99,99 €
Integration von Körper, Geist und Seele - Hohe Nachfrage: Das Interesse am Körper ist aus der Psychotherapie nicht mehr wegzudenken - Umfassend: Geschichte, Metatheorie, kennzeichnende Einzeltheorien, Methodik sowie Anwendung und Praxeologie Dieses Handbuch bietet die umfassendste Darstellung der Körperpsychotherapie und des körperpsychotherapeutischen Feldes. Es repräsentiert die wichtigsten Strömungen und bildet jeweils deren Spektrum der Theorie, Metatheorie und Praxis ab. Seit dem frühen zwanzigsten Jahrhundert gibt es einen immensen Reichtum an Wissen, wie Körper und Geist gleichrangig und dynamisch aufeinander bezogen sind. Das Handbuch entfaltet eine ausführliche Perspektive auf die historischen Wurzeln, die theoretischen Grundlagen und die methodische Vielfalt des körperpsychotherapeutischen Feldes. Es eignet sich dazu, den Dialog innerhalb der Körperpsychotherapie und mit den anderen psychotherapeutischen Richtungen anzuregen. Ein Fundus für die psychotherapeutische Fachwelt, die psychotherapeutische Lehre und alle Interessierten.
Das E-Book können Sie in Legimi-Apps oder einer beliebigen App lesen, die das folgende Format unterstützen:
Seitenzahl: 2289
Gustl Marlock | Halko Weiss Dagmar Rellensmann | Lutz Grell-Kamutzki
Handbuch Körperpsychotherapie
Mit einem Geleitwort von Jürgen Kriz
Schattauer
Besonderer Hinweis
Die in diesem Buch beschriebenen Methoden sollen psychotherapeutischen Rat und medizinische Behandlung nicht ersetzen. Die vorgestellten Informationen und Anleitungen sind sorgfältig recherchiert und nach bestem Wissen und Gewissen weitergegeben. Dennoch übernehmen Autor und Verlag keinerlei Haftung für Schäden irgendeiner Art, die direkt oder indirekt aus der Anwendung oder Verwertung der Angaben in diesem Buch entstehen. Die Informationen sind für Interessierte zur Weiterbildung gedacht.
Dieses E-Book basiert auf der aktuellen Auflage der Printausgabe
Schattauer
www.schattauer.de
© 2023 by J. G. Cotta’sche Buchhandlung Nachfolger GmbH, gegr. 1659, Stuttgart
Alle Rechte vorbehalten
Gestaltungskonzept: Farnschläder & Mahlstedt, Hamburg
Cover: Jutta Herden, Stuttgart
unter Verwendung einer Abbildung von swissmediavision/istock
Gesetzt von Eberl & Koesel Studio, Kempten
Gedruckt und gebunden von Friedrich Pustet GmbH & Co. KG, Regensburg
Lektorat: Marion Drachsel
Projektmanagement: Dr. Nadja Urbani
ISBN 978-3-608-43155-1
E-Book ISBN 978-3-608-12236-7
PDF-E-Book ISBN 978-3-608-26981-9
Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek
Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.d-nb.de abrufbar.
Geleitwort
Danksagung
Anschriften der Autorinnen und Autoren
Anschriften der Übersetzerinnen und Übersetzer
1 Einführung: Das Spektrum der Körperpsychotherapie
Wachsende Bedeutung des Körpers
Eine versteckte Tradition
Unabhängigkeit und Diskurs
Wichtige Pioniere der zweiten Generation
Heterogenität und Spektrum
Körpertherapie und Körperpsychotherapie
Der gemeinsame Boden
Polaritäten des Feldes
Behandlung versus phänomenologische Selbstexploration
Energetischer versus erlebender/wissender Körper
Analytisch-aufdeckend bzw. phänomenologisch-verstehend versus funktional-entfaltend
Schwerpunkt nonverbale Prozesse versus Schwerpunkt Dialog
Berühren versus Nichtberühren
Regression versus Arbeit im Hier und Jetzt
Aufbau des Buches
Körper – Leib – Soma
Teil I
Körperpsychotherapie im historischen Überblick
2 Einleitung
3 Geschichte der Körperpsychotherapie
Psychoanalytische Anfänge
Wilhelm Reich
Gymnastik- und Körperkulturreform – Die Erfahrung des Körper-Selbst
Libido, Konflikt und Befreiung – Die Nachwirkungen von Wilhelm Reich
Ausdruck und Bewegung – Anfänge der Tanztherapie in den USA
Erfahrung, Beziehung, Achtsamkeit – Der Einfluss der humanistischen Therapiebewegung
Weiterentwicklungen in einigen Ländern
Psychoanalyse, Entwicklungspsychologie und Körperpsychotherapie – Neue Verbindungen
Humanistische Psychotherapie, Embodied Mind und Körperpsychotherapie
Von den Schulen zu einer klinischen Körperpsychotherapie
4 Der Einfluss von Elsa Gindler
Hintergrund
Der Einfluss Elsa Gindlers auf die Psychotherapie in Europa
Elsa Gindlers Einfluss auf andere Bereiche
Elsa Gindlers Einfluss in den Vereinigten Staaten
Weitere Einflüsse
Implikationen für die Psychotherapie
5 Das Werk von Wilhelm Reich
Reich wird Psychoanalytiker
Libido und die Funktion des Orgasmus
Spannung und Lust
Gesunde Sexualität: orgastische Potenz
Angst und die Theorie der Sexualökonomie
Reaktion auf Reichs Orgasmustheorie
Die therapeutische Technik
Von der Widerstandsinterpretation zur Charakteranalyse
Der genitale Charakter und die neurotischen Charakterstrukturen
Der Charakter der Gesellschaft
Kulturdebatte mit Freud
Die sexualpolitische Bewegung und das Ende einer Hoffnung
Krise und Emigration
Der Körper in der Psychotherapie
Muskelpanzer und Charakteranalytische Vegetotherapie
Jenseits der Grenzen
Bioelektrische Untersuchungen von Lust und Unlust
Die Bion-Experimente und die Entdeckung der Orgonenergie
Krebs und Krebsbehandlung
Freie Selbstentfaltung und die emotionale Pest
Das Ende
6 Die norwegischen Traditionen der Körperpsychotherapie
Einleitung
Die Entwicklungen der Körperpsychotherapie in und um das Berliner Psychoanalytische Institut
Die norwegischen Körper(psycho)therapien und ihre Entwicklung durch die Zusammenarbeit mit den Berliner Psychoanalytikern
Grundlagen
Die norwegischen Entwicklungen der Körperpsychotherapie und die Entdeckung der Funktionen und Ausdrucksformen vegetativen Lebens
Wilhelm Reich und die Entwicklungen in der Vegetotherapie
Ola Raknes, die Verbreitung und die Weitergabe der Vegetotherapie an die kommenden Generationen
Schluss
Danksagung
7 Genealogie der Körperpsychotherapie – eine grafische Darstellung
Teil II
Grundperspektiven der Körperpsychotherapie
8 Einleitung
9 Der Vorrang des erfahrungsorientierten Vorgehens in der Körperpsychotherapie
Focusing
Authentic Movement
Body-Mind-Centering
Der Vorrang der praktischen Erfahrung gegenüber konzeptuellen Systemen
10 Zwischen Leib und Körper
Einleitung
Leib und Körper im alltäglichen Erleben
Kranksein und Krankheit
Zur Psychopathologie der Leiblichkeit
Hypochondrie
Anorexie
Moderne Körperinszenierungen
Zurück zum Leib?
11 Körperpsychotherapie als Wiederbelebung des Selbst
Körper, Existenz, Dialog
Körper oder Geist, wer regiert?
Körper und Verdinglichung
Sinnliche Selbstreflexivität: Ein basaler Modus der Körperpsychotherapie
Kontakt und Kontaktlosigkeit
Dissoziation und Assoziation als Wiederbelebung des Selbst
12 Die Organisation unserer Erfahrungen: Ein systemorientierter Blick auf das Verhältnis von körperorientierter Psychotherapie und Psychotherapie im Allgemeinen
Die Theorie lebender Systeme
Gemeinsames und Trennendes
Selbstorganisation
Die Organisation unserer Erfahrungen
Core Organizers
Einsortieren (organizing in)
Übertragung organisieren
Der Zugang zu den organisierenden Prinzipien
Was die Organisation ausblendet (organizing out)
Therapeutische Reorganisation
Hierarchie und organisatorisches Versagen
Systemische Synthese
13 Neurobiologie aus körperpsychotherapeutischer Sicht
Einführung
Grundsätzliche neurobiologische Themen
Das Gehirn als hochkomplexes System
Körper-Seele-Geist-Einheit
Neuroplastizität
Entwicklung des Nervensystems – therapeutische Einflüsse
Gefühle, Emotionen und somatische Marker
Wechselwirkungen von Vorstellungen, Gefühlen und Emotionen mit dem Körper und dem Immunsystem
Bewertungssysteme: Belohnungssystem und Stresssystem
Diagnosen und daraus resultierende Interventionen
Hinweise für eine körperpsychotherapeutische Praxologie
Grenzen der Sprache und Kognition
Die Qualität der therapeutischen Beziehung
Das Hier und Jetzt und erinnerte Erfahrungen
Wahrnehmung, Bewusstsein und Aufmerksamkeit
Ressourcen
Aufruf und Erweiterung des impliziten Beziehungswissens
Neurobiologisch fundierte Informationen für Patienten
Zusammenfassung
14 Wirkprinzipien der Körperpsychotherapie
Spezifische und unspezifische Wirkfaktoren
Metatheoretische Referenztheorien
Wirkfaktor zentaurische Integration und Selbstregulation
Vier Perspektiven auf den Körper
Intrapersonale Wirkfaktoren: Verkörperung und Emergenz
Interpersonale Wirkfaktoren: Beziehungen und Interventionsprinzipien
Wirkfaktoren des Erlebens und Handelns: von motivationaler Klärung zur bewältigenden Handlung
Wirkfaktoren zwischen Körper und Geist
Wirkfaktor Energien: vom Rebound zur emotionalen Dialektik
Wirkfaktor Organisation: von der Morphologie zu Persönlichkeitskonfigurationen
Wirkfaktoren der Entwicklung: Differenzierung und Integration
15 Genderfragen in der Körperpsychotherapie: Zur geschlechtlichen Dimension der Verkörperung
Frauenbilder – Frauenkörper
Männlichkeit – Männerkörper
Bisexualität – Homosexualität
Transgender – Queer
Resümee
Teil III
Psyche und Soma
16 Einleitung
17 Körpererleben und Körperwahrnehmung als Grundlage der Körperpsychotherapie
Wahrnehmung, Erfahrung und Erleben sind immer körperlich fundiert
Begründung aus der Phänomenologie und Anthropologie
Die soziale Konstituiertheit des Körpererlebens
Das Zentrum der Person ist das erlebende Selbst
Das Körpererleben als Grundlage der Wahrnehmung von Affekten und Emotionen
Focusing als Schnittstelle zwischen Erleben und Symbolisieren
Praxis der Körperpsychotherapie in der Hinwendung zum Körpererleben und in der Unterstützung der Körperwahrnehmung
Körperpsychotherapie als Prozess der affektiven Selbstbefragung
Das interaktionelle Erleben im Körpergedächtnis und in der therapeutischen Beziehung
Wahrnehmung von Kernaffektivität und kategorialen Emotionen
Schlussbemerkung
18 Symbolisieren in der Körperpsychotherapie
Einführung
Symbolische Bedeutung
Sensomotorische Intelligenz
Symbolisieren
Symbolische Transformation
Die Somatischen Marker
19 Das verkörperte Unbewusste
Somatische analytische Ansätze
Empirische Bestätigungen
Die Entwicklung des verkörperten Unbewussten
Somatische Repräsentationen
Die somatische unbewusste Identität
Verteidigung, Verweigerung, Dissoziation und Verleugnung auf somatischer Ebene
Die körperliche Strukturierung kreativer unbewusster Prozesse
Belohnungen und neues Lernen
Residuen und kreative Möglichkeiten
20 Die Reifung des somatischen Selbst
Der reife Leib
Willentlicher Einsatz und das Formen des Selbst
Ein erwachsenes Soma formen
Somatische Subjektivität und Reife
Die reife Form
Der Unterschied zwischen Reifen und Altern
Unsere Erfahrungen einkörpern lernen
Die Verheißung der Reife
21 »Körperschema«, »Körperbild« und Körpererleben – Begriffsbildung, Definitionen und klinische Relevanz
Kurzer historischer Abriss zur Begriffsbildung und den Definitionen der Teilaspekte
Körperleben und Diagnostik
Affektive Erkrankungen
Angststörungen
Essstörungen
Persönlichkeitsstörungen
Schizophreniforme Erkrankungen
Körpererleben und Psychotherapieforschung
Körpererleben und Praxis der KPT: Schlussfolgerungen im Hinblick auf die klinische Praxis der Körperpsychotherapie
22 Der Körper und die Wahrheit
Zur Fragwürdigkeit von Erinnerungen und Erklärungen
»Wahrheit« und ihre Bedeutung für die Körperpsychotherapie
Körperstruktur, Körpersprache und Körperausdruck
Selbstwahrnehmung und Evidenzerleben
Das »Wissen« des Körpers
Der präsymbolische, präverbale Raum
Wegweiser zu Wahrheiten
23 Körper, Kultur und körperorientierte Psychotherapien
Körper und Kultur
Der Einfluss der sozialen Umgebung
Soziale Stereotypen
Verkörperlichte kulturelle Werte in der Therapie
Soziokultureller Ausdruck des Körpers
Teil IV
Somatische Dimensionen der Entwicklungspsychologie
24 Einleitung
25 Formen des Erlebens: Neurowissenschaft, Entwicklungspsychologie und somatische Charakterbildung
Einleitung
Drei somatische Beschreibungen der Charakterentwicklung
Prä- und neonatale Entwicklung: Das autonome Nervensystem, frühkindliche Kontaktstörungen und schizoid‑hysterische Charakterzüge
Das schizoide Körpermuster (Abb. 25-1)
Das erste Jahr: Die Reifung des limbischen Systems, »Schemata des Mit-Seins« und die oral-depressive sowie die oral-paranoide Struktur
Das orale Körpermuster (Abb. 25-2)
9. bis 15. Monat: Orbitofrontale Hochstimmung, die Entstehung innerer Repräsentationen und die psychopathische Struktur
Das psychopathische Körpermuster (Abb. 25-3)
Das zweite Jahr: Orbitofrontale Hemmung und die masochistische Struktur
Das masochistische Körpermuster (Abb. 25-4)
Das zweite Jahr: Die Wirkung der genitalen sensorischen Reifung und der Geschlechtshormone auf Gehirn und Interaktion sowie die rigiden Strukturen
Das phallische Körpermuster (Abb. 25-5)
Ein Wort zur Charakterentwicklung ab dem Alter von zwei Jahren
26 Frühe Interaktion und der Körper: Folgerungen für die therapeutische Arbeit
Zwei gängige Auffassungen
Matching als komplexes Phänomen
Bindungs-Transaktionen
Body-organizating: ein verbindendes Konzept
Merkmale des Kernrepertoires
Zur Terminologie
Spätere Kindheit und Jugendalter
Zwei Zielvorstellungen der Körperpsychotherapie
Folgerungen für die therapeutische Praxis: eine mögliche Antwort
Die Aufmerksamkeit auf die Körperorganisierung richten: einige erste Anmerkungen
Reinszenierungen und Body-organizating
Neue Ansatzpunkte finden
Körperfokussierte Kurzzeittherapie
Körperfokussierte Langzeittherapie
27 Bindung und Körperpsychotherapie – Verkörperung und Motivation
Bindung und Körperpsychotherapie: Zwei Ansätze, die sich überschneiden
Bindung und Körperpsychotherapie als Paradigmen dynamischer Systeme
Verkörperte menschliche Bedürfnisse und Motivationssysteme
Die Theorie der kindlichen Bindung
Internalisierungen, Bindungsstile und Körperpsychotherapie
Die Bindungsstile Erwachsener
Die Bindungsbeziehung in der Körperpsychotherapie
Arbeit an den Auswirkungen einer unsicheren Bindung
Was auf dem Weg zu einem körperpsychotherapeutischen Verständnis der Bindungsstile zu erwarten ist
28 Pränatale und Perinatale Psychologie
Pränatale und Perinatale Psychologie: Eine Definition
Eine verbreitete Geschichte
Die Entwicklung Pränataler und Perinataler Psychologie
Grundlegende Annahmen Pränataler und Perinataler Psychologie
Epigenetik
Bewusstsein
Embryologie: Früheste psychologische Prägungen
Gewollt sein, ungewollt sein oder beabsichtigte Abtreibung
Gestation
Klinische Untersuchungen und Prägungen durch die Geburt
Kaiserschnitt
Nabelschnur-Trauma
Zangengeburt oder Einsatz einer Saugglocke
Narkose
Einleitung der Geburt
Anfangen, mit Mustern zu arbeiten
Ein Ausblick auf weitere Forschungen
Zusammenfassung
Teil V
Grundlagen der Methodologie
29 Einleitung
30 Bewusstsein, Gewahrsein und Achtsamkeit
Aufmerksamkeit
Gewahrsein
Gewahrsein und der Körper
Achtsamkeit
Disidentifikation
Eine lernbare Fähigkeit
31 Der erfahrende Körper
Erleben in der Psychotherapie
Körper als Medium der Erfahrung
Bedeutung
Dosierung
Verändertes Erleben
Körperpsychotherapie und Erleben
32 Bewegung als Psychotherapie und in der Psychotherapie
Kohärenzen, Kohäsionen und Kontinuen
Bewegungstherapie
Beobachtung und Analyse von Bewegungen
Bewegungsbasierte Therapien
Eine Fallstudie
Zum Abschluss
33 Muster und Plastizität: Aspekte der frühen motorischen Entwicklung als Instrument für therapeutische Veränderung nutzen
Muster
Nachgeben (Yielding)
Bewegungsorganisation bei Wirbeltieren
Die Ontogenese rekapituliert die Phylogenese
Plastizität
Therapeutische Veränderung
Der therapeutische Einsatz des eigenen Körpers
Schluss
34 Verkörpertes Dialogerleben in der Gestalttherapie
Grundlagen der Körperorientierung in der Gestalttherapie
Gestalttherapeutische Prinzipien und ihre Körperorientierung in der Gestalttherapie
Ganzheitlichkeit/Holismus (Jan Christiaan Smuts)
Organismus-Umwelt-Feld (Kurt Lewin, Feldtheorie)
Streben nach Wachstum (Abraham Maslow, Humanistische Psychologie)
Kontakt und Unterstützung/Support (Kurt Goldstein, Laura Perls)
Organismische Selbstregulation (Kurt Goldstein, Organismische Theorie)
Kreative Anpassung (Kurt Goldstein, Organismische Theorie)
Figur-Grund-Prinzip (Gestaltpsychologie)
Bewusstheit/Gewahrsein/Achtsamkeit – Awareness/Mindfulness (Zen-Buddhismus)
Hier-und-Jetzt-Prinzip (Zen-Buddhismus)
Selbstverantwortlichkeit (Existenzialismus)
Dialogisches Prinzip (Martin Bubers Existenzialismus)
Wie und Was, Wann und Wo (Edmund Husserl, Phänomenologie)
Prinzip der paradoxen Veränderung (Arnold Beisser)
35 Das Vitalitätsgefälle
Teil VI
Therapeutische Beziehung in der Körperpsychotherapie
36 Einleitung
Stile therapeutischer Beziehung
Beziehungskonzepte
Besondere Herausforderungen der Körperpsychotherapie
Eine kritische Perspektive auf Beziehungskonzepte in der Praxis der Körperpsychotherapie
Somatische Theorien der therapeutischen Beziehung
37 Das Feld der Beziehungen in der Körperpsychotherapie
Einführung und Fallstudie
Körper und Gesten – das Feld der Beziehungen
Die Rolle des Charakters im Beziehungsfeld
Die therapeutische Beziehung
Zurück zu unserem Fall
Aggressionen und therapeutischer Raum
Schlussfolgerungen
38 Übertragung, Gegenübertragung und Supervision in der körperpsychotherapeutischen Tradition
Einführung
Eine große Bandbreite von Beziehungsmodalitäten
Supervisions-Beispiel 1 (›Eineinhalb-Personen-Modus‹)
Das Konzept unbewusster Prozesse in der Körperpsychotherapie und in der Psychoanalyse
Die Wunde tritt ein …
Belege für das ganzheitliche Übertragungskonzept der Körperpsychotherapie
Supervisions-Beispiel 2: Therapeutischer ›Durchbruch‹
Jedes körperpsychische Fragment enthält eine ganze Geschichte
Der Körperpsychotherapeut als Feind des Klienten-Ichs
Übertragung: Therapie mittels des Charakters anstatt eines Eingriffs in den Charakter
39 Berührung in der Körperpsychotherapie
Einleitung
Die historische Perspektive: Der Kontext der aktuellen Debatten
Der Einfluss der Objektbeziehungstheorien
Neuere Entwicklungen
Die intersubjektiv-relationale Sicht
Der Beitrag der Körpertherapien zur Körperpsychotherapie
Philosophische Grundlagen
Arten der Berührung
Die positiven Wirkungen von Berührung
Berührung in der Entwicklungszeit
Möglichkeiten der therapeutischen Nutzung von Berührung
Berührung in der Psychotherapie
Gründe für Berührung
Ängste und Gefahren, die mit Berührung in einer Psychotherapie assoziiert werden
Wird eine psychotherapeutische Behandlungen durch Berührung zwangsläufig ethisch fragwürdig?
Best Practice
Ausbildung
Eigene psychotherapeutische Erfahrung
Assessment und Erstgespräche
Verträge und Überprüfungen der Vorgänge in der Therapie
Supervision
Ethik
Selbstgewahrsein/Verfolgen des Geschehens in der Therapiesitzung
Selbstfürsorge und berufliche Weiterbildung
Weitere Empfehlungen
Fallstudien und Untersuchungen über Berührung in der Körperpsychotherapie
Abschluss und Zukunftsperspektiven
Anhang: Ethikrichtlinien der USABP, Teil VIII: Ethischer Umgang mit Berührungen
Teil VII
Klinische Aspekte des therapeutischen Prozesses
40 Einleitung
41 Die Rolle des Körpers bei emotionalen Prozessen – Körperpsychotherapie und Emotionstheorie
Körpergefühl, Körperhaltung und Emotion
Körperliche Abwehr und Körperpsychotherapie
Gelernte Formen der Emotionsregulation
Ausdrucksbewegung und Emotionen
Basisemotionen
Affektbewusstsein
Kernaffekt
Affektiver Zyklus
42 Körperpsychotherapie unter Berücksichtigung von Übertragung und Strukturniveau
Körperpsychotherapeutische Interventionen
Berücksichtigung des Strukturniveaus
Berücksichtigung der therapeutischen Beziehungsarbeit (Übertragung-Gegenübertragung)
Zusammenfassung
43 Die regressive Erfahrung
Hinführung
Rückblick
Die körperpsychotherapeutische Arbeit am Impuls
Gedächtnistheoretischer Einschub
Fallbeispiel einer mehrschrittigen regressiven Erfahrung
Analyse
Was ist Regression nun? Versuch einer Definition
Abschließende Gedanken
44 Körperpsychotherapie und Psychosomatische Medizin
Wie können wir das Verhältnis von Psychosomatischer Medizin und Körperpsychotherapie aus der Geschichte verstehen? Und was hat es mit dem Dualismus in der Medizin zu tun?
