist Arthrose?
Arthrose ist eine Volkskrankheit. Acht bis neun Millionen Menschen leiden in der Bundesrepublik daran. Arthrose ist eine chronisch-degenerative Gelenkerkrankung. Im Prinzip können alle Gelenke von Arthrose betroffen sein. Am häufigsten erkranken aber solche Gelenke, die die größte Last tragen – also Hüfte, Knie, Fußgelenke und Wirbelsäule.
Unsere Gelenke sind die beweglichen Bindeglieder zwischen den Knochen. Erst durch sie werden wir mobil. Die Gelenke ermöglichen Bewegung, Dämpfung und Halt. Laufen, Treppensteigen, Greifen – täglich führen wir viele tausend Bewegungen dank unserer Gelenke aus. Diese sind je nach Funktion unterschiedlich aufgebaut.
Die Kopfgelenke sind die beweglichsten, unser Kopf lässt sich in alle Richtungen drehen. Das Daumengelenk hingegen lässt sich nur beugen und strecken, um möglichst sicher greifen zu können. Kapseln, Bänder und Muskeln sichern die Gelenke zusätzlich. Solange sie reibungslos funktionieren, ist uns meist nicht bewusst, welch vielfältige Funktionen sie erfüllen und wie sehr unsere Lebensqualität von gesunden Gelenken abhängt.
Die Gelenke müssen harte Stöße und abrupte Bewegungen abdämpfen. Schon das Joggen z. B. bedeutet eine Belastung der Gelenke, die das 2-3fache des Körpergewichts beträgt. Zum Gelenk gehört auch der Gelenkknorpel, ein Gewebe, das die Enden der Gelenkknochenoberfläche überzieht. Der gesunde Knorpel garantiert eine reibungslose Bewegung, verteilt die Belastung auf die Gelenkflächen und schützt die unter ihm liegenden Gelenkknochen vor Abrieb und Stoßbelastungen.
In der Umgangssprache wird die Arthrose auch „Gelenkverschleiß“ genannt und drückt damit die Entstehungsgeschichte der Erkrankung aus. Die Arthrose basiert auf einem degenerativen Prozess, es kommt zu einer fortschreitenden Schädigung des Gelenkknorpels und später auch des Knochens. Der Gelenkknorpel ist der Schlüssel für die Gesundheit der Gelenke – ohne ihn läuft nichts. Der Knorpel ist ein ganz besonderes Gewebe.
Anders als andere Gewebeformen in unserem Körper wird der Knorpel nicht durchblutet. Dies hat eine entscheidende Bedeutung für das Verständnis der Arthrose. Im Gegensatz zu anderen Geweben wie der Haut oder Muskeln wird der Knorpel nicht über das Blutsystem ernährt und kann bei einer Verletzung nur bedingt heilen. Ist der Knorpel einmal zerstört, kann er (noch) nicht wieder ersetzt werden.
Der Knorpel erhält seine lebenswichtigen Nährstoffe aus der Gelenkschmiere (Synoviale Flüssigkeit). Diese wird von der Innenhaut der Gelenkkapsel abgesondert. Sie füllt den Gelenkspalt zwischen den Knochen aus und sorgt für die notwendige Schmierung des Gelenks. Der Hauptbestandteil der Synovialen Flüssigkeit ist Hyaluronsäure. Um die Nährstoffe auf dem Knorpel zu verteilen, ist es notwendig, dass das Gelenk bewegt wird.
Der Wechsel von Belastung und Entlastung garantiert eine ausreichende Nährstoffversorgung der Knorpelzellen (Chondrozyten). Verbrauchte Stoffe und Schadstoffe werden bei Belastung aus dem Knorpel herausgepresst und neue Nährstoffe mit der Gelenkschmiere in der Entlastungsphase im Gelenkspalt verteilt.
Die Knorpelzellen bilden eine gelartige Matrix, den eigentlichen Knorpel. Deren Hauptbestandteile sind Kollagenfasern und Proteoglykane. Die Kollagenfasern bilden das stabile Rahmengerüst, das dem Knorpel Stabilität und Struktur verleiht. Dieses wird von Proteoglykanen umgeben, die die Kollagenfasern zusammenhalten und durch ihre Fähigkeit, Wasser aufzunehmen, für die Elastizität und Stoßdämpfung sorgen. Außerdem enthält die Matrix Glykosaminoglykane, zu denen ebenfalls die Hyaluronsäure, aber auch Chondroitinsulfat gehören. Sie tragen dazu bei, die Proteoglykane an der Matrix festzuhalten und bilden ein Gerüst, an das sich die Proteogykane heften können. Weitere Bestandteile sind Proteine und Lipide.
