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"Farbenfroh funkelte und blitze es. Informationen strömten auf mich ein. So, als würde ich im flutenden Regen stehen und jeder einzelne Regentropfen ist mit unendlich vielen Einzelinformationen gefüllt. Mir war sofort bewusst, dass ist der Moment meiner wahren Geburt..." Du sehnst dich nach Vertrautheit und suchst zugleich nach Überraschungen? Nach etwas, dass neu und erfrischend ist? Dir Mut und Kraft gibt, die verborgenen Geheimnisse und die einzigartige Schönheit im Leben wieder neu zu entdecken? Manches ist auf den ersten Blick nicht erkennbar. Doch die Welt scheint nicht einfach nur so zu sein, wie sie ist. Sie ist so wie ich selbst bin - so wie wir alle sind! Erlebe eine außergewöhnliche und mitreißende Achterbahnfahrt durch die Höhen und Tiefen im Leben. Vollgepackt mit Erfahrungen und Erkenntnissen, die eine Bereicherung auf deinem Weg sein können und mögliche Antworten und Inspirationen für dich bereit halten...
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Seitenzahl: 244
Veröffentlichungsjahr: 2021
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Vorwort
Die ersten zwölf Jahre
Vom siebten bis zum 16. Lebensjahr
Vom 16. bis zum 25. Lebensjahr
Vom 25. Lebensjahr bis heute
Schlusswort
"Heilung durch Erinnerung" ist ein wichtiges und sehr machtvolles Puzzleteil, um meine Lebenserfahrungen tiefer zu verarbeiten. Jetzt bekomme ich die Gelegenheit ein Kapitel abzuschließen, indem ich mich noch einmal auf diese Weise mit meiner eigenen Vergangenheit auseinandersetze, und ich freue mich sehr, dass du ein Teil davon bist. Ich bin dankbar für alle Menschen, denen ich in meinem Leben begegnen durfte, denn ich habe unwahrscheinlich viel von ihnen gelernt. Lange habe ich das Schreiben dieses Buches vor mir hergeschoben, wusste allerdings nicht, wie wichtig es war, zu warten. Mir wurde bewusst, welch heilsames Potential in ihm steckt – und zwar nicht nur für mich selbst, sondern für jeden der sich unvoreingenommen darauf einlassen kann. Deshalb habe ich mich dazu entschieden, die Welt an meinen Erfahrungen und Erkenntnissen teilhaben zu lassen, die weder gut noch schlecht sind.
Ich möchte meine Mitmenschen ermutigen, sich wieder auf den Weg zurück zu sich selbst zu machen und an anhand meines Lebens zeigen, dass alles möglich ist. Selbst dann, wenn man bereits tief in dem Sumpf des Verderbens steckt, ohne selbst erkennen zu können, wie notwendig eine Veränderung ist. Egal wie schmerzhaft, qualvoll oder verwirrend manche Erfahrungen auch gewesen sein mögen. Ich sehe mich als ein effektives, perfektes und inspirierendes Beispiel dafür, wie man sich selbst ganzheitlich und vor allem nachhaltig heilen und darüber hinaus ein angenehmes und stressfreies Leben erschaffen kann. Dieses Buch bietet jedem die Möglichkeit bei sich selbst anzukommen, um wieder nach vorne schauen zu können und die Schönheit im Leben wieder neu zu entdecken. Ich habe für mich herausgefunden, dass in Erinnerungen ein unglaubliches Heilpotential steckt. Wie tief jedoch diese Erinnerungen reichen, kann jeder nur für dich selbst herausfinden. Heilung durch Erinnerung soll nicht bedeuten, dass wir uns in der Vergangenheit verlieren. Sondern, dass wir uns wieder daran erinnern, was uns widerfahren ist, wer wir sind und woher wir in Wirklichkeit kommen.
Das, was ich hier schreibe, ist weder richtig noch falsch – es sind meine Erfahrungen mit dem Leben. Ich habe dieses Buch für all jene geschrieben, die für ihre Freiheit "kämpfen müssen", in der Hoffnung, ein selbstbestimmtes Leben führen zu können. Gewidmet all jenen, die versuchen einen Ausweg aus einem scheinbar aussichtslosen System zu finden. Ich widme dieses Buch auch den Menschen, die in ihrer Kindheit zu Dingen gezwungen wurden und schreckliche traumatische Erfahrungen machten, aber nie Hilfe von außen bekommen haben. Auch widme ich dieses Buch all den Menschen, die in Versuchung geraten sind und nicht wissen wie sie aus dieser irreführenden Welt, oder anders ausgedrückt, aus diesem Teufelskreislauf, herauskommen können. Weil sie durch dieses System ihren Mut und ihr Selbstvertrauen verloren haben. Ich weiß, dass all diese liebevollen Wesen irgendwann dazu in der Lage sind, über ihren Schmerz hinwegzukommen und der Mensch sein können, der sie sein möchten.
