Heilen mit der Methode Dorn - Dieter Dorn - E-Book

Heilen mit der Methode Dorn E-Book

Dieter Dorn

0,0

Beschreibung

Heilung mit einem Daumendruck: In diesem Buch - längst ein Klassiker! - erklärt und vertieft Dieter Dorn zusammen mit Gerda Flemming die Theorie und Praxis seiner sanften Therapie. Schritt für Schritt zeigen die Autoren auf, wie die Wirbel behutsam zu behandeln sind, was der Patient selber - auch vorübergehend - tun kann und welche Wechselwirkungen zu anderen Regionen des Körpers, zu den Organen und zur Psyche bestehen.

Sie lesen das E-Book in den Legimi-Apps auf:

Android
iOS
von Legimi
zertifizierten E-Readern
Kindle™-E-Readern
(für ausgewählte Pakete)

Seitenzahl: 157

Das E-Book (TTS) können Sie hören im Abo „Legimi Premium” in Legimi-Apps auf:

Android
iOS
Bewertungen
0,0
0
0
0
0
0
Mehr Informationen
Mehr Informationen
Legimi prüft nicht, ob Rezensionen von Nutzern stammen, die den betreffenden Titel tatsächlich gekauft oder gelesen/gehört haben. Wir entfernen aber gefälschte Rezensionen.



Heilen mit der Methode Dorn

Dieter Dorn · Gerda Flemming

Heilen mit derMethode Dorn

Das Praxisbuchfür die sanfte Behandlung vonRücken und Gelenken

Die Ratschläge in diesem Buch sind von den Autoren und vom Verlag sorgfältig geprüft, dennoch kann eine Garantie nicht übernommen werden. Sie erheben nicht den Anspruch, eine evtl. notwendige ärztliche Behandlung zu ersetzen, und es liegt in der Verantwortung des Lesers, darüber zu entscheiden. Eine Haftung der Autoren bzw. des Verlages ist ausgeschlossen.

Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.d-nb.de abrufbar.

Originalausgabe

Copyright © 2003 Lüchow Verlag

in J. Kamphausen Verlag & Distribution GmbH, Bielefeld

Alle Rechte vorbehalten

www.weltinnenraum.de

Lektorat: Dr. Juliane Molitor

Illustrationen: Martin Schulze

Umschlaggestaltung: ReclameBüro, München

Satz: Ingeburg Zoschke

ISBN Print 978-3-89901-334-4

ISBN E-Book 978-3-89901-731-1

Inhalt

Vorwort

Was ist die Methode Dorn und wie arbeiten Dorn-Therapeuten?

Tipps für Therapeuten

Die Wirbelsäule

Wirbelverschiebungen

Die Rückenmarksnerven (Spinalnerven)

So helfen Sie sich selbst

Tipps für Therapeuten

Unterschiedlich lange Beine

Wie kommt es zu unterschiedlich langen Beinen?

Wie kommt es zu Gelenkspaltvergrößerungen?

Das Einrichten der Sprunggelenke

So helfen Sie sich selbst

Das Einrichten der Kniegelenke

So helfen Sie sich selbst

Das Einrichten der Hüftgelenke

So helfen Sie sich selbst

Warum weiß ich nichts von meiner Beinlängendifferenz?

Tipps für Therapeuten

Das Einrichten der anderen Gelenke

So helfen Sie sich selbst

Tipps für Therapeuten

Die Halswirbelsäule

So helfen Sie sich selbst

Tipp für Therapeuten

Der Übergang von der Halswirbelsäule zur Brustwirbelsäule

So helfen Sie sich selbst

Tipps für Therapeuten

Die Brustwirbelsäule

So helfen Sie sich selbst

Tipp für Therapeuten

Die Lendenwirbelsäule

So helfen Sie sich selbst

Tipp für Therapeuten

Becken, Kreuzbein und Steißbein

So helfen Sie sich selbst

Tipps für Therapeuten

Vorbeugung und Selbsthilfe

Nahrung für die Bandscheiben

Massagebehandlung nach Breuß

Einseitigkeit vermeiden

Richtig sitzen, richtig gehen

Hart oder weich – die Rückenmuskeln

Hilfe bei Skoliose

Selbsthilfeübung für die Brust- und Lendenwirbelsäule

Selbsthilfeübung für den Brustkorb

Das Auspendeln

Tipps für Therapeuten

Wann sollte oder darf nicht mit der Methode Dorn behandelt werden?

Was ist ein »guter« Patient?

