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Die Existenz einer schöpferischen Seele und jeder hat einen Funken davon, unabhängig vom Bildungsgrad, hängt nicht an äußeren Erfolgen, nicht am sozialen Status, nicht an dem, was du willst oder nicht willst, und schon gar nicht an den Meinungen der anderen, ihr Resonanzboden ist vielmehr der Weltinnenraum, in dem du deine eigene Wahrheit suchen und finden musst.
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Seitenzahl: 92
Veröffentlichungsjahr: 2024
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Für Margarete
Vorwort von Aurelia Wendt
Warm-up
Glückliche Beziehung
Stundengedicht
Zwischen den Zeilen
Einspruch
Advent
Camp 1
Mutter
Kind
Hauptsache Bewegung
In der Bergpredigt
An einen Kollegen aus Österreich.
Spirale der Gewalt
Weltlage
Download
Lesen lernen
Dem Zwischenmenschen
Übers Ziel
Ein gutes Gedicht
Schöpferischer Prozess
Zu Ehren von Wolfgang Neuss
Camp 2
Himmelsbegräbnis
Eigentlich
Entgrenzt
Licht und Schatten
Geschreddert
Fata Morgana-II
Wenn deine Wünsche
Sinn des Lebens II
Camp 3
Außenpolitische Logik
Es tut mir leid,
Verstellt
Good Vibrations
Neu gefasst
Politische Größe
Duplizität
Ein Held
Melodie meines Lebens
Vorwärts
Camp 4
Onlineformular
Gewonnen
Enträtselt
Inkasso
Inklusion
Stigma
Rechtsmittel
Herbstlied
Nabel der Welt
Das Beruhigende
Camp 5
Blockbuster
Jahreswirtschaftsbericht
Cancel Culture
Rangordnung
Den Heiligen und Erleuchteten
heimat
Über Kommunikation im Streitfall
Konsolidiert
Mensch bleiben
Gestresst
Mama
Camp 6
Abgestumpft
Pogrom
Tabuisiert
Berufen
Militant
Blaue Stunde
Amtsversagen
Das Ich
Gewidmet
Wenn es gutgeht, an der Schwelle zu etwas Neuem!
Clash
Jedes Jahr
Piktogramm
Grenzseitig
Camp 7
Imagine: Oder der Anfang eines Romans
Camp 8
Transmission
Charakter
Gefruchtet
My Way
Ode an die Jugend
Vertan
Dschungelkind
Auf den Leim gegangen
Gesellschaftliche Verantwortung
Camp 9
Zum Geburtstag
Planspiel
Die Killergeschichte der Menschheit
Gefasst II
Geirrt
Wenn es Nacht
Zugabe
„Denn mit Wortgewalt ist – auch Gewalt“
Identisch
Zivilcourage
Über das Glück und die Kunst des Wortes!
Schlusspunkt
Selbstfindung
Vita
Germanistin, Journalistin Buchrezensentin - auch für den Hörfunk
Seine Leser kennen und schätzen Jo Köhler vor allem als Autor von feinfühligen Gedichten und kritischen Essays. Seine Werke sind stets gefüllt von mitreißenden Emotionen, starken Gefühlen und brisanten Themen. Im vorliegenden Buch startet der Autor zunächst sachte mit einigen Gedichten, in denen er erklärt, dass das Schreiben „ein Prozess des Verstehens, des mal mutigen und mal vorsichtigen Tastens“ ist. Mit Geduld und Achtsamkeit betrachtet und ergründet Jo Köhler in den folgenden Kapiteln politische, gesellschaftliche, religiöse und weitere Zusammenhänge. Dabei habe ich den Eindruck, dass er sich innerlich weniger aufreibt als in den vorherigen Werken. „Eigentlich / mag ich / keine / Übertreibung“ schreibt der Autor selbst und legt dann seinen Schwerpunkt auf Innenschau und Selbstreflexion.
Bereits im Klappentext werden wir darauf vorbereitet, dass es in diesem Buch inhaltlich in die Tiefe gehen wird. Jo Köhler spricht von einem „Weltinnenraum“, in dem jeder seine eigene Wahrheit suchen und finden muss. Mit Sätzen wie „Manchmal / bin ich glücklich / und weiß gar nicht / warum!“ gibt er einen Einblick in seine Gefühlswelt und regt uns an zur eigenen Innenschau. Wir dürfen in uns erspüren, inwieweit wir in Resonanz gehen, wenn Köhler beispielsweise behauptet: „Das Wohlbefinden der Seele hängt nicht an Leistungen, nicht an äußeren Erfolgen“.
Jo Köhler gewährt uns in diesem Werk einen Einblick in seine Arbeitsmethode, die er häufig als „schöpferischen Prozess“ bezeichnet. Wir erfahren, dass „die weniger gelungenen / ja gescheiterten / Entwürfe“ eigentlich die Wichtigeren im Schaffensprozess sind. Auch wenn Köhler die Ideen und Wörter nur so zuzufliegen scheinen, kann der Schreibprozess mitunter holperig verlaufen - so zumindest klingt es, wenn er sein schöpferisches Prozedere beschreibt als „ein chaotischer / Prozess, / unergründlich, / und unbegreiflich“. Aber auch in solchen Momenten scheint der Autor ein Rezept gefunden zu haben: sich zurücklehnen und auf eine Art göttliche Eingebung warten, die sich dann realisiert wie „als lenkte mich / eine wundersame / Schöpferhand“.
Auch im integrierten Romanteil stehen die Motive Innenschau und Selbstbetrachtung im Mittelpunkt. In der kurzen Erzählung geht es vor allem um Kindheitserinnerungen und um ungeklärte Familienkonflikte. Beschrieben wird ein Protagonist, der viele Enttäuschungen und „seelische Trümmer“ erfahren hat und dann im Schreiben Halt und Zuversicht findet. Eine melancholische, gedankenschwere Atmosphäre durchzieht den Text und es entsteht der Eindruck, dass sich hier etwas Bahn bricht, was schon lange gärt und endlich gesagt werden will.
Obwohl der Roman mit kaum mehr als fünfundzwanzig Seiten vergleichsweise kurz ist, geht er unter die Haut. „Am liebsten wäre ich manchmal ein anderer“, offenbart der Hauptdarsteller und ein starker Wunsch nach Akzeptanz und Anerkennung wird durch die Zeilen spürbar. Doch leider bleibt seine Vorliebe zum Schreiben ohne Erfolg, da „die Gedichte, die er publizierte, kaum jemand las“.
Möglicherweise aber wird dem Protagonisten eine andere Sehnsucht erfüllt - nämlich von einer Frau, in die er sich schließlich verliebt. Wie es mit dieser neuen Bekanntschaft weitergeht, erfahren wir jedoch nicht. Das Ende des Romans bleibt offen und „der Leser muss jetzt die vorgefundenen Handlungsstränge nur noch in seiner Phantasie verweben“.
Der Roman taucht spontan und wie aus dem Nichts auf und geht genauso plötzlich zu Ende. Der Autor hat ihn inmitten von Gedichten, Dialogen, Briefen, Essays und Erinnerungen platziert und bleibt damit seinem Prinzip treu: dem unerwarteten und schnellen Wechsel von Themen und Textformen. „Hauptsache Bewegung“ heißt passenderweise der Buchtitel und tatsächlich spüren wir in diesem Werk eine durchgängige Dynamik und „Bewegung, auch wenn wir nicht wissen, wohin die Reise geht“. Es fühlt sich an, als würde ein stete Brise durch das Buch wehen, die uns Leser sanft vorantreibt und nicht ruhen lässt, bis die letzte Seite gelesen ist - ganz „egal / an welches Ziel / oder welchen / Anfang / Hauptsache weiter / immer weiter / und weiter“.
Man
kann sich
an alles
gewöhnen
sogar
an einen Stein
im Schuh
sagt
die Marathonläuferin
die
den Reportern
berichtet
was
für eine
spannende
Geschichte
ihr
während
eines Rennens
so
ein Stein
schon mal
erzählt
hat
Immer
wenn ich
zu dir
aufschaue
wie du
zu mir
aufschaust
Er nannte es sichtbarwerdende Zeit. Aber was ist das? Er meint nicht das Ticken der Uhr, nicht den Zeiger, der über das Ziffernblatt läuft, nicht die sich verringernde Zeit, nicht die Zeitspanne, in der etwas geschieht. Sondern die Zeit, in der man in sich geht und eine vertiefte Wahrheit erkennt. Egal ob mit einem lachenden oder einem weinenden Auge.
Der Moment, in dem uns etwas bewusst beziehungsweise gewahr wird. Ein Stück neues Bewusstsein geboren wird; also Altes sich transformiert, in etwas Neuem auflöst oder in seinen ursprünglichen Zustand wieder absinkt.
Vorstellungen, Glaubenssätze jedoch folgen meistens dem Prinzip der Fixierung, sagt er, wollen haften bleiben, egal ob sie wahr sind oder nicht, ob sie noch zeitgemäß sind oder nicht. Also genau das Gegenteil von echter Transformation.
Politisch und Gesellschaftlich verheißt das für die Zukunft eine Menge Unruhe. Oder wie andere sagen: Epochen-Wechsel - Zeitenwende. Wo sie gelingt, entlässt sie die eigenen Vorstellungen. Alle, an die wir uns klammerten. Ins Nichts. Und zwar lagerübergreifend. Als würde das Schicksal sämtliche Vorstellungswelten neu würfeln. Es geht jetzt nicht um Wissen, um die richtige oder falsche Information, sondern um Weisheit.
Mitgeschwungen
nur im
Ungefähren geblieben
im Lot
fest verankert
in der Erde der eigenen
Seele
auf dem Boden
der keine Gründe
braucht
wozu
und erlöst
von sich selbst
von allem, das zwingt
das einschließt
das
ausschließt
erhaben
erhoben
aus tiefster Not
in die Lüfte
der Phantasie
in die schönsten
und fernsten Himmel
mit dir
wem sonst
wo
schon wenige
Worte
eine ganze
Welt
ja - ein ganzes
Universum
erschaffen können
nicht bloß
an Atomen
und ihren
Schwerkräften
sondern
vielmehr noch
vom
Wesen der Dinge
aller Dinge
ein Universum
welches es
ohne dich
ohne dein Zutun
ohne dein
Wissen
oder Nichtwissen
nicht geben
würde
jedenfalls
nicht so
nie und nimmer
so
Auf
der offenen Wildbahn
solltest du dich
zurückhalten
nicht zu schnell
annähern
bloß nicht
sondern warten
bis es
von sich aus
zu dir kommt
sagte der erfahrene
Tierfilmer
und Verhaltensforscher
als wäre
dieses Gebot
auch
der Schlüssel
für jede andere
Beziehung
nicht verzwingen
sondern
Raum geben
in dem
man sein
und durch den man
kommen kann
Manchmal
wenn du spürst
dass es mir
nicht gutgeht
und du nicht weißt
was du tun
oder sagen
sollst
schlägst du einfach
das Gesangbuch
deines
Herzens
auf
singst
daraus ein Lied
und dadurch
das es dich bewegt
auch mich
erreicht
du sagst
ich soll nicht bloß
hoffen
dass es wirkt
sondern
einfach nur
dass es
wirkt
Den ganzen Tag überwiegt dichte Bewölkung, aber es bleibt trocken und die Temperaturen liegen zwischen 2 und 4°C.
Schreiben ist, wenn es nach innen geschieht, immer ein Prozess des Verstehens, des mal mutigeren und mal vorsichtigeren Tastens - in der Dunkelheit eines Terrains, das wir ICH nennen, uns auf diese Weise Schritt für Schritt zu eigen machen und dadurch, ob wir wollen oder nicht, wandeln hin zu etwas Neuem. Oder zu etwas unsagbar Altem.
Überall, wo dergleichen auch durch Lesen geschieht, macht Lesen glücklich.
Was kann ich tun
mir ist
als hätte ich mich verloren
und wäre nichts
gut genug
von dem, was ich tue
besser wird es
sobald du dich löst
[ich meine]
von den
Selbsterwartungen
den Erfolgsversprechen
den
Glücksvorstellungen
durch andere
dich öffnest
dich aufmachst und
einfach
weitergehst
nicht
stehenbleibst
sagte sie - bevor sie,
wie sie es nannte,
sich auf die große Reise
machte
In eine Stadt, die weder Sonne noch Mond braucht!
sagt Jesus bei den Seligpreisungen als Erstes: Selig sind die, die arm sind vor Gott!
Und ruft faktisch dazu auf, nicht nur materielle sondern auch ideelle Güter loszulassen, Vorstellungen, Weltanschauungen und Gedankengebäude, die einem lieb und teuer sind. Auch von diesen sich zu befreien.
Also selig sind demnach diejenigen, die sich völlig leer machen. Und zwar nicht nur von den schlechten Eigenschaften (Gier, Missgunst, Neid) und all ihren Vorurteilen, sondern auch von allem anderen, womit die Seele verstellt ist. Verstellt war!
Sich freimachen - Raum geben, um Gott empfangen zu können.
Lieber R.,
ich teile deine Verzweiflung über den Zustand der Welt. Und ja, es ist ein himmelweiter Unterschied, ob ein Mensch nur an Mitteilungen im Sinne von Bestätigung (Echokammer) oder am Austausch im Sinne von Prozessen des tieferen Verstehens interessiert ist.
Ob die Verzweiflung über die Welt tatsächlich auf den Zustand der Welt zurückgeht oder nicht eher auf das Zerplatzen von Illusionen, die sich unsereins über diese Welt gemacht hat, ist eine andere aber nicht weniger spannende Frage.
Bei einem Schiff nennt man seine Größe in Bruttoregistertonnen „Verdrängung“ und meint damit, wie viel Wasser das Gewicht dieses Schiffes beim Fahren verdrängen kann. Diese Art von physischer Gesetzmäßigkeit zwischen festem und flüssigem Körper kann man auch übertragen ins gesellschaftliche, soziokulturelle, ökonomische und politische Zusammenspiel.
Mit den Machtmitteln unserer westlichen Zivilisation - dazu zähle ich zuvorderst die ökonomischen Diktate, die Prinzipien des Kapitalismus und die mediale Dominanz u.a. auch durch Hollywood) haben wir uns die Welt gemalt, wie sie uns gefällt.