Gute Nacht Geschichten - Wolf- Dieter Erlbeck - E-Book

Gute Nacht Geschichten E-Book

Wolf- Dieter Erlbeck

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Beschreibung

Kleine bezaubernde Geschichten des Alltags, die man sieht, wenn man mit Kinderaugen durch die Welt zieht. Lustig, abenteuerlich, spannend, lehrreich und unterhaltend erzählt. In der einen oder anderen Geschichte erkennt man sich und die Nachbarn.

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Seitenzahl: 103

Veröffentlichungsjahr: 2014

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Wolf- Dieter Erlbeck

Gute Nacht Geschichten

Geschichten zum Vorlesen

 

 

 

Dieses ebook wurde erstellt bei

Inhaltsverzeichnis

Titel

Der Wurm

Das vergeßliche Eichhörnchen

Der Igel und das Auto

Die Tulpe

Die Eisblumen

Weihnachtszeit

Das Räuchermännchen

Die Maus

Der Schutzengel

Aufräumen im Kinderzimmer

Das Blatt

Der verzauberte Prinz

Das versäumte Frühstück

Geräusche in der Nacht

Die Geburtstagsfeier

Die fleißige Spinne

Die Bootsfahrt

Der Weihnachtsbaum

Alles nur ein Traum

Das Elektroauto

Telefonieren

Die Meise

Impressum neobooks

Der Wurm

Es war einmal ein winzig kleiner, süßer Wurm. Im Schein der warmen Frühlingssonne rekelte und krabbelte er auf einem satten grünen Kirschbaumblättchen hin und her, als wenn er in seinem zwei Tage alten Leben noch nie etwas anderes getan hätte. Er fühlte sich pudelwohl und dachte nur an das Schöne in seinem neuen Leben, das da aus köstlich köstlich schmeckenden Kirschbaumblättern bestand, herrlich belebender warmer Luft und einem lauen, zarten Lüftchen, das den kleinen Wurm nicht von seinem Blättchen wehen konnte.

Er dachte nicht an Gefahren, die da irgendwo aus fernen Lüften auf ihn zukommen sollten. Er knabberte fröhlich vergnügt an seinem wohlschmeckenden Blättchen und genoß die immer stärkere Schaukelei, hervorgerufen durch seine akrobatische Turnerei auf dem schmalen dünnen Blättchen und einem etwas heftig aufkommenden Wind.

Das bemerkte auf einem Nachbarbäumchen auch ein lustig dreinguckender, fröhlich vor sich hin pfeifender frecher kleiner Spatz. Er reckte sein Köpfchen in die Höhe und sah deutlich den gelblich leuchtenden, winzig kleinen, sich völlig sicher fühlenden Wurm.

„Das wäre ausreichend für meinen Mittagstisch“, dachte sich der aufgeweckte Spatz und hob ganz leise seine Flügel, machte ein paar Auf- und Abbewegungen damit, als wollte er noch einmal testen, dass auch alles in Ordnung war. Dann stürzte er sich pfeilschnell auf das Objekt seiner Begierde, dem satten grünen Blättchen auf dem Nachbarbäumchen.

Hier tummelte sich noch immer der ahnungslose kleine Wurm, der auch jetzt noch keine Gefahr auf sich zukommen sah, obwohl der hungrige Spatz nur noch wenige Meter entfernt, im direkten Flug auf ihn zukam.

Genau in dem Augenblick, als der Spatz mit weit geöffnetem Schnabel auf das sanft im Wind schaukelnde Blättchen traf, hatte der himmlische Wind ein wenig Mitleid mit dem neugeborenem, unschuldigem Miniwurm und blies mit aller Macht in die Richtung, wo er eben noch fröhlich und nichtsahnend herumturnte.

Mit urgewaltiger Wucht drehte sich das Blatt im Wind und wurde weit nach unten gedrückt, gerade so, dass es nicht aus seinem zarten Stiel herausreißen konnte. Der kleine Wurm konnte sich geradeso, mit letzter Kraft festklammern, als er den aus seiner Sicht riesigen Spatz vorbeidonnern sah.

