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Zunächst lernt Dieter, unser Held, im Fahrstuhl eine junge Frau kennen, mit der er zunächst zusammenstößt und anschließend unsanft auf dem Hosenboden landet. Er glaubt, dass dies die Richtige ist, bis er Frieda, eine bildhübsche Schwedin kennenlernt, die seine Bekanntschaft aber nicht ganz zufällig macht! Sie ist durch ein Kokurrenzunternehmen im Baugewerbe auf ihn angesetzt und soll dabei helfen, Angebotspreise im Sinne des Konkurrenten zu manipulieren. Das Dumme dabei ist nur, dass sie sich wirklich in ihr Opfer verliebt und ihrem Chef das klarzumachen versucht. Der hat dafür aber gar kein Verständnis und droht mit fristloser Entlassung. Bleibt den Liebenden nur der Versuch, den Spies umzudrehen und die Konkurrenz hinter das Licht zu führen.
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Seitenzahl: 134
Veröffentlichungsjahr: 2014
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Wolf- Dieter Erlbeck
Unfreiwillige Bekanntschaft
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Inhaltsverzeichnis
Titel
Unfreiwillige Bekanntschaft
Meine neue Beziehung
Die schwarzhaarige Gespielin
Amouröses Abenteuer
Der Tag danach
Erpressungsversuche
Ein teuflischer Plan
Weihnachtsurlaub
Einzelheiten zum teuflischen Plan
Es wird ernst
Impressum neobooks
Es war einer jener trüben, neblig verregneten Novembermorgen, den man am liebsten schon vergessen sollte, bevor er begonnen hat und die verschlafenen, vor Anstrengung noch rot geränderten Augen, mit letzter Kraftanstrengung geöffnet sind!
Diesen ersten übermenschlichen Kraftakt hatte ich mit beispielhafter Willensstärke und Bravour nun glücklich hinter mir, was für einen Morgenmuffel ohnehin schon an sportlicher Höchstleistung grenzt! Erschöpft, aber doch zufrieden mit mir selbst, auch diese Nacht überwunden zu haben, ohne abgeschlafft und unlustig die Bettdecke erneut über beide Ohren zu ziehen, schlich und wankte ich auf wackligen, unsicheren, noch leicht außer Kontrolle befindlichen Stelzen, zum verhangenen, abgedunkelten Fenster! Voller Hoffnung und Vorfreude, in Erwartung eines freundlichen, schönen Herbstmorgen, riss ich todesmutig und für meine morgendliche Trägheit unglaublich forsch, die Gardine beiseite und schloss fast gleichzeitig ängstlich erschrocken meine „Sehwerkzeuge“, um nicht vom plötzlich hereinfallenden, gleißenden Sonnenlicht geblendet zu werden!
Langsam, ganz vorsichtig, jede hastige Bewegung vermeidend, öffnete ich neuerlich meine Sehschlitze, zunächst nur einen kleinen, kaum wahrnehmbaren Spalt und schließlich in einem Anfall von Größenwahn, zu voller stattlicher Weite! Ich erkannte keinerlei Unterschiede zum vorherigen abgedunkelten Zustand meines kleinen bescheidenen Appartements, was nichts Gutes ahnen ließ! Entsprechend sank meine Stimmung auf den Nullpunkt und hätte nicht die Pflicht gerufen, ich wäre umgehend wieder unter der Bettdecke verschwunden.
So aber blieb mir keine Wahl und ich taumelte schlaftrunken, nicht mehr sicher ob ich Männchen oder Weibchen war, durch meine scheinbar abgedunkelten heiligen Räume. Dabei vernahm ich, was nicht unbedingt zu meiner Motivation beitrug, dieses dumpfe, monotone Trommeln an den Fensterscheiben, das einmal mehr nichts Gutes ahnen ließ! Und richtig, das plätschernde Geräusch an meinen Fensterscheiben verursachten Regentropfen! Regentropfen scheint mir dabei eine milde Schilderung dessen, was sich dort draußen abspielte! Mit Regen konnte man das bei aller Großzügigkeit kaum bezeichnen. Es handelte sich schlicht und ergriffen um ein Unwetter, mittlerer Größe, mit Sturmböen, vorbeijagenden Nebelfetzen und zu allem Überfluss auch noch Hagelschauern.
Im Volksmund kurz mit „Sauwetter“ bezeichnet!
Normalerweise ein Umstand der das weiche, warme Kuschelbett sofort wieder an die erste Stelle der Tagesordnung führte, aber wie gesagt, die Pflicht ließ mich standhaft in der Senkrechten verweilen. Ich irrte zwar weiterhin schlaftrunken, schlechtgelaunt und ziellos, wie eine Frau auf hochhackigen Pumps im tiefen Wüstensand, zwischen Tisch und Stühlen umher. Allmählich kehrten allerdings auch meine Lebensgeister zurück und die kleinen, grauen Gehirnzellen nahmen, wenn auch anfangs widerwillig und zögernd, ihre Tätigkeit wieder auf. Meine Bewegungsabläufe normalisierten sich und erfuhren einen Sinn. Wie von Geisterhand gelenkt brachte ich zunächst die Kaffeemaschine und direkt anschließend meine elektrische Zahnbürste zum Laufen. Das Vibrieren weckte auch die letzten, hartnäckig weiterträumenden Geister.
Nachdem nun endlich alles in mir zu arbeiten schien, wenn auch noch etwas unsicher und planlos, ergriff ich meine am Abend zuvor bereitgelegte Kleidung, schlüpfte schwerfällig wie ein Bär hinein, kippte gekonnt und tausendfach geübt eine Tasse mittelheißen Kaffee an den erwartungsfroh lauernden Mandeln vorbei, klemmte meine kleine, braune, Lederangehauchte Aktentasche unter den linken Arm, die Finger wohlweislich freilassend, denn die umklammerten das obligatorische Frühstücksbrot, ein zusammengeklapptes, mit Käse angereichertes Weißbrot. Die rechte Hand blieb zunächst noch frei, da ich mit ihr die vor der Tür liegende Tageszeitung ergriff und anschließend die Wohnungstür verschließen musste. Bis hierhin verlief dann auch, wie jeden Morgen alles hektisch aber einigermaßen programmgemäß, da jahrelang geübt!
Auch der Fahrstuhl ärgerte mich zu meiner grenzenlosen Überraschung heute Morgen nicht und kam, entgegen seiner Gewohnheit, diesmal postwendend, nachdem ich den kleinen weißen Knopf mit Pfeil nach unten betätigt hatte.
Lässig, noch immer nicht im Vollbesitz meiner Kräfte, lehnte ich an der Fahrstuhlwand. Die linke Hand versteckte sich zwischenzeitlich, nachdem sie das leckere Käsebrot in die dafür vorgesehene Öffnung gestopft hatte, in der Hosentasche. Der Oberarm klemmte pflichtbewusst und zielgenau die Aktentasche an den Brustkorb. Die rechte Hand hielt unterdessen die zweimal zusammengefaltete Tageszeitung unter ständigem Drehen, um meinen verzweifelten Augen die Möglichkeit einzuräumen, die riesigen Lettern der Titelseite zu entziffern. Die waren allerdings ohne Rücksicht auf meine zurzeit eingeschränkte Bewegungsfreiheit immer über die Knickpunkte der Zeitung hinweggedruckt. Mein Handgelenk wies bereits erste Verschleißerscheinungen vom fortwährenden Drehen auf, was mich aber keineswegs dazu bewog, die andere Hand aus der Hosentasche zu ziehen um beim Drehen und Lesen Hilfestellung zu leisten! Zum Glück hatte wenigstens der Fahrstuhl ein Einsehen und beendete dieses Spiel mit einem sanften Ruck am vorgegebenen Ziel!
Mit weitaufgerissenem, gähnendem Mund, ohne die Hand schützend davorzuhalten, die ja andere Aufgaben erfüllten, ließ ich mich gegen die Fahrstuhltür fallen. Bei dieser unsachgemäßen Berührung von nahezu 2 Zentnern gab sie, wie jeden Morgen und von mir beabsichtigt, augenblicklich und ohne Gegenwehr, mit lästigem Quietschen nach.
Noch halb blind und mit dem hinterhältigen Sandmännchen im Auge, stolperte ich unkontrolliert ins Freie, als sich meinem massiven Körper urplötzlich ein dort nicht erwartetes Hindernis in den Weg stellte!
Der Aufprall riss mich aus allen Träumen. Ich erwachte noch immer schwer benommen, auf meinen Knien hockend. Während ich zerfahren und unkonzentriert meine überall verteilten „Siebensachen“ wieder einsammelte, fiel mein Blick auf zwei entzückende Pumps, mit Schwindelerregendem hohen Absatz, in denen zwei nicht minder hübsche Füßchen steckten, die sich normalerweise dort nicht aufhielten!
Augenblicklich war ich hellwach und ließ meinen Blick wissbegierig nach oben schweifen. Den zauberhaften Füßchen folgten zarte, seidenbestrumpfte Fesseln, schlanke, wohlgeformte Beine, mit verführerischen runden Knien und aufregend schönen, sexy wirkenden Oberschenkeln, die erst im oberen Gefahrenbereich, zum Glück für meinen Gesundheitszustand von einem breiten, Lederglänzendem Saum bedeckt wurden. Die hier für meine neugierigen Blicke endenden Beine ließen unter dem sich aufbäumenden Lederrock nur erahnen wie aus ihnen ein sicherlich noch aufregender Popo herauswuchs, der eine schmale, schwindelnd enge Taille folgen ließ, und in einer üppigen, so gar nicht zum zarten Körper passenden Oberweite endete! Um dem Ganzen eine Krone aufzusetzen hatte er auf diesen Modelabmessungen ein Köpfchen mit langen, blonden, bis auf die schmalen Schultern herabfallenden, Goldglänzenden Haaren, mit fragenden großen märchenhaften, himmelblauen Augen platziert, die mich, noch immer auf ihren entzückenden Beinchen sitzend, jetzt erschrocken und fragend anblickten.
Keine Frage, vor mir, oder besser gesagt über mir, stand ein Wesen Frau, das in dieser kaum zu überbietenden Ausführung, einem Mann nur einmal oder gar nicht im Leben begegnet. Ein Exemplar das man normalerweise nur Zunge schnalzend in Modezeitschriften oder anderen, einschlägig bekannten Blättern und Magazinen wieder findet!
„Wollen Sie dort unten überwintern“, hörte ich wie aus weiter Ferne über mir ein dünnes, unsicheres, aber sympathisches Stimmchen?
Kein Zweifel, wie ich mit einem schnellen, für diese Morgenstunde reaktionsschnellen Blick neben und hinter mich feststellte, sie konnte nur mich meinen!
„Sind Sie verletzt“, hörte ich das himmlische Wesen über mir, mich fragend?
„Nicht mehr als sonst um diese nachtschlafende Zeit“, antwortete ich, mich dabei schwerfällig, wie ein angeschlagener Boxer erhebend.
Nachdem ich meine zwei Zentner wieder in die Senkrechte manövriert hatte und sie wieder festen Boden unter den Füßen verspürten, setzte ich meine Betrachtungen in ihrem süßen Gesichtchen, jetzt allerdings bedeutend näher, fort. Ihre blauen, verträumten, nun angriffslustig funkelnden Augen musterten mich, wie einen entsprungenen Sträfling. Die zarten, leicht bebenden Nasenflügel verrieten ihre nur mühsam unterdrückte Erregung. Ihre leicht geröteten Wangen unter den äußerst bizarren, hoch stehenden Backenknochen, unterstrichen meine diesbezügliche Vermutung.
Langsam sah ich Bewegung in zwei zunächst ängstlich aufeinander gepresste, kirschenrote, frech geschwungene Lippen kommen. Dabei gab sie zwei Reihen perlweißer Zähne frei, die eher dazu angetan waren, einen Werbefilm für Zahnpasta zu drehen, als mir bibbernd gegenüberzustehen!
