Gut sterben - wie geht das? - Gian Domenico Borasio - E-Book

Gut sterben - wie geht das? E-Book

Gian Domenico Borasio

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Beschreibung

"Jeder Mensch stirbt anders, und die meisten Menschen sterben ungefähr so, wie sie gelebt haben … eine Kämpfernatur wird kämpfen bis zum Schluss." Gian Domenico Borasios Essay ist in keinster Weise ein allgemeingültiges Rezept für einen angenehmen oder friedlichen Tod. Ebenso wenig ist er ein religiöser, spiritueller, oder sonstwie gearteter Kommentar über den Tod an sich. Nein, Borasio plädiert dafür, die Palliativmedizin in all ihren Facetten – der Essay ist gegliedert in Geschichtliches, Demografisches, Philosophisches, Wissenschaftliches, Pragmatisches, Politisches, und Versöhnliches – als Gesellschaft ernst zu nehmen.

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Seitenzahl: 22

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Gian Domenico Borasio

Gut sterben – wie geht das?

Gedanken und Erfahrungen eines Palliativmediziners

Der Tod ist groß.Wir sind die Seinen lachenden Munds.Wenn wir uns mitten im Leben meinen,wagt er zu weinenmitten in uns.

Kaum ein Dichter deutscher Zunge hat sich so intensiv und gleichzeitig so einfühlsam und beinahe zärtlich mit dem Tod auseinandergesetzt wie Rainer Maria Rilke. Für Rilke war der Tod ein ständiger Begleiter. Das Thema zieht sich wie ein roter Faden durch sein Gesamtwerk – was ihn nicht daran gehindert hat, heitere, ausgelassene und lebensfrohe Verse zu schreiben; vielleicht ist es ihm sogar gerade deswegen gelungen.

Sie sehen, wir sind schon mitten im Thema: Über das Sterben zu sprechen – ist das etwas ausschließlich Düsteres, Lähmendes? Oder hat die Beschäftigung mit dem Lebensende auch andere Facetten? Lässt sich überhaupt so etwas wie ein »gutes Sterben« postulieren, wo doch die meisten Menschen eine panische Angst vor diesem unvermeidlichen Ereignis haben? Der tibetische Meister und Buchautor Sogyal Rinpoche (Das tibetische Buch vom Leben und vom Sterben) sagte einmal: »If you are afraid of dying, I have good news for you – I can guarantee you that you will all die successfully« (Wenn Sie Angst vor dem Sterben haben, habe ich eine gute Nachricht für Sie: Ich kann Ihnen garantieren, dass Sie alle erfolgreich sterben werden). In der Tat: Keiner von uns würde ernsthaft seine eigene Sterblichkeit anzweifeln. Und dennoch verhalten wir uns oft so, als ob wir davon nichts wüssten oder vielleicht nichts wissen wollten.

Die Frage, ob es so etwas wie ein »gutes Sterben« gibt, wird Palliativmedizinern qua Amt oft gestellt. Die Palliativmedizin ist in den letzten Jahren bekannt geworden als die medizinische Disziplin, die sich um unheilbar Kranke in ihrer letzten Lebensphase kümmert. Im Grunde stellt die Palliativmedizin die Übersetzung des Hospizgedankens in die Akutmedizin dar. Laut der Definition der Weltgesundheitsorganisation hat die Palliativmedizin die Aufgabe der »Verbesserung der Lebensqualität von Patienten und ihren Angehörigen, die mit einer lebensbedrohlichen Erkrankung konfrontiert sind. Dies geschieht durch Vorbeugung und Linderung von Leiden mittels frühzeitiger Erkennung, hoch qualifizierter Beurteilung und Behandlung von Schmerzen und anderen Problemen physischer, psychosozialer und spiritueller Natur.«1

Was bedeutet das in der Praxis? Können Palliativärzte wirklich besser einschätzen als andere, was gutes Sterben ist und wie man das bewerkstelligt? Die kurze Antwort vorweg: Das