Hochsensibel ist das neue Stark - Anita Moorjani - E-Book

Hochsensibel ist das neue Stark E-Book

Anita Moorjani

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  • Herausgeber: Arkana
  • Kategorie: Ratgeber
  • Sprache: Deutsch
  • Veröffentlichungsjahr: 2021
Beschreibung

Hochsensible und empathische Menschen spüren die Emotionen ihrer Mitmenschen besonders stark – oft zu ihrem eigenen Nachteil, wenn sie sich von Gefühlen überschwemmen lassen und darüber die eigenen seelischen Bedürfnisse aus dem Blick verlieren. Die Bereitschaft anderen zu helfen, kostet sie mehr Energie als ihnen zur Verfügung steht. Anita Moorjani, Autorin des Bestsellers »Heilung im Licht« und selbst hochsensibel, beleuchtet emotionale Durchlässigkeit aus einer neuen Perspektive: als Leitplanke auf dem Weg zu einem authentischen Selbst und als wichtige Ressource in einer unfreundlichen Welt. Mantras, Affirmationen und Meditationen helfen dabei, die innere Herzensstimme zu schulen und sich abzugrenzen.
Mit Selbsttest: »Wie empathisch bin ich?«

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Seitenzahl: 346

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Anita Moorjani wurde als Tochter indischer Eltern in Singapur geboren und lebte die meiste Zeit ihres Lebens in Hongkong. 2002 wurde bei ihr Krebs diagnostiziert. 2006 hatte sie ein Nahtoderlebnis, in dessen Folge sich ihr Krebs zurückbildete. Anita Moorjani ist eine international gesuchte Rednerin auf Kongressen zu Nahtoderfahrung, Sterben, Tod und Spiritualität. Sie ist verheiratet und lebt heute in den USA.

Anita Moorjani

Hoch-sensibel ist das neueStark

Warum Empathie der Schlüssel für ein besseres Leben und eine bessere Welt ist

Aus dem amerikanischen Englisch von Elisabeth Liebl

Die englische Originalausgabe ist 2021 unter dem Titel »Sensitive Is the New Strong – The Power of Empaths in an Increasingly Harsh World« bei Enliven Books / Atria, einem Imprint von Simon & Schuster Inc., in New York, USA, erschienen.

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Deutsche Erstausgabe

© 2021 Arkana, München

in der Penguin Random House Verlagsgruppe GmbH,

Neumarkter Straße 28, 81673 München

Originalausgabe English language edition: Copyright © 2021 by Anita Moorjani

All rights reserved including the right of reproduction in whole or in part in any form whatsoever. This edition published by arrangement with the original publisher, Enliven Books/Atria Books, a Division of Simon & Schuster, Inc., New York

Lektorat: Diane Zilliges

Umschlaggestaltung: ki 36 Editorial Design, München, Daniela Hofner, unter Verwendung einer Layoutvorlage der Originalausgabe von Enliven Books / Atria, Simon & Schuster Inc.

Covermotiv: © enjoynz / gettyimages

Satz und E-Book Produktion: Satzwerk Huber, Germering

ISBN 978-3-641-27619-5V001

Besuchen Sie den Arkana Verlag im Netz

Widmung

Für all die zartbesaiteten Seelen unter uns, die Sensiblen, Mitfühlenden, die sich unermüdlich verströmen, ohne auch nur einmal an sich selbst zu denken. Für all jene, die sich aufopfern und nicht wissen, wie man lernt, auch einmal zu nehmen.

Mit diesen empfindsamen Seelen sind all jene gemeint, die Ja sagen, selbst wenn sie Nein meinen; die allen anderen dienen, nur nicht sich selbst; die sich schuldig fühlen, wenn sie einmal etwas nur für sich tun; die herumgeschubst und drangsaliert werden und nicht die geringste Vorstellung von ihrem Selbstwert haben. Für diese Menschen gibt es seit einiger Zeit eine Bezeichnung: Empath beziehungsweise Empathin. Ihnen widme ich dieses Buch.

Viel zu lange habt ihr geschwiegen und euch kleingemacht, damit sich andere groß fühlen konnten. Ihr habt euer Licht so lange unter den Scheffel gestellt, dass ihr verlernt habt zu strahlen.

Ihr habt alle möglichen Bücher über Spiritualität und Selbsthilfe verschlungen. Ihr habt gebetet, meditiert, gechantet und allen Menschen vergeben, die euch Unrecht getan haben. Ihr habt vergeben und wieder vergeben, nur um am Ende feststellen zu müssen, dass in der Welt da draußen längst jene das Ruder übernommen hatten, die sich am lautesten und rücksichtslosesten gebärden, während ihr den Blick nach innen gerichtet hattet.

Dieses Buch ist für euch. Denn eure Stimme ist lebendig und euer Licht bedeutsam. Es ist an der Zeit, heimzufinden in eure Wahrheit und euch eure Seele zurückzuerobern, euer Leben und eure Welt.

Inhalt

Einführung

Teil I: Die Welt der Empathen

1 Gehörst du zu diesen besonders feinsinnigen Menschen?

2 Empath sein: Segen oder Fluch?

Teil II: Deine Beziehung zu dir selbst

3 Wie du als Empath dein Leben verbessern kannst

4 Beim Ego bis zum Anschlag gehen

5 Spirituell sein heißt: Du selbst sein

6 Wenn der Körper rebelliert

Teil III: Deine Beziehung zur Welt

7 Erst im Tode ganz ich selbst!

8 Sich ohne Schuldgefühle für den Wohlstand öffnen

9 Sag Ja zum Neinsagen

10 Schluss mit einschränkenden Geschlechternormen

11 Leben ohne Furcht

Danksagung

Literaturauswahl

Quellen

Register

Einführung

Hast du je beobachtet, wie ein Kind hinfiel und sich das Knie aufschlug – und dabei den Schmerz am eigenen Leib verspürt? Warst du je mit einer Freundin zusammen, die ängstlich oder nervös war, und hast genau dieselbe Angst, dieselbe Nervosität empfunden? Fühlst du dich einfach ausgelaugt, wenn du mit bestimmten Menschen zusammen warst? Machen dich große Menschenansammlungen nervös? Kannst du es spüren, wenn jemand nicht die Wahrheit sagt? Hat dir dein Körper schon einmal ganz klar ein Nein signalisiert, und du hast trotzdem mit Ja geantwortet? Oder hast du vielleicht schon öfter zu hören bekommen, du seist einfach »zu sensibel«, »zu emotional«? Oder dass du nicht so »empfindlich« sein und die Dinge »nicht so ernst nehmen« sollst? Wirst du vielleicht öfter gefragt: »Warum kannst du nicht einfach so sein wie andere Leute auch?«

Lautet deine Antwort auf diese Fragen Ja, dann bist du – so wie ich und viele andere Menschen, mit denen ich bisher gesprochen habe – höchstwahrscheinlich ein Empath, eine Empathin: ein hochgradig sensibler Mensch, der die Gedanken, Gefühle und Energien anderer spüren kann und sie in sich aufnimmt.

Als Empathen haben wir eine ganz eigene Art, die Welt zu sehen und zu spüren – wir empfinden alles ein bisschen intensiver als unsere Mitmenschen. Unsere Intuition ist hoch entwickelt. Wir nehmen immer an, dass andere die Welt genauso wahrnehmen wie wir, was aber in Wirklichkeit selten der Fall ist. Und so kommen wir uns ein wenig eigenartig und anders als unser Umfeld vor. Dabei verschwimmt uns oft die Grenze, die uns von anderen Menschen trennt. Und man drangsaliert und schikaniert uns. Man versucht, uns zu blamieren, damit wir uns unzulänglich und beschämt fühlen. Man rät uns, wir sollten uns endlich »ein dickeres Fell zulegen« und »Mumm beweisen«. Als Mann haben Sie bestimmt schon mal Dinge zu hören bekommen wie: »Benimm dich wie ein Mann und nicht wie ein Waschlappen!« Oder gar: »Männer heulen nicht!«

Kritik und Missbilligung setzen uns stärker zu als anderen. Um diesem Schmerz zu entgehen, versuchen wir, uns anzupassen und so zu werden, wie die anderen uns unserer Meinung nach haben wollen. Mit dem Resultat, dass wir zu ewigen Jasagern werden, zu dem, was ich liebevoll als »Fußabtreter« bezeichne. (Beides sind nur Masken, nicht das, was du wirklich bist.) Und weil wir Angst haben, verspottet oder tyrannisiert zu werden und nicht dazuzugehören, verbergen wir unsere besonderen Fähigkeiten und damit letztlich auch unser wahres Selbst. Das geht so weit, dass wir am Ende gar nicht mehr wissen, wer wir eigentlich sind.

Ich glaube, dass jede Entscheidung, die wir fällen, jede Wahl, die wir treffen, uns entweder einen Schritt voranbringt, hin zum Ausdruck und zur Akzeptanz unseres authentischen Selbst. Oder aber sie wirft uns einen Schritt zurück, sodass wir uns selbst verlieren, uns kleinmachen und vor lauter Unwohlsein schließlich krank werden. Ich bin in einer Kultur groß geworden, die mich dafür lobte, nicht für mich einzustehen, unsichtbar zu sein, aber möglichst von allen gemocht zu werden. Ich habe mich so sehr verbogen, dass ich am Ende schier unsichtbar war und meinte, mich für meine bloße Existenz entschuldigen zu müssen. Vielen Empathen, zu denen ich Kontakt habe, geht es genauso. Wenn unsere Geschichte, unsere Wurzeln in einer Welt liegen, die uns dafür belohnt, nie den Mund aufzumachen, fällt es uns immer schwerer, das Wort zu ergreifen und für uns selbst ebenso einzutreten, wie gegen die zahllosen Ungerechtigkeiten dieser Welt aufzustehen.

Unser Planet braucht Heilung, und dies auf vielen Ebenen. Unsere Welt ist bedroht. Wenn du die Nachrichten oder die Meldungen in den sozialen Medien verfolgst und Angst hast, dass die Menschheit auf dem besten Weg ist, sich selbst auszurotten, dann ist diese Angst nicht unbegründet. Achte doch nur mal darauf, worüber die Medien berichten: Schießereien, Fälle von gewaltsamem Tod, politische Kriege und die Art, wie Menschen einander verbal oder in anderer Form attackieren. Die Menschheit wird immer zorniger. Wir alle stehen ständig unter Stress. Wir können uns nicht einmal mehr unterhalten, ohne über Politik zu reden. In dem Moment, in dem ich diese Zeilen schreibe, kämpft die ganze Welt gegen die Covid-19-Pandemie. Und das Internet, das uns einerseits viele Vorteile brachte, trägt seinen Teil dazu dabei, dass alles, was um uns herum geschieht, noch einmal stärker in den Fokus rückt. Es scheint fast so, als würde über jedes Vorkommnis auf diesem Planeten ununterbrochen und in Echtzeit berichtet. Es gibt keine Regeln mehr, keinen gültigen Verhaltenskodex, und die Welt fühlt sich überwiegend bedrückend und entmutigend an.

Als Empathen erleben wir sie als ein Minenfeld. Am liebsten würden wir den Machthabern unsere Empörung entgegenschreien – all jenen, die das »Überleben des Stärkeren« propagieren und denen jedes Mittel recht ist, um sich an der Spitze zu halten. Am liebsten würden wir sie schütteln, damit sie endlich aufhören, Angst und Schrecken zu verbreiten, und stattdessen Mitgefühl zeigen. Doch wir sind nun mal nicht darauf gepolt, uns zu Wort zu melden. Uns in die Öffentlichkeit zu wagen erfordert enormen Mut, weil es uns angreifbar macht. Mit Attacken können wir nicht umgehen. Schon der bloße Gedanke, unsere Stimme zu erheben, lässt uns die Flucht ergreifen. Am liebsten würden wir uns irgendwo verstecken.

Und doch gab es nie eine bessere Zeit für uns Empathen, aus dem Schatten herauszutreten.

Denn uns sind Charakterzüge eigen, die dieser Kultur in den letzten Jahren immer mehr verloren gegangen sind: Sensibilität, Einfühlungsvermögen, Güte und Mitgefühl. Empathen gibt es seit jeher, und angesichts des Zustands, in dem sich unsere Welt mittlerweile befindet, wurden viele Bücher veröffentlicht, die ihnen helfen können. Das heißt, dass nicht nur immer mehr Menschen erkennen, dass sie Empathen sind. Möglicherweise wird auch ihr Anteil insgesamt größer.

Christiane Northrup, Autorin eines ausgezeichneten Buches über Energievampire mit dem Titel Vom Schatten ins Licht, schreibt: »Empathen sind hoch entwickelte Seelen, die sich auf der Erde in immer größerer Anzahl inkarnieren, um in dieser Zeit des Wandels Licht ins Dunkel zu bringen.«1

Aus eben diesem Grund habe ich diesem Buch auch seinen Titel gegeben: Hochsensibel ist das neue Stark.

Als mir klar wurde, dass ich eine Empathin bin, hatte ich nichts zur Verfügung, was mir hätte helfen können. Keine Bücher oder Apps, die mich hätten lehren können, mit dieser speziellen Veranlagung umzugehen. Nichts, was mich dabei unterstützt hätte, aus der Unsichtbarkeit herauszutreten und in einen Zustand »klarer Erkennbarkeit« einzutauchen. Ich musste selbst die Strategien finden, die aus dem Menschen, der ich damals war, den Menschen machen konnten, der ich heute bin.

Was ich dir hier als Hilfestellung an die Hand geben möchte, ist vielleicht nicht das, worüber du da und dort schon gelesen hast. Ich werde dir nicht erzählen, wie du mit eiserner Hand Grenzen setzen und dich vor anderen schützen kannst. In diesem Buch geht es nicht um Bollwerke, Grenzen und Schutzwälle. Wenn wir uns hinter hohen Mauern verstecken, um uns selbst zu schützen, können wir nie unser Licht in der Welt erstrahlen lassen.

Dieses Buch dreht sich um Weite, Befreiung und Verbindung mit der eigenen Göttlichkeit. Darum, dass wir endlich den Mund aufmachen, uns selbst wertschätzen und lieben lernen. Darum, dass wir uns ohne Wenn und Aber akzeptieren und von dem lösen, was wir eben nicht sind. Darum, wie wir Fesseln lösen können, statt uns neue anzulegen. Sobald du einmal weißt, wie du dich selbst schätzen und deine Gaben entwickeln kannst, solltest du, wie ich finde, in die Welt hinausgehen und dein empathisches Licht leuchten lassen. Übernimm die Rolle einer Anführerin, eines Anführers, und sei so anderen ein Vorbild!

Ich habe dieses Buch in drei Abschnitte gegliedert: »Die Welt der Empathen«, »Deine Beziehung zu dir selbst« und »Deine Beziehung zur Welt«. In jedem Kapitel findest du auch die Geschichte meiner eigenen Reise, auf der ich lernte, mit bestimmten Herausforderungen fertigzuwerden, bis ich endlich die Sensibilität, die mich heute ausmacht, ganz akzeptieren konnte. Dazu kommen Erfahrungen von meinen Schülern, meinen Leserinnen, meinen Freunden, meiner Familie – kurz gesagt, von all jenen Menschen, die mir über ihre eigene Reise berichtet haben. All diese Geschichten haben mir einen Weg aufgezeigt, von dem ich hoffe, dass er dich dazu inspiriert, deinen eigenen Pfad zu finden und herauszutreten aus der Unsichtbarkeit. So kannst du die spezielle Rolle als Wegweiser, Heilerin und Motor des Wandels übernehmen, die dir bestimmt ist.

Neben diesen Geschichten findest du die Informationen, Übungen und Hilfsmittel, die mich dabei unterstützt haben, meine Gaben zu erkennen und zu würdigen, wer ich im Innersten bin. Du wirst erfahren, was es heißt, Empath oder Empathin zu sein. Wir werden uns mit den speziellen Hürden befassen, die Empathen zu nehmen haben. Aber auch mit den Superkräften, die sie besitzen. So wirst du bald verinnerlicht haben, dass an dir nichts »komisch« oder »falsch« ist. Du wirst deine Stärken erkennen und Mittel und Wege finden, wie du vom »Opfer« und »Fußabtreter« zu einem Menschen wirst, der sich seiner selbst gewiss ist. Du wirst lernen, deine einzigartige Sensibilität anzunehmen und einzusetzen, damit sie dich nicht länger behindert oder dir gar schadet.

Du wirst auf diesen Seiten lernen, dich auf der Suche nach Führung nach innen zu wenden statt nach außen. Du wirst miterleben, wie man zum »Fußabtreter« wird und wie du dem von Anfang an einen Riegel vorschieben kannst. Wie du aufhören kannst, Ja zu sagen, wenn du Nein meinst. Und wie du dich vor Krankheit schützen beziehungsweise deinen Heilungsprozess vorantreiben kannst. Wir werden uns auch mit dem Thema »Geld« beschäftigen: Wie du endlich verdienen kannst, was du wert bist. Zu lernen, was du und deine Arbeit wert sind, ist ein wichtiger Schritt zur eigenen Autarkie. Nicht zuletzt, weil du dann auch anderen Menschen helfen kannst.

Einleitend findest du in jedem Kapitel ein Mantra, das seinen Inhalt auf den Punkt bringt. Am Ende jedes Kapitel gibt es dann eine Meditation in Form einiger affirmativer positiver Aussagen. Sie sollen dir helfen, die eben gelernte Lektion im tiefen Raum deines Unbewussten zu verankern. Ich lade dich ein, dir dafür jeweils zwanzig Minuten Zeit zu nehmen und dir einen ruhigen Ort zu suchen. Atme viermal tief ein und aus, bevor du diese Sätze langsam und still im Geist wiederholst. Oder du sagst sie achtmal laut, wobei du zwischen den einzelnen Sätzen jeweils viermal tief ein- und ausatmest. Danach schließt du für fünf bis sieben Minuten die Augen und lässt die Worte in dich einsinken.

Alles, was dabei in deinem Geist auftaucht, kannst du in einem eigenen Tagebuch festhalten. Keine Sorge, wenn anfangs noch vieles unklar ist. Viele von uns haben ihre Intuition jahrelang zum Schweigen verurteilt. Gut möglich, dass du ein wenig Übung brauchst, bis ihre Stimme wieder hörbar wird.

Wenn du zwar weißt, dass du empathisch veranlagt bist, dich aber fragst, wie du diese Gabe in eine Stärke verwandeln sollst; wenn du vermutest, dass du zu den Empathen gehörst, und mehr wissen willst; wenn dich das Thema irgendwie anspricht, du dich aber noch nie mit der Frage beschäftigt hast, ob du ein Empath oder eine Empathin bist; oder wenn du glaubst, dass einer deiner Angehörigen oder Freunde zu dieser Spezies gehört: Dann ist dieses Buch das Richtige für dich.

Ich lade dich ein, dich selbst und die Welt aus einem ganz neuen Blickwinkel zu erforschen; mit den Augen der Liebe, nicht mit denen der Angst; motiviert vom Wunsch nach Wachstum und Verbundenheit, nicht nach Rückzug und Isolation. Wie wäre es, wenn du authentisch und selbstsicher aus deiner unmittelbaren Intuition heraus handeln könntest? Weil du weißt, welchen Sinn dein Dasein auf dieser Erde hat?

Bist du dazu bereit?

Ja? Dann lass uns anfangen!

1

Gehörst du zu diesen besonders feinsinnigen Menschen?

Ich bin eine Seele, keine Rolle.

Ich lag auf meiner Matte und atmete die Mischung aus Weihrauch und Neroliöl ein. Langsam öffnete ich die Augen, nur einen Spalt, und spähte verstohlen herum. Der Schamane umkreiste die rund vierzig Teilnehmenden der Zeremonie und sang dabei in seiner Muttersprache Mantras, die hoch hinauf zum Dach unserer Hütte aufstiegen. Einige Zeit war er damit beschäftigt, mit einem Bündel aus weißem Räuchersalbei über dem Kopf jedes Anwesenden einen Kreis in die Luft zu zeichnen. Ein Helfer versprühte eine Flüssigkeit, die genauso roch wie die Öle, die ich zu Hause zur Aromatherapie verwendete. Ein anderer malte mit einem Stock, der aussah wie die Geweihstange eines Hirschs, Zeichen in den dichten Rauch. Das Ritual sollte, so hatte man uns gesagt, uns von unerwünschten Energien befreien, die wir unbewusst mit uns herumtrugen – Energien aus unserem Leben in den Städten, die uns irgendwann in Erschöpfung, Stress und Depression enden lassen würden.

Ich schloss die Augen wieder und nach ein paar Minuten hörte ich, wie der Schamane sich mir näherte, gefolgt von seinen tanzenden, trommelnden und in einem fort räuchernden Helfern. Ich spürte, wie er auf mich hinunterblickte. Der Rauchgeruch wurde fast unerträglich stark, als ich eine kräftige, tiefe Stimme hörte, die mir ins Ohr flüsterte: »Steh auf und komm mit mir.«

Der Schamane war ganz in Weiß gekleidet und trug einen Kopfschmuck aus weißen Federn. Links und rechts von ihm standen seine Helfer. Noch einmal forderte er mich auf, mich zu erheben und mit ihm zu kommen. Ich schaute mich im Kreis um. Die anderen lagen immer noch in tiefer Trance auf ihren Matten.

Seine Helfer hielten den Rhythmus der Trommel und chanteten leise, um die anderen in ihrer Trance zu unterstützen. Ich folgte dem Schamanen zur Stirnseite des Raumes, wo es, abgesehen vom Licht einiger Kerzen, völlig dunkel war. Ich wusste zwar, dass diese Zeremonie die ganze Nacht dauern sollte, hatte aber keine Ahnung, wie spät es mittlerweile war. Zwei Uhr morgens? Drei Uhr? Und warum hatte der Schamane mich als Einzige aufgeweckt, hier in dieser weiträumigen Hütte im costa-ricanischen Dschungel? (Eigentlich hatte ich hier nur Urlaub machen wollen, stattdessen nahm ich, angestachelt von zwei Freunden und meiner eigenen Neugier, an einer mir völlig neuen Zeremonie teil.)

Der Schamane setzte sich in einen großen Sessel aus Weidengeflecht, dessen Rückenlehne sich über ihm wölbte wie ein Pfauenrad. Er bedeutete mir, vor ihm auf dem Boden Platz zu nehmen. Ich war gespannt und irgendwie auch aufgeregt. Was würde er mir wohl sagen?

»Ich habe den Eindruck, dass du eine besondere Form der Heilung brauchst«, sagte er. »Und die würde ich dir sehr gern geben.«

Wieso ich?

»Du bist anders«, antwortete er, als hätte er meine Gedanken gelesen. »Du hast eine besondere Aufgabe hier, und ich spüre, dass du dabei ein wenig Unterstützung brauchst.«

Er bat mich, die Augen zu schließen. Dann legte er mir die Hände auf den Kopf und fing wieder an zu chanten. Er lud mich ein, mich hinzulegen. Dann besprenkelte er meinen Körper mit der schon bekannten Mischung aus Weihrauch und Neroliöl. Das Ritual dauerte gut zwanzig Minuten. Am Ende meinte er, ich könne mich wieder aufsetzen. Ich fühlte mich ein wenig benommen und aus dem Gleichgewicht.

»Du hast eine besondere Aufgabe«, wiederholte er schließlich. »Aber du kannst sie nicht nach besten Kräften erfüllen. Du hast eine Menge Energie aufgenommen, die nicht zu dir gehört. Ist dir in deinem Leben vielleicht irgendetwas Besonderes passiert? Du bist anders. Deine Energie ist verschieden von der der Übrigen. Du hast eine Gabe, aber du hast sie tief in dir verborgen.«

Tatsächlich war mir etwas recht Ungewöhnliches widerfahren. Ich erzählte dem Schamanen, dass ich einige Jahre zuvor beinahe an Krebs gestorben wäre. Ich schilderte ihm meine Nahtoderfahrung, die mir das Leben gerettet hatte. Und wie ich dann angefangen hatte, darüber zu berichten und sie zu beschreiben. Der mittlerweile verstorbene, großartige Wayne Dyer hatte meine Geschichte im Internet gelesen und mich ermutigt, mein erstes Buch zu schreiben: Heilung im Licht. Dieses katapultierte mich urplötzlich auf die Bühne der großen, weiten Welt. Tief drinnen wusste ich, dass dies meine Berufung war, mein Schicksal. Ich sollte mit der Welt teilen, was ich durch diese Erfahrung gelernt hatte. Die Botschaft der Selbstliebe, die darin bestand, furchtlos authentisch zu sein und unsere Wahrheit auszudrücken, kompromisslos das zu sein, was wir im Innersten sind. Schließlich sind alle Menschen ein Ausdruck des Göttlichen.

Allerdings versetzte mir die Veröffentlichung meines Buches einen Schubs in ein Leben, das größer war als alles, was ich mir je hätte vorstellen können. Es fühlte sich unglaublich richtig an – wie das Leben, das mir zugedacht war. Und doch war es gleichzeitig ein Dasein, auf das mich meine Sozialisation nicht vorbereitet hatte.

Denn in der Vergangenheit, also vor meiner Nahtoderfahrung, war ich unsichtbar gewesen. Ich hatte mich emotional verbogen, um anderen Leuten zu gefallen. Ich hatte meine Bedürfnisse verleugnet und stets Ja gesagt, auch wenn ich Nein meinte. Ich hatte mein Licht unter den Scheffel gestellt, damit ich die Anerkennung anderer bekam oder sie zumindest nicht enttäuschte. Bei alldem war ich hochgradig sensibel – so sehr, dass ich häufig die emotionalen oder physischen Leiden anderer Menschen am eigenen Leib spürte. Ich war für fremde Gefühle empfänglicher als für meine eigenen, denn ich hatte mich stets an die letzte Stelle gesetzt und mich dafür entschuldigt, dass ich überhaupt da war.

Und nun gab es plötzlich nirgendwo mehr ein Versteck für mich, ja noch nicht einmal einen Grund, mich zu verstecken. Aber diese neue Erfahrung war schwieriger, als ich gedacht hatte. Zehntausende hatten plötzlich das große Bedürfnis, von mir etwas über Wege zur Heilung zu erfahren. Sie suchten nach Weisheit, Trost und Verbundenheit. Und ich wollte ja aus ganzem Herzen helfen, jedem einzelnen Menschen, der mich kontaktierte. Aber das war nicht möglich, schließlich war ich allein. Und das tat mir noch mehr weh – die Tatsache, dass ich Menschen vielleicht enttäuschen oder im Stich lassen könnte.

»Du hast eine zweite Chance im Leben bekommen und das Geschenk der Heilung erfahren«, sagte der Schamane zu mir. Er sah mir direkt in die Augen. »Deine Nahtoderfahrung hat dich offen gemacht für die Energien um dich herum. So wurdest du selbst geheilt. Das ist eine große Gabe – aber auch eine Herausforderung, die Verantwortung mit sich bringt. Denn du bist empfänglich für die machtvollen Energien der Heilung, aber auch für solche, die deinem Wohlergehen schaden. Es ist nicht deine Aufgabe, fremde Energien aufzunehmen. Es ist nicht deine Bestimmung, Menschen auf deine Kosten zu retten oder sie davon zu überzeugen, dass Heilung möglich ist, wenn sie dir nicht glauben wollen. Deine einzige Aufgabe ist es, dir selbst Kraft zu schenken. Bleib in Verbindung mit deiner Mitte und lass deine Präsenz andere inspirieren. Dann werden sie von allein wissen, was in puncto Heilung möglich ist, wenn dies ihr Schicksal sein sollte.«

Ich saß da und hing an seinen Lippen. Niemand hatte zu mir je so gesprochen, hatte mit solcher Klarheit und Gewissheit von meinem Zustand geredet.

»Wenn du nicht bewusst zentriert bleibst«, meinte der Schamane, »wirst du ständig fremde Energien in dich aufnehmen, wenn du anderen Menschen hilfst. Ich habe dich mit diesem Ritual von diesen Energien befreit. Hätte ich das nicht getan, hättest du vielleicht wieder eine so schwere Erkrankung bekommen wie beim ersten Mal.« Nun war mir einiges klar. »Du musst dich schützen«, fuhr er fort. »Du hast hier eine große Aufgabe zu erledigen. Größer, als dir im Moment bewusst ist. Deine zweite Chance war ein Geschenk – ein Geschenk der tiefen Einsicht und auch eine Gelegenheit. Vergeude sie nicht.«

Die Macht seiner Worte durchdrang mich auf jeder Ebene meines Seins. Sie verwies mich einmal mehr zurück auf eine Frage, die ich mir ohnehin schon oft gestellt hatte: Wenn meine Gabe Segen und Fluch zugleich ist, ein zweischneidiges Schwert, wie kann ich mich selbst stärken und in meiner Mitte bleiben? Wie kann ich das Wissen, das ich während meiner Nahtoderfahrung erlangt hatte, im Leben umsetzen? Wie kann ich mich schützen und mir zugleich ein offenes Herz bewahren, damit ich anderen und auch mir selbst besser dienen kann? Wie können Menschen, die mit der gleichen scharfen und mitunter überwältigenden Sensibilität dem Leben gegenüber ausgestattet sind, diese Kraft praktisch nutzen? Ich persönlich wusste jedenfalls nicht, wie ich es hätte anders machen können. Ich hatte keine entsprechenden Strategien in petto. Aber der Schamane hatte etwas Entscheidendes entdeckt.

Und so war meine Nahtoderfahrung damals abgelaufen: Der 2. Februar 2006 hätte der letzte Tag meines Lebens sein sollen. Das war der Tag, an dem die Ärzte meiner Familie eröffneten, dass ich ein Hodgkin-Lymphom im letzten Stadium hatte, einen bösartigen Tumor der Lymphdrüsen. Dieser hatte sich längst über meinen ganzen Körper ausgebreitet, vom Hals zu den Brüsten, unter den Armen und bis in die Bauchregion hinunter. Meine Lunge hatte sich mit Flüssigkeit gefüllt, und ich konnte keine Nährstoffe mehr aufnehmen. Ich fiel ins Koma, meine Organe begannen zu versagen. Mein Tod stand unmittelbar bevor.

Aber während ich im Sterben lag und mir der Reaktionen um mich herum vollkommen bewusst war, der Hektik des medizinischen Personals, des Leidens meiner Familie, der Worte der Ärzte (»Ihr Herz schlägt noch, aber es ist zu spät. Sie kann nicht mehr gerettet werden.«), erlebte ich etwas so Unglaubliches, ja Fantastisches, dass ich ein Kapitel in Heilung im Licht überschrieb mit: »Etwas Grenzenloses und ganz und gar Fantastisches«. Anders kann man das nicht ausdrücken. Kurz gesagt: Mein Körper war gestorben, aber ich – meine Seele, meine Essenz, mein Sein – war nicht tot! Ich fühlte mich wunderbar – leicht und frei. Schmerz und Angst waren verschwunden. Die Furcht vor der Krankheit, die meinen Körper verwüstet hatte, die Furcht vor dem Tod – samt und sonders verschwunden.

Plötzlich war ich mir der Weite, der Vielschichtigkeit und Tiefe all dessen bewusst, was mich umgab. Und gleichzeitig spürte ich, dass ich Teil von etwas durch und durch Lebendigem, Grenzenlosem und absolut Fantastischem war. Vor mir entfaltete sich ein facettenreiches, gewaltiges Gewebe, das alles Sehen und Hören überstieg. Ein Ort absoluter Klarheit, an dem alles einen Sinn hatte. Ich fühlte tief in mir, wie wir alle miteinander verwoben sind, alle Teil eines Bewusstseins. Ich begriff auf einmal, wie mich jeder Gedanke, jede Entscheidung, die ich im Leben getroffen hatte, zu eben jenem Moment geführt hatten, den ich nun erfuhr: Ich lag in meinem Krankenhausbett und starb an Krebs.

Schließlich gelangte ich in diesem transzendenten Zustand an einen bestimmten Punkt. Ich hatte eine Entscheidung zu treffen: Will ich zurück in diesen physischen Körper oder bleibe ich in diesem anderen Reich? Anfangs wollte nicht eine einzige Zelle meines Körpers zurück. Warum sollte ich diesen wunderschönen Raum auch verlassen? Dann aber spürte ich die Anwesenheit meines Vaters, der zehn Jahre zuvor gestorben war. Er war da, um mir beim Übergang zu helfen. »Deine Zeit ist noch nicht gekommen«, sagte er. »Es gibt da noch Gaben, die auf dich warten. Daher musst du in deinen Körper zurückkehren.«

»Aber warum soll ich in einen kranken, sterbenden Körper zurück?«, protestierte ich.

Natürlich kommunizierten wir nicht mit Worten, denn in diesem anderen Reich hatten wir dafür ja keine biologischen Grundlagen. Und es gab auch keine Grenze zwischen der reinen Essenz meines Vaters und meiner eigenen. Dabei waren wir uns im Leben nicht mal besonders nahe gewesen. Ich wusste einfach, was er mir mitteilen wollte. Selbst der Begriff der »telepathischen Kommunikation« beschreibt diesen Austausch nicht genau genug. Mein Vater wollte mir jedenfalls sagen, dass jetzt, wo ich erkannt hatte, wer ich wirklich war, und wusste, wo der Krebs seine Wurzeln hatte, dieser abheilen würde, falls ich mich dafür entscheiden sollte, in meinen Körper zurückzukehren. In dem Augenblick, als ich die Entscheidung traf, auf die Ebene des Materiellen zurückzukehren, gab mir mein Vater die Botschaft: »Geh zurück und lebe furchtlos dein Leben.«

Ich kehrte in meinen Körper zurück, öffnete die Augen und erwachte aus dem Koma. Nach fünf Wochen fanden die Ärzte keine Spur des Tumors mehr in meinem Körper. Es war ein Wunder, nicht einmal die Ärzte fanden eine andere Erklärung für das, was mir geschehen war.

Empathen sind anders

Zurück von meiner Reise nach Costa Rica stellte ich Recherchen an, wie ich mich schützen und Grenzen setzen konnte. Dabei begegnete mir immer wieder ein Wort: »Empathen«. Der Begriff war mir nicht unbekannt, doch hatte ich mich nie sonderlich mit diesem Thema beschäftigt. Selbst als Bekannte mich früher mal gefragt hatten, ob ich nicht vielleicht eine Empathin sei, tat ich das einfach ab, denn, ob nun zutreffend oder nicht, in meinen Augen war dies nur ein weiteres Etikett, und mit Etiketten hatte ich nichts am Hut. Nun aber war ich neugierig geworden. Also stellte ich mich diesmal der Frage, und zwar auf eine recht simple Weise: Ich machte ein Online-Quiz! Und siehe da: Ich hatte neunundzwanzig von dreißig Punkten.

So ein Online-Fragebogen scheint auf den ersten Blick kein sonderlich wissenschaftliches Verfahren zu sein. Sucht man sich aber eine zuverlässige Adresse, dann werden da durchaus Fragen aufgeworfen, die dir erlauben, wunde Punkte und Stärken besser einzuschätzen. In diesem Buch werden wir tiefer gehen, als jeder Online-Fragebogen dies tut, aber solltest du im Internet einen solchen finden, kannst du ihn ruhig für eine erste Einschätzung verwenden. Alternativ kannst du den Fragebogen am Ende dieses Kapitels ausfüllen (den du – in englischer Sprache – auch auf meiner Website findest).

Mein Testergebnis motivierte mich zu weiteren Nachforschungen. Ich las Bücher und Zeitungsartikel über Empathen und begann allmählich zu verstehen, warum ich solche Schwierigkeiten damit hatte, ich selbst zu bleiben. Ich begriff, dass meine empathische Veranlagung etwas war, das ich nicht loswerden konnte. Ich musste also aufhören, mir selbst ständig Vorwürfe zu machen, weil ich so war, wie ich nun einmal war. Stattdessen musste ich lernen, diese Eigenheit an mir zu akzeptieren, sie wertzuschätzen und damit zu arbeiten. Ich verstand nun auch, weshalb ich immer Probleme hatte, mit der Welt zurechtzukommen. Einfach weil ich meinem Erleben nach in einer völlig anderen Welt lebte als die meisten anderen Menschen.

Diese Einsicht ermöglichte mir einen ganz neuen Blick auf mich selbst und andere. An diesem Punkt erkannte ich auch, dass viele Menschen, die sich von meiner Arbeit angezogen fühlen, selbst Empathen sind. Ich fing an, nach meinen Vorträgen die Zuhörenden zu fragen, ob sie sich selbst für Empathen halten. Und regelmäßig hoben etwa 80 bis 90 Prozent der Anwesenden die Hände. Für viele allerdings war der Begriff selbst völlig neu, also zählte ich immer eine Reihe von typischen Eigenschaften auf, woraufhin sich noch mehr Hände hoben. Das verblüffte mich. Ich versprach mir selbst, mehr darüber in Erfahrung zu bringen, wie man als Empath durchs Leben gehen kann. Und entsprechende Strategien zu entwickeln, nicht nur für mich selbst, sondern auch für all die anderen Empathen da draußen in der Welt.

Bevor ich mich nun der Welt der Empathen und ihren spezifischen Charakterzügen zuwende, möchte ich noch einen Punkt ausdrücklich betonen: Du musst nicht – wie ich – erst dem Tod nahe sein, um diese Fähigkeiten zum Leben zu erwecken. Du kannst zu ihnen jederzeit Zugang finden. Einige Menschen waren schon immer Empathen, ohne es zu wissen oder einen Namen für diesen Zustand zu haben. Andere sind vielleicht keine »Vollblut-Empathen«, besitzen aber dennoch Charakterzüge, die ins Spektrum jener Sensibilität gehören, die Empathen von anderen unterscheidet.

Und zwar gehörig. Mir persönlich fällt es schwer, das hier so hinzuschreiben, war doch eine der wichtigsten Einsichten, die ich während meiner Nahtoderfahrung gewann, dass wir alle aus demselben Stoff sind. Wenn wir unseren materiellen Körper ablegen, sind wir alle reine Essenz, reine Liebe, reine Göttlichkeit und reine Spiritualität. Wir sind alle miteinander verwoben. Doch solange wir diesen materiellen Körper haben, ist es die Akzeptanz unserer Unterschiede, die uns eben diese Verbundenheit aufzeigt. Wenn wir akzeptieren, dass wir anders sind – und damit auch das Anderssein anderer Menschen akzeptieren –, dann feiern wir so das mannigfaltige Bewusstsein all dessen, was ist.

Ich glaube, dass diese Verbundenheit unsere grundlegende Natur ist. Die aber vergessen wir, wenn wir in unseren physischen Körper auf der irdischen Ebene eintauchen. Jeder Mensch, der auf die Welt kommt, tritt in ein Umfeld ein, das von bestimmten Umständen geprägt ist. Und diese Umstände – Familie, Kultur, Erziehung und die endlose Folge von Lebenserfahrungen – prägen seine Persönlichkeit und seine Psyche. (Mit diesem Thema beschäftigen wir uns später noch eingehender.) Ich glaube, dass wir tief im Herzen alle gut sind und aus dem, was wir haben, das Beste machen. Ich glaube nicht, dass wir andere bewusst verletzen oder ihnen gar absichtlich schaden. Schaden richten wir nur an, weil wir unwissend sind, Angst haben oder ums Überleben kämpfen. Aus dieser Perspektive heraus glauben wir (zu Recht oder fälschlicherweise), dass es keine andere Möglichkeit gibt, mit den Umständen fertigzuwerden, mit denen uns das Leben konfrontiert. Und indem wir anderen unseren Willen und unsere Überzeugungen aufzwingen, nehmen wir ihnen etwas von ihrer Fähigkeit, angemessen mit einer Situation umzugehen.

Wie dem auch sei: Unsere spezifischen Lebensumstände sind der Grund dafür, dass wir unseren Kern Schicht um Schicht unter Ängsten, Zorn und sozialer Konditionierung vergraben. Das bewirkt schließlich eine Art Gedächtnisschwund, der sich sowohl individuell wie auch kollektiv bemerkbar macht. Wir vergessen, wer wir wahrhaft sind. Für uns Empathen aber ist diese Amnesie besonders schädlich. Denn unsere ungewöhnlich hohe Sensibilität verwandelt sich schnell in das zweischneidige Schwert, das der Schamane mir gegenüber erwähnte: Fluch und Segen zugleich.

An dieser Stelle ist eine Erklärung angebracht, worin der Unterschied zwischen Hochsensiblen und Empathen besteht. Elaine Aron, die den Begriff der Hochsensibilität entscheidend prägte, schrieb darüber ein bahnbrechendes Buch: Sind Sie hochsensibel? Der anerkannten Psychologin zufolge sind etwa 15 bis 20 Prozent der Bevölkerung hochsensibel, weil sich ihr Nervensystem von dem anderer Menschen biologisch unterscheidet.2 Von diesen Hochsensiblen gehört ein kleiner Prozentsatz zu den Empathen. Diese weisen alle Charakterzüge von Hochsensiblen auf, aber ihr Erleben ist viel intensiver. Judith Orloff schrieb ein Überlebenshandbuch für Empathen mit dem Titel: Wenn dir alles unter die Haut geht. Darin erklärt sie, dass Empathen die positiven und negativen Energien in ihrer Umgebung eben nicht nur fühlen, sondern sie in ihr System aufnehmen: »Wir besitzen nicht die Filter, die andere haben, um Reize abzuschirmen (…) Wir sind derart empfindsam, dass es ungefähr so ist, als hätten wir fünfzig Finger, wenn wir etwas in der Hand halten, und nicht nur fünf.«3

Diesen Unterschied zwischen Empathen und Hochsensiblen kann ich unmittelbar in meinem eigenen Leben beobachten. Mein Mann Danny ist unglaublich intuitiv. Er spürt die Bedürfnisse anderer Menschen, noch bevor sie diese ausdrücken. Und er ist ein Mensch, der für die Sorge um andere geboren zu sein scheint. Aber er ist kein Empath, denn er nimmt diese Energien nie in sein Feld auf. Um selbst gut drauf zu sein, ist er nicht darauf angewiesen, dass sich um ihn herum alle wohlfühlen. Ich hingegen habe das regelrechte Bedürfnis, dass die Menschen in meinem Umfeld glücklich sind, weil sie andernfalls mein Wohlbefinden beeinträchtigen. Das ist ein weiterer Grund, weshalb Empathen meist zu Jasagern werden – sie sind abhängig davon, dass es den Menschen um sie herum gut geht, weil sie sonst selbst leiden. Deswegen sind sie ständig damit beschäftigt, andere zu unterstützen und sie zu retten.

Meine Follower in den sozialen Medien und die Zuhörerinnen und Zuhörer bei meinen Vorträgen beklagen unisono immer wieder, dass sie emotional ständig überfrachtet sind, weil sie dauernd anderen Menschen beispringen und enorme Probleme haben, auch mal Nein zu sagen. Den meisten fällt es schwer, sich um ihre eigenen Interessen zu kümmern, denn die Bedürfnisse anderer scheinen immer dringlicher oder wichtiger zu sein als die eigenen.

Wir Empathen spüren meist das Energiefeld, das andere Menschen umgibt. Es ist beinahe so, als könnten wir uns auf mehrere Radiosender gleichzeitig einstellen und dann nicht mehr auseinanderhalten, welcher davon nun der unsere ist. So können wir aber kaum das hören, was unser innerer Kompass uns sagt. Es entsteht ein massives Rauschen, das unseren Sender überlagert, zu Verwirrung und schließlich zu massiver Erschöpfung führt, weil die Bedürfnisse anderer sich immer vor unsere eigenen schieben. Wir aber können nicht anders, als diese fremden Frequenzen und Energien aufzunehmen.

Dazu kommt noch, dass sich Menschen, die Probleme haben und eine Schulter zum Ausweinen brauchen, zu dem Zweck gern einen Empathen herauspicken, denn letztlich stellen wir eine recht seltene Spezies dar: hochsensible Geschöpfe, die anderen wirklich zuhören und ihren Schmerz nachvollziehen können. Wir Empathen sind Retter, Gebende und Heiler. Es schmerzt uns tief, andere leiden zu sehen. Wir spüren tatsächlich, was sie empfinden. Diese Gabe hat damit einen gravierenden Nachteil: Wenn uns nicht bewusst ist, wie tief unsere Sensibilität geht, wenn wir unsere Kraft mit vollen Händen verschenken und unsere emotionalen und körperlichen Ressourcen ausbeuten – dann ist das Resultat, dass wir zwar großartige Heiler für andere sind, für uns selbst aber so gut wie nichts tun können.

Meine Nahtoderfahrung und die mit ihr verbundenen Einsichten machten mir deutlich, dass ich wie nur wenige andere in der Lage bin, Hilfen für all jene Menschen zu entwickeln, die so besonders empathisch sind. Ich bin der festen Überzeugung, dass ich starb, weil ich nicht wusste, wie man ein Leben als Empath führen kann (ja, weil ich noch nicht einmal wusste, dass ich Empathin bin). Und weil ich ständig auf meine Kosten fremde Energien aufnahm (und verbarg, wer ich wirklich war). Ich habe aus erster Hand erlebt, was geschehen kann, wenn wir unsere Selbstverurteilung und unsere Zweifel loslassen, das Bedürfnis, von anderen Menschen geliebt und anerkannt zu werden. Und ich lernte, worin das eigentliche Geheimnis besteht: die ganze Fülle dessen anzunehmen, was wir sind, und unser Leben voll, furchtlos und laut zu leben – was für Empa-

then meist nicht leicht ist. Und so erfuhr ich auch, welch unfassbar schönes Leben möglich ist, wenn wir genau das tun. Mir wurde vollkommen klar, dass ich, wie jede und jeder von uns, ein Ausdruck des Göttlichen bin. Nur dass ich das vorher nicht wusste und mir daher nicht erlaubte, mich voll und ganz damit zu leben. Immer dachte ich: »Wer bin ich denn, dass ich den Mund aufmachen könnte? Dass ich für das eintrete, was ich möchte? Dass ich mit Konventionen breche?« Häufig zweifelte ich auch im Nachhinein an mir und meinem Tun. Andere Menschen waren in meinen Augen immer wichtiger und qualifizierter als ich. Ich ließ ihnen ständig den Vortritt. Die Nahtoderfahrung aber zeigte mir, dass ich als Ausdruck des Göttlichen eine Aufgabe zu erfüllen hatte. Wenn ich mir den Selbstausdruck versagte, hinderte ich eine Facette des Göttlichen daran, sich in dieser Welt zu verwirklichen.

Stell dir vor, was für ein Leben wir führen können, wenn wir uns bewusst machen, dass wir alle wahrhaftige Aspekte des Göttlichen sind. Stell dir vor, du lebst dein Leben so, wie es einem Menschen zukommt, der weiß, dass er eine Facette all dessen ist, was existiert. Stell dir vor, wie du dann leben könntest. Wie wir alle leben könnten.

Als Mensch mit sechs Sinnen in einer Fünf-Sinne-Welt leben

Ich glaube, dass jeder Mensch mit einem sechsten Sinn zur Welt kommt – einem intuitiven Gewahrsein, das sich nicht mit der Funktion unserer übrigen fünf Sinne erklären lässt. Dieses Gewahrsein kann sich ganz unterschiedlich ausdrücken: unter anderem in hellseherischen Fähigkeiten (Dinge wahrnehmen, die unsere fünf Sinne nicht erkennen können), in Präkognition (zukünftige Ereignisse wahrnehmen), aber auch in einem Dasein als Empath. Unsere Lebensumstände führen häufig dazu, dass wir die Verbindung zu diesem sechsten Sinn verlieren. Dabei hat jeder von uns schon mal die Erfahrung gemacht, dass er etwas wusste, noch bevor es passierte. Oder erahnte, dass in einer bestimmten Situation mehr passierte, als es den Anschein hatte. Das nennt man Intuition: Wir wissen, was wahr ist. Die Intuition ist das Fundament aller empathischen Fähigkeiten. Doch viele von uns verlieren den Kontakt zu ihren intuitiven Einsichten. Wer über hochgradig intuitive Fähigkeiten verfügt, kommt mit der tief inneren Gewissheit auf die Welt, dass wir alle miteinander und mit unserer Umwelt verbunden sind (mehr dazu in Kapitel 3). Doch während wir heranwachsen, lernen wir, unserer Intuition lieber nicht zu vertrauen, sodass wir sie schließlich ignorieren oder sogar unterdrücken.

Aus diesem Grund ist vielen Empathen gar nicht klar, dass sie einen sechsten Sinn haben. Jedenfalls erging es mir so. Doch die Nahtoderfahrung eröffnete mir den Zugang zu meinem sechsten Sinn auf radikale Weise. Dabei merkte ich, dass er absolut real war und dass ich ihn immer schon besessen hatte. Und obwohl ich diesen Aspekt meiner selbst vollkommen vergessen hatte, fühlte er sich total vertraut an, als ich ihn wiederfand. Ich fragte mich sogar, wie ich es geschafft hatte, all die Jahre ohne ihn zu leben.

Vielleicht hast du ja auch schon eine solche Erfahrung gemacht, die dich plötzlich in dein intuitives Erleben hineinkatapultierte. Möglicherweise aufgrund eines Notfalls (jemand anderer oder du selbst hast Hilfe gebraucht) oder eines Traumas. Manchmal aber wachen die Menschen auch einfach nur auf und stellen fest, dass ihr sechster Sinn zurück ist oder sie ihn überhaupt zum ersten Mal bemerken.

Wir alle kommen mit einer starken intuitiven Verbindung zu allem und jedem um uns herum auf die Welt. Leider aber leben wir in einer Welt, die unseren sechsten Sinn kaum zu würdigen weiß. Manchmal ist dieses innere Wissen jedoch genauso stark oder sogar noch stärker als die anderen fünf Sinne – der Gesichtssinn oder das Hörvermögen zum Beispiel. Denk nur mal an Babys, die sofort, sogar mit geschlossenen Augen, spüren, wenn ihre Mutter den Raum betritt. Oder an Haustiere, die an der Tür warten, obwohl ihr Besitzer noch gar nicht in Hörweite ist.

Ich hatte einen Hund namens Cosmo, der sich immer exakt fünf Minuten vor meiner Ankunft an der Wohnungstür niederließ, um mich zu begrüßen. Was auch immer er trieb und wo immer er sich aufhielt, fünf Minuten bevor ich nach Hause kam, ließ er alles stehen und liegen und wartete an der Tür. Und wer immer gerade zu Hause war, wusste, dass ich in fünf Minuten durch diese Tür treten würde. Und wenn ich fünf Minuten sage, dann meine ich fünf Autominuten. Was bedeutet, dass ich noch gut eineinhalb Kilometer entfernt war, wenn Cosmo spürte, dass ich bald kommen würde. Er konnte mich also weder hören noch sehen oder riechen. Wir wohnten in einem mehrgeschossigen Hochhaus, und wenn ich den Aufzug betrat, fing Cosmo hinter der geschlossenen Wohnungstür an, mit dem Schwanz zu wedeln. Danny und ich hatten viel Spaß mit Cosmo und seiner unglaublich scharfen Intuition.