Heilen mit Cannabis -  - E-Book

Heilen mit Cannabis E-Book

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Beschreibung

Medizinisch verwendetes Cannabis ist ein effektives Heilmittel, das in Volksmedizin-Systemen seit Urzeiten weltweit zum Einsatz kommt. Die Bandbreite der mit Hanf behandelbaren Krankheiten, Symptome und Leiden ist besonders umfangreich. Keine andere dem Menschen bekannte Pflanze weist ein so vielschichtiges Wirkspektrum auf wie Cannabis - und das, ohne signifikante Nebenwirkungen herbeizuführen. Nicht zuletzt aus diesem Grund bevorzugen immer mehr Patienten, Ärzten, Therapeuten, Pharmazeuten und Pharmakologen Arzneien auf der Basis von Cannabis und Cannabinoiden. Nach Jahrzehnten der Repression und des Kriegs gegen Drogen etabliert der Hanf sich heute allmählich erneut als nutzbringende Arznei; in vielen Ländern ist er bereits wieder legalisiert worden. Das Buch fasst die aktuellen Daten und Fakten zu Cannabis und den Cannabinoiden als Heilmittel zusammen, beleuchtet den wissenschaftlichen Status quo, informiert über die diversen Zubereitungs- und Einnahmeformen und bietet damit eine gut verständliche Übersicht, die auch dem Arzt hilfreiche Dienste leisten kann. Aus dem Französischen übersetzt.

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MICHKA (Hrsg.)

Heilen mit Cannabis

Mit Beiträgen von Franjo Grotenhermen, Jorge Cervantes, Raphael Mechoulam, Robert Connell Clarke, Manuel Guzman und anderen.

Impressum

Nachtschatten Verlag AG

Kronengasse 11

CH-4500 Solothurn

Tel: 0041 32 621 89 49

Fax: 0041 32 621 89 47

[email protected]

www.nachtschatten.ch

© 2018 bei den Autoren

© 2018 Nachtschatten Verlag

Aus dem Englischen und Französischen übersetzt von Albert Rutz und Laurence Gradoz.

Die Originalausgabe dieses Titels „Se soigner avec le cannabis“ sowie dessen englische Übersetzung „Healing with Cannabis“ erschienen 2017 im Verlag Mama Éditions.

Projektbetreuung: Markus Berger

Korrektorat: Inga Streblow

Layout und Umschlaggestaltung: Sven Sannwald

Druck: Druckerei & Verlag Steinmeier & Co. KG, Deiningen

ISBN: 978-3-03788-567-3

eISBN: 978-3-03788-575-8

Alle Rechte der Verbreitung durch Funk, Fernsehen, fotomechanische Wiedergabe, Tonträger jeder Art, elektronische digitale Medien und auszugsweiser Nachdruck sind nur mit Genehmigung des Verlags erlaubt.

Inhaltsverzeichnis

HEILEN MIT CANNABIS

1. Medizinisches Cannabis - von gestern bis heute

Indischer Hanf - ein Allheilmittel

Problematische Dosierung

Morphium als Konkurrenz

Das Ende einer Ära

Cannabis-Verbot

Eine zufällige Wiederentdeckung

Ein halbes Jahrhundert Forschung

Cannabinoide

Wie nimmt man CBD ein?

Bessere Wirksamkeit aller Pflanzeninhalte

Synthetische Moleküle versus natürliche Moleküle

2. Vom Bhang zum Pflaster: Die verschiedenen Möglichkeiten, Cannabis aufzunehmen

Inhalieren

Der Joint

Die Pfeife

Die Bong

Dab oder Dabber

Die E-Zigarette

Trinken

Bhang

Die Urtinktur

Kräutertee

Roher Cannabissaft

Essen

Fett-Extrakt (oder Cannabis-Butter)

Majoun

Kaugummi

Kapseln

Hanfsamen-Öl

Aufnahme über die Haut

Wickel und Umschläge

Das Pflaster

Der Mundspray

Das Zäpfchen

Das Vaginalei

3. EINSATZGEBIETE

Übelkeit und Erbrechen

Appetitlosigkeit und Auszehrung

Spastik

Tourette-Syndrom und andere Bewegungsstörungen

Schmerzbehandlung

Juckreiz

Glaukom

Epilepsie

Asthma

Abhängigkeit und Entzugssymptome

Psychiatrische Symptome

Hyperaktivitätssyndrom/ADHS

Morbus Alzheimer

Autoimmunerkrankungen, Entzündungen und Allergien

Verschiedenes, gemischte Syndrome

4. Neue Cannabinoid-Medikamente auf dem Markt

Das Endocannabinoid-System

Eine neuroprotektive Rolle

Reduzierung von Krebstumoren

Die Medikamente von morgen

Aktuelle Forschung

5. Verfügbare Medikamente

Medizinisches Cannabis, abgeleitete Produkte und Extraktionsderivate

Medizinisches Cannabis anbauen?

Synthetische Cannabinoid-Arzneimittel

Wenige oder gar keine Nebenwirkungen

Schwankender Rechtsstatus

Die rechtliche Lage in 13 europäischen Ländern

6. Zur Geschichte moderner Cannabissorten

Die Einführung der BLD-Sorten

Das Ende der Begeisterung für BLD-Sorten

Medizinisches Cannabis

7. Anbau von medizinischem Cannabis

Anbau im Freien

Vorbereitung des Bodens

Den Anbau vorbereiten

im Frühjahr

Bewässern

Anlegen eines Indoor-Gartens

Licht

Luft

Wasser

Samen

Die Anbaukammer

Boden, Dünger und Bewässerung

Bestimmen des Geschlechts der Pflanzen

Trocknen des Erntegutes

8. Medizinisches Cannabis in den Vereinigten Staaten

Das Bundesgesetz und die Gesetze einzelner Staaten - ein langandauernder Konflikt

Staatliche Unterdrückung

Der Krieg gegen medizinisches Cannabis

Kehrtwende

Am Anfang einer neuen Ära?

Wie funktioniert die legale Verwendung von medizinischem Cannabis?

Medizinisches Cannabis in verschiedenen Formen

Sichere und kontrollierte Produkte

Cannabis zur Unterstützung von AIDS-Patienten

Kalifornien setzt sich gegen das FBI zur Wehr

Kalifornien und die medizinische Verwendung von Cannabis

Staaten, die den Gebrauch von medizinischem Cannabis erlauben

9. Medizinisches Cannabis in Kanada

Kliniken – eine patientenzentrierte Strategie

Medizinische Cannabisforschung in Kanada

Die Situation Anfang 2017

10. Fortschritte in Spanien

Die Situation in Spanien

Cannabinoide und junge Patienten

11. Die holländische Ausnahme

Eine kurze Geschichte der Coffeeshops

Rückschlag

Licht am Ende des Tunnels?

Über die Autoren

HEILEN MIT CANNABIS

Für Millionen von Menschen ist die Behandlung mit Cannabis in den USA, in Kanada, in Israel und in mehreren Ländern Europas und Südamerikas eine Selbstverständlichkeit geworden. In vielen anderen Ländern wird diese alte Medizin immer noch als anrüchig betrachtet. Egal, ob ihre Wirksamkeit durch eine wachsende Anzahl wissenschaftlicher Studien belegt ist, und egal, ob Cannabis bzw. Cannabinoide bereits von großen Laboratorien zur Herstellung von Arzneimitteln genutzt werden, der Gesetzgeber verbietet diese wertvolle Heilpflanze weiterhin. Und das aus Gründen, die oft nichts mit dem Schutz der Gesundheit zu tun haben.

Dieses kleine Buch zielt darauf ab, den aktuellen Wissensstand um die Verwendung dieser Pflanze, die die Medizin nach jahrzehntelanger Verdrängung wiederentdeckt hat, zu überprüfen. Es dokumentiert überdies, dass die Entwicklung und die Erforschung der medizinischen Nutzung von Cannabis oft dem Engagement der Patienten und ihrer Angehörigen zu verdanken ist.

Da die Forschung rasch voranschreitet und sich die Gesetzgebung in vielen Ländern anpasst, ist davon auszugehen, dass medizinisches Cannabis bald von all jenen, die einen gesundheitlichen Nutzen davon erwarten können, genutzt werden kann.

1.Medizinisches Cannabis – von gestern bis heute

Michka

Die Cannabispflanze ist eines der ältesten bekannten Heilmittel, und ihre Anwendungsmöglichkeiten sind äußerst vielfältig. Aber es findet in der Medizin nach wie vor nur selten Verwendung – die Pflanze wird derzeit hauptsächlich zu Erholungs- und Genusszwecken konsumiert.

Aber sollte eine Pflanze unter dem Vorwand, dass sie auch als Genussmittel dienen kann, anderen, deren Gesundheit sie verbessern könnte, vorenthalten werden?