Dies hört sich sehr kompliziert an, Sie müssen sich die einzelnen Begriffe auch nicht merken. Sie werden aber sehen, dass die Kenntnisse über den Aufbau und die Versorgung des Knorpels wichtige Konsequenzen für die Therapie hat. So gibt es mittlerweile medikamentöse Therapien, die versuchen, die natürlichen Knorpelbestandteile zu ersetzen.
Ältere Menschen sind von der Krankheit häufiger betroffen, aber auch Kinder und jüngere Menschen können eine Arthrose bekommen. Verletzungen, Freizeitsport sowie Fehl- und Überbelastungen führen dazu, dass immer mehr jüngere Menschen unter Arthrose leiden. Schon ab dem 35. Lebensjahr wird es kritisch, bei jedem Zweiten sind dann bereits Verschleißerscheinungen der Gelenke festzustellen. Mit zunehmendem Alter nimmt die Elastizität des Gelenkknorpels ab und ab dem siebten Lebensjahrzehnt hat praktisch jeder Mensch Einbußen am Knorpel erlitten. Aber das sind normale Rückbildungen und keine krankhaften Verschleißerscheinungen. Die wenigsten sichtbaren Gelenkveränderungen führen auch zu Beschwerden.
Eine gute Gelenkpflege kann massive Schädigungen vermeiden. Die Erkrankung wird verhindert oder zumindest aufgehalten. Leider wird der überwiegende Teil der Patienten nicht so behandelt, wie es wünschenswert wäre. Nur etwa zwei Millionen der Arthrosekranken sind wegen ihrer Erkrankung in ärztlicher Behandlung. Je früher und konsequenter die Therapie beginnt, desto besser kann man den Verlauf der Krankheit aufhalten, das gilt für junge wie für ältere Patienten.
Die Arthrose kommt schleichend
Eine Arthrose entsteht nicht von heute auf morgen. Das ist tückisch, denn zu Beginn merkt man meist gar nichts von der Erkrankung, sondern erst, wenn die Arthrose weiter fortgeschritten ist. Nicht selten finden sich daher bei einigen Patienten arthrotische Gelenkveränderungen per Zufall im Röntgenbild, ohne dass der Betroffene Schmerzen verspürt.
Zunächst verliert der Gelenkknorpel seine Elastizität. Einzelne Knorpelzellen sterben ab und das Knorpelgewebe wird immer dünner, raut auf und reißt ein. In diesem Stadium spricht man noch nicht von einer Arthrose, sondern von einem Knorpelschaden. Dieser ist anfänglich meist noch so klein, dass er oft nicht bemerkt wird. Er löst aber bereits schwerwiegende Veränderungen aus. Durch diese Schädigung wird nämlich die Belastungsverteilung auf den Gelenkflächen verändert. Die gesunden Knorpelanteile müssen die Last der geschädigten mit tragen, die Belastung auf den gesunden Knorpelflächen steigt an. Auf bestimmte Gelenkanteile treffen dadurch sehr hohe Belastungsspitzen. Schon bei Alltagsbelastungen müssen die tragenden Gelenkanteile dann
„Höchstleistung“ vollbringen. Durch diese zunehmende Belastung wird nach und nach der darunter liegende Knochen angegriffen, der nun nicht mehr durch den Knorpel geschützt ist. Der Knochen versucht den fehlenden Knorpelschutz auszugleichen, er verdichtet und verhärtet sich. Dies sieht man nun auch auf dem Röntgenbild und wird in der Fachsprache „subchondrale Sklerosierung“ genannt. Erst jetzt spricht man von einer Arthrose.
