Harrison Investigation - 4-teilige Serie von Heather Graham - Heather Graham - E-Book
SONDERANGEBOT

Harrison Investigation - 4-teilige Serie von Heather Graham E-Book

Heather Graham

0,0
12,99 €
Niedrigster Preis in 30 Tagen: 12,99 €

oder
-100%
Sammeln Sie Punkte in unserem Gutscheinprogramm und kaufen Sie E-Books und Hörbücher mit bis zu 100% Rabatt.
Mehr erfahren.
Beschreibung

DAS GEHEIMNIS VON MELODY HOUSE

Spukt es in Melody House? Matt Stone, Besitzer des alten Hotels, engagiert Darcy Tremayne: Mit Hilfe ihrer übersinnlichen Fähigkeiten soll sie die unheimlichen Vorfälle aufklären. Zunächst hat Darcy Erfolg auf ganzer Linie - bei ihrer Arbeit und vor allem bei Matt. Doch dann werden mehrere Anschläge auf sie begangen. Als man die Überreste einer Leiche auf dem Grundstück findet, deutet alles auf einen Mord hin, der vor kurzem begangen wurde. Plötzlich sind die Vorgänge in Melody House ein Fall fürs FBI ...

DIE SÉANCE

Eine Frau wird vergewaltigt und ermordet aufgefunden. Das Muster ist exakt dasselbe wie bei einer Mordserie vor zwölf Jahren. Der damals ermittelnde Polizist Beau Kidd wurde für den Täter gehalten und von seinem Partner erschossen. Ist nun ein Nachahmungstäter am Werk oder war Beau Kidd unschuldig? Um dieses Thema dreht sich das Gespräch auf Christinas Einzugsparty in ihrem alten viktorianischen Herrenhaus. Um die Stimmung etwas aufzulockern, holt ein Gast ein Ouija-Bord hervor … und plötzlich steht der ruhelose Geist von Beau Kidd im Raum und fleht Christina an, ihm zu helfen. Die aktuellen Morde sind keine Nachahmungstaten, sondern der ursprüngliche Mörder läuft immer noch frei herum. Der ehemalige Polizist Jett Braden ist skeptisch, als Christina ihm von ihrem geisterhaften Besuch erzählt. Doch seine Freunde bei der Polizei bestätigen die grausamen Details der Fälle. Ihre Quelle aus dem Jenseits ist zuverlässig - der Interstate-Killer läuft immer noch frei herum, und die Zahl der Opfer wächst.

HASTINGS HOUSE

Wo ist Genevieve O'Brien? Spurlos ist die Sozialarbeiterin verschwunden, ebenso wie die Prostituierten, um die sie sich gekümmert hat. Privatdetektiv Joe Connolly befürchtet das Schlimmste: Wurden die Frauen Opfer eines Serienkillers? Seine Suche führt ihn zum Hastings House, einem historischen Gebäude in Manhattan, das schlimme Erinnerungen in ihm weckt. Vor einem Jahr kam hier sein Cousin ums Leben. Jetzt wohnt dort Archäologin Leslie McIntyre. Und während Joe der sensiblen Frau mit der seltsamen Gabe, Geister zu hören, näher kommt, gerät auch sie in Gefahr. Denn er ist nicht bei ihr, als sie eines Nachts einem Geräusch folgt, das aus den Tiefen des Kellers zu ihr dringt ...

RABENTOT

"Sprach der Rabe: Stirb!" New York: Ein Serienmörder hinterlässt bei seinen Opfern eine mysteriöse Botschaft. Genevieve O´Brien ist besorgt: Hat er es auf die Mitglieder der Edgar-Allan-Poe-Gesellschaft abgesehen, die sich "Raben" nennen? Dann wäre auch ihre Mutter in höchster Gefahr. Genevieve engagiert den smarten Privatdetektiv Joe Connolly, ohne sich einzugestehen, dass sie noch etwas anderes von ihm will ... Gemeinsam jagen sie den skrupellosen Killer, nicht ahnend, dass er jeden ihrer Schritte beobachtet. Da bekommt Joe auf einmal schreckliche Albträume - und Hilfe von völlig unerwarteter Seite.

Das E-Book können Sie in Legimi-Apps oder einer beliebigen App lesen, die das folgende Format unterstützen:

EPUB

Seitenzahl: 1865

Bewertungen
0,0
0
0
0
0
0
Mehr Informationen
Mehr Informationen
Legimi prüft nicht, ob Rezensionen von Nutzern stammen, die den betreffenden Titel tatsächlich gekauft oder gelesen/gehört haben. Wir entfernen aber gefälschte Rezensionen.



Heather Graham

Harrison Investigation - 4-teilige Serie von Heather Graham

Alle Rechte, einschließlich das der vollständigen oder auszugsweisen Vervielfältigung, des Ab- oder Nachdrucks in jeglicher Form, sind vorbehalten und bedürfen in jedem Fall der Zustimmung des Verlages.

Der Preis dieses Bandes versteht sich einschließlich der gesetzlichen Mehrwertsteuer.

Heather Graham

Das Geheimnis von Melody House

Roman

MIRA® TASCHENBUCH

MIRA® TASCHENBÜCHER

erscheinen in der Harlequin Enterprises GmbH,

Valentinskamp 24, 20354 Hamburg

Geschäftsführer: Thomas Beckmann

Copyright © 2012 by MIRA Taschenbuchin der Harlequin Enterprises GmbH

Titel der nordamerikanischen Originalausgabe:

Haunted

Copyright © 2003 by Heather Graham Pozzessere

erschienen bei: Mira Books, Toronto

Übersetzt von Christiane Meyer

Published by arrangement with

Harlequin Enterprises II B.V., Amsterdam

Konzeption/Reihengestaltung: fredeboldpartner.network, Köln

Umschlaggestaltung: pecher und soiron, Köln

Redaktion: Claudia Wuttke

Titelabbildung: Getty Images, München

Autorenfoto: © by Harlequin Enterprise S.A., Schweiz

Satz: Buch-Werkstatt GmbH, Bad Aibling

ISBN eBook 978-3-95576-180-6

www.mira-taschenbuch.de

eBook-Herstellung und Auslieferung:

readbox publishing, Dortmund

www.readbox.net

Werden Sie Fan von MIRA Taschenbuch auf Facebook!

PROLOG

Eine andere Zeit, ein anderer Ort

Darcy Tremayne hatte nie damit gerechnet, dass ihr Abschlussball ein unvergesslich schöner Abend werden würde. Einen lebenslangen Albtraum hatte sie allerdings auch nicht erwartet.

Es begann damit, dass sich Hunter wie der letzte Idiot aufführte.

Sie wusste nicht mehr, wie der Streit angefangen hatte, doch irgendwann war er eskaliert, und Hunter hatte angekündigt, erst wieder mit ihr zu sprechen, wenn sie sich entschuldigt hatte. Woraufhin sie erklärte, er solle sich vorsorglich schon mal darauf einstellen, nie wieder ein Wort mit ihr zu wechseln, weil sie gar nicht daran dächte, ihn um Verzeihung zu bitten. Sie war sich nämlich keiner Schuld bewusst. Schließlich hatte sie nur zart anklingen lassen, dass er seine Hauptdarstellerin nicht vor den Augen der ganzen Welt – in diesem Falle zumindest vor den Augen der ganzen High School – so lange und leidenschaftlich hätte zu küssen brauchen, auch wenn die Theatergruppe einen Preis bekommen hatte. Als Hunter an diesem Nachmittag ihr Haus verließ, war sie noch zuversichtlich, dass er derjenige sein würde, der anrief, um sich zu entschuldigen.

Doch der Anruf blieb aus. Und am nächsten Morgen erfuhr sie, dass er seine Hauptdarstellerin Cindy Lee zum Abschlussball eingeladen hatte.

Trübselig verkroch Darcy sich zu Hause und grübelte den ganzen Nachmittag vor sich hin. Hunter wollte gleich nach der Abschlussprüfung nach Kalifornien gehen, weil er hoffte, in Hollywood Karriere zu machen. Und sie freute sich schon darauf, mit dem kleinen Stipendium, das sie bekommen hatte, auf die NYU zu gehen. Wahrscheinlich hätten sie es ohnehin nicht geschafft, ihre Beziehung über die Entfernung aufrechtzuerhalten. Außerdem hätte sie sich schon vor langer Zeit mit der Tatsache auseinander setzen müssen, dass Hunter eine Schwäche für andere Mädchen hatte. Er war jung. Genau wie sie. Sich so jung zu binden, hatte vermutlich ohnehin keine Perspektive.

In Wirklichkeit jedoch wollte sie sich trotzdem nicht von Hunter trennen. Sie war seit der neunten Klasse in ihn verliebt. Und seitdem waren sie zusammen. Viele gute Jahre, so erschien es ihr zumindest.

Einige Tage später rief Hunter dann doch noch an. Er habe alles ruiniert, sagte er, doch da er Cindy Lee nun schon mal gefragt habe, ob sie mit ihm zum Abschlussball gehen wolle, könne er jetzt unmöglich absagen.

Sie akzeptierte seine Entschuldigung mit einer inneren Größe, die für ein Mädchen ihres Alters beachtlich war, wie ihr ihre Mutter versicherte. Und es war ebenfalls ihre Mutter, die ihr vorschlug, ihren Freund Josh zu fragen, ob er sie zu dem Ball begleiten wolle.

“Aber ja, Josh, na klar!” hatte sie ausgerufen, überrascht darüber, dass sie nicht selbst darauf gekommen war.

Josh war ein Einzelgänger mit einer genialen Ader für alles, was mit Computern, Zahlen oder Naturwissenschaften zu tun hatte. Er war entsetzlich schüchtern, erklärte sich aber jederzeit gern bereit, sich von Darcy ein neues Lied vorsingen, einen Tanzschritt zeigen oder ihre jüngste Rolle vortragen zu lassen. Sie wohnten schon seit vielen Jahren in der ländlichen Gegend Tür an Tür, und beinahe ebenso lange waren sie befreundet. Obwohl sie unterschiedlichen Cliquen angehörten, war es Darcy immer wichtig gewesen, an ihrer Freundschaft mit Josh festzuhalten, egal was andere darüber dachten, und mit den Jahren akzeptierten die meisten ihrer Freunde sie schließlich auch.

Erstaunlicherweise war es Josh, der sie immer wieder auf Gefahren aufmerksam gemacht hatte, die sie andernfalls wahrscheinlich übersehen hätte. Geh heute Abend mit Hunter ein Eis essen, hatte er sie einmal gedrängt. Lass ihn nicht allein gehen. Sie hatte auf ihn gehört, und siehe da, plötzlich tauchte Cindy Lee vor ihnen auf und flirtete heftig mit Hunter, bis sie begriff, dass sie an Darcy nicht vorbeikam. Aber das war noch längst nicht alles. Irgendwann hatte Josh sie beschworen, ihren Vater davon abzuhalten, mit dem Auto zur Arbeit zu fahren, und anschließend hatte sich herausgestellt, dass die Bremsen nicht in Ordnung waren.

Anderen Leuten waren seine Prophezeiungen manchmal unheimlich. So hatte er zum Beispiel vorausgesagt, dass Mrs. Shumacher, die ein paar Häuser weiter wohnte, an Krebs sterben würde. Und er hatte vorher gewusst, dass sich Brad Taylor bei einem Footballspiel das Bein brechen würde. Viele an der Schule hielten ihn für einen komischen Kauz. Doch wenn sie mit Josh zum Abschlussball ging, würde man ihn akzeptieren, weil er mit ihr kam. Obwohl man sie natürlich hinter ihrem – und seinem – Rücken durch den Kakao ziehen würde, aber was machte das schon? Schlimmer als Hunter sie verletzt hatte, konnte sie niemand verletzen – was er getan hatte, traf sie mitten in ihr achtzehnjähriges Herz.

Und davon abgesehen lag die High School ja sowieso so gut wie hinter ihr. Schon sehr bald würde für sie ein vollkommen neues Leben anfangen.

Anfangs hielt sich Joshs Begeisterung über die Einladung in Grenzen. “Ehrlich, Darcy, ich sehe im Anzug bestimmt aus wie ein Clown.”

Aber sie lachte und versicherte ihm: “Blödsinn, Josh, du siehst sicher umwerfend aus. Du bist groß und schlank und hast schöne Augen, und wenn du willst, gehen wir los und kaufen den Anzug zusammen. Aber wenn du partout keine Lust auf den Ball hast, lassen wir es einfach bleiben und gehen an diesem Abend ins Kino oder machen sonst was. Natürlich nur, wenn du Lust hast, mit mir zusammen zu sein.”

Das entlockte ihm ein Grinsen. “Ich wüsste nicht, mit wem ich lieber zusammen wäre, so viel steht fest. Aber deshalb musst du noch lange nicht mit mir zu diesem Ball gehen. Die halbe High School würde sich die Finger danach lecken, dich zu begleiten.”

“Das bezweifle ich, außerdem ist es eh egal. Wenn du nicht gehst, gehe ich auch nicht.”

Auf Joshs Gesicht breitete sich ein seltsames Lächeln aus, dann zuckte er mit den Schultern. “Tja, wenn du dich unbedingt für den Klassentrottel entscheiden willst, bin ich der Letzte, der dich daran hindern wird, Lady.”

Zu ihrer Überraschung machte das Einkaufen richtig Spaß. Obwohl Josh sich normalerweise überhaupt nicht für Klamotten interessierte, bewies er einen guten Geschmack. Hand in Hand bummelten sie durch die Shopping Mall, wo sie mehrfach Freunden von ihr über den Weg liefen. Darcy sah mit einer seltsamen Genugtuung, wie sie alle erst einmal erstaunt die Augen aufrissen, um sich dann intensiver mit Josh zu unterhalten. So stellte sich schließlich heraus, dass er Cissy Miller bei einem Matheproblem helfen konnte, mit dem sie sich schon seit Tagen herumschlug. Und als sie später im Restaurantbereich Tacos aßen, plauderte er munter mit Brenda Greeley, die nicht nur hübsch, sondern auch die erste Cheerleaderin der Schule war.

Nachdem sie sich wieder auf den Weg gemacht hatten, überredete Josh Darcy, ein sündhaft teures Ballkleid anzuprobieren, das sie auf dem Bügel noch scheußlich fand, es jedoch gar nicht mehr ausziehen wollte, als sie sich vor dem Spiegel darin sah. Zufälligerweise arbeitete in dem Laden einer von Joshs Computerfreunden, der es deichseln konnte, dass sie Prozente bekam und das Kleid dadurch erschwinglich wurde. Erst an der Kasse erwähnte der Verkäufer, Riley O’Hare, dass er und Darcy sich kannten, weil sie einmal denselben Kurs besucht hatten. Darcy lief rot an und entschuldigte sich wortreich für ihre Ignoranz. Ihr war die Sache schrecklich peinlich, und das sagte sie hinterher auch Josh.

“Darcy!” erwiderte er entschieden. “Jetzt mach aber mal halblang. Man kann sich doch nicht jedes Gesicht merken!” Er holte tief Luft und fuhr dann fort: “Darcy, du weißt, dass ich dich liebe, und wenn ich sage, dass du etwas ganz Besonderes bist, klingt das vielleicht abgegriffen, aber es stimmt trotzdem.” Kaum hatte Josh den Satz gesagt, wirkte er plötzlich verlegen. “He, komm, wir müssen für mich auch noch was finden. Mit meinen alten Klamotten kann ich doch kein so umwerfendes Mädchen wie dich ausführen.”

Und so kam dann Josh an die Reihe, und als sie ihm zu einem Anzug und einem Hemd riet – beides irgendwie Funky- und Retroschick – war er ebenfalls sofort begeistert und fand, dass er ein bisschen wie ein New-Age-Mozart aussah.

An diesem Tag gab es nur eins, oder besser einen, der die Harmonie störte.

Mike Van Dam.

Er war mit Hunter befreundet und ging zur Zeit mit Brenda. Wahrscheinlich hatte er sie im Restaurantbereich gesehen und beobachtet, wie Brenda sich angeregt mit Josh unterhalten hatte. Beim Verlassen des Einkaufszentrums jedenfalls krachte Josh, der die Einkaufstüten trug, die Tür so hart in den Rücken, dass er hinfiel. Und eine Sekunde später stand Mike dann da, der Schultern von der Breite eines Rammbocks hatte, und schaute auf Josh hinunter. “He, was ist los, du Clown, hast du ein Problem, auf zwei Beinen zu stehen?”

“Mike, was ist los mit dir, spinnst du?” fauchte Darcy ihn an, während sie Josh eine Hand hinstreckte, um ihm beim Aufstehen zu helfen. Doch Mike packte sie grob an den Schultern und riss sie herum.

“Was zum Teufel ist los mit dir, Darcy? Willst du dich über uns lustig machen, indem du dich mit so einem Trottel abgibst, oder was?”

Energisch machte sie sich von ihm los. “Du bist wirklich ein Vollidiot, Mike. Hast du eigentlich vor, dein ganzes Leben in deinem Kleine-Jungs-Macho-Himmel zu leben? Oder wird dir bei dem Footballstarrummel langsam doch ein bisschen mulmig, weil du Angst hast, darüber das College nicht zu schaffen und in zehn Jahren womöglich zu Hause auf dem Sofa rumzusitzen, weil dich keiner haben will? Ein Quarterback im Ohrensessel, während Josh auf dem Weg in die oberste Etage einer namhaften Anwaltskanzlei ist?”

Der Satz traf ihn bis ins Mark, und das wusste Darcy auch. Mittlerweile war Josh wieder auf den Beinen. Wütend starrte Mike ihn an.

“Ich habe Tränengas dabei”, warnte Darcy Mike sanft.

Mike machte einen Schritt auf Josh zu, und seine blauen Augen blitzten vor Zorn, als er mit gerecktem Daumen und ausgestrecktem Zeigefinger auf Josh zielte und sagte: “Peng! Du bist ein toter Mann.”

Josh hielt dem Blick reglos stand, dann verzog er spöttisch einen Mundwinkel und gab leise zurück: “Kann sein. Du aber auch.”

Bevor Mike doch noch handgreiflich wurde, raffte Darcy eilig die am Boden liegenden Einkaufstüten zusammen und zog Josh mit sich fort. Sie hörten gerade noch, wie Mike wütend hinter ihnen herrief: “Was soll das denn heißen, du blöder Spinner? Pass bloß auf, was du sagst, sonst wirst du …”

Das Ende des Satzes hörten sie nicht mehr.

Auf dem Weg zum Auto warf Darcy Josh einen verunsicherten Blick zu. “Was meintest du eigentlich damit? Das war doch nicht womöglich wieder eine deiner Prophezeiungen, oder?”

Josh lachte und schüttelte den Kopf. “Ach was, Blödsinn. Aber das weiß er ja nicht.”

Darcy lachte ebenfalls. Vielleicht bereiteten Joshs Worte Mike ja ein paar schlaflose Nächte.

Und dann war der Abend des Abschlussballs auch schon da. Obwohl Darcy Josh so lange kannte, hatte sie seinen Vater bisher nur ein paar Mal gesehen. Joshs Mom war gestorben, als er noch ein Baby gewesen war, und sein Dad war meistens beruflich unterwegs. Josh hatte ihr nur erzählt, dass er der Chef einer Firma mit Sitz in Washington, D.C. war und deshalb nur so selten in die Kleinstadt in Südpennsylvania kam, in der sie lebten. Als Darcy ihn kennen lernte, fand sie ihn auf Anhieb sympathisch, obwohl er ihr schon ziemlich alt vorkam. Aber erst, als sie erfuhr, dass er Josh zum Abschluss einen funkelnagelneuen Volvo Sportwagen geschenkt hatte, wurde ihr klar, dass er zudem ziemlich gut verdienen musste.

Josh brachte ihr das schönste Ansteckbukett mit, das sie je gesehen hatte. Ihre Mutter veranstaltete einen mächtigen Wirbel um sie beide und schoss tausend Fotos, während ihr Vater aus allen Knopflöchern strahlte.

Eine weitere Überraschung an diesem Abend war Joshs ungeahntes tänzerisches Talent. Er verdankte es seinem Vater, der ihn bereits in der Junior High School in die Tanzstunde geschickt hatte, wie Josh ihr mit roten Ohren gestand.

Ihre Freundinnen verhielten sich an diesem Abend vorbildlich, insbesondere Brenda, und sogar die Jungs mussten zähneknirschend klein beigeben, weil ihre Begleiterinnen Josh zu akzeptieren schienen. Nur Hunter näherte sich ihnen kein einziges Mal. Darcy bemerkte, dass er und Mike sie aus der Ferne beobachteten. Und als sie und Josh beim “Wild and Wacky”-Tanzwettbewerb siegten, schien Mike jeden Moment explodieren zu wollen.

Hunter wirkte einfach nur bedrückt.

Darcy lächelte Josh an, und er hob fragend eine Augenbraue. “Danke”, sagte sie nur.

“Ich habe dir zu danken. Ich bin heute Abend eine Art Mister Aschenputtel. Der unscheinbare Prinz, der sich plötzlich als der Beau des Balls entpuppt.”

Darcy schüttelte den Kopf. “Nein, du musst nicht mir danken, sondern ich dir. Du hast mir gezeigt, dass es auch noch ein Leben nach Hunter gibt.”

Er ergriff ihre Hände und drückte sie fest. “Vergiss das nie, Darcy, hörst du? Die Welt da draußen gehört dir. Es ist eine schöne Welt, auch wenn sie gelegentlich nicht so aussieht.” Er sprach eindringlich und schaute ihr dabei tief in die Augen. “Aber es gibt immer wieder Menschen, die diese unvollkommene Welt allein mit einem Lächeln oder einem freundlichen Wort zu einem besseren Ort machen. Du bist so ein Mensch, Darcy, vergiss das nie. Es gibt Zeiten im Leben, in denen man verzweifelt und unglücklich ist, doch du bist ein Mensch, der es versteht zu geben. Man darf sich von seiner Verzweiflung nie so weit beherrschen lassen, dass man das Gefühl hat, nicht mehr weitermachen zu können.”

Ihr lief ein eisiger Schauer über den Rücken. “Du machst mir Angst, wenn du so redest, Josh.”

“Tut mir Leid, Darcy, das wollte ich nicht.” Dann horchte er kurz auf. “He, ich fasse es nicht. Sie spielen einen Charleston! Traust du dich?”

“Klar, warum nicht?”

Vergnügt gaben sie sich den Rhythmen hin, und nach einer Weile hatte Darcy seine Worte vergessen, wenngleich sie trotzdem dachte, dass sich ein kleines Wunder ereignet hatte: Hunter hatte ihr kurz vor dem Abschlussball einen schweren Schlag versetzt, aber sie war immer noch da und hatte mehr Spaß als je zuvor in ihrem Leben.

Irgendwann wurde es Zeit aufzubrechen, aber Darcy hatte noch keine Lust, ins Bett zu gehen. Josh ging es ähnlich, und so schlug er ihr vor, sich irgendwo noch einen oder zwei Filme anzusehen, um dann den Sonnenaufgang zu beobachten. Kurz nachdem sie sich in seinen funkelnagelneuen Volvo gesetzt hatten und vom Parkplatz fuhren, erreichte sie die erste Warnung.

Irgendetwas prallte hinten gegen Joshs Stoßstange. Es war nur ein leichter Stoß, aber dennoch …

Josh fluchte und drehte sich um. “Da ist jemand entweder sturzbetrunken, oder er kann nicht fahren.”

Geblendet vom Scheinwerferlicht der anderen Autos um sie herum konnten sie jedoch nicht erkennen, was hinter ihnen passierte. Also fuhr Josh vom Parkplatz und bog auf die Straße ein.

Gerade, als Darcy sich begeistert über Joshs Beatles-CDs äußerte, prallte wieder etwas gegen die Stoßstange. Diesmal krachte es allerdings bedeutend heftiger.

“Verdammt!” fluchte Josh erneut.

“Was zum Teufel ist das denn?” fragte Darcy und wandte den Kopf.

Sie brauchte sich nicht ganz umzudrehen. Das Auto hinter ihnen hatte rechts zum Überholen angesetzt und fuhr gleich darauf neben ihnen her. Darcy erkannte Mikes alten Chevy, und Mike war es auch, der am Steuer saß. Er hatte sein Fenster heruntergekurbelt und hielt eine Bierdose in der Hand.

“Blödmann!” rief Darcy.

Josh schwieg und schaute geradeaus auf die Straße. Er schien keine Angst zu haben. Er wirkte nur … seltsam resigniert.

Mike signalisierte ihr, das Fenster ebenfalls herunterzulassen.

“Mach es ruhig”, sagte Josh.

“Quatsch. Er ist ein Idiot. Fahr einfach weiter.”

Sie schaute stur geradeaus, bis Mike den Volvo mit seinem Chevypanzer seitlich rammte.

Obwohl Darcy angeschnallt war, wurde sie gegen Josh geschleudert. Benommen richtete sie sich wieder auf, während Josh alle Mühe hatte, den Wagen unter Kontrolle zu halten.

“Josh, es tut mir so Leid”, keuchte sie panisch. Sie wusste, dass Mike manchmal brutal sein konnte. Aber dass er so verrückt war, hätte sie im Traum nicht gedacht. Ängstlich und wütend schaute sie zu dem Chevy rüber, der jetzt wieder auf dem Standstreifen neben ihnen herfuhr.

Das Problem an Pennsylvania waren die einsamen Straßen zwischen den weit verstreut liegenden kleinen Ortschaften. Man fuhr meilenweit durch die Dunkelheit, ohne dass einem jemand begegnete, der einem im Notfall helfen konnte.

Und Mike wusste das. Das wurde ihr in dem Moment klar, in dem sie dieses böse Grinsen über sein Gesicht huschen sah. Im selben Augenblick erkannte sie auch zu ihrer größten Bestürzung, wer neben Mike auf dem Beifahrersitz saß: Hunter.

Jetzt kurbelte Darcy ihr Fenster herunter. “Aufhören! Ihr Idioten!” schrie sie.

“Ach, lässt du dich jetzt doch herab, mit den Blödmännern zu reden, ja?” brüllte Mike zurück.

Zwischen den beiden Autos heulte der Fahrtwind. Darcy befürchtete, dass ihre Stimme nicht weit genug tragen könnte. “Hunter! Sag ihm, dass er aufhören soll! Sofort!”

Als Hunter sich vorbeugte, sah sie sein geisterhaft blasses Gesicht. “Was glaubst du, was ich schon die ganze Zeit mache?”

Mike lachte und rammte den Volvo ein zweites Mal. Darcy hörte das kreischende Geräusch von aneinander schrammendem Metall.

“Aufhören! Halt einfach an, Josh”, sagte sie, wobei ihr das Herz vor Angst bis zum Hals schlug. “Hunter wird es nicht zulassen, dass Mike dir etwas antut. Er ist nicht betrunken, das kann ich ihm ansehen.”

In dem Moment, in dem sie ihren Satz beendet hatte, geriet der Chevy ins Schleudern. Als der Volvo ebenfalls aus der Spur kam, klammerte sie sich verzweifelt an ihrem Sitz fest. Aus dem Augenwinkel sah sie, dass Hunter neben ihnen versuchte, sich des Steuers zu bemächtigen.

Gleich darauf geriet alles außer Kontrolle. Der Chevy beschleunigte rasant, kam von der Fahrbahn ab, raste kurz darauf wieder auf die Straße, drehte sich einmal um die eigene Achse, überschlug sich dann und blieb fünfzig Meter vor dem Volvo auf dem Dach liegen. Josh trat mehrmals hintereinander hart auf die Bremse, aber auch dadurch ließ sich nicht mehr verhindern, dass sie mit voller Wucht in den Unfallwagen fuhren.

Bevor sich der Airbag in ihr Gesicht drückte, fühlte sich Darcy für einen Moment schwerelos. Eine Sekunde später verspürte sie den härtesten Stoß ihres Lebens. Sterne tänzelten in einem Bett aus schwarzen Samt vor ihren Augen, die einer nach dem anderen erloschen. Was blieb, war rabenschwarze Finsternis.

Asche zu Asche.

Staub zu Staub.

Darcy nahm mit Blutergüssen und Schürfwunden an Joshs Beerdigung teil. Dass sie noch am Leben war, verdankte sie nach Meinung der Ärzte allein dem funktionierenden Sicherheitssystem des Volvo.

Mike sollte in zwei Tagen beerdigt werden, während Hunter wie durch ein Wunder ebenfalls überlebt hatte. Darcy, die von ihren Eltern gestützt neben Joshs Grab stand, fand es seltsam, Hunter unter diesen Umständen überhaupt ansehen zu können, aber vielleicht stand sie ja noch unter Schock und hatte noch nicht wirklich begriffen, was passiert war. Im Grunde fand Darcy es sogar ziemlich mutig von ihm, zu dem Begräbnis zu kommen und haltlos zu weinen.

Der Unfall hatte die ganze Schule in Aufruhr versetzt, besonders aber diejenigen, die Josh jahrelang gehänselt hatten. Wenn Josh das wüsste, würde er sich am Ende noch darüber amüsieren, überlegte sie. Auf den einst so gehässigen Gesichtern spiegelte sich jetzt nur Entsetzen und Trauer. Diejenigen, die sich für unverwundbar gehalten hatten, mussten erkennen, dass es auf nichts eine Gewähr gab im Leben und der Tod jederzeit zuschlagen konnte. Wer denkt auch schon an ein tragisches Ende, wenn man doch bloß einem Dummkopf einen Streich spielen will?

Joshs Vater, groß und ernst, beugte sich zu dem Sarg hinunter, um ihn zärtlich zu küssen und eine Blume darauf zu legen. Seine Trauer schien so allumfassend zu sein, dass er nicht einmal weinen konnte. Ungeachtet dessen kam er auf Darcy zu, nachdem die letzten Worte des Priesters verhallt waren. Er bemühte sich um ein tröstliches Lächeln, fast so, als ob ihr Schmerz ebenso tief wäre wie sein eigener, und ergriff ihre Hand. Sie ließ sich von ihm zu dem Sarg führen, wo er ihr eine Blume reichte, die sie behutsam auf den Deckel legte.

Es war ein seltsamer Moment. Die Trauergäste hatten sich bereits angeschickt, Joshs Vater ihr Beileid auszusprechen. Doch als sie sahen, wie die beiden in ihrer eigenen kleinen Welt verharrten, hielten auch sie inne und überließen das Mädchen und den Vater ihrer stummen Andacht.

Minutenlang standen die beiden reglos da. In der tiefen Stille hörte sich das fröhliche Zwitschern eines Vogels, der sich in einen fast unwirklich blauen Himmel emporschwang, regelrecht laut an. Als Darcy schließlich das Wort ergriff, war ihre Stimme brüchig und zitterte, aber sie schaffte es, das zu sagen, was sie sagen wollte. “Es tut mir unendlich Leid. Ich … fühle mich für seinen Tod verantwortlich, obwohl ich weiß, dass Ihnen das nicht hilft. Er war mein bester und treuester Freund, er war immer für mich da und, oh Gott, ich weiß gar nicht, wie … ich …”

“Bitte, Darcy”, sagte Joshs Vater leise. “Sie trifft keine Schuld. Sie waren ihm eine ebenso gute und treue Freundin und haben sich nichts vorzuwerfen. Ich weiß, dass er Sie geliebt hat, wenn auch nur platonisch, und er wusste, dass Sie diese Liebe auf dieselbe Art erwidern. Sie waren etwas Besonderes für ihn. Etwas ganz Besonderes.”

Sie schaute zu dem alten Mann auf, der trotz seines Kummers so freundlich zu ihr war, und lächelte ihn mit tränenverschleiertem Blick an. “Bitte, versuchen Sie nicht, mich zu trösten. Sie haben gerade Ihr einziges Kind verloren.”

Er sah ihr lange in die Augen. “Ich wusste immer, dass es früher oder später passieren würde”, erwiderte er schließlich ruhig. “Und dennoch, was für ein sensibler, intelligenter Junge! Ich werde ihn immer lieben. Vergessen Sie nie, dass diejenigen, die wir lieben, für immer in unserem Herzen sind. Sie werden sich an seine Stimme erinnern. An Dinge, die er gesagt und getan hat und mit denen er Sie zum Lachen gebracht hat. Ich kann es nicht erklären, aber … Josh war nicht von dieser Welt.”

“Er ist jetzt an einem viel besseren Ort”, flüsterte sie und zuckte zusammen, weil die Worte so abgedroschen klangen, obwohl sie ganz und gar aufrichtig gemeint waren.

“Er war anders, Darcy. Das müssen Sie gewusst haben.”

“Klug, intelligent, zartfühlend, großzügig”, flüsterte sie.

Joshs Vater lächelte immer noch. Dann griff er nach seiner Brieftasche und holte eine Visitenkarte heraus. “Ich glaube nicht, dass ich jetzt noch oft hier bin. Bitte, nehmen Sie meine Karte. Sollten Sie jemals Hilfe brauchen oder auch einfach nur reden wollen, zögern Sie nicht, mich anzurufen. Kommen Sie einfach zu mir. Sie haben wundervolle Eltern, Darcy. Ich weiß, dass sie Ihnen in der jetzigen Situation eine große Hilfe sein werden. Aber falls Sie jemals nicht weiterwissen sollten oder sich … einsam und verloren fühlen, rufen Sie mich an. Erinnern Sie sich daran, dass ich sein Vater bin … war. Ich möchte für Sie da sein, weil Sie immer für meinen Jungen da waren.” Er zögerte. “Und vielleicht brauchen Sie mich ja irgendwann. Vergessen Sie es nicht, bitte.”

Nach diesen Worten berührte er sacht ihr Haar. Dann ging er weg und ließ sie am Sarg allein. Sie stand noch mehrere Sekunden lang unbeweglich da, spürte, wie der Wind ihr Gesicht streichelte und nahm ein weiteres Mal das unwirkliche Blau des Himmels wahr. Ein Stück weiter weg auf der Straße warteten ihre Eltern auf sie. Sie wusste, dass sie ihr alle Zeit lassen würden, die sie brauchte.

Auch Hunter wartete, auf seine Krücken aufgestützt, in einiger Entfernung.

Von plötzlicher Bitterkeit überwältigt, brach Darcy am Kopfende des Sargs in die Knie. “Oh, Josh, ich werde nie wieder auch nur ein einziges Wort mit ihm reden”, flüsterte sie und fügte bekräftigend hinzu: “So wahr mir Gott helfe!”

Sie schloss die Augen. Und plötzlich war sie sich ganz sicher, Joshs ruhige Stimme zu hören: “He, Darcy, geh mit Hunter nicht allzu hart ins Gericht. Du weißt, dass er wirklich versucht hat, Mike aufzuhalten.”

Die Stimme klang so real, dass Darcy erschrocken die Augen aufriss.

Aber um sie herum hatte sich nichts verändert. Der Himmel war immer noch genauso blau, der Wind immer noch genauso weich. Der Sarg ruhte weiter in der Vorrichtung, mit der man ihn bald in die Erde einlassen würde.

Darcy kamen wieder die Tränen. Sie schloss fest die Augen und betete. Danach stand sie auf, drückte ihre Lippen liebevoll auf den Sarg und flüsterte: “Josh, ich werde dich nie vergessen. Du wirst immer in meinem Herzen sein, genauso wie es dein Dad gesagt hat. Mein ganzes Leben lang. Selbst wenn ich hundert Jahre alt werde.”

Endlich wandte sie sich ab und schritt den Weg hinab auf ihre Eltern und Hunter zu.

Für einen Moment hielt der Hass auf den ehemaligen Freund noch an. Nicht einmal ansehen konnte sie ihn. Doch dann erinnerte sie sich an die Worte, die sie so deutlich gehört hatte, als hätte wirklich Josh sie gesprochen. Geh mit Hunter nicht allzu hart ins Gericht.

Hunters Augen schimmerten feucht. Sie überwand sich, ging zu ihm und legte ihm eine Hand auf den Arm. “Du hast es versucht”, sagte sie leise.

“Oh, Darcy”, flüsterte er verzweifelt.

“Du hast es versucht”, wiederholte sie. “Eines Tages … eines Tages werden wir wieder miteinander sprechen können. Die Zeit wird kommen.”

Nach diesen Worten fühlte sich Darcy erstaunlicherweise besser. Sie wusste, dass Hunter es wirklich versucht hatte. Und sie wusste auch, dass sein Bein heilen würde. Anders als sein Herz. Er würde sein ganzes Leben lang mit dieser schrecklichen Nacht leben müssen, in der Josh und Mike gestorben waren. Und auch die Schuldgefühle würden ihn sein ganzes Leben lang begleiten.

Darauf wandte Darcy sich ab und ging mit schnellen Schritten auf ihre Eltern zu, die sie mit offenen Armen empfingen und sie trösteten, so gut es eben ging.

An diesem Abend nahm sie eine Tablette, weil sie seit dem Unfall nicht mehr richtig geschlafen hatte. Als sie am nächsten Morgen aufwachte, war sie fest davon überzeugt, dass das Medikament diesen seltsamen Traum verursacht hatte.

Sie war wieder auf dem Friedhof. Aber diesmal war es kein so strahlend schöner Tag. Grau war er allerdings auch nicht. Es schien, als ob über der Landschaft ein silberner Firnis läge, wie Nebel. Es war inzwischen einiges an Zeit verstrichen, und sie wanderte zwischen den knorrigen Bäumen und den alten und neuen Gräbern des Friedhofs umher. Joshs Ruhestätte lag unter einer großen alten Eiche. Sie ging darauf zu, ganz in Schwarz gekleidet und mit einem bunten Blumenstrauß in der Hand.

Und dann …

Beim Näherkommen sah sie einen extrem schlanken Mann unter dem Baum stehen. Als sie erstaunt auf ihn zuging, entdeckte sie, dass es Josh war.

Er sah sehr gut aus in seinem dunklen Anzug, dem weißen Hemd und dem dunkelroten Halstuch, die Sachen, in denen er beerdigt worden war. Sein dunkles Haar war frisch geschnitten und ordentlich gekämmt, so wie er es an dem letzten Abend getragen hatte. Er lehnte mit lässig verschränkten Armen am Baumstamm und lächelte sie an, während sie auf ihn zu lief.

Einen Moment lang fürchtete sie sich. Aber wirklich nur einen ganz kurzen Moment.

“Josh?”

“Darcy, arme Darcy”, sagte er leise. Sein bedauerndes Lächeln erinnerte sie an das Lächeln seines Vaters, als er am Sarg seines Sohnes mit ihr gesprochen hatte. “Darcy, ich wollte dir nur Bescheid sagen. Es ist okay. Glaub mir, wirklich, es ist absolut okay.”

“Es ist überhaupt nicht okay, dass du tot bist.” Sie stutzte, weil sie zu ihrem Erstaunen feststellte, dass sie direkt ein bisschen böse auf ihn war. “Du wusstest es, Josh! Du wusstest, dass du sterben würdest. An dem Tag, an dem Mike dir drohte, sagtest du, dass du vielleicht sterben würdest, er gewiss aber auch. Und das ist er! Er ist auch gestorben!”

“Ich weiß, es tut mir Leid. Er war ein echter Dreckskerl, aber ich hasse ihn trotzdem nicht.”

“Josh …”

“Ich muss jetzt gehen, Darcy. Ich wollte dir nur sagen, dass es mir gut geht. Es geht mir wirklich gut. Und du musst dein Leben weiterleben.”

“Das werde ich, Josh, aber … ich hätte nie geglaubt, dass ich dich so sehr vermisse”, flüsterte sie.

Er berührte ihr Haar. So kam es Darcy jedenfalls vor. In Wirklichkeit war es natürlich nur der Wind, der mit den Strähnen spielte.

“Ich werde immer bei dir sein, Darcy. Denk einfach an mich, wenn du mich brauchst. Ganz tief da drin.” Er legte sich die Hand aufs Herz.

“Oh, Josh.”

Er verblasste. Verschmolz einfach nach und nach mit dem silbernen Nebel. Natürlich. Es war ein Traum. Ein durch das Schlafmittel hervorgerufener Traum.

Er lächelte. “Du bist etwas ganz Besonderes, Darcy. Ich habe es dir schon immer gesagt. Und du wirst sehr stark sein müssen”, sagte er leise.

Dann war er fort.

Es begann am nächsten Tag.

Ihr Vater hatte beschlossen, nicht ins Büro zu gehen, und auch ihre Mutter war zu Hause geblieben. Ihre Eltern wollten den Tag mit ihr verbringen und in die nahe gelegenen Berge fahren. Diese herrliche Gegend von Pennsylvania schien ihnen genau das Richtige für ihre Tochter zu sein, um einfach ein wenig auszuspannen und die Natur zu genießen.

Und dann konnte ihr Vater seinen Palmtop nicht finden.

“Du hast ihn auf der Konsole in eurem Bad liegen gelassen”, sagte sie.

“Woher um alles in der Welt willst du das wissen, Liebling? Warst du in unserem Schlafzimmer?” fragte ihr Dad.

“Nein”, sagte Darcy, selbst überrascht. “ Ich habe nur … na ja, ich nehme an, es ist einfach ein Platz, wo du ihn liegen gelassen haben könntest.”

Er ging nach oben in das ans Schlafzimmer ihrer Eltern grenzende Bad, und als er mit seinem Palmtop zurückkehrte, schaute er sie merkwürdig an. “Danke. Ich nehme an, du kennst deinen alten Herrn ziemlich gut, was?”

Natürlich, das war es.

Aber dann … Ab und zu blitzte vor ihrem geistigen Auge irgendetwas auf – Bruchstücke nur, entfernt bekannte Bilder, die Darcy dennoch nicht recht zuzuordnen vermochte. In diesem Sommer passierte ihr das nur gelegentlich, ein paar Mal auch während ihrer ersten Jahre auf dem College, später jedoch trat dieses Phänomen öfter auf.

Anfangs war es verstörend. Dann gewöhnte sie sich daran. Sie nahm es als etwas, das ihr Josh auf höchst seltsame Weise hinterlassen hatte.

Bis sie aber beschloss, Joshs Vater anzurufen, sollte noch eine Weile vergehen.

Das war erst, als die Geister kamen.

1. KAPITEL

Jeannie Mason Thomas lag im Lee-Zimmer von Melody House in dem breiten, weiß bezogenen Baldachinbett und schwelgte in reinster Glückseligkeit.

Roger neben ihr schnarchte leise vor sich hin. Männer, dachte sie zärtlich. Die haben es gut. Sie können in jeder Lebenslage schlafen, ganz egal, was passiert ist.

Sie konnte es nicht, sondern musste den hinter ihr liegenden Tag wieder und wieder Revue passieren lassen, jede einzelne Minute davon. Ihren Hochzeitstag.

Am Morgen hatte es das übliche Tamtam gegeben. Ihre Mom war vor Rührung alle paar Minuten in Tränen ausgebrochen und hatte ihr Vorträge über die Ehe und den Sex gehalten, die sie total überflüssig fand. Alice, ihre Brautjungfer, hatte sich beim Versuch, den Schleier zu befestigen, zwei ihrer neuen künstlichen Fingernägel abgebrochen, und Sandy, eine andere Brautjungfer, war von dem Champagner, den sie alle zusammen beim Ankleiden getrunken hatten, arg beschwipst gewesen. Die Limousine kam zu spät. Und dann war zu allem Überfluss auch noch die ursprünglich vorgesehene Sopranistin heiser gewesen, sodass sie gezwungen gewesen waren, in letzter Minute Ersatz zu suchen. Aber zum Glück hatten sie durch Father O’Hara ganz schnell diesen irischen Tenor gefunden, und als sie endlich die alte Kirche aus der Revolutionszeit am Stadtrand erreicht hatten, lief doch noch alles wie am Schnürchen.

Nach Aussage ihrer Gäste war es eine der schönsten Hochzeiten gewesen, an denen sie je teilgenommen hatten. Roger sah in seinem Smoking absolut umwerfend aus. Ihr Vater wirkte ausgesprochen stattlich, ihre Mutter schlicht schön. Ihr Bruder und ihre Schwester, beide Mitwirkende der Hochzeitszeremonie, hatten den Tag perfekt dirigiert. Der erste Tanz mit ihrem Bräutigam war magisch gewesen, aber erst als sie sich in den Armen ihres Vaters im Kreis drehte, war ihr bewusst geworden, wie überaus glücklich sie sich schätzen konnte, da sie jetzt nicht nur eine liebevolle Familie, sondern darüber hinaus auch noch einen unglaublichen Ehemann hatte.

Der Hochzeitsempfang würde in den nächsten Monaten Gesprächsthema im ganzen Landkreis sein. Der irische Tenor, der bereits in der Kirche gesungen hatte, hatte ebenfalls teilgenommen. Musikalisch war für jeden etwas dabei gewesen, angefangen von klassischer Musik über Rock und Pop bis hin zu Opernarien. Das Essen war köstlich, die Hochzeitstorte riesig.

Und schließlich waren sie nach der ausschweifenden Feier ins Melody House gefahren. Natürlich war es für sie und Roger nicht neu gewesen, miteinander Liebe zu machen, aber irgendwie war es trotzdem anders und sinnlicher, erotischer und befriedigender, als frisch gebackenes Brautpaar miteinander zu schlafen. Sie waren erhitzt und beschwipst gewesen, und beim Ausziehen lachten sie und alberten miteinander herum, bevor sie kurz unter die Dusche gingen, um sich schnell ins Bett zu kuscheln. Zwischen Küssen und Liebkosungen tranken sie auch noch den Champagner, der in einem eleganten silbernen Eiskübel auf dem antiken Tisch vor dem Kamin stand. Dazu genossen sie den köstlichen kleinen Imbiss, bestehend aus Kaviar, verschiedenen Quiches, Erdbeeren im Schokoladenmantel und vielem anderen mehr. Danach hatten sie sich noch einmal geliebt, mit träger Langsamkeit diesmal, und es war erneut unbeschreiblich schön gewesen. Im Melody House gab es alles, was das Herz begehrte. Morgen früh würde man ihnen in dem sonnigen Wintergarten das Frühstück servieren. Wenn sie Lust hatten, konnten sie den ganzen Tag an dem geheizten Swimmingpool verbringen, der eine relativ neue Errungenschaft des alten Kolonialhauses war. Und bei Sonnenuntergang würden sie vielleicht auf verschlungenen Wegen durch den Wald reiten. Hier konnten sie für sich sein und wurden dennoch nach Strich und Faden verwöhnt. Von daher hatte Jeannie allen Grund, sich rundum glücklich zu fühlen und großzügig darüber hinwegzusehen, dass sie sich schlaflos von einer Seite auf die andere wälzte, während ihr frisch gebackener Ehemann zufrieden vor sich hin schnarchte.

Sie stand leise auf, wobei sie sich so agil und wunderbar geschmeidig fühlte wie eine Katze. Während sie sich streckte, beglückwünschte sie sich wieder einmal dazu, dass sie ihr selbst auferlegtes, hartes Fitnessprogramm in den Monaten vor der Hochzeit regelmäßig abgeleistet hatte – im Moment hatte sie kaum ein Gramm Fett am Leib, eine Tatsache, die Roger auch heute wieder gebührend gewürdigt hatte. Außerdem erwärmte sie sich an dem Gedanken, dass es ihr gelungen war, Matt Stone zu überreden, ihnen dieses nur höchst selten vermietete Zimmer zu überlassen. Und Stone war bekanntermaßen eine harte Nuss.

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!