Es stellt sich ohnehin die Frage, wie viele der sogenannten «Freizeit-Konsumenten» sich und ihrer Gesundheit mit dieser Medizin einen Dienst erweisen, ohne dass ihnen das bewusst ist.

Schauen wir uns also an, aus welchen Gründen Cannabis verboten wurde, und wie es in den letzten Jahren wieder dazu kam, dass seine nicht zu leugnende Wirkung als Heilmittel wieder Gegenstand wissenschaftlicher Studien und Forschung wurde.

Indischer Hanf – ein Allheilmittel

In seinen asiatischen Ursprungsregionen galt «Ganja» schon immer als Allheilmittel. Während der kolonialen Eroberungen im 19. Jahrhundert entdeckte dann auch der Westen das medizinische Potenzial der Cannabispflanze, denn es blieb europäischen Ärzten nicht verborgen, dass diese Pflanze zur Behandlung einer ganzen Reihe von Krankheiten eingesetzt werden kann.

So wurde Cannabis jahrzehntelang bei Schmerzen, Krampfleiden, Tetanus, Tollwut, Epilepsie sowie Angina, Husten und Tuberkulose, Asthma, Schlaflosigkeit, Migräne und Appetitlosigkeit verschrieben. Hanfmedizin war darüber hinaus zur Unterstützung des Entzugs bei Alkoholikern und Heroinabhängigen in Gebrauch, ebenso zur Erleichterung der Geburt sowie zur Behandlung von Menstruationsstörungen.

HISTORISCHES

Der französische Arzt Dr. Louis Aubert-Roche wurde während Napoleons Expedition in Ägypten um das Jahr 1798 mit Cannabis bekannt gemacht.

Der Ire Sir William Brooke O‘Shaughnessy, Chemiker und Mediziner, entdeckte den Hanf seinerseits um 1840 in Indien.

J. Russell Reynolds, der Leibarzt von Queen Victoria (1837-1901), verschrieb ihr eine Cannabis-Tinktur, um ihre Menstruationsbeschwerden zu lindern.

GIBT ES EINEN UNTERSCHIED ZWISCHEN HANF UND CANNABIS?

Als der schwedische Naturforscher Carl von Linné 1753 das binäre System der Benennung von Pflanzen und Tieren erfand, verwendete er die noch heute gültige Sprache der Wissenschaft: Latein. In seinem zweibändigen Grundlagenwerk «Species Plantarum» nannte er den Hanf Cannabis sativa L. (wobei das L. für Linné steht).

Die Worte «Hanf» und «Cannabis» – das eine ein deutsches, das andere ein lateinisches Wort – sind daher gleichbedeutend und austauschbar. Einen Unterschied zwischen Hanf und Cannabis gibt es somit nicht.

Mit der UN-Konvention gegen psychotrope Drogen von 1961 wurde Cannabis als «Betäubungsmittel ohne jeglichen medizinischen Nutzen» eingestuft. Seitdem wird die lateinische Bezeichnung der Hanfpflanze in weiten Teilen der Gesellschaft mit etwas Gefährlichem assoziiert – ganz so, als gäbe es zwei verschiedene Pflanzen: den «guten» Nutz- und Faserhanf einerseits und das «schlechte» psychotrope Cannabis andererseits.

Dabei enthalten alle natürlichen Sorten des Hanfs (freilich in sehr unterschiedlichen Anteilen) eine widerstandsfähige Faser (im Stamm), einen großen Nährstoffreichtum (im Samen) und psychoaktive und therapeutische Inhaltsstoffe (im Harz, das hauptsächlich an den Blüten gebildet wird). Alle Sorten sind sich ähnlich (mit bloßem Auge oft nicht voneinander zu unterscheiden), und alle sind untereinander hybridisierbar, das heißt kreuzungsfähig.

Problematische Dosierung

Cannabis wird in Form einer Tinktur verwendet, die durch einen alkoholischen Auszug (Extrakt) der getrockneten Pflanzenteile gewonnen wird. Allerdings enthalten die diversen Pflanzen je nach Herkunft mehr oder weniger Wirkstoffe, so dass die Potenz des Medikaments stark variieren kann. Ist sie zu gering, bringt sie keine Wirkung, ist sie zu hoch, können die Nebenwirkungen störend bis schädlich sein. Bis in die 1960er Jahre hinein war die Dosierung von Cannabismedizin ein Problem, da die Wirkstoffe des Hanfs noch nicht klar identifiziert waren und ohnehin keine standardisierbaren Heilmittel aus den Wildpflanzen gewonnen werden konnten.

Aufgrund der geringen Toxizität der Cannabispflanze verursacht eine Überdosierung von Marihuana oder Haschisch jedoch keine lebensbedrohlichen Komplikationen, sondern schlimmstenfalls einen schweren Angstanfall (meist aufgrund von Kreislaufproblemen), gefolgt von einem tiefen Schlaf. In zehntausend Jahren Kulturgeschichte des Cannabiskonsums hat die Einnahme dieser Pflanze niemals jemanden das Leben gekostet – aber das war für die internationalen Institutionen offensichtlich kein Grund, den Hanf nicht als ein «gefährliches Betäubungsmittel» einzustufen.

INFORMATION

Bis heute sind etwa 800 Sorten von Hanf oder Cannabis bekannt.

Morphium als Konkurrenz

Ende des 19. Jahrhunderts begann sich die Verwendung der gerade neu erfundenen Injektionsspritze allmählich zu verbreiten. Im Gegensatz zum aus dem Schlafmohn isolierten Morphium sind die Inhaltsstoffe des Cannabis nicht wasserlöslich und können deshalb nicht injiziert werden. Deshalb ersetzte Morphium zusehends die Hanfpräparate im Rahmen der Schmerzbehandlung.

Das Ende einer Ära

In Frankreich wurde die Repression gegen die medizinische Verwendung des Hanfs Anfang der 1950er Jahre eingeleitet. Cannabis wurde kurzerhand aus der Pharmakopöe, der offiziellen Liste der Arzneimittel, entfernt und besaß somit plötzlich nicht mehr den Status eines Heilmittels. Die Pflanze und ihre verschiedenen Anwendungen durften fortan von Ärzten nicht mehr verschrieben werden.

Cannabis-Verbot

In der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts wurde der Genuss von indischem Hanf im Westen zunehmend verrufen und als anrüchig verurteilt. Zuvor war der Konsum berauschender Hanfprodukte kein großes Thema gewesen und stillschweigend toleriert worden. Die abendliche Pfeife des Hanfbauern – gefüllt mit seinem «Arme-Leute-Kraut» – wurde damals interessanterweise noch nicht mit indischem Hanf assoziiert.

HISTORISCHES

Der Klub der Haschischesser

Um 1845 gründete der französische Arzt Jacques Joseph Moreau de Tours (1804-1884) in Paris den «Club des Hachichins», den «Klub der Haschischesser», in dem Schriftsteller, Künstler und Wissenschaftler mit Haschisch und anderen psychoaktiven Substanzen experimentierten, um deren Auswirkungen auf Körper, Geist und Kreativität zu erforschen. Zu den prominenten Mitgliedern des Klubs, der etwa fünf Jahre lang existierte, gehörten u.a. Théophile Gautier, Charles Baudelaire und Alexandre Dumas der Ältere.

In den Vereinigten Staaten, damals noch von der Rassentrennung geprägt, erfinden schwarze Musiker eine Musik, die als skandalös gilt (den Jazz) und rauchen Marijuana (ein aus Mexiko stammender Begriff), was beides als eine Bedrohung der etablierten Ordnung angesehen und mit den Nachkommen schwarzer Sklaven und mexikanischer Saisonarbeiter in Verbindung gebracht wird.

Nichtsdestotrotz hatte sich der Cannabiskonsum Ende der 1930er Jahre in gewissen Schichten der amerikanischen Gesellschaft so stark verbreitet, dass der weiße Gesetzgeber sich besorgt zeigte. 1937 wurde deshalb in aller Eile eine Steuer erhoben, die so hoch war, dass sie einem faktischen Verbot gleichkam. Allerdings blieb die gewünschte Wirkung aus.

Die Beatniks, diese in Jazz und Dichtung vernarrten Hitchhikers und Umherziehenden, interessierten sich ebenfalls für Marijuana und trugen dazu bei, dieses über die gewohnten Kreise hinaus zu verbreiten. Hinzu kam die Hippie-Bewegung, die es sogar zu ihrem Emblem erhoben hatte und ihm dazu verhalf, in der weißen Bourgeoisie heimisch zu werden. Zu Beginn der 1970er Jahre wurde Gras populär, hochgehalten von einer Jugend, die forderte, dass man «Liebe mache, und nicht Krieg». Die Eltern geraten in Panik. Die Regierungen ergreifen sofortige Zwangsmaßnahmen und verabschieden prohibitive Gesetze mit strengen Strafen.

In Indien studierte Dr. O’Shaughnessy die Literatur aus neun Jahrhunderten über den Gebrauch medizinischen Hanfs, bevor er ihn selber anwandte und ihn dann mit nach Europa brachte.

Marken mit Steuerstempeln, die nach der historischen Abstimmung zum Marijuana-Steuergesetz von 1937 in Gebrauch waren. Die Steuer war so hoch, dass sie einem faktischen Verbot von Hanf gleichkam. Sie wurde schrittweise in der ganzen Welt erhoben, selbst in Indien, der ursprünglichen Heimat des Hanfs, wo diese Pflanze aber weiterhin ihre traditionelle Rolle in Kultur und Religion spielt.

Hanf, alias Cannabis, eine Art Allheilmittel aus der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts, wurde am häufigsten in Form einer Tinktur (Extrakt von Wirkstoffen durch Einlegen und Aufweichen in Alkohol) verwendet, die über den Mund eingenommen werden konnte.

INFORMATION

In Frankreich wurde das repressive Gesetz mehrfach verschärft. Das Rauchen eines Joints kann mit einer Freiheitsstrafe von einem bis zu fünf Jahren und einer Geldstrafe von bis zu 75.000 Euro belegt werden. Wer Cannabis «in einem günstigen Licht» präsentiert, kann zu fünf Jahren Gefängnis verurteilt werden. So kann die Berichterstattung über mögliche gesundheitliche Vorteile von Marijuana zu einem gefährlichen Unterfangen werden.

INFORMATION

1940 gelingt es dem britischen Nobelpreisträger Alexander Todd und dem Amerikaner Roger Adams eine nicht psychoaktive Marijuana-Verbindung zu isolieren, das sogenannte Cannabidiol, abgekürzt CBD.

Eine zufällige Wiederentdeckung

Wenn man früher kiffte und davon träumte, nach Kathmandu zu reisen, dachte niemand daran, dass diese Pflanze schon seit Urzeiten als Heilmittel verwendet wird. Es war die zufällige Begegnung von Patienten, insbesondere Veteranen des Vietnamkriegs, und Leuten, die zu ihrem Vergnügen Marijuana rauchten, die zur Wiederentdeckung von dessen therapeutischen Tugenden führte, was in den frühen 1970er Jahren Tausende von Studien zur Folge hatte. Die ersten Ergebnisse waren sehr vielversprechend, was der Regierung damals aber gar nicht passte. So wurde 1976 die Cannabisforschung in den Vereinigten Staaten verboten: Die Regierung fand es unangebracht, der Jugend die fragwürdige Botschaft zu vermitteln, welche dem «Teufelskraut» auch nur irgendeinen Nutzen zusprach.

INFORMATION

Heute geben 70 Millionen Europäer an, dass sie mindestens einmal im Leben Cannabis geraucht haben, und 4 Millionen Franzosen sagen, dass sie es regelmäßig konsumieren.

Das Verbot der Cannabisforschung in Amerika wurde in den 1980er und 1990er Jahren und darüber hinaus aufrechterhalten. Das Fehlen von Studien, welche die therapeutische Wirkung von Cannabis belegt hätten, sollte jederman das Gefühl geben, dass diesbezüglich nichts zu erwarten war. Aber Zufallsentdeckungen und Forschungen in anderen Ländern gaben neuen Erkenntnissen Vorschub.

HISTORISCHES

James Burton, GI in Vietnam, entdeckt, dass das Rauchen von Gras ihm wieder die Sehschärfe, die durch ein vererbtes Glaukom beeinträchtigt war, zurückgab. Und Dr. Lester Grinspoon von der Harvard Medical School beschrieb, nachdem er es bei seinem Sohn, der an Leukämie litt, beobachtet hatte, wie die Übelkeit nach einer Chemotherapie schon nach wenigen Zügen Marijuana durch einen gesunden Appetit ersetzt wurde.

Desgleichen haben Patienten berichtet, dass von Multipler Sklerose ausgelöste Krämpfe dank Marijuana spürbar verringert werden können, ja dass sogar die normale Bewegungsfähigkeit wieder erlangt werden kann.

So wird sich die Liste zufällig entdeckter Heilwirkungen von Cannabis vermutlich erweitern und die wissenschaftliche Forschung wieder beleben.

«Wir befinden uns inmitten einer kleinen therapeutischen Revolution, die uns in den kommenden Jahrzehnten in mehreren Bereichen neue Medikamente bringen dürfte.»

Prof. Mechoulam

Ein halbes Jahrhundert Forschung