Hände hoch! Unterhalt! - Markus Jacobs - E-Book

Hände hoch! Unterhalt! E-Book

Markus Jacobs

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Beschreibung

Hände hoch! Unterhalt" basiert auf wahren Begebenheiten. Autor Markus Jacobs lässt uns hautnah seinen 14 Jahre andauernden - eines Sisyphus würdigen - Kampf um seine Kinder und um ein wenig Gerechtigkeit miterleben. Es ist sein sehr persönlicher Erfahrungsbericht über Trennung und Scheidung, sowie über Manipulation und Instrumentalisierung seiner Kinder. Aber auch eine erschütternde Bestandsaufnahme des deutschen Rechtssystems und eine harsche Kritik an der gängigen Praxis, mit der Anwälte das Objekt "Mann" im Streitfall mit der Ehefrau bewerten. Das Buch ist zugleich eine Abrechnung mit Jugendämtern und Familiengerichten. So deckt der Autor auf, weshalb Männer vor Gericht kaum Chancen auf Gleichberechtigung haben. "Hände hoch! Unterhalt" zeigt außerdem auf, dass eine Scheidungsindustrie mit rund 200.000 Scheidungen jährlich in Deutschland eine sprudelnde Einnahmequelle geschaffen hat, die ein boomendes Geschäft in Milliardenhöhe garantiert. Bei ca. 9.000 Fachanwälten für Familienrecht geht die Rechnung voll auf: wenn eine Familie auseinanderbricht, freuen sich in der Regel gleich zwei Anwälte. Auch Gerichte kassieren gut und gerne. Der Autor weist ebenfalls darauf hin, welche dubiose Rolle Vater Staat beim Scheitern einer Ehe spielt und wie er sich, in schöner Scheinheiligkeit, sogar daran bereichert. So wird deutlich gemacht, aus welchem Grunde der Gesetzgeber das Recht der Kinder im Unterhalt tatsächlich stärkte und welche finanziellen Vorteile er sich durch einen simplen "Taschenspielertrick" verschaffte. Schließlich belegt "Hände hoch! Unterhalt!", welche bescheidenen Zukunftsperspektiven geschiedene Väter haben und was uns Rabenväter jährlich kosten. Detailliert verdeutlicht der Autor, wie familienfeindlich unser Gesellschaftssystem ist. Im Trennungsstreit verliert immer die Familie. Gewinner sind andere.

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Markus Jacobs

Hände hoch! Unterhalt!

Ein Vater redet Klartext

 

 

 

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Inhaltsverzeichnis

Titel

Vorweg

Über das Buch:

Vorwort

Neues Jahr, neues Glück?

Verborgene Signale auf Frauen-Art

Zurück zum Glück oder bonjour tristesse

Aufbauhilfe

Mein Freund Mattes

Beratungsstress und Selbstfindungsphase

Durch dick und dünn, aber nicht durch dick und doof

Das Jugendamt oder „Eltern bleiben Eltern“

Raus aus dem Haus

Diplomatie ist gefragt

Die Übergabe

Kaltes Zuhause und Besuchsregelung

Meine Lösung zum Patschworkfrieden

Der Versorgungsatz bei der Hochzeit

Ende oder Wende?

Unser erster Männer Urlaub 2002

Laufzettel am laufenden Band

Berlin, Berlin und geschlagene Kinder

Das Chaos geht weiter

Der Umzug

Die Düsseldorfer-Tabelle: alles gegen Vorkasse

Ein ausverkaufter Gerichtssaal und mein Anzug

Die Kinder als Druckmittel

Der Kampf ums Umgangsrecht vor dem Amtsgericht

Auf zum Oberlandesgericht

Nichts als die Wahrheit?

Nach dem Oberlandesgericht ist vor dem Bundesgerichtshof

Alles eine Frage des Systems ?

Sterben ist einfacher als Leben

Recht haben und Unrecht bekommen

Glück und Pech gehen Hand in Hand

Schieflage an allen Fronten

Frohe Botschaften

Drum mach nur einen Plan...

Justitia auf beiden Augen blind - nichts Neues für mich

…und noch ein Gedicht bei Gericht

Kostennote und Kostennöte

Im Zentrum der Ohnmacht

Warum streiten sich die Parteien?

Das Cochemer Modell als nationale Basis

Perspektiven und Alternativen

Wenn sich das System nicht ändert

Mein Fazit

Nachwort

Danksagung

Impressum neobooks

Vorweg

Dieses Buch ist meinen Kindern, meiner Familie und meinen Freunden gewidmet, die mich all die Jahre begleitet haben.

Ich würde meine eigene Geschichte nicht glauben,

wenn ich nicht wüsste, dass sie wahr ist.

Die Namen der Personen in diesem Buch sind frei erfunden. Jede Ähnlichkeit oder Verwechselung mit lebenden oder verstorbenen Personen ist beabsichtigt.

Über das Buch:

Hände hoch! Unterhalt“ basiert auf wahren Begebenheiten. Autor Markus Jacobs lässt uns hautnah seinen 14 Jahre andauernden - eines Sisyphus würdigen - Kampf um seine Kinder und um ein wenig Gerechtigkeit miterleben. Es ist sein sehr persönlicher Erfahrungsbericht über Trennung und Scheidung, sowie über Manipulation und Instrumentalisierung seiner Kinder. Aber auch eine erschütternde Bestandsaufnahme des deutschen Rechtssystems und eine harsche Kritik an der gängigen Praxis, mit der Anwälte das Objekt „Mann“ im Streitfall mit der Ehefrau bewerten. Das Buch ist zugleich eine Abrechnung mit Jugendämtern und Familiengerichten. So deckt der Autor auf, weshalb Männer vor Gericht kaum Chancen auf Gleichberechtigung haben.

„Hände hoch! Unterhalt“ zeigt außerdem auf, dass eine Scheidungsindustrie mit rund 200.000 Scheidungen jährlich in Deutschland eine sprudelnde Einnahmequelle geschaffen hat, die ein boomendes Geschäft in Milliardenhöhe garantiert. Bei ca. 9.000 Fachanwälten für Familienrecht geht die Rechnung voll auf: wenn eine Familie auseinanderbricht, freuen sich in der Regel gleich zwei Anwälte. Auch Gerichte kassieren gut und gerne.