Wie steht es um den wissenschaftlichen Diskurs in der Psychosomatik und ihr Verhältnis zur Körperpsychotherapie heute? Was hat sich verändert?
Was sind Essentials einer wahrnehmungsbezogenen KPT und warum sind sie besonders gut geeignet sowohl für die Behandlung von Körperbeschwerden aufgrund von Entwicklungstraumatisierungen als auch von modernen Zeitkrankheiten?
Warum kann körperwahrnehmungsbezogene Therapie auch hilfreich sein bei aktuellen »Zeitkrankheiten«?
Wie geht es der Körperpsychotherapie in und mit der Psychosomatischen Medizin heute?
Ausblick – was ist wünschenswert?
45 Körperpsychotherapie im Spektrum der Strukturniveaus
Die neurotische Struktur (gute bis mäßige Integration)
Die Borderline-Struktur (mäßige bis geringe Integration)
Die psychotische Struktur (Desintegration)
Die personale integrale Struktur
Die transpersonale Struktur (Transformation)
Abschluss
46 Das Spektrum körperpsychotherapeutischer Übungen und Interventionen
Divergenz der Theorien
Diagnostische Parameter
Körperbezogene Arbeitsebenen und Körperinterventionen
Selbstwahrnehmung
Experimentierende und übende Selbsterfahrung
Konflikt- und prozessorientiertes therapeutisches Vorgehen
Epilog
Teil VIII
Funktionale Perspektiven der Körperpsychotherapie
47 Einleitung
48 Die Rolle des Atems in der Geist-Körper-Psychotherapie
Einleitung
Der wichtige Beitrag Wilhelm Reichs
Charakterpanzer: Charakterstrukturen
Die schizoide Charakterstruktur
Die orale Charakterstruktur
Die psychopathische Charakterstruktur
Die masochistische Charakterstruktur
Die rigide Charakterstruktur
Atemarbeit an den Charakterstrukturen
Warum es wichtig ist, die physiologischen Aspekte der Atemarbeit zu verstehen
Der Bohr-Effekt
Hyperventilation, CO und Emotionsüberflutung
Charakterstruktur und Atemarbeit: Hyper- und Hypoventilation
Hyperventilierende Patienten
Hypoventilierende Patienten
Titration: Unterscheidung prozeduraler Erinnerungen und Selbststeuerung der Aktivierung
Atemgewahrsein
Kontraindikationen
49 Blickkontakt, Facing, Präsenz und Ausdruck: Die Bedeutung des Augensegments in der Körperpsychotherapie
Strukturelle Betrachtung des Augensegments
Das Augensegment in der Charakterstruktur
Funktionale und relationale Betrachtung des Augensegments
Kontakt
Ausdruck und Zurückhaltung
Einbildung und Fantasie
Entwicklung
50 Körperpsychotherapie und das vegetative Nervensystem
Vegetative Reaktionen in der Medizin und Psychotherapie
Wilhelm Reich, Gerda Boyesen und Alexander Lowen
Das autonome Nervensystem
Autonome Aspekte der Affektregulation
Prosoziale Schaltkreise
Sozialer Vagus
Autonomes Nervensystem – Worum geht es?
51 Vertikale Erdung – Der Körper in der Welt und das Selbst im Körper
Überblick
Das Grundkonzept
Erdung als Kontakt
Muskeltonus und Charakter
Erdung, Ich-Entwicklung und Selbstempfinden
Erdung als Ressource der Traumaarbeit
Abschluss
52 Eigenständigkeit und Widerstandskraft sind Vermögen – Grounding und Aggression in der Körperpsychotherapie
Grounding
Aggression
Grounding und Aggression: Zusammenspiel und Dialektik
Klinische Überlegungen
Schlussbemerkungen
53 Horizontales Grounding
Zur Entwicklung des Konzeptes
Zur Theorie
Erdung und Embryologie
Entwicklungsprozess des horizontalen Groundings
Zur Praxis
Allgemeine Bemerkungen
Fallbeispiel
Zum Abschluss
54 Das Feld der Erotik: Sexualität in der körperorientierten Psychotherapie
Einleitung und Fallstudie
Reich und die Sexualität
Die entscheidende Funktion von erotischer Lust und Hingabe
Die kindlichen Wurzeln der Sexualität und ihre Folgen für den Erwachsenen
Der Körperpsychotherapeut und die Erotik
55 Das Herz, seine Gefühle und Symptome
Das Herz als psycho-physiologisches Zentrum
Das Herz als Zentrum der Emotionen
Polaritäten des Herzens
Teil IX
Körperpsycho-
therapeutische Behandlung spezifischer Störungen
56 Einleitung
57 Körperpsychotherapie bei schweren psychischen Erkrankungen
Störungsspezifische Behandlungskonzepte
Manie
Depressive Störungen
Angststörungen
Schizophrene Erkrankungen
Persönlichkeitsstörungen
Kontraindikationen
Schlussfolgerung
58 Körper und Narzissmus
Veränderung der psychosozialen Lebenswelten und das Aufkommen des modernen Narzissmus
Narziss revisited
Narzissmus als Entwicklungsarrest
Narzissmus als Charakter- und Persönlichkeitsstil
Hochstimmung und Niedergeschlagenheit
Die kulturelle Einbettung des Narzissmus
Therapeutische und körperpsychotherapeutische Implikationen
59 Körperpsychotherapie bei Depression
Depression und ihre verschiedenen Formen
Welchen Beitrag hat die Körperpsychotherapie historisch zur Therapie der Depression geleistet?
Erkenntnisse der Säuglingsforschung
Moderne Körperpsychotherapie und Depression
Die Rolle der therapeutischen Beziehung
Körperpsychotherapeutische Arbeit mit depressiven Patienten
Zusammenfassung
60 Körperpsychotherapie bei Angst
Freudsche Angsttheorien
Die reichianische Auffassung von Angst
Psychodynamische Angsttheorien
Weiterentwicklungen durch die prä-, peri-, postnatale Psychologie und die Säuglingsforschung
Erkenntnisse über die Angstgenese durch die Prä- und Perinatalforschung
Der Beitrag der Säuglingsforschung zum Verständnis der Angstgenese
Humanistische Psychotherapie und Angst
Angst als ganzheitliches Geschehen
Die körperpsychotherapeutische Arbeit mit Ängsten
Eine strukturierte Übung zur Arbeit mit der Angst
Ängste als Reaktion auf Trauma
Zusammenfassung
61 Sensomotorische Verarbeitung und die Behandlung posttraumatischer Störungen
Körperliche Abwehrreaktionen
Bottom-up-Fehlregulierung und das Toleranzfenster
Ein Beispiel für Sensorimotor Processing
Schlussfolgerungen
62 ›No Sense, No Sensation‹: Arbeit mit emotional vernachlässigten Klienten
Einleitung
Wie erkennt man Klientinnen, die unbeachtete Kinder waren?
Entwicklungsdefizite: ein wenig Biologie
Selbstregulation
Beziehungen zu anderen Menschen
Unbeachtete Kinder als Erwachsene in der Psychotherapie
Körperpsychotherapie mit vernachlässigten Klientinnen
Körperpsychotherapie zum Aufbauen neuer Ressourcen
Ressourcenorientierte Körperpsychotherapie
63 Subsymbolische Arbeit mit einem alexithymischen Klienten
Die Fallgeschichte
Diskussion
Eine intersubjektive Perspektive
Das Entstehen von Sinn
Momente der Möglichkeit
Spiegeln
Auf subsymbolischen Pfaden
Die Auswirkungen der Arbeit
Teil X
Erweiterte Anwendungsgebiete der Körperpsychotherapie
64 Einleitung
65 Eltern-Baby-Körperpsychotherapie im Spannungsfeld von Trauma und Bindung
Körperpsychotherapeutische Perspektive der frühen Eltern‑Kind-Bindung
Kontinuum der Bindung
Polyvagale Betrachtungen der Bindung
Elterliche Feinfühligkeit und optimierte Toleranzfenster
Praxis der Eltern-Baby-Körperpsychotherapie
Elterlicher Leidensdruck und Therapiemotivation
Körperpsychotherapeutische Methoden zur Stärkung elterlicher Feinfühligkeit
Trauma oder Bindung
66 Zurück zu den körpernahen Sinnen – Somatische Psychotherapie mit Kindern
Heranwachsendes Selbst
Störung der somatischen Selbst-Entwicklung
Spiel, Bewegung, Erleben
Eine tragfähige Beziehung
Der Handlungsraum
Die Gesellschaft und der kindliche Körper
67 Der Körper in der Tanz- und Bewegungstherapie
Aufmerksamkeit auf den Körper vs. Aufmerksamkeit mit dem Körper
Der bewusste Körper in Authentischer Bewegung
Der dynamische Körper und die Bewegungsanalyse
Das verkörperte Körperbild
Der sich entwickelnde Körper
Der integrierte Körper: Bartenieff Fundamentals
Der mentalisierende Körper
Der ästhetische Körper
Der verfügbare Körper der Therapeutin
Partizipation und Ethik
68 Somatisch-emotionale Lösungsarbeit manuell arbeitender Therapeuten
Einleitung
Somatische Traditionen, die nicht auf Emotionen eingehen
Ida Rolfs »Strukturelle Integration«
Frederick Matthias Alexanders »Gebrauch des Selbst«
Charlotte Selvers »Sensory Awareness«
Moshe Feldenkrais’ »Funktionale Integration und Bewusstheit durch Bewegung«
Die Einbeziehung des emotionalen Prozesses
Die Rubenfeld-Synergie-Methode (RSM)
Beispiel für eine RSM-Sitzung
Zum Abschluss: Die Physik der emotionalen Verarbeitung
69 Körperpsychotherapie mit Paaren
Körpertherapie
Paartherapie
Paarkonflikte
Körperpsychotherapeutische Interventionen
Gestaltung von Experimenten in der Paartherapie
Achtsamkeit
Paradoxe Inszenierung durch Symptomentzug
Zusammenfassung
70 Die Nutzung der Körperpsychotherapie im Kontext einer Gruppentherapie
Einleitung
Der humanistische Einfluss auf die Körperpsychotherapie und seine Begrenztheit, bezogen auf die Gruppentherapie
Individuum versus Kollektiv
Machtgefälle versus Gleichheit
Strukturierte Gruppenarbeit im Gegensatz zu unstrukturiertem Raum
Der Weg zur Integration von Gruppentherapie und Körperpsychotherapie
Der Beitrag der Körperpsychotherapie zur Gruppenarbeit
Die Gruppe als ein Ganzes – die Gruppe als ein Organismus
Phasen der Gruppenentwicklung – der orgastische Zyklus
Gruppenenergie
»Ladung« als körperbasierte relationale Vorstellung von Energie
Emergenz (»Dem Fluss folgen«)
Projektion
Charakterstile als verkörperte interpersonale Muster innerhalb der Gruppendynamik
Regression und Übertragungsprozesse
Ein sozio-bio-neuro-psychologisches Paradigma – jenseits der Einzeltherapie?
