Heilung im  Licht - Anita Moorjani - E-Book
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Heilung im Licht E-Book

Anita Moorjani

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  • Herausgeber: Arkana
  • Kategorie: Ratgeber
  • Sprache: Deutsch
  • Veröffentlichungsjahr: 2012
Beschreibung

Ein berührender Bericht von der Schwelle zwischen Leben und Tod

Manchmal muss man erst sterben, um voll und ganz leben zu können. Dieses Buch führt uns auf die spannendste Reise, die man sich vorstellen kann. Anita Moorjani war an Krebs erkrankt und lag im Sterben. Doch als sie das Bewusstsein verlor, fand sie sich plötzlich in einem von Licht und Ekstase erfüllten Raum wieder. Tiefgreifende Erkenntnisse über unsere göttliche Natur, unsere Aufgabe auf der Erde und den Sinn ihrer Krankheit strömten auf sie ein. Obwohl sie gerne in diesem jenseitigen Raum geblieben wäre, entschloss sie sich, zurückzukehren, denn sie erkannte: »Der Himmel ist kein Ort, sondern ein Zustand.« Anita Moorjani kehrte ins Leben zurück, und in der Folge heilte ihr Krebs zur Überraschung aller Mediziner vollständig ab. Diese Erfahrung hat ihr Leben verändert. Sie weiß jetzt: Es gibt keinen Grund für Traurigkeit und Angst. Wir sind nicht nur mit allen anderen Lebewesen und mit Gott verbunden – in einer tieferen Schicht sind wir Gott. Ein zutiefst bewegender Erfahrungsbericht und zugleich ein Ratgeber, der unser aller Anschauung über das Leben und den Tod verändern kann.

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Seitenzahl: 357

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Anita Moorjani

Heilung im Licht

Wie ich durch eine Nahtoderfahrung

den Krebs besiegte

und neu geboren wurde

Aus dem Englischen

von Susanne Kahn-Ackermann

Der Inhalt dieses E-Books ist urheberrechtlich geschützt und enthält technische Sicherungsmaßnahmen gegen unbefugte Nutzung. Die Entfernung dieser Sicherung sowie die Nutzung durch unbefugte Verarbeitung, Vervielfältigung, Verbreitung oder öffentliche Zugänglichmachung, insbesondere in elektronischer Form, ist untersagt und kann straf- und zivilrechtliche Sanktionen nach sich ziehen.
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Die amerikanische Originalausgabe erschien 2012 unter dem Titel »Dying to be me. My Journey from Cancer, to Near Death to True Healing« im Verlag Hay House, USA.
Deutsche Erstausgabe © 2012 der deutschsprachigen Ausgabe Arkana, München in der Penguin Random House Verlagsgruppe GmbH, Neumarkter Str. 28, 81673 München. © 2012 der Originalausgabe by Anita Moorjani Lektorat: Dr. Antje Korsmeier Satz: Buch-Werkstatt, Bad Aibling ISBN: 978-3-641-08542-1V004
www.arkana-verlag.de

Für Danny, meine wahre Liebe: Ich wusste immer, dass unsere Liebe über Zeit und Raum hinausgeht. Wenn du nicht wärst, wäre ich heute nicht hier, in diesem Leben.

Für meine liebe Mutter und meinen wunderbaren Bruder Anoop: Ich danke euch dafür, dass ihr mein Leben lang für mich da wart, besonders aber während meiner Krankheit, und dass ihr für mich gesorgt habt, als ich es am meisten brauchte.

Im Gedenken an meinen Vater, dessen größter Wunsch es war, meine Hochzeit mitzuerleben, der aber diese Welt noch vor dem großen Tag verließ: Ich danke dir, dass du es mir möglich gemacht hast, deine grenzenlose Präsenz und bedingungslose Liebe in der anderen Welt zu erfahren und mir die Sicherheit gabst, dass du hier, dort und überall bist.

Ich glaube, dass die größten Wahrheiten des Universums nicht außerhalb von uns, nicht im Studium der Sterne und Planeten liegen. Sie finden sich tief in unserem Innern, in der Großartigkeit unseres Herzens, unseres Geistes und unserer Seele. Solange wir nicht verstehen, was uns innewohnt, können wir nicht verstehen, was draußen ist.

Ich erzähle hier meine Geschichte in der Hoffnung,

Ihr Herz in irgendeiner Weise zu berühren und Sie an

Ihre eigene Großartigkeit zu erinnern.

Vorwort

Dieses Buch hat mich zutiefst und nachhaltig berührt, und mehr noch die persönliche Beziehung zu Anita Moorjani, die durch eine Reihe geradezu göttlich ins Werk gesetzter Koinzidenzen in mein Leben trat. Eine über vier Jahre hinweg fortschreitende Krebserkrankung brachte sie an die Schwelle des Todes und über diese hinweg – führte sie hinein ins Haus des Todes und, wenn Sie so wollen, weit über dessen Eintrittshalle hinaus. All das hat Anita äußerst detailliert in diesem Buch, welches die Seele erforscht, beschrieben. Ich möchte Sie dazu ermuntern, es sehr sorgfältig zu lesen und sich dafür zu öffnen, dass es so manche lieb gewordene Überzeugung ins Wanken bringen könnte, insbesondere jene, die sich auf das so genannte Jenseits beziehen.

Anita lag im tiefen Koma, umgeben von ihren nächsten Angehörigen und einem Ärzteteam, das jeden Moment ihren letzten Atemzug erwartete. Doch ihr wurde die Möglichkeit gegeben, in ihren vom Krebs verwüsteten Körper zurückzukehren und entgegen aller Wahrscheinlichkeit eine unglaubliche Heilung zu erfahren. Mehr noch, ihr wurde gestattet, aus der Kammer des Todes zurückzukommen und uns allen zu berichten, wie das Leben auf der anderen Seite dieser körperlichen Welt aussieht – und noch wichtiger –, wie es sich anfühlt.

Dies ist eine Liebesgeschichte – eine Geschichte über bedingungslose Liebe. Sie wird Ihnen ein neues, lebendiges Gefühl davon vermitteln, wer Sie wirklich sind, warum Sie hier sind, und wie Sie jegliche Angst oder Selbstablehnung, die möglicherweise Ihr Leben bestimmen, transzendieren können. Anita spricht mit ungewohnter Freimütigkeit über ihren Krebs, sie erklärt, weshalb sie ihrer Ansicht nach diesen gefährlichen Weg in ihrem Leben beschreiten musste; warum sie geheilt wurde und weshalb sie zurückkehrte. Und machen Sie sich insbesondere klar, dass Anitas Lebensaufgabe sich ganz wesentlich in der Tatsache widerspiegelt, dass Sie nun im Begriff sind, ihren Erfahrungsbericht zu lesen … und dass ich mich so sehr dafür einsetze, dass ihre äußerst wichtige Botschaft in die Welt gelangt.

Was Anita in den vierundzwanzig Stunden ihres Komas, in denen sie das Tor zur anderen Welt durchschritt, erfuhr, deckt sich auf bemerkenswerte Weise mit allem, was ich beim Schreiben und Sprechen in Momenten der Inspiration empfing. Uns beiden ist klar, dass hier durch ein Eingreifen des Göttlichen die Dinge so gestaltet wurden, dass diese Frau, die am anderen Ende der Welt in einer Kultur lebte, die sich von der meinen stark unterscheidet, ihren Weg in mein Gewahrsein und mein Leben fand.

Zum ersten Mal hörte ich von Anita, als eine in New York lebende Frau namens Mira Kelley mir die Kopie eines Interviews schickte, in dem Anita über ihre Nahtoderfahrung sprach. Mira wurde später eine Freundin von mir und führte mit mir eine Rückführung in ein vergangenes Leben durch. (Näheres dazu findet sich in meinem Buch Werde der, der du wirklich bist). Nachdem ich Anitas Bericht gelesen hatte, fühlte ich mich unmittelbar und unwiderstehlich dazu aufgerufen, alles zu tun, was in meiner begrenzten Macht stand, um ihre fesselnde Botschaft in der Welt publik zu machen. Ich rief Reid Tracy, den Verlagsleiter von Hay House, an und drängte ihn, Anita Moorjani ausfindig zu machen und sie zu bitten, ein Buch zu schreiben, in dem sie ihre Erfahrung in aller Tiefe und mit allen Einzelheiten schildern möge. Ich fügte hinzu, dass es mir eine Freude – nein, eine Ehre – sein würde, ein Vorwort zu ihrem Buch zu verfassen, sollte sie bereit sein, dieses Projekt anzugehen. Durch eine Reihe wundervoller Synchronizitäten – darunter die Tatsache, dass Anita aus Hongkong bei meiner wöchentlichen Radiosendung auf hayhouseradio.com anrief und ich sie für alle Welt vernehmlich interviewte – nahmen wir beruflich wie auch privat miteinander Kontakt auf.

Anita sprach über das Gefühl, dass wir alle reine Liebe sind. Nicht nur, dass wir mit allen anderen Menschen und mit Gott verbunden sind, sondern auf einer tieferen Ebene sind wir alle Gott. Doch wir haben zugelassen, dass Gott durch unser Ego und unsere Ängste aus unserem Leben verdrängt wurde, und all unsere körperlichen Krankheiten ebenso wie das Übel in der Welt haben viel damit zu tun. Sie sprach darüber, dass wir lernen müssten, unsere Großartigkeit und unser Dasein als Wesen des Lichts und der Liebe wertzuschätzen, und sie sprach über die heilsamen Eigenschaften, die einer solchen inneren Einstellung innewohnen.

Anita beschrieb, wie sie ganz konkret die Abwesenheit von Zeit und Raum wahrgenommen und wie sie zum ersten Mal das Wunder jener Erkenntnis erfahren habe, dass Einssein kein intellektuelles Konzept ist, sondern dass in Wahrheit alles zugleich stattfindet. Sie berichtete, dass sie von einer Aura reiner glückseliger Liebe eingehüllt und umgeben gewesen sei, und dass ein solches Gefühl grenzenloses Heilungspotenzial in sich birgt. Aus erster Hand erfuhr sie die wahre Bedeutung der Worte Jesu, dass »mit Gott alle Dinge möglich sind« – dass dabei nichts ausgeschlossen ist, auch nicht die Möglichkeit, die Vergangenheit zu heilen. Anita erlebte in eigener Person, worüber ich so ausführlich geschrieben habe: dass in der wahren Präsenz Gottes, sofern wir ihn erkannt haben, die Gesetze der materiellen Welt (einschließlich der medizinischen) keine Geltung haben.

Ich musste diese Frau treffen. Von Anfang an spürte ich bei unseren Telefongesprächen unmittelbar die spirituelle Essenz von Anita und ihrer Botschaft der Hoffnung anstelle von Angst. Ich lud sie ein, nicht nur dieses Buch zu schreiben, sondern auch mit mir im Radio aufzutreten und der ganzen Welt ihre Geschichte von Liebe, Hoffnung und Heilung zu erzählen.

Ich schickte das Interview mit Anitas Bericht über ihre Nahtoderfahrung meiner Mutter zu, die in einer Einrichtung für betreutes Wohnen lebt und zu der Zeit 95 Jahre alt war. Meine Mutter hat regelmäßig mit dem Tod zu tun, da viele ihrer neuen Freunde in fortgeschrittenem Alter oft einfach entschlafen und für immer aus ihrer Erfahrungswelt verschwinden. Viele Male habe ich mit ihr darüber gesprochen, was sie über das große Mysterium des Todes denkt, dem Schicksal aller Lebewesen. Alles, was sich materialisiert, dematerialisiert sich auch. Auf intellektueller Ebene ist uns das zwar bekannt, dennoch bleibt das, was uns erwartet, ein großes Mysterium.

Meine Mutter erzählte, dass sie, nachdem sie Anitas Bericht über ihre Nahtoderfahrung gelesen hatte, eine Woge inneren Friedens empfunden habe, die an die Stelle von Stress, Angst und Besorgnis darüber getreten sei, was das große Unbekannte wohl mit sich bringe. Tatsächlich hatten alle, die den Bericht über Anitas Nahtoderfahrung gelesen haben, einschließlich meiner Kinder, das Gefühl, zu neuem Leben erweckt worden zu sein: Sie fassten den Vorsatz, sich fortan immer selbst zu lieben, ihre eigene Großartigkeit zu schätzen und zu bewahren sowie alle Gedanken, die möglicherweise zu Krankheit führen könnten, aus ihrem täglichen Leben zu verbannen. Ich habe über diese Gedanken und Vorstellungen geschrieben, aber Anita hat all das in die Erfahrungswelt eingebracht.

Sie vermochte ihren Körper zu heilen und hat mir bei vielen Gelegenheiten gesagt, dass sie glaubt, deshalb zurückgekommen zu sein, um diese einfache, aber machtvolle Lektion zu verbreiten – eine Lektion, die nicht nur Sie heilen könnte, sondern eventuell auch unsere Welt zu transformieren vermag. Und das ist, wie ich weiß, der Grund, aus dem Gott Anita und mich zusammengebracht hat. Ich hatte immer das Gefühl, dass es meine Aufgabe ist, die Menschen über ihre eigene Göttlichkeit zu unterrichten und wissen zu lassen, dass der höchste Ort in ihrem Innern Gott ist. Wir sind weder dieser Körper, noch unsere Leistungen, noch unsere Besitztümer – vielmehr sind wir alle eins mit der Quelle allen Seins, die Gott ist. Als ich in Werde der, der du wirklich bist über diese Themen schrieb, trat Anita Moorjani in mein Leben, so als sollte sie ein Ausrufezeichen hinter all das setzen, was ich bei meinem automatischen Schreiben empfing. Sie hat es gelebt und so wunderschön formuliert – und nun erfahren Sie den Segen und das Glück zu lesen und anwenden zu können, was Anita im Laufe ihres gewaltigen Ringens mit dem fortgeschrittenen Krebs auf ihrer friedlichen Rückreise und durch ihr direktes Erleben göttlicher Heilung in Erfahrung brachte.

Es ist mir eine Ehre, eine kleine Rolle dabei spielen zu dürfen, dass diese hoffnungsvolle Botschaft von der Liebe als elementarer Heilung überbracht wird. Mögen Sie Anitas Worte aufnehmen und dadurch selbst zu einem Instrument werden, das jegliche Krankheit aus Ihrem Körper, Ihren Beziehungen, Ihrem Land und aus unserer Welt beseitigt. Um es mit den Worten der Dichterin Elizabeth Barrett Brownings auszudrücken: »Die Erde ist angefüllt mit Himmel, und in jedem Strauchwerk lodert Gott.« Und es stimmt, wenn Sie lieben, werden Ihnen Heilung und der Himmel auf Erden zuteil.

Genießen Sie Anitas wunderbares, wundervolles Buch. Ich liebe das Buch, und ich liebe Anita.

Dr. Wayne W. Dyer

Maui, Hawaii

Einleitung

Meine Geschichte erzähle ich vor allem deshalb, damit andere nicht durchmachen müssen, was ich durchgemacht habe.

Weder ist es meine Art, andere Leute zu belehren oder ihnen zu sagen, wie sie ihr Leben zu führen haben, noch gebe ich gern Ratschläge zu eventuell anstehenden Veränderungen ab, selbst wenn man mich darum bittet. Ich ziehe es vor, durch Beispiel anzuleiten und für andere ein geschütztes Umfeld zu schaffen, in dem sie mit ihrer eigenen Wahrheit in Berührung kommen können.

Seit den Ereignissen des Winters und Frühjahrs 2006 habe ich oft darüber nachgedacht. Damals hatte ich eine Nahtoderfahrung und wurde vom Krebs, an dem ich vier Jahre zuvor erkrankt war, geheilt. Während meiner Nahtoderfahrung konnte ich bestimmte Aspekte meines künftigen Lebens sehen und wahrnehmen; ich verstand, dass einer der Gründe für meine Entscheidung, in dieses irdische Leben zurückzukehren, der war, dass meine Erfahrung und Botschaft andere Menschen berühren würden.

In jenem Zustand wusste ich, dass ich auf irgendeine Weise Tausende, ja vielleicht Zehntausende, inspirieren sollte. Es war mir nicht klar, wie das zu bewerkstelligen wäre – ich wusste nur, dass ich auf irgendeine Weise vielen Menschen helfen würde. Und insbesondere hatte ich das Gefühl, dass ich nichts dafür tun musste; ich hatte einfach nur ich selbst zu sein, brauchte mich nur des Lebens zu freuen und mir zu gestatten, als Instrument für etwas viel Größeres zu dienen.

Und so kam es auch. In Reaktion auf Anfragen aus Medizin und Wissenschaft sowie auf Fragen von Menschen, die nach Antworten hinsichtlich des Wesens der Welt und der Natur ihrer Erfahrungen suchten, begann ich über meine Erfahrungen zu sprechen und zu schreiben. So kam dieses Buch zustande (Einzelheiten dazu finden sich in Kapitel 14). Ich erläutere ganz offen, was ich durch mein Krebsleiden und meine Nahtoderfahrung gelernt habe. Es macht mir Freude, meine Erfahrungen und mein daraus gewonnenes Verständnis vom Leben mit anderen Menschen zu teilen, vor allem wenn ich das Gefühl habe, dass sie davon profitieren können.

Ihren Anfang nimmt meine Geschichte in Teil I. Dort schildere ich, wie ich an einem Ort aufwuchs, an dem viele Kulturen mit unterschiedlichen und oft widersprüchlichen Glaubensvorstellungen aufeinanderstoßen. Ich erkläre, wie diese Umstände mich formten und in mir Ängste nährten, die sich schließlich in Krankheit manifestierten. Ich nehme Sie mit auf meinem Weg in das Erwachsenendasein und meinen Abstieg ins Gefängnis des Krebsleidens.

Im zweiten Teil wird die Nahtoderfahrung selbst erkundet – was ich damals erlebte und begriff – und geschildert, was als Nächstes passierte. Die Heilung vom Krebs und meine Bemühungen, einen neuen Platz für mich in der Welt zu finden, bildeten eine aufregende Reise voller Überraschungen und Herausforderungen!

Im dritten Teil beschreibe ich, was ich mittlerweile an Erkenntnissen über das Heilen gewonnen habe und spreche über meine Sicht auf die heutige Welt; auch geht es dort darum, wie wir als Widerspiegelung unseres wahren Wesens leben und unsere wahre Größe durchscheinen lassen können. Am Schluss steht ein Abschnitt mit »Fragen und Antworten«. Er betrifft einige der Themen, mit denen ich am häufigsten konfrontiert werde oder die die größte Herausforderung darstellen.

Doch bevor ich nun darangehe, mit Ihnen zu teilen, was ich aus meinen Erfahrungen gelernt habe, möchte ich klarstellen, dass ich nicht behaupte, irgendwelche universellen oder wissenschaftlichen Wahrheiten zu kennen oder irgendjemandes spiritueller Guru zu sein. Auch versuche ich nicht, eine neue Religion oder ein neues Glaubenssystem zu begründen. Mein einziges Ziel ist zu helfen, nicht zu überzeugen.

Vor allem möchte ich betonen, dass Sie keine Nahtoderfahrung brauchen, um Heilung zu erfahren! Ich werde Ihnen von sämtlichen emotionalen und psychischen Auslösern erzählen, die dazu beitrugen, dass ich Krebs bekam. Und ich hoffe, dass Sie dadurch, dass ich diese Faktoren benenne, ihrerseits die Wahrscheinlichkeit einer Krebserkrankung mindern oder sogar vielleicht ganz ausräumen können. Gleichzeitig sollten Sie wissen – für den Fall dass Sie Krebs haben oder eine Ihnen bekannte Person an einer anderen schweren Krankheit leidet –, dass viele Wege zur Heilung führen. Mein einziger Vorschlag besteht darin, dass Sie dem folgen, was sich für Sie richtig anfühlt und in Ihnen persönlich auf Resonanz stößt.

Sollten Sie nach gezielten Anleitungsschritten oder Regeln suchen, die es zu befolgen gilt, dann sind Sie bei mir an der falschen Adresse, denn ich glaube nicht an das Aufstellen eines »Einheitsdogmas«. Das würde Ihrem Wesen nur Grenzen setzen. Auch geht es mir im Sprechen darüber, dass ich mich selbst liebe, nicht darum, die Aufmerksamkeit auf mich zu lenken; vielmehr möchte ich, dass Sie in sich das gleiche Gefühl erleben. Wenn ich meine Erfahrungen und Erkenntnisse mit anderen Menschen teile, so beabsichtige ich nichts anderes, als dass ein Funke jener Großartigkeit, die uns allen innewohnt, entfacht wird. Es ist mein tiefer Wunsch, den in Ihnen schlummernden Guru zu erwecken, der Sie anleitet, Ihren eigenen Platz im Zentrum des Universums zu finden.

Ich hoffe, dass Sie an jedem einzelnen Tag Ihrer Reise Freude empfinden und dahin gelangen, das Leben ebenso sehr zu lieben, wie ich es dieser Tage tue!

TEIL I

Auf der Suche nach dem richtigen Weg

Prolog

Der Tag, an dem ich »starb«

Oh mein Gott, was für ein unglaubliches Gefühl! Ich bin so frei und leicht. Wie kommt es, dass ich in meinem Körper keinen Schmerz mehr empfinde? Wohin ist der plötzlich verschwunden? Hey, warum scheint sich meine ganze Umgebung von mir zu entfernen? Aber das erschreckt mich gar nicht! Warum habe ich keine Angst? Wohin hat sich die Angst verflüchtigt? Wahnsinn, ich kann meine Angst nicht mehr finden!

Das waren einige meiner Gedanken, als man mich in höchster Eile ins Krankenhaus schaffte. Die Welt um mich herum begann sich surreal und traumgleich auszunehmen und ich fühlte, wie ich vom Bewusstsein immer weiter weg glitt und in ein Koma fiel. Meine Organe begannen zu versagen, als ich mich dem Krebs ergab, der in den vier Jahren zuvor meinen Körper verwüstet, nein, verschlungen hatte.

Es war der 2. Februar 2006, ein Tag, der mir auf ewig ins Gedächtnis gebrannt bleiben wird als der Tag, an dem ich »starb«.

Obwohl ich im Koma lag, war mir das Geschehen um mich herum genau bewusst, ebenso wie das Dringlichkeitsgefühl und die Panik meiner Familienangehörigen, als diese mich hastig ins Krankenhaus brachten. Als wir dort ankamen und die Onkologin einen ersten Blick auf mich warf, war ihr der Schock deutlich anzumerken.

»Das Herz Ihrer Frau mag noch schlagen«, sagte sie zu meinem Mann Danny, »aber sie ist nicht mehr wirklich da drin. Es ist zu spät, sie noch zu retten.«

Von wem redet die Ärztin?, fragte ich mich. Ich habe mich nie in meinem Leben besser gefühlt! Und warum sehen Mama und Danny so angsterfüllt und besorgt aus? Mama, bitte weine nicht. Was ist los? Weinst du meinetwegen? Weine nicht! Mir geht es gut, liebe Mama, wirklich!

Ich dachte, ich spräche die Worte laut, doch es kam kein Ton heraus. Ich hatte keine Stimme.

Ich wollte meine Mutter umarmen, sie trösten und ihr sagen, dass es mir gut ging, und konnte nicht begreifen, warum mir das nicht möglich war. Warum machte mein Körper nicht mit? Weshalb lag ich einfach leblos und schlaff da, wo ich doch nur meinen geliebten Mann und meine Mutter umarmen und ihnen versichern wollte, dass es mir gut ging und ich keine Schmerzen mehr hatte?

Schau Danny– ich kann mich ohne meinen Rollstuhl bewegen. Das fühlt sich so erstaunlich an! Und ich bin nicht mehr an die Sauerstoffflasche angeschlossen. Oh, ich atme auch nicht mehr so mühsam, und meine Hautläsionen sind verschwunden. Sie nässen nicht mehr und tun auch nicht mehr weh. Nach vier qualvollen Jahren bin ich endlich geheilt!

Ich befand mich in einem Zustand reinster Freude und jubilierte. Endlich war ich von den Schmerzen befreit, die der Krebs, der meinen Körper verwüstete, verursacht hatte. Ich wollte, dass sich meine Mutter und Danny für mich freuten. Warum waren sie nicht froh darüber, dass mein Kampf endlich vorbei war, dass auch ihr Kampf ein Ende hatte? Warum jubilierten sie nicht mit mir? Konnten sie mir die Freude, die ich empfand, nicht ansehen?

»Bitte, Sie müssen irgendetwas tun«, flehten Danny und meine Mutter die Ärztin an.

»Es handelt sich nur noch um Stunden«, entgegnete die Onkologin. »Warum haben Ihre anderen Ärzte sie nicht früher zu uns geschickt? Ihre Organe beginnen schon zu versagen, und deshalb ist sie ins Koma gefallen. Die Nacht wird sie nicht überleben. Sie bitten mich um etwas Unmögliches. Was immer wir ihr in diesem Stadium verabreichen, könnte sich als zu toxisch für ihren Körper erweisen und der Todesstoß sein. Denn es funktionieren ja nicht einmal mehr die Organe!«

»Ja, mag sein«, beharrte Danny, »aber ich gebe sie nicht auf!«

Mein Mann hielt meine schlaffe Hand fest umklammert, als ich so dalag, und ich bekam die in seiner Stimme mitschwingende Mischung aus qualvollem Leid und Hilflosigkeit mit. Mehr als alles andere wollte ich ihn von seinem Leid erlösen. Ich wollte ihn wissen lassen, wie wunderbar ich mich fühlte, war aber hilflos in meinem Versuch, ihm das zu übermitteln.

Hör nicht auf die Ärztin, Danny; bitte höre nicht auf sie! Warum sagt sie so etwas? Ich bin noch da, und mir geht es gut. Besser als gut– genau genommen fühle ich mich grandios!

Ich verstand nicht warum, aber ich nahm wahr, was sie alle durchmachten – meine Familienangehörigen und auch die Ärztin. Ich konnte ihre Angst, Sorge, Hilflosigkeit und Verzweiflung fühlen. Es war, als wären ihre Gefühle und Emotionen die meinen. Es war, als ob ich sie werden würde.

Ich fühle deinen Schmerz, Liebling– ich kann alle deine Emotionen fühlen. Bitte weine nicht um mich, und sag Mama, dass sie auch nicht um mich weinen soll. Bitte sag ihr das!

Doch sobald ich mich mit dem Drama, das sich um mich herum abspielte, emotional zu verbinden begann, fühlte ich mich zugleich davon weggezogen, so als gäbe es einen umfassenderen Plan, der sich entfaltete. Ich fühlte meine Anhaftung an die Szene schwinden, während mir allmählich bewusst wurde, dass innerhalb des größeren Szenarios alles perfekt war und nach Plan verlief.

Erst da setzte wahrhaft die Erkenntnis ein, dass ich im Sterben lag.

Oh… ich sterbe! So fühlt sich das also an? So habe ich es mir nie vorgestellt. Ich fühle mich so wunderbar friedvoll und ruhig… und endlich geheilt!

Dann begriff ich, dass, selbst wenn mein physischer Körper zu existieren aufhörte, in dem umfassenderen Gewebe des Lebens dennoch alles perfekt ist; denn wir sterben nie wirklich.

Ich war mir nach wie vor jeder Einzelheit des sich entfaltenden Geschehens genau bewusst und beobachtete, wie mich ein Team von Medizinern auf die Intensivstation karrte. Sie umgaben mich mit fieberhafter Aktivität, schlossen mich an Apparate an und hantierten mit Nadeln und Schläuchen.

Ich empfand nichts für den schlaffen Körper auf dem Krankenhausbett. Ich hatte nicht das Gefühl, dass er mir gehörte. Er sah viel zu klein und unbedeutend aus, um das, was ich erlebte, in sich beherbergen zu können. Ich fühlte mich frei, befreit, wunderbar, großartig! Aller Schmerz, alle Qual, alle Traurigkeit und aller Kummer waren verschwunden. Ich trug keinerlei Ballast und konnte mich nicht entsinnen, mich jemals so gefühlt zu haben – noch nie.

Dann hatte ich das Gefühl, von etwas umfangen zu werden, das ich nur als reine, bedingungslose Liebe beschreiben kann. Aber selbst das Wort Liebe wird dem nicht gerecht. Es war die größtmögliche Art von Wertschätzung, und noch nie zuvor hatte ich dergleichen erlebt. Es war jenseits von jeder uns vorstellbaren Form körperlicher Zuneigung, und es war bedingungslos – dies kam mir zu, ganz gleich, was ich jemals getan hatte. Ich musste nichts tun oder mich auf bestimmte Weise verhalten, um diese Liebe zu verdienen. Diese Liebe galt mir, ganz gleich was!

Ich war in diese Energie gleichsam eingetaucht und fühlte mich durch sie erneuert. Ja, sie gab mir ein Gefühl von Zugehörigkeit, so als sei ich nach all den Jahren des Kampfes, des Schmerzes, der Furcht und der Angst schließlich angekommen.

Endlich war ich nach Hause gekommen.

Kapitel 1

Immer außen vor

Indien ist ein wunderbares Land, doch war es mir nicht bestimmt, dort zu leben. Obwohl meine Eltern ihrer ethnischen Herkunft nach Inder sind und ursprünglich aus Hyderabad in der Provinz Sindh stammen, wurde ich in Singapur geboren.

Mein Großvater väterlicherseits war Textilhändler. Er besaß auf Sri Lanka ein Familienunternehmen, importierte europäische, indische und chinesische Textilien und exportierte sie in alle Welt. Mein Vater musste aufgrund der Gegebenheiten unserer Firma viel herumreisen, bevor er sich schließlich in der damaligen britischen Kolonie Hongkong niederließ. Zu jenem Zeitpunkt war ich zwei Jahre alt.

Meine Anfänge betteten mich in drei Kulturen und Sprachen ein. Hongkong, eine pulsierende und umtriebige Metropole, ist überwiegend von Chinesen bevölkert, weshalb ich mit den ortsansässigen Leuten Kantonesisch sprechen lernte. Meine Eltern schickten mich und meinen Bruder Anoop auf britische Schulen, wo wir auf Englisch unterrichtet wurden, und die meisten meiner Schulkameradinnen und -kameraden waren Briten, die im Ausland lebten. Zuhause sprach unsere Familie jedoch Sindhi, unsere Muttersprache, und praktiziert wurde die traditionelle Lebensweise der Hindus.

Mein Vater war ein groß gewachsener, gut aussehender Mann, der von seiner Familie Respekt einforderte. Ich wusste, dass er uns liebte, aber er war streng und erwartete, dass wir uns seinen Regeln unterwarfen. Als Kind hatte ich Angst vor ihm und achtete darauf, ihm nicht in die Quere zu kommen. Meine Mutter hingegen ging immer liebevoll mit meinem Bruder und mir um, und ich hatte nie Angst, ihr meine Gefühle anzuvertrauen.

Anoop liebte ich geradezu abgöttisch, und wir stehen uns seit jeher sehr nahe, obwohl er fünf Jahre älter ist als ich. Im Kindesalter bedeutet das einen erheblichen Altersunterschied, weshalb wir selten miteinander spielten; aber wir stritten uns nie. Vielmehr sah ich zu ihm auf, und er nahm mir gegenüber die Rolle des starken Beschützers ein. Ich fühlte mich sehr sicher, wenn er da war, und konnte mit ihm über alles reden. Gemessen an meinem Vater war er der stärkere männliche Einfluss in meinem Leben.

Die Ehe meiner Eltern war nach traditioneller Art arrangiert worden, und sie hegten die Hoffnung, eines Tages auch für Anoop und mich, wenn wir alt genug wären, geeignete Ehepartner zu finden. Auch verlangte die Tradition, dass die Frau sich ihrem Mann und den männlichen Verwandten unterwarf.

Diese ungleiche Stellung der Geschlechter ist in meiner Kultur weit verbreitet. Als Kind stellte ich diese Wertvorstellungen nicht in Frage und nahm es als selbstverständlich hin, dass die Dinge so sein sollten. Meine erste unangenehme Erfahrung mit dieser Ungleichheit machte ich jedoch im zarten Alter von sechs Jahren, als ich eine, in unserer indischen Sprache geführte, Unterhaltung zwischen meiner Mutter und einer anderen Dame mit anhörte.

»Warst du enttäuscht, als dein zweites Kind geboren wurde und es ein Mädchen war?«, fragte diese Frau.

Ich horchte auf die Antwort und spürte Angst in mir aufsteigen.

»Nein, natürlich nicht. Ich liebe meine Tochter!«, erwiderte meine Mutter zu meiner großen Erleichterung.

»Aber Mädchen sind ein Problem, vor allem, wenn sie erwachsen werden«, sagte die Frau. »Bei Mädchen muss man sichergehen, dass sie nicht verzogen werden, sonst bekommen sie keinen guten Ehemann. Und die Mitgift, die verlangt wird, wenn man seine Tochter verheiraten will, wird auch jedes Jahr höher!«

»Man kann nicht in die Zukunft sehen. Jedes Kind, ob Junge oder Mädchen, bringt sein eigenes Schicksal mit«, gab meine Mutter weise zurück.

»Nun, ich bin glücklich, dass ich zwei Söhne habe!«, sagte die Frau voller Stolz. Selbst mein noch junger Geist konnte das Gefühl von Leistung wahrnehmen, das sie bei dieser Aussage empfand.

Als meine Mutter und ich dann später unter uns waren, fragte ich: »Mama, ist es wahr, dass Mädchen ein Problem sind?«

»Nein, natürlich nicht, Beta Liebling«, gab sie zur Antwort. (Beta ist in unserer Sprache ein Kosewort für »mein Kind«.)

Meine Mutter zog mich an sich und umarmte mich, und ich erinnere mich, in diesem Augenblick gedacht zu haben: Ich will nie ein Problem für meine Eltern sein, nur weil ich ein Mädchen bin. Ich will nicht, dass sie sich je wünschen, ich wäre als Junge zur Welt gekommen.

UNSERERSTESZUHAUSE in Hongkong war eine Wohnung in einem neunstöckigen Gebäude in Happy Valley. Sie befand sich im siebten Stock und bot Ausblick auf die Pferderennbahn. Ich pflegte stundenlang aus dem Fenster zu schauen und zu beobachten, wie die farbenprächtig gekleideten Jockeys ihre Pferde für die Rennen an den Wochenenden trainierten.

Meine Tagträumereien am Fenster wurden vom Lärm der Straßenbahn unterbrochen, die unten auf der an unserem Wohnblock vorbeiführenden Hauptstraße entlangratterte.

Morgens, wenn ich aufstand, schlug mir meist der vertraute Geruch von Sandelholz- und Rosenduft-Räucherstäbchen entgegen. Ein starker Duft, den ich immer geliebt habe, denn er vermittelte mir das Gefühl von Frieden und Heiterkeit. Meine Mutter war dann gewöhnlich dabei, sich vor unserem Hausaltar niederzulassen. Sie trug einen ihrer unzähligen farbenfrohen Salwaar Kamiz, (ein traditionelles indisches Gewand), das zumeist aus feiner indischer Seide oder französischem Chiffon gefertigt war.

Meine Eltern ließen sich jeden Morgen vor unserem Hausaltar nieder, auf dem die Gottheiten Krishna, Lakshmi, Shiva, Hanuman und Ganesha versammelt waren, um zu beten, zu meditieren und Mantras zu rezitieren. Das taten sie, um sich ihre innere Stärke ins Bewusstsein zu rufen, bevor sie sich dem neuen Tag stellten. Sie folgten den in den Veden enthaltenen Schriften sowie den Lehren des Guru Nanak und seines heiligen Buches Guru Granth Sahib.

Oft saß ich mit vor dem Altar und sah genau zu, wenn sie die Räucherstäbchen entzündeten, sie vor den kleinen Statuen und Bildern der verschiedenen Gottheiten im Kreis schwangen und ihre Pujas (Gebete) im Singsang rezitierten. Dann machte ich es ihnen nach.

Später schaute ich unserem chinesischen Kindermädchen Ah Fong zu, die ihren verschiedenen Aufgaben nachkam und dabei auf Kantonesisch mit mir schwatzte. Ihr winziger, in den traditionellen schwarz-weißen Samfoo (ein traditionelles chinesisches Gewand) gekleideter Körper führte kleine flinke Bewegungen aus, während sie in der Wohnung umherhuschte. Ich hing sehr an ihr. Ah Fong kam zu uns, als ich zwei Jahre alt war, und ich konnte mich an keine Zeit erinnern, in der sie nicht Teil unserer Familie gewesen war.

ANNORMALENWOCHENTAGEN sah ich meine Eltern erst am frühen Abend wieder. Ah Fong holte mich von der Schule ab, und wir gingen nach Hause, um Mittag zu essen. Danach nahm sie mich oft mit zum Markt, wo sie frische Nahrungsmittel kaufte und andere Besorgungen machte. Wir fuhren mit der Straßenbahn, und diese Ausflüge machten mir große Freude.

Wir hüpften in die Tram, die direkt vor unserem Haus hielt. Für mich war das immer ein Abenteuer. Ich blickte aus dem Fenster, während die Straßenbahn sich ihren Weg durch die engen, überfüllten Straßen von Hongkong bahnte; durch Happy Valley, Causeway Bay und Wan Chai; dann stiegen wir beim Markt aus, und Ah Fong nahm mich fest an die Hand. Für mich gab es ungemein viel zu sehen, und ich genoss es, die Gerüche und Töne dieses Umfelds in mich aufzunehmen. Meine Eltern gingen mit mir nie an solch aufregende Orte! Sie fuhren nur mit dem Auto und kauften in großen Kaufhäusern ein, die mir im Vergleich zu diesem Kaleidoskop an Farben und Empfindungen langweilig vorkamen.

Auf dem Markt wurde alles feilgeboten, von frischem Obst und Gemüse oder Haushaltswaren bis hin zu Schnickschnack und Kinderspielzeug. Die Verkäufer priesen lauthals ihre Waren an, und die Stände waren nach keiner bestimmten Ordnung aufgestellt. Gemüsestände wechselten sich ab mit Verkaufsständen, die Schuhe, Blumen, Töpfe und Pfannen, billiges Plastikspielzeug, farbenprächtige Aufbauten von frischen Früchten, Kostümschmuck, Ballons, frischen Fisch, Fleisch, Socken und Strümpfe, farbenprächtige Servietten und Handtücher, Tischtücher und vieles mehr anboten, wobei die meisten Stände ihre Waren bis an die Straße ausbreiteten. Meine Faszination hielt Stunden an.

»Ah Fong, Ah Fong! Schau dir das an! Was macht der Mann mit der Schlange?«, rief ich aufgeregt.

»Das ist ein Schlangenverkäufer. Er bindet die Schlange zusammen, und die Familie dort nimmt sie mit nach Hause und kocht eine Schlangensuppe«, erwiderte Ah Fong.

Verwundert und mit großen Augen beobachtete ich, wie sich die Schlange in den geschickten Händen des Verkäufers hin und her wand und um ihre Freiheit kämpfte – vergebens. Die arme Kreatur tat mir leid, als sie fachmännisch mit Bambusstreifen zusammengebunden und in einen Maschendrahtkäfig verfrachtet wurde.

Aus all diesen Gründen liebte ich es, mit Ah Fong auf den Markt zu gehen. Bei diesen kleinen Ausflügen konnte ich meinen ausgeprägten Sinn für Abenteuer ein wenig ausleben.

OBWOHLSIESCHON viele Jahre bei uns lebte, senkte Ah Fong nach wie vor den Blick und wandte ihn ab, wenn meine Mutter oder mein Vater den Raum betraten. Da ich ein neugieriges Kind war, überschwemmte ich sie mit Fragen zu allem, auch zu ihrem Verhalten. Im Geiste war ich stets darum bemüht, die kulturellen Unterschiede zwischen Ah Fong und meinen Eltern unter einen Hut zu bringen.

»Warum machst du das?«, wollte mein sechsjähriges Ich wissen.

»Warum mache ich was?«, fragte Ah Fong.

»Warum senkst du immer den Blick, wenn meine Eltern sich dir nähern?«

»Um Respekt zu zeigen«, erklärte sie.

»Wieso?«

»Deine Eltern sind meine Arbeitgeber. Ich möchte ihnen zeigen, dass ich sie respektiere und als meine Vorgesetzten anerkenne.«

»Sie sind deine Vorgesetzten?« Diese Information erstaunte mich.

»Ja, weil sie mir Arbeit geben.«

»Bin ich deine Vorgesetzte?«, fragte ich.

Ah Fong, die meine permanente Fragerei schon gewohnt war, lachte gutmütig.

»Nein, du gibst mir keine Arbeit. Ich bin hier, um auf dich aufzupassen.«

»Ach so«, rief ich und ging davon, um mit meiner neuen Puppe zu spielen.

Ich spielte auch liebend gerne mit Ah Fongs Tochter Ah Mo Yee. Ich muss etwa fünf Jahre alt gewesen sein, als sie an den Wochenenden zu uns zu kommen pflegte, um bei ihrer Mutter zu sein. Ah Mo Yee war nur ein Jahr älter als ich, und wir wurden Freundinnen, da ich fließend Kantonesisch sprach. Ich genoss ihre Gesellschaft; wir spielten mit meinen Spielsachen und gingen zusammen in den nahe gelegenen Park. Meine Eltern freuten sich für mich, dass ich eine Spielkameradin hatte, die an den Wochenenden bei uns wohnte.

Sonntags hatte Ah Fong ihren freien Tag. Dann führte sie Ah Mo Yee zum Mittagessen aus und brachte sie im Anschluss daran zu ihren eigenen Eltern, in deren Obhut sich ihre Tochter während der Woche befand. (Obwohl ich damals nie danach fragte, wird mir in der Rückschau klar, dass Ah Fong eine alleinerziehende Mutter war und Ah Mo Yee mit Hilfe ihrer Familie großzog.) Wenn ich am Sonntag nicht mit meinen Eltern ausging, nahm mich Ah Fong mit, und ich liebte diese Ausflüge sehr.

Wie gewöhnlich nahmen wir dann die Tram und begaben uns als Erstes zu einem chinesischen Stand, wo wir etwas aßen. Diese Stände, Kantonesisch dai pai dong genannt, befanden sich draußen im Freien am Straßenrand, und wir saßen auf Holzhockern und schlürften unsere Schalen mit heißer Nudelsuppe und Klößchen, während der Verkehr an uns vorbeibrauste. Nach dem Essen brachte Ah Fong uns in die Wohnung ihrer Eltern. Eine bescheiden und karg möblierte Dachwohnung chinesischen Stils, zu der man die Treppen hochstieg. Während Ah Fong mit ihren Eltern Tee trank, wanderte ich in der dunklen Wohnung mit ihren Wänden aus unverputztem Stein herum und erkundete neugierig jede Ecke. Den Tee nippten die Erwachsenen aus kleinen Tässchen mit farbenfroh emaillierten Abbildungen der Tiere des chinesischen Tierkreiszeichens, Drachen oder Tiger zum Beispiel; ich hingegen bekam ein Glas mit Saft oder süßem Tee.

Dort hinzugehen wurde mir nie langweilig. Und wenn mich die Gespräche nicht mehr interessierten, genoss ich es, von den großen Bogenfenstern aus auf die Straße hinabzuschauen, wo Fischhändler frische Muscheln und Fische am Straßenrand auf Strohmatten auslegten, damit sie in der heißen Nachmittagssonne trockneten.

SOWARMEINEKINDHEIT eine Mischung aus Ost und West. Da Hongkong eine überwiegend von Chinesen bewohnte britische Kolonie war, wurde Weihnachten und Ostern mit der gleichen Begeisterung gefeiert wie das Fest der Hungrigen Geister und das Mondfest.

Ah Fong und Ah Mo Yee klärten mich über die chinesischen Traditionen und Glaubensvorstellungen auf sowie über die Bedeutung, die sich hinter all den Festen verbarg, und ich liebte es, dass Ah Mo Yee all ihre Feiertage bei uns verbrachte. So zum Beispiel wurde der Höhepunkt des mehrtägigen Festes der Hungrigen Geister in der vierzehnten Nacht des siebten Monats, dem Mondkalender nach, gefeiert. An diesem Tag beteten die Familien für verstorbene Verwandte, die sich nicht richtig von ihnen hatten verabschieden können und deren Seelen aus diesem Grund hungrig blieben; und sie brachten ihren Ahnen Opfergaben dar.

Anoop und ich sahen zu, wie Ah Fong, Ah Mo Yee und auch Ah Chun, der Koch, für ihre verstorbenen Verwandten Opfergaben in Form papiergefertigter Nachbildungen von wertvollen Dingen verbrannten. Sie entzündeten hinterm Haus, unten im Treppenhausschacht hinter der Küche, in einer riesigen Urne ein Feuer und warfen das Papier hinein. Nachbildungen von Autos, Häusern und auch falsches Geld. Man ging davon aus, dass die Ahnen diese Dinge in der anderen Welt erhielten.

»Ah Fong, bekommt dein Opa wirklich ein Haus im Himmel, wenn du dieses Papierhaus verbrennst?«, fragte ich neugierig.

»Ja, Anita. Meine Großeltern erwarten von mir, dass ich ihr Andenken wahre und sie weiterhin unterstütze, auch im Leben nach dem Tod. Wir alle müssen unsere Ahnen respektieren«, erklärte sie mir.

Dann setzten sich Ah Fong, Ah Chun und Ah Mo Yee an ihrem Tisch hinten in der Küche zu einem Mahl, auf dessen Zubereitung Ah Chun den größten Teil des Tages verwandt hatte. Für die verstorbenen Verwandten war ein eigener Platz am Tisch gedeckt, auf dem sich ebenfalls Speisen befanden, damit sie sich den Festivitäten anschlossen. Ich war bei dieser Mahlzeit oft dabei und aufrichtig darum besorgt, dass den Ahnen auch genügend Speisen vorgesetzt wurden!

Eine meiner Lieblingszeiten im Jahr war das Mondfest zur Herbstmitte. Dann durfte ich aus der Unmenge prachtvoller farbenfroher Papierlaternen, die von den Decken vieler örtlicher Läden herabhingen, eine aussuchen. Diese Laternen wiesen alle möglichen Größen und Formen auf, darunter die Gestalten des chinesischen Tierkreises. Mir gefiel der Hase immer am besten! Ah Fong nahm Ah Mo Yee und mich zu den Läden hinter dem Markt mit, damit wir uns jede eine Laterne aussuchten.

Das Fest, welches in gewisser Weise dem amerikanischen Thanksgiving ähnelt, ist der Feier des großen Herbstmondes gewidmet. Zur Zeremonie gehört es, dass man Mondkuchen, den es in zahllosen Variationen gibt, isst und verteilt. Dann entzündeten wir die Kerzen in den farbenprächtigen Laternen, gingen damit nach draußen und hingen sie gemeinsam mit den anderen Kindern aus der Nachbarschaft an Bäumen und Zäunen auf. An diesem Abend durften wir länger aufbleiben als sonst und im Licht der Laternen und des Mondes spielen, der zu diesem Zeitpunkt im Jahr besonders rund und strahlend ist.