Der Autor weist ebenfalls darauf hin, welche dubiose Rolle Vater Staat beim Scheitern einer Ehe spielt und wie er sich, in schöner Scheinheiligkeit, sogar daran bereichert. So wird deutlich gemacht, aus welchem Grunde der Gesetzgeber das Recht der Kinder im Unterhalt tatsächlich stärkte und welche finanziellen Vorteile er sich durch einen simplen „Taschenspielertrick“ verschaffte.

Schließlich belegt „Hände hoch! Unterhalt!“, welche bescheidenen Zukunftsperspektiven geschiedene Väter haben und was uns Rabenväter jährlich kosten. Detailliert verdeutlicht der Autor, wie familienfeindlich unser Gesellschaftssystem ist. Im Trennungsstreit verliert immer die Familie. Gewinner sind andere.

Am Ende fragt Autor Markus Jacobs nach Auswegen aus dem Dilemma: Welche Lösungen gibt es im hochbrisanten Trennungsstreit, den finanziellen, oft auch psychischen Ruin vieler Menschen zu vermeiden und einvernehmliche Lösungen herbeizuführen?

Über den Autor:

Markus Jacobs wurde am 18.09.1967 in Dortmund geboren. Er ist niederländischer Staatsbürger und arbeitet als Vertriebsbeauftragter für einen internationalen Lebensmittel-Konzern. Er lebt heute vor den Toren Berlins und ist in zweiter Ehe verheiratet. Aus erster Ehe hat er zwei Söhne, 17 und 20 Jahre alt.

„Hände hoch! Unterhalt“ ist sein Erstling.

Vorwort

Ich habe in den vergangenen 14 Jahren mehr Zeit bei Anwälten, in Jugendämtern und in Gerichtssälen verbracht, als mir lieb sein konnte. Eigentlich sollten es die besten Jahre meines Lebens sein! Allzu oft dachte ich: „Im Himmel ist Jahrmarkt“, oder ich bin vielleicht im falschen Film. Hätten meine Eltern und Großeltern mich nicht mit einer gehörigen Portion Ironie, Disziplin und Standvermögen ausgestattet, ich würde heute garantiert in der Klapsmühle sitzen.

Schon nach meinen ersten Erfahrungen in Sachen Trennung, Scheidung und Unterhalt dachte ich daran, irgendwann über den sich tagtäglich vor deutschen Jugendämtern und Familiengerichten abspielenden Irrsinn ein Buch zu schreiben. Eine Story brauchte ich mir nicht auszudenken, schließlich führte mich mein Leidensweg gleich mehrfach durch alle juristischen Instanzen, beinahe sogar bis zum Bundesgerichtshof (und einmal fast ins Grab!). Die Realität führte mir die Feder.

Je mehr tiefere Einsichten ich ins System gewann und über den subjektiven Tellerrand zu schauen begann, desto besser verstand ich die politische, staatliche und juristische Arithmetik, die sich hinter einer eingefahrenen und zum Selbstläufer avancierten Parallelwelt aus Gesetz und Rechtsprechung verbirgt. Mehr und mehr kristallisierte sich heraus, dass die „Götter in Schwarz“, die über Recht und Unrecht entscheiden sollten, wenig Interesse an der realen Welt zeigen, sondern viel lieber nach „Art des Hauses“ und oftmals nach eigenem Ermessen urteilen, statt sich sachlich und objektiv der Tatsachen anzunehmen.

All das hat mich dazu bewogen, meine Erlebnisse und Erfahrungen niederzuschreiben, um dem einen oder anderen die Augen zu öffnen, was auf ihn zukommen kann, wenn Frau und Mann den heiligen Bund der Ehe ein- und gemeinsame Kinder daraus hervorgehen.

Seien Sie sich Ihrer großen Verantwortung gegenüber Ihrer Partnerin oder Ihrem Partner, vor allem aber gegenüber Ihrem Kind bzw. den Kindern bewusst, dass Sie auch im Falle einer Trennung besser zusammenhalten und eskalierende Streitigkeiten vermeiden. Suchen Sie nach Lösungen - statt Probleme zu schaffen.

Streiten erzeugt selten Gewinner in den eigenen Reihen. Denken Sie gemeinsam darüber nach, denn die Geier der Scheidungsindustrie warten auf Sie und wittern fette Beute.

Über eines sollten Sie sich im Klaren sein: Streiten erzeugt ganz bestimmt keine glücklichen, unbeschwerten und zufriedene Kinder. Haben Sie sich einmal gefragt, was ein Kind fühlt, wenn es mit Tränen in den Augen sagt: „Meine Eltern streiten sich nur“ - haben Sie sich diese Frage jemals gestellt? Wenn Sie Ihr Kind wirklich lieben, denken Sie um und versetzen Sie sich in die Situation Ihres Kindes. Werfen Sie im Zweifelsfall Ihren Stolz samt Emotionen zum Wohle Ihrer Kinder über Bord. Sie müssen es aber gemeinsam und gleichberechtigt mit Ihrer (Ex)Partnerin oder (Ex)Partner tun, denn was Kinder wirklich brauchen, sind verantwortungsvolle Mütter und Väter. Kinder sind die wahren Verlierer im Trennungs- und Scheidungsstreit, weil die Erwachsenen, welche die Kinder ursprünglich beschützen wollten, viel zu oft und auf allen Ebenen versagen.

Dieses Buch soll zum Vordenken anregen. Vielleicht überlegt sich der eine oder andere Leser, ob er nach der Lektüre den Weg zum Traualtar noch beschreiten will und ob er reif genug ist, eine Familie zu gründen. Seine Chance, dass es einigermaßen gut geht, liegt rein mathematisch bei etwas über 50%, sofern man die derzeitige Scheidungsquote zugrunde legt.

Neues Jahr, neues Glück?

Ich sitze bei bestem Sonnenwetter, klarem blauen Himmel und bei einem lauen Lüftchen auf einer gepflegten Grünfläche und lasse mir die ersten Düfte des Jahres 2015 um die Nase wehen. Es tut so gut, die wärmenden Sonnenstrahlen auf der Haut zu spüren und die frische Luft tief einzuatmen. Vielleicht wird dieses Jahr alles besser, vielleicht endlich die lang erhoffte Ruhe einkehren, um den Start in ein Leben ohne Streit, ohne Kummer und ohne Sorgen zu schaffen. Ich schaue auf ein imposantes Gebäude mit einer modernen Glaskuppel, die von innen zu begehen ist. Darunter ein altehrwürdiges Gemäuer, der deutsche Reichstag. Hier an diesem historischem Ort, wo debattiert und regiert wird, geht es um uns, das Volk. Ich blicke zurück auf einen 14-jährigen Streit um Trennung, Scheidung und Unterhalt. Auf 14 Jahre meines Lebens, voll mit Rechtsanwaltsterminen, unzähligen Gerichtsverfahren, Akten mit mehreren tausend Seiten in bestem Rechtsanwaltsdeutsch und genauso vielen falschen Behauptungen und Beschuldigungen. 14 Jahre Kampf für ein kleines bisschen Recht, 14 Jahre meines Lebens, die mir niemand zurückgeben kann, Jahre, die vielleicht die besten meines Lebens hätten sein können. 14 Jahre und am Ende stehen unzählige Lügen, um die Wahrheit gebrachte und manipulierte Kinder und viele Verlierer. Aber auch nach 14 Jahren ist noch lange nicht Schluss.

Auf der anderen Seite stehen ein paar Gewinner, denen es deutlich besser geht als ihren Mandanten. Ich schaue auf das Gebäude, in dem so manche Entscheidung getroffen wird, die nicht immer im Sinne des Volkes ist, aber sehr wohl im Sinne der 2.000 benachbarten und registrierten Lobbyverbände. Schätzungsweise dürften es über 5.000 Lobbyisten sein, die es glänzend verstehen, die Vertreter unseres Volkes für ihre Zwecke einzunehmen, um im Hintergrund die Strippen zu ziehen. Unter anderem für die Interessen von knapp 9.000 Advokaten, die sich als Fachanwälte für Familienrecht bezeichnen.

Meine Gedanken gehen zurück an meinen ersten von zahlreichen Rechtsanwaltsterminen, die ich in den vergangenen 14 Jahren im Trennungsstreit mit meiner Ex-Frau wahrnehmen musste. Da saß ich nun im Wartezimmer eines modernen Gebäudekomplexes mit meinem Stapel an Unterlagen - wie Verdienstabrechnungen, Unterhaltswünschen und Rechtsanwaltsschreiben meiner zukünftigen Ex-Frau. Ich wartete auf die erste Besprechung mit meinem Anwalt. Vorab hatte ich ihm die Unterlagen bereits per Fax übermittelt, damit er sich einen ersten Überblick über meine Situation verschaffen konnte. Dann betrat ich sein sehr beeindruckendes, großes Büro: ein gewaltiger Schreibtisch, an der Wand eine perfekt abgestimmte Tapete mit zarten Paragraphenzeichen und am anderen Ende des Raumes eine weiße, elegante Ledersitzgarnitur. So stellt sich mancher ein top-modernes Wohnzimmer vor, aber bestimmt nicht das Büro eines Rechtsanwaltes. Offensichtlich schien es meinem Anwalt für Familienrecht nicht gerade schlecht zu gehen. Mir gegenüber saß ein schlanker, sportlicher Typ mit kurzen gräulichen Haaren, Mitte 50. Die Lesebrille auf seiner Nasenspitze wirkte wie angeklebt.

Zwischen uns sein imposanter Schreibtisch und ca. 100 verschiedene blaue Aktenmappen, die gestapelt auf dem über Eck gefertigten Tisch verteilt waren. Meine Akte hielt er aufgeklappt in seinen Händen und überflog noch einmal meine Unterlagen und natürlich auch die zahlreichen Schreiben meiner Frau Uschi. Sein Haupt in die Papiere gesenkt las er kopfschüttelnd noch einmal einige Passagen durch. “Herr Jacobs“, sagte er und hob dabei seinen Kopf, um mir in die Augen zu schauen. „Ich lese mir ihre Unterlagen zum dritten Mal durch und ich bin immer noch sprachlos über die Unverschämtheiten ihrer von ihnen getrennt lebenden Ehefrau.“ Er legte meine Akte zur Seite, lehnte sich lässig zurück und sprach: „In ihrem Fall, Herr Jacobs, kann ich ihnen nur Folgendes empfehlen: Provozieren sie einen Streit mit ihrer zukünftigen Ex und erschlagen sie die mit einem Hammer. Totschlag im Affekt, dafür gehen sie noch nicht einmal in den Bau. Ich mache schließlich auch Strafrecht. Das sind maximal drei Jahre auf Bewährung und sie ersparen sich jede Menge Probleme. Falls es droht eng zu werden, bringen wir eine schwere Kindheit ins Spiel und sie sind durch mit der Sache.

Wissen sie, Herr Jacobs, ich mache diesen Job mehr als 25 Jahre und ich behaupte von mir, dass ich ein guter Anwalt bin. Wenn aber eine Frau schon zu Beginn einer Trennung ihre völlig überzogenen Ansprüche derart geltend macht, dann nimmt das selten ein gutes Ende. Vor allem dann, wenn nicht sie, Herr Jacobs, sich von ihrer Frau getrennt haben, sondern ihre Frau sie seit langer Zeit mit einem anderen Mann betrügt.

Ich sage ihnen noch etwas: Wenn ein Ehepaar zu mir kommt und will sich scheiden lassen, und mal angenommen, ich müsste wählen zwischen Mann und Frau, dann würde ich immer die Frau vorziehen. Um ehrlich zu sein, da rassele ich meinen Text runter, brülle im Gerichtssaal drei Mal „Unterhalt“und gehe nach 30 Minuten mit einem Urteil, Unterhaltstitel und Geld für die Frau wieder raus. Da mache ich fast nichts, weil der Mann keine Chance hat. Ich rede dann nur von der armen Frau und den armen Kindern. Herr Jacobs, ganz ehrlich, die meisten Männer, die zur mir kommen, können sich hier ein paar Meter weiter im Wald ebenso gut erhängen. Das ist leider die Wahrheit. Es gibt in Deutschland nur zwei Arten von Männern, die sich eine Scheidung, dazu noch mit Kindern, leisten können. Das sind die, die schon zu Ehezeiten nichts hatten und am Existenzminimum lebten oder die, bei denen es auch im Trennungsfall auf die ein oder andere Million nicht ankommt. Der Rest der Scheidungsfälle verliert auf ganzer Linie.“

Wow, dachte ich, was für eine Einleitung, das sind ja tolle Aussichten, da fällt gleich zu Beginn der Vorstellung der Vorhang. Ich fragte nur nach meinen Rechten und bekam als Antwort: „Ihre Rechte? Ja, Rechte haben sie, die können wir auch versuchen einzuklagen. Aber vergessen sie besser ihre Rechte, sie haben in Zukunft vor allem Pflichten und das bedeutet, sie müssen die Hosen runter lassen und das alle Jahre wieder. Die Rechte, die hat ihre zukünftige Ex-Frau. Ihnen wird nur das bleiben, was ihnen die Rechtsprechung im besten Fall übriglässt. Sind sie bereit für einen schier aussichtslosen Kampf um Unterhalt und Besuchsrecht, dann nehme ich ihren Fall an.

Falls sie einer anderen Auffassung sind, rate ich ihnen, holen sie sich weitere Meinungen von anderen Kollegen ein. Wenn sie es wünschen, rechne ich ihren Fall genau durch. Beim Überfliegen kann ich ihnen ungefähr sagen, was da an Kosten auf sie zukommt. Herr Jacobs, verstehen sie mich bitte nicht falsch, ich will ihnen nur jede Illusion nehmen, nur so können sie Kosten sparen. Glauben sie mir, es ist sicher kein Nachteil, wenn man als Mann auf die Welt kommt. Wenn man aber als Mann eine Scheidung durchlebt und gemeinsame Kinder vorhanden sind, dann ist es ein erheblicher Nachteil.“

Da saß ich nun in diesem feudalen Rechtsanwaltsbüro und versuchte, diese flammende Rede zu verarbeiten. Irgendwie konnte und wollte ich das nicht glauben. Ich dachte mir, was ist das denn für ein arroganter Bursche, sitzt hier in seinem modernen Büro, hat stapelweise Unterlagen auf seinem Schreibtisch rumliegen und versucht mir klarzumachen, dass ich mein Leben am besten in die Tonne kloppe. Das war mir doch alles sehr suspekt und ich sagte: „Gut, Herr Rechtsanwalt, dann rechnen sie das mal für mich durch und sagen mir, was auf mich zukommt.“ „Herr Jacobs, ich schicke ihnen meine Berechnung gerne zu und sie entscheiden dann, wie es weitergehen soll. Es tut mir wirklich sehr leid für sie, ich hätte ihnen gerne bessere Auskünfte gegeben, aber ich pflege meinen Mandanten die Wahrheit zu sagen und keine Geschichten zu erzählen - es heißt nicht ohne Grund - bis dass der Tod euch scheidet. Dieser Satz hat in Wirklichkeit eine sehr große Bedeutung und nicht nur während der Ehe, sondern auch so lange, bis ihre Nochfrau wieder heiratet oder verstirbt. Erst dann sind sie von vielen Problemen erlöst.“

Verborgene Signale auf Frauen-Art

Mein Problem begann irgendwann im Frühjahr 2001. Der Urlaub war standesgemäß. Zwei Wochen im 5-Sterne-Hotel irgendwo bei Side an der türkischen Rivera. Meine Frau, die aufgrund unserer zwei Kinder nicht mehr arbeiten ging, sehnte sich nach ihrem wohlverdienten Urlaub und nach Erholung.

Zwei Kinder, das war unser Traum damals. Und es waren zwei hübsche Kinder wie aus dem Bilderbuch. Max, 4 Jahre und Tim, 6 Jahre alt. Uschi und ich waren ein durchaus ansehnliches Paar. Alles in allem: eine nette Familie - könnte man meinen. Meine bessere Hälfte, eine gelernte Bürokauffrau, hatte nach ihrer Ausbildung eine Stelle in der Firma ihres Vaters angenommen. Sie, das Einzelkind, war für die gesamte Abwicklung der Karl-Heinz König GmbH zuständig. Die Firma befand sich im Hause ihrer Eltern und so waren die drei tagtäglich zusammen. Familienpatriarch Karl-Heinz hatte somit seine beiden Damen voll im Blick. Er hatte sie sogar bestens im Griff. Vor unserer Hochzeit bestand er darauf, dass seine kleine Prinzessin „Uschi“ den Namen König beibehält, damit dieser nicht ausstirbt.Mit der Geburt unseres zweiten Kindes wollte Uschi sich voll und ganz unseren Kindern widmen. Aus diesem Grund gab sie den Job - in Papas Firma - zum Wohle der Kinder - nach mehr als acht Jahren auf.

Im Vorfeld zu unserem Urlaub hatte es schon kleinere Unstimmigkeiten zwischen Uschi und mir gegeben. Die Kinder waren wieder so stressig und irgendwie musste sich die schlechte Stimmung an einer Person entladen. Im Nachhinein betrachtet, war ich der Blitzableiter für das aufziehende Gewitter.

Als Handelsreisender war ich naturgemäß viel unterwegs. Auswärtige Übernachtungen versuchte ich aus familiären Gründen zu vermeiden und fuhr oft noch spät abends nach Hause. So kamen jedes Jahr bis zu 80.000 Kilometer zusammen und meine Arbeitstage hatten deutlich mehr als acht Stunden. 12 – 14 Stunden kamen der Realität schon näher.

Uschis Freundinnen hatten gerade von A bis Z schwere Ehekrisen. Hier ging die Freundin fremd, dort der Mann. Unsere Bekannten, die Krauses, hatten sich vor ein paar Wochen getrennt. Eine junge Familie wie wir, zwei Kinder - zwei Jungs im Alter von Tim und Max. Seit der Trennung hatte die Familie Krause große finanzielle Probleme, besser gesagt: der Mann. Von heute auf morgen war für Herrn Krause Existenzminimum angesagt. Frau Krause hingegen kam prima zurecht: Unterhalt, Kindergeld, ja sogar eigenes Einkommen sorgten für ein gutes Auskommen. Herr Krause aber wusste kaum, wie er seine kleine Wohnung inkl. Strom und Wasser finanzieren, und von dem, was ihm blieb, seinen Weg zur Arbeit bestreiten sollte. Keine tollen Aussichten für jemanden, der kurz zuvor neue Möbel für die gemeinsame Wohnung gekauft hatte. Nun durfte er Unterhalt zahlen, aus der Wohnung ausziehen und die Kosten für den Möbelkredit hatte er noch zusätzlich an den Hacken. Seine Frau, eine der besten Freundinnen meiner Uschi, hatte sofort einen Riegel vor das Besuchsrecht geschoben und ihrem Mann den Umgang mit den gemeinsamen Kindern verwehrt. Ich fand das alles schrecklich und so absurd, dass ich mir so etwas für mich gar nicht vorstellen wollte.

Ich musste schon etwas schmunzeln, als ich hörte, dass der gute Herr Krause, der seine Kinder nicht sehen durfte, sich aus lauter Verzweiflung zu Ostern in ein Hasenkostüm zwängte, um im Garten seiner Ex Ostereier zu verstecken. Es schien ihm der einzige Weg, seinen beiden kleinen Kindern etwas näher zu kommen. Den ganzen Vormittag verbrachte er in einem geliehenen Auto, um auf den Osterspaziergang seiner ehemaligen Familie zu warten - der Familie, der er jetzt nicht mehr angehörte. Als diese im nahegelegenen Wald ihren Osterspaziergang machte, fuhr er mit dem PKW hinterher, um sich im Wald als Osterhase zu verstecken. Dort huschte dieser Riesenosterhase dann durchs Gestrüpp und passte seine Kinder ab. Die zwei waren hellauf begeistert, als sie den Osterhasen im Wald erblickten. Wortlos übergab der überdimensionierte Hase die Geschenke an die beiden Kids. Ebenso wortlos, wie Meister Lampe die Gaben an die Kinder überreicht hatte, verschwand er wieder im Unterholz und fuhr unerkannt mit dem Auto davon. Wie viele Tränen das Osterhasenkostüm füllten, wollte ich gar nicht wissen.

Die Krauses waren kein Einzelfall. Trennungen gab es reichlich in unserem Bekanntenkreis und damit auch ausreichend Gesprächsstoff zwischen Uschi und mir während unseres Urlaubs. Max und Tim hingegen waren in bester Ferienstimmung. Für die beiden war das Leben eine Wundertüte, aus der jeden Moment etwas Neues und Spannendes hervorkommt. Sie dachten nicht an die Probleme, die Erwachsene haben könnten und waren schon gar nicht in der Lage sich vorzustellen, dass Mama und Papa sich eines Tages nicht mehr lieb haben würden.

Bislang hatten die beiden ein tolles und glückliches Leben, für Kinder in diesem zarten Alter, natürlich mit den täglichen kleinen Alltagsproblemen, die da heißen: Aufräumen, Zähne putzen bevor „Karius und Baktus“ kommen, viel zu wenig Fernsehen gucken und immer viel zu früh zu Bett gehen.

Wir hatten ein nettes Urlaubshotel, „Mann“ will seiner lieben Frau ja schließlich etwas gönnen. Und was noch viel wichtiger ist: „Mann“ will ein gutes und ruhiges Gewissen haben, natürlich auch die Anerkennung der Ehefrau für seinen stressigen Job bekommen, etwas Dankbarkeit und Bestätigung, weil „Mann“ das alles möglich macht: “Ja, du bist ein guter Ehemann, der sich um seine Frau und Kinder kümmert und ihnen viel bietet.“ So einen Satz wünscht „Mann“ sich. Schließlich musste ich die ganze Familie alleine ernähren. Uschi hatte ja bereits vier Jahre zuvor die Stelle bei ihrem Papa – zum Wohle der Kinder - gekündigt. Sie war unglaublich ehrgeizig, wollte unbedingt zwei Jungs, die auch nach außen eine gute Figur abzugeben hatten. Doch bei zwei kleinen Chaoten in diesem Alter ist Benehmen oft von der Tagesform abhängig, auch bei unseren Kindern war das nicht anders. Nein, falsch, es waren und sind Uschis Kinder. Denn wenn es um Kindererziehung geht, macht der „Mann“ in den Augen der Frau oftmals sehr viel falsch. „Da hat der Papa wieder das gemacht, da hat der Papa wieder das gesagt, da wurde das Kind nicht alle 30 Minuten eingecremt und überhaupt, wie kann man nur den ganzen Tag mit den Kindern spielen, die sind doch später total aufgedreht und können nicht schlafen. Die Kinder dürfen keine Wasserpistolen haben, denn mit Waffen spielt man nicht. Am besten machen die Kinder das, was Mama für richtig hält.“

Aus Uschis Sicht machte ich immer dann alles richtig, wenn ich haargenau das machte, was sie für sinnvoll hielt. Eigentlich alles ganz einfach! Wenn ich aber die gleichen Fehler wie Uschi beging, fand ich mich schnell in endlosen Diskussionen wieder. Es war wie verhext, ich konnte machen, was ich wollte. Das war genau wie beim Autofahren: „Schatzi, du musst da links abbiegen!“ Uschi zeigte dabei regelmäßig nach rechts. Und wenn Uschi sprach: “Schatzi, rechts abbiegen“, zeigte sie nach links. Das hatte ich mittlerweile voll drauf. Zur Sicherheit fragte ich noch einmal nach: “Du meinst sicher das andere links“ - „Ja, da links!“ Also die Hand nach rechts gerichtet, war bei Uschi links.

Bei manchen Gesprächen und Diskussionen zwischen Uschi und mir dachte ich, was will sie mir denn nun wieder sagen? Ich konnte ihrer Wechsellogik nicht immer so schnell folgen, wie die Logik wechselte, zumindest war ich stets bemüht, ihren Gedankensprüngen zu folgen.

„Tja“, sprudelte es oft genug aus ihr heraus: „Wenn du arbeitest, bekommst du das natürlich nicht mit. Du hast es gut. Du bist den ganzen Tag weg. Und wenn du nach Hause kommst, siehst du die Kinder höchstens eine Stunde, dann ist Bettzeit und von meinem Stress kriegst du nichts mit. Du kommst doch erst immer um 19 oder 20 Uhr von der Arbeit. Und morgens die Kinder in den Kindergarten zu bringen, das ist wohl das Mindeste, was du als Vater ab und zu tun kannst.“ „Was willst du mir damit eigentlich sagen?“ „Ganz einfach: Ich habe einen Mann, der nie zu Hause ist. Du schaffst es ja noch nicht mal, die Kinder aus dem Kindergarten abzuholen.“ Mir ging des Öfteren durch den Kopf, dass es eine unglaublich geschickte Eigenschaft von Frauen war den eigenen Männern ein schlechtes Gewissen einzureden. Und wir Männer ziehen dann oft den Kopf ein und geben tatsächlich nach. Warum eigentlich? Wollen wir einfach unsere Ruhe haben und bloß kein Theater mit der Dame unseres Herzens riskieren? Wir geben also nach und vertreten noch nicht einmal unseren Standpunkt, um den Familienfrieden nicht zu gefährden. Hatten unsere Mütter uns nicht beigebracht, Frauen mit Respekt zu behandeln? Kam uns nicht von allen Seiten und Medien die unterdrückte Frau entgegen?

Da gab es doch diese Frau Schw.. die alle Männer verteufelte, weil sie die Frauen permanent unterdrücken und nicht schätzen würden.

Was waren wir doch früher für coole Typen, wenn uns da ein Mädel etwas erzählen wollte, da haben wir noch Kontra gegeben. Da hatten wir keine Angst unseren Standpunkt zu vertreten. Da haben wir nicht an irgendwelche Konsequenzen gedacht und waren noch Helden – zumindest in unseren Augen. Wir waren aber auch noch nicht verheiratet, hatten keine Verantwortung für Frau und Kinder und waren frei von solchen Diskussionen. Als Mann denkt man, man sei der Kopf der Familie und eine kluge Frau lässt dem Mann auch gerne das Gefühl, dass es so ist. Sie will nicht unbedingt der Kopf der Familie sein, sie ist viel lieber der Hals, der den Kopf in die richtige Richtung lenkt. Fast unbemerkt, wird einem so Stück für Stück das Selbstbewusstsein abgeknabbert. Irgendwann stellt „Mann“ fest: Was ist eigentlich noch übrig von dem netten Kerl, von dem coolen Typen, der ich mal war? „Früher wilde Worte, heute Blumen und Torte.“ Gut, ich habe jetzt Familie, da geht das nicht mehr, da sind die Kinder und eine Ehefrau, da musst du dich als Mann einordnen.

Nein, es ist kein Einordnen, es ist eher ein Anstellen, und zwar nicht vorne, sondern hinten. Aber ganz hinten. Nicht alle Frauen sehen uns unbedingt als das, was wir gerne hätten. Wir sind nicht der Held oder gar der Prinz aus dem Märchenstreifen. Und die Damen bewundern uns auch nicht unbedingt, sondern sie sehen uns teilweise als ihr Eigentum oder ihre Partnerversicherung an. Als den Typen, der dafür zu sorgen hat, dass der ganze Laden läuft. Wir sind also eher der Motor, der zu laufen hat, am besten ohne Sprit und ohne Öl. Wir sind in den Augen mancher Frauen eher so ein Daueraggregat, welches funktionieren soll. Am liebsten ständig verfüg- und einsetzbar. Schade, dass man das gute Stück nicht auf Knopfdruck in den Schrank verfrachten kann und nur dann rausholt, wenn es genehm ist.

Die Urlaubsdiskussionen mit Uschi gingen unterdessen weiter. Ich fragte sie: „Was machst du eigentlich in der Zeit von 8:00 bis 16:00 Uhr?“ „Denkst du etwa, ich habe keine Bedürfnisse! Ich treffe mich mit den anderen Müttern, deren Kinder auch bis 16:00 Uhr im Kindergarten sind, und wir besprechen den Tagesablauf.“ „Tagesablauf?“ erwiderte ich. „...den der Kinder“, kam wie aus der Pistole geschossen „wenn die aus dem Kindergarten kommen. Außerdem muss ich das Haus versorgen und die Wäsche waschen.“ „Wäsche waschen? Das macht doch unsere Maschine und einen Trockner haben wir auch, einen Wäschekeller ebenfalls und deine Mutter ist auch noch jeden Tag bei uns und hilft dir ungefragt im Haushalt.“ Oh man - die Schwiegermutter hatte ich nach dem Motto „heute zwei zum Preis von einer“ gleich mitgeheiratet. „Ja natürlich, wie soll ich das denn alles schaffen? Ein Haus, zwei Kinder – das ist mir alles zu viel.“

Ich dachte nur, es sollten zwei Kinder sein, ein eigenes Haus und meine Uschi wollte unbedingt Vollzeitmutter sein. Jetzt, wo ich mir jeden Tag den Hintern aufreiße, um den ganzen Spaß zu bezahlen, stellt Uschi fest, dass ihre Rolle sie nicht ausfüllt und sie gleichzeitig überfordert ist?

Naja, wieder eine dieser Phasen des Nörgelns, morgen wird das bestimmt vorbei sein. Morgen geht die Sonne wieder auf - schließlich sind wir im Urlaub und lassen es uns gut gehen. Die Sonne, das Meer, die schöne Hotelanlage werden meine Frau schon in bessere Stimmung versetzen. Dachte ich mir!

Die Kinder hatten jedenfalls ihren Spaß, sie fanden schnell Urlaubsfreunde und waren lebhaft wie immer. Wir hatten ein großes Appartement mit zwei Schlafzimmern. Der Kleine schlief bei seinem Papi, die Mutter mit dem Großen im Zimmer nebenan, weil die Kinder es so wollten. Außerdem wurde Max immer gegen 6:00 Uhr wach, und das war viel zu früh für unsere Chefin, denn mit dem zeitigen Aufstehen stand meine Herzdame auf dem Kriegsfuß. Ich war morgens quasi alleinerziehender Vater. Da ich morgens zu Hause in meinem „Homeoffice“ arbeiten konnte, war es natürlich ein Segen für uns, dass ich oft keinen Anfahrtsweg zu meiner Arbeitsstelle auf mich nehmen musste. So blieb mir zumindest morgens etwas Zeit für die Familie. Die Kinder habe ich fast jeden Morgen in den Kindergarten gebracht. Ich habe sie geweckt, angezogen und versorgt. Eigentlich keine so schlechte Rolle, die Uschi im Gegensatz zu mir hatte. Das sah sie natürlich ganz anders. Schließlich sind Frauen das schwache Geschlecht und die Medien suggerieren es uns ständig: die armen Frauen und die verständnislosen Männer.

Schon sind wir wieder in den klassischen Rollen. Das sind die Momente im Leben, da ist dein Rückgrat so stabil wie das eines Gummibärchens. Aber egal - wir machen das schon, so dachte zumindest ich an manchen Tagen. Vor allem aber, wenn solche Themen wieder einmal auf dem Programm standen.

Der nächste Urlaubstag begann früh. Max war wie üblich kurz nach 6:00 Uhr hellwach und wollte schon mal die Lage checken. Uschi und Tim, der nach diesem Urlaub eingeschult werden sollte, schliefen im anderen Zimmer noch tief und fest. Max weckte mich morgens immer mit einem lauten: „Paaaapaaaa, bist du schon wach? Paaaapaaaa, bist du schon wach? Paaaapaaaa, steh doch mal auf! Papa, jetzt steh aber auf!!!“ Ich nahm Max dann immer schnell unter meine Bettdecke und versuchte noch ein paar Minuten rauszuschinden - aber er war ein lebender Wecker - keine Chance dem Weckruf zu entkommen.

Dieses „Paaaapaaaa“ war schon sehr ausgeprägt und brachte mich immer wieder um meinen Schlaf.

Max war ein Wirbelwind der besten Sorte. Er kannte keine Gefahren und keine Angst. So hatte er sich auch schon die eine oder andere Beule in seinem jungen Leben zugezogen. Natürlich mit großem Geheule, was aber nach ein paar Minuten vergessen war. Schließlich hatte Max „der Entdecker“ noch einiges zu erkunden und die neuen Herausforderungen duldeten keinen Aufschub. Also, raus aus den Federn, Sachen an und so zogen wir bei Sonnenaufgang durch die Hotelanlage. Jetzt kamen uns auch die ersten Ordnungshüter der Pool-Liegen entgegen. Ab 7:00 Uhr waren alle Liegen mit Reservierungshandtüchern belegt - aber kein Mensch war weit und breit zu sehen. Ordnung muss sein, dachte ich mir. Meistens waren die „Reservierer“ ausgerechnet die Urlauber, die erst gegen Abend von einem Ausflug zurückkehrten. Ich habe dann einfach ein paar Handtücher genommen, auf einen Haufen geworfen und mir so zumindest zwei Plätze für Uschi und mich gesichert. So erledigte ich meinen Job im Sinne des Familienoberhauptes. Es wurde zwar als territorialer Angriff der ehemaligen Handtuchbesetzer gesehen und sorgte für kurze Aufregung, die ich mit den Worten unterbrach: „Tut mir wirklich leid, als wir hier um 12:00 Uhr die Liege eingenommen haben, war kein Handtuch zu sehen. Ich wünsche ihnen einen erholsamen Urlaub.“

Die Kinder vergnügten sich im Miniclub oder am Pool, sodass sich zumindest Papa auf seiner eroberten Liege entspannen konnte. Uschi dagegen reagierte bei jeder Kleinigkeit gereizt und schien ein wenig neben der Spur zu laufen. Sie war zwar anwesend, doch gedanklich war sie irgendwie weit weg. Sie wollte unbedingt in die Stadt, hier mal gucken, dort mal shoppen, einfach mal bummeln gehen. So wurde die Familie kurzerhand aufgepimpt und fand sich im Nullkommanichts am belebten Marktplatz mit zahlreichen orientalischen Geschäften wieder. Die heimischen Händler begrüßten uns freundlich, zuvorkommend, aber auch umsatzhungrig. Schließlich konnten sie an unserer Hauttönung erkennen, dass wir „Bleichgesichter“ zum Frischfleisch zählten und wahrscheinlich noch keine Ahnung von der heimischen Verkaufsstrategie und den aktuellen Tagespreisen hatten.

„Heute gut Preis, morgen alles teurer“, riefen uns die Händler zu. Während ich, mit Tim und Max an den Händen, orientierungslos auf dem Marktplatz stand, war Uschi urplötzlich zwischen den zahlreichen Geschäften und Marktständen verschwunden. Sie war ganz einfach weg. Meine arme Frau, dachte ich, ist womöglich einer Entführung zum Opfer gefallen. Ungläubig schaute und lief ich mit meinen beiden Männern über den Bazar, um ein Lebenszeichen von unserer Chefin zu vernehmen. Nach etlichen sorgenvollen Minuten sprang plötzlich ein mit Gold behangener und vor Freude strahlender Weihnachtsbaum aus einem der Geschäfte heraus und schrie voller Freude: „Schaaatzi, schau mal was ich mir ausgesucht habe. Schaaatzi, komm bitte mal. Schaaatzi, das musst du sehen.“ Mit offenem Mund und wie vom Blitz getroffen stand ich mit Max und Tim auf dem Marktplatz und schaute ungläubig, auf das, was uns da entgegenkam. „Nein, das hat sie nicht alles gekauft, das träume ich jetzt nur. Bitte lieber Gott, mach die Bilder in meinem Kopf weg. Ich will das nicht sehen.“ Das ging mir durch den Kopf, als Uschi auf uns zukam. Meine Hoffnung erfüllte sich nicht, denn nun holte meine Herzdame zum Finale aus: „Ach Schatz, ich habe mein Geld vergessen, kannst du das übernehmen?“ Ich stand immer noch da mit den Kids und heruntergeklappter Kinnlade. Ich nahm Tim seine Wasserflasche aus den Händen und stammelte: „Tim, Papa braucht ganz schnell etwas zu trinken, bevor mir die Spucke wegbleibt.“ Ich genehmigte mir einen beherzten Schluck, gab Tim die halbleere Flasche zurück und fragte mein Herzblatt: „Was, von diesem Lametta, willst du dir denn kaufen?“ „Bitte?“ kam mir entgegen, „alles, das alles - ich habe mir das alles selber ausgesucht. Und, Schatzi, guck mal hier und da - und die Lederjacke, die machen mir die Jacke sogar noch auf Maß. Ich hab doch nichts im Schrank und ich muss mir ja auch mal wieder etwas kaufen, es ist doch hier viel günstiger als bei uns. Schaaatzi, bitte, bitte, bitte.“ Da stehst du nun, bei brütender Mittagshitze irgendwo in der Türkei, die Kinder an der Hand, die türkischen Familien der Gold-, Silber- und Lederjackenhändler um dich herum und immer dieses „Schatzi, Schatzi“. Dazu noch klimper, klimper mit den Augen und in Bruchteilen von Sekunden wird aus einer gerade noch zutiefst gefrusteten Ehefrau ein handzahmes, schmusendes Lamm. Eigentlich denkt man: „Sag mal, hast du den Verstand verloren? Was soll der Blödsinn und wo soll das alles hin? Du hast nur zehn Finger, zwei Handgelenke, einen Hals und der Schrank zu Hause ist rappelvoll. Der Schrank ist bestimmt 6 Meter lang – ok. die eine Ecke gehörte mir, das muss ich zugeben. Da sind meine Sachen verstaut, meine Hosen, Hemden und Pullis. Aber die restlichen 5,30 Meter vom Schrank wurden mir Stück für Stück enteignet, nur diese kleine Ecke wurde mir als mein persönliches Existenzminimum zugestanden. Als wir zusammenzogen - und noch nicht verheiratet waren - lag mein Schrankanteil bei etwa 50 Prozent, 12 Jahre später waren es noch knapp 15 Prozent. Man gibt ja gerne nach, wenn es zum Wohle der Familie und des Friedens ist. Der Frau soll es selbstverständlich gut gehen und wir sind doch der wirklich starke Teil dieser Familie. Ohne uns würde es das alles gar nicht geben, da muss man der armen, stressgeplagten Ehefrau auch mal etwas gönnen. Immerhin waren wir jetzt sieben Jahre verheiratet und fast 12 Jahre zusammen. Dazu noch dieses ständig schlechte Gewissen, da diskutieren wir besser nicht, nein - wir kaufen den ganzen Kram, weil wir uns den Urlaub nicht verderben wollen.

Mit vollen Taschen und um einiges ärmer, drängte ich darauf, den gesicherten Rückzug anzutreten. „Danke, nett von dir, Schatzi, aber die Sachen, die habe ich wirklich dringend gebraucht.“

Zum Vergleich: Wenn ich mir eine Carrerabahn für ein paar hundert Euro oder ein Trikot von meiner Fußballmannschaft oder sonst etwas für fünfzig oder hundert Euro gekauft hätte, da wäre aber ein halber Tag Diskussion inklusive Familienrat mit Schwiegermutter König angesagt gewesen. Man hätte mich für verrückt erklärt und mir Verschwendung wichtiger Gelder vorgeworfen - mit dem Hinweis: „Was willste denn damit, ist doch totaler Blödsinn“. Das ist der kleine, aber feine Unterschied zwischen Mann und Frau. Dass genau diese Ansichten und Größenordnungen später ein wesentlicher Bestandteil meines Lebens werden sollten, konnte ich zu diesem Zeitpunkt nicht ahnen.

Wer hat schon Lust, im Urlaub und mit zwei Kindern an der Hand stundenlang shoppen zu gehen? Die Kinder wollten zu ihren Urlaubsfreunden in den Miniclub und ich viel lieber am Pool entspannen.

Alles in allem war der Urlaub dennoch ein Erfolg. Vor allem deshalb, weil die Kinder glücklich waren. Allerdings: Im Nachhinein betrachtet, war das Verhältnis zwischen Uschi und mir schon etwas merkwürdig. Ich war damals der Meinung, dass Uschi ihre Eltern vermisste. Denn die waren bisher in schöner Regelmäßigkeit mit uns gemeinsam in den Urlaub gefahren. Hinzu kamen noch die ganzen Trennungs- und Scheidungsgeschichten in unserem Bekanntenkreis, wo sich verzweifelt um Kohle und um Kinder gestritten wurde. Uschi verbrachte viel Zeit damit, mich während des Urlaubs auszufragen, wie ich dieses oder jenes Drama in unserem Bekanntenkreis beurteilen würde. Sie löcherte mich unentwegt mit allen möglichen Aktivitäten, die nach unserer Rückkehr anstanden. So lag es ihr sehr am Herzen, nach unserem Urlaub schnellstmöglich die Heizungsanlage im Haus zu erneuern. Die Anlage war zwar alt, aber voll funktionstüchtig und musste nicht unbedingt erneuert werden. Darüber hinaus sollte im Keller eine Hochsicherheitstür eingebaut werden, damit Uschi sich sicher fühlte und besser schlafen konnte. Diese kostspieligen Anschaffungen waren von ihr, wie sich später herausstellten sollte, mit einem vorausschauenden Blick in eine neue Zukunft eingestielt worden.

Zurück zum Glück oder bonjour tristesse

Uschis Wille wurde in die Tat umgesetzt. Die Heizung wurde ausgewechselt und die Hochsicherheits-Kellertür eingebaut, ganz so, wie sie es gewünscht hatte. Während ich morgens die Kids in den Kindergarten und in die Schule brachte, konnte sie morgens noch länger als gewöhnlich schlafen. Selbst erforderliche Arztbesuche mit meinen Kindern hatte ich alleine zu erledigen. Irgendwie schaffte Madame das nie, so wie manches andere auch nicht. Wahrscheinlich hatte ich auch deshalb jeden Tag und zu meinem Leidwesen meine Schwiegermutter im Haus. Vielleicht lag es aber auch daran, dass wir das Haus damals den Schwiegereltern abgekauft hatten und meine Schwiegermutter immer noch der Meinung war, es sei ihr Haus und sie dort unentbehrlich. Dieses Reihenmittelhaus aus den 70ern, hatte ich damals mit der Hilfe meiner Freunde von Grund auf saniert. Es musste quasi komplett entkernt werden, alle Fenster, Bäder sowie alle Wege, Aufgänge und die Terrasse wurden erneuert. Ich habe damals all meine Ersparnisse in die Sanierung dieses Objektes gesteckt. Heute kann ich sagen, ich habe für dieses Haus einfach zu viel bezahlt und meinen Schwiegereltern eine Hütte abgekauft, die 25 Jahre alt war, nie eine Reparatur gesehen hatte und meinen Schwiegereltern eh nur eine Last war. Dass im Kaufpreis auch der Hausgeist in Gestalt meiner Schwiegermutter inbegriffen war, ist mir damals nicht so recht klar gewesen. Auch dem Notarvertrag konnte ich eine derartige Klausel nicht entnehmen.