„Was um alles in der Welt suchten Sie denn dort unten“, hörte ich sie nun unmittelbar vor mir und sah ihren zum Boden weisenden Zeigefinger?
„Mein Auto“ antwortete ich scherzend!
„Dort unten auf dem Boden“, fragte sie verwundert und dachte sicherlich ich habe einen an der Waffel?
Ich sah die 10 Etagen des Appartementhauses empor:
„Meinen Sie es könnte dort oben stehen?“
Ich hörte zum ersten Mal ihr glockenhelles, fröhliches Lachen:
„Bei Ihrem Temperament verwundert mich nichts mehr“, erwiderte sie mit ansteckendem fröhlichem Lachen.
Mir war dieses Lachen am frühen Morgen direkt unheimlich und ich beeilte mich dementsprechend, trotz ihres hinreißenden Äußeren, diese mehr oder weniger unfreiwillige Begegnung schnell zu beenden.
„Haben Sie sich wehgetan“, fragte ich deshalb rasch das Thema wechselnd?
Ihre Hände glitten tastend über ihren makellosen Körper. Dabei schien sie ziemlich genau zu wissen wie das auf mich wirkte! Unter normalen Umständen hätte ich natürlich sofort meine Hilfe bei dieser delikaten Tätigkeit angeboten, aber wie gesagt ein Morgenmuffel bleibt halt ein Morgenmuffel, selbst wenn ein Engel mit Modelfigur vor ihm steht und sich ein Lebensentscheidendes, amouröses Abenteuer anbahnen könnte!
„Eine erste oberflächliche Inspektion aller betroffenen Körperteile ergibt keinerlei negative konstruktive Veränderung“, flötete sie fröhlich und aufgedreht daher!
Mein Gott und ich Trottel fand keine passende Antwort!
Normalerweise müsste man mich dafür solange ohrfeigen, bis die Hände geschwollen und ermüdend den Dienst quittieren!
Aber wie gesagt so früh am Morgen….
Ich war ja schon froh, dass ich lebte!
„Dann will ich Ihre kostbare Zeit auch nicht länger in Anspruch nehmen“, erwiderte ich sichtlich erleichtert, dass mir zu so früher Morgenstunde ein solch schwieriger Satz ohne Fehler über die Lippen kam!
Mit diesen Worten wollte ich mich abwenden, unserer unfreiwilligen, durch meine Dämlichkeit aber restlos unromantischen Begegnung, ein Ende setzen, als ich aber irgendeine Veränderung, Unvollkommenheit an meinem Äußeren verspürte! Meine Hand fuhr suchend, tastend über die Stirn, die Augen….
Meine Brille!
Wo war meine Brille?
Ich hatte offensichtlich bei unserer körperlichen Begegnung meine Brille verloren!
Blitzschnell, eigentlich entgegen meiner Gewohnheit zu dieser Zeit, wollte ich mich bücken.
Die Idee entsprach der Richtigkeit, wie auch mein himmlisches Wesen gegenüber gerade festgestellt hatte und sich ebenfalls zu bücken versuchte!
Unsere Köpfe prallten auf halben Weg, hart, trocken und donnernd und ohne Anzeichen einer Notbremse zusammen!
Als ich wieder die Augen öffnete, einmal mehr friedlich auf meinem Hosenboden sitzend, fiel mein erster Blick auf die Frau mit dem Engelshaar, die mir gegenüber saß!
„Was machen Sie denn da“, lautete meine, zugegeben äußerst blöde Frage?
„Ich warte auf die U- Bahn“, antwortete sie trotz des Zusammenpralls schlagfertig!
„Hier vor der Fahrstuhltür“, lautete meine noch dümmere Frage?
„Ach das ist die Fahrstuhltür? Das erklärt Vieles“, entgegnete sie trocken und immer selbstsicherer!
Ich dagegen blickte wohl so bescheuert, dass selbst ein Wachhund mit eingezogenem Schwanz vor meinem Anblick davongelaufen wäre!
Mein Blick verfinsterte sich um eine weitere Nuance, als meine reizende Unfallgegnerin unter ihrem entzückenden Sitzfleisch etwas Chromnickel glänzendes hervorzog! Mit einiger Fantasie konnte man es unter Umständen als das verbogene Gestell einer Brille identifizieren!
An ihrem nun doch etwas schmerzverzerrten Gesicht erkannte ich auch, dass sich die Gläser wohl nicht mehr im Rahmen sondern an einer wesentlich dekorativeren Stelle ihres Traumkörpers befanden!
„Tut Ihnen etwas weh“, hörte ich mich fragen?
Diese Frage in Anbetracht ihres schmerzverzerrten Mundes zu stellen, hätte allein schon einen Oscar verdient!
„Nein, wie kommen sie darauf? Ich lache immer so“, kam dann auch prompt ihre entsprechende Antwort.
Ich nahm ihr das leicht deformierte Kunststoffgestell, oder das, was davon übrig geblieben war, aus der mir entgegen gestreckten Hand, und half ihr gleichzeitig mit der anderen Hand wieder auf die hübschen, appetitlichen Beinchen.
Sie nahm diese Hilfestellung dankbar an, während ihre nun freie Hand suchend über die wohlgeformten Rundungen des verlängerten Rückgrates tasteten, wo auch ich zwischenzeitlich meine teuren, spiegelfreien, getönten und zerbrochenen Brillengläser vermutete. Allein schon der spektakuläre Sitz dieser Glassplitter hätte unter normalen Umständen bei mir zu einer Hilfs- und Rettungsaktion ersten Grades geführt, um jeden Splitter einzeln und gewissenhaft zu entfernen! Stattdessen blieb ich weiterhin charmant und galant wie ein Möbelpacker und machte keinerlei Anstalten die in einem ihrer süßesten Körperteile steckenden Glassplitter zu entfernen! Wie ich es in dieser Situation fertig brachte, ein paar unverständliche Worte der Entschuldigung zu murmeln, und mich anschließend mit einem oberflächlichem, nur spärlich angedeuteten Gruß zu verabschieden und sie wie einen begossenen Pudel zurück zu lassen, war wohl nur mit der frühen Tageszeit erklärbar!
Ich sah weder ihren traurigen, fragenden Blick, noch erkannte ich die Absicht, einen winzig kleinen Versuch, die Lippen zum Sprechen zu öffnen. Vielleicht wäre ich ja stehen geblieben oder gar umgekehrt? So aber schluckte mich Sekunden später der permanent dichter werdende Nebel und das Unheil nahm seinen Lauf!
Ich mochte vielleicht hundert Meter gefahren sein, als mein Gewissen seine Arbeit gnadenlos und unerbittlich aufnahm!
Warum hatte ich sie nicht gefragt ob ich sie irgendwohin, zum Beispiel zum Arzt, fahren konnte?
Warum kam kein Hilfsangebot über meine Lippen?
Hatte ich sie obendrein verletzt zurück gelassen?
Unterlassene Hilfeleistung?
Trug ich nicht ein gerüttelt Maß an Verantwortung an ihrem Zustand, durch meine Schusselei?
Vielleicht saß sie gar noch immer hilflos und verletzt vor der Fahrstuhltür?
Ich trat mit voller Wucht und ohne zwingenden Grund auf die Bremse! Mitten auf der Straße und im morgendlichen, dichten Berufsverkehr!
Das wiederum hätte ich wohl besser bleiben lassen sollen!
Nur Bruchteile von Sekunden später erkannte ich an einem dumpfen Stoß und einer fürchterlichen Erschütterung, dass mein motorisierter Hintermann auf dieses unvermittelte Manöver nur sehr ungenügend vorbereitet war!
Nach einigen Schrecksekunden entstieg ich offensichtlich unverletzt meinen schmucken kleinen Flitzer, oder das was davon übrig geblieben war!
Die Wucht des Aufpralls hatte den Kofferraumdeckel aufgeschlagen. Wie im Trance versuchte ich ihn vier- oder fünfmal zuzuschlagen, bis ich endlich merkte, dass der eigentliche Kofferraum nicht mehr vorhanden war, da er fast bis zur hinteren Scheibe zusammen geschoben war! Die einmal chromblitzende Stoßstange lag friedlich, teilnahmslos und verbogen auf der Fahrbahn. Ihr Lebenslicht schien erloschen!
Es dauerte eine geraume Zeit, wie alles an diesem Morgen, bis ich den breitschultrigen, wutschnaubenden Mann mir gegenüber wahrnahm!
Er eröffnete unsere unfreiwillige Bekanntschaft, indem seine Faust meinen nagelneuen, seidenen Schlips umklammerte, und mich hin- und her schüttelte, wie einen Tannenbaum bei Windstärke 9 bis 10!
„Mann, haben sie Ihnen in das Gehirn geschissen“, brüllte er mich unkontrolliert, direkt vor meiner ängstlich flatternden Nase an? Dabei fletschte er seine Zähne!
Ich behaupte steif und fest es handelte sich tatsächlich um seine Zähne, obwohl die gelbschwarzen, stumpfen, abgebrochenen Hauer eher Ähnlichkeit mit einer alten baufälligen Bergruine besaßen!
Und der Duft, der dieser zerfallenen, maroden Höhle entströmte…
Mein Gott, dieses grollende Ungeheuer musste noch nie in seinem Leben mit den neuesten Errungenschaften der Mund- und Zahnhygiene konfrontiert worden sein!
„Sind Sie stumm“, donnerte seine markante Stimme erneut auf mich herab, „oder besoffen?“
Während er noch auf eine Antwort wartete, schweiften meine Gedanken wieder zurück zu dem vor wenigen Minuten erlebten Zwischenfall vor dem Fahrstuhl. Schlagartig fiel es mir wie Schuppen von den Augen!
„Mein Gott, ich liebe sie“ durchzuckte es mich!
„Ich liebe sie, ich liebe sie!“
Das musste die Lösung sein und erklärte meine Reserviertheit ihr gegenüber! Ich hatte versucht einen Schutzwall zu errichten, einen Schutzwall um mein armes, kleines Herz!
„Ich liebe sie“, murmelte ich und vergaß vorübergehend meine nebelverhangene Umwelt, das zerbeulte Auto und den zähneknirschenden Tarzan vor mir!
„Ich liebe sie“, schrie ich laut und stellte gleichzeitig erleichtert fest, dass mir zentnerweise die Steine vom Herzen fielen!
Nur Tarzan fiel nicht!
Seine Pranke umklammerte noch immer meinen matt glänzenden Seidenschlips, der erstaunlicherweise noch immer dieser groben, unüblichen Behandlung bewundernswert standhielt!
Von Zeit zu Zeit wurde ich, wie von Geisterhand bewegt, von Kopf bis Fuß durcheinander gewirbelt! Objektiv betrachtet schüttelte aber keine Geisterhand, sondern mein Herkulesverschnitt!
Ich erkannte nun wieder schemenhaft sein Gesicht und vernahm das kurzatmige Stöhnen.
„Jetzt ist er völlig abgetreten“, hörte ich Rambo knurren!
Er musste mich meinen!
Wer schreit auch schon in den nebelverhangenen Morgen „ich liebe sie“, wenn man gerade aus seinen chromblitzenden Auto einen Haufen Schrott gemacht hat.
Ganz normal konnte ich nicht sein! Aber wer ist schon normal, wenn er verliebt ist?
Ich versuchte mich zu konzentrieren!
Zu meiner eigenen Überraschung gelang mir dies auch. Wie entgeistert, und zum ersten Mal richtig bewusst, starrte ich auf mein, um einen halben Meter verkürzten Wagen.
Ich deutete mit der rechten Hand auf das übrig gebliebene Häufchen Schrott und sah den Mini Tarzan mit entwaffnender Offenheit an:
„Waren Sie etwa der Unglücksvogel?“