Haus der Hüterin: Band 9 - Die Fremden - Andrea Habeney - E-Book + Hörbuch

Haus der Hüterin: Band 9 - Die Fremden E-Book und Hörbuch

Andrea Habeney

4,8

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Beschreibung

Überall auf der Erde dringen Unbekannte in neutrale Häuser ein und töten deren Hüter. Schwebt auch Rylee in großer Gefahr? Zumal sie nicht weiß, wie die Fremden den magischen Eid umgehen, den jeder Gast leisten muss. Sie und ihre neue Haushälterin Maj verschanzen sich vorsichtshalber in Securus Refugium, sind dadurch aber von jeder Hilfe von außen abgeschnitten. Doch plötzlich steht ein Fremder mitten in ihrer Küche ... Und im ersten Stock ertönen Geräusche ... "Die Fremden" ist Band 9 der Fantasy-Serie "Haus der Hüterin" von Andrea Habeney. Band 1 "Das Erbe", Band 2 "Das Erwachen", Band 3 "Das leere Bild", Band 4 "Das Portal", Band 5 "Der Verrat", Band 6 "Der verschwundene Schlüssel", Band 7 "Die Hochzeit" und Band 8 "Die Rettung" liegen ebenfalls bei mainbook vor. Weitere Bände folgen ...

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Seitenzahl: 163

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Zeit:4 Std. 0 min

Sprecher:Barbara Bišický-Ehrlich

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Das Buch

Überall auf der Erde dringen Unbekannte in neutrale Häuser ein und töten deren Hüter. Schwebt auch Rylee in großer Gefahr? Zumal sie nicht weiß, wie die Fremden den magischen Eid umgehen, den jeder Gast leisten muss.

Sie und ihre neue Haushälterin Maj verschanzen sich vorsichtshalber in Securus Refugium, sind dadurch aber von jeder Hilfe von außen abgeschnitten. Doch plötzlich steht ein Fremder mitten in ihrer Küche … Und im ersten Stock ertönen Geräusche …

„Die Fremden“ ist Band 9 der Fantasy-Serie „Haus der Hüterin“ von Andrea Habeney. Band 1 „Das Erbe“, Band 2 „Das Erwachen“, Band 3 „Das leere Bild“, Band 4 „Das Portal“, Band 5 „Der Verrat“, Band 6 „Der verschwundene Schlüssel“, Band 7 „Die Hochzeit“ und Band 8 „Die Rettung“ liegen ebenfalls bei mainbook vor. Weitere Bände der Serie folgen.

Zudem gibt es die Bände 1-3 und 4-6 als Sammelband-Taschenbuch (ISBN9783946413455 und ISBN9783947612062). Weitere Taschenbuch-Sammelbände werden folgen …

Die Autorin

Andrea Habeney, geboren 1964 in Frankfurt am Main, in Sachsenhausen aufgewachsen. Nach dem Abitur studierte sie in Gießen Veterinärmedizin. 1997 folgte die Promotion. Bis 2013 führte Andrea Habeney im Westen Frankfurts eine eigene Praxis. Heute arbeitet sie als Tierärztin für eine Pharma-Firma.

Als Autorin hat sie sich einen Namen gemacht mit ihrer Frankfurter Krimi-Reihe um Kommissarin Jenny Becker: „Mörderbrunnen“ (Frühjahr 2011), „Mord ist der Liebe Tod“ (Herbst 2011), „Mord mit grüner Soße“ (April 2012), „Arsen und Apfelwein“ (2013), „Verschollen in Mainhattan“ (2014), „Apfelwein trifft Weißbier“ (Oktober 2015) und „Abgetaucht“ (November 2017).

Zudem hat Andrea Habeney zwei weitere Fantasy-E-Books bei mainbook veröffentlicht: „Elbenmacht 1: Der Auserwählte“ und „Elbenmacht 2: Das Goldene Buch“.

eISBN 978-3-947612-32-1

Copyright © 2019 mainbook Verlag

Alle Rechte vorbehalten

Lektorat: Gerd Fischer

Covergestaltung: Olaf Tischer

Coverbild: © Christian Müller - fotolia

Auf der Verlagshomepage finden Sie weitere spannende Taschenbücher und E-Books www.mainbook.de

Andrea Habeney

Haus der Hüterin

Band 9: Die Fremden

Fantasy-Serie

Inhalt

Das Buch

Die Autorin

Haus der Hüterin 9

„Wie meinen Sie das?“, fragte Rylee, die Hüterin des neutralen Hauses Securus Refugium, verblüfft. „Den Planeten Porcaro gibt es gar nicht?“

Vor Kurzem hatten zwei merkwürdige Fremde bei ihr Station gemacht und Porcaro als Heimatplaneten angegeben. Sie hatten viele Fragen gestellt und waren kurz darauf mit unbekanntem Ziel abgereist.

„Es ist kein Planet dieses Namens bekannt“, bestätigte Zimmermann, Mitarbeiter der Gesellschaft, die die Gasthäuser für intergalaktische Reisende verwaltete. „In der Hoffnung, herauszufinden, woher sie stammen, haben wir die Portalmagier um Hilfe gebeten, doch ohne Erfolg. Die Fremden haben das Portal in Aldibaran zwar benutzt, dort sind jedoch keine Informationen über ihre Abreise gespeichert.“

„Aber wie kann das sein? Hat jemand die Daten verändert?“

Zimmermann fuhr sich durch die Haare, die sich langsam zu lichten begannen. „Es sieht ganz so aus, als hätte jemand die Software der Portale gehackt. Ich muss Ihnen nicht erklären, was für eine Katastrophe das ist.“

Rylee wurde es kalt. Sie hatte sofort gespürt, dass mit dem seltsamen Paar etwas nicht stimmte. Sie hatten unzählige Fragen über die Erde gestellt und waren besonders neugierig geworden, als sie von der Existenz des Lebenden Baums erfahren hatten. Er schien ihnen Angst gemacht zu haben, genauso wie das Feuer im Grill, auf dem Rylee das Abendessen zubereitet hatte.

„Bis jetzt haben sie aber nichts verbrochen, außer dass sie sich seltsam verhalten und einen falschen Heimatplaneten angegeben haben?“, vergewisserte sie sich.

„Nein“, bestätigte Zimmermann. „Aber es ist in höchstem Maße verdächtig, dass ihre Angaben falsch waren. Sie können sich vermutlich vorstellen, dass es da draußen alle möglichen Spezies gibt, die großes Interesse hätten, fremde Planeten zu besetzen, weil ihre eigenen überbevölkert oder alle Ressourcen erschöpft sind.“

„Ich verstehe“, sagte Rylee langsam. „Sind sie denn noch auf der Erde oder wurde irgendwo eine Abreise registriert? Durch die Portale werden sie vermutlich nicht abgereist sein, aber im Weltraumflughafen werden Ausreisen doch dokumentiert.“

„Sie könnten von einem nicht angemeldeten Raumschiff abgeholt worden sein. Es hilft nichts, wir werden Behörden, genauer gesagt die AAFEE, einschalten müssen. Wobei ich vermute, dass sie schon Wind von der Angelegenheit bekommen haben.“

Rylee dachte an den Besuch des unfreundlichen Oberst Müller vom Auswärtigen Amt für extraterrestrische Einreisen zurück, der verlangt hatte, im Interesse der Sicherheit über alle Portalreisen informiert zu werden.