Wie findet man einen guten Dorn-Therapeuten?

Der Hausaufgabenzettel

Nützliche Hilfsmittel

Rezepte

Das KISS-Syndrom

Die traditionelle chinesische Medizin und die Methode Dorn

Literatur

Adressen

Vorwort

Im Frühjahr 1997 erschien das Buch Die Methode Dorn. Eine sanfte Wirbel- und Gelenktherapie. Seitdem ist viel geschehen: Die sanfte Therapie für Wirbelsäule und Gelenke hat sich in einem Maße verbreitet, das niemand für möglich gehalten hätte. Ausgehend von Süddeutschland, vor allem aus dem Allgäu, ist die Methode Dorn bis hinauf in den hohen Norden und von West nach Ost bekannt geworden. Es kommen auch schon viele Reaktionen aus dem Ausland. Mehrere Bücher und viele Zeitschriftenartikel wurden veröffentlicht, und sogar das Fernsehen hat sich des Themas mehrfach angenommen. Auch die Diplomarbeit einer Hebamme beschäftigt sich mit der Methode Dorn.

Viele Patienten haben Hilfe gefunden – und viele helfen sich selbst. Die Liste der Therapeuten und Anwender ist lang, und Ausbildungsstätten schießen wie Pilze aus dem Boden. Man muss aber leider feststellen, dass es hier wie überall auch schwarze Schafe gibt. Leute, die vielleicht gerade mal einen Crashkurs absolviert haben, halten Vorträge oder bieten Seminare an, ohne selbst ausreichend praktische Erfahrungen mit der Methode gesammelt zu haben. Manchmal kommt es uns vor wie bei dem alten Gesellschaftsspiel »Stille Post«. Sie erinnern sich? Der erste in der Runde flüstert seinem Nebenmann ein Wort oder einen kurzen Satz ins Ohr, dieser gibt das Gehörte weiter, und der Letzte in der Runde spricht dann laut aus, was bei ihm angekommen ist. Manchmal ist das ursprüngliche Wort überhaupt nicht mehr zu erkennen. Bei dem Spiel sorgt dieser Effekt für Spaß und Heiterkeit. Doch wenn es um die Gesundheit geht, ist es besser, sich nicht so sehr auf »Modifiziertes«, »Weiterentwickeltes« und »Verbessertes« zu verlassen, sondern auf das Original zu besinnen.

Auch bei uns gibt es keinen Stillstand. Wer die Methode schon länger kennt, wird die eine oder andere Veränderung bemerken. Beispielsweise haben wir früher beim Richten der Halswirbel mit der einen Hand den Kopf des vor uns sitzenden Patienten bewegt und mit dem Daumen der anderen Hand den entsprechenden Wirbel geschoben. Heute soll der Patient die erforderlichen »Nein«-Bewegungen selbst durchführen. Das ist für die Patienten ein kleiner, aber entscheidender Schritt in die eigene Verantwortung. Der Patient ist aktiv, der Behandelnde hilft. Neue Selbsthilfeübungen wurden entwickelt, bestehende vereinfacht. Auch in unseren Seminaren sind neue Übungen angeregt und entwickelt worden, die wir hier weitergeben.

In diesem Buch sind die Selbsthilfe-Übungen noch genauer beschrieben und noch einfacher dargestellt. Dennoch ist es gut, wenn Sie sich »Ihre« Übung mindestens einmal von einem Dorn-Therapeuten zeigen lassen. Danach sollten Sie jedoch in der Lage und auch bereit sein, die Übung selbständig, vielleicht mit einem Blick in dieses Buch, richtig durchzuführen. Denn erst Ihre Mitarbeit sichert den dauerhaften Erfolg der Behandlung. Deshalb wurde dieses Buch geschrieben.

Während sich das eingangs erwähnte Werk vornehmlich an Praktizierende gerichtet hat, an Ärzte, Heilpraktiker, Physiotherapeuten und andere Ausübende von Heilberufen, wollen wir mit diesem Buch vor allem erreichen, dass Patienten die Methode Dorn noch besser kennen lernen. Aber auch Therapeuten, die schon länger mit der Methode Dorn arbeiten, werden hier sicherlich viele hilfreiche Tipps finden.

Außerdem ist es uns sehr wichtig, dass Sie als Patient selbst beurteilen können, ob Sie an einen seriösen Helfer geraten sind oder ob man Ihnen eher das Geld aus der Tasche ziehen will. Im Kapitel »Wie finde ich einen guten Dorn-Therapeuten« geben wir Ihnen Kriterien an die Hand, die Ihnen bei der Beurteilung helfen können.

Wir wollen Sie als mündigen Patienten ansprechen, der die Verantwortung für seine Gesundheit nicht wie einen Mantel an der Garderobe abgibt, sondern mit uns lernen will, sich selbst zu helfen. Lesen Sie also nicht nur die manchmal unglaublich klingenden Geschichten von den wunderbaren Heilungen, die über die Wirbelsäule möglich sind, sondern lernen Sie auch, sich selbst zu helfen Mit den Übungen, die wir Ihnen vorstellen, können z. B. Sie dafür sorgen, dass Ihre Beine gleich lang bleiben. Sie können lernen, Ihre Gelenke selbst zu richten und Ihre Wirbelsäule zu korrigieren. Und darüber hinaus erfahren Sie, was die Wirbelsäule mit all Ihren anderen Organen zu tun hat.

Theoretische Erläuterungen nehmen in diesem Buch relativ wenig Raum ein. Ausführliche anatomische Erklärungen, aber auch Näheres zu Themen wie der traditionellen chinesischen Medizin finden Sie in entsprechenden Fachbüchern.

Wir möchten Ihnen Mut machen, mehr Verantwortung für Ihre Gesundheit zu übernehmen, und wünschen allen, die dies tun und fördern, viel Erfolg und gute Gesundheit.

Gerda Flemming und Dieter Dorn

Was ist die Methode Dorn und wie arbeiten Dorn-Therapeuten?

Mit der Methode Dorn kann man Wirbelsäule und Gelenke sanft behandeln und falsch stehende Wirbel mit einem Daumendruck in die richtige Position bringen, ohne dass Sehnen, Bänder oder Muskeln beschädigt werden. Gelenke, bei denen es aus unterschiedlichen Gründen zu einer Fehlstellung der Knochen oder einer Vergrößerung des Gelenkspalts gekommen ist, werden zusammen geschoben und gerichtet. So sind beispielsweise nach dem Richten der Beingelenke Ihre Beine wieder gleich lang. Beschwerden wie Beckenschiefstand und Skoliose können auf diese Weise erkannt und behandelt werden.

Das klingt wunderbar, und es ist auch wunderbar. Aber vielleicht fragen Sie sich jetzt, wo der Haken an der Sache ist.

Es gibt in der Tat einen Haken: unsere eigene Bequemlichkeit. Wir haben uns einfach zu sehr daran gewöhnt, die Verantwortung für unsere Gesundheit oder Krankheit an den Arzt abzugeben. Er soll es richten, er soll uns mit Spritzen, Tabletten und vielleicht auch mit Operationen oder anderen Verordnungen wieder heil machen. Viele Menschen sind stolz darauf, durch »alle Röhren« geschickt worden zu sein. Bleibt nur die Frage, warum sie dann immer noch krank sind.

Bei uns gibt es Gesundheit nicht auf Krankenschein. Hier sind Sie gefordert, aktiv an Ihrer Heilung mitzuwirken. Dorn-Therapeuten zeigen Ihnen gern den Weg, aber gehen müssen Sie ihn selbst. Das heißt: Zu jeder Behandlung gehört mindestens eine Übung, die Ihnen Ihr Dorn-Therapeut vormacht. Heilung wird meistens erst durch das Zusammenspiel von Behandlung und daran anschließenden eigenen Bemühungen möglich.

Jede Behandlung beginnt damit, dass der Therapeut überprüft, ob Ihre Beine gleich lang sind. Das ist selten der Fall. Dann werden die entsprechenden Gelenke gerichtet, und schon geht es los mit der Selbsthilfe: Der Therapeut zeigt Ihnen die Übungen, die Sie machen müssen, damit sich ein dauerhafter Erfolg einstellen kann. Ein Therapeut, der Ihnen keine Übung zeigt, sollte Ihr Vertrauen nicht genießen. Suchen Sie sich einen besseren.

Wir arbeiten »von unten nach oben«, das heißt, von den Sprunggelenken bis hinauf zum ersten Halswirbel, dem Atlas. Doch nachdem die Beinlängen diagnostiziert und gerichtet sind, wird zunächst das Becken untersucht. Es kommt oft vor, dass das zu lange Bein auch das Becken und damit das Kreuzbein verschoben hat.

Danach überprüfen wir mir dem Daumen die gesamte Wirbelsäule. Dabei erspüren wir selbst kleinste Abweichungen von der Normalstellung, die unter Umständen großen Schaden anrichten können, und schieben, so erforderlich, die Wirbel wieder in ihre richtige Position zurück.

Ein Grundsatz dieser Methode ist, dass nur bis zur Schmerzgrenze behandelt wird. Das bedeutet allerdings nicht, dass das Richten eines Wirbels immer völlig schmerzfrei vonstatten geht. Wenn es schmerzhaft werden kann, sagt Ihr Therapeut Ihnen das aber vorher. Sie als Patient sollten diesen kurzen Schmerz als wohltuend empfinden und akzeptieren können. Wenn der Schmerz beim Korrigieren so unangenehm ist, dass Sie als Patient ausweichen, muss die Behandlung abgebrochen werden. Jeder Schmerz ist ein Schrei der Seele. Diese Tatsache sollte stets beachtet werden, und an die Weisung, die Behandlung bei Schmerzen abzubrechen, halten wir uns streng. Wir können Heilung nicht erzwingen. Das wichtigste ist nämlich nicht, dass der Therapeut weiß, wie er nach dieser Methode behandeln muss, sondern dass die Patienten bereit sind, sich auf diese Weise behandeln und helfen zu lassen. Erfahrene Therapeuten spüren recht bald, ob dies der Fall ist.

Abbildung 1

Manchmal sind unsere Patienten allerdings auch besonders ängstlich, weil sie mit Schmerzen ihre eigenen Erfahrungen gemacht haben.

Daher sei allen Dorn-Therapeuten empfohlen, sich eher zurückhaltend zu verhalten. Es ist ganz sicher gut und richtig, bei einem neuen Patienten nach Überprüfung und Korrektur der Beingelenke zunächst nur die schmerzende Stelle an der Wirbelsäule oder an einem Gelenk zu richten. Der Erfolg dieser ersten Behandlung weckt Vertrauen, und wenn dieses Vertrauen einmal vorhanden ist, kann eine gründliche Behandlung, wie vorher beschrieben, durchgeführt werden.

Ich (Gerda Flemming) erinnere mich, wie überrascht ich war, als eine Patientin nach etwa einem Jahr erneut einen Termin in meiner Praxis vereinbarte. Auf der Karteikarte hatte ich mir unter anderem notiert, dass die Halswirbelsäule noch nicht hatte behandelt werden können, weil die Patientin sehr ängstlich gewesen war und dies nicht wollte. Doch nun erzählte sie mir freudestrahlend, all ihre Rückenschmerzen seien nach der Behandlung völlig verschwunden. Jetzt wollte sie auch ihre regelmäßig wiederkehrenden Migräneanfälle loswerden. Das zeigt wieder einmal, dass ein Therapeut seine Patienten nicht überreden, wohl aber überzeugen sollte.

Zum Abschluss einer Behandlung bekommen Sie einen »Hausaufgabenzettel«, auf dem aufgeschrieben oder angekreuzt ist, welche Übungen Sie machen sollen, damit der Erfolg der Behandlung von Dauer ist. Das Muster eines solchen »Hausaufgabenzettels« finden Sie auf Seite 169.

Tipps für Therapeuten

• Führen Sie zunächst eine Überprüfung und Korrektur der Beinlängen durch.

• Arbeiten Sie defensiv.

• Machen Sie Ihren Patienten gegebenenfalls vor Beginn der Behandlung darauf aufmerksam, dass einzelne Handgriffe Schmerzen verursachen könnten. Beachten Sie eventuelle Abwehrsignale des Patienten.

• Machen Sie die Selbsthilfeübungen vor.

• Händigen Sie dem Patienten einen schriftlichen Therapieplan (»Hausaufgabenzettel«) aus.

• Lassen Sie sich die Selbsthilfeübung vom Patienten vormachen, bevor Sie ihn entlassen.

Die Wirbelsäule

Unsere Wirbelsäule besteht aus 24 einzelnen Wirbeln, die es uns ermöglichen, aufrecht zu gehen und uns in alle Richtungen zu bewegen.

Aber in der Wirbelsäule steckt noch viel mehr. Beispielsweise sind hier Emotionen gespeichert, von denen wir normalerweise nichts ahnen. Es gibt keine organische Ursache dafür, dass es manchen Menschen bei einer Behandlung der Wirbelsäule übel wird, und doch kommt es relativ oft vor.