Alle Schicksalsschläge und noch so traumatischen Erlebnisse, die ich erfahren durfte, haben mich, auch wenn es anfangs nicht danach aussah, jedes Mal ein Stück mehr zu mir selbst gebracht und vor allem deutlich stärker gemacht. Bis ich mich schließlich in den Regenwäldern Südamerikas wiederfand und ich dort jemand ganz besonderen kennen lernte – mich Selbst. Denn ich nahm an speziellen Reinigungsmethoden mit einem Schamanen teil, die Zugänge in mir frei machten und mich an Orte brachten, welche ich bis dato nicht kannte. Im darauffolgenden Jahr durfte ich schließlich erfahren und anfangen zu begreifen, was Heilung in Wirklichkeit bedeutet. Meinen Weg durch die Heilung, zurück zu mir Selbst, würde ich als atypisch und ziemlich chaotisch beschreiben, doch zugleich als sehr geheimnisvoll und intensiv. Auch wenn es mit viel Leid und Schmerz verbunden war, bin ich heute enorm froh, all dies genauso erlebt zu haben. Doch wie genau ich dazu gekommen bin, erfährst du im Verlauf dieses Buches, denn vielleicht sollte ich zunächst einmal von vorne beginnen und dir meine individuelle Geschichte erzählen.
Bis zu dem Tag, an dem ich das Licht der Welt erblickte, sollte ich laut der Schulmedizin ein Mädchen werden. Mit letzter Mühe schaffte es meine Mam in das Krankenhaus. Sie selbst war nicht mehr dazu in der Lage Auto zu fahren, also hat sie ein Krankentaxi gerufen, um halb eins nachts. Doch leider hat das Taxi vor lauter Nebel das Hochhaus, in dem wir wohnten, nicht gefunden und uns erst gegen [zwei Uhr] in das Krankenhaus bringen können. In dem Krankenhaus bin ich um [2:30 Uhr] auf natürlichem Weg, ohne irgendwelche Komplikationen, zur Welt gekommen. Die ersten drei Stunden in meinem Leben lag ich bei meiner Mam auf dem Bauch. Unsere Verbindung durch die Nabelschnur wurde nach ungefähr 30 bis 45 Minuten durchtrennt. Bereits nach acht Stunden ist meine Mam mit mir nach Hause gegangen, viel besser kann es fast nicht laufen. Und genauso verlief mein Leben bis kurz vor meinen ersten Geburtstag auch weiter. Dann wurden wir in einen tragischen Autounfall verwickelt. Ein Laster der Amerikaner ist fast frontal in uns gefahren, über die Fahrerseite, auf der auch ich in meinem Maxi Cosi lag. Als wir losgefahren sind, sollte mein Dad den Maxi Cosi ordnungsgemäß befestigen, hat es aber glücklicherweise nicht getan. Meine Schwester nahm während des Unfalls den Maxi Cosi auf ihre Seite und Sekunden danach ist die Fahrerseite eingebrochen. Wäre mein Sitz fest gewesen und hätte meine Schwester nicht so schnell reagiert, wäre ich genau in der Mitte halbiert worden. Ich selbst erinnere mich nur sehr verschwommen daran, sehe es heute trotzdem irgendwie aus der Sicht meiner Schwester, als ob ich Zugriff auf ihre Erinnerungen habe. Meine beiden Schwestern und meine Mam haben kaum etwas abbekommen. Bei mir war es etwas anders, mein ganzes Gesicht war voller Blut, da die Scheibe neben mir zersprungen ist und in mein Gesicht flog. Es waren überall Scherben in meiner linken Gesichtshälfte und auch in meinem Auge. Verständlicherweise war meine Mam panisch. Sie konnte ja nicht wirklich sehen, was genau mit mir los ist. Im Krankenhaus stellte sich später noch heraus, dass mein Arm gebrochen war. Im Endeffekt ist uns glücklicherweise nicht viel passiert. Die Wunden durch die Glassplitter sind alle super verheilt und wir haben keinerlei bleibenden Schäden davongetragen.