Die Erweiterung von Theorien dyadischer Resonanz und körperbasierter Einstimmung in einen sozialen und gruppenbezogenen Kontext
Zum Abschluss
Teil XI
Existenzielle Dimensionen der Körperpsychotherapie
71 Einleitung
72 Die existenzielle Dimension der großen Charakterthemen
Normale und pathologische Entwicklung
Charakter, Typen und Themen
Charaktertheorie und -praxis
Der fünfdimensionale Raum
Die fünf Themen: Phänomenologie, Körper und Genese
Das Lebensthema »Sicherheit«
Das Lebensthema »Versorgung«
Das Lebensthema »Freiheit«
Das Lebensthema »Authentizität«
Das Lebensthema »Sozialer Wert«
Existenzielle Begegnung
73 Zur Dimension des Seins in der Körperpsychotherapie
Menschliche Natur
Die Erfahrung des Seins
Wesen und Charakter
Kränkung und Krankheit
Öffnung zur Seinsdimension in der Körperpsychotherapie
Selbsterkenntnis, Selbsttranszendenz und Selbstverwirklichung in der Körperpsychotherapie
Schlussbemerkung
74 Körperpsychotherapie und Transpersonale Psychologie
Freud, das Ich und der Ozean des Seins
Wilhelm Reich, Abraham Maslow und ein auftauchendes transpersonales Paradigma
Erkundungen jenseits des Selbst – die transpersonale Ebene
Aspekte des Transpersonalen
Personenregister
Sachverzeichnis
Jürgen Kriz(1)ist emeritierter Professor für Psychotherapie und klinische Psychologie an der Universität Osnabrück. Er hatte zuvor (und zwei Jahrzehnte überlappend) auch Professuren in Statistik, Forschungsmethoden und Wissenschaftstheorie. Mit diesen Schwerpunkten wirkte er zudem als Gastprofessor in Wien, Zürich, Berlin, Riga, Moskau und den USA. Er ist approbierter Psychotherapeut und Ehrenmitglied mehrerer psychotherapeutischer Fachgesellschaften.
Mit seiner »Personzentrierten Systemtheorie« arbeitet Kriz an einer theoretisch begründeten ganzheitlichen Sichtweise der Psychotherapie, in der Körperprozesse wesentlich sind. Er ist Autor von 25 Büchern und rund 350 Beiträgen zu klinisch-therapeutischen und methodisch-statistischen Fragen. Zu seinen Auszeichnungen gehören unter anderem der Viktor-Frankl-Preis (Wien 2004), der Award der Arbeitsgemeinschaft für Humanistische Psychotherapie (AGHPT) (2014), der Margit-Egner-Preis (Zürich 2019) und das Bundesverdienstkreuz (2020).
Rund eineinhalb Jahrzehnte nach der ersten Auflage, 2006, liegt nun die zweite Auflage dieses umfangreichen Handbuchs der Körperpsychotherapie vor. Es enthält etliche neue Kapitel; die anderen wurden grundlegend überarbeitet und aktualisiert. Insgesamt ist dabei ein Band entstanden, der als Kompendium körperpsychotherapeutischer Ansätze mit ihren neueren Befunden und Entwicklungen einen wichtigen Impuls für die psychotherapeutischen Diskurse leisten könnte. Zwar wurden in den letzten Jahren etliche durchaus fundierte Bücher zur Körperpsychotherapie publiziert. Doch sind diese auf spezifische Ansätze (z. B. Bioenergetik) und/oder bestimmte konzeptuelle Perspektiven fokussiert und dadurch notwendigerweise beschränkt, während das vorliegende Handbuch durch seine umfassende Gesamtsicht auf die Komplexität und Buntheit des körperpsychotherapeutischen Feldes besticht. Immerhin zeichnet sich die Körperpsychotherapie unter anderem dadurch aus, dass sie trotz ihrer Verwurzelung besonders in den psychodynamischen und humanistisch-psychotherapeutischen Ansätzen (aber auch von Verhaltenstherapeuten und systemischen Therapeuten angewendet) letztlich keiner dieser »vier Grundorientierungen« formal eindeutig zugeordnet werden kann. Sie widersetzt sich der Ideologie des deutschen verwaltungsbürokratischen Therapiesystems mit gegeneinander strikt abgeschotteten Schubladen von drei psychotherapeutischen »Richtlinienverfahren« mit dem nach wie vor bestehenden Kombinationsverbot. Vielmehr präsentiert sich die Körperpsychotherapie, auch in diesem Handbuch, als breiter Fluss mit vielen Seitenarmen und Strömungen.
Diese schulenplurale Verankerung hat zwar den Nachteil, dass die Körperpsychotherapie als solche und unter diesem Namen im deutschen Gesundheitsbürokratiesystem kein abrechnungsfähiges »Richtlinienverfahren« ist. Dies wird aber um den Vorteil mehr als kompensiert, dass alle vier Grundorientierungen mit ihren vielfältigen Psychotherapieansätzen von der Körperpsychotherapie profitieren können. Sowohl praktisch wie auch konzeptionell konnten und können sich zunehmend andere Verfahren für den Fundus an Kompetenzen der Körperpsychotherapie öffnen, ohne allzu offenkundig und formell gegen das anachronistische »Kombinationsverbot« der deutschen Psychotherapierichtlinien zu verstoßen. Psychotherapeutinnen und Psychotherapeuten – egal, welcher genauen Orientierung – beziehen inzwischen in hohem Maße auch solche Kompetenzen mit in ihre Arbeit ein, die im Rahmen der Körperpsychotherapie ausgearbeitet wurden. Dies mag angesichts der verbreiteten Geschichtsvergessenheit und mangelhaften Respekts vor Urheberschaften besonders im Bereich der Psychotherapie nicht immer explizit geschehen: Aber eine Psychotherapie, die nicht auch die Perspektive der körperlichen Moderation von psychisch-kognitiven, behavioralen und interpersonellen Prozessen berücksichtigt, kann heute eigentlich als Behandlungsfehler bezeichnet werden.
Blickt man daher auf die Entwicklung der Psychotherapie, so hat sich die bereits in der ersten Auflage dieses Handbuchs festgestellte Besinnung auf die Relevanz körperlicher Prozesse nochmals deutlich gesteigert. Sogar außerhalb von Psychotherapie kreisen in den Humanwissenschaften inzwischen zahlreiche Diskurse um Konzepte wie »Embodiment«, »Bauchgefühl«, »implizites Wissen«, »Affektlogik« etc., welche sich in enger Wechselwirkung mit den entsprechenden psychotherapeutischen Themen gegenseitig stimuliert und befruchtet haben. Hier hat die Körperpsychotherapie in der praktischen wie auch konzeptuellen Umsetzung zum Nutzen leidender Menschen seit Langem Pionierarbeit geleistet, von der nun viele Menschen im Bereich der Psychotherapie profitieren können.
Flankierend für diese Entwicklung war und ist der ebenfalls erheblich gesteigerte Bedeutungszuwachs von Befunden aus der Hirnforschung – insbesondere auch ihrer neuropsychologischen Teildisziplin – durch neue Beobachtungs- und Messmethoden im Kontext eines medizinisch-naturwissenschaftlichen Paradigmas. Zwar sind manche der als »überraschende Befunde« ausgegebenen Phänomene keineswegs so neu, wie dies in der Fachliteratur und vor allem von den Medien einem staunenden, breit-interessierten Publikum präsentiert wird. Beispielsweise ist der Hype um die sogenannten Spiegelneurone wohl nur für jene verständlich, welche geschichtsvergessend nicht wissen, dass schon 1874 der englische Arzt W. B. Carpenter seine Beobachtungen und Experimente als »Ideomotorisches Gesetz« zusammenfasste: Bereits die Vorstellung einer Bewegung löst in der entsprechenden Muskulatur eine minimale Bewegung aus. Und dass unter dem Begriff »Motorische Denktheorie« in den Zwanziger- und Dreißigerjahren des 20. Jahrhunderts mit den damals bereits vorhandenen elektrophysiologischen Möglichkeiten Potenzialveränderungen in jenen Muskeln festgestellt wurden, die auch an der wirklich ausgeführten Bewegung beteiligt sind. Dass man die neuronalen Korrelate dieser Ideomotorik – etwa, wenn A sieht, wie B nach Nahrung greift – dann bei Vorliegen entsprechender Apparate und Untersuchungsmethoden auch neuropsychologisch nachweisen konnte, ist eigentlich wenig überraschend (ohne die Leistungen dieser technisch-apparativen experimentellen Untersuchungen im Zusammenhang mit den »Spiegelneuronen« – die wir inzwischen eher als komplex interagierende Neuronen-Netzwerke verstehen – entwerten zu wollen).
Für die Körperpsychotherapie hat der starke Zuwachs an Befunden aus der neuropsychologischen Forschung im Großen und Ganzen eine Bestätigung und Untermauerung zahlreicher ihrer Phänomene und Konzepte gebracht. Diese wurden im Kontext der Körperpsychotherapie aufgrund von sorgfältigen Beobachtungen früher meist »nur« qualitativ beschrieben. Mit den quantitativ-apparativen Methoden (und den ihnen zugrunde liegenden Modellvorstellungen über die Bedeutung erhobener Messungen und Daten) erhalten sie nun freilich eine neue Dignität und Anschlussfähigkeit auch an Diskurse, die auf naturwissenschaftliche Erklärungsmodelle fokussiert sind. Darüber hinaus hat die neuropsychologische Forschung aber auch eine Fülle an Details sowohl über modular-spezifische Funktionsbereiche als auch über deren hochkomplexes, netzwerkartiges Zusammenwirken erbracht. Auch wenn wir von einer ganzheitlich-verstehenden Zusammenschau dieser Vielfalt an Einzelbefunden immer noch sehr weit entfernt sind, gibt diese Forschung doch wichtige Hinweise – etwa über die zentrale Rolle des limbischen Systems (und seiner Vernetzungen) und bestimmter Teilbereiche, wie der Amygdala, beim Denken und Handeln. Oder, als weiteres Beispiel, über die Relevanz einer evolutionären Betrachtung der Hirnentwicklung, etwa in Bezug auf das sogenannte Selbsterhaltungssystem: Dessen generierende Verhaltensmuster als »Kampf«, »Flucht«, »Erstarrung« unterlaufen bei Stress die bewusst-kontrollierbaren Verhaltensweisen. Das Verständnis für viele Prozesse menschlichen (Er-)Lebens, die schon immer im Zentrum körperpsychotherapeutischer Arbeit und Konzepte standen, ist hierdurch fraglos vertieft und erweitert worden – etwa für die sogenannten frühen Störungen, deren strukturelle Verkörperung weit vor der sprachlich-kognitiven Aneignung der »Welt« durch Säuglinge und Kleinstkinder liegt, oder für die Vielfalt traumatischer Erfahrungen und ihrer Symptome.
Der zweite flankierende Entwicklungsstrang für den wahrgenommenen Bedeutsamkeitszuwachs des körperpsychotherapeutischen Feldes ist in der modernen Säuglingsforschung zu sehen. Deren Ergebnisse sind nach Umfang und Inhalt (m. E. weit mehr als die neuropsychologischen Befunde) tatsächlich als »überraschend« zu bezeichnen. Sind wir doch noch vor wenigen Jahrzehnten von einem Säugling ausgegangen, der weitgehend undifferenziert mit einigen Grundbedürfnissen (u. a. als »Triebe« konzeptualisiert) und wenigen Kategorien der Bedeutungszuweisung unsere Lebensbühne betritt und sich nach und nach in die Rollenstrukturen der Kultur einfügt. Die dabei gemachten Erfahrungen sind zunächst und zuvorderst in körperlichen Strukturen repräsentiert – die gerade bei leidvollen Entwicklungsbedingungen eine wesentliche Basis für die körperpsychotherapeutischen Vorgehensweisen ergeben. Erst seit zwei bis drei Jahrzehnten nimmt unsere Kenntnis darüber rapide zu, in welchem hohen Ausmaß die evolutionäre Entwicklung das menschliche Gehirn mit einer Architektur ausgestattet hat, die schon dem Neugeborenen präformierte Bedeutungsgebungen besonders für die soziale Strukturierung der Welt bereitstellt.
Allerdings – und auch diese Erkenntnisse sind in Ausmaß und Differenziertheit ebenso neu wie rapide wachsend – verfügt auch die jeweils erwachsene Vorgeneration ebenfalls über evolutionär präformierte Wahrnehmungs-, Verarbeitungs- und Handlungsmuster, um auf die Erwartungen des Säuglings (hinreichend) adäquat reagieren zu können. Der Mensch ist somit nur als Beziehungswesen umfassend verstehbar: Babys haben mehr oder minder genau jene Erscheinungsform, die ihre Eltern aufgrund des angeborenen »Kindchenschemas« »niedlich« und »beschützenswert« empfinden; und das »Lächeln des Säuglings« (ähnlich wie »Brabbeln« und viele andere Lautäußerungen) ist angeborener kommunikativer Ausdruck, der diese Bewertungen fördert. Bereits kurz nach der Geburt lässt sich die Ver-Bindung zwischen Bindungsperson und Baby als »Protokommunikation« beobachten – eine synchronisierende Verschränkung von Körper- und Ausdrucks-Prozessen. Später sucht das Baby nach Strukturen im umgebenden Lautstrom der Sprache, um daraus deren Grammatik ohne explizite Instruktion aufzubauen. Und es sucht nach Strukturen im Verhalten der Bindungspersonen, um daraus implizite Konzepte über die Sicherheit der Beschützung in Stresssituationen abzuleiten (was wir Bindungsmuster nennen). Und solche Strukturen müssen entsprechend von der Vorgeneration – zunächst über die Bindungspersonen – angeboten werden.
Diese wenigen Beispiele aus der Fülle an Befunden weisen darauf hin, dass auch die jahrzehntelang geführte Debatte um »Reifung« versus »Lernen« (oder: angeboren versus postnatal erworben) uns eher fehlgeleitet hat: Denn »Präformiert« bedeutet in den meisten Fällen, dass viele allgemeine Strukturierungsprinzipien zwar evolutionär erworben und damit angeboren sind, deren konkrete Ausgestaltung aber erfahrungsspezifisch in der Sozialgemeinschaft erfolgt. Um bei den letzten Beispielen zu bleiben: Ob eine deutsche oder arabische Grammatik bzw. ein »sicherer« oder »vermeidender« Bindungsstil realisiert wird, hängt von der Erfahrung des Neugeborenen mit seiner Umgebung ab. Evolutionär erworbene Strukturierungsprinzipien spielen also in hohem Maße mit biografischen Erfahrungen zusammen.
Dieses Zusammenspiel ist natürlich besonders im Bereich der Psychotherapie relevant, wo wir bei leidenden Menschen davon ausgehen können, dass ihnen wesentliche Bedingungen für einen Aufbau resilienter Strukturen der Weltbegegnung nicht bereitgestellt wurden. Gründe dafür sind Verletzungen, Missbrauch oder Vernachlässigung. Oft aber sind es auch einfach begrenzte Kompetenzen aufgrund eigener Belastungen und biografischer Defizite der Bindungspersonen, die diese hindern, überhaupt zentrale Bedürfnisse des Kindes – unter anderem nach Nahrung, Raum, Unterstützung, Schutz oder Grenzen – wahrzunehmen und angemessen zu erfüllen. Bei solchen Erfahrungen versucht der kleinkindliche Organismus, mit entsprechenden strukturellen Adaptationen das Überleben sicherzustellen. Viele dieser strukturell-körperlichen Resultate des Lebenskampfes unter ungünstigen Bedingungen sind dem Alltagsbewusstsein später kaum oder gar nicht zugänglich. Gleichwohl wirken sie sich erheblich auf Prozesse des Wahrnehmens, Denkens, Fühlens und Handelns aus und können die realitätsgerechte Bewältigung der täglichen Anforderungen stark beeinträchtigen.
Wie dieses Handbuch umfassend zeigt, hat die Körperpsychotherapie ein überaus großes Spektrum an Vorgehensweisen entwickelt, diese verkörperten Erfahrungen, welche die Lebensprozesse in spezifisch leidvoller Weise beeinflussen (als »Symptome« beschrieben), den betreffenden Menschen wieder oder erstmals zugänglich zu machen. Als Menschen sind wir eben auf zweierlei Weisen »in der Welt«: zum einen als Organismen, deren »soziale Gehirne« mit ihrer oben angedeuteten spezifischen Architektur und dem erst seit Kurzem bekannten sehr großen Ausmaß an präformierten Bedeutungszuweisungen und Verhaltensprogrammen die wesentliche Grundlage des Menschlichen im Vergleich mit anderen Organismen ausmachen. Zum anderen sind wir selbstreflexive Wesen, die mit dieser biologischen Ausstattung an der Kultur teilhaben. Denn nur unter Anwendung der Kulturwerkzeuge – etwa Sprache, Metaphern, Erklärungsprinzipien, Narrationen etc. – können wir uns selbst verstehen und uns anderen verständlich machen.
Beide »Weisen, in der Welt zu sein«, sind stets ganzheitlich, aber komplementär miteinander verbunden (wie ich an anderen Stellen umfassend dargestellt habe). Befunde und Befindlichkeiten haben unterschiedliche Grundlagen und thematisieren oft unterschiedliche Ergebnisse, aber sie gehören zusammen: Erstere, die Befunde, sind die von außen beschriebenen, diagnostischen »objektiven« Daten der Beobachter-Perspektive – zum Beispiel auf den »Körper«. Letztere, die Befindlichkeiten, sind die vom Menschen als Subjekt (er)spürbaren Prozesse des Leibes, die vor aller Rationalität oft unsere Entscheidungen und unser Verhalten erheblich beeinflussen. Das Problematische an dieser Komplementarität ist allerdings, dass wir in unserer Kultur nicht nur im professionellen medizinischen und psychotherapeutischen System, sondern auch als Alltagsmenschen auf uns selbst fast nur aus der Perspektive »objektiver« Beobachter und entsprechender Beschreibungen blicken. Sogar wenn wir (zu anderen oder zu uns selbst) sagen: »Ich bin traurig«, ist dies eine Beschreibung für eine subjektive Empfindung – und zwar eine Beschreibung unter Verwendung des Kulturwerkzeugs »Sprache«. Was damit (auch für uns selbst!) wirklich genau gemeint ist, ob diese Worte wirklich stimmig zur Empfindung passen oder nur eine (ggf. inadäquate) Verwendung von gehörten und gelernten Begriffen sind, und wie diese Worte in die Kontexte der spezifischen Lebens- und Bedeutungswelt eingebettet sind – all dies sind Fragen bezüglich der Relation zwischen Empfindung und Beschreibung.
Gerade unter einer psychotherapeutischen Perspektive – in der Begegnung also mit leidenden Menschen, die keine guten Bedingungen für adäquate Strukturen von Welterfahrung und deren Kommunikation entwickeln konnten – sollte klar sein: Der sprachliche Zugang mit seinen intersubjektiven, zur gemeinsamen Alltagsbewältigung ausgelegten Konzepten, Erklärungen etc. kann die leiblichen Strukturierungsprinzipien des »In-der-Welt-Seins« in wesentlichen Aspekten nicht oder nicht angemessen repräsentieren. Es bedarf daher spezifischer Anleitungen (in spezifischen Kontexten), den Zugang zur Leiblichkeit zu fördern und zu unterstützen – etwas, was grob und allgemein mit (Anleitung und Begleitung zur) »Achtsamkeit« umschrieben wird. Im achtsamen Spüren des subjektiven, leibhaftigen »Seins in der Welt« lässt sich etwas über die verkörperten Strukturierungsprinzipien erfahren, was dann »zur Sprache gebracht« werden kann und muss (im weiteren Sinne als »Symbolisieren« bezeichnet).
Die Perspektive darauf, dass menschliche Subjektivität verkörpert ist – was auch die Herausgeber dieses Bandes in ihrer Einführung als ein zentrales Grundaxiom der Körperpsychotherapie hervorheben –, wird somit um die komplementäre Perspektive ergänzt, dass diese Subjektivität in unserer heutigen Zeit mit ihren Kulturen auch »zur Sprache gebracht« werden muss. Nur so kann sich der Mensch, wie oben betont wurde, selbst verstehen und sich anderen verständlich machen. Auch hier hat die Körperpsychotherapie einen großen Schatz an Vorgehensweisen entwickelt, wie auf die Stimmigkeit zwischen dem subjektiv Erspürten und dem intersubjektiv Versprachlichten geachtet und diese gefördert werden kann (und somit – in der Sprache der Psychoanalyse – dem Zugriff der Introjekte entzogen wird). »Da, wo die Sprache aufhört, wohnen wir wirklich«, hat Eugen Gendlin wunderschön die eine Perspektive der Komplementarität formuliert. Die andere und komplementäre Perspektive aber ist, dass wir heutigen Menschen auch in einer Welt aus komplexen sozialen Beziehungen, Werkzeugen und anderen Artefakten wohnen – und vor allem (als »animal symbolicum«, wie Ernst Cassirer betonte) in einer Welt der intersubjektiv-kulturell entwickelten Symbolsysteme (wie besonders der Sprache mit ihren Realität erzeugenden Werkzeugen).
So beschrieben wird vielleicht besonders deutlich, warum sich in der Körperpsychotherapie beim Umgang mit dieser Komplementarität von subjektiv-leibhaftigem Erspürten und intersubjektiv Beschriebenem im Laufe von über hundert Jahren jene große Heterogenität der Vorgehensweisen und Konzepte herausgebildet hat, die auch dieses Handbuch kennzeichnet. Es ist sicher kein Nachteil, dass sich keine normierte und manualisierte »einzig richtige« Vorgehensweise dafür durchgesetzt hat, wie die leiblichen Erlebensprozesse gefördert werden können: Zu unterschiedlich sind die – ebenfalls nicht normierten – Menschen in unserer pluralen Gesellschaft mit ihrer Vielfalt an Ansichten, Werten, Vorlieben, Zielen und Biografien. Und es ist ebenfalls kein Nachteil, dass sich diese Vielfalt auch in unterschiedlichen psychotherapeutischen Diskursen, Redeweisen, Narrationen, Begrifflichkeiten und Konzeptbildungen mit ihren spezifischen Schwerpunkten, Fragestellungen, Anliegen und Traditionen widerspiegelt. Wenn sich daher Teile der körperpsychotherapeutischen Community weiterhin (aber keineswegs nur aus Tradition) den psychodynamischen Verfahren mit ihren spezifischen Perspektiven und Begrifflichkeiten zuordnen, ein anderer Teil mit ebenso guten Argumenten der Humanistischen Psychotherapie und weitere Teile der Community auch der Verhaltenstherapie und der Systemischen Therapie, so ist dies nicht als konzeptuelle Schwäche der Körperpsychotherapie zu sehen. Vielmehr ist es eine notwendige und daher sinnvolle Adaptation an die Strukturen des deutschen Therapiesystems, deren mächtige Funktionäre auf einer berufspolitisch-lobbyistischen Abgrenzung abstrakter Verfahrensbegriffe bestehen. Überall sonst auf der Welt dürfen Menschen, die vorwiegend körperpsychotherapeutisch arbeiten, einfach ihr Verfahren »Körperpsychotherapie« nennen. Die Frage der spezifischen Beziehungen und Verbindungen zu anderen Ansätzen ist dann eine interessante akademische und theoretische Frage – ohne dass diese Menschen fürchten müssen, berufspolitisch diskreditiert oder ausgegrenzt zu werden. Es ist zu hoffen, dass auch in der deutschen Psychotherapie möglichst bald Wissenschaftlichkeit und therapeutischer Sachverstand die lobbyistischen Grabenkämpfe der Richtlinien-Funktionäre überwinden können.
