Heimische Heil- und Vitalpilze. Kompakt-Ratgeber - Gerit Fischer - E-Book

Heimische Heil- und Vitalpilze. Kompakt-Ratgeber E-Book

Gerit Fischer

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Beschreibung

Das faszinierende Schattenreich der Pilze ist voller Geheimnisse. Einerseits gehören sie zu den seit Jahrtausenden verwendeten Nahrungsmitteln, anderseits sind sie mit Menschen und Tieren näher verwandt als mit den Pflanzen. Aufgrund ihrer besonderen Lebensweise und ihrer einzigartigen Überlebensstrategien gelten sie seit jeher als besondere Heilmittel. Das Wissen um die heilende Kraft der Pilze aus heimischen Wäldern, Wiesen und Gärten wird erst seit Kurzem sowohl von der Volksheilkunde als auch von der medizinischen Forschung wiederentdeckt. Für interessierte Laien, aber auch für routinierte Pilzsammler öffnen sich ganz neue Möglichkeiten, beliebte und weniger bekannte Speisepilze von einer ganz neuen Seite kennenzulernen. Der Kompakt-Ratgeber versteht sich als Bestimmungs-, Koch- und Heilmittelbuch in einem. Er behandelt den gesamten Prozess der Verwendung heimischer Pilze: vom Auffinden und Sammeln über Eigenarten und Zubereitung bis hin zur gezielten Krankheitsvorbeugung und volksheilkundlichen Behandlung zahlreicher Leiden. - Von Austernpilz bis Zunderschwamm - 20 heimische Pilzarten im Porträt - Zahlreiche Rezepte und Anleitungen für die Verarbeitung und Herstellung von Ölen, Salben, Tees, Tinkturen - Hilfreiche Hinweise zum sicheren Sammeln, wertvolle Informationen zu den Inhaltsstoffen und praktische Anwendungsempfehlungen

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Seitenzahl: 127

Veröffentlichungsjahr: 2020

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Impressum

Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.d-nb.de abrufbar.

Gerit Fischer

Heimische Heil- und Vitalpilze. 20 Pilze für Küche und Hausapotheke

Kompakt-Ratgeber

E-Book (epub): ISBN 978-3-86374-565-3

(Druckausgabe: ISBN 978-3-86374-563-9, 1. Auflage 2020)

Mankau Verlag GmbH

D-82418 Murnau a. Staffelsee

Im Netz: www.mankau-verlag.de

Internetforum: www.mankau-verlag.de/forum

Redaktion: Tanja Braune, Redaktionsbüro »Die Schnatterei«

Lektorat: Redaktionsbüro Julia Feldbaum, Augsburg

Endkorrektorat: Susanne Langer-Joffroy M. A., Germering

Cover/Umschlag: Guter Punkt GmbH & Co. KG, München

Layout: X-Design, München

Satz und Gestaltung: Lydia Kühn, Aix-en-Provence, Frankreich

Energ. Beratung: Gerhard Albustin, Raum & Form, Winhöring

E-Book-Herstellung und Auslieferung: Brockhaus Commission, Kornwestheim, www.brocom.de