Durch die rau gewordene Knorpeloberfläche ist der reibungslose Bewegungsablauf der Gelenkpartner nicht mehr möglich. Kleine Knorpelteilchen können sich ablösen, die in der Gelenkflüssigkeit schwimmen und im Gelenk wie „Sand im Getriebe“ wirken. Dies kann zum einen
schmerzhaft sein, reizt aber auch die Gelenkinnenhaut, die mit einer Entzündungsreaktion antwortet. Die Folge ist ein immer schnelleres Fortschreiten der Erkrankung, wenn man diesen Teufelskreis nicht möglichst frühzeitig durchbricht. Je früher also eine Arthrose behandelt wird, desto eher kann man tief greifende Schädigungen vermeiden.
Wegen des fehlenden Schutzes durch den Gelenkknorpel erhöht sich die Belastung auf den Knochen. Der Körper versucht, den erhöhten Druck auszugleichen, indem er die Gelenkfläche vergrößert. Am Rand der Gelenkflächen kommt es zu knöchernen Auswachsungen, es bilden sich wulstige Knochenvorsprünge, die sogenannten Osteophyten. Diese Deformierung des Knochens ist manchmal sogar sichtbar und spürbar und schränkt die Beweglichkeit des Gelenkes zunehmend ein. Schreitet der Prozess weiter fort, wird der Gelenkspalt immer enger. Auch der Knorpelschaden breitet sich durch die zunehmende Belastung auf immer kleiner werdende Gelenkanteile weiter aus. Die Patienten leiden unter phasenweisen Schmerzen, Schwellungen, Muskelverspannungen und Bewegungseinschränkungen im Bereich des betroffenen Gelenkes.
Greift man in diesen fortschreitenden Krankheitsprozess nicht ein, wird die Knorpelschicht nach und nach vollständig abgerieben und die darunter liegenden Knochen liegen frei. Die gelenkbildenden Knochen reiben dann direkt und ohne Schutz aufeinander. Ist der Gelenkspalt im Endstadium der Erkrankung ganz verschwunden, wird das Gelenk steif. In diesem Stadium hilft nur noch eine Operation mit einem künstlichen Gelenkersatz.
Die Arthrose beeinflusst nicht nur den Knorpel allein, sondern im Laufe des Krankheitsprozesses alle an der Gelenkfunktion beteiligten Strukturen, also Gelenkknorpel, Gelenkschmiere, Gelenkinnenhaut, den das Gelenk umschließende Kapsel-Bandapparat, die Muskulatur und die zuständigen nervalen Steuerzentralen. Sukzessiv versagt die funktionelle Einheit „Gelenk“.
Doch dieser Verlauf ist nicht schicksalhaft! Die Arthrose ist durch einen dynamischen Verlaufsprozess gekennzeichnet mit Wechseln von Phasen des Stillstands und des Fortschreitens, der bei jedem Menschen anders ist. Vor allem kann mit einer frühzeitigen Therapie und einem sorgsamen Umgang mit den Gelenken viel dazu beigetragen werden, den Verlauf der Arthrose aufzuhalten oder zu verlangsamen.
Die Arthrose verläuft zeitlich und von der Symptomatik bei jedem Menschen anders. Bei manchen Betroffenen entwickelt sich der degenerative Prozess sehr schnell, bei anderen dauert es Jahre, einige leiden unter starken Symptomen, andere haben relativ wenig Beschwerden.
In der Regel ist die Arthrose aber ein langsamer und schleichender Prozess. Lange Zeit treten keine Beschwerden auf oder erste Anzeichen werden nicht ernst genommen Schädigungen des Knorpels verursachen nämlich keine Schmerzen, da das Knorpelgewebe nicht schmerzempfindlich ist. Die Früherkennung ist somit sehr schwierig. Ich empfehle meinen Patienten einen regelmäßigen Gelenk-Check ab 40 Jahren, liegt eine familiäre Vorbelastung vor, bereits ab 30 Jahren. Ausnahme bilden Patienten, die Verletzungen erleiden, nach denen es zu einer vorzeitigen Arthrose kommen kann, wie Gelenk- und Bandverletzungen; diese Patienten sollten frühzeitig regelmäßig untersucht werden. Der Gelenk-Check umfasst eine genaue Anamnese und klinische Untersuchung sowie gegebenenfalls eine weiterführende Diagnostik und kann vom Orthopäden durchgeführt werden. Als Vorsorgeleistung wird der Check leider nicht von den Krankenkassen übernommen.