Angesichts der in diesem Geleitwort in den Fokus gerückten Forschungsergebnisse aus Neuropsychologie und Säuglingsforschung (und deren evolutionärer Perspektive) ist davon auszugehen, dass deren Relevanz auch von den anderen psychotherapeutischen Grundorientierungen zunehmend erkannt und die weitere Entwicklung der Konzepte und Vorgehensweisen beeinflussen wird. Damit ist zu hoffen, dass auch die Körperpsychotherapie, die viele dieser Aspekte bereits in ihrer psychotherapeutischen Praxis und den zugrunde liegenden Erklärungen umgesetzt hat, sowohl noch besser wahrgenommen wird als auch zur Entwicklung der gesamten Psychotherapie ihren Beitrag leisten kann. Das vorliegende Handbuch ist eine große Hilfestellung, den breiten Strom körperpsychotherapeutischer Ansätze zu überblicken und sich orientieren zu können. Ich wünsche diesem Werk viel Erfolg und die Beachtung, die es verdient. Und ich hoffe, dass damit ein bedeutsamer und starker Input in den psychotherapeutischen Diskurs gesetzt wird.
Osnabrück im Oktober 2022
Jürgen Kriz
Die vorliegende Neuauflage des »Handbuch Körperpsychotherapie« gründet auf der Bereitschaft, dem Engagement und vor allem der Geduld all der Menschen, die daran mitgearbeitet haben. Wir sind uns als Herausgeberin und Herausgeber bewusst, dass durch die lange Zeitspanne, von der Idee bis zum Abschluss dieses Projektes, die Geduld einiger Beteiligter erheblich strapaziert worden ist. Dass das Zusammenwirken mit den AutorInnen, den ÜbersetzerInnen und den Verantwortlichen des Verlages trotz dieser Zumutung stets von Freundlichkeit und dem Anliegen getragen war, die Sache zu einem guten und erfolgreichen Ende zu bringen, dafür sind wir als Herausgeber sehr dankbar.
Für das Gelingen des Projektes hat die finanzielle Unterstützung durch die DGK (Deutsche Gesellschaft für Körperpsychotherapie) und die EABP (European Association of Body Psychotherapy) einen wesentlichen Beitrag geleistet. Darüber hinaus wurden von einigen Kolleginnen kostenlos umfangreiche Arbeiten übernommen: Wir danken Linda de Vos für ihre sorgfältigen Übersetzungen von Texten aus der englischen Ausgabe des Handbuchs, Rosie Müller für ihre sehr fundierte Mitarbeit bei der Lektorierung sowohl der deutschen als auch der aus dem Englischen übersetzten Artikel, Brunhilde Schreiner Mlynek für ihr unterstützendes Mitwirken in der Lektoratsphase und Heike Langfeld für ihre engagierte Mithilfe bei der Überarbeitung verschiedener Beiträge. Danken möchten wir auch Anne Fischer, Wiebke Kathmann und Carola Butscheid, dass sie uns ihre Übersetzungen, ebenfalls kostenlos für das erste Handbuch angefertigt, wieder zur Verfügung gestellt haben.
Ein weiterer und sehr wesentlicher Faktor für das Gelingen des Projektes war die gute Zusammenarbeit mit den Autorinnen und Autoren. Sie war geprägt durch eine freundliche und entgegenkommende Einstellung im Umgang mit unseren Änderungsvorschlägen, durch Einsatzbereitschaft und Verlässlichkeit im Austausch, durch Geduld (siehe oben) und Konstruktivität. Die Sache selbst hat dadurch stets im Vordergrund gestanden. Dafür danken wir den Verfasserinnen und Verfassern der vorliegenden Texte.
Frühjahr 2023
Gustl Marlock, Halko Weiss, Lutz Grell-Kamutzki und Dagmar Rellensmann
Dr. Lily Anagnostopoulou, Ph. D.
Psychologin, Psychotherapeutin und international tätige Biosynthese-Ausbilderin, gründete und leitet das Griechische Zentrum für Biosynthese, Gründerin eines Retreat- und Heilungszentrums in Korinth
Evrou 5, Halandri, 15234 Athen, Griechenland
Susan Aposhyan
Lehrt Body-Mind Psychotherapy, arbeitet in eigener Praxis, entwickelte und leitete eines der ersten Aufbaustudienprogramme für Somatische Psychologie an der Naropa University in Boulder, Colorado
546 Locust Place 80304,
Boulder, Colorado, USA
www.susanaposhyan.com
Dr. med. Angela von Arnim
Internistin; Fachärztin für Psychosomatische Medizin und Psychotherapie (TP), Körperpsychotherapeutin, Masterstudiengang Tanz- und Bewegungstherapie
Viktoria-Luise-Platz 7, 10777 Berlin, Deutschland
Angela Belz-Knöferl, M. A.
Niedergelassene Körperpsychotherapeutin, Supervision und Fortbildungen in Organismischer Psychotherapie, berufspolitisches Engagement in der DGK und der EABP
Großweidenmühlstraße 26,
90425 Nürnberg, Deutschland
Marianne Bentzen
Mitbegründerin und langjährige Trainerin des Biodynamic Instituts in Kopenhagen
Foraarsvej 1, 2920 Charlottenlund, Dänemark
Malcolm Brown, Ph. D. (verstorben 2020)
Klinischer Psychologe, Begründer der Organismic Psychotherapy
Dr. med. Wolf E. Büntig (verstorben 2021)
Ärztlicher Psychotherapeut, Gründer und Direktor des ZIST Penzberg
c/o Mona Bielitzer, Am Bahnhof 8, 82393 Iffeldorf, Deutschland
Prof. em. Christine Caldwell, Ph. D.
LPC, BC-DMT, NCC, ACS, Professorin für Somatische Psychotherapie, Naropa University
Naropa University, 2130 Arapahoe Ave., Boulder, CO, 80302, USA
William F. Cornell, M. A.
Niedergelassener Psychotherapeut, internationaler Dozent, Trainer und Supervisor, Autor zahlreicher Veröffentlichungen
145 44th Street, Pittsburgh, PA 15201, USA
Prof. George Downing, Ph. D.
Klinischer Psychologe, lehrt am Pariser Hôpital de la Pitié-Salpêtrière sowie an der Universität Paris VIII, klinische Seminare an den Universitäten Heidelberg, München und Basel und an der New School for Social Research in New York
10 Rue Massenet, 75116 Paris, Frankreich
Dr. rer. medic. Marianne Eberhard-Kaechele
Stellvertretende Studiengangleiterin MA RGM, Rektoratsbeauftragte Wertschätzendes Verhalten/Antidiskriminierung, Abteilung Neurologie, Psychosomatik, Psychiatrie
Institut für Bewegungstherapie und bewegungsorientierte Prävention und Rehabilitation an der Deutsche Sporthochschule Köln, Schwalbenweg 6, 51373 Leverkusen, Deutschland
Prof. Dr. med. Dr. phil. Thomas Fuchs
Karl-Jaspers-Professor für Philosophie und Psychiatrie, Leiter der Sektion »Phänomenologische Psychopathologie und Psychotherapie«
Universitätsklinikum Heidelberg, Klinik für Allgemeine Psychiatrie, Voßstraße 4, 69115 Heidelberg, Deutschland
Nicole Gäbler
Diplom Psychologin, Psychologische Psychotherapeutin für Kinder, Jugendliche und Erwachsene, Verhaltenstherapie, Körperpsychotherapie und Supervision in eigener Praxis, Dozentin für Klinische Mototherapie (Psychomotorik) und Körperpsychotherapie, Lehrtherapeutin am Hakomi-Institut
Geschwister-Scholl-Allee 73 A, 14532 Kleinmachnow, Deutschland
Dr. med. Joachim Galuska
Facharzt für Psychosomatische Medizin und Psychotherapie, Facharzt für Psychiatrie und Psychotherapie; Mitbegründer der Heiligenfeld Kliniken, Gründer der Akademie Heiligenfeld
Heiligenfeld GmbH, Haus Villa, Altenbergweg 6, 97688 Bad Kissingen, Deutschland
Dr. med. Dr. phil. Peter Geißler
Psychotherapeut, Psychologe, Epidemiearzt, Sachverständiger, Lehranalytiker
Dr. Paul Fuchsiggasse 12, 2301 Neu-Oberhausen, Österreich
Prof. Dr. phil. Ulfried Geuter, Dipl.-Psych.
Psychologischer Psychotherapeut, apl. Professor für Körperpsychotherapie, Universität Marburg, Institut für Sportwissenschaft und Motologie, Leiter des Instituts für körperpsychotherapeutische Weiterbildung, Berlin
Psychotherapeutische Praxis, Otto-von-Wollank-Straße 57, 14089 Berlin, Deutschland
Marti Glenn, Ph. D.
Gründungspräsidentin des Santa Barbara Graduate Institute, Clinical Director and Chief Experience Officer Ryzio Institute, Lehrtherapeutin in Somatischer, Pränataler und Perinataler Psychologie
2764 Painted Cave Road, Santa Barbara, California 93105, USA
Dr. med. Christian Gottwald
Facharzt für Psychosomatische Medizin und Psychotherapie, Neurologie und Psychiatrie, Psychoanalyse; Supervisor und Lehranalytiker, Lehrtherapeut Hakomi Institute of Europe
Wehnerstraße 23, 81243 München, Deutschland
Ian Grand, Ph. D. (verstorben 2016)
Klinischer Psychologe, war Direktor des »Somatic Psychology Program« am California Institute of Integral Studies (CIIS) in San Francisco und Herausgeber des »Journal of Biological Experience: Studies in the Life of the Body«
Lutz Grell-Kamutzki
Oberstudienrat a. D. für Sport, Politik, Ethik, Philosophie, Heilpraktiker für Psychotherapie, Einzel- und Gruppentherapeut, Supervisor
Bornwiesenstraße 1, 61276 Weilrod, Deutschland
Camilla Griggers, Ph. D.
Therapeutin, Kultursoziologin und Gesundheitspädagogin, Gründerin der Online-Ressource TheHealist.com
1437 16th Street, Unit B, Santa Monica, CA 90404, USA
Thomas Harms, Dipl.-Psych.
Körperpsychotherapeut und Leiter des Zentrums für Primäre Prävention und Körperpsychotherapie (ZePP) in Bremen
Delmenhorster Weg 10, 27798 Hude, Deutschland
Michael Harrer
Facharzt für Psychiatrie und Psychotherapeutische Medizin, Psychotherapeut, Lehrtherapeut der österreichischen Ärztekammer und Supervisor (ÖVS, ÖBVP)
Mühlbachgasse 6/Top1, 5020 Salzburg, Österreich
Gregory J. Johanson, Ph. D.
Körperpsychotherapeut und Theologe, Mitbegründer und Senior-Trainer des Hakomi Institute, Inc., Direktor der Hakomi Educational Resources, Adjunct Professor, Loyola University of Chicago, Research Faculty
c/o Leif Johanson, 10405 NE 63rd Cir, Vancouver, WA 98662, Kanada
Prof. Don H. Johnson, Ph. D.
Professor für »Somatic Psychology« am California Institute for Integral Studies (CIIS), Herausgeber einer Buchreihe über Somatische Psychotherapie
51 Castle Rock Drive, Mill Valley, CA 94941-2607, USA
Stanley Keleman, D. C., Ph. D. (Hon) (verstorben 2018)
Gründungsmitglied des Bioenergetic Institute in New York, Honorarpräsident und Direktor Forschungsbereich Formative Prinzipien im Zentrum für Form und Wandlung, Zürich/Schweiz, Ehrendoktor der Saybrook University, Pasadena/Cal.
c/o Leah Keleman, 1328 Carlotta Ave, Berkeley, CA 94703, USA
Dr. phil. Ernst Kern, Dipl.-Psych.
