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Mit einem Zusammenstoß vor dem Fahrstuhl beginnt unsere Geschichte. Ich sitze erschüttert auf dem Boden und blicke in zwei traumhaft schöne Augen. Im Hintern verspüre ich ihre zerbrochene Brille. Ehe ich mich entschuldigen kann ist sie weg. ich bin untröstlich, aber jemand dort oben hat Mitleid und führt uns schon zwei Tage später wieder zusammen. Nun beginnt eine wunderschöne Beziehung, halt Liebe auf den ersten Blick
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Seitenzahl: 17
Veröffentlichungsjahr: 2018
Die Aktentasche unter den linken Arm geklemmt und die Tageszeitung in der rechten Hand haltend jagte ich den Flur entlang, in Richtung Fahrstuhl. Wie jeden Morgen war ich viel zu spät dran und versuchte auf diese Weise etwas Zeit gutzumachen. Wäre mir auch wieder gelungen, hätte ich nicht das zierliche Hindernis übersehen, dass plötzlich unverhofft meinen Weg kreuzte. Der Zusammenprall erfolgte abrupt und hart. Als ich mich wieder gefangen hatte und aufstehen wollte, erblickte ich das himmlische Wesen, ebenfalls sitzend, vor mir. Das erste was ich bewusst in mir aufnahm waren zwei wunderschöne, tiefblaue, verträumte Augen. Ich sah sie an und in mir begann alles zu prickeln. Mir wurde warm um mein Herz und die Schmetterlinge in meinem Bauch feierten Ausgang. Ich wollte etwas sagen, aber meine Kehle schien zugeschnürt und ich brachte außer etwas unverständlichem Stöhnen und Gemurmel nichts heraus. Stattdessen hörte ich, wie aus einer anderen Welt, ihre tiefe, leicht belegte, aber unglaublich beruhigend klingende Stimme:
„Können sie nicht aufpassen?“
„Dann hätte ich ja diesen wundervollen Zusammenstoß nicht erlebt“, antwortete ich, schon wieder gefasst, und in meiner allgemein bekannten schnodderigen, zynischen Art.
„Ich hätte mir etwas Schöneres vorstellen können.“
Verdammt, da war sie wieder diese sagenhafte Stimme. Eine Stimme mit der sie ein Telefonbuch hätte vorlesen können, und die Zuhörer gebannt auf ihren Lippen gehangen hätten. Apropos Lippen. Zwei himmlisch geschwungene Lippen, mit einem zartrosa Lippenstift verziert. Zum Küssen einladend, aber leider, unsere Lage entsprach zurzeit keinem romantischen Abenteuer.
„Etwas Schöneres als mich“, fragte ich lauernd?
„Eingebildet scheinen Sie nicht im Geringsten zu sein“, antwortete sie schnell, um fortzufahren, „leider sehe ich Sie etwas unscharf. Meine Brille ist bei dem Zusammenprall wohl ebenfalls zu Boden gegangen.“
„Ich denke doch, dass ich etwas schärfer bin, als Sie mich im Augenblick wahrnehmen“, antwortete ich frech und griff gleichzeitig unter meinen Allerwertesten, wo mich etwas unschön zwickte. Ich zog einen leblosen, verbeulten und zerbrochenen Gegenstand hervor, den man ohne viel Phantasie auch als ehemalige Brille bezeichnen konnte: