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Wahre Herzgesundheit mit dem Herzensdoc
Unser Herz schlägt für uns – Tag für Tag. Es ist ein fantastischer Lebensmotor, unser Taktgeber und zugleich das Zentrum unserer tiefsten Gefühle. Doch wie halten wir es wirklich gesund?
Kardiologe Dr. med. Nana-Yaw Bimpong-Buta – bekannt als »Herzensdoc Nana« – ist überzeugt: Ein starkes Herz lebt von einem gesunden Lebensstil – doch es braucht mehr als gute Blutwerte. Das Herz ist das Zentrum unseres Seins: voller Liebe, Freude und Begeisterung. Es blüht auf, wenn wir echte Verbindungen pflegen und ihm geben, was es wirklich braucht.
In Happy Heart nimmt er uns mit auf eine faszinierende Reise in die Welt unseres Herzens – wissenschaftlich fundiert, lebensnah und voller Herzblut. Mit Humor, bewegenden Geschichten und alltagstauglichen Impulsen zeigt er, wie wir unser Herz nicht nur medizinisch, sondern auch emotional stärken. Denn wer sein Herz schützt, öffnet die Tür zu einem Leben voller Lebendigkeit, Vertrauen und purer Herzensfreude.
Das E-Book können Sie in Legimi-Apps oder einer beliebigen App lesen, die das folgende Format unterstützen:
Seitenzahl: 414
Veröffentlichungsjahr: 2025
Dr. med. Nana-Yaw Bimpong-Buta ist Rheinländer mit Leib und Seele. Nach dem Medizinstudium und der Promotion in seiner Geburtsstadt Bonn arbeitete er als Assistenzarzt und Facharzt in Bern und Düsseldorf. Seit 2018 ist er Oberarzt für interventionelle Kardiologie.
Als Kardiologe, Autor und Keynote Speaker – bekannt als »Herzensdoc« – macht er Herzmedizin greifbar, verständlich und inspirierend. Seit über zwei Jahrzehnten engagiert er sich für soziale Projekte in Ghana und Guatemala. Mit seinem Podcast »Leben auf Pump« und seiner Präsenz auf Instagram und TikTok erreicht er über 100 000 Menschen, die sich für ein gesundes, starkes und glückliches Herz interessieren.
Seine Mission: Menschen nicht nur Wissen zu vermitteln, sondern sie zu begeistern – für ein Herz, das nicht nur schlägt, sondern tanzt.
Unser Herz schlägt für uns – Tag für Tag. Es ist ein fantastischer Lebensmotor, unser Taktgeber und zugleich das Zentrum unserer tiefsten Gefühle. Doch wie halten wir es wirklich gesund?
Kardiologe Dr. med. Nana-Yaw Bimpong-Buta – bekannt als »Herzensdoc« – ist überzeugt: Ein starkes Herz lebt von einem gesunden Lebensstil – doch es braucht mehr als gute Blutwerte. Das Herz ist das Zentrum unseres Seins: voller Liebe, Freude und Begeisterung. Es blüht auf, wenn wir echte Verbindungen pflegen und ihm geben, was es wirklich braucht.
In Happy Heart nimmt er uns mit auf eine faszinierende Reise in die Welt unseres Herzens – wissenschaftlich fundiert, lebensnah und voller Herzblut. Mit Humor, bewegenden Geschichten und alltagstauglichen Impulsen zeigt er, wie wir unser Herz nicht nur medizinisch, sondern auch emotional stärken. Denn wer sein Herz schützt, öffnet die Tür zu einem Leben voller Lebendigkeit, Vertrauen und purer Herzensfreude.
Dr. med. Nana Bimpong-Buta
Warum das Herz mehr als ein Organ ist – und wie wir es stärken, damit es lange für uns schlägt
WILHELM HEYNE VERLAG MÜNCHEN
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Der Verlag behält sich die Verwertung der urheberrechtlich geschützten Inhalte dieses Werkes für Zwecke des Text- und Data-Minings nach § 44b UrhG ausdrücklich vor. Jegliche unbefugte Nutzung ist hiermit ausgeschlossen.
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Im folgenden Text haben wir uns meist für die Verwendung des grammatischen, generischen Maskulinums entschieden. Nichtsdestotrotz sind, soweit nicht eindeutig anders angegeben, in allen Personengruppen und Bezeichnungen weibliche, männliche, non-binäre und fluide Personen mit eingeschlossen.
Copyright © 2025 by Wilhelm Heyne Verlag, München,
in der Penguin Random House Verlagsgruppe GmbH,
Neumarkter Straße 28, 81673 München
(Vorstehende Angaben sind zugleich
Pflichtinformationen nach GPSR.)
www.heyne.de
Alle Rechte vorbehalten.
Redaktion: Caroline Kaum
Coverdesign: Eisele Grafik-Design, München
Umschlagfoto: © Gaby Gerster
Schmuckillustrationen im Innenteil: AdobeStock/Alina Nikitaeva
Satz: Buch-Werkstatt GmbH, Bad Aibling
ISBN 978-3-641-33494-9V001
Willkommen zu Ihrer Herzensreise!
Kapitel 1 Unser Herz – Motor des Lebens
Von den ersten Schlägen bis zum letzten Takt
Kapitel 2 The Big Five
Bluthochdruck, Rauchen, Übergewicht, Diabetes und Cholesterin – wie sie Ihr Herz belasten und was dagegen hilft
Kapitel 3 Prävention ist alles
Vorbeugen statt behandeln – für stabile Vitalität
Kapitel 4 Wenn das Herz Alarm schlägt
So reagieren Sie richtig!
Kapitel 5 Bewegung und Powerfood
Wie Sport und mediterrane Ernährung Herz und Kreislauf stärken
Kapitel 6 Die unsichtbare Gefahr
Was chronischer Stress mit unserem Lebensmotor macht
Kapitel 7 Guter Schlaf – Balsam fürs Herz
Warum erholsame Nächte unverzichtbar sind
Kapitel 8 Die Macht der Hormone
Wie Cortisol, Adrenalin und Oxytocin unser Herz beeinflussen
Kapitel 9 Powered by emotion
Was Gefühle mit unserem Herzen machen
Kapitel 10 Wut, Angst, Trauer, Sorge
Warum sie das Herz schwächen – und was Sie dagegen tun können!
Kapitel 11 Das Broken-Heart-Syndrom
Wenn Gefühle das Herz brechen
Kapitel 12 Der innere Schweinehund ist Ihr Freund!
Wie Sie alte Muster durchbrechen und zu herzgesunden Gewohnheiten kommen
Kapitel 13 Stärken Sie Ihren inneren Arzt
Strategien, um Ihre Heilung zu befördern
Kapitel 14 Stressmanagement ganz praktisch
Mentaltools für ein freies Herz
Kapitel 15 Superpower Resilienz
Was Sie von Ihrem Herzen über Widerstandskraft lernen können
Kapitel 16 Happy Heart – die unendliche Kraft der Glücksgefühle
Wie Sie bewusst Momente schaffen können, die beflügeln und tief auf Ihr Herz wirken
Kapitel 17 Das Herz als Botschafter
Was wir weitergeben
Danksagung
Literaturverzeichnis
Alles beginnt mit diesem einen unverwechselbaren Organ, das in Ihrer Brust schlägt. Das von Anfang an da ist. Das sich nie in den Vordergrund drängt und trotzdem unermüdlich für Sie sorgt. Es existiert, bevor wir denken. Bevor wir fühlen. Schon in der vierten Schwangerschaftswoche, kaum 22 Tage nach der Befruchtung, beginnt es zu schlagen – als erstes Zeichen des Lebens, lange bevor andere Organe Form annehmen. Es ist das allererste Signal, das im Ultraschall sichtbar wird, ein zartes rhythmisches Pochen, das klarmacht: Hier wächst etwas Neues. Dieses kaum erahnbare Klopfen ist mehr als Biologie. Es ist der Beginn einer Geschichte. Ihrer Geschichte. Zwischen dem ersten und letzten Takt liegt das ganze Leben. Jede Entscheidung, jede Emotion, jede Begegnung.
Doch das Herz ist weit mehr als nur eine biologische Pumpe, als ein Muskel, der tapfer für Sie arbeitet – unermüdlich, rund um die Uhr. Es ist Licht. Es ist Gefühl. Ihr innerstes Zuhause. Es ist das Zentrum Ihres Seins. Ihr innerer Kompass. Es spürt, bevor wir begreifen. Es erinnert, bevor wir sprechen. Kein anderes Organ ist so tief mit unserer Kultur, unserem Menschsein verbunden. Wir sprechen davon, dass uns etwas »zu Herzen geht«. Dass wir »ein großes Herz haben«. Oder ein gebrochenes. Das tun wir nicht umsonst. Das Herz steht für Liebe, Mut, Mitgefühl – und für all das, was uns im Leben wirklich bewegt. Und: Es ist ein einzigartiger Botschafter. Ja, wirklich. Ihr Herz sendet Signale aus – und zwar pausenlos. Emotionen, Schwingungen, Energie. Und steht so in Verbindung mit allen anderen Herzen um Sie herum.
»Jetzt gehen aber die Gäule mit ihm durch«, werden Sie vielleicht denken, mit diesem freundlichen Kardiologen, den manche vielleicht bereits als Herzensdoc auf Instagram kennen. Oder aus dem Podcast Leben auf Pump. Doch ich kann Ihnen versichern: Alles, was ich Ihnen hier erzähle, basiert auf langjähriger ärztlicher Erfahrung und wissenschaftlichen Fakten. Die Forschung weltweit ist sich einig: Das Herz ist nicht »nur« unser wichtigstes Organ, sondern ein vibrierendes, äußerst vielseitiges und höchst individuell tickendes Energiezentrum. Es ist ein Spiegel unserer Emotionen – und unser verlässlichstes Frühwarnsystem. Es schlägt Alarm, wenn wir aus der Balance geraten. Aber es kann auch ein Leuchtturm sein. Eine Quelle der Kraft. Der innerste Ort, aus dem Lebensfreude, Zuversicht und Liebe strömen. Genau das möchte ich Ihnen auf den nächsten Seiten nahebringen. Noch näher. Es Ihnen wärmstens ans Herz legen. Dieses Buch ist ein Coaching zu Themen klassischer Herzgesundheit, aber nicht nur. Dieses Buch versammelt hoch spannende medizinische Fakten und Erfahrungswerte, aber nicht nur. Es ist vielmehr die Einladung zu einer Reise. Einer Reise zu sich selbst. Mein Wunsch: dass Sie hinterher nicht nur einen Text gelesen, sondern Ihr Herz gespürt haben. Vielleicht zum ersten Mal wirklich erfahren haben, welches Wunder da in Ihrer Brust schlägt – jeden Tag, ohne Pause, voller Leben, voller Liebe, voller Kraft.
Im ersten Teil möchte ich Ihnen zeigen, wie mächtig Ihr Einfluss auf Ihre Herzgesundheit wirklich ist. Es ist längst bewiesen: Wenn wir die klassischen Risikofaktoren besser verstehen und ernst nehmen, könnten neun von zehn Herzinfarkten verhindert werden. Sie werden staunen, wie viele Studien das eindrucksvoll belegen – und wie viel Sie im Alltag selbst tun können, um Ihr Herz zu schützen. Vielleicht denken Sie, »Ach, da kenne ich schon vieles« – aber ich verspreche Ihnen: Sie werden überrascht sein, was Sie noch dazulernen können. Denn Prävention ist keine trockene Theorie über Laborwerte. Richtig erklärt und ganzheitlich vernetzt, zeigt sie Ihnen Wege auf, wie Sie Ihr Herz stärken können – mit kleinen Entscheidungen, jeden Tag.
Doch das ist nur der Anfang. Auf Teil zwei des Buches dürfen Sie sich besonders freuen. Hier lade ich Sie ein, mit mir in die wahre Tiefe zu gehen. Es geht um Gefühle. Freude, Liebe, Trauer – um alles, was unser Herz zutiefst berührt. Hier kommen Sie mit der Essenz dessen in Kontakt, was ein wirklich glückliches Herz ausmacht, hier geht es nicht nur um Laborwerte, Medikamente und Röntgenbefunde. Es geht um die Verbindung zwischen Seele, Körper und Geist. Um wissenschaftlich belegte Zusammenhänge zwischen Emotionen und Herzgesundheit. Und um ganz konkrete Erkenntnisse, die Sie in Ihren Alltag mitnehmen und tatsächlich umsetzen können: Begleiten Sie mich auf dieser Reise zu Ihrem Happy Heart. Mit echten Geschichten. Mit überraschenden Studien. Mit Aha-Momenten. Und mit einem neuen Blick auf Ihr Herz – nicht nur als Organ, sondern als Lebenszentrum. Und keine Sorge: Ich bleibe auch in diesem Teil meiner Berufung als Arzt und Wissenschaftler treu. Es geht um fundierte Inhalte, praxisnah, nachvollziehbar und inspirierend. Denn Emotionen sind nichts Weiches – sie sind kraftvoll. Und sie können heilen. Am Ende dieses Buches werden Sie Ihr Herz mit neuen Augen sehen. Mit mehr Verständnis. Mit mehr Wertschätzung. Und vielleicht mit einem Lächeln im Gesicht. Dazu lade ich Sie von ganzem Herzen ein.
Ich habe dieses Buch für Menschen wie Sie geschrieben. Die vielleicht jetzt schon spüren, dass ihr Herz mehr kann als nur pumpen. Für Menschen, die ahnen, dass Gesundheit mehr ist als ideale Blutwerte. Für Menschen, die sich fragen, was es bedeutet, wahrhaft lebendig zu sein. Ich spreche in diesem Buch also nicht nur als Kardiologe. Nicht nur als Notarzt, als Oberarzt. Nicht nur als Keynote Speaker oder Coach. Sondern als jemand, der genauso fühlt wie Sie. Der mitten im Leben steht – mit allem, was dazugehört. Der jedoch das große Geschenk empfangen hat, Menschen in Momenten begleiten zu dürfen, in denen das Herz spürbar wird: in der Freude. In der Angst. In der Stille. Ganz nah. Seit über 25 Jahren darf ich in der Medizin an der Seite anderer sein. Und immer wieder sehe ich: Es geht nicht nur darum zu überleben. Es geht darum, wirklich zu leben – und zu spüren, wie wertvoll das Herz dabei ist, das Organ, das stets an Ihrer Seite schlägt.
Ich wünsche mir, dass dieses Buch Ihnen nicht nur Wissen vermittelt und Sie in die Praxis wahrer Herzgesundheit bringt, sondern dass es etwas in Ihnen berührt. Dass es Ihnen hilft, das Wunder in Ihrer Brust neu zu entdecken. Dass Sie beginnen, es tiefer zu spüren. Bewusster zu schützen. Und vielleicht, künftig noch präsenter mit anderen in Verbindung zu treten. Denn wer sein Herz wirklich wahrnimmt, achtet anders auf sich. Und auf die Welt.
Willkommen zu einer neuen Reise zu Ihrem Herzen – mit mehr Tiefe, mehr Verbundenheit und echtem Staunen für dieses großartige Organ, das in Ihnen schlägt.
Willkommen bei: HAPPY HEART!
Von den ersten Schlägen bis zum letzten Takt
Ich erinnere mich noch gut an meinen ersten Arbeitstag als Assistenzarzt in der Herzchirurgie des Inselspitals der Universitätsklinik in Bern. Es ist der 15. April 2008. Ich wusste immer, dass ich mich mit dem Herzen beschäftigen wollte – als jemand, der es verstehen, berühren und begleiten will. Und dann kommt dieser Moment.
»Dr. Bimpong-Buta, bitte an den OP-Tisch treten.«
Und das tue ich. Der Brustkorb wird geöffnet, und dann sehe ich es zum ersten Mal: ein schlagendes Herz. Direkt vor mir. Lebendig. Kraftvoll. Mit eiserner Würde pumpt es, unbeirrt von der Welt um es herum. Ich darf es berühren, es mit meinen Fingern fühlen. Seinen Rhythmus, seine Wärme. Dieser Moment brennt sich in mein Gedächtnis ein.
Seit jenem Tag hat mich dieses Organ mehr fasziniert als alles andere. Ich habe Herzen gesehen, die sich nach einer Operation mit erstaunlicher Kraft erholten. Winzige Kinderherzen, kaum größer als eine Walnuss, die dennoch unermüdlich schlugen, als wollten sie der Welt beweisen, dass sie leben wollen. Aber ich habe auch Herzen gesehen, die aufhörten zu pulsieren – und mit ihnen verging auch das Leben. Jedes Mal wird mir dabei eines klar: Das Herz ist so viel mehr als eine bloße Pumpe. Es ist das Symbol für Vitalität, für unerschütterliche Ausdauer und für die Kraft, immer wieder weiterzumachen – selbst in den schwierigsten Momenten.
Warum beschäftige ich mich mit dem Herzen? Warum habe ich mein Leben der Kardiologie und den Herzensangelegenheiten gewidmet? Ich denke oft an die legendäre Anekdote über William Sutton, den berühmtesten Bankräuber der USA, aus den 1950er-Jahren. Als er nach seiner Verhaftung gefragt wird, warum er Banken ausraube, antwortet er trocken: »Weil dort das Geld ist.« Genauso könnte man mich fragen: »Warum kümmern Sie sich um das Herz, Dr. Bimpong-Buta?« Und meine Antwort wäre ebenso klar: »Weil dort das Leben ist.«
Herz-Kreislauf-Erkrankungen sind die häufigste Todesursache weltweit. Trotz aller Fortschritte der Medizin sterben in Deutschland jeden Tag rund 1000 Menschen daran – das sind 40 Menschen pro Stunde, fast ein Leben pro Minute. Warum? Und vor allem: Wie können wir das ändern?
Es ist der 31. Dezember 2017, Silvesterdienst in der Universitätsklinik Düsseldorf. Die Station ist ruhig, doch eine Patientin soll noch visitiert werden. Als ich ihr Zimmer betrete, sitzt eine zierliche, aber wache Dame im Bett. Sie will nach Hause, ins neue Jahr. Ich lächle und erkläre ihr ruhig, warum sie bleiben muss. Doch als ich ihre Akte lese, halte ich inne. Geburtsjahr: 1914. Ich bin perplex. Sie sieht mindestens 30 Jahre jünger aus. Ich setze mich zu ihr und frage ehrfürchtig: »Wie haben Sie das gemacht? Wie kann es sein, dass Sie mit über 100 Jahren so lieb und lebensfroh sind?«
Sie lächelt und sagt zwei Sätze, die mein Leben verändert haben, in diesem für mich magischen Herzensmoment: »Die Dinge, die ich nicht ändern konnte, habe ich losgelassen, aber die Dinge, die mir wichtig waren, habe ich nie aus den Augen verloren. Solange mein Herz schlägt, schlägt meine Herzensmission: Was ist Ihre Herzensmission, Herr Doktor?«
Das Herz braucht nicht nur gesunde Gefäße, sondern auch gesunde Emotionen. Studien der Harvard University, insbesondere die berühmte Harvard Study of Adult Development[1], zeigen: Nicht Geld, nicht Ruhm, nicht Karriere machen uns langfristig gesund und glücklich – sondern tatsächlich unsere Beziehungen. Seit über 80 Jahren begleitet dieses Forschungsprojekt mehrere Generationen von Männern, darunter Harvard-Studenten und Bewohner ärmerer Stadtviertel in Boston. Das Ergebnis ist ebenso eindeutig wie faszinierend: Menschen mit verlässlichen, liebevollen Beziehungen bleiben nicht nur emotional ausgeglichener, sondern auch körperlich gesünder – ihr Herz profitiert messbar. Wer sich verbunden fühlt, lebt länger, erholt sich schneller und erträgt Stress besser.
Nicht zuletzt deswegen möchte ich Ihnen zeigen, warum Ihr Herz das faszinierendste Organ ist, das Sie besitzen. Warum es sich lohnt, sich um es zu kümmern – nicht nur mit Sport, gesunder Ernährung und medizinischer Vorsorge, sondern auch mit Liebe und lebendigen Beziehungen. Gleich sehen wir uns das Herz als Motor des Lebens genauer an. Wie es aufgebaut ist, wie es funktioniert und warum es jeden Tag für Sie schlägt. Aber bevor wir uns den physiologischen Fakten widmen, stelle ich Ihnen eine Frage:
Was ist Ihre Herzensmission? Was ist Ihnen wirklich wichtig? Lassen Sie es uns gemeinsam herausfinden.
Unser Herz ist einzigartig! Nicht nur als das zentrale Organ in unserem Körper, sondern als unglaublicher Lebensmotor, der unermüdlich aktiv ist – von der ersten bis zur letzten Sekunde. Kein anderes Organ leistet so viel und gönnt sich dabei keinerlei Pause. Das Herz schlägt, ohne nach Urlaub zu fragen, ohne einen freien Tag zu nehmen. Ein allzeit treuer Begleiter, ein unermüdlicher Topmanager, der unseren gesamten Organismus am Laufen hält. Sich dabei aber nie in den Vordergrund drängt. Er arbeitet im Hintergrund, leise und zuverlässig.
Doch genau das macht es so leicht, dieses so wichtige Organ zu vergessen. Oftmals fühlen wir es gar nicht, nehmen es als selbstverständlich hin. Denn das, was unbemerkt seinen Dienst verrichtet, wird oft nicht gewürdigt. Erst in besonderen Momenten macht es sich bemerkbar: wenn wir verliebt sind, wenn wir Angst haben, wenn wir tief berührt sind. Dann klopft es spürbar an unsere Brust, als wolle es uns daran erinnern, dass es da ist – unser Lebensmotor, unser innerer Antrieb.
24 Stunden am Tag, sieben Tage die Woche, ein Leben lang. Ohne Unterbrechung. Kein anderes Organ im Körper leistet so viel wie dieser lediglich faustgroße Muskel, der noch dazu nur 300 Gramm wiegt. Doch ist das wirklich so? Gönnt sich das Herz wirklich niemals eine Pause?
Tatsächlich ruht es sich aus – in einem perfekten Rhythmus aus Aktion und Erholung, und das regelmäßig! Denn nach jedem Herzschlag folgt eine kurze Pause. Diese Phase nennt man fachmännisch Diastole – genau in diesem Moment kümmert sich das Herz um sich selbst. Während in der Systole das Blut mit Druck durch den Körper gepumpt wird, entspannt es sich in der Diastole: Jetzt durchblutet es die sogenannten Herzkranzgefäße (fachmännisch Koronararterien), Gefäße, die das Herz mit Sauerstoff versorgen und es wie ein Kranz umarmen. Es liefert sich sozusagen selbst die notwendige O2-Zufuhr.
Ich erkläre das oft in meinen Keynotes: Das Geheimnis der enormen Leistungsfähigkeit dieses Organs liegt genau darin – es weiß, wie wichtig regelmäßige Erholung ist. Das Herz kann nur deswegen so lange durchhalten, weil es sich nach jedem Schlag eine kurze Pause gönnt. Und genau das ist die erste Lektion, die wir von ihm lernen können: Regelmäßige Pausen sind kein Zeichen von Schwäche – sie sind der Schlüssel für nachhaltige Leistungsfähigkeit!
Das Herz ist unser verlässlichster Partner und noch viel mehr als das: Es ist das einzige Organ, das unabhängig vom restlichen Körper weiterarbeiten kann.
Eine skurrile Vorstellung? Erinnern Sie sich an die berühmte Szene aus Die Simpsons, in der Homer sein eigenes Herz aus der Brust nimmt – und es weiterschlägt? Das klingt absurd, doch die Wissenschaft zeigt: So ganz falsch ist es gar nicht.
Solange unser Herz ausreichend mit Sauerstoff und Nährstoffen versorgt wird, kann es unabhängig von anderen Organen weiterarbeiten, auch außerhalb des Körpers. Ein Phänomen, das übrigens in der Transplantationsmedizin genutzt wird. Diese Fähigkeit verdankt es seinem eigenen elektrischen System, das im sogenannten Sinusknoten sitzt. Der Sinusknoten besteht aus einer Ansammlung von spezialisierten Herzmuskelzellen, die wiederum eine faszinierende intrinsische Fähigkeit haben: Sie können selbst die elektrischen Impulse generieren, die den Herzschlag veranlassen und feinsteuern.
Aber warum schlägt das Herz eigentlich? Was treibt den Sinusknoten an? Und aus welchem Grund genau beginnt das Herz im Mutterleib plötzlich zu schlagen – und warum hört es eines Tages auf? All diese Fragen sind bis heute nicht geklärt. Und wissen Sie, was: Ich glaube, wir werden diese Fragen nie klären können! Es ist ein Geheimnis, das unser Herz stets für sich behalten wird. Klar ist jedoch: Der Herzschlag ist mehr als nur Muskelarbeit. Er ist Ausdruck von Leben, von Energie, von lebendiger Liebe und Zuneigung. Ein Symbol, niemals zu verzagen, sondern weiterzumachen.
Sie haben es schon gehört: Das Organ in Ihrer Brust ist ein wahres Powerkraftwerk. Lassen Sie uns einen Blick auf seine Performance in Zahlen werfen:
100 000 bis 150 000 Schläge pro Tagbis zu 70 Milliliter Blut-Volumen-Bewegung pro Herzschlag – bei Sportlern noch mehr7000 bis 10 000 Liter Blut-Volumen-Bewegung täglich – das entspricht einem Gesamtvolumen von etwa 50 BadewannenUnd was bedeutet das hochgerechnet auf Jahre, unser Leben?
3 Millionen Herzschläge pro Monat36 Millionen Herzschläge pro Jahrüber eine Milliarde Herzschläge in 30 Jahrenmehr als 3 Milliarden Herzschläge in einem durchschnittlichen LebenDas Herz transportiert Sauerstoff und Nährstoffe zu jeder einzelnen Zelle unseres Körpers – bis in die entferntesten Winkel. Ohne das Herz kommt kein Sauerstoff an. Und ohne Sauerstoff kein Leben. Diese Zahlen verdeutlichen: Das Herz trägt die volle Verantwortung für unser Sein. Es ist ein Kraftwerk, das unermüdlich arbeitet. Doch selbst ein Hochleistungsmotor braucht Wartung – und hier kommen Sie und wir ins Spiel.
Zunächst einmal aber sorgt das Herz selbst für seine eigene Widerstandskraft. Was macht es so stark? Seine geniale Fähigkeit, sich höchst flexibel anzupassen. In dieser Disziplin ist es ein wahrer Meister.
Beim Sport schlägt es schneller, um Muskeln mit Sauerstoff zu versorgen.Bei Stress oder Gefahr mobilisiert es sofort Energie für Kampf oder Flucht.Im Schlaf fährt es herunter, um Energie zu sparen und sich zu regenerieren.Diese Anpassungsfähigkeit ist überlebenswichtig. Daraus folgt: Eine hohe Herzfrequenzvariabilität ist ein Zeichen für Gesundheit und Widerstandskraft, während eine starre, unbewegliche Herzfrequenz ein Hinweis auf Stress und gesundheitliche Probleme sein kann.
Doch das Herz schlägt nicht nur mechanisch und antwortet auf physiologische Bedürfnisse des Gesamtorganismus – es reagiert auch auf unsere Gefühle.
Vor Aufregung schlägt es schneller. Bei Angst rast es. Bei Trauer zieht es sich zusammen. Im Zustand des Verliebtseins pocht es in der Brust.
Haben Sie sich schon einmal gefragt, wann Sie Ihr Herz zuletzt bewusst gespürt haben?
War es ein Moment der Freude? Oder der Angst? Haben Sie sich ermutigt gefühlt weiterzumachen – oder wollten Sie aufgeben?
Das Herz gibt niemals auf. Es schlägt weiter. Und es erinnert uns daran, dass auch wir weitermachen sollen – selbst dann, wenn die äußeren Umstände manchmal schwierig und herausfordernd sind. Denn Ihr Herz schlägt nicht nur für Ihren Körper. Es schlägt für Ihre Träume, Ihre Mission, Ihr Leben.
Das Herz ist nicht nur ein Organ – es ist ein Meisterwerk. Eine perfekt konstruierte Maschine, die mit absoluter Präzision arbeitet. Sein Aufbau ist kein Zufall, sondern das Ergebnis von Jahrmillionen evolutionärer Entwicklung. Jede Struktur hat eine Aufgabe, jeder Teil trägt zum Optimum des Ganzen bei. Ein Hochleistungsmotor, der nach einem komplexen, aber unglaublich effizienten System arbeitet. Schon früh in der Embryonalentwicklung beginnt das Herz zu schlagen. Es wächst mit uns, entwickelt sich weiter und passt sich an die Herausforderungen des Lebens an. Was aber macht seine Anatomie so einzigartig? Dazu möchte ich Ihnen die faszinierende Architektur dieses Organs jetzt ein Stück näherbringen.
Zuallererst einmal: Das Herz ist ein Hohlmuskel, er besteht aus Muskelgewebe, besitzt im Inneren jedoch Hohlräume, die mit Blut gefüllt sind. Diese Bauweise ermöglicht es ihm, sich zusammenzuziehen und das Blut durch den Körper zu pumpen. Seine Muskulatur, das Myokard, ist besonders stark, denn es muss kontinuierlich arbeiten, ohne sich zu erschöpfen. Doch anders als die sogenannte Skelettmuskulatur, die wir bewusst ansteuern können, funktioniert der Herzmuskel autonom. Er unterliegt der Steuerung durch das autonome Nervensystem, das Signale sendet, um das Herz schneller oder langsamer schlagen zu lassen. Ohne unser Zutun passt es sich in jeder Sekunde unseres Lebens an – sei es in Ruhe, beim Laufen, in einer Stresssituation oder in tiefer Entspannung.
Das Herz arbeitet wie eine Doppelpumpe: Die rechte Herzhälfte pumpt sauerstoffarmes Blut in die Lunge. Die linke Herzhälfte pumpt sauerstoffreiches Blut in den Körper. Ohne diese Trennung würde sich das sauerstoffreiche und das sauerstoffarme Blut vermischen – ein fataler Fehler für unseren Organismus. Doch die beiden Hälften sind in ihrer Beschaffenheit nicht komplett identisch! Die linke Herzkammer hat eine viel dickere Wand als die rechte, weil sie gegen einen deutlich höheren Druck arbeiten muss, den Blutdruck. Während die rechte Kammer »nur« das nahe gelegene Lungensystem versorgt, muss die linke Kammer das Blut durch den gesamten Körper bis in die Zehenspitzen pumpen. Ein immenser Kraftakt, den sie Tausende Male am Tag wiederholt.
Noch genauer betrachtet, ist das Herz in vier Kammern unterteilt:
Zwei Vorhöfe (Atrien) sammeln das Blut und leiten es an die Kammern weiter. Zwei Hauptkammern (Ventrikel) pumpen das Blut weiter in den Lungen- und Körperkreislauf.
Die Ventrikel sind jeweils größer als die Atrien, denn sie brauchen mehr Kraft, um das Blutvolumen einerseits in den Lungenkreislauf (rechte Herzkammer) und andererseits in den Körperkreislauf (linke Herzkammer) herauszudrücken. Das Kammersystem ermöglicht dem Herzen maximale Leistungsfähigkeit, immerhin pumpt es pro Minute fünf bis sechs Liter Blut durch unseren Körper. Kurzum: ein genialer biologischer Mechanismus, der unser Überleben sichert.
Damit das Blut nun nicht einfach chaotisch hin und her schwappt, verfügt das Herz über vier Herzklappen. Achtung, jetzt versorge ich Sie mit ein paar Fachbegriffen für den nächsten Small Talk:
Trikuspidalklappe (zwischen rechtem Vorhof und rechter Kammer)Mitralklappe (zwischen linkem Vorhof und linker Kammer)Pulmonalklappe (zwischen rechter Kammer und Lungenarterie)Aortenklappe (zwischen linker Kammer und Aorta)Jede dieser Klappen öffnet und schließt sich im exakt richtigen Moment – mehr als 100 000-mal am Tag! Zusammen sorgen sie dafür, dass das Blut nur in eine Richtung fließt, und verhindern ein Zurückströmen. Eine Klappen-Fehlfunktion kann massive Auswirkungen haben – von leichter Herzschwäche bis hin zu lebensbedrohlichen Erkrankungen.
Sie erinnern sich vielleicht: Ein faszinierender Aspekt des Herzens ist, dass es sich selbst mit Sauerstoff versorgen kann. Das funktioniert mithilfe der Herzkranzgefäße (Koronararterien), die, wie der Name schon sagt, das Herz wie ein Kranz umgeben. Diese Gefäße sind die ersten Abzweigungen der Hauptschlagader (Aorta) – ein Zeichen dafür, dass die Selbstversorgung des Herzens im Körper eine ganz zentrale Rolle spielt.
Bei einem Herzinfarkt wiederum werden genau diese Gefäße verstopft – mit dramatischen Folgen. Denn wenn das Herz selbst nicht mehr durchblutet wird, kann es seine Aufgabe nicht mehr erfüllen. Ein Stillstand oder eine verminderte Herzdurchblutung bedeutet, dass ein Teil des Herzens abstirbt – dies führt zu einem gefährlichen Dominoeffekt im restlichen Körper.
Das Herz schlägt – aber wie funktioniert das genau? Was bringt es dazu, sich rhythmisch zusammenzuziehen und wieder zu entspannen? Und wie gelingt es ihm, sich an jede Lebenssituation anzupassen? Seine Physiologie ist ein faszinierendes Zusammenspiel aus elektrischen Impulsen, mechanischen Bewegungen und biologischen Anpassungsmechanismen.
Sie wissen bereits: Ihr Herz ist ein Organ, das sich selbst steuert – und dennoch schlägt es nicht »zufällig«. Es besitzt ein eingebautes elektrisches Steuerungssystem, das den Rhythmus vorgibt. Dieses System sorgt dafür, dass es synchron arbeitet und jede Kontraktion perfekt auf das Bedürfnis des Gesamtorganismus abgestimmt ist.
Das sogenannte Reizleitungssystem besteht aus folgenden Bausteinen:
Der Sinusknoten ist der natürliche Schrittmacher des Herzens und erzeugt den elektrischen Impuls. Er besteht aus einer Ansammlung von spezialisierten Muskelzellen, die im rechten Vorhof sitzen und die Herzfrequenz bestimmen. Diese wird je nach Situation und Erfordernis moduliert.Der AV-Knoten sitzt zwischen den Vorhöfen und den Kammern. Er verzögert das Signal minimal, damit sich die Vorhöfe zuerst zusammenziehen können, bevor die Kammern folgen.Das His-Bündel und die sogenannten Purkinje-Fasern leiten als spezielle Nervenfasern das elektrische Signal durch die Herzkammern und ermöglichen eine gleichmäßige und kraftvolle Kontraktion.Die Anzahl der Herzschläge pro Minute, die Herzfrequenz, ist ein entscheidender Faktor für unsere Gesundheit. Sie variiert je nach körperlicher Aktivität, emotionalem oder gesundheitlichem Zustand:
in Ruhe: 60 – 80 Schläge pro Minute (bei trainierten Sportlern oft niedriger)bei körperlicher Anstrengung: bis zu 180 Schläge pro Minute oder mehrin stressigen oder emotionalen Situationen: deutlich erhöhte Frequenzim Schlaf: kann auf unter 50 Schläge pro Minute sinkenEin gesundes Herz ist anpassungsfähig. Es schlägt schneller, wenn wir es brauchen, und langsamer, wenn wir uns ausruhen. Doch es gibt auch eine Grenze: Chronischer Stress, ungesunde Lebensweise und Bewegungsmangel können dazu führen, dass es nicht mehr optimal flexibel reagieren kann. Deshalb sind regelmäßige Bewegung, eine gesunde Ernährung und mentale Entspannung entscheidend für eine stabile Herzfunktion. Machen wir uns das noch einmal bewusst: Das Herz ist unser Lebensmotor und als solcher auf optimale Leistung ausgerichtet. Wir aber sind es, die ihn pflegen müssen. Es liegt ganz wesentlich in unserer Hand, beste Voraussetzungen für ein langes und gesundes Leben zu schaffen.
Herz-Kreislauf-Erkrankungen sind die häufigste Todesursache – nicht nur in Deutschland, sondern weltweit. Fast jede Minute verliert hierzulande deshalb ein Mensch sein Leben. Im Folgenden möchte ich Sie mit dem »Klassiker Herzinfarkt« näher vertraut machen. Einmal, weil er das Paradebeispiel für kardiovaskuläre Notfälle ist. Andererseits, weil ich Ihnen aufzeigen möchte, dass viele Akutsituationen vermeidbar sind, wenn Sie bewusst auf Ihren Körper hören, rechtzeitig handeln – und aktiv Vorsorge betreiben.
Die Dramatik eines Herzinfarkts ist eindrucksvoll: Er tritt oft plötzlich auf, und er kann tödlich enden. Gleichzeitig wissen die meisten erstaunlich wenig über seine Ursachen, Symptome und darüber, wie viel sie selbst tun können, um ihn zu verhindern.
Ein Herzinfarkt passiert nicht einfach so – er entwickelt sich oft über Jahre. Und genau hier setzt Prävention an. Frühzeitige Maßnahmen helfen, eine der häufigsten und lebensgefährlichsten Erkrankungen unserer Zeit zu verhindern. Lassen Sie uns also einen genaueren Blick auf dieses Thema werfen: Was passiert bei einem Herzinfarkt? Welche Warnsignale sendet der Körper – und warum werden sie so oft ignoriert? Und vor allem: Welche konkreten Maßnahmen helfen wirklich, das eigene Risiko drastisch zu senken?
Ein Herzinfarkt ist ein dramatisches Ereignis, bei dem es zu einer plötzlichen Unterversorgung des Herzmuskels mit Sauerstoff kommt. Grund dafür ist eine Durchblutungsstörung in den Herzkranzgefäßen, den sogenannten Koronararterien.
Die Hauptursache für diese Durchblutungsstörung ist die Arteriosklerose – eine Erkrankung, bei der sich über Jahre hinweg fettreiche Ablagerungen, sogenannte Plaques, in den Gefäßen bilden. Diese Plaques verengen die Arterien schleichend, bis es im schlimmsten Fall zu einem vollständigen Gefäßverschluss kommt.
Beim akuten Herzinfarkt passiert Folgendes: Eine Plaque reißt plötzlich ein – ein sogenannter Plaqueriss tritt ein. Der Körper reagiert darauf, indem er versucht, den Schaden zu »reparieren«. Doch dabei passiert das Gegenteil von dem, was er eigentlich bezwecken will: Die Blutgerinnung wird aktiviert, es bildet sich ein Gerinnsel (Thrombus), das das betroffene Gefäß komplett verschließt. Von diesem Moment an wird der dahinterliegende Herzmuskelbereich nicht mehr mit Sauerstoff versorgt. Ohne Sauerstoff kann das Gewebe nicht überleben – es stirbt ab. Dieser Gewebeuntergang, ausgelöst durch einen akuten Gefäßverschluss, ist das, was wir als Herzinfarkt bezeichnen.
In Deutschland erleiden jedes Jahr etwa 200 000 Menschen einen Herzinfarkt.
Rund 60 000 Menschen sterben jährlich daran.Männer sind häufiger betroffen als Frauen, insbesondere in jüngeren Jahren.Viele Herzinfarkte könnten durch Prävention verhindert werden: Studien zeigen, dass bis zu 90 Prozent der Vorfälle auf vermeidbare Risikofaktoren wie Bluthochdruck, Rauchen, Bewegungsmangel oder ungesunde Ernährung zurückzuführen sind.Diese Zahlen lassen keinen Zweifel daran: Ein Herzinfarkt ist keine Seltenheit. Die Überlebensrate hat sich jedoch in den letzten Jahrzehnten erheblich verbessert, vor allem aufgrund der optimierten medizinischen Versorgung und einer schnelleren Behandlung. In Deutschland gelingt es, etwa 75 Prozent der Patienten ins Krankenhaus einzuliefern, wo sie nach einer entsprechenden Behandlung gute Überlebenschancen haben. Allerdings erreichen nicht alle Patienten, die den Notarzt rufen, auch die Klinik lebend. Die Sterblichkeitsrate bei Herzinfarkten liegt in Deutschland kumulativ bei ungefähr 15 Prozent. Wichtig zu wissen: Diese Krankheit betrifft nicht nur ältere Menschen, sondern kann – je nach Lebensstil und genetischer Veranlagung – auch in jüngeren Jahren auftreten.
Mittlerweile sind die Ursachen für einen Herzinfarkt gut erforscht. Doch wie kam man ihnen überhaupt auf die Spur? Alles begann mit einem erschreckendem Blutdruckwert von 300/190 mmHg bei einem der prominentesten Männer der Welt: US-Präsident Franklin D. Roosevelt führte sein Land durch die Weltwirtschaftskrise und den Zweiten Weltkrieg. Doch während er als Politiker eine entscheidende Rolle in der Geschichte spielte, nahm in seinem eigenen Körper eine stille, unaufhaltsame Welle der Gefahr überhand – schwerer Bluthochdruck.
In einer Zeit, in der man den Zusammenhang zwischen Bluthochdruck und Herz-Kreislauf-Erkrankungen noch kaum verstand, blieb sein Zustand lange unbehandelt. Ärzte nahmen zwar Messungen vor, doch fehlte es an wirksamen Medikamenten und einem Bewusstsein für die lebensbedrohlichen Folgen. In seinen letzten Lebensmonaten erreichte sein Blutdruck schwindelerregende Werte, die heute als absolute Notfallsituation eingestuft werden.
Am 12. April 1945 bekam Roosevelt während eines Termins plötzlich starke Kopfschmerzen, sackte in sich zusammen und verstarb kurz darauf an einem massiven Schlaganfall. Sein Tod war ein Schock für die Welt und gleichzeitig ein Weckruf für die Medizin. Wie konnte es sein, dass einer der mächtigsten Männer seiner Zeit, der Zugang zu den besten Ärzten hatte, an einer Krankheit starb, die womöglich hätte geheilt werden können? Es war höchste Zeit, mehr über die Ursachen zu erfahren – und vor allem, Wege zu finden, sie erfolgreich zu behandeln.
Nur drei Jahre nach Roosevelts Tod, 1948, wurde eine bahnbrechende Studie ins Leben gerufen: die Framingham Heart Study. Ihr Ziel war es, endlich wissenschaftlich zu belegen, welche Faktoren Herzinfarkte, Schlaganfälle und andere Herz-Kreislauf-Erkrankungen auslösen. War es der Blutdruck? Spielte Cholesterin eine Rolle? Welche Auswirkungen hatten Rauchen oder Bewegungsmangel?
Die Untersuchung startete in der kleinen Stadt Framingham, Massachusetts (USA), mit 5209 gesunden Männern und Frauen im Alter von 30 bis 62 Jahren. Die Probanden wurden über Jahrzehnte regelmäßig untersucht: Man dokumentierte ihre Lebensgewohnheiten, Blutwerte, Blutdruck, Ernährung, Bewegung, Gewicht und analysierte viele weitere Gesundheitsdaten. Damals gab es kaum gesicherte Erkenntnisse darüber, warum manche Menschen einen Herzinfarkt erlitten und andere nicht. Der Begriff Risikofaktor war noch nicht etabliert. Das änderte sich mit der Framingham-Studie grundlegend, die in Zusammenhang mit Herz-Kreislauf-Erkrankungen folgende Schlüsselkomponenten definierte:
Bluthochdruckhoher CholesterinspiegelRauchenDiabetesBewegungsmangelÜbergewichtgenetische FaktorenDiese Erkenntnisse haben die moderne Präventionsmedizin revolutioniert. Ärzte konnten nun gezielt Maßnahmen entwickeln, um das Risiko für Herzinfarkte und Schlaganfälle zu senken. Besonders spannend dabei: Die Bedeutung der Studie geht weit über die damalige Zeit hinaus. Mittlerweile hat sie drei Teilnehmer-Generationen erfasst, denn seit den 1970er-Jahren wurden auch Kinder und Enkel der ersten Probanden in die Untersuchung miteinbezogen, wodurch zusätzlich genetische Faktoren erforscht werden konnten. Bis heute liefert dieses Forschungsprojekt also wertvolle Erkenntnisse über Herz-Kreislauf-Erkrankungen, ihre Ursachen und ihre Prävention. Sie ist ein echtes kardiologisches Standardtool.
Unser Herz ist ein erstaunlich widerstandsfähiges Organ. Es schlägt Tag für Tag, Jahr für Jahr, ohne Pause – und das ein Leben lang. Doch es ist nicht unverwundbar. Beginnen wir mit dem Faktor, den Roosevelt auf so traurige Art und Weise berühmt gemacht hat. Bestimmte Faktoren setzen es unter Druck, schädigen es schleichend und erhöhen das Risiko für Herzinfarkte oder andere Herz-Kreislauf-Erkrankungen drastisch. Diese sogenannten Risikofaktoren sind längst bekannt, gut erforscht und – das ist das Entscheidende – oft beeinflussbar. Doch viele unterschätzen sie oder wissen nicht, wie weit verbreitet sie sind.
Bluthochdruck (Hypertonie) ist eine der häufigsten und zugleich am meisten unterschätzten Erkrankungen in Deutschland. Etwa 20 bis 30 Millionen Menschen – also fast jeder dritte Erwachsene – leben mit zu hohen Werten, oft ohne es zu wissen. Die Erkrankung verursacht keine direkten Schmerzen, wirkt aber im Hintergrund wie eine tickende Zeitbombe. Deshalb trägt Bluthochdruck auch den Namen »stiller Killer«. Tag für Tag sorgt ein zu hoher Druck in den Gefäßen dafür, dass deren Wände geschädigt werden. Kleine Risse entstehen, die der Körper zu reparieren versucht – mit Ablagerungen, die sich verhärten und die die Arterien immer enger machen. Ein Blutdruck von über 140/90 mmHg gilt als bedenklich, doch viele Menschen laufen mit noch höheren Werten herum. Ihr Körper gewöhnt sich an den Druck – doch das Risiko für Herzinfarkt, Schlaganfall und Nierenschäden steigt massiv an – unbemerkt!
Hohe Cholesterinwerte betreffen in Deutschland Millionen Menschen – gerade die Dunkelziffer ist enorm. Man geht davon aus, dass rund 50 Prozent der Erwachsenen erhöhte Cholesterinwerte haben, ohne es zu wissen.
Cholesterin ist nicht per se schlecht, doch ein Ungleichgewicht kann gefährlich werden. Das sogenannte LDL-Cholesterin ist der Bösewicht, denn es fördert Ablagerungen in den Arterien. Ist es dauerhaft erhöht, werden die Gefäße immer enger – bis es irgendwann zu einem Verschluss kommt. Dem gegenüber steht das HDL-Cholesterin – der Beschützer, der hilft, überschüssige Fettablagerungen aus den Gefäßen zu entfernen. Ein ungünstiges Verhältnis zwischen diesen beiden Werten ist einer der Hauptauslöser für Herz-Kreislauf-Erkrankungen.
Trotz jahrelanger Aufklärung rauchen in Deutschland immer noch etwa zwölf Millionen Menschen regelmäßig. Die Auswirkungen auf das Herz-Kreislauf-System sind dramatisch: Wer raucht, hat ein zwei- bis vierfach höheres Risiko für einen Herzinfarkt. Bereits mit der ersten Zigarette entfaltet das Gift seine Wirkung: Nikotin verengt die Blutgefäße, das Herz muss härter arbeiten, und der Sauerstofftransport im Blut wird eingeschränkt. Gleichzeitig fördert Rauchen Entzündungsprozesse in den Arterien, was das Risiko für gefährliche Ablagerungen weiter erhöht. Jede gerauchte Zigarette hinterlässt Spuren. Die gute Nachricht hierbei: Wer aufhört, senkt sein Risiko innerhalb weniger Jahre drastisch.
Diabetes ist eine Volkskrankheit. In Deutschland sind derzeit rund 8,5 Millionen Menschen betroffen – und jedes Jahr kommen fast 500 000 neue Fälle hinzu. Besonders beunruhigend: Viele Betroffene wissen nicht einmal, dass sie erkrankt sind, weil Diabetes über Jahre hinweg kaum Beschwerden verursacht.
Doch was macht hoher Blutzucker mit den Gefäßen? Man kann es sich vorstellen wie Rost auf Metall: Der Zucker greift die Innenwände der Arterien an, macht sie spröde und anfällig für Ablagerungen. Dadurch steigt das Risiko für Durchblutungsstörungen, Herzinfarkte und Schlaganfälle drastisch. Menschen mit Diabetes haben ein doppelt so hohes Risiko für einen Herzinfarkt wie Stoffwechselgesunde. Besonders gefährlich ist dabei, dass viele Diabetiker ihre Erkrankung erst bemerken, wenn bereits Schäden an den Gefäßen eingetreten sind.
Mehr als 50 Prozent der Erwachsenen in Deutschland sind übergewichtig, etwa ein Viertel von ihnen leidet an Adipositas, also krankhaftem Übergewicht. Besonders besorgniserregend ist das sogenannte viszerale Fett – also das Fett, das sich im Bauchraum um die inneren Organe anlagert.
Fettgewebe ist weit mehr als nur ein passiver Speicher für überschüssige Energie. Es ist ein aktives Organ, das entzündungsfördernde Botenstoffe produziert und das gesamte Herz-Kreislauf-System negativ beeinflusst. Menschen mit starkem Bauchfett haben ein deutlich erhöhtes Risiko für Bluthochdruck, Diabetes und Fettstoffwechselstörungen – eine gefährliche Kombination, die das Herz massiv unter Druck setzt. Die gute Nachricht ist: Bereits eine Gewichtsreduktion von nur fünf bis zehn Prozent kann das Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen spürbar senken.
All diese Risikofaktoren haben eines gemeinsam: Sie schädigen das Herz und die Gefäße nicht über Nacht, sondern über Jahre hinweg – oft völlig unbemerkt. Doch genau hier liegt auch die Chance! Wer versteht, welche Mechanismen hinter diesen Prozessen stecken, kann gezielt gegensteuern.
Das ist der wirksame Schlüssel zur Prävention: nicht erst handeln, wenn es zu spät ist, sondern frühzeitig an den Stellschrauben drehen, die das eigene Risiko maßgeblich senken. Denn das Herz gesund zu halten, ist keine Glückssache – es ist eine bewusste Entscheidung!
Sie schleichen sich in unseren Alltag ein – durch Stress, ungesunde Routinen, mentale Belastungen oder mangelnde Erholung –, werden vielleicht erst nicht ernst genommen und sind am Ende mitverantwortlich dafür, dass Herz-Kreislauf-Erkrankungen immer noch die häufigste Todesursache weltweit sind. Die Rede ist von den sogenannten nicht klassischen Risikofaktoren, die gleichzeitig eine große Chance bergen: Wer sie kennt und versteht, kann gezielt gegensteuern und sein Herz bewusst schützen. Die wichtigsten möchte ich Ihnen nun vorstellen. Sie sind ein entscheidender Schlüssel zur Herzgesundheit – für Sie selbst und für Ihre Liebsten:
Stress ist nichts anderes als eine Anpassungsreaktion auf unsere Umwelt. In der Steinzeit war es der berühmte Säbelzahntiger, der unseren Vorfahren den Puls in die Höhe trieb. In dem Moment gab es nur zwei Möglichkeiten: kämpfen oder fliehen. Der Körper musste sofort bereit sein, auf Höchstleistung zu schalten – denn nur so konnte das Überleben gesichert werden.
Genau dafür hat die Natur einen ausgeklügelten Mechanismus geschaffen. Sobald eine Bedrohung wahrgenommen wird, schüttet der Körper innerhalb von Sekunden eine Flut von Stresshormonen aus. Adrenalin und Cortisol werden freigesetzt, der Blutzucker steigt, um Energie bereitzustellen. Die Herzfrequenz beschleunigt sich, der Blutdruck steigt, die Bronchien erweitern sich, um mehr Sauerstoff aufzunehmen. Gleichzeitig wird die Verdauung heruntergefahren, denn in einem Kampf auf Leben und Tod ist es völlig egal, ob das letzte Mittagessen verstoffwechselt wird. Alles dient nur einem Zweck: blitzschnell auf die Gefahrensituation zu reagieren.
Doch was passiert heute? Heute stehen wir nicht mehr dem Säbelzahntiger gegenüber. Unsere Stressoren sind andere. Termindruck, ständige Erreichbarkeit, hohe berufliche Belastung, finanzielle Sorgen, soziale Verpflichtungen, familiäre Verantwortung – all das hält unser Stresssystem dauerhaft aktiv. Unser Körper bleibt im Alarmzustand, selbst wenn keine akute Gefahr droht. Und genau das ist das Problem.
Ein kurzer Stressmoment ist nicht schädlich, ganz im Gegenteil. Unser Herz kann seine Leistung vervierfachen, dieser Automatismus ist ein natürlicher Teil unseres Überlebenssystems. Doch wenn Stress nie endet, wenn er chronisch wird, wenn der Körper nie bzw. nur viel zu kurz zur Ruhe kommt und sich somit gar nicht regenerieren kann, dann schlägt sich Stress im wahrsten Sinne des Wortes auf das Herz nieder. In seiner chronischen Form erhöht er den Cortisolspiegel dauerhaft, treibt den Blutdruck nach oben, lässt die Gefäße verkrampfen und fördert Entzündungen – alles Faktoren, die das Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen massiv steigern.
Eigentlich ist es doch ganz logisch: Schlaf ist die ultimative Form des Stressabbaus. Er hilft Körper und Geist, sich zu regenerieren. Erholung ist damit eine der essenziellsten Säulen von Gesundheit überhaupt. Doch viele Menschen nehmen ihren Schlaf nicht ernst, verkürzen ihn, setzen sich künstlichem Licht aus oder erleben unruhige Nächte, in denen sie im Kopf nicht zur Ruhe kommen. Dabei ist Schlaf einer der Bausteine, die sich wirklich leicht optimieren lassen – und genau hier kann jeder selbst direkt ansetzen. Wer seinem Körper Gutes tun will, sollte ihm vor allem das geben, was er am dringendsten braucht: eine nachhaltig erholsame Nachtruhe.
Wie Sie Ihre Schlafqualität konkret verbessern können? Genau diesem Thema habe ich ein eigenes Kapitel gewidmet – bleiben Sie gespannt! Doch eine Sache sollten Sie schon jetzt wissen: Wer gut schläft, tut seinem Herzen definitiv etwas Gutes.
Einsamkeit und soziale Isolation zählen aus meiner Sicht zu den prominentesten Risikofaktoren für unsere Herzgesundheit. Warum sage ich das so? Weil es eine paradoxe Situation ist. Wir leben in einer Zeit, in der wir (zumindest virtuell) von so vielen Menschen, Informationen und Geschehnissen umgeben sind wie nie zuvor. Wir können mit einem Fingertipp mit jemandem am anderen Ende der Welt kommunizieren, innerhalb von Sekunden Facts und News abrufen – und dennoch fühlen sich immer mehr von uns einsam. Vielleicht genau deswegen?
Gerade jetzt wird der Wert echter Kommunikation, lebendigen Miteinanders und persönlichen Austauschs immer wichtiger. Der Mensch ist ein Herdentier, wir brauchen einander, sind nicht dafür gemacht, alleine zu sein. Die beeindruckenden Ergebnisse der Loneliness and Social Isolation Meta-Analysis[2] von Frau Prof. Holt-Lunstad (Utah, USA) und ihrem Team, veröffentlicht 2010 in der Fachzeitschrift PLoS Medicine, zeigen: Menschen mit starken sozialen Bindungen leben nicht nur länger, sondern auch gesünder. Die Analyse wertete die Daten von über 300 000 Menschen aus – mit einem erstaunlichen Resultat: Soziale Isolation erhöht das Sterberisiko in ähnlichem Ausmaß wie Rauchen oder starkes Übergewicht. Wer sich hingegen verbunden fühlt, stärkt sein Herz – emotional wie körperlich. Denn unser Herz schlägt nicht nur für uns allein – es schlägt in Beziehung.
Deshalb mein Appell: Suchen Sie aktiv den Austausch. Führen Sie wieder mehr tiefgründige Gespräche, treffen Sie sich wieder öfter mit den Menschen, die Ihnen guttun. Denn ein gesundes Herz braucht nicht nur gesunde Gefäße – es braucht auch Nähe, Verbundenheit und echte zwischenmenschliche Beziehungen.
In diesem Buch dreht sich alles um Ihr wichtigstes Organ: das Herz. Doch wir betrachten es hier nicht nur als bloße Pumpe, die unser Blut durch den Körper treibt. Das Herz ist so viel mehr – es ist auch das Zentrum unserer Seele. Eines steht fest: Körper und Seele sind untrennbar miteinander verbunden. Und ich bin überzeugt, dass das Herz das entscheidende Bindeglied zwischen beiden ist.
Das Broken-Heart-Syndrom ist der eindrucksvollste Beweis dafür, wie stark emotionale Erschütterungen unser Herz beeinflussen können. Eine massive psychische Belastung – sei es der Verlust eines geliebten Menschen oder eine plötzliche Schockreaktion – kann das Herz buchstäblich aus dem Takt bringen und eine vorübergehende, im schlimmsten Fall lebensbedrohliche Herzschwäche auslösen. Doch während dieses Phänomen zunehmend bekannt wird, stelle ich mir eine entscheidende Frage: Wie viele unbemerkte Vorstufen davon gibt es? Nicht jede seelische Belastung endet in einer dramatischen Krise, doch das bedeutet nicht, dass sie spurlos an uns vorbeigeht. Chronischer Stress, unterschwellige Ängste, emotionale Konflikte – all das hinterlässt Spuren im Herzen, oft unbemerkt und schleichend. Es sind die vielen kleinen Erschütterungen, die sich über Jahre summieren und das Herz Stück für Stück schwächen.
Genau darum geht es auch in diesem Buch: Wie wir unsere Seele schützen können, um unser Herz zu stärken. Einem Herzinfarkt vorzubeugen, ist das eine, seelische Belastungen frühzeitig zu erkennen und aktiv gegenzusteuern, das andere. Was Sie dafür tun können? Mehr dazu in den kommenden Kapiteln – bleiben Sie neugierig!
Jetzt geht es um einen Punkt, der im Alltag wirklich den Unterschied macht: Wie erkennen Sie einen Herzinfarkt – bei sich selbst oder bei Ihren Liebsten? Welche Signale sendet Ihr Körper? Und vor allem: Wann ist der Moment, in dem Sie, ohne zu zögern, handeln müssen?
Ein Herzinfarkt ist ein Wettlauf gegen die Zeit, jede Minute kann über Leben und Tod entscheiden. Tatsache ist: Je schneller die richtigen Maßnahmen ergriffen werden, desto größer die Überlebenschance, desto geringer die langfristigen Schäden. Deshalb möchte ich nicht nur erklären, welche Symptome auf einen Herzinfarkt hinweisen – ich will, dass Sie sie im Ernstfall rechtzeitig erkennen und ohne Zögern die richtige Entscheidung treffen.
Lassen Sie uns also keine Zeit verlieren! Hier sind die wichtigsten Warnzeichen, die Sie kennen müssen. Denn eines ist sicher: Ein Herzinfarkt sieht nicht immer so aus, wie man es aus Filmen kennt. Nicht jeder spürt diesen klassischen, stechenden Brustschmerz mit Ausstrahlung in den linken Arm. Die Symptome sind oft viel subtiler – und genau das macht sie so gefährlich.
Die meisten denken beim Herzinfarkt an einen plötzlichen, massiven Brustschmerz. Und das ist auch oft der Fall. Dieser Schmerz wird als Thorax-Schmerz oder Angina Pectoris bezeichnet und fühlt sich für viele so an, als würde ein Elefant auf der Brust sitzen. Häufig strahlt er in den linken, manchmal auch in den rechten Arm aus, in den Rücken oder den Kiefer. Viele Betroffene berichten zudem von Atemnot, als würden sie plötzlich nicht mehr genug Luft bekommen. Starkes Schwitzen ohne erkennbaren Grund, Schwindel, Übelkeit und in manchen Fällen sogar ein plötzlicher Bewusstseinsverlust können weitere Warnzeichen sein.
Und jetzt kommt etwas, das vielen nicht bewusst ist: Bei Frauen treten oft andere Symptome als bei Männern auf! Während diese eher den klassischen Brustschmerz verspüren, erleben Frauen häufig diffuse Beschwerden, die leicht missverstanden oder als harmlos abgetan werden. Statt des typischen stechenden Schmerzes klagen sie meist über ein unklares Druck- oder Engegefühl in der Brust. Auch Rückenschmerzen, besonders im oberen Rücken oder zwischen den Schulterblättern, sind ein Warnzeichen, das viele nicht mit einem Herzinfarkt in Verbindung bringen. Häufig treten auch Oberbauchschmerzen auf, die leicht als Verdauungsprobleme missdeutet werden können. Übelkeit, Erbrechen und starke Müdigkeit sind weitere Symptome.
Ein Blick in die Statistik macht nachdenklich, und zwar, wenn es um die Frage geht, wann genau eigentlich Hilfe gerufen wird, nachdem entsprechende Symptome bemerkt wurden. Bei diesen Zahlen habe ich wirklich gestaunt: Frauen warten im Durchschnitt noch länger als Männer, ehe sie den Notarzt rufen. Während Männer bereits viel zu lange, durchschnittlich 80 Minuten, zögern, sind es bei Frauen sogar 108 Minuten! Das bedeutet, es vergehen fast zwei Stunden, bevor ein Arzt vor Ort ist – und das kann fatale Folgen haben. Welcher Weg könnte aus diesem Dilemma führen? Wie können diese »Wartezeit« und Ängstlichkeit aus der Welt geschafft werden? Indem wir genau das tun, worin Sie sich gerade schulen: das Symptom-Bewusstsein schärfen und damit Ihre Handlungskompetenz stärken.
Nicht jeder Brustschmerz bedeutet sofort einen Herzinfarkt. Aber: Je mehr Risikofaktoren eine Person auf sich vereint – ob klassische oder nicht klassische –, umso wahrscheinlicher ist es, dass sie auf einen möglichen Infarkt hinweisen. Entsprechend ernst sollten sie auch genommen werden. Was ich damit meine? Hier ein Beispiel: Ein junger, gesunder Mensch mit einem Engegefühl in der Brust nach einer intensiven Sporteinheit hat eine geringere Wahrscheinlichkeit für einen dafür ursächlichen Herzinfarkt als jemand, der seit Jahren raucht, sich kaum bewegt und an Diabetes leidet.
Die Faustregel ist einfach: Wenn Sie sich unsicher sind, lieber einmal zu oft den Notruf 112 wählen als einmal zu wenig. Der Rettungsdienst wird am Telefon die entscheidenden Fragen stellen können, um die berichteten Symptome etwas besser einzuordnen.
Wie schon gesagt: Besonders wichtig ist, nach dem Auftreten der ersten Signale nicht lange zu warten. Die Global Registry of Acute Coronary Events (GRACE-Studie)[3] hat eindrucksvoll gezeigt, wie entscheidend die ersten Minuten nach Einsetzen von Brustschmerzen oder Atemnot sind. Über 100 000 Patientendaten aus 30 Ländern wurden dabei ausgewertet – mit klarem Ergebnis: Je länger die Wartezeit, desto größer der Schaden am Herzmuskel. Viele zögern in der Hoffnung, dass die Beschwerden von allein wieder verschwinden. Doch gerade diese Zeit entscheidet oft über Leben, Tod oder dauerhafte Einschränkungen.
Also: Wenn Sie selbst oder jemand anderer plötzlich unter einem der beschriebenen Symptome leidet, rufen Sie bitte zeitnah den Rettungsdienst an und lassen Sie sich helfen. Es geht um jede Sekunde!
Wir haben uns nun ausführlich mit dem Herzinfarkt beschäftigt – welche Ursachen ihm zugrunde liegen und welche Symptome auf ihn hinweisen. Wir haben darüber gesprochen, warum es so wichtig ist, ihn rechtzeitig zu erkennen und den Notarzt zu rufen. Doch jetzt möchte ich eine Frage in den Raum stellen, die unser Denken grundlegend verändern kann: Was wäre, wenn wir ihn verhindern könnten?
Stellen Sie sich vor, es gäbe einen Weg, das Infarktrisiko drastisch zu senken – durch das richtige Wissen, kombiniert mit den passenden Maßnahmen und einer bewussten Umsetzung. Klingt fast zu gut, um wahr zu sein? Ist es aber nicht! Ein entscheidender Punkt ist, dass viele Menschen ihre eigenen Möglichkeiten zur Vorsorge massiv unterschätzen. Die beeindruckenden Ergebnisse der groß angelegten INTERHEART-Studie[4] zeigen: Neun von zehn Herzinfarkten weltweit könnten verhindert werden – allein durch die konsequente Kontrolle der wichtigsten Risikofaktoren. Die internationale Untersuchung umfasste über 29 000 Menschen aus 52 Ländern und bewies, dass Faktoren wie Rauchen, Bluthochdruck, Fettstoffwechselstörungen, Diabetes, Bewegungsmangel und Stress maßgeblich verantwortlich sind. Das Problem ist: Viel zu viele Menschen wissen gar nicht, was sie konkret tun können, um ihr Herz langfristig gesund zu halten. Deshalb ist Prävention in meinen Augen die wahre Superkraft der modernen Medizin.
