Heilung - Die befreiende Kraft schamanischer Bilder - Peter Maier - E-Book

Heilung - Die befreiende Kraft schamanischer Bilder E-Book

Peter Maier

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  • Herausgeber: epubli
  • Kategorie: Ratgeber
  • Sprache: Deutsch
  • Veröffentlichungsjahr: 2022
Beschreibung

Mit schamanischen Bildern sind Seelenbilder oder innere Bilder gemeint. Diese entstehen im Alphazustand der rechten Gehirnhälfte – unmittelbar nach dem Aufwachen, in der Meditation oder bei der Durchführung von Ritualen. In unserer rechten Gehirnhälfte liegt ein fast unerschöpfliches Potential von emotionalem, intuitivem und kreativem Wissen. Auch unser Innerer Arzt ist hier zu Hause. Daher sind schamanische Bilder von unschätzbarem Wert. Sie zeigen zum einen den wahren Zustand unserer Seele. Deshalb ist es bereits sehr hilfreich, solche Bilder überhaupt zu bekommen, besonders dann, wenn unsere Seele leidet. Zum anderen kann unsere Seele heilen, wenn es uns gelingt, diese inneren Bilder geistig aktiv ins Positive zu verändern. Das Buch beschreibt ausführlich, wie solche inneren Bilder der Seele entstehen und wie sie dann verwandelt werden können: bei schamanischen Reisen, bei Visionssuchen, in Extremsituationen des Lebens, während Geistheilungen oder bei schamanischen Ritualen. Von dieser Transformation erzählen auch die vielfältigen authentischen Berichte von Menschen, die auf diese Weise Heilung von Zwängen und heftigen körperlichen Symptomen erfahren durften.

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Heilung

Die befreiende Kraft schamanischer Bilder

Peter Maier

Fachbuch

Die in diesem Buch beschriebenen Rituale und alternativen Heilmethoden können intensive Emotionen und Bewusstseinszustände auslösen. Zudem dürfen sie auf keinen Fall als ausschließliche Wege zur Behandlung seelischer und gesundheitlicher Probleme angesehen werden. Daher sollten diese Rituale und alternativen Heilmethoden nicht ohne eine fachkundige Begleitung durch Heilpraktiker, Ärzte oder Psychotherapeuten durchgeführt werden. 

Die Hinweise und Empfehlungen in diesem Buch beruhen auf persönlichen Erfahrungen und Erkenntnissen des Autors. Die Lektüre des Buches kann und soll eine eigenverantwortlich eingeholte und durchgeführte schulmedizinische Behandlung nicht ersetzen, sondern diese vielmehr ergänzen und alternative Möglichkeiten aufzeigen. Jegliche Haftung für Gesundheitsschäden ist ausgeschlossen.

Danksagung

Mein Dank gilt vor allem meiner „Compagna“ Valeria Groten, die mich zu diesem Buch bestärkt hat, mir bei seiner Entstehung mit ihrem Rat vielfältig beigestanden ist, sowie Lektorat und Korrektorat übernommen hat. 

Dank sagen möchte ich den Frauen und Männern, die ihre Zustimmung dafür gegeben haben, von ihren sehr persönlichen Lebenserfahrungen erzählen zu dürfen. Aus Gründen des Persönlichkeitsschutzes wurden ihre Namen jedoch alle geändert.

Bedanken möchte ich mich auch bei Dr. Matthias Feldbaum für das Layout.

Ich danke Epubli Berlin für die Möglichkeit, dieses Buch zu veröffentlichen.

Vorwort

Von meiner zweiten Visionssuche 2003 in Slowenien, bei der ich vier Tage und Nächte lang ohne Essen, ohne Zelt und ohne Handy allein draußen in der wilden Natur verbrachte und zu keinem Menschen irgendeinen Kontakt hatte, kam ich mit folgendem Satz zurück: „Ich bin der Mann, der heilt!“ Dies hat mich damals eigentlich nicht überrascht. Denn seit langem schon plagten mich immer wieder verschiedene körperliche Symptome, die rein schulmedizinisch nicht zu beseitigen waren. Dieser Satz hat bis heute nichts von seiner Aktualität verloren.

Meine Erfahrung in den letzten 20 Jahren war jedoch: Körperliche Symptome können geheilt werden, wenn ich die Ursachen dafür ausfindig mache und entschärfe, indem ich Blockaden, Muster, Prägungen und Zwänge auf psychischer, familien-systemischer, energetischer und karmisch-spiritueller Ebene auflöse. Dieser Weg zu meiner eigenen Heilung und inneren Befreiung hat bereits einen tiefen Sinn und ist offenbar eine wichtige Aufgabe in dieser meiner jetzigen Inkarnation.

Schon 2003 ahnte ich aber, dass obiger „Vision-Quest-Satz“ eine Doppelbedeutung hat: Ja, einerseits ging es tatsächlich viele Jahre vor allem um meine eigene Heilung. Indem ich dabei sehr in die Tiefe gehen musste, um Lösungen für all meine Probleme zu finden, wurden mir andererseits wesentliche Grundzüge unseres Menschseins bewusst. Diese Erkenntnisse schlagen sich mittlerweile in hunderten von Artikeln und in fünf Büchern nieder, die ich in einem Zeitraum von zehn Jahren veröffentlicht habe. Zudem kann ich anderen Menschen in der Supervision helfen, weil ich deren Probleme meist gut nachempfinden kann. Schon so viele Schwierigkeiten habe ich selbst durchgemacht und bewältigt.

Insofern bedeutet der Satz „Ich bin der Mann, der heilt!“ einerseits, weiterhin Heilung und Befreiung für mich selbst zu bekommen; zugleich habe ich mich aber seither zu einem spirituellen Lehrer entwickelt, der heilende Erkenntnisse, Erfahrungen und Informationen weitergeben kann und will. Dies ist meine Mission. Vielleicht können auch Sie, liebe Leserin und lieber Leser, in diesem Buch hier und dort solche heilsamen Gedanken finden, die Ihnen Mut machen und Ihnen dabei helfen, Ihren ganz individuellen Weg zur Heilung zu finden. Dann hätte sich meine Mission bereits wunderbar erfüllt.

Die Wunder-Geschichten über Jesus im Neuen Testament haben ebenfalls viel mit dem Thema „Heilung“ zu tun. „Heilsein“ und „Heilung“ sind zutiefst religiöse Begriffe. In ihnen drückt sich eine Ur-Sehnsucht von uns Menschen aus: die Sehnsucht nach Geborgenheit, Halt, Gesundheit, Harmonie und Frieden – in uns selbst und mit uns selbst, in unserer Familie, in unserer Gesellschaft, in der ganzen Welt; es ist letztlich die Sehnsucht nach Geborgenheit in der göttlichen Ur-Kraft, die uns trägt und hält.

Vor diesem Hintergrund hat der Begriff „Heilung“ für mich neben der rein gesundheitlichen auch noch eine existentielle, gesellschaftliche und eine spirituelle Komponente. Dem Buchtitel „Heilung“ ist somit eine mehr-dimensionale Bedeutung zuzuordnen. Um diese verschiedenen Dimensionen wird es auch in den einzelnen Kapiteln gehen. Ein Weg, auf dem wir Zugang zu dieser umfassenden Heilung finden können, sind Seelenbilder – schamanische Bilder. Von ihrer befreienden und heilenden Kraft handelt dieses Buch.

Drei Felder, in denen die Menschen gegenwärtig besonders nach Heilung suchen, sollen hier explizit erwähnt werden. Einmal hat uns die Corona-Krise seit 2020 so viele Probleme beschert. Viele Menschen sind an dieser Epidemie gestorben, viele leiden noch immer unter Long-Covid, wir alle mussten mit harten gesellschaftlichen und beruflichen Einschränkungen leben, kulturelle Veranstaltungen fielen weitgehend aus. Die Menschen wünschen sich endlich wieder Normalität, Freiheit – und Heilsein.

Gerade durch die Corona-Krise trat ein anderes Leiden in den Hintergrund, das jedoch weiterhin wirksam ist und wie ein Damoklesschwert über uns allen hängt: Jedes Jahr erkranken in Deutschland 500.000 Menschen an Krebs, 250.000 Onkologie-Patienten müssen im selben Zeitraum sterben. Gerade von Krebs Betroffene und ihre Angehörigen sehnen sich so sehr nach Heilung. Leider ist die Schulmedizin mit ihren (brutalen) rein körperlichen Maßnahmen gerade auf dem Gebiet der Onkologie oft hilflos. Krebs ist und bleibt somit eine Geisel unserer Zeit.

Schließlich hat die russische Invasion in der Ukraine so viele Menschen ins Unheil gestürzt. Durch schlimme, nichts zu rechtfertigende Angriffe auf dieses freie osteuropäische Land durch die Putin-Armee wurden viele Menschen getötet, verwundet und in höchste Angst versetzt. Noch mehr Menschen sind seither auf der Flucht. Gesellschaftliche, moralische und wirtschaftliche Gewissheiten brechen in diesen Zeiten auch für uns zusammen. Gerade die Ukrainer jedoch sehnen sich nach Frieden und Befreiung aus dieser Lage. Sie suchen nach Heilung der vielfältigen Wunden, die dieser Krieg ihnen geschlagen hat und noch schlagen wird. Diese gesellschaftliche Ebene beim Thema „Heilung“ kann zwar nicht Inhalt meines Buches sein, schwingt aber ebenfalls mit.

Der Titel meines Buches trifft somit auf eine Ur-Sehnsucht im Menschen. Dieser Wunsch nach Heilung ist auch mein ganz persönliches Anliegen. Die Sehnsucht nach Heilung entsteht immer dann, wenn etwas im Ungleichgewicht oder in Disharmonie ist – in uns selbst oder um uns herum. Besonders macht es Angst, wenn uns eine Krankheit überfällt. Dies ist sehr verständlich. Angstgefühle, die über einen längeren Zeitraum in uns wirken, schwächen jedoch unser Immunsystem und führen uns in der Regel nicht aus der Krise. Mein Buch will daher Mut machen und Hoffnung geben, indem darin konkrete Wege aufgezeigt werden, wie Körper, Geist und Seele heilen können.

Kühbach im Sommer 2022

Peter Maier

Einleitung: Sorge Dich nicht – heile!

Unter „schamanischen Bildern“ verstehe ich „Seelenbilder“, „innere Bilder“, „Symbolbilder der Seele“, „Visionsbilder“ oder „Traumbilder im Tagesbewusstsein“. Da ich seit vielen Jahren etwa bei Visionssuchen, Familienaufstellungen, Medizinwanderungen und schamanischen Reisen häufig selbst mit schamanischen Ritualen zu tun habe, bei denen laufend solche Seelenbilder entstehen, habe ich dafür den Begriff „schamanische Bilder“ gewählt.

In meinem Buch versuche ich, über eine Realität zu reflektieren, die mit unserer linkshirnigen Ebene gar nicht wirklich zu erfassen ist und daher rational nur unzureichend beschrieben werden kann. Die Begriffe „innere Bilder“, „Seelenbilder“ oder eben „schamanische Bilder“ bleiben notgedrungen sehr vage, unbestimmt, unscharf und dadurch offen. Solche Bilder entstehen nur im sogenannten Alphazustand, wenn es uns gelingt, etwa bei Ritualen oder in der Meditation in unsere rechte, viel langsamer schwingende, Hirnhälfte zu gelangen.

Da man obige Begriffe, die unsere Hirnaktivitäten in diesem Alphazustand tangieren, sowieso nicht wirklich klar voneinander unterscheiden kann, habe ich zur Beschreibung dieser rechtshirnigen Ebene gleichsam als Arbeitsbegriff „schamanische Bilder“ gewählt. Dieser Ausdruck erscheint mir griffiger als „innere Bilder“ oder „Seelenbilder“. Dennoch verstehe ich in den einzelnen Kapiteln alle drei Begriffe als völlig synonym. Um jedoch überhaupt über Erlebnisse im Alphazustand sprechen zu können, braucht es solche Begriffe. Ich will mit ihrer Hilfe solche Erlebnisse beschreiben. Die dafür verwendeten Begriffe oder ihre etwaige Unterscheidung sind für mich jedoch nicht entscheidend. Vor diesem Hintergrund bitte ich die folgenden Ausführungen in den einzelnen Kapiteln zu verstehen.

Die große Bedeutung schamanischer Bilder

Schamanische Bilder haben für viele Menschen sehr oft zwei bedeutsame Wirkungen. Wenn derartige Bilder hochkommen, zeigen sie auf intuitive, assoziative, kreative und energetische Weise an, um welches Problem, welches Thema, welche Fragestellung oder welche Krankheitsursachen es sich handelt. Solche Symbolbilder sind Ausdruck und Sprache der Seele. Sie stammen aus der rechten Gehirnhälfte. Damit haben schamanische Bilder einen unschätzbaren diagnostischen Wert.

Im Gegensatz zur rational orientierten Schulmedizin mit ihren bildgebenden Verfahren – etwa den Ultraschallbildern oder Aufnahmen, die bei einer Röntgenuntersuchung, Computer-Tomographie (CT) oder Magnetresonanz-Tomographie (MRT) erzeugt werden – berühren persönliche Seelenbilder noch ganz andere Dimensionen. Sie können Hinweise geben auf die emotionale Befindlichkeit des Patienten, auf die tieferen Ursachen der Entstehung seiner Krankheit und auf die Ebene, auf der das Problem zu suchen ist: etwa auf der psychischen, familien-systemischen, energetischen, spirituellen, mentalen oder karmischen Ebene.

Solche Informationen sind in der Regel bei den diagnostischen Verfahren der Schulmedizin, die sich ausschließlich auf momentane körperliche Zustände beziehen, nicht zu erhalten. Außerdem konzentrieren sich Ärzte bei ihren Behandlungen meist nur auf die im Körper angezeigten Symptome. Bei onkologischen Erkrankungen etwa, aber ebenso bei den meisten chronischen Leiden wird in den seltensten Fällen nach den eigentlichen Gründen für die Entstehung der Krankheit gefragt. Da derartige Ursachen fast immer individuell sind, wäre die herkömmliche Schulmedizin damit vermutlich auch überfordert.

Für einen bleibenden Heilungserfolg ist jedoch nach meiner festen Überzeugung die Aufdeckung der Krankheitsursachen und ihre Beseitigung unabdingbar. Die erste Bedeutung von schamanischen Bildern liegt somit in einer sehr weitreichenden und ganzheitlichen Diagnostik beim Auffinden der Hintergründe einer körperlichen Erkrankung oder eines psychischen Problems. 

Die zweite Bedeutung, die gar nicht hoch genug eingeschätzt werden kann, sehe ich in der Veränderbarkeit solcher „Bilder der Seele“. Oft gibt es für die Betroffenen eine ganze Kette aufeinanderfolgender Seelenbilder, die – ohne bewusstes Zutun des Klienten – als erstes eine Krankheitsursache im Symbolbild anzeigen. Nicht selten beinhalten die hochgestiegenen Bilder selbst oder Folgebilder dann bereits eine Lösung oder sie geben zumindest einen Hinweis auf eine Lösung. Daher habe ich im Buchtitel ganz bewusst die Formulierung „Die heilende Kraft schamanischer Bilder“ gewählt. 

Im Grunde kommen solche Symbolbilder der Seele, die oftmals im Alphazustand etwa kurz nach dem Aufwachen aufsteigen und Traumbildern sehr ähnlich sind, in ihrer Wirkung den magischen Geschichten in Märchen und Mythen nahe, in denen sich ebenfalls menschliche Seelenbilder niedergeschlagen haben. Bedeutende Psychologen wie etwa C. G. Jung haben längst den unerschöpflichen Schatz erkannt, der in den Märchen liegt: im großen Reservoir von Lebensweisheiten, die vor allem die Entwicklung der menschlichen Psyche betreffen. 

Das „Kollektive Unbewusste“, das den Kern unserer Psyche darstellt, ist voll von archetypischem Material. Und dieses besteht aus solchen bildhaften Geschichten, die sich in der kollektiven Psyche ganzer Völker oder in der individuellen Psyche vieler Menschen über Sprach- und Volksgrenzen hinweg niedergeschlagen haben. Gelingt es etwa, die Märchen und die magischen Figuren darin zu entschlüsseln, mit denen ein Klient in Resonanz geht, können diese Geschichten sehr heilsam zur Deutung und Auflösung seines seelischen Problems werden. Denn die Märchenerzählungen sind, wie oben bereits erwähnt, voll von schamanischen Bildern – von Menschen früherer Zeiten.

Solche Seelenbilder entstehen in der rechten Gehirnhälfte, dem Ort der Emotionen, der Imagination, der Intuition, der Kreativität, der Assoziationen, der Visionen und der Magie im Menschen. Da sehr viele heutige Zeitgenossen fast ausschließlich nur linkshirnig, das heißt verstandesmäßig-rational, unterwegs sind, belächeln sie womöglich Märchen und damit eben auch die Seelenbilder heutiger Menschen. Solche schamanischen Bilder wollen moderne, sich aufgeklärt fühlende Menschen ins Reich der Kindheit, also in die Kinderwelt, verbannen. Dadurch geben sie aber eine beinahe unerschöpfliche Quelle sozialen, magischen, emotionalen, energetischen, psychischen und kommunikativen Wissens aus der Hand. Dies ist in unserer hektischen Alltags- und Arbeitswelt gar nicht verwunderlich, in der Langsamkeit, sowie Entschleunigung und Entspannung kaum noch Raum haben.

Die rechte Gehirnhälfte, in der schamanische Bilder entstehen, schwingt wesentlich langsamer mit niederfrequenten Alphawellen. Dagegen äußert sich die linke rational-orientierte Gehirnhälfte im hochfrequenten Betawellen-Bereich. Es ist daher nicht überraschend, dass die schamanischen Bilder bei allen Betroffenen, von deren Erlebnissen dieses Buch erzählt, nur in außergewöhnlichen Situationen entstanden sind – zum Beispiel während der Meditation oder bei schamanischen Ritualen, bei denen die Hektik des Alltags ausgeschaltet war.

Sorge dich nicht – heile!

Diese Titelüberschrift zur Einleitung habe ich ganz bewusst in Anlehnung an das berühmte Buch des US-Amerikaners Dale Carnegie „Sorge dich nicht – lebe!“ gewählt. Denn im Frühjahr 2021 musste ich mich selbst mit einer komplizierten Schulterverletzung und verschiedenen gesundheitlichen Problemen herumschlagen. Jeder Therapeut sagte mir etwas anderes bezüglich eines möglichen Heilungserfolgs. Allen gemeinsam war jedoch die Aussage, dass eine Gesundung der Schulter mit oder ohne Operation in jedem Fall langwierig sein werde. Das drückte mich nieder.

In dieser Situation stieß ich erneut auf den Bestseller von Dale Carnegie, den er bereits in den dreißiger Jahren des letzten Jahrhunderts während der großen Weltwirtschaftskrise verfasst hatte. Statt sich den ganzen Tag nur (Existenz)Sorgen zu machen und über diese permanent nachzugrübeln, schlug Herr Carnegie schon damals folgende drei Schritte vor:

Benenne schonungslos das Problem: Was kann mir als Schlimmstes passieren?

Akzeptiere das Unvermeidliche und bereite dich darauf vor, dieses Schlimmste anzunehmen, wenn es denn eintreten sollte.

Verwende nun, ausgehend von diesem Schlimmsten, ruhig und gelassen alle deine Energie darauf, dieses Schlimmste ganz abzuwenden oder es möglichst zu minimieren.

{1}

Die Hauptmotivation von Dale Carnegie war, viele seiner Leser wieder aus ihrer wirtschaftlich verursachten Depression und aus ihren Existenzängsten herauszuholen. Chronische körperliche Leiden wie unspezifische Rückenprobleme, Krebserkrankungen oder eben eine verletzte Schulter können ebenfalls zu depressiven Verstimmungen führen. Daher soll der leicht abgewandelte Titel von Carnegies Werk aufrütteln: „Sorge dich nicht – heile!“

Dieses Motto soll Sie, liebe Leserinnen und Leser, voll Mut, Hoffnung und Freude durch das ganze Buch geleiten. Es ist zu meinem Leitspruch geworden bei der Suche nach Heilungswegen jenseits der offiziellen Schulmedizin oder als notwendige Ergänzung zu ihr. Die Medizin kann ja immer nur Diener für unsere Gesundheit sein. Die eigentliche Heilung muss in uns selbst stattfinden und dazu möchten die Gedanken in meinem Buch mit Impulsen, Anregungen und vielen authentischen Fallbeispielen beitragen. Gerade diese Berichte von unerwarteten und bisweilen spektakulären Heilungen wollen dazu ermutigen, sich auf seinen ganz persönlichen (Heilungs)Weg einzulassen und diesen dann auch konsequent und aktiv zu gehen.

Hoffnung auf Heilung durch ein anderes Denken

Mit dem Slogan „Sorge dich nicht – heile!“ verstehe ich kein billiges Trostpflaster oder eine nur oberflächliche Affirmation. Denn eine ganze Reihe von heutigen „alternativen“ Wissenschaftlern, die die Erkenntnisse der Quantenphysik, der Epigenetik, der modernen Hirnforschung oder der Neurobiologie auf die Medizin anwenden, geben uns die berechtigte Hoffnung, dass wir allein durch Denken, positive Vorstellungen, erhöhtes Bewusstsein und vor allem durch freudige emotionale Impulse unsere Gesundheit selbst beeinflussen können. Einer dieser Wissenschaftler ist Dr. Joe Dispenza.

Er studierte Biochemie und Neurowissenschaften, seinen Doktortitel machte er in Chiropraktik. Seine Fortbildungen umfassen die Bereiche Neurologie, Neurophysiologie, Zellbiologie, Gehirnfunktion und Chemie, sowie Altern, Gedächtnisbildung und Langlebigkeit. Er gilt heute zudem weltweit als spiritueller Lehrer. In seinem Buch „Ein neues Ich. Wie Sie Ihre gewohnte Persönlichkeit in vier Wochen wandeln können“{2} erläutert er überzeugend, welche Möglichkeiten zur Veränderung wir haben, wenn wir unser Bewusstsein erhöhen, uns an die für uns bereits existierenden Potentiale im Quantenfeldes anpassen, uns emotional auf ein anderes Leben einstimmen und diesen neuen Seins-Zustand so erst selbst kreieren. 

Wendet man dieses Konzept auf den Bereich „Gesundheit und Krankheit“ an, so stehen uns ungeahnte Möglichkeiten der Selbstheilung zur Verfügung. Daher will mein Buch Hoffnung machen, im Falle einer Erkrankung oder eines chronischen Leidens die vielleicht seit langem eingeübte Opferhaltung bewusst aufzugeben, auf die Heilkraft und Resilienz unserer Seele zu vertrauen und eine Heilung nicht nur passiv (etwa von der Schulmedizin) zu erwarten. Wenn wir uns innerlich mental und emotional verändern und uns eine positive Zukunft vorstellen, hat eine Heilung eine echte Chance, Wirklichkeit zu werden. Dies bedeutet, dass wir unsere Gesundung und Heilung selbst kreieren können. Heilende Menschen, Methoden und Verfahren werden dann auf uns zukommen und mit unserem eigenen Inneren Arzt und Schamanen in Resonanz treten.

Konkret kann eine Veränderung und Gesundung dadurch geschehen, dass wir unserer Seele die Möglichkeit verschaffen, sich in ihrer Sprache zu äußern: in Symbolen und schamanischen Bildern. Wenn wir solche schamanischen Bilder überhaupt entstehen lassen, sie willkommen heißen, ernst nehmen, achtsam deuten und dann ins Positive verändern, kann uns unsere Seele konkrete individuelle Wege in die Freiheit und zur Gesundheit aufzeigen – etwa durch die in dem Buch beschriebenen Situationen, Rituale und Handlungen.

Das Anliegen dieses Buches ist es, Mut zu machen, seinen inneren Bildern zu vertrauen, dadurch sehr persönliche Heilungswege zu finden und diese dann auch zu gehen – als Ergänzung oder als Alternative zu schulmedizinischen Maßnahmen und Heilungsangeboten. So kann sich der Slogan „Sorge dich nicht – heile!“ für jeden von uns erfüllen.

Im 1. Kapitel berichte ich von einer verrückten Camperreise nach Italien, die mich einerseits in eine Krise gestürzt hat; gerade dadurch aber fand ich andererseits erst einen neuen Weg zur Heilung. Damit können meine Erfahrungen Anregungen geben, seinen eigenen, individuellen Weg zur Heilung zu gehen.

Die Kapitel 2 bis 7 wollen verschiedene Bereiche aufzeigen, in denen schamanische Bilder entstehen und welche befreiende Kraft diese haben können. Sehr authentische Erfahrungen und Erlebnisse von Menschen, die mir nahestehen, können dies eindrucksvoll verdeutlichen. Mir ist bewusst, dass die von mir beschriebenen Wege, bei denen solche heilsamen Seelenbilder entstehen können, nur eine sehr kleine Auswahl an Möglichkeiten darstellen. Ich werde diese Wege jedoch im Folgenden näher darlegen, weil ich hierzu auf einen großen Schatz eigener Erfahrungen und Erlebnisse zurückgreifen und somit authentisch und glaubwürdig darüber berichten kann.

Im letzten Kapitel 8 sollen all diese Erfahrungen eingeordnet und mit einem höheren Sinn versehen werden: Heilung kann geschehen, wenn wir mit uns selbst in Harmonie gekommen sind. Das ist immer dann der Fall, wenn wir mit unserem Göttlichen Selbst in Verbindung treten. Diese Auffassung ist Ausdruck meiner persönlichen Lebensüberzeugung und Essenz eines über 40-jährigen psychologischen und spirituellen Bewusstseinsprozesses. Demnach sind wir alle Kinder Gottes. Wir alle tragen das Göttliche Selbst in uns und wir finden einen letzten Sinn und unsere Erfüllung als göttliche Wesen nur, wenn wir uns wieder mit dieser unserer wahren, göttlichen Natur verbinden.

Kapitel 1: Eine verrückte Camper-Reise nach Italien

Anfang September 2021. Zusammen mit meiner Frau bin ich mit unserem kleinen Camper unterwegs nach Italien. Wie schon mehrere Jahre vor dem Lockdown wollen wir unseren vierwöchigen Urlaub auf dem Campingplatz Mare Blu an der Ligurischen Küste bei Cecina, südlich von Livorno, verbringen. Zu unserer großen Überraschung ist der Campingplatz noch „knalle“ voll. Das hat es noch nie gegeben um diese Zeit. Offensichtlich haben so viele Menschen das gleiche Gefühl wie wir: Sie wollen raus aus der Corona-Krise und endlich den verlorenen Urlaub von 2020 nachholen.

Mit großer Freude verbringen wir die Nachmittage am Strand. Das Meer ist noch warm, auch wenn man den „italienischen Herbst“ zunehmend spüren kann, denn es mischt sich täglich immer mehr eine kühlere Brise in den an sich noch warmen Seewind. Dies will ich zunächst gar nicht wahrhaben, denn ich habe solch ein Bedürfnis nach Wärme und Sonne. Und so dauert es nicht lange, bis ich mir schon nach wenigen Tagen durch das stundenlange Liegen am Strand eine kräftige Blasenentzündung eingefangen habe. So ein Mist! Damit ist wirklich nicht zu spaßen.

Daher suchen meine Frau und ich bereits am folgenden Tag ein privates Gesundheitszentrum in Cecina auf. Der Arzt für innere Medizin und Urologie wird jedoch erst einige Tage später wieder da sein. Die Sprechstundenhilfe kann ihn aber zumindest telefonisch erreichen. Sie notiert nach der kurzen telefonischen Rücksprache mit ihrem Arzt zwei Medikamente auf einem Zettel: ein Antibiotikum und ein Pulver. Die Farmacia ist gleich um die Ecke. In Italien ist es offensichtlich wesentlich leichter als in Deutschland, an wichtige Medikamente zu kommen. Die beiden Substanzen, das Pulver und das Antibiotikum, sind jedenfalls ohne Rezept erhältlich.

Bereits zum Abendessen nehme ich eine Kapsel des verordneten Antibiotikums ein. Da die Sprechstundendame noch den Hinweis gab, möglichst viel Flüssigkeit zu trinken, um die Bakterien aus der Blase zu spülen, denke ich, dass das verschriebene Pulver des zweiten Medikaments genau dazu dienen würde. Den Beipackzettel lese ich nicht, ich könnte die komplizierte Beschreibung in italienischer Sprache sowieso nicht verstehen. Daher kippe ich eine Packung mit 2,5 g von dem Pulver in ein Glas Wasser und leere es in einem Zug.

Sofort ist mir zum Kotzen. Es stinkt aus meinem Mund schlimmer als es manchmal in Hallenbädern riecht. Ein kurzer Blick in die Beschreibung lässt mich vor Schreck erstarren: Es handelt sich bei dem Pulver um ein Reinigungsmittel mit Chlor. Es ist um Himmels Willen nicht zum Trinken da, sondern war zur zusätzlichen äußeren Körperreinigung am Unterleib gedacht! Offensichtlich ist so etwas in Italien üblich. Meine Frau schreit: „Trinke, so viel du kannst!“ Und das tue ich dann auch. Dadurch soll das Chlor in meinem Magen wesentlich verdünnt und so unschädlicher gemacht werden.

Anschließend laufe ich ins Auto zur Toilette und steckte mir einen Finger in den Mund. Glücklicherweise gelingt es mir, fast einen Liter übelriechender Magenflüssigkeit auszukotzen. Habe ich mich denn vergiftet? Ich bin völlig fertig. Ein kurzer Anruf bei einer befreundeten Ärztin in Deutschland ist der nächste Schock für mich: Sofort in die Notaufnahme ins Krankenhaus! Schon zehn Minuten später geht es mit dem Taxi ins sieben Kilometer entfernte kommunale Kreiskrankenhaus von Cecina.

Una Notte Ospedale Italiana

Vor der Notaufnahme herrscht großes Gedränge. Endlich kommt ein Pfleger vor die Türe und fragt die Wartenden nacheinander, warum sie gekommen sind. Er beherrscht, wie auch alle anderen Mitglieder des Personals, nur italienisch. Ich verstehe gar nichts, meiner Frau gelingt es jedoch, mein akutes Problem auf Italienisch zu schildern. Danach werde ich durch die Türe der Notaufnahme gebeten. Ab jetzt bin ich von meiner Frau getrennt, die vor der Türe warten muss. In der Panik habe ich mein Handy im Camper vergessen.

Nach Erledigung meiner Personalien anhand meines Personalausweises werde ich zu einer Ärztin geführt, die als einzige des über zehnköpfigen Personals ein paar Brocken Englisch versteht. Ich erkläre ihr, dass ich mich sehr übel fühle, eine Stunde zuvor gekotzt und Angst vor einer Chlorvergiftung hätte. Die Ärztin telefoniert mit einem Giftnotruf. Nach kurzer Zeit sagt sie mir, dass sie mich heute Nacht zur Beobachtung in der Notaufnahme behalten und mir zur Entgiftung und Stärkung eine Infusion geben wolle. Ich habe gerade noch Zeit, meiner Frau Lebewohl zu sagen, dann bin ich völlig allein und hänge ab jetzt am Tropf. Die Infusion ist auf zehn Stunden ausgelegt, der Beutel hängt an einer Stange neben mir. Näher erklärt wird mir aber sonst nichts mehr. Ich bin sehr verwirrt.

Nun habe ich viel Zeit, den ganzen Betrieb zu beobachten. Die Situation in der Notaufnahme ist wie in einem Taubenschlag: ein beständiges Kommen und Gehen, verbunden mit zum Teil sehr lauten und aufgeregten Diskussionen des Klinikpersonals. Ich sitze auf einer Bank vor dem OP-Saal. Immer wieder kommt der Sanka mit lautem Getute an und die Sanitäter bringen den nächsten Patienten herein, der direkt neben meiner Bank vorbei in den OP-Raum geschoben wird.

In der Notaufnahme befinden sich über 20 Patienten, einige sitzen auf Bänken herum, die meisten von ihnen liegen in einem Raum mit offener Türe nebenan auf schmalen Betten. Leider gibt es nur eine Toilette, die zudem aus Sicherheitsgründen nicht zugesperrt werden darf. Das führt immer wieder zu peinlichen Situationen, wenn ein anderer Patient die Türe öffnet, während ich drinnen gerade Wasser lasse. Dazu muss ich die Fusion an der Stange jedes Mal mitschieben – vorbei an Patienten, die auf dem Gang liegen oder auf der Bank nebenan sitzen. Nach zwei Stunden halte ich eine Pflegerin auf und kann ihr irgendwie erklären, dass es mich friert, ich daher eine Decke brauche und ein Bett haben möchte. Also werde ich zur einzig noch freien Liege in dem Raum nebenan gebracht.

Diese Nacht werde ich nie mehr vergessen: Ich werde stundenlang durch das Deckenlicht geblendet; das Personal befindet sich häufig in lauter Unterhaltung in unserem Raum, offensichtlich um sich nachts die Zeit zu vertreiben; neben mir schreit eine ca. 60-jährige Frau minutenlang immer wieder „Mama, Mama!“ und kann kaum beruhigt werden; und ich muss wegen der Blasenentzündung fast stündlich auf die Toilette und dazu das Bett und den Raum verlassen. An längeren Schlaf ist in der Notaufnahme nicht zu denken. Es herrschen dort permanente Aufregung und Unruhe.

Als die Infusion endlich durch ist, werde ich am nächsten Morgen um ca. 7.30 Uhr zu der Ärztin gerufen. In gebrochenem Englisch sagt sie mir folgendes: Ihr Dienst werde um 8.00 Uhr zu Ende sein, daher werde sie mich gleich entlassen. Da ich ja noch leben würde und keine weiteren Komplikationen hätte, könnte ich jetzt gehen, wenn ich vorher die Rechnung bezahlt hätte – 66 Euro für diese Nacht, einschließlich Infusion.

Eine sehr verrückte, aufregende Nacht in einem italienischen Krankenhaus geht nun zu Ende. Mit dem Taxi fahre ich wieder zum Campingplatz. Dort laufe ich direkt meiner Frau in die Hände, die gerade aus dem Toilettenhaus kommt und zurück zum Camper gehen will. Wir sind beide überglücklich, dass die Chlorvergiftung so glimpflich abgegangen ist. Das ist die körperliche Seite des ganzen Vorgangs.

Ein besonderer Nachmittag am Strand

Irgendetwas ist mit mir aber auch innerlich passiert. Ich kann dies zunächst nicht näher beschreiben. Schon als ich an der Campingplatz-Rezeption aus dem Taxi steige und zu unserem Platz zurückgehe, merke ich es jedoch: Ich fühle mich so präsent wie sonst nie und kann alles um mich herum viel intensiver wahrnehmen als sonst. Auch die Zeit erscheint mir viel langsamer zu vergehen. Was ist mit mir geschehen?  

Obwohl es im Grunde eine furchtbare Nacht im Krankenhaus war, bin ich den Italienern doch sehr dankbar. Sie haben das Nötige für mich getan. Die Ärztin war mir trotz der Sprachbarriere sehr zugewandt, eine ältere italienische Pflegerin war sehr freundlich zu mir, sobald ich sie mit ein paar Brocken Italienisch nach ihrem Namen gefragt hatte. Vielleicht hat dies alles dazu beigetragen, dass ich mich dort unerwartet geborgen fühlte, wie selten zuvor in meinem Leben, obwohl doch die Umstände in der Notaufnahme außergewöhnlich stressig waren. Dies ist das erste Gefühl, das ich als Veränderung in mir wahrnehmen kann, sobald ich am Morgen wieder zurück bin. 

Auf dem Campingplatz bekomme ich darüber hinaus schon ab Mittag immer mehr den Eindruck, dass ich durch den ganzen „Vorfall“ innerlich geöffnet worden bin. In dieser ungewöhnlich dichten, offenen, präsenten Stimmung erkenne ich in dem „Chlor-Trinken“ schnell einen tieferen Symbolvorgang für mich: Ich soll dadurch offenbar nicht nur äußerlich, sondern vor allem innerlich gereinigt werden. Um das besser zu verstehen und mir darüber überhaupt bewusst zu werden, musste offensichtlich das mit dem Chlor passieren, das ja in Hallenbädern obligatorisch dem Badewasser zur Abtötung von Bakterien beigemischt wird. Offensichtlich soll ich nun aber nicht von körperlichen Bakterien, sondern von psychischen Verunreinigungen – von toxischen Emotionen etwa, die mich schon so lange quälen – gereinigt werden. 

Irgendwie bin ich durch das Chlor-Trinken und den anschließenden Krankenhausaufenthalt in einer „Anderswelt“ gelandet – in einer Art Alphazustand, den man sonst vielleicht eher kurzzeitig beim Aufwachen hat. Ich befinde mich jedoch jetzt den ganzen Tag über in einem solchen „rechtshirnigen“ Zustand – in der intuitiven, kreativen, beziehungshaften, gefühlsmäßigen, magischen Seite unseres Menschseins. In dieser Stimmung sitze ich nachmittags am Strand direkt am Meer und bleibe auch noch, als die Sonne schon untergegangen ist. Ich höre dem leisen Anschlagen der Wellen zu und genieße diese besondere intensive Atmosphäre. Alle anderen Badegäste sind schon gegangen, mittlerweile bin ich ganz allein.

Plötzlich beginne ich, vielen Freunden und Bekannten WhatsApp-Sprachnachrichten zu senden und ihnen von meinem Erlebnis mit dem Chlor, von dem Krankenhaus und von der magischen Stimmung am Meer zu erzählen. Das Erstaunliche: Noch am gleichen Abend schreiben mir vier Personen völlig unabhängig voneinander das Gleiche – eine Israelin, ein Schweizer, mein Bruder und meine Frau vom Campingplatz aus. Ich solle doch bitte umgehend das Buch „Ein neues Ich“ von Dr. Joe Dispenza lesen. Da ich bereits in zwei Tagen meinen 67. Geburtstag feiern werde, gelingt es meiner Frau, mir dieses Buch als Hörbuch zu besorgen und auf meinem Tablet zu installieren – rechtzeitig zu meinem Geburtstag. Dieses Buch wird mein Leben von Grund auf verändern. Doch dazu später mehr.

Offensichtlich musste ich zuerst innerlich geöffnet und von meinem permanenten linkshirnigen, hochfrequenten, rationalen Denken in die viel langsamer schwingende, rechtshirnige Ebene gebracht werden, in der ich mit dem Herzen fühlen und alles intensiver wahrnehmen konnte. Denn nur in einem solchen Zustand kann man die Botschaft von Dr. Dispenza wirklich aufnehmen, die die Hörer zu einem neuen Denken und zu einem neuen Menschsein motivieren möchte – zu einem neuen Ich. Das ist aber nur möglich, wenn man sich von seinem alten, bisherigen Ich löst, also von vergangenen Erfahrungen, Verstrickungen und toxischen, Energie raubenden Emotionen. Die Methode dazu ist eine ganz spezielle Technik der „geführten Meditation“, die mit zu diesem Buch gehört. Und zu beidem bin ich jetzt wirklich bereit: die Dispenza-Gedanken zu einem neuen Ich aufzunehmen und mich auf die dazu von Dr. Dispenza kreierte Meditationstechnik einzulassen.  

Ein schrecklicher Traum

In der folgenden Nacht habe ich einen Albtraum:

„Ich gehe mit meiner Frau auf einer mir vertrauten Wiese nahe an dem Fluss spazieren, in dessen Nähe ich aufgewachsen bin. Plötzlich sehe ich eine große Ratte – ekelig. Dann erkenne ich eine schwer verletzte Katze, die soeben mit der Ratte auf Leben und Tod gerauft hat. Wird sie überleben? Auch die Ratte ist schwer verletzt und kann gar nicht mehr fliehen. Nun ergreife ich einen Spaten und will der Ratte damit den Kopf abhauen, sie umbringen. Ich brauche dazu aber mehr als zehn Spatenstöße, bis dies gelingt und ich ihren Kopf komplett abtrennen kann. Denn unter ihrem Fell sind lauter Kabel und Drähte, die den Kopf mit dem übrigen Körper verbinden. Die ganze Ratte besteht innen nur aus einem solchen 'Kabelsalat', sie hat also nicht wirklich ein 'Rattenfleisch'. Ich erkenne nun, dass die Ratte nur aus solchen Verschaltungen, aus kaltem Verstand und dunklem, brutalen Willen existiert hatte, sie war wie eine gefühls- und seelenlose Maschine. Erschreckend!“

Schweißgebadet wache ich auf. Sofort schießt es mir durch den Kopf, ich kann den tieferen Sinn dieses Traumes verstehen und die Traumsymbole gefühlsmäßig zuordnen, ohne überhaupt nachdenken zu müssen. Ich befinde mich offensichtlich noch im Alphazustand, in dem sich die Seele – wie im Traum zuvor – auch im Wachzustand noch zum Ausdruck bringen kann und zu einem „spricht“. Es geht also jetzt um eine schonungslose Wahrheit über mich selbst, die durch den Traum und den dann anschließenden Alphazustand in mein Wachbewusstsein drängt. Und was sagt mir dieser Traum?

Mir ist sofort klar, dass Katze und Ratte zwei Wesen mit den sprichwörtlichen „neun Leben“ sind und dass beide Tiere Symbole für mein eigenes Leben sind. Dabei steht die Katze für meinen eigenen unbändigen Lebenswillen, für meine starke Seele. Die Ratte dagegen symbolisiert eine mächtige „Dunkle Macht“ in mir, die meine Seele, meinen innersten Kern, unter seine Kontrolle bringen und beherrschen will. Diese Dunkle Macht besteht wie die Ratte im Traum nur aus kaltem Hirn und Verstand und aus Willen ohne jedes Mitgefühl, ja ohne jede Menschlichkeit. Sie wirkt im Dunklen und Verborgenen, ist verschlagen, gemein, gefährlich, abstoßend, ekelig. Sie wollte mir ans Leben, sich mich einverleiben und meine göttliche Seele vollkommen beherrschen, die im Traum durch die Katze, die gute Kraft in mir, symbolisiert wurde.

Mir wird schlagartig klar, dass diese Dunkle Macht mich tatsächlich seit meinem 13. Lebensjahr beherrscht hat, als ich zu Beginn meiner Pubertät alle Gefühle unterdrückt und diese Macht in mich hereingelassen habe, um mich gegen meinen autoritären Vater irgendwie wehren und mich neben ihm behaupten zu können. Dazu war diese Macht damals sicher nützlich. Aber sie ging nie mehr fort von mir, sie hatte mich seither im Griff, sie beherrschte mich auch dann noch, als sie mir unangenehm wurde. Erinnerungen an Goethes Faust drängen herein, der seine Seele dem Teufel verkauft hatte. Und so ist es kein Wunder, dass ich so wurde wie mein Vater: Wie er unterdrückte ich ab 1967 alle meine Gefühle, ließ nur noch den Verstand zu und wollte meinen Vater mit meinem brutalen Willen beeindrucken, mich von ihm abgrenzen, ihm das Wasser reichen, ja ihn sogar mit Hilfe dieser Dunklen Macht besiegen.

Jetzt erkenne ich, was damals vor 54 Jahren mit mir und in mir wirklich geschehen ist. Die „Rattenmaschine“, also diese „Dunkle Macht“, hatte mich ein ganzes Leben lang beherrscht, ich war kein richtiger Mensch mehr. Meine Seele hat sich nun jedoch im Traum in Gestalt der Katze zurückgemeldet und den Kampf mit dieser furchtbaren Dunklen Macht aufgenommen. Die Seele steht für das lebendige Leben, für den ganzen Gefühlsbereich und für meine Freiheit.

Die Ratte ist tot, aber meine Seele ist sehr verletzt durch diesen lebenslangen Kampf mit dieser Dunklen Macht in mir. Ich muss „meine“ Katze, die Symbol für meine Seele ist, schnell wieder aufpäppeln, sie retten, damit sie nicht stirbt. Wird sie überhaupt überleben können? Ich spüre sofort ein klares „JA“ in mir. Ich weiß, dass es Zeit brauchen wird, bis meine Seele, und mit ihr ich selbst, in meiner Tiefe heilen kann.

Mir wird jetzt noch ein weiterer Zusammenhang klar: Der Weg zur Heilung wird über den Dispenza-Meditations-Prozess führen, der in dem Buch „Ein neues Ich“ beschrieben ist, das mir ja erst einen Tag zuvor gleichzeitig und unabhängig voneinander von vier verschiedenen Personen empfohlen worden ist. Die fälschliche Anwendung des Chlor-Pulvers sollte damit genau das zeigen, was in der folgenden Nacht auch in dem Traum offenbar wurde: Es geht um eine fundamentale Reinigung meiner Seele – um ihre Befreiung von der Besetzung durch diese Dunkle Macht, von Traumata aus der Kindheit, von familiensystemischen Verstrickungen, von alten, lebensfeindlichen Mustern und Zwängen, ja überhaupt von einem eingeklemmten Leben.

Die Ratte auf der Straße

An diesem Tag geschieht dann noch etwas sehr Auffälliges: nachmittags mache ich alleine eine kleine Fahrradtour zu einem Küstenort, etwa zehn Kilometer entfernt. Als ich danach wieder zurückkehre, will ich soeben einen kleinen Fluss überqueren, der wie in meinem Traum in der Nacht zuvor eine Wiese durchschneidet. Mitten am Fahrradweg sitzt ein seltsames Tier – ganz ungestört. Es frisst friedlich Gras. Ist es vielleicht ein kleiner Biber, etwa zwei bis drei Kilogramm schwer? Aber da sehe ich einen sehr langen nackten Schwanz an dem Tier. Ekelig!

Da schießt es mir auch schon durch den Kopf: Dieses Tier ist ja eine riesige Bisamratte und symbolisiert mir die Fortsetzung meines Traumes. Sie ist die reale Entsprechung zum Traum. Doch dieses Mal erscheint mir diese Ratte nicht mehr gefährlich, wie in der Nacht, in der ich selbst bzw. meine Seele im Symbolwesen der Katze auf Leben und Tod mit ihr kämpfte. Diese Ratte jetzt ist ganz friedlich, sie ist nicht mehr in meinem Inneren wie im Traum, sondern außerhalb und getrennt von mir. Damit ist die Rattenenergie in mir gebannt, sie hat ihre Macht vollkommen verloren; die Dunkle Macht, die die Ratte im Traum symbolisierte, ist von mir und aus meiner Seele gewichen, ich brauche daher keine Angst mehr vor ihr zu haben. Die Bisamratte, die nun im Äußeren meinen aktuellen inneren Vorgang symbolisiert, beachtet mich gar nicht, als ich mit dem Fahrrad nochmals zurückfahre und mich nur etwa einen(!) Meter von ihr entfernt beobachtend neben sie stelle. Auffällig und erstaunlich! Erinnerungen an das Märchen vom „Rumpelstilzchen“ kommen hoch.

In dem Märchen bietet ein armer Müller seine schöne Tochter dem König zur Frau an. Er verspricht ihm dabei, dass seine Tochter „Stroh zu Gold“ spinnen könne. Dazu wird sie vom König zur Probe drei Nächte lang in eine Kammer voll Stroh gesperrt. Natürlich kann das arme Mädchen aus dem Stroh kein Gold spinnen. In ihrer Not erscheint ihr daher jede Nacht ein „Männchen“, das dieses Wunder für sie erledigt. Durch diese fremde Hilfe gelingt es der Müllerstochter doch noch, Königin zu werden – ein fundamentaler Aufstieg, der sonst für sie nie möglich gewesen wäre. Aber das seltsame Männchen will etwas für seine Dienste – zuerst das Halsband, dann ihren Ring. Als sie nach der entscheidenden dritten Nacht nichts mehr hat, verspricht sie dem Helfer in ihrer Not ihr erstgeborenes Kind. Tatsächlich wird sie Königin und vergisst bald ihr Versprechen.

Kaum ist jedoch das Kind geboren, taucht das Männchen wieder auf, um seinen Tribut einzufordern. Es will das Kind holen. Welch großer Schreck für die Königstochter. Sie weint bitterlich und will natürlich ihr Kind nicht hergeben. Aus Mitleid verspricht ihr das Männchen, auf seinen Preis zu verzichten, falls sie seinen Namen erraten würde. Das erscheint als unmöglich. Ein Kundschafter der Königin findet aber dennoch rechtzeitig das Lager des Männchens im Wald, das gerade um ein Freudenfeuer tanzt: „Heute back ich, morgen brau ich, übermorgen hol ich der Königin ihr Kind; ach wie gut, dass niemand weiß, dass ich Rumpelstilzchen heiß!“{3}

Als die Königstochter dann das Rumpelstilzchen, das einige Tage später ihr kleines Kind als Preis für seine Dienste tatsächlich abholen will, mit dessen wahrem Namen konfrontieren kann, ist die dunkle, böse, lebensfeindliche Macht gebrochen: Das Rumpelstilzchen reißt sich selbst vor Wut entzwei und verschwindet im Boden. Die Königstochter und ihr Kind sind gerettet und von diesem Fluch befreit – für immer.

Etwas Ähnliches wie der Königstochter scheint auch mir widerfahren zu sein. Indem ich die Ratte im Traum als die „Dunkel Macht“ erkennen, benennen und anschließend sogar umbringen konnte, war meine Seele endlich von ihr befreit. Im Sehen der friedlichen Bisamratte im Außen an der Straße erkenne ich jetzt, dass die „Dunkle Macht“ in mir für immer gebrochen ist. Sie hat sich in die friedliche Bisamratte auf der Straße verwandelt, die nicht einmal mehr Notiz von mir nimmt. Mein psychisches Problem ist gebannt, meine Seele befreit.

Reflexion: Die Kraft schamanischer Bilder

Nach der Rückkehr aus Italien erkenne ich den tieferen Zusammenhang von allem: Die anfängliche Blasenentzündung, der Besuch in der Arztpraxis, die falsche Anwendung des Chlor-Pulvers, die dadurch nötige Einlieferung ins Krankenhaus, meine emotionale Offenheit am Nachmittag am Strand, die Informationen zum Buch von Dr. Joe Dispenza, der schreckliche Rattentraum in der Nacht danach und das Sehen der friedlichen realen Bisamratte am folgenden Tag waren alles Aspekte des gleichen seelischen Vorgangs in mir. Offensichtlich stand für mich gerade eine fundamentale befreiende Veränderung an. Dazu brauchte es zuerst den Tapetenwechsel des Urlaubs, um aus meinen gewohnten Strukturen zu Hause in Deutschland herauszukommen und dann noch die misslichen Umstände am Campingplatz, um innerlich geöffnet zu werden.

Dadurch wurde ich aus meinem gewohnten Denken, ja aus meinem vertrauten bisherigen Leben herausgerissen und wie durch eine unsichtbare, starke Kraft auf eine neue Bahn gesetzt. Denn so konnte ich die „Dunkle Macht“ in mir erst erleben und „sehen“, die mich schon ein Leben lang beherrscht hatte. Ich war nämlich die ganze Zeit völlig kopfgesteuert, vertrauend nur auf kalten, nüchternen Verstand und harten Willen. So wollte ich mein Leben lenken und kontrollieren. Ich war jedoch nie glücklich damit, denn mir fehlten Lebensfreude, Beziehungen, ja überhaupt die Leichtigkeit des Seins. Ich war von einer fremden Macht beherrscht, so wie die Königstochter vom Rumpelstilzchen, konnte diese aber gar nicht mehr als solche erkennen, nicht fassen und daher auch nicht abschütteln.  

Die verrückte Nacht im Krankenhaus drehte mein Leben vollkommen und öffnete mich für meine Seele, für meine Gefühle, ja überhaupt für eine andere Sicht auf das Leben. Das Chlor in meinem Körper sollte eine fundamentale Reinigung und Veränderung durch massive Körpersymptome anzeigen. Der Ratten-Traum und das reale Sehen der Bisamratte am gleichen Tag lieferten mir die Deutung für das ganze dramatische Geschehen, das einen völligen Umschwung und eine Neugestaltung meines Lebens einleitete. Und der Dispenza-Meditations-Prozess wurde danach zur Methode, ja zu meinem Weg, um diese in Italien ausgelöste und bereits begonnene fundamentale psychische, mentale und körperliche Veränderung, Gesundung und Heilung konkret umzusetzen und zu gestalten.

Entscheidend waren für mich die Chlorvergiftung, die ich schnell als Symbolhandlung erkannte; und die Traumbilder (im Ratten-Traum), die dann mit dem Sehen der Bisamratte an meinem Fahrweg sogar eine Entsprechung in der realen Alltagswelt erfuhren. Ich nenne solche inneren Bilder in diesem Buch „schamanische Bilder“. Man kann sie ebenso als „Seelenbilder“ bezeichnen. Ich weiß jetzt ganz innen in mir, dass es wirkliche psychische, heilende Veränderungen nur geben kann, wenn es einem gelingt, zu seiner Seele vorzudringen, mit ihr in Kontakt zu kommen und sie heilsam zu berühren.

Ausdruck für einen solchen heilenden Kontakt mit der Seele sind schamanische Bilder. Sie zeigen sowohl den gegenwärtigen Zustand als auch mögliche Veränderungsmöglichkeiten in der Seele an. Schamanische Bilder können im Alphazustand zu neuen heilenden Seelenbildern verwandelt werden. Und nur wenn sich etwas in der Seele ändert, kann sich das ganze Leben verändern – innerlich und äußerlich. Es können dadurch auch viele körperliche Symptome verschwinden.

Unsere Seele ist wie ein scheues Reh

Wie aber kann man überhaupt auf die Ebene seiner Seele gelangen und ihr begegnen? Sie ist gerade durch das uns westlichen Menschen so vertraute linke Gehirn nicht erreichbar, in dem es um das rationale Denken und Handeln und ums Kontrollieren von allem mit klarem, oft kaltem Verstand geht. Darauf sind wir so stolz und unsere heutige, informationstechnisch-rationale Welt existiert, agiert und spielt sich ausschließlich auf dieser Ebene ab.

Seelische Bezüge kommen in unserer westlichen Alltagswelt nicht vor und haben darin auch keinen Platz, weil sie nicht kontrollierbar, nicht operationalisierbar, nicht digitalisierbar sind. Daher erscheint es in unserer heutigen Gesellschaft als ineffektiv und luxuriös, sich mit dieser Ebene überhaupt zu beschäftigen. So etwas wie seelische Vorgänge finden in der Regel unbewusst statt und haben deshalb in unserer schnellen, stressigen, nur rational ausgerichteten Alltagswelt keinen Platz. Denn die rationale Ebene unserer linken Gehirnhälfte kann gerade seelische Vorgänge nicht erfassen, ja sie vermeidet und unterdrückt sie sogar, weil sie über alles die Kontrolle behalten will.

Die Seele hingegen ist wie ein scheues Reh, das friedlich vor dem Wald grast, wenn es sich sicher fühlt vor Menschen und Hunden. Es schaut sich immer wieder um, ob eine Gefahr droht. Sobald ein fremdes Geräusch zu hören ist oder sogar ein Mensch oder ein Hund auftauchen, flieht das Reh und versteckt sich im Wald. Unsere Seele zeigt sich ebenfalls nur, wenn sie sich sicher, geborgen und von uns angenommen fühlt. Dann können wir vielleicht unsere Seele in Seelenbildern, in schamanischen Bildern, wahrnehmen. Dazu müssen wir uns jedoch zuerst in den entspannten Alphazustand begeben, der dem Träumen nahekommt. Dr. Joe Dispenza bezeichnet diesen Zustand als „den schöpferischen Zustand der Fantasie“.{4} Das Gehirn schwingt dabei in viel langsameren Frequenzen und arbeitet in der rechten Gehirnhälfte, in der unsere Gefühle, unsere Intuition, unsere Imagination, unsere Kreativität und unsere Beziehungshaftigkeit zu Hause sind. So etwas geht nicht im Stress.

Im Wachzustand dagegen übernimmt in der Regel die uns sehr vertraute linke Gehirnhälfte das Ruder, die im viel höher schwingenden Betazustand arbeitet. Hier haben wir keinen Zugang zu unserer Seele. Die Frage ist also: Wie, in welchen Situationen und unter welchen Umständen kann es uns vielleicht gelingen, in diese unkontrollierbare rechte Gehirnhälfte und damit in den Alphazustand unserer Gehirnwellen zu gelangen, in der wir Zugang zu unserer Seele bekommen können. Das wäre entscheidend, denn in diesem Zustand können wir die Wahrheit über uns selbst erfahren, die Ursachen unserer Probleme finden, unsere Seele heilen und unsere Persönlichkeit wirklich verändern – auf der Seelenebene. 

Ich bin der tiefen Überzeugung, dass alle Krankheiten, Symptome und Unfälle nicht zufällig geschehen, sondern immer Ursachen auf der Seelenebene haben – auf der psychischen, familiensystemischen, energetischen oder karmisch-spirituellen Ebene. Es ist entscheidend, zu diesen Ursachen vorzudringen und sie aufzudecken – eben auf der Seelenebene. Außerdem können wir nur dann wirklich entspannt und glücklich sein, wenn wir wieder Zugang zu unserer Seele gefunden, alte Verletzungen von ihr abgeworfen und sie gereinigt und befreit haben. Wir können erst heil sein, wenn wir wieder mit Körper, Geist und Seele zu einer Einheit gefunden haben und zu einer ganzen Persönlichkeit geworden sind.

Und das soll die Motivation für dieses Buch sein: Ich werde darin Wege aufzeigen, mit welchen Methoden und in welchen Situationen man im Wachbewusstsein in den Alphazustand geraten und dann seiner Seele begegnen und sie heilen kann. Es sind Wege, die ich selbst erfahren und reflektiert habe. In diesem Buch werden zudem sehr authentische Erfahrungen von mir nahestehenden Personen geschildert, denen es gelungen ist, in den Alphazustand zu gelangen und so die Heilung und Befreiung ihrer Seele, ihres Geistes, ihres Körpers und ihrer bisherigen blockierenden Gedanken und Lebenseinstellungen zu erleben. Dieses Buch will Sie, liebe Leserin, lieber Leser, dazu ermutigen, selbst auch solche Wege der Heilung zu suchen und zu gehen. Es lohnt!

Kapitel 2: Schamanische Bilder bei schamanischen Reisen

(1) Vorüberlegungen zu schamanischen Reisen

Jungianische Psychologie und schamanisches Denken

Schon vor über 20 Jahren bin ich in einer kleinen Buchhandlung zufällig auf ein Buch der kalifornischen Psychologin Sandra Ingerman gestoßen. Sofort und ganz unmittelbar ging ich mit dem Titel in Resonanz: „Auf der Suche nach der verlorenen Seele. Der schamanische Weg zur inneren Ganzheit“{5}. Angeregt und begleitet von ihrem Lehrer Michael Harner, verband Frau Ingerman schon bald nach Ende ihres Studiums die Jungianische Psychologie und deren Archetypenlehre mit dem alten Wissen indianischer Schamanen und Medizinmänner.

Der Schweizer Psychologe C. G Jung hatte sich mit 39 Jahren von seinem Lehrer Sigmund Freud abgesetzt und ein ganz eigenes psychologisches System entwickelt. Im Gegensatz zu Freud ging Jung davon aus, dass die menschliche Psyche ihren Urgrund im sogenannten „Kollektiven Unbewussten“ hat, das alle Menschen gleichermaßen verbindet – ein Ur-Wissen, ein ungeheures, unerschöpfliches Material an uraltem Wissen um die tiefsten Zusammenhänge zwischen Gott, Mensch und Kosmos, ein Wissen, das die existentielle Grundlage unseres menschlichen Seins betrifft.{6}

Dass Kollektive Unbewusste, dieser unterste, tiefste und älteste Bereich unserer Seele, ist von sogenannten Archetypen geprägt: Darunter versteht Jung „vererbte Kategorien oder Dispositionen“, „komplexhafte seelische Knäuel“, Seelenfiguren, Seelenkräfte oder Seelenteile. Dieses archetypische Material zeigt sich vor allem in Träumen, es hat sich aber auch weltweit in Märchen und Mythen niedergeschlagen. Als Beispiele solcher Archetypen können Figuren wie König, Prinz, Held, Magier, Krieger, der Alte Weise, das Selbst usw. und die weiblichen Entsprechungen dieser Seelenkräfte genannt werden.{7}

Die Gruppe um Michael Harner erkannte früh, dass es einen engen Zusammenhang zwischen diesem Jungschen Ansatz und schamanischen Methoden gibt, wie sie solche zunächst bei Indianerstämmen etwa in Kalifornien und dann später bei traditionellen Völkern weltweit vorfanden. Indianische Gemeinschaften lebten in der Regel ganz autark in der Natur. Daher mussten sie Probleme in ihrer Gruppe intern lösen. Für die äußere Sicherung des Stammes war der Häuptling mit seinen Kriegern zuständig. Medizinmänner (oder Medizinfrauen) hingegen waren für die Gesundheit der einzelnen Mitglieder verantwortlich. Diese waren Priester und Ärzte in einem, denn sie mussten eine gute Verbindung zur Welt der Geister und Ahnen herstellen – die spirituelle und geistige Grundlage ihrer Gemeinschaft.