Die ersten deutlicheren Beschwerden treten also in der Regel erst auf, wenn der Knochen bereits angegriffen ist, Entzündungen entstehen oder die Muskulatur als Reaktion auf die Veränderungen verspannt. Typisch für die Arthrose ist der so genannte Anlaufschmerz. Gerade zu Beginn einer Bewegung, also wenn Sie morgens aus dem Bett aufstehen oder lange gesessen haben, sind die Schmerzen am stärksten und Ihr Gelenk fühlt sich
wie „eingerostet“ an. Die Schmerzen werden besser oder verschwinden ganz, wenn Sie sich einige Schritte gegangen sind und sich eine Weile bewegt haben. Im Frühstadium verspüren viele Betroffene manchmal ein merkwürdiges Spannungsgefühl im Gelenk und haben vielleicht Schmerzen in den Gelenken nach körperlicher Betätigung oder Sport (Belastungsschmerz). Es können auch Gelenkgeräusche wie Knirschen oder Knacken (Krepitationen) auftreten. Aber nicht jeder, der Gelenkgeräusche hat, hat eine Arthrose.
Je weiter die Erkrankung fortschreitet, desto deutlicher und häufiger werden auch die Symptome. Schon bei normalen Bewegungen schmerzen die Gelenke. Wenn Sie Schmerzen haben, auch wenn das betroffene Gelenk passiv bewegt wird, z. B. durch ihren Arzt, so ist dies ein Hinweis, dass es sich um eine Arthrose handeln könnte. Neben den Schmerzen können in diesem Stadium auch Entzündungen, Schwellungen und ein Gelenkerguss entstehen.
Im Spätstadium der Arthrose schmerzen die Gelenke auch in Ruhe, die Bewegungen sind deutlich eingeschränkt. Diese ist vor allem auf die zunehmende Deformierung der Gelenkknochen zurückzuführen. Der Gelenkspalt wird immer enger und somit auch die Gelenkbeweglichkeit. Die zunehmende Belastung der Gelenkknochen führt zu häufigen Entzündungen und Schwellungen. Der Verlust des Gelenkknorpels bewirkt auch, dass das Gelenk instabil wird. Ein Gelenk wird im gesunden Zustand durch Bänder stabilisiert. In einem arthrotisch veränderten Gelenk ist der Gelenkspalt schmaler geworden. Die Bänder sind aber auf eine physiologische Länge eingestellt und können deshalb das Gelenk nicht mehr so stabil halten. Ist der Knorpel allerdings vollkommen abgerieben (Knorpelglatze), wird das Gelenk vollständig steif.
PhasenweiseroderdauernderSchmerzineinemGelenk
Anlaufschmerzen,Steifheit,wennmanausdemBettaufsteht
Gelenkschwellungoder–empfindlichkeit ineinem oder mehrerenGelenken
EinknirschendesGefühlodereinGeräusch,alsobKnochenaufKnochenreibt(=Krepitation)
Muskelverspannungen
Bewegungseinschränkung
FunktionsverlustdesGelenkes
Dauerhaftheiß,rotoderempfindlich?WahrscheinlichkeineArthrose.IhrArztwirdmöglicheandereUrsachenabklären,wiez.B.Rheuma
Nicht jeder Arthrose-Patient hat Schmerzen. Tatsächlich haben nur etwa ein Drittel aller Betroffenen mit einer klaren Röntgendiagnose Schmerzen oder andere Symptome.
Arthrose ist eine Gelenkerkrankung, was hat sie also mit der Muskulatur zu tun? Schon wenn Sie noch gar nicht an Arthrose denken, treten oft als erstes Zeichen Schmerzen in der Muskulatur auf. Diese entstehen, weil Sie unbewusst Schonhaltungen (z. B. Schonhinken) einnehmen, um das betroffene Gelenk zu schützen oder Bewegungen zu vermeiden, die das Gelenk belasten. Eine Schonhaltung ist aber nicht ökonomisch und die Muskeln werden nicht ihrer Funktion entsprechend beansprucht. Darauf reagieren sie mit Verspannungen, die Sie als schmerzhaft verspüren.
