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Es sind Geschichten des täglichen Lebens und entsprechen keiner Phantasie, sondern sind so erlebt und niedergeschrieben wie sie sich dargestellt haben. Es ist der manchmal aussichtslose Kampf im Behördendschungel. Der Kampf gegen unsinnige Vorschriften und sture, uneinsichtige Personen, die offenbar vom lieben Gott nur erfunden wurden, um älteren, gebrechlichen Menschen das Leben zu erschweren und diese unsinnigen Voschriften durchzusetzen.
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Seitenzahl: 49
Veröffentlichungsjahr: 2014
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Wolf- Dieter Erlbeck
Der Kampf im Behördendschungel
Dieses ebook wurde erstellt bei
Inhaltsverzeichnis
Titel
Der Kampf im Behördendschungel
Reha in Bad Tölz
Beamte und ähnlich schwierige Menschen
Hilfseinrichtung für Rollstuhlfahrer
Die Geschichte mit dem Elektrorollstuhl
Der Parkplatz
Impressum neobooks
Dies ist der Kampf eines einzelnen Menschen im erbarmungslosen Kampf gegen Ämter und deren Vorschriften- und Prinzipienreiter, auch Beamte genannt!
Nennen wir unseren bedauernswerten Helden einfach Paule Hastig, denn sein Name ist vorerst das letzte, das hier schnell geht!
Paule Hastig ist leider krank, eine Tatsache, die ihn bei der heutigen Reformenpolitik, insbesondere der Gesundheitsreform ohnehin schon auf ein Abstellgleis, um nicht zu sagen in den Fahrstuhl zum Jenseits befördert hat. Zum Glück weiß er dies jedoch noch nicht! Aber schön der Reihe nach! Zunächst freut sich Paule einmal nach überstandenem Schlaganfall über die tolle Nachricht, am Heiligabend aus dem Krankenhaus entlassen zu werden, allerdings unter der Vorgabe, sich direkt anschließend einer so genannten Anschlussheilbehandlung zu unterziehen! Er weiß noch nicht was das bedeutet, willigt aber frohgelaunt ein. Um die Formalitäten muss er sich vorerst nicht kümmern, dafür hat sich noch am Krankenbett eine Sozialarbeiterin angesagt, die auch mit einem riesigen Antragsformular erscheint, das, wie sich nach einer kurzen Unterredung herausstellt, falsch ist! Antragsformular ist, wie im unübersehbaren Behördenalltag an der Tagesordnung, nicht gleich Antragsformular! Der Rententräger unseres Patienten besitzt eigene Formulare, und da er und nicht die augenblickliche Krankenkasse dieses Stück Papier stellen, begann die Suche nach dieser Unterlage! Warum einfach wenn es auch umständlich geht! Das wäre ja bei der sprichwörtlichen deutschen Gründlichkeit auch zu viel verlangt, wenn alle Rententräger ein und dasselbe Formular benutzen würden.
Der richtige Vordruck ist schnell herbeigeholt, und da er sich nur bei der Bezeichnung und Benennung des Rententrägers bzw. der Kasse im Deckblatt von den anderen unterscheidet, auch umgehend ausgefüllt! Mit Freude stellt Paule fest, dass er auch einen Wunsch äußern darf, wo und in welcher Klinik er diese Anschlussheilbehandlung durchführen möchte. Freudig erregt gibt er eine Klinik in Bayern an, die er kennt und die einen sehr guten Ruf besitzt! Warum dieser Wunsch auf dem Formular steht hat er allerdings bis heute nicht klären können, denn die Kasse machte später keinen Gebrauch davon, obwohl unser Patient gleich mit vermerken ließ, dass er selbstverständlich die Reisekosten und eventuell anfallende Mehrkosten übernehmen würde! Ihm war nämlich bekannt, dass es sich bei dieser Rehaklinik um eine Privatklinik handelte, was ihm aber egal war, denn er wollte ja wieder richtig gesund werden, auch wenn es ein paar Euro mehr kosten würde. Nachdem er sich das Antragsformular noch einmal in Ruhe durchgelesen hatte, unterschrieb er das Schriftstück, wie es vorgeschrieben ist. Er wusste genau ohne Unterschrift geht gar nichts, auch wenn der Patient auf Grund von Folgeerscheinungen halbseitig gelähmt ist. Vorschrift ist eben Vorschrift!