„Vielleicht waren sie hier, um uns auszuspionieren, wurden aber durch die Magie des Hauses und des Baumes abgeschreckt und sind längst auf der Suche nach einem anderen Planeten“, überlegte sie. „Trotzdem: Kann ich irgendetwas tun?“

„Nur Augen und Ohren offen halten. Bitte informieren Sie mich sofort, wenn noch einmal ein in irgendeiner Weise verdächtiger Gast eintrifft.“

„Natürlich“, versprach Rylee. Da fiel ihr etwas ein. „Ich habe Aufnahmen von ihnen.“

„Was? Wie das?“

Rylee berichtete ihm von dem jungen Squatch namens Squeech, der sich mit Computern und Technik aller Art bestens auskannte und ihr im Gegenzug für Unterkunft und Logis das Haus mit einem Überwachungssystem ausgestattet hatte.

„Aber das ist ja fantastisch!“, begeisterte sich Zimmermann. „Wenn Sie mir die Aufnahme zur Verfügung stellen, gebe ich sie an Oberst Müller weiter. Vielleicht erweist sich die ganze Angelegenheit ja als harmlos. Aber wenn nicht …“

„Natürlich“, antwortete Rylee, wenn auch mit einigem Unbehagen. Immerhin garantierte sie normalerweise für die Privatsphäre ihrer Gäste. Andererseits hatten diese Besucher bewusst falsche Angaben gemacht und ihr Vertrauen so verspielt. Sie lief rasch nach oben in das Büro, in dem Squeech sozusagen die Schaltzentrale eingerichtet hatte. Auf einen Stick speicherte sie einige Bilder der beiden Besucher, wobei sie darauf achtete, dass weder andere Gäste noch Einzelheiten des Hauses darauf zu sehen waren. Nur wenige Minuten später drückte sie Zimmermann den Stick in die Hand.

„Fantastisch!“, erklärte er und stand auf. „Ich werde es sofort weiterleiten. Nochmals meinen herzlichen Dank und meine Glückwünsche!“

Rylee war es erst kürzlich gelungen, die Verbrecherin Adriana auf einem unwirtlichen Planeten aufzuspüren und von ihr ihren Schlüssel, Symbol ihrer Stellung als Hüterin und Verbindungsglied zu ihrem Haus Securus Refugium, zurückzuholen. Dabei hatte sie auch ein Haus, das von Adriana unterworfen und gequält worden war, gerettet, seine Essenz mitgebracht und an Zimmermann übergeben. Eine junge Hüterin namens Sassi, die ihr eigenes Haus bei einem Brand verloren hatte, würde sich seiner annehmen und mit ihm auf ihrem Heimatplaneten eine neue Existenz aufbauen.

Die Rettungsmission hatte Rylee einen weiteren Diamanten eingebracht, sodass sie jetzt fünf besaß.

Nachdenklich setzte sie sich auf die Veranda vor der Küche. Zimmermann war vor einer Stunde gegangen, und seitdem dachte sie ununterbrochen über die Fremden nach. Der Abend war mild und ein leichter Wind brachte die Gerüche von Geißblatt und Flieder. Seit der Schlüssel wieder an der Kette an ihrem Gürtel hing, spürte sie alles viel intensiver. Die Gegenwart von Securus Refugium, den wachen Geist des Lebenden Baums hinten im Garten, die Pflanzen und Tiere und die äußeren Begrenzungen des Grundstücks. Irgendwann gesellte sich ihre Tante Tanita zu ihr und reichte ihr schweigend ein Glas Wein. Einträchtig tranken sie und schauten dabei in den üppig blühenden Garten.

„Hast du eigentlich das Haus wieder für Gäste freigegeben?“

Rylee nickte. „Gleich nach unserer Rückkehr. So gerne ich auch ein bisschen verschnauft hätte.“

„Gut“, antwortete Tanita und ließ ihren Blick über die Büsche und Sträucher an der Begrenzungsmauer schweifen. Doch sie wirkte merkwürdig angespannt.

„Was ist?“, fragte Rylee und setzte hinzu. „Habe ich dir eigentlich schon genug gedankt?“

Ihre Tante winkte ab. „Gerne geschehen. Wir sind Familie. Und alles ist gut gegangen. Mehr als gut. Die Verbrecher sind tot, und wir konnten sogar ein Haus retten!“

„Aber dich beschäftigt doch etwas?“, hakte Rylee nach.