Leitender Psychologe Psychiatrische Klinik Sonnenberg Saarbrücken
Psychiatrische Klinik Sonnenberg, Gustav-Bruch-Straße 18, 66123 Saarbrücken, Deutschland
Dr. Angela Klopstech, Dipl.-Psych., Dipl.‑Math.
Psychologische Psychotherapeutin, Ausbilderin am Internationalen Institut für Bioenergetische Analyse, zahlreiche Veröffentlichungen
P.O. Box 112 Kerhonkson, NY 12446, USA
Wiltrud Krauss-Kogan, Dipl.-Päd.
Psychotherapeutin, Supervision, Coaching, Supervisorin und Dozentin für Gestalttherapie, Mitbegründerin von Gestalt Education Network International e. V. (GENI) und der Deutschen Vereinigung für Gestalttherapie (DVG)
Psychotherapeutische Praxis, Oberweg 54, 60318 Frankfurt/M., Deutschland
Heike Langfeld, Dipl.-Verww. (FH)
Körperpsychotherapeutin HP, Organisations- und Führungskräfte-Beraterin
Taunusstraße 19, 35428 Langgöns, Deutschland
Peter A. Levine, Ph. D.
Gründer des Somatic Experiencing™ Trauma Institute: Foundation for Human Enrichment, Präsident und Gründer des Ergos Institute of Somatic Education
1220 Tower Drive, Vista, CA 92083, USA
Mark Ludwig
LCSW, somatischer Psychotherapeut in privater Praxis, Supervisor, Gründungsmitglied der United States Association of Body Psychotherapy (USABP), Traumatherapeut an der Beratungs- und Klinikpraxis in Oakland, CA
614 Grand Ave, Suite 200, Oakland, CA 94610, USA
Dr. med. Hans-Joachim Maaz
Facharzt für Neurologie, Psychiatrie, Psychotherapie, Vorsitzender der Deutschen Gesellschaft für analytische Psychotherapie und Tiefenpsychologie
Klinik für Psychotherapie und Psychosomatik des Diakoniekrankenhauses Halle, Lafontainestraße 16, 06114 Halle, Deutschland
Dr. Ian Macnaughton, Ph. D.
Lehrer und Therapeut für Somatische Psychotherapie, Bodynamik-Analytiker und -Ausbilder, Associate-Faculty-Mitglied der City University (mit Sitz in Vancouver)
810-1199 West Pender Street, Vancouver, BC, Kanada
Gustl Marlock, Dipl.-Päd.
Psychologischer Psychotherapeut, Kinder- und Jugendlichenpsychotherapeut, Dozent für tiefenpsychologisch fundierte Psychotherapie, Leiter der Ausbildung in Unitiver Körperpsychotherapie am Zentrum für Integrative Körpertherapie und Humanistische Psychologie Frankfurt/M.
Zentrum für Integrative Körpertherapie und Humanistische Psychologie, Bachmannstraße 2–4, 60488 Frankfurt/M., Deutschland
John May, Ph. D.
Pensionierter Psychologe, graduiert an der St. Louis University, postgraduale Ausbildung am Radix Institute und am St. Louis Psychoanalytic Institute
222 W. Argonne Dr., St. Louis, MO 63122, USA
Narelle McKenzie, M. A.
Direktorin und leitende Trainerin des australischen Radix Body Centered Training Center und des Radix Institute, USA und Kanada, Dozentin für das Programm an der University of South Australia und an der Flinders University, South Australia, akkreditierte Supervisorin
PO BOX 531 Clifton Hill Vic 3068, Australien
Kekuni Minton, Ph. D., M. A.
Klinischer Psychologe, Mitglied des Lehrkörpers des Naropa Institute, Trainer am Sensorimotor Psychotherapy Institute, niedergelassener Körperpsychotherapeut, Meditationslehrer
Sensorimotor Psychotherapy Institute, 1579 Orchard Ave., Boulder CO 80304, USA
Dr. phil. Johannes Oehlmann, Dipl.-Psych.
Psychologischer Psychotherapeut in eigener Praxis mit Organisationentwicklung, Supervision und Fortbildung, Ausbildungen in Gestalttherapie, Hypnotherapie und Körpertherapie, in Gestaltfortbildung am Esalen Institute in Big Sur, Tiefenpsychologie und Systemaufstellungen
Rossbergerstraße 20
35085 Ebsdorfergrund
Pat Ogden, Ph. D.
Gründerin des Instituts für Sensomotorische Psychotherapie, Mitbegründerin des Hakomi-Instituts, Klinikerin, Beraterin und internationale Dozentin
Sensorimotor Psychotherapy Institute, 1579 Orchard Ave., Boulder CO 80304, USA
Michael Randolph, M. A.
Niedergelassener Körperpsychotherapeut, Trainer und Workshopleiter in Frankreich, England, Polen und Italien, Mitbegründer und ehem. Sekretär des Europäischen Radix Institute, Herausgeber des Radix Journal
7 Rue des Filatiers, 31000 Toulouse, Frankreich
Dagmar Rellensmann
Fachärztin für Psychosomatische Medizin und Psychotherapie, Sozialmedizin, Körperpsychotherapeutin, im Vorstand der Deutschen Gesellschaft für Körperpsychotherapie
Ringstraße 37, 35428 Langgöns – Cleeberg, Deutschland
Prof. Dr. Dirk Revenstorf
Approbierter Psychotherapeut, Professor für klinische Psychologie, Universität Tübingen, Universität de las Americas, Puebla (Mexiko); Präsident der MH Erickson Gesellschaft, Gründungsmitglied der Deutsch-Chinesischen Akademie für Psychotherapie
Universität Tübingen, Biesingerstraße 14, 72070 Tübingen, Deutschland
Prof. Dr. med. Frank Röhricht
Körperpsychotherapeut, Facharzt für Psychiatrie, Medizinischer Direktor für Forschung, Innovation und Medizinische Weiterbildung, East London NHS Foundation Trust
North East London, Trust HQ 2a Bow Road, Großbritannien
Ilana Rubenfeld, Ph. D.
Dirigentin, Lehrerin in Integrativer Körperpsychotherapie (RSM), Autorin, Ehrendoktor in Transpersonaler Psychologie
c/o Renee Jacobs, 167 Washington Valley Road, Morristown, NJ 07960, USA
Ilse Schmidt-Zimmermann, Dipl.-Päd.
Psychologische Psychotherapeutin, Kinder- und Jugendlichenpsychotherapeutin, ehemalige Präsidentin der European Association of Body Psychotherapy, Leiterin des deutschen Ausbildungsprogramms in Unitiver Körperpsychotherapie, Dozentin, Supervisorin und Lehrtherapeutin für tiefenpsychologisch fundierte Psychotherapie
Zentrum für Integrative Körpertherapie, Bachmannstraße 2–4, 60488 Frankfurt/M., Deutschland
Dr. med. Norbert Schrauth
Facharzt für Psychosomatik und Psychotherapie, Weiterbildungs- und Lehrpraxis Tiefenbronn, Vorstand Tiefenpsychologisches Institut Baden e. V.
Uhlandstr. 9, 75233 Tiefenbronn, Deutschland
Dr. rer. medic. Karin Schreiber-Willnow, Dipl.‑Math.
Therapeutin für Konzentrative Bewegungstherapie und Wissenschaftliche Mitarbeiterin an der Rhein-Klinik Bad Honnef
Hochwinkel 56, 51069 Köln, Deutschland
Bettina Schroeter
Diplompädagogin, Heilpraktikerin, ECP, langjährige Körperpsychotherapeutin in freier Praxis in Berlin, Supervisorin und Dozentin für Körperpsychotherapie, Leitung des Aus- und Fortbildungszentrums für Transformative Körperpsychotherapie Berlin
Praxis und Ausbildungszentrum Transformative Körperpsychotherapie, Nassauische Straße 26, 10717 Berlin, Deutschland
Dr. med. Günther Schwarz
Facharzt für Allgemeinmedizin, Anästhesiologie, Homöopathie, Arbeitsbereiche: chronische Erkrankungen, Psychosomatik, ernährungsabhängige Krankheiten, maligne Erkrankungen
Friedenstraße 1, 35444 Biebertal, Deutschland
Michael Soth
Körperpsychotherapeut mit integral-relationalem Ansatz, Ausbilder und Supervisor, unabhängige Lehrtätigkeit innerhalb des INTEGRA CPD, Mitherausgeber des »Handbook of Body Psychotherapy and Somatic Psychology« 2015
Oxford Counselling & Psychotherapy, 21 Glen Park Crescent Stroud GL5 5DT, Gloucester, Großbritannien
Dr. phil. Kathrin A. Stauffer, Ph. D.
Body and Humanistic Psychotherapist (UKCP), Körperpsychotherapeutin, Supervisorin und Ausbilderin in privater Praxis
www.stauffer.co.uk
Dr. phil. Manfred Thielen, Dipl.-Psych.
Psychologischer Psychotherapeut, ehemaliger Vorsitzender der Deutschen Gesellschaft für Körperpsychotherapie, Vorstand der Kammer für Psychologische Psychotherapeuten in Berlin, Mitbegründer und Lehrtherapeut des Instituts für Körperpsychotherapie Berlin
Institut für Körperpsychotherapie, Cosimaplatz 2, 12159 Berlin, Deutschland
Judyth O. Weaver, Ph. D.
Professorin am California Institute of Integral Studies, Mitbegründerin des Santa Barbara Graduate Institute
13017 10th Avenue NW, Seattle, Wa 9817, USA
P.O. Box 365, Cortes Island, Mansons Landing, B. C. Canada
Andreas Wehowsky, Dipl.-Soz. (verstorben 2010)
Psychologischer Psychotherapeut, Körperpsychotherapeut, Trainer
Halko Weiss, Ph. D., Dipl.-Psych.
Psychologischer Psychotherapeut, Mitbegründer und Senior-Trainer des Hakomi Institute, Inc., USA, Dozent für achtsamkeitszentrierte Körperpsychotherapie, Beziehungstherapie und Persönlichkeitsentwicklung von Führungskräften, zahlreiche Veröffentlichungen, Hakomi Institute of Europe e. V., Hamburg
Alsterweg 5, 22339 Hamburg, Deutschland
Gill Westland
Direktorin des Cambridge Body Psychotherapy Centre (CBPC), einer Mitgliedsorganisation des UK Council for Psychotherapy (UKCP), Körperpsychotherapeutin, Ausbilderin, Supervisorin, Beraterin und Autorin, Mitherausgeberin des Journal of Body, Movement and Dance in Psychotherapy
Cambridge Body Psychotherapy Centre, 28 Ditton Walk, Cambridge, CB5 8QE, Großbritannien
Dorothea Wettengel
Arbeitet in eigener körperpsychotherapeutischer Praxis und als buddhistische Meditationslehrerin, seit 20 Jahren Schülerin der Ridhwan School
Henneberger Straße 18, 97711 Maßbach, Deutschland
Courtenay Young, B. Sc.
