Ins Licht - Jo Köhler - E-Book

Ins Licht E-Book

Jo Köhler

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Beschreibung

"Für mich als Dichter gibt es nichts Beglückenderes, als zwischen den Zeilen eines Gedichtes in dieser von Vorstellungen und Erwartungen verstellten Welt zu einer anderen Seele, einem anderen Ich, einem anderen Du durchzudringen. Erst recht, da sich das Geheimnis eines Gedichtes und mit ihm das Wunder der Schöpfung in jeder Beziehung anders offenbart." Jo Köhler

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Für Margarete

Inhaltsverzeichnis

Vorwort von Aurelia Wendt

Selbstbildnis

Relation

Offene Gesellschaft

Teil I: Erwache und beziehe Position!

Legitimation der Kunst, der Literatur, der Musik, der Poesie

Getüftelt

Zerstoben

Kompass

Bildungsauftrag

Verhaftet

Seismographisch

Das Paradies

Subsidiarität

Politikwissenschaftler

Sternegeboren

Durchdrungen

Flausen im Klopf

Genderpolitisch

Fata Morgana

Kleine Fische

Gefunkt

Angstunternehmen

Über Deutschland

Gescheut

Aufgeworfen

Dekonstruktivismus

Umsatzsteigerung

Faktencheck

Gepflegt

Krawall

Checks and Balances

Vatersohn

Jeder Tag

Zachäus

Zachäus zum Zweiten

Für Golfspieler

Freut euch

Ernüchtert

Unbestritten

Fixe Idee

Teil II: Halte durch!

Rodeo

Weltformel

Jugendliebe II

Christus Universalis

Bewahrt

Einfach kosmisch

Multikultural

Luxus

Für Herrn B.

Meine Zeit ist die Nacht

Keine Frage

Im besten Glauben

Kindheitsimpression

Traumhafte Strände

Politische Agenda

Systemkritik

Bequemt

Dreisatz für Fortgeschrittene

Innere Dimension

Asozial

Neiddebatte

Geliehenes Glück

Jedes Jahr

Keines Wegs

Zu spät

Drucksache 19/10052

Flache Hierarchie

Asozial II

Spaltung in der Gesellschaft

Arbeit macht frei

Harte Worte

Teil III: Ernte die Früchte!

Was hat Fußball mit Poesie

Auf dem Kopf

Demokratie oder Bürokratie

Digitalisierung

Dezemberluft

Déyà-vu

Mitgeschwommen

Alter Hut

Suizidal

Artgerecht

Zahn der Zeit

Gespalten

Die Wachstums- oder anders gesagt die Partizipationslüge

Zensiert

Keine Zukunft

Transmission

Zeitenwende

Ohne Absicht

Verwachsen

Wie gern

Es weihnachtet sehr!

Seltsam glücklich

Transzendiert

Oh, ist das Leben nicht schön?

Geschenkt

Abgestanden

Machtwechsel

Zirkulär

Charts

Hochzeitstag

Für die Zukunft

Abziehbild

Fabelhaft

Jedes Wort

Download

Ode an die Jugend

Eine frei erfundene Geschichte

Ins Licht

Das Licht im Türspalt

Übersinn

Teil IV: Lass dich feiern!

Trost eines Dichters

Briefwechsel

Was anderes

Rodeo II

Ansprache bei der Messe der Poesie in der St. Andreaskirche zu Hildesheim

Beitrag zur Diskussionskultur

Kommunikationsverhalten

Und Tschüss!

Zur Person

Vita

Vorwort von Aurelia Wendt

Germanistin, Journalistin Buchrezensentin - auch für den Hörfunk

Es ist noch gar nicht lange her, da habe ich das letzte Buch von Jo Köhler aus der Hand gelegt und in den Bücherschrank einsortiert. Offenbar hat sich der Autor nur eine kurze Verschnaufpause gegönnt, um uns nun mit seinem neuen Werk „Ins Licht“ wieder eine Fülle an Texten und Themen anzubieten. Schon nach wenigen Seiten tauchen wir ein in eine Gefühlswelt, die sich als hoch emotional zeigt. Und der Autor sprüht nur so vor Tatendrang.