Abbildungen/Fotos: © Gerit Fischer21, 34, 39, 88, 94/U2, 98, 101/U2, 103, 105, 129(/U3)–131, 148/U3, 151 © shutterstock98: NK-55 © Oliver Zehner S. 114li./U3 © stock.adobe.com4, 8–9: Angelique; 4, 5, 72–73: kichigin19; 12: Dieter Hawlan; 15: Menyhert; 17: Schmutzler-Schaub; 29: Uros Petrovic; 36: Jay; 43: Microgen; 49, 81, 113, 123: jenesesimre; 50: aneriksson; 53: Popova Olga; 58: vivoo; 64: svetlana_cherruty; 79/U2, 89li./U2: Tarabalu; 82: Mulderphoto; 83/U2, 145li./U3: Barbora Batokova; 83li.: Ionescu Bogdan; 84, 114re.: Henri Koskinen; 86/U2: MerkAngela.WH; 89re: lichtbildmaster; 90: acrogame; 92: Sad; 96/U2: Phototribe; 99/U2: plazaccameraman; 106/U2: Milan Kuminowski; 108: Witold Krasowski; 110/U2: Ivan; 111: Tamara Kulikova; 115: Ionescu Bogdan; 117li.: LuckyRiga; 117re./U3: Rob Mutch Photo; 118: Patric Froidevaux; 120/U3: Andreas; 124/U3: Valeriy Kirsanov; 127: photojanski; 128: zhaubasar; 132: master24; 133/U3: randimal; 135: RistoH; 137/U3: M. Schuppich; 141li./U3: Jaroslav Machacek; 141re.: Eudyptula; 142: onkachura; 144: pixarno; 145re.: Iwona; 152: mitifoto

Haftungsausschluss Das vorliegende Buch soll die Möglichkeiten der Selbstversorgung nach überlieferten Methoden aufzeigen, neugierig machen und zum Experimentieren anregen. Die volksheilkundlichen Anwendungen beruhen auf Überlieferung und werden durch aktuelle wissenschaftliche Erkenntnisse ergänzt. Alle Inhalte wurden von der Autorin sorgfältig recherchiert. Dennoch können Autorin und Verlag keinerlei Gewähr oder Garantie übernehmen. Es wird ausdrücklich darauf hingewiesen, dass die beschriebenen Rezepturen im Krankheitsfall keinen Arzt oder Heilpraktiker ersetzen können! Die Anwendung erfolgt auf eigene Gefahr, ärztlich verordnete Medikamente dürfen nicht eigenmächtig abgesetzt werden. Und auch wenn bei jedem der genannten Pilze von einer krebshemmenden Wirkung die Rede ist, ist damit nicht gemeint, dass Pilze Krebs heilen können. Wissenschaftlich gut abgesichert ist lediglich die begleitende Einnahme von Heilpilzen zusätzlich zur ärztlich verordneten Therapie.

Vorwort

Um uns herum gibt es viel mehr interessante Pilze, als man denkt. Vermutlich kennen Sie Pfifferling, Champignon und Steinpilz und viele feine Pilzgerichte. Doch hätten Sie gedacht, dass man mit Pilzen auch Krankheiten vorbeugen, behandeln und lindern kann? Und kennen Sie womöglich sogar Baumpilze, die zwar ungenießbar, aber heilkräftig sind? Wenn nicht, dann möchte ich Ihnen mit diesem Buch eine neue Welt eröffnen.

Es gibt viele Bücher über Pilze. Doch sie beschreiben entweder Speisepilze oder Heilpilze aus dem Handel und deren Wirkung. Dieses Buch möchte die Lücke schließen und stellt Ihnen 20 Heilpilze vor, die Sie selbst sammeln können. Viele von ihnen sind auch im Winter verfügbar, wenn sonst nichts wächst. Wie das Kräutersammeln kann auch die Pilzsuche zutiefst befriedigend wirken, ist der Wald an sich schon »Heilmittel«, eine Tankstelle für die Sinne, für die Seele, für Beweglichkeit und das Immunsystem.

Ich wünsche Ihnen naturbelassene Wälder, in denen vielfältige Pilze einen Lebensraum finden, und viel Sammelfreude bei der Jagd nach diesen erstaunlichen Wesen!

Ihre Gerit Fischer

Gablitz, im Sommer 2020

Inhalt

Vorwort

Geleitwort – ein spannender Einblick in die Welt der Pilze

Im Reich der Pilze

Faszinierende Lebewesen

Ethnomykologie – die Kulturgeschichte der Pilze

Pilze in der Küche

Pilze in der Hausapotheke

Leidenschaft Pilzesammeln

Pilze verarbeiten und lagern

Heilmittel herstellen

Pilze im Porträt – von Austernpilz bis Zunderschwamm

Heimische Heil- und Vitalpilze – die wichtigsten Arten im Porträt

Austernseitling, Austernpilz

Birkenblättling

Birkenporling

Champignon, Egerling

Eichenfeuerschwamm

Flacher Lackporling, Malerpilz

Gemeiner Feuerschwamm, Falscher Zunderschwamm

Judasohr, Hollerpilz

Krause Glucke, Fette Henne

Pfifferling, Eierschwammerl

Rötende Tramete, Rötender Blätterwirrling

Rotrandiger Baumschwamm

Samtfußrübling, Winterrübling

Schiefer Schillerporling, Chaga

Schmetterlingstramete

Schopftintling, Spargelpilz

Schwefelporling, Eierporling

Steinpilz, Herrenpilz

Zinnobertramete, Nördlicher Zinnoberschwamm

Zunderschwamm, Wundschwamm

Glossar

Hilfreiche Adressen und Bücher

Register

Geleitwort – ein spannender Einblick in die Welt der Pilze

In Zeiten wie diesen, in denen uns die jahrelangen Warnungen der Epidemiologen vor gefährlichen »Killerkeimen«, von uns selbst gezüchteten multiresistenten Bakterienstämmen und sich intelligent anpassenden Viren aus allen Teilen des Planeten mit der COVID-19-Epidemie eingeholt haben, wird es immer mehr an Bedeutung gewinnen, sich wieder verstärkt auf natürliche Heilmittel zu besinnen.

Eine vom Menschen gut behandelte und respektierte Natur bietet uns alles an Schutz- und Heilkräften, was wir für unsere Gesundheit benötigen. Die Pilze spielen dabei eine tragende Rolle … Sie sind seit Tausenden von Jahren in vielen Kulturen hoch geschätzt und sowohl vom Ernährungsaspekt her als auch als Medizinalpilze zum präventiven und therapeutischen Einsatz mit großem Erfolg verwendet worden. Wir sprechen zu Recht von der längsten multikulturellen klinischen Studie der Welt und von der Tatsache, dass sich die Mykotherapie bis heute hartnäckig behaupten konnte. In der östlichen Welt ist sie fester Bestandteil der Medizin, auch in der westlichen Schulmedizin beginnt man zu begreifen, dass die Pilze hocheffektive antimikrobielle Substanzen enthalten und als steuerbar-regulierende Immunmodulatoren erfolgreich eingesetzt werden können.

Was die Pilze tatsächlich bieten, ist aber weitaus umfangreicher … Man könnte mit den reichhaltigen Pilzen als Fleischersatz sogar einen großen Teil der Weltbevölkerung ernähren, dabei präventiv die Gesundheit schützen und auf Massentierhaltung mit all ihren Problemen und dem krank machenden überzogenen Fleischgenuss verzichten. Pilze lassen sich heute mit ökologisch-kontrollierten Anbaumethoden extensiv züchten. Sie sind auf diese Weise völlig unbelastet von Umweltgiften und schädlichen Inhaltsstoffen. Die Trias Globalisierung, Industrialisierung und Massentourismus mit den daraus resultierenden Verhaltensänderungen, die falsche Ernährung, der Dauerstress, der übermäßige Einsatz von Pharmadrogen und die oft reduzierte Achtsamkeit uns selbst wie auch der Natur gegenüber zeigen ihre Wirkung auf die allgemeine Gesundheit dramatisch. Was wir brauchen, sind bewusste Menschen, liebevolle Heiler und eine intakte Natur, die uns das schenkt, was wir für unsere physische und psychische Integrität benötigen. Dieses schöne Buch gibt dem Leser einen perfekten Einblick in die Welt der Pilze mit ihren unfassbaren Möglichkeiten und positiven Aspekten.

Ich wünsche allen Lesern viel Glück, eine stabile Gesundheit und vermute, dass auch Sie dann an dem Thema Vitalpilze zukünftig »kleben« bleiben wie ich …

Dr. med. Heinz Knopf

Facharzt für Diagnostische Radiologie – Flugmedizin

Im Reich der Pilze

Sie sind wunderschön, bizarr, heilkräftig, nahrhaft oder auch giftig – und im ökologischen Sinn lebenswichtig für alles Leben auf der Erde. Willkommen in der beeindruckenden Welt der Pilze!

Faszinierende Lebewesen

Pilze werden landläufig nur nach ihrem Speisewert beurteilt. Dabei ist ihre Bedeutung für unser Leben unermesslich: Ohne Pilze wäre die Welt nicht so, wie wir sie kennen. Experten sind sogar überzeugt, dass die Erde mit Pilzen gerettet und von Umweltschäden geheilt werden kann. Pilze könnten in Zukunft der Schlüssel zu einer lebenswerten Welt sein. Sie wachsen im Verborgenen, denn was wir sehen, sind nur ihre Fruchtkörper; der Pilz selbst lebt unter der Erde. Im Wald wie in unseren Köpfen führen sie ein Schattendasein. Die meisten zählen zu den »forgotten species« und sind das Gegenteil der »showy species« wie Orchideen oder Papageien. Sie können also ein bisschen Propaganda gut gebrauchen.

Pilze enthalten Substanzen, die in keiner Pflanze vorkommen und von unserem Organismus gut »verstanden« werden. Sie wirken z. B. äußerst zuverlässig auf das Immunsystem.

Wie bei Kräutern gibt es auch bei den Pilzen legendäre Heiler und kleine Helferlein. Und nicht immer findet man einen Tausendsassa. Doch besonders in der kalten Jahreszeit freut man sich über jeden brauchbaren Fund, und sei es »nur« als Stärkungsmittel. Und als wären die Freude über einen interessanten Pilz und die Aussicht auf ein Heilmittel nicht schon Antrieb genug, holt uns das Sammeln und das Hantieren mit den Pilzen wieder auf den Boden zurück, lässt es uns die Hektik des Alltags überwinden und verbindet uns mit unseren Wurzeln als Geschöpfe der Natur.

Pilze sind keine Pflanzen

Entwicklungsgeschichtlich stehen Pilze den Tieren (also auch uns Menschen) sogar näher als den Pflanzen. Natürlich sind sie ganz anders als Tiere, dennoch haben sie viel mit uns gemeinsam: Sie bilden kein Chlorophyll, sondern ernähren sich von komplexer Materie, und wie wir auch verbrauchen sie jede Menge Sauerstoff, anstatt ihn zu bilden. Ihre Zellwände bestehen nicht – wie die der Pflanzen – aus Cellulose, sondern aus Chitin, das sonst eigentlich nur in der Tierwelt vorkommt, z. B. im Außenskelett der Insekten.

Pilze scheinen – wie Pflanzen – sesshaft zu sein, doch auch das ist relativ: Ganz nach Bedarf wächst der Pilz mal dahin, mal dorthin – je nachdem, wo das Nährstoff- und Wasserangebot besser ist. Dazu muss man wissen: Pilze sind unsichtbar.

Ein Pilz lebt, vor den Blicken verborgen, im Boden, im Holz, in der Streuschicht oder in sonst einem organischen Substrat. Er besteht aus feinsten Fäden, den Hyphen, die das Substrat als dichtes Geflecht durchziehen. Dieses Geflecht heißt Mycel. Und hier teilt sich die Pilzwelt unserer Wälder in zwei Lager: Die einen wachsen »frei« im Boden, die anderen auf Baumstämmen, Ästen, Zapfen oder Blättern.

Mykorrhiza-Pilze – das Internet der Natur

Die Mykorrhiza ist jener Bereich im Boden, in dem die »frei« wachsenden Pilze leben. Sie heißen Mykorrhiza-Pilze und leben in Symbiose mit Pflanzen. Beide Partner profitieren von der engen Verflechtung von Pilzmycel und Pflanzenwurzel. Der Pilz kann ohne die Pflanze keine Fruchtkörper bilden, und auch die Pflanze zeigt ohne einen Pilzpartner nur kümmerlichen Wuchs. Über 90 Prozent aller Landpflanzen leben mit Pilzen in Symbiose.

Die Hyphen der Pilze dringen sogar in die Wurzelzellen ein. Die Pflanze lässt dies zu, denn der Pilz dient ihr als Erweiterung des Wurzelstocks und versorgt sie mit einem Vielfachen an Wasser, Stickstoff und anderen Elementen. Dafür bekommt der Pilz von der Pflanze einen Teil der Fotosyntheseprodukte ab.

Der größte Teil eines Pilzes ist in der Regel nicht sichtbar

Gerade für Bäume stellen Pilze in Dürrezeiten ein großes Wasserreservoir dar, sie sind somit ein wichtiger Überlebensfaktor für Wälder im Klimawandel. Beispiele für Mykorrhiza-Pilze sind der Herrenpilz, der Edelreizker, der Fliegenpilz und der Pfifferling.

Die Mycelien der Mykorrhiza-Pilze sind eng miteinander verwachsen und verbinden auch die Bäume untereinander, und zwar über Kilometer hinweg. Mittlerweile spricht man vom »Internet der Natur« oder von »wood wide web«: Hier werden nicht nur Wasser und Nährstoffe, sondern auch Signalstoffe und ganz konkrete Informationen transportiert. Wie Glasfaserkabel übermitteln Pilze von einem Baum zum anderen Botschaften wie: Achtung, Schädlinge! Mach dich bitter!

Und nach und nach beginnen die umstehenden Bäume, vermehrt Bitterstoffe in die Blätter einzulagern, und schon sind beispielsweise die Raupen in ihre Grenzen verwiesen.

Die Bäume zahlen dafür einen hohen Preis: Bis zu einem Drittel ihrer Zuckerproduktion aus der Fotosynthese müssen sie den Pilzen überlassen. Doch hat der Wald seine eigene Zeit, und so läuft die Signalübertragung recht gemütlich mit etwa einem Zentimeter pro Sekunde. Und wenn die Bäume vom Frühling über den Sommer bis in den Herbst hinein fortwährend Nährstoffe angesammelt haben, von denen die Pilze reichlich abbekommen, setzen Letztere endlich auch »Früchte« an und bilden ihre meist oberirdisch sichtbaren Fruchtkörper.

Destruenten – die Recycling-Brigade

Zersetzer (Destruenten) heißt die andere Art, denn sie bringt keinem Baum etwas. Ganz im Gegenteil nisten sich diese Pilze in schwächelnden oder abgestorbenen Gehölzen ein und treiben deren Zerfall voran. Damit beschleunigen sie das Recycling, den Stoffkreislauf des Waldes. Das können nur Pilze. Ohne sie würden alle abgestorbenen Bäume und Sträucher einfach im Wald liegen bleiben, sodass irgendwann einfach kein Durchkommen mehr wäre. Die organische Materie würde nie mehr dem Boden zugeführt werden, und die Pflanzen hätten keine weitere Lebensgrundlage. Die Pilze aber machen Bäume zu Humus, um neues Leben zu nähren. Sie bilden so gesehen die Schnittstelle zwischen Leben und Tod.

Um Holz überhaupt verdauen zu können, sind entsprechende Enzyme nötig, die nur von Pilzen produziert werden. Dennoch stehen auch diese Pilze uns Menschen näher als dem Baum, auf dem sie wachsen.

Die »Schwammerl« sind die Früchte, korrekt Fruchtkörper der Pilze. Ihre Aufgabe ist die Erschließung neuer Standorte. Der Pilz kann sich zwar auch mithilfe seiner Hyphen vergrößern und vermehren, doch Sporen können fliegen. Sie sind so winzig klein, dass man schon ein gutes Mikroskop braucht, um sie richtig sehen zu können. Wie der Pollenstaub windbestäubender Pflanzen können sie mit dem Wind auch größere Entfernungen überwinden.

Auch die Entstehung von sogenannten Hexenringen ist schnell erklärt: Die Fruchtkörper erscheinen an den Rändern des Mycels. Breitet sich das Mycel sternförmig aus, entsteht ein – mehr oder weniger runder – Kreis. Der Ring macht also die unterirdische Ausdehnung des Pilzmycels sichtbar.

Hexenring: Der Pilz lebt unter der Erde, an seinen Rändern bildet er die Fruchtkörper.

Die Superorganismen – Hoffnung der Zukunft

Derzeit sind 120 000 Pilzarten bekannt, man nimmt jedoch an, dass es insgesamt 1,5 Millionen Arten gibt. Damit existieren mehr Pilz- als Pflanzenarten auf der Welt. Im Waldboden leben mehr Pilze als Bakterien und Tiere zusammen. Pilze machen vermutlich 25 Prozent der gesamten Biomasse der Erde aus.

Sie verdauen nicht nur organische Materie, d. h. sie sind nicht nur Pflanzenfresser oder Fleischfresser, manche verdauen sogar Plastik. Oder Erdöl, das Böden kontaminiert. Der Fachbegriff ist »Soil Remediation«, Bodenheilung. Wie Algen im großen Stil Wasser entgiften, entgiften Pilze die Erde. In Tschernobyl »fressen« Pilze die radioaktive Strahlung im zerstörten Kernkraftwerk. Derzeit testet man bereits das Verhalten von Pilzen im Weltraum: Es wird untersucht, ob Speisepilze auch im All gedeihen. So könnten sie dereinst helfen, neue Planeten zu besiedeln.

GIGANTISCH!

Der weltgrößte Organismus ist ein Pilz: ein einziger Hallimasch, der in Oregon/USA 965 Hektar Boden – also eine Fläche von 1351 Fußballfeldern! – beherrscht und dort die Vegetation aktiv nach seinen Bedürfnissen gestaltet. Er ist 2400 Jahre alt und 600 Tonnen schwer.

Spezialfall Flechten

Flechten sind die Verschmelzung von Pflanze und Pilz, eine Symbiose mit Einverleibung, eine freundliche Übernahme. Die Pflanze ist in diesem Fall eine Alge, die irgendwann in der Morgendämmerung der Erdgeschichte in die Zellen eines Pilzmycels eingedrungen ist und es sich dort gemütlich gemacht hat. Der Pilz hat sie gern in sich aufgenommen, weil sie mit ihrem Chlorophyll mithilfe der Fotosynthese genug Kohlenhydrate für beide produziert. Mit jeder Zellteilung teilt sich die Alge mit und ist in jeder neu gebildeten Flechtenzelle von vornherein mit angelegt. So leben sie bis heute als kongeniales Duo.

Auch Flechten werden seit ewigen Zeiten zu Heilzwecken verwendet. Die bekannteste Heil-Flechte ist die Bartflechte. Sie ist ungenießbar, hat jedoch immunstärkende und antibiotische Eigenschaften. Schon Sammler und Jäger sollen sie gegen Erkältungen in Räuchermischungen verwendet haben. Heute nützt man sie für Tees, Tinkturen oder Lutschpastillen.

Geotropismus bei Baumpilzen: Pilze richten ihre Hüte immer nach oben und unten aus. Wenn der Wirtsbaum umfällt, entstehen die seltsamsten Formen.

Ethnomykologie – die Kulturgeschichte der Pilze