Paule Hastig verbrachte wunderschöne Weihnachtstage im Kreise seiner Familie und da sich den Feiertagen ein Wochenende anschloss rief er erst am darauf folgenden Montag, zwei Tage vor Silvester, in der gewünschten Privatklinik an, um zu fragen ob sich die Kasse schon gemeldet hat, denn eine Anschlussheilbehandlung sollte ja schließlich, wie schon der Name sagt, im Anschluss an den Krankenhausaufenthalt erfolgen! Bei dieser Gelegenheit erfuhr er dann auch, dass diese Klinik nicht zu den Vertragskliniken der Kasse gehörte, was aber kein Hindernis sei, denn man hatte in der Vergangenheit auch schon Patienten dieser Krankenkasse behandelt, allerdings sei bis zur Stunde noch keine Anfrage eingegangen, was aber wegen der Feiertage nicht verwunderlich sei.
Beruhigt legte Paule den Hörer auf, rief aber einer Eingebung folgend noch einmal im Krankenhaus an, ob der Antrag vorschriftsmäßig und termingerecht an die Kasse geschickt wurde? Zu seinem Erstaunen stellte er fest, dass die bearbeitende Sozialarbeiterin zwischen den Feiertagen Urlaub hatte und der Antrag erst nach ihrer Rückkehr auf die Reise gehen würde. Auf die Frage nach einem Vertreter wurde er schnell fündig, aber der Antrag wird trotzdem erst von der im Urlaub befindlichen Mitarbeiterin nach ihrer Rückkehr weitergeleitet. Auch sein flehender Hinweis auf die gebotene Eile blieb ungehört!
Ein Blick auf den Kalender zeigte beinhart, dass es im alten, ablaufenden Jahr also nichts mehr mit einer Anschlussheilbehandlung werden konnte, denn die in Urlaub befindliche Mitarbeiterin würde erst am 5. Januar die heiligen Räume wieder betreten.
Die Frage warum ein Mitarbeiter oder eine Mitarbeiterin einen Vertreter hat konnte Paule auch nicht klären, fragte sich allerdings, ob da nicht eine Position überbesetzt war?
Da Paule nicht nur sehr krank war, sondern obendrein auch noch arbeitslos, wollte er schnell noch mit einem weiteren Anruf, so wie es die Vorschrift ist, dem Arbeitsamt mitteilen, dass er weiterhin auf die Anschlussheilbehandlung wartet und nicht arbeitsfähig ist. Allein schon die Wartezeit, bis sich am anderen Ende jemand meldete, kostete ihn erneut Nerven und weitere Minuten seines kostbaren Lebens. Endlich, als er schon entnervt wieder auflegen wollte, meldete sich eine verschlafene weibliche Stimme. In Anbetracht der einschläfernden, wenig dynamischen Stimme meldete er sich trotz der Mittagszeit mit einem freundlichen „Guten Morgen“!
„Mahlzeit“, donnerte es aus dem Hörer!
Aha, dachte Paule, sicherlich beim Mittagessen oder anschließendem Mittagsschläfchen gestört.
Um die verwirrte, aus ihrer Ruhe gerissene Beamtin nicht noch weiter zu verunsichern, begann Paule ganz vorsichtig zu formulieren:
„Entschuldigen Sie bitte die Störung….“
„Was wollen Sie“, donnerte es aus dem Hörer?
„Mein Name ist Paule Hastig….“
„Nummer“, wollte die unerbittliche Stimme wissen?
„Wie? Ich dachte ich bin mit dem Arbeitsamt verbunden? Was für eine Nummer?“
Paula Hastig warf einen verstörten Blick auf das Telefon, das aber die richtige Rufnummer anzeigte! Sollte sich im Arbeitsamt eine „Domina“ befinden?
„Na Ihre Versicherungsnummer!“
Der unpersönliche Befehlston brachte ihn in die Wirklichkeit zurück. Keine Domina, nur Beamtenumgangssprache.
„Verzeihung, aber die habe ich jetzt nicht zur Hand!“
„Ohne Versicherungsnummer geht hier gar nichts.“
Die Aussage war klar, obwohl der Computer am Arbeitsplatz dieser Dame auch über den Namen die Akte gefunden hätte.