„Morgen muss ich abreisen. Es gibt nur ein kurzes Zeitfenster und es ist das einzige für Wochen. Ich würde wirklich gerne länger bleiben, aber …“ Ihre Stimme hatte einen sehnsüchtigen Klang angenommen.

Rylee hob abwehrend die Hände. „Natürlich musst du abreisen. Du vermisst deinen Mann und dein Haus und deinen Lebenden Baum! So gerne ich dich hier behalten würde … Es war toll mit dir. Du hast mir so viel geholfen!“ Traurig fügte sie hinzu: „Schade ist, dass wir nur alle paar Wochen mailen können.“

„Irgendwann wirst du mich besuchen“, tröstete Tanita. „Oder ich komme wieder her.“

Sie saßen einige Minuten schweigend beisammen. Dann lächelte Tanita. „Ich habe ein Abschiedsgeschenk für dich. Ich hole es rasch.“

Kurz darauf kam sie zurück und hielt Rylee eine kleine Plastikschale hin, die mit einer undurchsichtigen Folie verschweißt war, ähnlich wie die Behälter, die man zum Mitnehmen von Speisen bei manchen asiatischen Restaurants bekam. „Darum hatte ich dich gestern gebeten, mir das Portal nach Aldibaran zu öffnen“, erklärte sie und fügte aufgeregt hinzu. „Los, mach auf!“

Neugierig zog Rylee an einer Ecke der Folie, und ein himmlischer Geruch stieg auf.

Sie schnupperte. „Was ist das?“

Tanita lächelte breit. „Das beste Gemüse der Welt, eine Kalrubi-Knolle. Sie wird nur sehr selten angebaut, weil sie besondere Ansprüche an den Boden stellt und täglich drei Mal gegossen werden muss. Außerdem braucht sie exakt drei Stunden Sonne und eine Stunde Regen und bevor du fragst: Sie lässt sich nicht in einem Gewächshaus unter künstlichen Bedingungen ziehen. Du kannst daraus alles kochen, was dir einfällt, Gemüse, Aufläufe, Suppen. Sogar als Nachtisch wird sie serviert.“

„Sie muss unglaublich teuer sein“, war das Erste, das Rylee dazu einfiel.

Tanita lachte. „Ich hatte noch den einen oder anderen Gefallen gut. Los, hol ein leeres Bild!“

Rylee sprang auf, bückte sich dann aber noch einmal hinunter und umarmte ihre Tante. „Danke“, sagte sie und wischte sich eine kleine Träne aus den Augen.

Auch Tanita schien gerührt. „Los jetzt“, sagte sie und wedelte mit der Hand.

Rylee holte eines der magischen Bilder aus dem Portalraum, wo sie sie damals, als sie das Haus übernommen hatte, gefunden hatte und immer noch aufbewahrte. Sie konnte sie auf ein Gericht eichen und dieses bei Bedarf jederzeit aus dem Bild ziehen. So hatte sie auch für außergewöhnliche Gäste immer einen Vorrat an Nahrungsmitteln. Fast alle Bilder waren noch leer und sie würde sich bald intensiv darum kümmern müssen, sie zu eichen. Sie legte die Knolle, die wie eine Mischung aus Kohlrabi und Rosenkohl aussah, allerdings eine eher rosa Farbe hatte, auf das Bild und sie verschwand. Rylee war sich nicht sicher, wie die Magie funktionierte. Schufen die Bilder die Lebensmittel aus dem Nichts oder transportierten sie sie von irgendwo her? Aber dann müssten sie ja an einem anderen Ort verschwinden. Sie würde die Eidolaner, die ihr die Bilder zur Verfügung gestellt hatten, fragen.

Tanita holte sie aus diesen Überlegungen. „Der Gedanke, dass du hier alleine bleibst und die ganze Arbeit machen musst, behagt mir gar nicht. Ich werde meine Haushälterin fragen, ob sie jemanden kennt, der dir als Hilfe, insbesondere als Köchin, zur Hand gehen kann. Du könntest auch eine Stellenanzeige aufgeben. Du hast inzwischen so hohe Einnahmen, dass du es dir locker leisten kannst.“

„Ich soll jemanden einstellen? Ich weiß gar nicht, wo ich suchen sollte und worauf man da achten muss.“ Rylee dachte einen Moment darüber nach.

„Es müsste jemand sein, der sich mit Außerirdischen auskennt, also kommt von der Erde schon mal niemand in Frage. Höchstens jemand, der in einem der anderen Häuser gearbeitet hat.“

„Im Universum gibt es viele, die Arbeit suchen“, erklärte Tanita.

„Und wie finde ich jemand Geeigneten? Ich weiß nicht mal, wie ein Arbeitsvertrag aussieht.“ Sie schüttelte sich. „Das traue ich mir nicht zu.“

„Auf Aldibaran gibt es ein Online-Stellenportal. Du kannst entweder selbst inserieren oder nachsehen, wer eine Stelle sucht.“ Tanita verzog das Gesicht. „Es ist wirklich zu dumm, dass ich morgen abreisen muss. Aber Emily ist doch bald zurück. Als ehemalige Herrscherin eines ganzen Planeten kennt sie sich sicher perfekt mit Personalangelegenheiten aus.“

Da konnte Tanita recht haben. „Ich werde sie fragen“, erklärte Rylee.

Doch die Angelegenheit ließ Rylee keine Ruhe, und Geduld zählte sowieso nicht gerade zu ihren Stärken. „Wir könnten uns diese Stellenbörse noch gemeinsam anschauen“, schlug sie vor. „Und zwar jetzt!“

Wenige Minuten später beugten sich beide über Rylees Laptop und klickten sich durch die Menüs, bis sie die Seite mit den Stellengesuchen gefunden hatten.

„Was bitte ist ein Flokurist?“

„Das ist jemand, der sich mit Pflanzen verschiedener Welten auskennt. Ein interstellarer Gärtner sozusagen.“

„Aha.“ Rylee überflog weitere Anzeigen. „Das sind ja Hunderte. Was um alles in der Welt ist ein Tcachachi?“

„Ein Leibwächter, der in der Lage ist, Gifte zu erkennen“, sagte Tanita ernst. „Eine seltene Fähigkeit, die hoch bezahlt wird. Ein Wunder, dass derjenige überhaupt hier inseriert. Man reißt sich um sie.“

Dann deutete sie auf den Bildschirm. „Du kannst sortieren. Da gibt es einen Unterpunkt ‚Hauswirtschaft‘.“

Beide lasen eine Zeitlang schweigend.

„Weißt du“, setzte Tanita fort. „Es wäre gut, wenn du eine Hilfe einstellen würdest, die auch das Haus beschützen kann. Mir gefällt diese Sache mit den angeblichen Porcarianern gar nicht.“

Rylee sah sie besorgt an. „Vielleicht steckt gar nichts dahinter.“ Neben ihrem Stuhl ertönte ein tiefes Grollen. Rylee sah zu Boh, ihren Werkater, und lächelte. „Ich habe nicht vergessen, dass du mich beschützt!“

Sie streichelte ihn einen Moment lang und wechselte dann das Thema. „Diese vielen Angebote überfordern mich. Vielleicht sollte ich selbst eine Anzeige aufgeben. Aber was schreibe ich? Und was biete ich als Lohn?“

„Das ist einfach“, erklärte ihre Tante. „Schau, es gibt eine Liste mit Gehaltsempfehlungen und einen Umrechner in die allgemeine Handelswährung. Ich würde das Angebot niedrig ansetzen. Schließlich suchst du ja keinen Sternekoch und bietest freie Kost und Logis und Portalnutzung.“

Kurz entschlossen tippte Rylee eine knappe Anzeige und sandte sie an das Anzeigenportal. Dann lehnte sie sich zurück. „Ich bin müde“, seufzte sie. „Die letzten Tage waren anstrengend.“

Doch es war Tanitas letzter Abend auf der Erde. Sie tranken auf der Terrasse noch einen Wein und sprachen über die gemeinsam verbrachte Zeit.