In Großbritannien akkreditierter Psychotherapeut mit einem Diplom in Psychologie und einem professionellen Hintergrund in Sozialarbeit und in der psychiatrischen Versorgung, arbeitet zurzeit für den National Health Service in Edinburgh und lehrt in Seminaren und Vorträgen
60 Earlston Road, Stow, Galashiels, Scottish Borders, UK-TD1 2QT, Schottland, Großbritannien
Rolf Armbrust
Carola Butscheid
Anne Fischer
Theo Kierdorf
Michael Koulen
Dr. Irène Kummer
Christoph Trunk
Gustl Marlock(1), Frankfurt/M., Halko Weiss(1), Hamburg, Lutz Grell-Kamutzki(1), Weilrod, Dagmar Rellensmann(1), Langgöns, alle Deutschland
Die Körperpsychotherapie(1) hat als eine weitverbreitete Strömung der Psychotherapie ihren Weg heraus aus dem Schattendasein einer exotischen Randständigkeit gefunden und ist trotz aller Skepsis, der sie in der Vergangenheit ausgesetzt war, inzwischen aus dem psychotherapeutischen Feld nicht mehr wegzudenken. Das Interesse am Körper in der Psychotherapie ist unübersehbar. Vergegenwärtigt man sich zum Beispiel die favorisierten Themen, auch im tiefenpsychologischen, psychoanalytischen oder verhaltenstherapeutischen Feld, ist nach wie vor ein interessanter Trend auszumachen: Neben der Neuropsychologie(1) gehört der Körper(1) zu den thematischen Schwerpunkten, denen besondere Aufmerksamkeit zuteilwird. Der wachsende Stellenwert der Körperpsychotherapie kann auch an zwei weiteren Indikatoren abgelesen werden: an der Verbreitung im klinischen Feld sowie an ihrer zunehmenden Präsenz und Verankerung in der akademischen Literatur.
Wissenszuwachs in verschiedenen Bereichen hat diesen Wandel vorangetrieben: Da sind zum einen die seit drei Dekaden explodierenden Ergebnisse der neuropsychologischen Forschung. Sie machen darauf aufmerksam, dass ein zeitgemäßes Neu-Verständnis dessen, was klassischerweise als Bewusstes und Unbewusstes bezeichnet wurde, beispielsweise ohne Bezug auf die »somatischen Marker«(1)(1)(Damasio 2001) – also die körperlichen Dimensionen von Erfahrung – zu flach ausfällt.
Im Kontext der immens angewachsenen Forschungen mehren sich unübersehbare Hinweise darauf, dass menschliche Erfahrung und Entwicklung so tief ins Affektive und Vegetative hineinreichen, dass sie ohne die körperliche Dimension weder verstehbar noch beschreibbar noch therapeutisch dialogisierbar oder in ihrer symptomatischen Ausprägung behandelbar sind.
Zum einen sind es die Einsichten der modernen Säuglingsforschung, der Bindungsforschung sowie der prä- und perinatalen Psychologie, die klassisch psychoanalytische Grundannahmen und Dogmen herausfordern und die präverbalen Erfahrungsräume und deren Bedeutung für Grundstrukturen und Grundgestimmtheiten der menschlichen Psyche betonen. Was in symbolisch repräsentierter Form in der psychoanalytischen Terminologie als Objektbeziehung bezeichnet wird, hat seine Grundlage in den frühen Formen des nonverbalen Beziehungsgeschehens, das Daniel Stern (1)als »Tanz« bezeichnet, und dessen Medium der resonante Körper und weniger die Sprache ist. Affektmotorische Schemata(1) und körperliche Mikropraktiken(1)(1) (→Kap. 14 von Andreas Wehowsky sowie Kap. 26 von George Downing in diesem Buch) werden sich für ein fundiertes Verständnis prägender Beziehungserfahrungen in Zukunft als unerlässlich erweisen. Auch die von Vilmar Bucci (1)in den Diskurs über das Körper-Geist-Verhältnis eingeführte Unterscheidung zwischen einem symbolischen und subsymbolischen Modus der Verarbeitung von Erfahrung und Information hat weitreichende Folgen im Hinblick darauf, wie wir in Zukunft über menschliches Erleben und Handeln denken werden.
Die moderne Traumatherapie(1)(1) und -forschung, die von der körperpsychotherapeutischen Tradition weitreichend mitinitiiert und inspiriert wurde, weist ebenso darauf hin, dass traumatische Erfahrungen so tief ins Affektive hineinreichen und über das limbische(1) und vegetative System(1) fixiert sind, dass primär kognitive und verbal orientierte Verfahren der Psychotherapie ihnen schwerlich gerecht werden. Die Tiefe und hochgradige »Autonomie« der beteiligten neurovegetativen Erregungsprozesse (1)(Van der Kolk 1987) und der Sprachverlust (1)(Scarry 1992), die traumatische Prozesse kennzeichnen, verlangen ein Vorgehen, das gerade über die Beachtung und Regulation der körperlichen Ebenen affektiver und vegetativer Erregung dauerhafteren Erfolg verspricht.
Das vermehrte Interesse am Körper hat aber vor allem auch damit zu tun, dass im Feld der Körperpsychotherapie ein weit gefächertes, vor allem methodisch-praktisches Wissen darüber vorhanden ist, wie die einseitige Ausrichtung der Psychotherapie am Ideal rationaler Aufklärung und die Vernachlässigung der leiblichen Dimension von Subjektivität und Erfahrung aufgehoben werden können. In dieser Hinsicht gehört die Körperpsychotherapie beispielsweise neben der Gestalttherapie(1)(1) und dem Psychodrama(1) zu einer Gruppe erlebnisintensiver und erlebnisaktivierender Verfahren, die mit der Betonung von Bewegung, Handlung, Ausdruck und Experiment die aktiven Aspekte therapeutischer Selbsterfahrung und Veränderung rehabilitiert haben.
Wir sehen in der Ausbreitung erlebnisaktivierender Methoden in den letzten Jahrzehnten mehr als eine historische Lockerungsübung gegenüber dem strengen Setting der klassischen Psychoanalyse(1), das auf einem manchmal etwas phobisch angehauchten Verständnis des Agierens basierte und über Jahrzehnte zumindest die tiefenpsychologische Welt »lähmte«. Die erlebnisaktivierenden Verfahren haben sehr weit reichende und kreative »therapeutische Spielräume« eröffnet und erhalten in jüngster Zeit neuropsychologische Rückendeckung. Natürlich hat auch die Verhaltenstherapie(1)(1) eine handlungsorientierte und erlebnisaktivierende Ausrichtung, wenngleich ihr Bezug auf den Körper und die Affekte wesentlich mechanischer ausfällt und sie zumindest in der Vergangenheit ohne die kreative Exploration subjektiven Erlebens und dessen dynamischer Tiefendimension auskommen musste.
Es existiert eine von der etablierten Forschung verdrängte oder völlig unterschätzte Strömung in der Geschichte der modernen Psychotherapie, die körperlich fundiert war und die bis in die Anfänge der nicht mehr metaphysisch verfassten Tiefenpsychologie zurückreicht.
Vor allem aber zu Beginn des 20. Jahrhunderts initiierten dann einige mutige Pionierinnen, für deren Leistung Elsa Gindler (1)(→ auch Kap. 4 von Judyth Weaver in diesem Buch) exemplarisch steht, eine Tradition leibpädagogischer, körpertherapeutischer und körperpsychotherapeutischer Arbeit, deren weitreichende Bedeutung erst ein Jahrhundert später erfasst wurde.
Sicherlich lag dies auch an einem nicht zu übersehenden Mangel an anschlussfähiger theoretischer Ausarbeitung, der das körperpsychotherapeutische Feld lange Zeit charakterisierte. Wilhelm Reich (1)zum Beispiel, der ohne Zweifel über die theoretische Brillanz und Kompetenz verfügte, einen wie auch immer kontrovers verlaufenden Diskurs zu tragen, hat sich nach seinem Ausschluss aus der Psychoanalyse(2) gekränkt abgekoppelt und eine Begrifflichkeit entwickelt, die sich nicht mehr um Vermittlung und um einen Dialog mit der sich immer stärker etablierenden Psychoanalyse bemühte. Davon waren die den Körper einschließenden Psychotherapieformen der nachreichianischen Zeit jahrzehntelang betroffen. Hinzu kommt, dass sich viele der Pioniere vor allem an der Entwicklung einer erfahrungsorientierten und effizienten Praxis orientierten und weniger an deren konzeptueller Ausformulierung und theoretischer Begründung. An einer Verknüpfung mit den zum Beispiel von der Psychoanalyse(3) entwickelten Kategorien und Deutungsfiguren waren sie zum Teil überhaupt nicht interessiert. Hierin manifestiert sich ein methodisches Prinzip: Für viele Pioniere der am Anfang des 20. Jahrhunderts nicht explizit psychotherapeutisch orientierten Kultur der »Leibarbeit(1)« stand die Körpererfahrung(1) im Vordergrund und sie wollten diese nicht durch deutende Distanz oder Bevormundung unterbrechen oder verzerren.
Vielleicht aber sind die Schwierigkeiten der Theoriebildung zum Teil im Gegenstand selbst begründet. Schon die frühen Leib-pädagogischen oder -therapeutische Ansätze drangen in einen körperphänomenologischen Erfahrungsbereich ein und entwickelten ein praktisches Wissen, das weder mit den psychoanalytischen Kategorien und noch viel weniger in den kulturell vorherrschenden naturwissenschaftlichen Beschreibungen des Körpers zu fassen war. Dieses im Wesentlichen erlebnisorientierte, im Grunde nur über den Weg der Selbsterfahrung zugängliche Wissen sowie seine Erfolge der Heilung und Selbstentfaltung basierten vor allem auf der Tatsache, dass es über die Körpererfahrung gelang, in den subjektiven sensomotorischen »Grund« von eingeschränkter persönlicher Entwicklung und Krankheit vorzudringen. Nicht die naturwissenschaftlich objektivierbaren Aspekte von Leid und Wohlbefinden, Krankheit und Gesundheit wurden dort erforscht, sondern deren leibliche Organisation und Erfahrungsdimension sowie ihr persönlicher Bezug und ihre Sinnhaftigkeit.
Die von der romantischen Naturphilosophie beeinflussten großen Ärzte des 19. Jahrhunderts wie Carl Gustav Carus(1), welche die Psychoanalyse und ihre Theorie des Unbewussten vorbereiteten, waren noch in der Lage, in einer Art über den Körper zu sprechen, die diesen als Ausdruck von Subjektivität beschrieb. Sinnhaftigkeit und Erleben als Aspekte von Subjektivität spielten dabei eine große Rolle. Dieses Sprachvermögen wurde jedoch später durch die absolute Vormachtstellung der modernen Naturwissenschaft marginalisiert und überlebte, außer in der Bewegung der »Lebensreform(1)«, nur ansatzweise in Randbezirken des anthropologischen (Frederik Jacobus Johannes Beuytendijk(1), Helmuth Plessner(1)) oder des leibphilosophischen Denkens (Merleau-Ponty(1), Marcel(1)). Auch die oftmals belächelten Subdialekte der körpertherapeutischen Strömungen des 20. Jahrhunderts kultivierten eine Körpererfahrung und eine Sprache des subjektiven Leibempfindens. Allerdings war diese Art des Sprechens – und bleibt es vielleicht auch – an die Arbeit mit Patienten gebunden, da sie intuitiv, kreativ und kontextabhängig Psyche-Leib-Zusammenhänge zum Ausdruck bringt, die mit einem unwiederholbaren, nur in diesem gegenwärtigen Moment auftauchenden Erleben verbunden sind. Und zwar in einer Sprache der ersten Person, die dem Poetischen näher ist als den wissenschaftlichen Generalisierungen.
In diesem Zusammenhang bedarf es auch eines Hinweises auf die Tatsache, dass die Praxis der Körperpsychotherapie nicht nur über die Sprache und den Begriff strukturiert ist, sondern das Er-fühlen und Er-spüren wesentlich zu ihren Arbeitsmodi gehören (→ auch Kap. 11 von Gustl Marlock in diesem Buch). Und es gehört zu ihren Besonderheiten, dass die Sprache oft wie von selbst dem Erspüren folgt (1)(Gendlin 1998) und die Bedeutungszusammenhänge sich über vitale Evidenzerfahrungen (1)(Petzold 1977) ergeben. Bedeutung und Sinn werden hier eben nicht notwendigerweise deutend von außen an die subjektive Erfahrung und an einen als unbewusste Materie verstandenen Körper herangetragen.