Während der eben noch sorglos vor sich hinturnende kleine gelbe Wurm am ganzen Körper zitterte, konnte der freche, hungrige Spatz beim besten Willen nicht mehr ausweichen und prallte mit ungeheuerer Wucht und weit geöffnetem Schnabel auf den dicken, festen, breiten Baumstamm. Er landete völlig unprogrammgemäß auf dem Rücken. Nachdem er sein Gefieder wieder geordnet und sich davon überzeugt hatte, dass auch sein Schnabel nur mit Abschürfungen davongekommen war, breitete er seine Flügel weit aus und verließ die Stätte seiner mißlungenen Flugkunst auf dem schnellsten Wege. Der Appetit auf leckere kleine Würmer war ihm auf längere Zeitvergangen.

Der kleine Wurm jedoch hatte daraus gelernt und knabberte fortan die Blätter nur von unten an und wenn er nicht gestorben ist, dann wurde aus ihm ein märchenhaft schöner, stolzer Schmetterling, der sich irgendwo in den Lüften unserer Gegend aufhält und immer schön Obacht gibt, dass ihm kein hungriger Spatz zu nahe kommt.

Das vergeßliche Eichhörnchen

Es war ein klirrend, kalter Wintertag. Der Wind fegte eiskalt über den zugefrorenen Teich und Frau Holle machte mal wieder Hausputz und schüttelte ihre Betten über uns aus. Wer nicht unbedingt sein zu Hause verlassen musste, machte es sich am brodelndem Kamin oder im warmen Bettchen bequem.

An den Fenstern bildeten sich in Anbetracht der unbarmherzigen Kälte herrlich bizarre Eisblümchen.

Ich drückte mein Näschen fast am kalten Fenster platt. Die Schneeflocken tanzten vor meinen Augen umher, dass mir fast schwindelig vom Zusehen wurde. Flocke auf Flocke fiel auf die Erde und blieb aufeinander liegen. Man konnte beinahe zusehen wie die Schneedecke immer dicker wurde.

Ich hatte mich so auf die lustig wirbelnden Schneeflocken konzentriert, dass ich das hellbraune, kleine Wesen, mit den lustigen dunklen Augen fast übersehen hätte!

Ein Eichhörnchen!

Am liebsten wäre ich nach draußen gesprungen, um es hereinzuholen, wusste aber natürlich, dass es dann sofort verschwunden wäre!

Also blieb ich in sicherer Entfernung hinter der Glasscheibe und hielt fast die Luft an, um das kleine zierliche Geschöpf nicht zu erschrecken.

Jetzt mußte es wohl die Stelle gefunden haben, wo es sich im Sommer die Nüsse vergraben hatte. Es begann wie wild mit den Füßchen zu schaufeln und der Schnee flog durch die schmalen Hinterbeinchen im hohen Bogen davon. Fast war das kleine Tier schon in dem selbst gegrabenen Loch verschwunden, als es plötzlich das kleine, süße Köpfchen hob, nach links und rechts guckte, um dann erneut weiter zu graben. Mit zunehmender Dauer schien es aber berechtigte Zweifel an der Richtigkeit der Stelle zu haben, wo es jetzt die Nüsse vermutete! Immer häufiger blickte es suchend nach allen Seiten, bis es schließlich an einer anderen Stelle zu buddeln begann! Aber auch hier war dem unglücklichen Tier kein Erfolg beschieden. Die kleinen Vorderfüßchen waren schon wund vom Graben und Schaufeln und die rettende Nahrung war noch immer nicht gefunden. Die Bewegungen des unglücklichen Tierchens wurden immer hektischer und unsicherer. Die selbst erstellten Löcher immer kleiner.

Leise schlich ich mich in die Küche, holte Muttis kleine Stehleiter und kletterte hinauf. Auf der oberen Stufe angekommen öffnete ich die große schwere Flügeltür des Küchenschrankes, griff mit meiner kleinen Patschhand hinein, fasste in die runde Plastikschüssel, nahm eine Hand voll Nüsse heraus und steckte sie in meine Hosentasche.

Nachdem ich das ein paarmal wiederholte, war ich überzeugt, genug Erdnüsse für das arme, hungrige Eichhörnchen eingepackt zu haben.