Das Fatale: es entsteht ein Teufelskreis aus Schonhaltung, Verspannung, Schmerzen, verstärkter Schonhaltung und noch mehr Schmerzen. Verspannung bedeutet, dass der Muskel kontrahiert (=sich zusammen zieht). Anders als bei einer bewussten Anspannung, um z. B. etwas zu greifen oder zu heben, kontrahiert der verspannte Muskel aber nicht willentlich. Bei länger anhaltenden Verspannungen passt sich die Muskulatur an, sie verkürzt. Dies
wiederum hat vielfältige Konsequenzen. Die Muskulatur zieht verstärkt und einseitig an den Gelenkknochen, an denen sie ansetzen. So wird das ohnehin geschädigte Gelenk zusätzlicher Belastung ausgesetzt und die gesamte Haltung nach und nach verändert.
Sie müssen sich die Funktion der verschiedenen Muskeln als eine sich bedingende Funktionskette vorstellen. Eine Störung etwa in der Beinmuskulatur setzt sich über die Hüfte, den Rücken bis hin zur Schulter und Nackenmuskulatur fort – nach und nach verändert sich Ihre gesamte Haltung. Dabei funktionieren Muskeln immer als Paare. Es gibt wie im Sport Spieler (Agonisten) und Gegenspieler (Antagonisten). Wenn Sie z. B. ihr Bein ausstrecken, spannen Sie ihre vordere Oberschenkelmuskulatur an (Agonist), dafür muss aber die hintere Oberschenkelmuskulatur (Antagonist) entspannen.
Was heißt das für die gestörte Muskelfunktion? Verkürzt ein Muskel aufgrund andauernder Verspannung und Fehlhaltung, schwächt sich automatisch der Gegenspieler dieses Muskels ab. Es entsteht eine Dysbalance, die auch das Gleichgewicht des dazugehörigen Gelenks verschiebt. Sie können sich das vorstellen wie bei der Takelage eines Schiffmastes. Ist diese nicht gleichmäßig von allen Seiten gespannt, kann der Mast nicht aufrecht stehen.
Es ist sehr wichtig, dass Ihr Arzt oder Physiotherapeut genau untersucht, welche Muskeln bei Ihnen verkürzt sind und welche abgeschwächt. Dann kann mit einem zielgerichteten Dehnungs- und Kräftigungsprogramm der Teufelskreis unterbrochen werden.
NachGelenk-undBänderverletzungensolltenSiesichregelmäßigeinemArthrose-Checkunterziehen.
Auf der Suche nach den Ursachen
Früher dachte man, dass eine Arthrose eine unweigerliche Erscheinung des Alterns ist. Heute weiß man, dass das nicht so ist. Wissenschaftler und Ärzte lernen immer mehr über die Krankheit und arbeiten an Möglichkeiten, Risikofaktoren für ihre Entstehung zu beeinflussen.
Trotzdem weiß man bis heute nicht genau, was die Ursache für die Arthrose ist. Wissenschaftler gehen davon aus, dass es sich um eine Kombination von Ursachen und Risikofaktoren handelt, die sowohl individuell als auch umweltbedingt sind. Immer liegt aber ein Ungleichgewicht zwischen Belastung und Belastbarkeit der Gelenke vor.
Entsteht dieses Missverhältnis ohne ersichtlichen Grund, spricht man von einer primären Arthrose. Hier sind noch nicht alle Faktoren bekannt, doch für die primäre Arthrose spielen biologische und konstitutionelle Faktoren eine Rolle. Durch angeborene Fehlstellungen der Gelenke wie z. B. X- oder O-Beine werden die Gelenkanteile ungleichmäßig belastet. Die Belastung verteilt sich nicht auf die gesamte Gelenkfläche. Dadurch entstehen für bestimmte Gelenkanteile Spitzenbelastungen und die Gefahr einer Überlastung und Schädigung steigt. Auch genetische Faktoren spielen eine Rolle, insbesondere ist dies für die Entstehung der Arthrose der kleinen Fingergelenke bekannt. Aktuell sind die Wissenschaftler auf der Suche nach den möglichen verantwortlichen Genen. Sollten diese identifiziert werden, könnten auch Vorhersagen gemacht werden, wer besonders gefährdet ist, eine Arthrose zu entwickeln und man könnte diesem rechtzeitig vorbeugen. Eine genetische Veranlagung bedeutet aber nicht zwangsläufig den Ausbruch der Erkrankung. Genetisch vorbelastete Menschen können ihr Leben lang gesund bleiben, so dass auch andere Faktoren die Entstehung der Arthrose beeinflussen müssen.
Lässt sich eine spezifische Ursache für die Knorpelzerstörung identifizieren, spricht man von einer sekundären Arthrose. Hier gibt es zahlreiche Auslösefaktoren und Risikofaktoren, die von Verletzungen, Über- und Fehlbelastungen bis hin zu Bewegungsmangel und Übergewicht reichen. Bei jedem Patienten kann sich eine ganz individuelle Konstellation von Auslösefaktoren zusammenstellen. Es ist wichtig, diese herauszufinden, da sie für die individuelle Therapie von großer Bedeutung sind.
Alter
AngeboreneFehlstellungenvonGelenken(z.B.X-oderO-Beine)
Über-undFehlbelastungenderGelenkedurchBeruf,AlltagoderSport
Bewegungsmangel
Übergewicht
Stoffwechselstörungen(z.B.Diabetesmellitus,Gicht)
EntzündlicheGelenkprozesse(z.B.Rheuma)
Vererbung
Viele Patienten bekommen Angst, wenn sie die Diagnose Arthrose erhalten. Werde ich mein Leben lang Schmerzen ertragen müssen? Werde ich mich immer schlechter bewegen können? Kann ich meinen Alltag und Beruf noch so ausüben, wie ich es mir wünsche?
Ich möchte Ihnen diese Angst nehmen. Arthrose ist kein unabwendbares Schicksal. Es gibt heute sehr wirksame Behandlungsmöglichkeiten, die die Symptome und Beschwerden sehr gut bekämpfen und eine Verschlechterung der Erkrankung verlangsamen oder sogar aufhalten können. Wir sind heute in der Medizin viel weiter als noch vor einigen Jahren und werden in ein paar Jahren noch weiter sein. Noch dazu hat die Wissenschaft eine überaus wirksame Arthrose-Therapie – Sie selbst. Wie gut Sie mit Ihrer Arthrose leben werden, hängt entscheidend von Ihnen selbst ab, von Ihren Aktivitäten und
Ihrer Lebenseinstellung. Wenn Sie aktiv gegen Ihre Arthrose vorgehen, werden Sie Ihre Beschwerden gut in den Griff bekommen. Mit diesem Buch tun Sie den ersten Schritt hierfür – Sie informieren sich über Ihre Krankheit. Ganz wichtig ist aber auch, dass Sie einen Arzt Ihres Vertrauens finden, der Sie umfassend und individuell begleitet und betreut. Sie müssen sich Ihr „Arthrose-Team“ zusammenstellen, das aus Ihnen, Ihrem Arzt und eventuell einem Physiotherapeuten besteht.
Ich möchte Ihnen Mut machen und Ihnen aus der Erfahrung meiner Praxis sagen: Trotz der Beschwerden können die meisten Menschen mit einer Arthrose ein aktives und produktives Leben führen, wenn sie ein effektives Arthrose-Management gemeinsam mit ihrem Arzt entwickeln.
Die Arthrose ist eine degenerative Gelenkerkrankung, bei der Knorpel und Knochen geschädigt sind
Arthrose gehört zu den häufigsten Erkrankungen. Sie sind nicht allein.
Von der Arthrose sind hauptsächlich ältere Menschen betroffen, aber auch jüngere Menschen können eine Arthrose entwickeln
Weniger als die Hälfte der Arthrose-Patienten hat Beschwerden
Eine gute „Gelenkpflege“ schützt Ihre Gelenke vor fortschreitender Schädigung und Beschwerden
Der Knorpel ist nicht durchblutet und kann daher bei Verletzung oder Schädigung nur bedingt heilen
Bewegung ist lebensnotwendig für die Ernährung des Gelenkknorpels
Typisch für die Arthrose sind die so genannten Anlaufschmerzen
Durch einen regelmäßigen Gelenk-Check ab 40 Jahren bei Ihrem Orthopäden kann eine Arthrose frühzeitig erkannt werden
Bei den ersten Symptomen sofort zum Arzt! Je früher eine Arthrose behandelt wird, desto besser kann ihr Fortschreiten verhindert werden
Der Verlauf der Arthrose ist nicht schicksalhaft. Sie können gemeinsam mit Ihrem Arzt des Vertrauens wesentlich über den Verlauf bzw. die damit verbundenen Beschwerden bestimmen.