Früh am anderen Morgen frühstückten sie zusammen und kurz nach acht betrat Tanita das Portal, das sie in die Nähe ihrer Heimatwelt bringen sollte. Den Rest des Weges würde sie mit einem Raumschiff zurücklegen müssen.

Nachmittags saß Rylee in der Küche und genoss die erste Pause des Tages. Irgendwann schreckte sie das Klingeln des Telefons aus ihren Gedanken. Es gab wenige Personen, die auf ihrem Festnetz anriefen. „Vlad“, war das Erste, das ihr mit einer Mischung aus Freude und Schrecken durch den Kopf schoss. Doch es war ihr Freund, der Schamane Stephan. Nachdem Vlad, der Jahrhunderte alte Vampir, der in den Geschichtsbüchern als Dracula geführt wurde, sie so rüde zurückgewiesen hatte, hatte sie sich in ihrer Verletztheit für eine kurze Zeit Stephan als Partner vorstellen können. Immerhin hatte er von Anfang an durchblicken lassen, dass sie ihm als Frau gefiel. Dann hatte er ihr jedoch aus heiterem Himmel seine Verlobte vorgestellt, von der Rylee vorher noch nie ein Wort gehört hatte. Obwohl ihr Interesse an Stephan nicht echt gewesen war, hatte sie sich doch gedemütigt gefühlt. Vielleicht war ihr deshalb seine Verlobte so unsympathisch vorgekommen.

Stephan erkundigte sich nach ihrem Befinden, und Rylee fragte der Höflichkeit halber nach seiner Verlobten.

„Ich hätte dir früher von ihr erzählen sollen“, bekannte er mit einem Anflug von Verlegenheit.

„Aber nein, wieso denn?“ Rylee konnte nicht verhindern, dass ihre Stimme kühl klang. „Das ist doch deine Privatsache.“

Es war einen Moment still am anderen Ende der Leitung. „Na gut. Und sonst? Hast du Gäste? Tanita ist noch da, oder?“

„Leider ist sie heute Morgen abgereist. Das Haus ist seit heute Nachmittag leer. Heute Morgen war eine ganze Schulklasse aus Aldibaran da, die einen Studien-Ausflug ans Meer machen wollten. Ich kann dir sagen … Es hat eine Stunde gedauert, bis alle ihr Essen hatten. Dabei habe ich nur Sandwiches zubereitet.“

Stephan lachte leise. „Du brauchst eine Hilfe. Kommt Emily bald zurück?“

„In ein paar Tagen, glaube ich. Aber dann wird sie als frisch gebackene Braut auch nicht viel Zeit haben. Ich habe eine Anzeige aufgegeben und morgen kommen einige Bewerber, um sich vorzustellen.“

„Wirklich? Hast du die Stellenbörse auf Aldibaran benutzt?“

„Genau die. Tanita hat mir von ihr erzählt. Ich bin echt gespannt.“

„Sei vorsichtig. Soll ich lieber zu dir kommen? Wer weiß, wer sich da alles vorstellt.“

Rylee wollte schon erfreut zusagen, erinnerte sich dann jedoch, dass sie sich entschlossen hatte, selbstständiger zu werden. „Das ist wirklich nett von dir. Aber ich bekomme das schon hin. Das Haus passt auf mich auf und dann ist da auch noch Boh. Und so ganz wehrlos bin ich ja auch nicht.“

„Du hast recht“, sagte er bedauernd. „Du brauchst mich tatsächlich nicht mehr. Trotzdem … Melde dich, wenn etwas ist.“

Rylee versprach es und legte dann auf. Sie zuckte zusammen, als ein Poltern aus dem oberen Stock ertönte. Schnell fühlte sie in Gedanken nach der Präsenz des Hauses, konnte aber keine Sorge spüren. Trotzdem ging sie nach oben und öffnete nacheinander die Türen aller Zimmer. Zuletzt kletterte sie auf den Dachboden, auf dem sich noch immer Truhen und Kisten mit unbekanntem Inhalt befanden. Sie drückte auf den Schalter der Deckenbeleuchtung, doch nichts geschah. Sie musste wohl die Birne austauschen. Aber das konnte bis morgen warten. „Boh?“, fragte sie leise. Vielleicht war er hier oben gewesen und hatte etwas herunter geworfen. Kurz darauf erschien er hinter ihr auf der Treppe und rieb sich an ihrem Bein.

„Alles in Ordnung mit dem Haus? Irgendjemand hier, der nicht her gehört?“

Doch Boh schaute sie nur an und schnurrte, als wäre er irgendeine gewöhnliche Hauskatze.

Rylee seufzte. „Na gut, anscheinend nichts, worüber ich mir Sorgen machen müsste.“

Sie stieg hinunter in den ersten Stock und machte sich auf den Weg in ihr Schlafzimmer.

Am nächsten Morgen saß sie am Laptop und nahm Reservierungen entgegen, als der erste Bewerber sich anmeldete. Wenige Minuten später war sie im Kellerraum und gab das Portal für ihn frei. Bevor sie sehen konnte, wer aus dem Rahmen trat, machte sich ein unerträglicher Gestank im Raum breit. Rylee musste würgen und presste sich die Hand vor den Mund.

Aus dem Portal stieg eine vierschrötige Frau, deren kurze Arme an einem Körper saßen, der stark an einen Baumstrunk erinnerte. Auch ihre Beine, die unter dem sackartigen blauen Kleid hervorschauten, waren säulenartig, und die riesigen Füße steckten in einer Art Turnschuhe. Ihr Kopf war krötenartig, aber gleichzeitig auch vage menschlich.

Sie starrte Rylee aus hervorquellenden Augen an und streckte die Hand aus. „Ich bin Frox.“ Sie sah sich um. „Schön haben Sie es hier!“

Rylee kämpfte immer noch gegen ihre Übelkeit an. Sie schluckte den Speichel, der sich in ihrem Mund sammelte, herunter und versuchte ein Lächeln.

„Ich bin Rylee, die Hüterin dieses Hauses. Bitte kommen Sie mit nach oben.“

Die Frau folgte ihr aus dem Portalraum in den Gang, der zur Treppe führte. Sie lief schwerfällig und beäugte die Stufen mit äußerstem Missfallen.

„Treppen steigen liegt mir nicht sonderlich“, stellte sie fest.

Rylee drehte sich zu ihr um. „Wie wollen Sie denn dann ein dreistöckiges Haus putzen?“

„Meine Begabung liegt sowieso mehr beim Kochen. Aber was ist mit Ihnen? Sie sind ganz grün im Gesicht.“

Rylee versuchte, langsam und ausschließlich durch den Mund zu atmen. „Das liegt am Geruch.“

„Geruch?“ Die Frosch-Frau schnupperte. „Ich rieche gar nichts.“

Sie sah Rylee merkwürdig an, als hätte diese Halluzinationen. Der faulige Geruch waberte um sie herum wie eine Wolke. Rylee wunderte sich, dass sie ihn nicht sehen konnte, so intensiv wie er zu riechen war.

„Also ich brauche schon jemanden, der sich auch um die Zimmer und den Garten kümmert.“ Rylee würgte und drehte sich weg. „Entschuldigen Sie.“

„Bitte nehmen Sie es mir nicht übel“, sagte die Frau und umklammerte ihre Handtasche. „Aber ich finde Sie sehr seltsam. Ich glaube nicht, dass ich hier arbeiten möchte.“