Aufgewachsen bin ich in einem kleinen Dorf bei Fulda. Dort erlebte ich zusammen mit meinen beiden Schwestern eine relativ schöne Kindheit, obwohl wir sehr negativ erzogen wurden. Ich bin der Jüngste von uns. Was für einen Spaß man mit seinen Geschwistern haben kann, kennen wohl die meisten. Ebenso wissen die meisten, wie nervig und stressig Geschwister sein können. Genauso war es bei uns eben auch. Es gab Zeiten, in denen wir viel gelacht und zusammen gespielt haben und es gab Zeiten, in denen wir viel gestritten und geweint haben. Folglich also auch nicht zusammen spielten. Ich war im Allgemeinen ein sehr desinteressiertes Kind, was die Außenwelt betraf – in allen Bereichen. Ich lebte in meiner eigenen Welt. Ich wusste nicht wieso, aber es war etwas Vertrautes und Wunderschönes. Kein Ärger, kein Stress, keine Aufgaben, die ich erledigen musste und keiner, der mir sagte, was ich tun oder lassen soll. Dort gab es nichts, was ich nicht wollte.
Als ich das Spielen mit Lego, Dinosauriern, Turtles und Match-Box-Autos für mich entdeckte, war meine kleine heile Welt vollends perfekt. Es machte mir riesigen Spaß, deshalb verbrachte ich die meiste Zeit damit. Meine freien Momente und Tage waren erfüllt vom kreativen zusammen,- und wieder abbauen unterschiedlicher Gebäude und Flugobjekte oder dem Spielen mit Dinosauriern und den Turtles sowie den kleinen Autos. Ich baute neu bekommene Lego-Sets einmal wie vorgegeben zusammen, anschließend zerlegte ich die Sets wieder in deren Einzelteile, um sie dann zu dem zusammenzubauen, wie ich es wollte. Ich fühlte mich dabei frei und lebendig. So konnte ich meiner Kreativität absolut freien Lauf lassen und wusste immer, dass da mehr sein muss.
Wenn ich mit Dinosauriern spielte, stellte ich sie in ein imaginäres Gehege und versuchte sie zu zähmen. Meine Fantasie war grenzenlos. Obwohl es wilde, riesige, fleischfressende Tiere waren, schaffte ich es dennoch voller Geduld, Freundschaft mit ihnen zu schließen. In nahezu unendlicher Freude und Vertrauen spielten wir gemeinsam. Ich fühlte mich beschützt von ihnen. Mit meinen Match-Box-Autos habe ich Wettrennen veranstaltet, bin über Schränke, Tische, Wände und durch die Luft mit ihnen gerast. Die Treppen hoch und wieder runter. Auch hier habe ich eine imaginäre Garage erschaffen. Wobei ich sagen muss, dass für mich sowohl das Dinosauriergehege als auch die Garage real waren, ich konnte sie tatsächlich sehen. Waren die Rennen und die Crash-Veranstaltungen zu Ende, habe ich die Autos in absoluter Perfektion in die Garage auf ihre jeweiligen Parkplätze gestellt. Es gab kein Gestern und kein Morgen – nur den Moment.
Meine Familie besitzt ein relativ großes Grundstück und in direkter Umgebung liegen wunderschöne Wälder. Wenn ich draußen war, konnte ich machen, was ich wollte, es gab keine Grenzen. Dies sollte sich jedoch schnell ändern. Nämlich als ich in den Kindergarten kam. Ich wurde regelrecht aus meinem Paradies gerissen. Ich empfand das Kindergartengelände mit den Kindergärtnerinnen wie eine Art Gefängnis. Es war eingezäunt und ich musste mir von irgendwelchen Menschen sagen lassen, was ich darf und was nicht. Ich konnte mir nicht erklären, weshalb das sein musste, es fühlte sich jedoch irgendwie seltsam an. Natürlich habe ich dennoch sehr schnell das Gute darin erkannt und schloss einige Freundschaften.
Meine Freunde und ich waren zusammen eine kleine Bande. Mit der Zeit wurde uns diese freiheitsberaubende Maßnahme allerdings zu uncool und heckten einen Plan aus. Wir haben unter dem Zaun, versteckt hinter einer Hecke, ein Loch gegraben, um das Kindergartengelände heimlich zu verlassen. Anscheinend wollten wir uns bereits in diesem Alter keine Grenzen setzen lassen und Freiheit genießen. Wir konnten so das Gelände verlassen, wann auch immer uns danach war. Es ist niemals aufgefallen, wenn wir weg waren, denn Ärger gab es diesbezüglich nie. Selbst wenn ich mich das eine oder andere Mal einfach nur vor den Zaun setzte, war es ein wunderbares Gefühl.
Zuhause durfte ich manchmal sogar Fernsehen schauen, zum Glück war dies eher sehr selten der Fall. Irgendwann habe ich trotzdem einen Film von Bud Spencer gesehen. Im Kindergarten habe ich den anderen Kindern auch auf die Köpfe gehauen, weil ich dachte es wäre cool. Ich hatte es ja schließlich im Fernsehen gesehen. Allerdings sollte ich schnell feststellen, dass es eben nicht cool war, denn ich musste den Tag auf der Strafbank verbringen. So habe ich das erste Mal erfahren, dass das was im Fernsehen gezeigt wird, nicht unbedingt richtig ist und der Wahrheit entsprechen muss. Für mich war es unmöglich einen Unterschied zwischen Fernsehen und Realität zu erkennen.
Der Kindergarten war aus heutiger Sicht betrachtet eher langweilig und eine Zumutung. Ich kann mich nicht daran erinnern etwas Brauchbares gelernt zu haben. Außer, wie viele Sachen ich nicht machen konnte oder durfte. Egal wie viel Spaß sie gemacht haben. Bevor ich in den Kindergarten gekommen bin, war ich im Großen und Ganzen ein Held für meine Eltern, Tanten, Onkels, Omas und Opas. Ich habe allein gelernt zu Krabbeln, zu Essen und zu Laufen. Als ich eingeschult wurde, lernte ich das Lesen und Schreiben. Auch das Rechnen lernte ich. Was ich aber nicht gelernt habe, ist wie ich meine Gefühle interpretiere, wie ich mit Fehlschlägen im Leben umgehe, wie ich Verantwortung für mein Handeln übernehme und wie ich mit dem Leben selbst klarkomme.
Ich habe von meinen Eltern und Verwandten immer wieder gesagt bekommen: „Du schaffst das“ oder „Du kannst das“. Ich wurde, bis ich die grundlegenden Dinge des Lebens wie laufen, sprechen, essen etc. gelernt habe, mit enorm viel positiver Energie versorgt. Bekam täglich mehrere Male gesagt, wie toll ich bin und was ich alles gut gemacht habe. Deshalb habe ich das alles spielend leicht erlernt, da ich dauerhaft motiviert wurde. Mit zunehmendem Alter, ich spreche hier von vier bis fünf Jahren, so war es bei mir, hatte ich bereits Vorstellungen vom Leben und ziemlich viele brauchbare Ideen. Doch leider wurde ich eher in dem Glauben des Mangeldenkens erzogen. Obwohl man in diesem Alter freier von bestimmten Strukturen und Bewertungen ist, war es für mich, auf unbewusster Ebene, extrem unangenehm.
Ich konnte nicht verstehen, wieso meine Eltern nicht auch etwas von mir lernen wollten. Meine Vorstellungen stimmten meistens nicht mit ihren überein, denn sie dachten: „Was weißt du als Kind schon vom Leben“. Hier bekam ich das erste Mal gezeigt, dass meine Träume und Wünsche nicht viel wert sind und dass ich mich anpassen muss, sonst würde ich im Leben, in diesem System, nicht weiterkommen. Heute weiß ich, dass das einfach nicht meine Wahrheit ist. Wenn ich Träume habe, und vor allem den Mut, dann gibt es auch immer eine Möglichkeit diese zu verwirklichen. Es gibt nichts, dass nicht möglich ist.
Im Kindergartenalter und die Jahre davor hatte ich eine grenzenlose Fantasie und mit jedem Jahr, das verging, wurde sie mehr und mehr eingeschränkt. Ausschließlich durch äußere Einflüsse natürlich, da die Erwachsenen immer auf mich einredeten, vieles dramatisierten und sagten, was alles nicht möglich sei. Weil sie selbst in der Angst und Negativität lebten. Ich wurde dadurch enorm eingeschüchtert, wodurch mir ein stückweit meine Genialität genommen wurde. Somit entwickelte ich selbst ein gewisses Angstverhalten, denn es fing bereits ab dem Kindergarten an, dass das Negative was ich zu hören bekam, das Positive bei weitem überwiegte. Ich bekam vermehrt gesagt, was ich nicht darf. Ich soll jenes und dieses nicht anfassen. Manche sagten sogar:
„Wenn du nicht aufpasst und hinfällst, bekommst du gleich noch eine hinter die Ohren gehauen“. Wurde angeschrien, wenn ich etwas machte, das den Eltern oder Betreuern nicht gefiel. Anstatt mich einfach mal reden zu lassen, auf meine Bedürfnisse einzugehen und mich so gut es geht zu unterstützen. Doch leider lag genau hier der Hase im Pfeffer. Im Kindergarten stehen meistens zu wenige Erzieher für eine Gruppe Kinder zur Verfügung – sie alle waren überfordert.
Einem Kind allein kann gar nicht die Aufmerksamkeit geschenkt werden, die es normalerweise bräuchte. Parallel werden Menschen ab einem gewissen Alter in den Ruhestand geschickt, obwohl diese Menschen gut für unsere Kinder da sein könnten, um ihnen ihre Aufmerksamkeit zu geben und vor allem ihre Lebenserfahrungen zu lehren. Wir alle hätten viel mehr Aufmerksamkeit und Zuneigung gebrauchen können, als wir tatsächlich bekommen haben.
Die Erwachsenen lebten mir ein Leben vor und zugleich verboten sie mir die Dinge, die sie selbst machten. Ich war verwirrt und konnte es nicht verstehen. Ich habe sogar Hausarrest bekommen, wusste jedoch nicht, was ich falsch gemacht haben soll. Da Kommunikation nicht gerade ein beliebtes Werkzeug bei uns zu Hause war, um die Dinge zu klären. Ich fühlte mich schlichtweg unaufgeklärt. Fragte mich aber auch niemals, was mit mir nicht stimmt oder habe mir selbst die Schuld für etwas gegeben.
Neben der enorm vielen Negativität, die ich abbekommen habe, wurde ich von meinen Eltern in sehr vielen Dingen einfach belogen. An Weihnachten kommt das Christkind und bringt Geschenke, an Ostern ist es der Osterhase. Bei mir war es so, dass ich mich auch an meinem Ankunftstag auf die Geschenke gefreut habe, ohne dass irgendeine fiktive Gestalt angeblich die Geschenke gebracht hat. Genauso hätte ich mich an Weihnachten oder Ostern darauf gefreut, ohne an das Christkind oder den Osterhasen zu glauben.
Wie alt ich war, als ich erfuhr, dass es das alles überhaupt nicht gibt, kann ich nicht mehr genau sagen. Trotzdem ist eine Welt für mich zusammengebrochen. Jedoch nicht, weil es kein Christkind oder den Osterhasen gibt, sondern viel mehr, dass ich Jahrelang von den Menschen belogen wurde, die meine Vorbilder waren und denen ich vertraute. Ich war zutiefst enttäuscht. „Was kann ich ihnen noch glauben?“ fragte ich mich.
Später wunderten sich meine Eltern warum ich sie belüge oder ihnen nicht alles erzähle. Doch schließlich lernte ich es ja nicht anders von ihnen. Unsere Umgangsformen untereinander sind auf Lügenkulturen und Autoritäten aufgebaut. Erst durch meinen Lebensweg fand ich selbst heraus, dass lügen nicht ok ist. Durch die allgemeine Erziehungsweise stellen sich die Älteren immer über die Jüngeren, weil sie denken etwas Besseres zu sein und ihnen sagen wollen, was sie zu machen haben. Ich weiß, meine Eltern oder die Betreuer haben es sicherlich nicht böse mit mir gemeint und wollten bestimmt nur das Beste für mich, so wie alle anderen Eltern wahrscheinlich auch.
Wäre es trotzdem nicht besser langsam damit anzufangen unsere Kinder als vollwertige Wesen zu akzeptieren und offen dafür zu sein, auch von ihnen etwas zu lernen? Vollkommen frei und ehrlich mit ihnen zu kommunizieren und nicht irgendwelche Geschichten erfinden, nur weil sie sich schön anhören?
Ich denke der effektivste Weg besteht darin unseren Kindern, und selbstverständlich allen anderen auch, immer die eigene Wahrheit zu erzählen. Egal, um was es sich dabei handelt, denn das ist der beste Weg.
Was mir am meisten Spaß macht, kann ich doch selbst am besten entscheiden. Ich musste im Kindergarten zum größten Teil machen, worauf ich keine Lust hatte. Fühlte mich dabei immer unterdrückt. Mir ist aufgefallen, dass Erwachsene ihren Kindern sogar vorschreiben, wann sie Essen sollen. Kann ein Kind nicht selbst am besten fühlen, wann es Hunger hat und essen möchte? Mir wurde früher immer mal gesagt: „Wenn du jetzt nichts isst, bekommst du heute nichts mehr“. Also haben mich meine Eltern unbewusst dazu gezwungen etwas zu machen, was ich in diesem Augenblick eigentlich nicht gebraucht hätte. Solche Momente gab es natürlich sehr oft und heute kann ich ähnliches bei den meisten anderen Eltern beobachten. Ich gebe niemandem die Schuld für das, was sie gemacht haben oder machen. Meine Eltern wurden durch ihre Eltern und Betreuer massiv beeinflusst und diese natürlich auch von ihren usw.
In dem Alter, in dem ich in die Schule gekommen bin, wurde meine Individualität mit jedem Schuljahr immer weiter unterdrückt. Mehr und mehr wollte ich dann die Dinge, die ich aus der Sicht meiner Eltern oder den Lehrern nicht haben durfte. Denn das, was ich nicht haben durfte, wurde für mich irgendwie immer interessanter.
Ich hatte über meiner Zimmertür einen Zettel hängen mit der Überschrift >>Was ich morgens vor der Schule alles zu erledigen habe<<. Wie Holzkiste auffüllen oder Bad putzen. Erfreut darüber war ich natürlich nicht, aber ich würde fast behaupten, dass es für mich und meinen weiteren Lebensweg von elementarer Bedeutung war – denn ich lernte dadurch Disziplin.
Das Ziel, welches ich in diesen Jahren verfolgte, war ein einfaches, glückliches und entspanntes Leben zu führen. Jedoch wurde mir mit jedem Jahr bewusster, dass dies nicht ganz so einfach werden würde, weil es einfach zu viele unberechenbare Variablen gab. Familie, Schule, Lehrer, Pflichten, Freunde etc… All das erschuf natürlich Hürden, die ich erst einmal überwinden musste, um das Leben führen zu können, was ich mir wünschte. Wie lange es dauern würde, konnte ich in diesem Alter nicht sagen, da ich mich immer wieder gerne habe ablenken lassen.
Bis zu meinem siebten Lebensjahr war ich ein fast ganz normaler Junge, der zwar extrem viel Blödsinn im Kopf hatte aber es ist, wie du gesehen hast, nichts Spektakuläres passiert. Es fing relativ früh an, dass ich Bayern-München-Fan wurde. Ich glaube es gab nichts, dass ich nicht hatte. Von Unterwäsche über Trikots bis hin zu Bettwäsche und Handtüchern war alles dabei. Dass ich so ein Fanatiker war, könnte vielleicht daran gelegen haben, dass ich selbst sehr gerne Fußball gespielt habe. Und so wie jeder Junge, der Fußball spielt, davon geträumt habe, Profifußballer zu werden. Ich glaube, die Chancen es weit zu bringen standen gar nicht mal so schlecht.
Dennoch sollte sich im Alter von sieben Jahren die Sichtweise auf das Leben das erste Mal total verzerren. Denn in diesem Alter wurde ich zu sexuellen Spielchen gezwungen. Ich konnte absolut nicht verstehen, was das sollte, es war zwar keine Gewalt dabei, jedoch in einem bestimmten Befehlston. Mir wurde gedroht, wenn ich es jemandem erzählen würde. Verängstigt und verwirrt nahm ich es hin. Ich war durch die Erziehung zu eingeschüchtert, um irgendwem etwas davon erzählen zu können. Obwohl ich innerlich geschrieben habe, habe ich keine Hilfe bekommen. Ich fühlte mich benutzt und von niemandem gesehen. Was das Bild auf die Weiberwelt schon ziemlich verschoben hat.
Ich schaffte es allerdings mit der Zeit auf eine intelligente Weise mich all dem zu entziehen. Wenn ich wusste, wir fahren dorthin oder diese Menschen kommen zu uns zu Besuch, wollte ich immer zu meinem Kumpel. Er war meine Rettung. Damals habe ich es geschafft dies alles zu verdrängen, bis ich mich rund 25 Jahre später wieder erinnern durfte. Was ich allerdings nicht wusste, war, dass es mich ziemlich beeinflussen würde und dass mein Leben dadurch eine positive Wendung genommen hat. Ja, du hast richtig gelesen. Mein Leben hat dadurch eine positive Wendung genommen. Nur weil etwas "Negatives" passiert, muss es nicht unbedingt schlecht sein, denn alles sind Erfahrungen, die einen selbst weiterbringen.
In diesem Alter konnte ich mit niemandem darüber reden und gemerkt hat auch keiner etwas, obwohl ich mich schon anders verhalten habe. Es wäre gelogen, wenn ich sagen würde, dass ich, als ich mich wieder daran erinnert habe, glücklich darüber gewesen bin. Ganz im Gegenteil – ich war wütend, traurig und kurz davor innerlich zu eskalieren. Denn der Moment, als die Bilder und Erinnerungen wiederkamen, war kein besonders Guter, wie wir später noch erfahren werden. Es vergingen einige Jahre und irgendwann verdrängte ich diese Ereignisse so gut ich konnte, bis sie schließlich ganz aus meinem Tagesbewusstsein verschwanden. Ich konnte es durch Fußball ziemlich gut verdrängen.
Irgendwann bin ich in ein Alter gekommen, wo andere Dinge wichtiger wurden. Durch die Schule, meine Erziehung und die Erlebnisse, die ich hatte, entwickelte ich eine eher negative Einstellung und bin grundlos misanthropisch geworden. Ich dachte es wäre normal andere zu hassen, weil irgendwie jeder irgendwen hasste. Leider lernte ich weder im Kindergarten noch in der Schule oder zuhause, dass es keinen Grund gibt, andere Menschen zu hassen. Doch durch das Verhalten der meisten Erwachsenen wurde es für mich immer offensichtlicher, dass etwas mit ihnen nicht stimmen konnte, wusste nur noch nicht was. Ihr Verhalten und ihre Umgangsformen fühlten sich einfach grauenhaft an. Somit hatte ich mir selbst gegenüber auch eine gewisse Art der Rechtfertigung, dass mit mir alles in Ordnung ist.
In der Zeit, in der ich mich in die rechte Szene habe drängen lassen, mit zwölf Jahren, sind unglaublich viele tragische Dinge passiert und Fußball spielen reichte nicht aus, um meine Wut herauszulassen. Fast jedes Wochenende und manchmal auch unter der Woche, wurde ich in irgendwelche Schlägereien verwickelt. Es machte mir irgendwie Spaß meine Aggressionen bzw. den Druck abzulassen. Heute bin ich froh es auf diese Weise getan zu haben und mich nicht selbst verletzte oder Autoaggressionen und Selbsthass entwickelte.
Waffen gab es in unserer Clique mehr als genug und ein paar Jungs hatten auch keine großen Schwierigkeiten diese einzusetzen. Während dieser Zeit haben mich meine Eltern von zu Hause rausgeworfen. Ich hatte kaum Geld mir etwas zu essen zu kaufen und musste mich das eine oder andere Mal mit Katzen,- oder Hundefutter zufriedengegeben. Auch deshalb, damit ich mehr Alkohol kaufen konnte. Natürlich war es irgendwie sehr lustig, aber es schmeckte einfach nur abartig. Der Hund, der bei uns war, war sehr lieb, zutraulich und etwas tollpatschig. Ein sehr lustiger Zeitgenosse und trank ganz gerne mal einen Schluck Alkohol.
An einem ganz normalen Morgen sind zwei Kumpels, der Hund und ich einkaufen gefahren. Wir ließen den Hund im Auto und als wir wieder zurückkamen, hatte er die Musikboxen der Anlage kaputt gemacht. Mein Kumpel, der Besitzer des Hundes, ist komplett ausgerastet und hat gesagt: „Das war´s jetzt! Ich bringe dich um“. Der andere Kumpel und ich sagten: „Das kannst du doch ned machen“. Versuchten auf ihn einzureden, wussten jedoch beide, dass er es ernst meint. Wir sind ins Auto eingestiegen und fuhren in eine nahegelegene Lichtung mit Bäumen. Er nahm den Hund, ein Seil und sagte, dass er gleich wieder da ist. Wir glaubten nicht daran, dass er es wirklich durchziehen würde. Kurze Zeit später kam er ungefähr 300 Meter weiter vorne aus dem Wald heraus und winkte uns zu. Ich setzte mich ans Steuer und fuhr nach vorne. Wir stiegen aus und liefen einige Meter in den Wald hinein. Tot herumbaumelnd hing sein Hund an einem Baum. Wir waren sprachlos und schockiert. Der andere Kumpel allerdings sichtlich erfreut und lachte darüber, ihn endlich los zu sein. Ich war gerade einmal 13 Jahre alt – also eigentlich noch ein Kind!
Für all das Geschehene hatte ich zu diesem Zeitpunkt rational gesehen natürlich absolut keinerlei Erklärungen. Für mich war aber klar, ohne dass ich es bewertet habe, dass die anderen Menschen ganz eindeutig schlimme Probleme in sich tragen müssen und ich da kein Einzelfall bin. Die sexuellen Nötigungen, eine negative und gewaltbereite Erziehung, das Schulsystem, Freunde die keinerlei Skrupel davor hatten einen Menschen abzustechen oder einen Hund umzubringen. Nahezu jedes Wochenende Ärger mit der Polizei, unzählig viele Schlägereien und unendlich viel Alkohol. Das ist doch nicht normal. Eine Welt, inklusive mir, im Chaos. Was für ein Leben sollte das nur sein und vor allem was soll ich davon halten!?
Ich fühlte mich komisch, konnte es bloß nicht so richtig interpretieren und darüber reden sowieso nicht. Zum Glück hatte ich meinen besten Freund und wir sind aus dieser Clique ausgestiegen. Wir gaben unsere Aufnäher zurück und schlossen mit diesem Thema ab. Normalerweise gibt es bei so etwas immer Stress, wenn man aus irgendwelchen Gangs aussteigen möchte. Uns ließ man glücklicherweise in Ruhe. Sie wussten anscheinend, dass es nichts bringen würde. Meine Menschenfeindlichkeit konnte ich jedoch nicht von jetzt auf gleich einfach so ablegen. Aber ich durfte nach kurzer Zeit wieder daheim einziehen und konnte zurück in meine eigene Welt fliehen – in mich selbst. Die mittlerweile sehr zerbrochen war aber dennoch wunderschön und mein wahres Zuhause.
Ich wollte so wenig wie möglich mit der äußeren Welt in Kontakt treten. Die Schule, die ich nun inzwischen einige Jahre kennen lernen durfte, wurde immer mehr und mehr zu einem Ort, zu dem ich nicht gerne gegangen bin. Da ich bereits mit zwölf Jahren anfing Alkohol zu trinken und zu rauchen, konnte ich so die Erlebnisse und negativen Erfahrungen, die ich machte, noch weiter Verdrängen und bin immer seltener zur Schule gegangen – es fühlte sich einfach nicht mehr gut für mich an. Ich wollte mir nicht länger sagen lassen, was ich machen soll und was für ein schlechter Schüler ich doch bin. Ich fühlte mich schlecht behandelt und nicht ernst genommen. Mich haben außerdem andere Dinge viel mehr interessiert, als dem Lehrer zuzuhören. Deshalb konnte ich, wenn ich etwas gefragt wurde, auch nie eine Antwort darauf geben.
Zu diesem Zeitpunkt habe ich mich immer weniger an das System anpassen können. Warum auch anpassen? Ich wollte lieber fliehen, bisher brachte es mir nichts Gutes. Unter keinen Umständen wollte ich ein Allerweltsmensch sein. Das ist doch langweilig und ich erkannte, dass es nicht meinem individuellen Selbst entspringt. Mir war klar, dass wenn ich so wie alle anderen bin, nicht ich Selbst sein kann und schnell in denselben Kreislauf gerate wie sie. Aus dem ich nur schwer, oder überhaupt nicht mehr herauskomme.
Warum gibt es kein Schulfach für die Förderung von Individualität, Wahrheit, Glück, Freude und ein Fach, in dem ich lerne, was es bedeutet frei und im Überfluss zu leben? Hätte es das gegeben, wäre ich sicherlich viel lieber in die Schule gegangen. Mir war Freiheit viel wichtiger als gute Noten in der Schule. Außerdem widersprach sich das Schulsystem in so vielen Dingen, die ich für mich selbst herausgefunden habe. Ich bin immer mehr zu dem Entschluss gekommen, dass das Weltbild, das ich in der Schule beigebracht bekomme habe, nicht meine Wahrheit widerspiegelt. Deshalb wollte ich nicht länger zur Schule gehen und mich verunreinigen und manipulieren lassen. Immerhin hatten alle, die in diesem System aufgewachsen sind, schwerwiegende Probleme entwickelt und lebten ein Leben des autoritären Handelns und mit unterdrückter Wut. Die sie an kleinen Kindern oder anderen Menschen auslassen konnten. Vor allem, durch mangelnde Selbstreflexion und ungenügende Bewusstheit – dies konnte ich bis dato ziemlich genau beobachten und musste es auch selbst erfahren.
Parallel und unabhängig davon sagten meine Lehrer sehr oft zu mir: „Das schaffst du nicht“ „Aus dir wird eh nichts“. Bei Diktaten ist der Lehrer beim Vorlesen durch die Klasse gelaufen und als er bei mir stand sagte er: „Das wird sowieso eine fünf“. Was löst das wohl in einem Kind aus?! Mich hat es genervt und völlig demotiviert, ständig wurden mir nur meine (angeblichen) Fehler vorgehalten. Das Bildungssystem ist auf einer Fehlerkultur aufgebaut, die dazu führt, dass Menschen verletzt und teils sogar gedemütigt werden. Nur, weil sie sich mal irren. Ist das nicht traurig?! Wir sollten lernen, Menschen für ihre Erfolge zu loben, und auch, sie für ihre kleinen "Fehler" zu schätzen, denn daraus lernen sie. Selbst wenn ich 30 Fehler in einem Diktat hatte, ist das bei rund 200 Wörtern absolut akzeptabel. Denn es bedeutet, dass ich viel mehr richtig als falsch gemacht habe, und dennoch wurde ich nach meinen wenigen Fehlern beurteilt.