Seite für Seite werden wir hin und her gerissen, wenn er sich im schnellen Wechsel mal inspirierend und fordernd zeigt, dann wiederum rätselhaft oder auch empfindlich. Jo Köhler spricht mal Schönes, mal Unbequemes an und nimmt kein Blatt vor den Mund, wenn er am Tag der Deutschen Einheit fragt: „Warum ist unsere Gesellschaft so doof, wie es doofer nicht geht, und zeigt überall in den Medien wie getroffen sie ist“.

Neben leichten und witzigen Passagen gibt er sich an anderen Stellen melancholisch, betrübt oder nahezu schwermütig; insbesondere wenn „Zwietracht herrscht“ und er sich nach „Eintracht sehnt“.

Jo Köhler springt von Gedicht zu Essay, von Gedankensplittern zu Kurzgeschichten. Langweilig wird es beim Lesen nie. Denn der Autor, der die verschiedenen Texte zu einer literarischen Montage zusammenfügt, sorgt immer wieder für Überraschungsmomente. Niemals wissen wir, welches Thema uns auf der nächsten Seite erwartet. Wo er eben noch sein Unbehagen über eine zwanghafte und unpersönliche Digitalisierung kundgetan hat, erfreut er sich kurz darauf am „Grau des Himmels“ in einem romantischen Wintergedicht.

So sind es vor allem die Gedichte, die Ruhe bringen in diese stürmische See. Sie kommen sanft daher und glätten die Wogen, wenn Jo Köhler die „Schieflage“ nicht mehr aushält. „Jeder Tag / ist ein Geschenk / und was für eines“ verkündet der Autor beruhigend zu seiner und zu unserer Erleichterung. In seinen Gedichten spricht er von sich selbst als „zarte Seele“ und zeigt sich versöhnlich, wenn er fast liebevoll seine Leser lobt, „dass Sie noch da sind. Und tapfer bis hierher durchgehalten haben“.

Bei manchen Inhalten bietet es sich tatsächlich an, zunächst nur die eine entsprechende Seite zu lesen und das Geschriebene auf sich wirken zu lassen. „Ins Licht“ ist keine Lektüre, die an einem Tag gelesen werden will - vorausgesetzt der Leser möchte tiefer in das Geschriebene eintauchen. Vor allem die köhlerschen Essays verlangen Reflexion und manchmal auch Recherche. Zum Beispiel wenn sich der Autor mal wieder über Deutschtümelei in den hiesigen Amtsstuben beklagt und er daraufhin eine andere Besetzung von Spitzenbeamten vorschlägt: nämlich per Losentscheid.

Zwischen Gedichten und Essays hat Jo Köhler ganz kleine Texte platziert, die nur aus wenigen Zeilen bestehen. Sie setzen frische Akzente und sind wie Farbtupfer mit oftmals tiefgründigem Inhalt: „Der eine hat was und der andere hat es nicht und damit fangen alle Übel der Welt an“.

Besonders gut gefallen mir die treffend formulierten Lebensweisheiten, die der Autor hin und wieder einstreut. Hinter diesen klugen Sätzen spüre ich einen wachen Geist, der in allem einen Sinn zu finden hofft. Viele seiner Betrachtungsweisen sind mir so sympathisch, dass ich sie gern den ganzen Tag bei mir haben möchte, um sie zu verinnerlichen und mich daran zu erfreuen. Und vielleicht - ja, bestenfalls - lassen sie sich sogar in die Tat umsetzen. Denn „nicht weil es möglich, sondern weil es eigentlich unmöglich ist, sollten wir es versuchen.“

Trotzdem so vieles, eigentlich alles schon geschrieben steht, kommt es mir so vor, als wäre noch nichts geschrieben.

Man muss nicht mal besonders beglückt oder begütert sein und kann trotzdem sein Schicksal - sein Dasein, so wie es ist, annehmen. Ja dankbar dafür sein.

All den bekannten und vor allem unbekannten Menschen, die dies täglich unter Beweis stellen, widme ich dieses Buch.

Jeder Ort hat seinen eigenen Seelenzustand und wenn man ihn betritt, geht er ein Stück weit auf einen über, genauso ist es mit dem Lesen - Auflesen von Gedichten.

Es geht

um nicht mehr

und nicht weniger

als die Poetisierung

der Welt.

Die Suche

nach dem Besonderen

im Allgemeinen

und dem Allgemeinen

im Besonderen.

Nach

dem Fremden im Vertrauten

und dem Vertrauten

im Fremden.

Nach

dem Äußersten im Innersten

und dem Innersten

im Äußersten.

Nach

dem Selbst im Nicht-Selbst

und dem Nicht-Selbst

im Selbst.

Selbstbildnis

anfangs

wie

ein perfektes

und

täuschend

echtes

Hologramm

und später

nur noch

wie ein

verwaschener

Schatten

gleich

einem auf

die Leinwand

gezitterten

Riss

über

irgendeinem

Namen

meinem

Relation

Mehr

entsprungen

als

gewachsen

mehr verflossen

als

geerdet

mehr gemündet

als

versteinert

mehr entflammt

als

befeuert

mehr gesprochen

als

verschwiegen

mehr geteilt

als

verstanden

mehr vertraut

als

verwunden

mehr gezehrt

als

genossen

mehr gebangt

als

gemieden

mehr gewagt

als

untersagt

Offene Gesellschaft

Oder leben

und leben lassen

Und nur

weil ich eine Besonderheit

eine persönliche Orientierung

eine Lebensart

eine Weltanschauung

eine Tradition

eine religiöse Praxis

eine sprachliche Wendung

eine gesellschaftliche

Strömung

Voll und ganz

akzeptiere

Muss ich sie

noch lange nicht teilen

Oder gar besonders

gut finden

müssen

Teil I

Erwache und beziehe Position!

Legitimation der Kunst, der Literatur, der Musik, der Poesie

Denn die Wahrheit lässt sich nur zeigen oder beschreiben, indem man sie verzerrt oder verstellt. Am besten mit allem, was Sprache und Logik unserer Zivilisation hergibt. Und was sich Realität nennt. Was wir Realität nennen.

Getüftelt

Die Ingenieure sagen, nicht die Dämmung von Vierzigmillionen Gebäuden, sondern die Speicherung sollte beim Hausbau in Zukunft den Vorrang haben. Sie denken daran die Energie des Sommers über spezielle Akkus in der Fassade zu speichern und im Winter in Form von Heizung wieder abzugeben.

So muss keinerlei zusätzliche Energie produziert werden.

Schade, dass unser Körper in seinen Zellen die unerträgliche Hitze dieses Sommers nicht schon für den kommenden Winter speichern kann. Hier könnte die Evolution in ihrer weiteren Entwicklung, wenn unsere Spezies Glück hat, noch mal einen Sprung machen.

Zerstoben

Wie schön

die Welt doch

sein kann

wenn

die Sonne aufgeht

der Milchmann

die Flaschen

vor die Tür

der Zeitungsjunge

die Presse

über den Zaun

die Mutter

nebenan bereits

den Tisch deckt

ihre Kinder gleich

zur Schule

aufbrechen

ihre Freunde

treffen

vielleicht sogar

die Liebe

fürs Leben

warum ertrage

ich es nicht

wenn etwas

heil ist

Kompass

Und

falls ich

mal

keinen habe

vielleicht

irgendeinen

Hinweis

der

die Richtung

anzeigt

oder

was Jesus

dazu

sagen würde

Bildungsauftrag

Der alte König sagte zum Hofmarschall: Du musst die Kinder nicht mit sinnlosem Wissen quälen. Du musst die Sehnsucht nach dem Meer wecken, dann kommt der Wille und die Lust zu lernen, wie man Schiffe baut und damit segelt, von ganz allein.

Oder anders gesagt, der Mensch kann sich immer nur nach etwas sehnen, das er kennt, das er schon mal gesehen, gehört, berührt oder geschmeckt hat.

In einer demokratischen Gesellschaft sollte jedes Kind, auch das ärmste, Zugang haben, zu allem, was die Welt an edlen Genüssen zu bieten hat. Es müsste in der Schule erleben dürfen, wie es sich anfühlt, die Dinge zu besitzen oder zu teilen, mit denen die Reichen und Schönen sich umgeben. Wie sie wohnen. Was sie essen. Wie sie reisen.

Dann hätten wir sehr schnell eine völlig andere Debatte über Partizipation. Eine Debatte über die Gesetzte der Ökonomie und die Verteilung des Wohlstands, an der zum ersten Mal auch Menschen aus den unteren Schichten der Bevölkerung mitreden können.

Wenn das auch nichts hilft, dann weiß ich’s nicht.

Verhaftet

Eine verzweifelte Mutter schreibt mir: