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Wie heißt eine Person, die noch nie auf einem Vulkan war? Persona non krater. Wie heißt ein Hotel für Selbstgefährder? Ritz. Wie heißt der allererste Besucher eines Geschäftes? Urkunde. Und was trug Eva Braun? Heil Heels natürlich. Der international renommierte Jazzmusiker Georg Breinschmid und Gunkl, der Philosoph unter den Kabarettisten, liefern leichte Kost für schwere Zeiten. 334 Wortwitze, die unter anderem zeigen: Freundliche Großmütter sind gute Omen.
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Veröffentlichungsjahr: 2022
Autoren:
Georg Breinschmid
Günther »Gunkl« Paal
Gute Omen
Alle Rechte vorbehalten
© 2022 edition a, Wien
www.edition-a.at
Cover: Bastian Welzer
Satz: Valeriya Gridneva
Gesetzt in der Premiera
12345—25242322
ISBN: 978-3-99001-599-5
eISBN: 978-3-99001-600-8
GEORG BREINSCHMIDGUNKL
…und 333 nochbessere Wortspiele
Für Magdalena
Wortspiele: Georg BreinschmidIllustrationen und Schüttelreime: Gunkl
Zum Geleit
DIALEKT
Sprache ist ja eine feine Sache. Mit ihr lassen sich Dinge, Vorgänge und Eindrücke, die uns umgeben oder durchwandern, einigermaßen eindeutig benennen, und wer’s hört, weiß, was gemeint ist. Also, wie gesagt, so einigermaßen. Das erleichtert den Umgang mit Artgenossen erheblich. Nun hat Sprache, zumal die gesprochene, nicht nur eine semantische Funktion, sondern auch eine phonetische Komponente.
Wörter klingen. Und manche Wörter klingen schon so, wie das Benannte ist oder wirkt. »Genügsamkeit« zum Beispiel klingt schon so: Mit geflöteten Lippen wird der karge Rahmen des Beschriebenen dünn und lang asketisch dornenkronengleich bekränzt. Ebenso schiebt das Wort »Wulstbug« deutlich im unteren klanglichen Register eine massive, abgerundete, kompakte Anmutung in den Raum. Oder auch »Zurrgurt« klingt nicht nach ephebisch im Raum schwebenden Gespinstfäden, sondern nach etwas sehr Straffem.
Aber dieses onomatopoetische Potential haben nicht viele Wörter. Die meisten Wörter klingen halt einfach, wenn man sie ausspricht, grad so, wie sie klingen, ohne, dass man da gleich eine dringende Assoziation dazu hat. Rein klanglich gemahnt »Geburtstagstorte« nicht mehr an etwas Freudiges, Feierliches, als das Wort »Radwanderkarte«. Die meisten Wörter klingen, damit man sie eben hört.
Und manche Wörter klingen nur ähnlich. Also, so ähnlich wie andere Wörter. Nun müssen wir als sprachbegabte Wesen nicht jedes Wort, das wir verwenden oder hören, einzeln erkennen, dechiffrieren und dann zu Fuß extra dem damit Benannten zuordnen. Das müssen wir, wenn wir eine Fremdsprache gerade lernen, und zum Beispiel in einer lettischen Gaststätte* mit dem Wirten ein Gespräch über Schonzeitverordnungen beim Lachsfang führen wollen. In der Sprache, die wir täglich verwenden, haben wir einen sehr, sehr großen Teil der Begriffe und deren Zuschreibung in einem sozusagen Autopilotenkatalog abgelegt. Man hört ein Wort, und weiß, was gemeint ist, und man meint etwas, und denkt nicht darüber nach, wie das heißt.
Humor ergibt sich immer aus einer Differenz. Eine korrekte Sachverhaltsdarstellung ist nicht humorträchtig. Erst wenn Beschreibung und Beschriebenes, Anspruch und Wirklichkeit, Form und Inhalt auseinanderklaffen, ergibt sich in diesem Spalt die Möglichkeit, Humor zu finden. Wenn etwas nicht passt, kann es Humor geben. Das hat wohl damit zu tun, dass wir Menschen entwicklungsgeschichtlich sehr davon abhängig waren, die Welt korrekt zu erfassen, und wer aus dem Erkennen von Unregelmäßigkeiten Lust bezieht, ist eher in der Lage, die erforderliche Zurechtrückung zu vollziehen, als jemand, der angstvoll die Augen verschließt vor allem, was widersprüchlich ist.
In unserem vokabularen Autopilotenkatalog sind also Wörter und auch Worte (das sind einige Wörter, die in einem Sinnzusammenhang stehen) und deren Zuschreibung abgelegt und jederzeit ohne großes Nachdenken abrufbar. Wenn wir nun ein Wort oder eine Redewendung unter Ausnutzung der jeweils klanglichen Komponente aus dem gewohnten Bedeutungsrahmen herausgelöst in einen anderen Sinnzusammenhang gestellt präsentiert bekommen, dann passt was nicht. Und dann kann das lustig sein.
Gunkl
*Es wäre unter Umständen denkbar, dass die lettische Gaststätte ein städtischer Gastlette führt, Anton aus Riga, der in seinem Lokal die nach ihm benannten Riga-Toni feilbietet, per behördlicher Verordnung sicher auch zumindest zwei Spielzeugbalten (Toy- Letten) eingebaut hat, und dessen Frau als besondere Spezialität Vulkanflüssigkeit (Lettin Lava) herstellt. (Sollte das Lokal einmal kurz zugesperrt sein, hängt Anton immer ein Schild mit der Aufschrift »Balt i kum!« an die Tür.)
Georg Breinschmid
Geliebte eines Bauern:Mähtresche
BeimNeujahrskonzertkeine Miene verziehen:Polkaface
Eigenfoto einesFabelwesens:Elfie
Kleiner Grenzübergang:Borderlein
Hotel fürSelbstgefährder:Ritz
Immer wieder vorgeschlossenemCopyshop stehen:oft erreicht, nie kopiert
Teil des Baumes,der gern ins Kino geht:Cineast
Von HNO-Arztbewohnter Teil des Schlosses:Nasenflügel
WichtigesImmobilien-Kriteriumfür Brandstifter:Einheizwert
VolkstümlicherGesichtsausdruck:Landmiene
Allererster Besuchereines Geschäfts:Urkunde
Dient durch Implantate vielenMenschen als Vorbild:Sil-Ikone
10 Gramm Zähne:dekadent
Stöckelschuhevon Eva Braun:Heil Heels
Schmerzensgeldfür Tretenauf eine Schabe:Aufwanzentschädigung
Fachausdruck für psychischeErkrankung einesWunderheilers:schamanisch-depressiv
GPS für Wasseradern:Wünschelrutenplaner
MedizinischesFachgebiet, das sichmit der Behandlungvon Menschenfeindenbeschäftigt:Misanthropenmedizin
Korruptionunter Volltrotteln:Pfostenschacher