Manche bekommen Weinkrämpfe, bei anderen tauchen Erinnerungen aus der frühen Kindheit auf, nachdem einer oder mehrere Wirbel zurechtgerückt wurden. Jeder Dorn-Therapeut kennt diese Zusammenhänge, und auch Sie sollten darüber Bescheid wissen, damit Sie nicht überrascht sind, wenn Sie so reagieren. Diese emotionalen »Nebenwirkungen« sind ganz normal und auch gut. Sehen Sie sie als Chance und nicht als etwas, das Ihnen peinlich sein müsste.

An der Körperhaltung, die von der Wirbelsäule bestimmt wird, kann man ablesen, was sich in einem Menschen abspielt. Sie sehen zum Beispiel schon von weitem, ob jemand gerade traurig ist. Ganz unbewusst lässt dieser Mensch die Schultern hängen, und manchmal geht er auch etwas nach vorn gebeugt. Jemand, der gerade eine gute Nachricht erhalten hat und deshalb fröhlich ist, wird seine Halswirbelsäule in die natürliche Form bringen, das heißt, er trägt den Kopf hoch und hat einen beschwingten Gang.

Schon immer haben Menschen die Zusammenhänge zwischen Außen und Innen erkannt und das körperlich sichtbare Verhalten mit der augenblicklichen Befindlichkeit und sogar mit dem Charakter eines Menschen in Verbindung gebracht. Der Volksmund spricht davon, dass jemand kein Rückgrat hat oder aber, dass er Rückgrat zeigt. Man kann ein gerader, aufrechter Mensch sein und den aufrechten Gang üben oder aber sich ducken oder ducken lassen. Ein Mensch kann Haltung annehmen oder sich hängen lassen. Er kann aufrichtig sein oder sich an etwas aufrichten. Wenn Menschen vor jemandem buckeln, ist das ist die schlimmste Form der Unterwerfung.

Viele Menschen wissen zu wenig über die Wirbelsäule, und deshalb beschleicht sie ein ungutes Gefühl bei dem Gedanken, sich dort behandeln zu lassen. Sie glauben oft, dieses Stützgerüst des Körpers sei besonders empfindlich. Empfindlich ist aber nur das vom Gehirn ausgehende und im Innern der Wirbelsäule verlaufende Rückenmark, das genau aus diesem Grund von den Schädelknochen und Wirbelkörpern umgeben und geschützt wird. In Abbildung 2 sehen Sie einen Wirbel von oben:

Durch das Wirbelloch, oder besser, durch den Wirbelkanal, der von den Wirbellöchern aller übereinander gestellten Wirbel gebildet wird, verläuft das Rückenmark.

Von der Wirbelsäule sehen wir selbst bei einem schlanken Menschen nur die Dornfortsätze, denn natürlich werden die Wirbel von Muskeln und Bändern gut gehalten, damit sie nicht so leicht verschoben werden können. Wenn das doch geschehen ist, arbeiten wir zunächst nur an den Dornfortsätzen, um die entsprechenden Wirbel mit dem Daumen wieder in die richtige Position zu bringen. Manchmal ist es allerdings ratsam, verrutschte Wirbel auch an den Querfortsätzen zu richten.

Abbildung 2

Wirbelverschiebungen

Wie Sie noch sehen werden, weicht der Bauplan der ersten beiden Halswirbel ganz erheblich von dem der übrigen Wirbel ab. Die Wirbel werden von oben nach unten kräftiger, weil sie ja auch immer mehr Gewicht zu tragen haben. Das ist zwar bei allen Menschen gleich, heißt aber nicht, dass sämtliche Wirbel bei allen Menschen gleich gebaut sind. Da der Mensch nicht aus genormten Einzelteilen zusammengesetzt ist, kann es auch bei der Wirbelsäule Abweichungen vom »Üblichen« geben, die aber durchaus noch normal sind. Es kann zum Beispiel vorkommen, dass wir als Therapeuten beim Tasten der Wirbel eine Unregelmäßigkeit fühlen, obwohl der Patient keinerlei Beschwerden hat. Dann wissen wir, dass wir es hier mit einem unregelmäßig gewachsenen Dornfortsatz zu tun haben, und den lassen wir selbstverständlich wie er ist. Anders ist es, wenn ganz leichter Druck eine Irritation beim Patienten auslöst. Das muss kein Schmerz sein, aber es fühlt sich »irgendwie anders« an, wie manche Patienten es ausdrücken. Jetzt wissen wir, dass ein Wirbel verschoben ist. Nun gilt es herauszufinden, wie ein Wirbel verschoben ist.

Die häufigste Wirbelfehlstellung finden wir im Bereich der Brust- und Lendenwirbelsäule.

Abbildung 3

Hier bleibt der Wirbelkörper selbst in seiner Position. Verschoben sind lediglich der Dornfortsatz und die Querfortsätze (Abb. 3). Diese Fehlstellung ist mit dem sensiblen Daumen gut zu ertasten und auch problemlos zu korrigieren, und zwar dadurch, dass der Therapeut den Wirbel mit Druck auf den Dornfortsatz in die Mitte schiebt.

Beim sechsten bis neunten Brustwirbel und beim fünften Lendenwirbel kann es vorkommen, dass der gesamte Wirbel seitlich verschoben ist (Abb. 4). Hier werden zunächst die Dornfortsätze gerichtet, und danach wird der Querfortsatz egalisiert.

Abbildung 4

Die Wirbel der Halswirbelsäule verschieben sich meistens im Bereich der Querfortsätze (Abb. 5). Also setzt der Therapeut hier an, um den jeweiligen Wirbel wieder in die richtige Position zu bringen.

Abbildung 5

Äußerst selten kommt es vor, dass ein Wirbel sozusagen »verschwunden« ist (Abb. 6). Dann ist er zur Körpermitte hin verrutscht und lässt sich in den meisten Fällen auch nicht mehr ertasten.

Abbildung 6

Damit diese Fehlstellung korrigiert werden kann, muss sich der Patient nach vorn beugen, während der Therapeut die Wirbel oberhalb und unterhalb des verschwundenen Wirbels mit dem Daumen fixiert. So besteht die Chance, dass der verrutschte Wirbel wieder in die richtige Position gleitet. Manchmal sind dazu allerdings mehrere Versuche nötig.

Ist ein Wirbel nach außen verrutscht, bereitet die Korrektur gar keine Schwierigkeiten. Während der Therapeut den verrutschten Wirbel wieder gerade schiebt, schwenkt der Patient entweder mit dem Bein aus der Hüfte oder ab Mitte der Brustwirbelsäule mit dem Arm aus der Schulter heraus. Bewegt wird jeweils das Bein oder der Arm, in dessen Richtung die Korrektur erfolgt. Zum Beispiel: Wenn der vierte Brustwirbel nach rechts verrutscht ist, wird er, in der Regel am Dornfortsatz, mit dem Daumen nach links geschoben. Deshalb pendelt der Patient mit dem linken Arm. An der Halswirbelsäule wird die notwendige Muskelbewegung dadurch erreicht, dass der Patient den Kopf schüttelt, nicht zu weit und möglichst gleichmäßig, so als wolle er »nein, nein, nein« sagen.

Bei der Methode Dorn arbeitet man nicht mit Geschwindigkeit, sondern in aller Ruhe und mit viel Gefühl, wobei die Muskeln des Patienten in Bewegung sein müssen. Durch diese Bewegung hilft der Patient mit, den Wirbel wieder in die richtige Position zu bringen.

Zu den Aufgaben der Wirbelsäule gehört es, das empfindliche Gehirn vor Stößen und Verletzungen zu schützen. Um diese Aufgabe erfüllen zu können, ist sie s-förmig gebogen und zwischen den Wirbelkörpern mit elastischen Puffern, den Bandscheiben, versehen. Die Bandscheiben fangen Stöße ab und machen die Wirbelsäule äußerst beweglich. Diese Beweglichkeit ist nicht nur für die Bewegungen notwendig, die der Körper macht, wie Gehen, Bücken und so weiter, sondern auch wegen der inneren Organe, deren Volumen sich beim Atmen, bei der Nahrungsverarbeitung oder während der Schwangerschaft verändert.

Der Abbildung 7 auf der folgenden Doppelseite können Sie entnehmen, welche Verbindungen zwischen den einzelnen Wirbeln und den Organen, Drüsen und Geweben des Organismus bestehen.

Abbildung 7

Legende zu Abbildung 7

Gleich werden Sie etwas über die Auswirkungen erfahren, die Wirbelfehlstellungen auf alle Körperregionen, auf die inneren Organe, die Haut und sogar die psychische Befindlichkeit haben können. Doch vielleicht möchten Sie zuvor noch wissen, wo auf Ihrem Rücken der Wirbel zu finden ist, der die jeweilige Störung verursacht hat. Abzählen ist nur bei sehr mageren Menschen möglich, aber man kann sich ganz gut helfen, wenn man bestimmte Anhaltspunkte beachtet.

Abbildung 8