AUCHALLEINDISCHEN Feste wurden von meiner Familie mit großer Begeisterung gefeiert. Zu Diwali, dem hinduistischen Fest der Lichter, trugen wir immer neue Kleider. Es war eine sehr aufregende Zeit für mich, denn ich liebte es schon als kleines Mädchen, vor den Festivitäten neue Kleider einzukaufen! Gewöhnlich ging meine Mutter mit meinem Bruder und mir zu Lane Crawford, dem damals größten Kaufhaus im Geschäftsviertel von Hongkong. Wir durchstöberten die Kinderabteilung, und ich schaute mir aufgeregt die verschiedensten Kleider an, während mein Bruder die Hemden und Hosen begutachtete. Meine Mutter half mir beim Aussuchen eines Kleides, das für diesen festlichen Anlass so bunt wie nur irgend möglich sein sollte.

An diesem Glück verheißenden Abend machte sich die ganze Familie fein. Meine Mutter trug meistens einen brandneuen farbenprächtigen Sari und all ihren Schmuck; mein Vater legte eine traditionelle Kurta und Patloon (indisches Hemd und Hose) an; mein Bruder trug Hose und Hemd und ich ein neues Kleid.

Nachdem wir uns herausgeputzt hatten, gingen wir zum hinduistischen Tempel in Happy Valley, um mit anderen Mitgliedern unserer indischen Gemeinde Bhajans, hinduistische fromme Gesänge, zu singen.

Unsere Stimmen, zuweilen von Glöckchen- und Glockenklang begleitet, hallten in der hohen runden Tempelkuppel wider und drangen hinaus in die Abendluft. Ich erinnere mich daran, dass die Klänge der Tempelglocken mein ganzes Sein durchdrangen und meine Seele tief berührten. Bei jedem hinduistischen Fest belebte sich der Tempelhof mit Farben, Musik, Tanz und den Gerüchen würziger vegetarischer Speisen, durchmischt mit dem süßen Duft von Räucherwerk. Ich liebte diese Atmosphäre!

»Mama, ich gehe nach vorne, damit mir der Mahraj den roten Strich auf die Stirn macht!«, rief ich aufgeregt meiner Mutter in Sindhi zu, während sich mein kleiner Körper den Weg durch die bunte Menge bahnte.

Der zinnoberrote Strich, den der Mahraj (indischer Priester) jeder Person auf die Stirn tupft, steht für das Öffnen des Dritten Auges, und wenn ich in den Tempel ging, achtete ich stets darauf, dass ich meinen roten Strich bekam.

Aufgrund meiner hinduistischen Wurzeln wuchs ich im Glauben an Karma und Reinkarnation auf. Die meisten fernöstlichen religiösen Traditionen gründen auf diesen Gesetzen und vertreten die Überzeugung, dass der Sinn des Lebens darin besteht, dass wir unser Bewusstsein erweitern und erhöhen. Mit jedem Zyklus zwischen Geburt und Tod sollen wir uns spirituell weiterentwickeln, bis wir uns nicht mehr in einem Körper aus Fleisch und Blut reinkarnieren müssen. Diesen Zustand nennt man Nirvana.

Der Gedanke daran machte mir manchmal Angst, und so war ich sorgsam darauf bedacht, nichts zu tun, was möglicherweise negatives Karma für ein künftiges Leben hervorrufen konnte. Schon in jungen Jahren beschäftigte sich mein Geist ständig damit, was denn nun als Schaffen von gutem Karma im Gegensatz zu schlechtem betrachtet werden konnte; und ich versuchte, mich gemessen am Barometer meiner kulturellen Glaubensvorstellungen, immer weiter zu vervollkommnen.

Meine hinduistische Religion lehrte mich, dass das Chanten und die Meditation zwei von vielen Methoden sind, um den Geist von unreinen Gedanken zu reinigen und uns auf unserem Weg zur Erleuchtung zu unterstützen. Meditation hilft uns dabei wahrzunehmen, dass wir sehr viel mehr sind als unser körperliches Ich. Das wusste ich bereits, als ich älter wurde.

Kapitel 2

Viele Religionen, viele Wege

Anders als zu Hause, wo ich mit den Hindu-Traditionen vertraut wurde, stand die Schule, in die ich eingeschult wurde, unter der Leitung katholischer Nonnen. Und als ich sieben war, bekam ich bereits die ersten Auswirkungen kultureller und religiöser Meinungsverschiedenheiten zu spüren. Die Schule war in einem wunderschönen weitläufigen alten Gebäude untergebracht, deren Schmuckstück eine hübsche Kapelle mit Kuppeldach war. Bequemerweise lag sie auch in Fußnähe von unserem Zuhause.

An meinem ersten Schultag war ich ungemein stolz auf meine neue Schuluniform. Sie bestand aus einem gestärkten weißen Trägerkleid und einer marineblauen Jacke mit einem roten Emblem darauf. Ich fühlte mich ausgesprochen wohl in meiner Haut, denn ich sah schon beim Betreten des Schulgeländes, dass alle anderen Kinder auch so gekleidet waren. Die Uniform gab mir das Gefühl, dazuzugehören. Jeder Tag begann mit dem Singen von Kirchenliedern, was mir ebenfalls großen Spaß machte.

Ich war etwa einen Monat in der Schule, als mein Klassenkamerad Joseph wissen wollte: »Warum geht deine Familie sonntags nicht in die Kirche?«

»Weil wir keine Katholiken sind. Wir sind Hindus und gehen jeden Montagabend in den Tempel«, erklärte ich.

»Du musst deinen Eltern sagen, dass sie dich jeden Sonntag in die Kirche mitnehmen müssen, damit du zu Gott betest, denn sonst kommst du nicht in den Himmel, wenn du stirbst«, klärte Joseph mich auf.

»Bist du dir sicher?«, fragte ich. »Denn wenn das wahr wäre, wüssten meine Eltern es bestimmt.«

»Natürlich bin ich mir sicher – du kannst jeden hier an der Schule fragen. Oder noch besser, frag Schwester Mary in unserer nächsten Bibelstunde. Sie kennt ganz gewiss die Wahrheit. Sie weiß, was Gott wirklich will!«

Ich mochte Joseph. Ihm schien wirklich daran gelegen zu sein, dass ich in den Himmel kam. Also ging ich mit meiner Frage zu Schwester Mary. Es versteht sich von selbst, dass auch sie sagte, ich müsse zur Kirche gehen und eifrig in der Bibel lesen, wenn ich Gottes Gunst erwerben wolle. Und gütig bot sie an, mir zu helfen, Gottes Worte zu verstehen.

Als ich an diesem Nachmittag von der Schule nach Hause kam, beschloss ich, mit meiner Mutter über das zu sprechen, was Schwester Mary mir gesagt hatte.

»Mama, meine Freunde und die Schwestern in der Schule sagen, dass ich sonntags in die Kirche gehen und dass ich die Bibel lesen muss, damit ich in den Himmel komme, wenn ich sterbe.«

»Nein, Beta«, sagte meine Mutter, »