Vorsichtig kletterte ich die Leiter wieder hinunter und stellte sie in die Ecke. Dann zog ich meine dicke Winterjacke an, setzte meine lustige rote Pudelmütze auf und zog die schweren braunen Fellschuhe an. In dieser Aufmachung begab ich mich

nach draußen. Leise, ganz vorsichtig öffnete ich die Haustür, ging ein paar Schritte Richtung Teich, dort wo ich das zierliche, schmale Eichhörnchen vermutete. Doch das scheue Tier musste mich gehört haben und blieb zunächst verschwunden. Ich konnte es jedenfalls im Moment nicht entdecken. Ich griff in meine vollgestopfte Hosentasche und packte alle meine Vorräte in die vielen kleinen und großen Löcher.

„Guten Appetit“, sagte ich und verschwand genauso leise, wie ich gekommen war.

Als ich meinen Fensterplatz wieder erreichte, sah ich gerade noch wie das kleine braune Wesen mit einem meiner lebensrettenden Erdnüssen verschwand.

Als Mama vom Einkaufen zurückkam erzählte ich ihr von meinem Erlebnis und sie erklärte mir, dass Eichhörnchen sehr vergeßlich sind und die Stellen, wo sie sich im Sommer Nahrung vergraben, nur sehr selten wieder finden, und deshalb überall im Garten kleine Wallnussbäume sprießen. Anschließend machte sie mich aber darauf aufmerksam, dass ein so kleiner Junge wie ich nicht auf eine Leiter klettern sollte, weil dies zu gefährlich ist! Gleichzeitig stellte sie mir die Plastikschüssel auf den Tisch, damit ich sie leicht erreichen konnte.

Mein Eichhörnchen war aber offensichtlich nicht so vergeßlich, die Stelle, wo es frische Erdnüsse gab, in den nächsten Tagen immer wieder aufzusuchen. Es blieb solange vor dem Fenster sitzen und sah mich fragend an bis ich ein paar Erdnüsse in die vorbereiteten Löcher gelegt hatte!

Der Igel und das Auto

Die Sonne war bereits hinter dicken Wolken verschwunden, hatte sich ihre wärmende Bettdecke bis über beide Ohren gezogen und wartete auf den nächsten Morgen, wo sie ihren anstrengenden Dienst am Himmel wieder aufnehmen musste.

Ihre Ablösung am Himmel, der Herr Mond, musste nur nachts arbeiten. Er wollte seinen schweren Nachtdienst eigentlich jetzt antreten, aber die dichten, fetten Wolken ließen dies vorerst nicht zu. Sie jagten am Horizont entlang und warfen ein düsteres, nichts Gutes ahnendes Bild auf unsere Erde. In der Ferne blitzte und funkelte es und nach einer gewissen Zeit ertönte ein tiefes, dumpfes Grollen!

Ein Gewitter war im Anrollen.

Am Straßenrand saß ein kleiner Igel und hoffte noch vor dem großen Regen auf die andere Straßenseite zu kommen.

Der kleine putzige Kerl hatte es schon mehrfach versucht, aber immer wenn er eines seiner kleinen Füßchen auf den warmen Asphalt gesetzt hatte, erzitterte dieser, erschienen zwei Lichter am Horizont und ehe er sich versah, raste eines dieser stinkenden, lärmenden Ungetüme an ihm vorbei, das die Menschen Auto nannten!

Gerade als er den fünften oder sechsten Versuch unternehmen wollte, setzte urplötzlich dieser furchtbare Regen ein, der sein Unterfangen noch erschweren sollte! Trotzdem setzte er seinen rechten, zierlichen Fuß auf die Straße, nachdem er zuvor erst nach links und dann nach rechts geschaut, wie es ihm seine Igelmama gelernt hatte. Die Sicht war durch den starken Regen sehr beeinträchtigt, aber dennoch sah er im diffusen Abendlicht, hinter häßlich klatschenden Regentropfen die zwei Lichter in der Ferne, die schnell näher kamen. Schnell zog er sein Füßchen zurück und bevor er sich richtig einigeln konnte, donnerte ein dunkler Schatten an ihm vorbei. Die Räder schoben eine Bugwelle vor sich her, die den kleinen, schwachen Igeljunior mit voller Wucht trafen! Naß wie ein aufgeweichter Schwamm fand er sich einen halben Meter neben der Straße wieder, als auch schon das nächste, krachmachende, übelriechende Gefährt vorbeischoß! Wieder ergoß sich eine Riesenwelle über den unglücklichen, kleinen Igel.„Na wenigstens habe ich das Duschen heute schon hinter mir“, dachte der kleine Schlingel und setzte zum nächsten Versuch an.

Diesmal schien tatsächlich nichts zu kommen!

Blick nach links und Blick nach rechts und los ging es. Schnell setzte er ein Beinchen vor das andere, als der nasse Asphalt erneut zu beben begann. Der kleine Igelmann sah nach links und blickte in das taghelle, grelle Licht zweier Scheinwerfer, die mit einer wahnsinnigen Geschwindigkeit auf ihn zurollten! Zurückrennen war zu spät! In Windeseile rollte sich der kleine Kerl zusammen, gerade so wie es seine Igelmama bei Gefahr immer vorgemacht hatte.

Dann raste die dunkle Blechlawine über ihn hinweg. Er sah es nicht, aber er spürte wie sich alles an seinem kleinen Körper bewegte.

Dann plötzlich Ruhe, nur der Regen platschte weiter auf den nassen, dampfenden Asphalt und stieg dann in weißen Dunstwolken zum Himmel empor.

Der kleine Igel steckte vorsichtig das süße Köpfchen unter den schützenden Stacheln hervor. Tastete alle Stellen seines zierlichen, schmalen Körpers ab und stellte voller Entzücken fest, dass noch alles intakt und unversehrt war. Schnell rannte er die letzten Meter zum rettenden anderen Straßenrand, als kurz hinter ihm schon das nächste Auto vorbeifuhr und ihm noch eine letzte kleine Dusche verpaßte.

Der kleine Igel aber schwor sich nie wieder einen Weg zu nehmen, den die zweibeinigen Tiere, Menschen genannt, mit ihrem fahrbaren Untersatz benutzen und den sie Straße nennen. Außerdem schwor er diesen Abend zukünftig nur noch an Igelampeln die Wege zu überqueren. Da er dies auch strikt einhielt, lebte er noch viele Jahre ein schönes, unbeschwertes Igelleben.

Die Tulpe

Die Sonne erstrahlte vom Himmel, als habe sie Jahre nachzuholen. Ein Hauch von Wind jagte über die gerade frisch ergrünten Wiesen und ließ die Halme und Gräser in der milden Luft tanzen. Die Menschen bevölkerten Wiesen, Wege und Bänke und dank der wärmenden Frühlingssonne waren sie freudig erregt und von ansteckender guter Laune erfüllt. Hunde und Katzen tollten umher und schienen von der überschäumenden Lust ihrer Herrin oder ihres Herrchen angesteckt.

Auf den ersten Blick bot sich tatsächlich ein Bild von Glück und Zufriedenheit. Erst bei genauerem Hinsehen sah ich die farbenprächtige Tulpe mitten auf der saftig grünen Wiese. Ihre quittegelbe Blüte überstrahlte alles und doch war sie unglücklich und mir blieb das Tränchen an ihrem Kelch nicht verborgen. Ihr Blütenköpfchen drehte sich im Wind wie ein Karussell und drohte fast bei jeder Bewegung abzustürzen. Schwer neigte sich der Kopf auf dem zarten grünen Stiel und konnte sich nur mit äußerster Mühe gerade halten.

„Wenn mich jetzt nicht bald ein Bienchen von meiner Frucht befreit, werde ich mich wohl nicht mehr lange auf meinem langstieligem Fuß halten können“, dachte die Tulpe und hielt Ausschau nach dem rettenden Summen einer Honigbiene!

Weit und breit war nichts zu sehen. Wie sollte das Bienenvölkchen auch wissen, daß hier mitten auf der Wiese ein so sattes Frühstücksmahl bereitstand.