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"Für mich als Dichter gibt es nichts Beglückenderes, als zwischen den Zeilen eines Gedichtes in dieser von Vorstellungen und Erwartungen verstellten Welt zu einer anderen Seele, einem anderen Ich, einem anderen Du durchzudringen. Erst recht, da sich das Geheimnis eines Gedichtes und mit ihm das Wunder der Schöpfung in jeder Beziehung anders offenbart." Jo Köhler
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Seitenzahl: 81
Veröffentlichungsjahr: 2023
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Für Margarete
Vorwort von Aurelia Wendt
Selbstbildnis
Relation
Offene Gesellschaft
Teil I: Erwache und beziehe Position!
Legitimation der Kunst, der Literatur, der Musik, der Poesie
Getüftelt
Zerstoben
Kompass
Bildungsauftrag
Verhaftet
Seismographisch
Das Paradies
Subsidiarität
Politikwissenschaftler
Sternegeboren
Durchdrungen
Flausen im Klopf
Genderpolitisch
Fata Morgana
Kleine Fische
Gefunkt
Angstunternehmen
Über Deutschland
Gescheut
Aufgeworfen
Dekonstruktivismus
Umsatzsteigerung
Faktencheck
Gepflegt
Krawall
Checks and Balances
Vatersohn
Jeder Tag
Zachäus
Zachäus zum Zweiten
Für Golfspieler
Freut euch
Ernüchtert
Unbestritten
Fixe Idee
Teil II: Halte durch!
Rodeo
Weltformel
Jugendliebe II
Christus Universalis
Bewahrt
Einfach kosmisch
Multikultural
Luxus
Für Herrn B.
Meine Zeit ist die Nacht
Keine Frage
Im besten Glauben
Kindheitsimpression
Traumhafte Strände
Politische Agenda
Systemkritik
Bequemt
Dreisatz für Fortgeschrittene
Innere Dimension
Asozial
Neiddebatte
Geliehenes Glück
Jedes Jahr
Keines Wegs
Zu spät
Drucksache 19/10052
Flache Hierarchie
Asozial II
Spaltung in der Gesellschaft
Arbeit macht frei
Harte Worte
Teil III: Ernte die Früchte!
Was hat Fußball mit Poesie
Auf dem Kopf
Demokratie oder Bürokratie
Digitalisierung
Dezemberluft
Déyà-vu
Mitgeschwommen
Alter Hut
Suizidal
Artgerecht
Zahn der Zeit
Gespalten
Die Wachstums- oder anders gesagt die Partizipationslüge
Zensiert
Keine Zukunft
Transmission
Zeitenwende
Ohne Absicht
Verwachsen
Wie gern
Es weihnachtet sehr!
Seltsam glücklich
Transzendiert
Oh, ist das Leben nicht schön?
Geschenkt
Abgestanden
Machtwechsel
Zirkulär
Charts
Hochzeitstag
Für die Zukunft
Abziehbild
Fabelhaft
Jedes Wort
Download
Ode an die Jugend
Eine frei erfundene Geschichte
Ins Licht
Das Licht im Türspalt
Übersinn
Teil IV: Lass dich feiern!
Trost eines Dichters
Briefwechsel
Was anderes
Rodeo II
Ansprache bei der Messe der Poesie in der St. Andreaskirche zu Hildesheim
Beitrag zur Diskussionskultur
Kommunikationsverhalten
Und Tschüss!
Zur Person
Vita
Germanistin, Journalistin Buchrezensentin - auch für den Hörfunk
Es ist noch gar nicht lange her, da habe ich das letzte Buch von Jo Köhler aus der Hand gelegt und in den Bücherschrank einsortiert. Offenbar hat sich der Autor nur eine kurze Verschnaufpause gegönnt, um uns nun mit seinem neuen Werk „Ins Licht“ wieder eine Fülle an Texten und Themen anzubieten. Schon nach wenigen Seiten tauchen wir ein in eine Gefühlswelt, die sich als hoch emotional zeigt. Und der Autor sprüht nur so vor Tatendrang.
Seite für Seite werden wir hin und her gerissen, wenn er sich im schnellen Wechsel mal inspirierend und fordernd zeigt, dann wiederum rätselhaft oder auch empfindlich. Jo Köhler spricht mal Schönes, mal Unbequemes an und nimmt kein Blatt vor den Mund, wenn er am Tag der Deutschen Einheit fragt: „Warum ist unsere Gesellschaft so doof, wie es doofer nicht geht, und zeigt überall in den Medien wie getroffen sie ist“.
Neben leichten und witzigen Passagen gibt er sich an anderen Stellen melancholisch, betrübt oder nahezu schwermütig; insbesondere wenn „Zwietracht herrscht“ und er sich nach „Eintracht sehnt“.
Jo Köhler springt von Gedicht zu Essay, von Gedankensplittern zu Kurzgeschichten. Langweilig wird es beim Lesen nie. Denn der Autor, der die verschiedenen Texte zu einer literarischen Montage zusammenfügt, sorgt immer wieder für Überraschungsmomente. Niemals wissen wir, welches Thema uns auf der nächsten Seite erwartet. Wo er eben noch sein Unbehagen über eine zwanghafte und unpersönliche Digitalisierung kundgetan hat, erfreut er sich kurz darauf am „Grau des Himmels“ in einem romantischen Wintergedicht.
So sind es vor allem die Gedichte, die Ruhe bringen in diese stürmische See. Sie kommen sanft daher und glätten die Wogen, wenn Jo Köhler die „Schieflage“ nicht mehr aushält. „Jeder Tag / ist ein Geschenk / und was für eines“ verkündet der Autor beruhigend zu seiner und zu unserer Erleichterung. In seinen Gedichten spricht er von sich selbst als „zarte Seele“ und zeigt sich versöhnlich, wenn er fast liebevoll seine Leser lobt, „dass Sie noch da sind. Und tapfer bis hierher durchgehalten haben“.
Bei manchen Inhalten bietet es sich tatsächlich an, zunächst nur die eine entsprechende Seite zu lesen und das Geschriebene auf sich wirken zu lassen. „Ins Licht“ ist keine Lektüre, die an einem Tag gelesen werden will - vorausgesetzt der Leser möchte tiefer in das Geschriebene eintauchen. Vor allem die köhlerschen Essays verlangen Reflexion und manchmal auch Recherche. Zum Beispiel wenn sich der Autor mal wieder über Deutschtümelei in den hiesigen Amtsstuben beklagt und er daraufhin eine andere Besetzung von Spitzenbeamten vorschlägt: nämlich per Losentscheid.
Zwischen Gedichten und Essays hat Jo Köhler ganz kleine Texte platziert, die nur aus wenigen Zeilen bestehen. Sie setzen frische Akzente und sind wie Farbtupfer mit oftmals tiefgründigem Inhalt: „Der eine hat was und der andere hat es nicht und damit fangen alle Übel der Welt an“.
Besonders gut gefallen mir die treffend formulierten Lebensweisheiten, die der Autor hin und wieder einstreut. Hinter diesen klugen Sätzen spüre ich einen wachen Geist, der in allem einen Sinn zu finden hofft. Viele seiner Betrachtungsweisen sind mir so sympathisch, dass ich sie gern den ganzen Tag bei mir haben möchte, um sie zu verinnerlichen und mich daran zu erfreuen. Und vielleicht - ja, bestenfalls - lassen sie sich sogar in die Tat umsetzen. Denn „nicht weil es möglich, sondern weil es eigentlich unmöglich ist, sollten wir es versuchen.“
Trotzdem so vieles, eigentlich alles schon geschrieben steht, kommt es mir so vor, als wäre noch nichts geschrieben.
Man muss nicht mal besonders beglückt oder begütert sein und kann trotzdem sein Schicksal - sein Dasein, so wie es ist, annehmen. Ja dankbar dafür sein.
All den bekannten und vor allem unbekannten Menschen, die dies täglich unter Beweis stellen, widme ich dieses Buch.
Jeder Ort hat seinen eigenen Seelenzustand und wenn man ihn betritt, geht er ein Stück weit auf einen über, genauso ist es mit dem Lesen - Auflesen von Gedichten.
Es geht
um nicht mehr
und nicht weniger
als die Poetisierung
der Welt.
Die Suche
nach dem Besonderen
im Allgemeinen
und dem Allgemeinen
im Besonderen.
Nach
dem Fremden im Vertrauten
und dem Vertrauten
im Fremden.
Nach
dem Äußersten im Innersten
und dem Innersten
im Äußersten.
Nach
dem Selbst im Nicht-Selbst
und dem Nicht-Selbst
im Selbst.
anfangs
wie
ein perfektes
und
täuschend
echtes
Hologramm
und später
nur noch
wie ein
verwaschener
Schatten
gleich
einem auf
die Leinwand
gezitterten
Riss
über
irgendeinem
Namen
meinem
Mehr
entsprungen
als
gewachsen
mehr verflossen
als
geerdet
mehr gemündet
als
versteinert
mehr entflammt
als
befeuert
mehr gesprochen
als
verschwiegen
mehr geteilt
als
verstanden
mehr vertraut
als
verwunden
mehr gezehrt
als
genossen
mehr gebangt
als
gemieden
mehr gewagt
als
untersagt
Oder leben
und leben lassen
Und nur
weil ich eine Besonderheit
eine persönliche Orientierung
eine Lebensart
eine Weltanschauung
eine Tradition
eine religiöse Praxis
eine sprachliche Wendung
eine gesellschaftliche
Strömung
Voll und ganz
akzeptiere
Muss ich sie
noch lange nicht teilen
Oder gar besonders
gut finden
müssen
Denn die Wahrheit lässt sich nur zeigen oder beschreiben, indem man sie verzerrt oder verstellt. Am besten mit allem, was Sprache und Logik unserer Zivilisation hergibt. Und was sich Realität nennt. Was wir Realität nennen.
Die Ingenieure sagen, nicht die Dämmung von Vierzigmillionen Gebäuden, sondern die Speicherung sollte beim Hausbau in Zukunft den Vorrang haben. Sie denken daran die Energie des Sommers über spezielle Akkus in der Fassade zu speichern und im Winter in Form von Heizung wieder abzugeben.
So muss keinerlei zusätzliche Energie produziert werden.
Schade, dass unser Körper in seinen Zellen die unerträgliche Hitze dieses Sommers nicht schon für den kommenden Winter speichern kann. Hier könnte die Evolution in ihrer weiteren Entwicklung, wenn unsere Spezies Glück hat, noch mal einen Sprung machen.
Wie schön
die Welt doch
sein kann
wenn
die Sonne aufgeht
der Milchmann
die Flaschen
vor die Tür
der Zeitungsjunge
die Presse
über den Zaun
die Mutter
nebenan bereits
den Tisch deckt
ihre Kinder gleich
zur Schule
aufbrechen
ihre Freunde
treffen
vielleicht sogar
die Liebe
fürs Leben
warum ertrage
ich es nicht
wenn etwas
heil ist
Und
falls ich
mal
keinen habe
vielleicht
irgendeinen
Hinweis
der
die Richtung
anzeigt
oder
was Jesus
dazu
sagen würde
Der alte König sagte zum Hofmarschall: Du musst die Kinder nicht mit sinnlosem Wissen quälen. Du musst die Sehnsucht nach dem Meer wecken, dann kommt der Wille und die Lust zu lernen, wie man Schiffe baut und damit segelt, von ganz allein.
Oder anders gesagt, der Mensch kann sich immer nur nach etwas sehnen, das er kennt, das er schon mal gesehen, gehört, berührt oder geschmeckt hat.
In einer demokratischen Gesellschaft sollte jedes Kind, auch das ärmste, Zugang haben, zu allem, was die Welt an edlen Genüssen zu bieten hat. Es müsste in der Schule erleben dürfen, wie es sich anfühlt, die Dinge zu besitzen oder zu teilen, mit denen die Reichen und Schönen sich umgeben. Wie sie wohnen. Was sie essen. Wie sie reisen.
Dann hätten wir sehr schnell eine völlig andere Debatte über Partizipation. Eine Debatte über die Gesetzte der Ökonomie und die Verteilung des Wohlstands, an der zum ersten Mal auch Menschen aus den unteren Schichten der Bevölkerung mitreden können.
Wenn das auch nichts hilft, dann weiß ich’s nicht.
Eine verzweifelte Mutter schreibt mir: