Heiße Küsse in Berkeley - Kay Rivers - E-Book

Heiße Küsse in Berkeley E-Book

Kay Rivers

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Beschreibung

Die Beziehung zwischen Cindy und Michelle nimmt einen holprigen Verlauf, denn Cindy geht an die Universität in Berkeley, Kalifornien, während Michelle weiterhin Disney World in Florida leitet. Das Angebot, Disneyland in Anaheim zu übernehmen, ist für Michelle im Gegensatz zu Cindy kein Anlass zur Freude, denn mit Kalifornien verbindet sie traumatische Kindheitserinnerungen. Um jedoch Cindy nah zu sein, nimmt sie das Angebot an. Alles scheint in Ordnung zu kommen, da bricht auf dem Disneyland-Gelände ein Feuer aus, bei dem ein Kind stirbt. Michelles Leben gerät völlig aus den Fugen, denn nun muss sie nicht nur um ihren Job und das Ansehen von Disney, sondern auch gegen Dämonen aus der Vergangenheit kämpfen. Wird Cindy sie mit ihrer Liebe aus diesem erdrückenden Spinnennetz befreien können?

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Seitenzahl: 319

Veröffentlichungsjahr: 2020

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Kay Rivers

HEISSE KÜSSE IN BERKELEY

Teil 2 der SerieKüsse voller Zärtlichkeit

© 2020édition el!es

www.elles.de [email protected]

Alle Rechte vorbehalten.

ISBN 978-3-95609-308-1

Coverillustration:

1

»Hallo, meine Süße.«

Cindy fuhr von ihrem Buch hoch, als sie die Worte hörte und ein zarter Lufthauch über ihr Ohr strich. Sie drehte sich schnell um. »Michelle!« Ihr Gesicht erstrahlte. »Was machst du denn hier?«

»Ich wollte schon immer einmal den Lesesaal von Berkeley kennenlernen«, erklärte Michelle lächelnd.

Erstaunt hob Cindy die Augenbrauen. »Und sie haben dich einfach so hereingelassen?«

Als Antwort zuckte Michelle nur die Schultern.

»Ja, klar.« Cindy stand schmunzelnd auf. »Wer kann dir schon widerstehen?« Sie hätte Michelle am liebsten von oben bis unten abgeküsst, aber das ging hier im Lesesaal natürlich schlecht.

»Disney ist im Vorstand«, erklärte Michelle. »So schwierig war es gar nicht. Das Schwierigste daran war, sie davon abzuhalten, mir eine Eskorte zu geben.« Sie schmunzelte auch.

»Oh Michelle . . .«, flüsterte Cindy. Die Sehnsucht erfasste sie mit voller Macht.

»Psst!«, machte Michelle und legte einen Finger auf ihre Lippen. »Nicht so laut hier.«

»Dann musst du mir nicht solche Sachen ins Ohr flüstern und mich damit erschrecken.« Cindy flüsterte noch leiser.

»Ich liebe es, dir Sachen ins Ohr zu flüstern«, erwiderte Michelle zärtlich lächelnd. »Allerdings wollte ich alles andere als dich damit zu erschrecken. Wenn das so erschreckend für dich ist, werde ich es in Zukunft unterlassen.«

»Bitte nicht«, sagte Cindy. »Aber vielleicht nicht hier im Lesesaal, wenn ich so unvorbereitet bin.« Sie lachte Michelle an. »Also, was machst du hier? Kommst du mich besuchen?«

»Das auch«, sagte Michelle, »aber eigentlich musste ich nach Anaheim wegen einer Sitzung, und da dachte ich, wenn ich schon mal in Los Angeles bin, mache ich einen Abstecher auf dem Rückweg.«

»Eine Sitzung? Außerplanmäßig?«, fragte Cindy besorgt.

»Keine Angst.« Michelle lächelte beruhigend. »Nicht so wie das letzte Mal. Im Gegenteil. Sie wollen mich befördern.«

»Befördern? Wohin?« Cindy runzelte die Stirn.

»Das eben ist das Problem. Sie können mich nicht in Disney World befördern. Da bin ich schon der oberste Boss«, sagte Michelle, und sie klang nicht besonders glücklich.

»Sie wollen dich versetzen?« Cindy wusste, wie sehr Michelle Disney World liebte. Sie wollte dort sicher nicht weg.

»Ich soll Disneyland übernehmen, hier in Kalifornien«, sagte Michelle. »Dann bin ich automatisch in der obersten Geschäftsleitung.«

»Das warst du doch jetzt schon.« Cindy runzelte die Stirn.

»Nicht so ganz«, sagte Michelle. »Kalifornien steht über Florida, weil es der Hauptsitz ist. Ich habe zwar mehr Geld verdient mit Disney World, aber die höhere Position hatte Keith.«

»Du übernimmst den Posten von Keith?«, fragte Cindy erstaunt.

»Nein.« Michelle versuchte anscheinend, ihre Genugtuung nicht zu sehr zu zeigen, aber sie konnte ein befriedigtes Zucken ihrer Mundwinkel nicht unterdrücken. »Er wäre mir dann untergeordnet.«

»Du liebe Güte!« Cindy setzte sich. »Das ist ein Sprung!«

»Kann man so sagen«, bestätigte Michelle etwas zögernd. »Die Frage ist nur, ob ich das auch will.«

Cindy sah sie fragend an. »Du willst nicht?«

»Ich weiß noch nicht«, meinte Michelle.

»Präsidentin von Disney World zu sein ist dir wichtiger.« Das konnte Cindy sich gut vorstellen. Michelle und Disney World – das war ja fast dasselbe.

»Der Titel ändert sich nicht«, erwiderte Michelle nachdenklich. »Dann wäre ich Präsidentin von Disneyland. Und im Aufsichtsrat.«

»Das musst du dir gut überlegen.« Abwartend musterte Cindy Michelle. Sie wusste nicht genau, was Michelle abhielt, sich zu freuen. Aber das wusste sie manchmal nicht.

Michelle nickte. »Ja. Ich müsste nach Kalifornien umziehen.«

Ein Strahlen überzog Cindys Gesicht. »Das wäre doch toll! Dann könnten wir uns viel öfter sehen.« Aber sie bemerkte sofort, dass Michelle ihre Begeisterung nicht teilte. »Willst du nicht?«

»Das schon, das wäre wirklich schön. Aber . . .« Michelle zögerte erneut. »Ich käme zurück«, sagte sie dann schnell. »Ich stamme von hier.«

Überrascht blickte Cindy sie an. »Du bist Kalifornierin? Das hast du mir nie erzählt.«

»Es gab keinen Anlass dazu.« Auf einmal wirkte Michelle verschlossen.

»Oh, ja, entschuldige.« Das hieß vermutlich, Michelle war hier in Kalifornien im Kinderheim gewesen. Das waren keine guten Erinnerungen, die sie damit verband. Cindy strich ihr über den Arm. »Solange ich in Berkeley bin, wäre es natürlich schön, wenn ich nicht jedes Mal über sieben Stunden fliegen müsste, um dich zu sehen«, sagte sie leise.

»Du wirst nicht ewig hier sein«, gab Michelle zu bedenken.

»Ich könnte mir einen Professorinnen-Posten hier andrehen lassen, wenn ich meinen Doktor habe«, sagte Cindy.

»Könntest du.« Michelle runzelte die Stirn, als ob sie das Für und Wider abwägen würde.

»Professoren werden zwar schlecht bezahlt, aber aufs Geld brauche ich ja nicht zu achten.« Cindy lachte. Sie merkte, dass sie Michelle Kalifornien schmackhaft zu machen versuchte, aber was sollte sie tun? Sie sehnte sich so nach ihr, wenn sie allein hier war. Sie konnte sich nichts Schöneres vorstellen, als quasi nur um die Ecke gehen zu müssen, um sie zu sehen. Wie es in Disney World gewesen war.

»Tja.« Michelle seufzte. »Lass uns von etwas anderem reden. Hast du noch lange hier zu tun?«

»Ich könnte sofort aufhören.« Leicht strich Cindy Michelle über die Wange. »Bei so einer schönen Unterbrechung kann ich mich sowieso nicht mehr konzentrieren.« Sie lächelte zärtlich.

»Wollen wir essen gehen?«, fragte Michelle.

»Essen?« Cindy starrte sie entgeistert an.

Michelles Mundwinkel hoben sich belustigt. »War das der falsche Vorschlag?«

Etwas verlegen verzog Cindy das Gesicht. »Ähm . . . Nein . . . Wenn du hungrig bist, gehen wir essen.«

»Ich bin hungrig«, bestätigte Michelle. Ihre Augen begannen zu funkeln.

Cindy wurde es sehr warm in den abgedunkelten Räumen der Bibliothek, die eigentlich gut klimatisiert waren. »Ich wohne im Studentenwohnheim«, sagte sie. »Ich teile mir mit einer anderen Studentin ein Zimmer.«

»Oh, wieder diese ›Ich will so sein wie alle anderen‹-Geschichte«, vermutete Michelle leicht amüsiert.

»Genau«, sagte Cindy. »Bisher weiß hier noch niemand, wer ich bin, und das finde ich sehr angenehm.«

»Dann bleibt nur noch ein Hotel.« Michelle zog die Augenbrauen hoch.

Cindy wusste, warum. Ihre erste Begegnung im Hotel war nicht sehr erfreulich gewesen. »Willst du hier übernachten?«, fragte sie mit rau angehauchter Stimme.

»Das hatte ich eigentlich nicht vor«, erwiderte Michelle und ließ ihre Augen über Cindys Gesicht wandern. »Gibt es auch Stundenhotels hier in der Nähe?« Sie schmunzelte.

Cindy stupste sie spielerisch in die Seite. »Wie sollen wir uns denn dabei vorkommen?«

»Hauptsache, das Bett ist gut«, sagte Michelle. Sie bemühte sich krampfhaft um einen ernsten Gesichtsausdruck.

»Du bist unmöglich, Michelle«, flüsterte Cindy. Sie packte ihre Sachen zusammen. »Lass uns bloß gehen, bevor sie uns wegen Erregung öffentlichen Ärgernisses rauswerfen!«

Sie verließen die Bibliothek und traten ins helle Licht des späten Nachmittags hinaus. »Wir könnten es mit meinem Zimmer versuchen«, sagte Cindy. »Ich glaube, meine Mitbewohnerin ist heute bei ihrem Kellnerinnenjob. Sie kommt erst spät nach Hause.«

»Traumhaft!«, sagte Michelle lachend. »Und dann kommt sie mittendrin herein, weil sie etwas vergessen hat. Das habe ich schon in meiner eigenen Studienzeit gehasst!«

Cindy sah sie an. »Bist du denn so oft gestört worden?«

Michelle musterte sie. Ihre Mundwinkel zuckten. »Das wüsstest du jetzt gern, was? Aber ich sage es dir nicht.« Ihre Mundwinkel gaben den Kampf auf und verzogen sich weit nach oben.

»Du bist gemein«, sagte Cindy. »Wahrscheinlich haben sich die Damen die Klinke bei dir in die Hand gegeben.« Sie beobachtete Michelles Gesicht, um abzuschätzen, ob sie sie genug herausgefordert hatte, dass sie ihr die Wahrheit verraten würde.

»So schlimm war es auch wieder nicht«, erwiderte Michelle zurückhaltend. »Machst du es so?« Sie blitzte Cindy fröhlich an. Nun hatte sie ihr die Provokation zurückgegeben und offensichtlich ihren Spaß daran.

»Ich bin mit dir zusammen!«, erwiderte Cindy empört. »Da kommt das ja wohl kaum in Frage.«

»Wirklich?« Michelle wirkte nun doch etwas ernster, nicht mehr so verspielt.

»Ich dachte, du bist nicht eifersüchtig«, meinte Cindy blinzelnd.

»Du bist viel allein hier in Berkeley«, sagte Michelle. »Wir sehen uns nicht oft.«

»Du bist ebenso viel allein in Orlando. Soll ich daraus jetzt schließen, dass ich dich vielleicht nicht überraschend zu Hause besuchen sollte?«, fragte Cindy.

Michelle zog die Augenbrauen zusammen. »Ich arbeite die meiste Zeit.«

»Ach, und was glaubst du, was ich hier tue?« Cindys Augenbrauen zogen sich nicht zusammen, sie hob sie fragend, aber auf eine durchaus herausfordernde Art.

»Du hast recht«, gab Michelle zu. »Ich führe mich albern auf.«

Cindy lächelte. »Ich bin deine Frau«, sagte sie. »Du hast jedes Recht zu fragen.«

Automatisch blickte Michelle auf den Ring an Cindys Hand. Sie schluckte. »So wie jetzt habe ich mich noch nie gefühlt, Cindy. Es tut mir leid.«

»So wie jetzt? Das heißt, du bist tatsächlich eifersüchtig?« Während Cindy versuchte, ein Zucken ihrer Mundwinkel zu unterdrücken, legte sie den Kopf schief.

»Ich weiß nicht«, sagte Michelle. »Ich kenne das Gefühl nicht, aber es ist . . . unangenehm.«

»Dann weißt du jetzt, wie es war, als ich dich mit Candice zusammen gesehen habe«, sagte Cindy. »Das beruhigt mich.«

»Candice war nie –«, fuhr Michelle auf.

»Ich weiß.« Cindy unterbrach sie schnell. »Lass uns das Thema beenden.« Sie sah Michelle an und lächelte. »Du bist süß, wenn du eifersüchtig bist.« Sie hob die Hand, als Michelle protestieren wollte. »Wenn wir in Orlando sind, bist du der Boss, aber wenn du hier bist, habe ich das Sagen. Das ist mein Terrain. Gewöhn dich daran.«

Michelle sah sie an. »In Orlando bin ich der Boss? Das halte ich für ein Gerücht. Mary Beth, Mrs. Taylor und du – wenn du da bist –, ihr habt ganz schön das Regiment übernommen.«

Cindy lachte. »Mary Beth ist eine Herausforderung für dich?«

»Oh ja!« Michelle seufzte. »Jeden Tag aufs Neue. Ich wünsche mir Ms. Hawkins zurück.«

»Will sie denn zurückkommen?« Cindy ging mit Michelle den Weg von der Bibliothek zu den Wohnheimen auf dem Campus hinüber.

Michelle schüttelte den Kopf. »Im Moment nicht. Sie ist glücklich mit ihrem Baby und ihrem Mann.«

»Es ist aber auch ein süßes Baby«, sagte Cindy. Bei einem ihrer Besuche in Orlando hatte sie Patsy mit ihrem Neugeborenen gesehen. »Manchmal wünschte ich –« Sie brach ab.

Michelle blieb stehen und wartete, dass Cindy weitersprach. Als sie das nicht tat, fragte sie: »Du wünschst dir was?«

»Ach, ich –« Cindy blickte auf den Boden. »Es geht ja sowieso nicht.«

Michelle hob die Augenbrauen. »Ein Kind? Ist es das?«

»Nein, ich . . . es – das ist ja alles Unsinn.« Cindy wirkte betreten.

»Also wünschst du dir doch eins«, insistierte Michelle.

»Nicht wirklich.« Cindy sah auf. »Ich . . . Ich mag Kinder, und meine Mutter . . . Es ist nur, weil . . . ich glaube, sie hätte gern ein Enkelkind.«

»So.« Michelle sah sie merkwürdig an, dann ging sie langsam weiter. Sie blickte während des Gehens auf den Boden und beobachtete ihre Füße. »Nur deshalb?«, fragte sie.

Cindy hängte sich bei ihr ein. »Ich liebe dich so sehr, Michelle«, sagte sie warm, während sie mit zärtlichen Augen Michelles gesenktes Gesicht betrachtete, »und manchmal, wenn wir miteinander schlafen, denke ich mir, wenn daraus jetzt ein Kind entstehen könnte, das müsste das schönste Kind auf der Welt sein.« Sie lachte. »Eine kleine Michelle, ein kleiner Rotschopf!«

»Eher eine kleine Cindy«, wandte Michelle ernsthaft ein. »Das Dunkle setzt sich meistens durch.«

»Also rotbraun«, entschied Cindy. »Noch besser.«

Michelle blieb stehen. »Über was reden wir hier? Willst du mir vielleicht durch die Blume mitteilen, dass du schwanger bist?«

»Wie bitte?« Cindy starrte sie entgeistert an.

»Na ja, das ganze Gerede von Kindern, Babys, Enkelkindern . . . Das Thema scheint dich doch sehr zu beschäftigen«, sagte Michelle ernst. »Und da könnte es ja sein, dass du beschlossen hast –«

»Ohne dich zu fragen und ohne dich einzubeziehen?« Cindy schüttelte verblüfft den Kopf. »Wie kommst du denn auf so eine Idee?«

Immer noch schien Michelle nicht überzeugt. »Also bist du nicht schwanger?«, fragte sie mit ziemlich großem Zweifel in der Stimme.

»Aber Michelle!« Cindy lachte. »Woher denn? Oder hast du dich plötzlich in einen Mann verwandelt und mir beim letzten Mal ein paar Samenzellen hinterlassen?« Sie musterte Michelle von oben bis unten. »So siehst du mir nicht aus.«

»Natürlich nicht«, gab Michelle etwas gereizt zurück. »Aber . . . wenn eine Frau sich ein Kind wünscht . . .«

». . . gibt es eine Menge Möglichkeiten, ich weiß«, sagte Cindy. »So etwas traust du mir zu?« Sie blickte Michelle ernst ins Gesicht.

Michelle scharrte leicht mit einem Fuß über das Kiesbett des Weges und schaute Cindy nicht an. »Nein, ich –«

Cindy begann zu lächeln. »Du brauchst keine Angst zu haben«, sagte sie leise und sanft. »Ich werde dich nie verlassen und ich werde dich auch nie betrügen. Selbst wenn ich wirklich ein Kind wollte, würde ich erst mit dir darüber sprechen. Dann könnten wir gemeinsam eine Lösung finden. Aber im Moment«, sie nahm Michelle beim Arm und ging mit ihr zusammen los, »im Moment sind Kinder ehrlich gesagt das Letzte, woran ich denke.«

Michelle lächelte erleichtert. »Woran denkst du denn?«, fragte sie leicht von der Seite blinzelnd.

»Wenn ich dir das jetzt auch noch sagen muss, bist du nicht die Frau, für die ich dich gehalten habe«, erwiderte Cindy schmunzelnd.

Michelle schmunzelte auch, sagte aber nichts.

Sie kamen am Studentenwohnheim an. »Da sind wir«, sagte Cindy. »Ich bringe nur schnell meine Bücher nach oben. Willst du sehen, wo ich wohne?«

Michelle nickte. »Ja, warum nicht?«

Sie gingen in den zweiten Stock hinauf, und Cindy öffnete eine schmale Tür auf der rechten Seite des Ganges. »Mein Reich!«, sagte sie lachend. »Zumindest zur Hälfte.«

Michelle betrat den Raum mit einem prüfenden Blick. Es war ein typisches Studentenzimmer, wie sie es aus ihrer eigenen Studienzeit kannte. Zwei schmale Betten, zwei Schreibtische, zwei kleine Kleiderschränke an der Wand. Nicht viel Platz für zwei erwachsene Personen. Sie seufzte.

Cindy legte ihre Bücher auf einem der Schreibtische ab und drehte sich um. »Gefällt es dir nicht?«

»Doch, doch.« Michelle blickte schnell zu Cindy. »Natürlich. Ich hätte nur nicht gedacht, dass du –«

»Dass ich was?« Cindy kam zu Michelle herüber, die immer noch an der Tür stand.

»Es ist sehr wenig Platz«, stellte Michelle unbestimmt fest.

»Manchmal ist das auch von Vorteil«, erwiderte Cindy leise, drückte die Tür hinter Michelle ins Schloss und lehnte Michelle dagegen. Sie musterte ihr Gesicht mit zärtlichem Blick. »Ich habe mich so nach dir gesehnt«, flüsterte sie. Sie beugte sich vor und berührte Michelles Lippen sanft mit ihren eigenen.

»Cindy . . .« Michelle schob sie ebenso sanft von sich. »Hier . . .«

». . . willst du nicht«, vollendete Cindy seufzend. Sie sah Michelle an. »Noch nicht einmal ein Kuss? Bitte . . . Ich konnte dich die ganze Zeit nicht berühren.«

Michelle lachte leise. »Wie kann ich deinen samtenen Rehaugen widerstehen?«

»Meine samtenen Rehaugen?« Cindy lächelte. »Findest du das wirklich?« Sie beugte sich wieder vor.

»Ja«, hauchte Michelle. Sie legte ihre Arme um Cindy, und Cindy küsste sie lockend und sanft und sehr, sehr lange.

Als sie sich wieder von Michelle löste, wisperte Cindy: »Jedes Mal, wenn wir uns so lange nicht gesehen haben, ist es wie das erste Mal, so schön, so weich, so warm und zärtlich.« Sie strich behutsam eine Haarsträhne aus Michelles Gesicht und lächelte sie an. »Ich freue mich so, dass du da bist.«

Michelles Augen wanderten über Cindys Gesicht, ganz langsam Stück für Stück, als ob sie sich jeden Zentimeter einprägen wollte. »Ich auch«, sagte sie leise.

Cindy lächelte. Es fiel Michelle immer noch schwer, ihre Gefühle auszudrücken, aber ihre Augen sagten mehr als tausend Worte. »Michelle . . .«, flüsterte Cindy und beugte sich vor. Ihre Hand glitt unter Michelles Kostümjacke und legte sich auf ihre Brust.

»Cindy . . .« Michelle seufzte. Sie wusste nicht, wie sie reagieren sollte. Sie wollte Cindy verbieten weiterzumachen, aber es war so schön, und sie hatte sich so danach gesehnt. Sie hatte Cindy vermisst, seit sie das letzte Mal aus Orlando abgeflogen war, sie wünschte, sie könnte ihr sagen, wie sehr. »Cindy . . .«, flüsterte sie wieder, als Cindy ihre Brust leicht zu massieren begann.

Cindys Hand wurde mutiger, als Michelle sich nicht wehrte. Sie spürte Michelles Brustwarze durch den Stoff des BHs und der Bluse hindurch. Sie wurde größer und härter, als Cindy darüberstrich.

Michelle stöhnte auf. »Cindy . . . nicht . . . bitte . . .«

»Sie kommt nicht zurück.« Cindy flüsterte. Sie griff an Michelle vorbei und schloss die Tür ab. »Sie vergisst nie etwas.«

Sie küsste Michelle, und Michelles Lippen wurden ganz weich. Sie erwiderte Cindys Kuss hingebungsvoll. Cindy schob ihre Hände auf Michelles Schultern und streifte ihr die Kostümjacke ab. Ihre Finger wanderten an Michelles Armen hinab auf ihren Rücken, ihre Taille, suchten den Reißverschluss ihres Rockes und öffneten ihn. Der Rock glitt zu Boden. Cindy spreizte Michelles Schenkel mit ihrem eigenen und drängte sich gegen Michelles Mitte.

Michelle stöhnte unterdrückt auf. »Ich weiß nicht, ob ich . . . kann . . . hier.«

»Du wirst es bald wissen«, flüsterte Cindy.

Ihre eigenen Brustwarzen drückten sich hart aufgerichtet gegen den BH und vermittelten ihr ein Gefühl von Enge, das sie loswerden wollte. Für eine Sekunde löste sie sich von Michelle, riss sich selbst das T-Shirt über den Kopf und feuerte ihren BH in die Ecke. Sie knöpfte schnell Michelles Bluse auf, griff auf Michelles Rücken und öffnete die Häkchen, schob ihr den BH und die Bluse von den Schultern. Sie ließ sich nach vorn sinken und seufzte selig auf, als Michelles Brüste ihre eigenen nun nackt berührten.

»Michelle . . . Michelle . . .«, wisperte sie kaum noch ihrer Stimme mächtig.

»Cindy . . .« Auch Michelle schien ihre Bedenken vergessen zu haben. Ihre Stimme klang genauso hingebungsvoll, wie es ihr Kuss gewesen war.

Cindy berührte Michelles Lippen noch einmal leicht mit ihren eigenen, fuhr mit ihrer Zungenspitze darüber und verließ sie dann, um tiefer zu wandern. Über Michelles Hals zu ihren Brüsten. Sie legte ihr Gesicht zwischen die beiden weichen Hügel und seufzte auf. Sie begann, an der unsagbar samtigen Oberfläche zu zupfen und spürte, wie sich eine Gänsehaut darauf bildete. Ein leichtes Zittern durchlief Michelles Körper.

»Gefällt es dir?«, flüsterte Cindy.

»Ja.« Michelles Stimme war nur noch ein kaum hörbares Wispern.

Cindy bewegte sich langsam mit Zunge und Lippen auf Michelles Brustwarze zu. Das Zittern in Michelles Körper schien zum Dauerzustand zu werden. Je näher Cindy der Brustwarze kam, desto mehr verstärkte es sich. Michelles Hände legten sich auf Cindys nackte Schultern, umklammerten sie fest.

Cindy berührte den Außenhof der Brustwarze mit dem Ansatz ihrer Lippen. Sie verhielt einen Moment.

»Nicht«, hauchte Michelle. »Oh bitte . . . nicht . . .«

»Soll ich aufhören?«, fragte Cindy.

»Nein.« Michelle holte tief Luft. »Nicht aufhören . . . bitte . . .«

Cindy lächelte. Das war genau das, was sie hatte hören wollen. Sie suchte Michelles Brustwarze mit ihrer Zunge und leckte darüber.

Michelle spannte sich an, schob ihre Hüften von der Tür nach vorn und presste sich gegen Cindy. Cindy nahm die zweite Brust in ihre Hand, streichelte leicht darüber. Michelle stöhnte auf. Cindy wechselte zur anderen Brustwarze, leckte sie, rollte sie zwischen ihren Lippen. Michelle bog ihren Rücken durch, lehnte nur noch mit den Schultern an der Tür.

Cindy schob ihre Finger in Michelles Slip, um ihn herunterzuziehen. Gleichzeitig bewegte sie sich an Michelle abwärts. Als sie vor ihr kniete, legte sie ihre Hände auf Michelles Schenkel und drückte sie auseinander. Sie küsste die Innenseiten und spürte, wie Michelles Knie zitterten. »Ich komme gleich, mein Liebes«, flüsterte Cindy.

Michelles Antwort war ein leises Stöhnen und Seufzen, immer abwechselnd und verbunden mit sehnsuchtsvollen Bewegungen ihrer Hüften.

Cindy senkte ihr Gesicht in Michelles Schritt, genoss die weiche Umarmung ihrer Wangen durch die nackte Haut von Michelles Schenkeln und sog Michelles unvergleichlichen Duft tief in sich ein. Sie roch wie keine andere Frau, so süß wie eine tropische Frucht und gleichzeitig so scharf wie Chili.

So war sie ja auch. Cindy lachte leicht in sich hinein. Michelle war süß, aber sie konnte auch ganz schön scharf werden – nicht nur im Bett. Sie war eine aufregende Mischung.

Cindy schluckte. Sie fuhr sich mit der Zunge über die Lippen, die schon ganz rau waren vor Erregung, spreizte Michelles Schenkel noch weiter und steckte ihre Zunge vorwitzig zwischen Michelles nass angeschwollene Schamlippen hinein.

Michelle erstarrte. Sie schien kaum noch zu atmen.

»Alles okay?«, fragte Cindy nach oben.

»Alles . . . okay«, kam es mühsam zurück. »Ich falle nur . . . gleich um.«

»Aber nicht vor deinem ersten Orgasmus«, antwortete Cindy neckisch. »Der kommt jetzt.«

Sie beugte sich wieder vor, sog Michelles Schamlippen tief zwischen ihre eigenen Lippen und suchte mit der Zunge nach der vielversprechenden Perle. Sie reizte sie mit ihrer Zungenspitze, und ein geradezu tierischer Laut von oben belohnte sie. Cindy umfasste Michelles feste Pobacken mit beiden Händen und presste Michelles verlockendes Zentrum gegen ihr Gesicht. Sie konnte nicht mehr atmen, aber ihre Zunge tanzte auf Michelles Perle und ließ sie noch größer anschwellen, hart und heiß werden.

Plötzlich spürte sie, wie Michelles Finger sich in ihre Haare gruben, ihren Kopf umklammerten und ihre Mitte noch mehr gegen Cindy drängten. Cindy verdoppelte ihre Anstrengungen, spürte Michelles Nässe, leckte ihren Saft von den tropfenden Lippen. Michelles Schenkel zitterten wie Espenlaub, schienen keine feste Verbindung zur Erde mehr zu haben. Cindy stieß mit ihrer Zunge in Michelle hinein, immer wieder, Michelles Hüften rotierten, sie stöhnte lauter und lauter.

Auf einmal riss Michelle die Hände nach oben, presste sie auf ihren Mund, ein dumpfes Geräusch kam heraus, sie erstarrte vollends und verkrampfte sich. Cindy löste sich keuchend von ihr und schnappte nach Luft. Sie sah Michelle wie ein Brett an die Tür gepresst dastehen, mit geöffnetem Mund, aber ohne einen Laut. Es sah gespenstisch aus.

Übergangslos schien Michelle in sich zusammenzufallen, wie das Seil eines indischen Fakirs, der aufhört, Flöte zu spielen. Cindy konnte sie gerade noch auffangen und sanft auf den Boden betten.

Michelle lag mit geschlossenen Augen da, ihr Brustkorb hob und senkte sich heftig.

»Liebling.« Cindy strich sacht eine Haarsträhne aus Michelles Gesicht. »Mein süßer Liebling . . .«

Michelle antwortete nicht. Ihr Atem beruhigte sich allmählich.

»Meinst du, im Hotel wäre es schöner gewesen?«, fragte Cindy lächelnd, während sie Michelle weiter streichelte. »Ist es sehr schlimm, dass wir hiergeblieben sind?«

Michelle öffnete langsam die Augen. »Ja«, sagte sie. »Sehr schlimm.« Sie genoss eine Sekunde Cindys verdutzten Gesichtsausdruck, dann bewegten sich ihre Mundwinkel nach oben. Sie lächelte. »Du hast recht. Der Ort spielt eigentlich keine Rolle«, fügte sie nachgiebig hinzu.

»Freut mich«, sagte Cindy, »dass dir mein Zimmer gefällt.«

»Das habe ich nicht gesagt«, erwiderte Michelle. »Das Zimmer gefällt mir ganz und gar nicht. Solche Zimmer haben mir noch nie gefallen. Sie haben so etwas Übergangsmäßiges, weil die Bewohner ständig wechseln. Ich finde, du solltest dir eine eigene Wohnung nehmen.«

»Wenn du öfter kämst, würde ich das vielleicht tun«, sagte Cindy mit einem schelmischen Augenaufschlag.

»Das ist Erpressung«, sagte Michelle. »Und der Boden ist sehr hart.«

»Entschuldige.« Cindy stand auf und reichte Michelle eine Hand. »Daran habe ich gar nicht mehr gedacht.«

»Du musstest ja auch nicht darauf liegen«, sagte Michelle und stand mit Cindys Hilfe auf.

»Tut mir leid, ich –« Cindy fühlte sich unwohl. War Michelle nun doch böse? Denn sie hasste es, wenn man ihr nicht die Entscheidung überließ, und eindeutig hatte Cindy ihr die aus der Hand genommen.

Michelle musterte sie. »Welche Bedeutung könnte es wohl haben, dass du noch halb angezogen bist, ich aber vollkommen nackt bin?«

»Das –« Cindy blickte an sich hinunter. Sie grinste ein wenig. »Ich hatte noch keine Zeit«, sagte sie. »Du warst zu schnell.«

»Jetzt bin ich wieder schuld«, sagte Michelle. »Wie immer.«

»Michelle, das stimmt nicht«, protestierte Cindy. »Ich habe noch nie gesagt, dass du an irgendetwas schuld bist.«

»Dann habe ich es wohl nur so empfunden«, sagte Michelle.

»Ich bitte dich . . . Michelle . . .« Cindy trat auf Michelle zu und strich mit einem Finger liebevoll über ihre Wange. »Jetzt fang doch nicht wieder damit an. Dein Job hat nichts mit unserem Privatleben zu tun.«

»Auf jeden Fall«, sagte Michelle, legte ihre Hände auf Cindys Taille und wanderte mit ihnen an Cindys Hosenbund entlang nach vorn, »ist unser Privatleben momentan zu knapp bemessen, um es mit Diskussionen zu verschwenden.« Sie öffnete Cindys Hosenbund, zog den Reißverschluss herunter und fuhr mit einer Hand in Cindys Slip.

Cindy biss sich auf die Lippen. Michelles Berührung kam so plötzlich, sie war gar nicht darauf vorbereitet gewesen.

»Komm . . .«, flüsterte Michelle. »Sei schneller als ich. Schlag mich.« Sie fühlte die Nässe, die sich zwischen Cindys Beinen gebildet hatte, und glitt zwischen ihre Schamlippen, öffnete sie, ließ einen Finger in der Tiefe versinken.

Cindy stöhnte auf. Was Michelle mit ihr tat, jagte einen Stromstoß nach dem anderen durch ihren Körper. Sie spreizte ihre Beine, um Michelle mehr Raum zu geben. »Du bist verrückt, Michelle«, flüsterte sie mühsam. »Das ist doch kein Geschwindigkeitswettbewerb.«

»Jetzt schon«, sagte Michelle, und ihr Finger stieß in Cindy hinein, während ihr Daumen Cindys Perle heftig reizte.

Cindy stöhnte noch lauter. Ihr Körper stand in Flammen, seit Michelle sie berührt hatte. Viel mehr brauchte sie wirklich nicht. Sie lehnte sich auf Michelles Schulter, um sich abzustützen, Michelle stieß zu, rollte, drückte, nutzte Cindys Nässe, um mit atemberaubender Rasanz über ihre Perle zu jagen.

Cindy spürte, wie ihr Bauch sich verkrampfte, wie ihre Schamlippen sich zusammenzogen, wie die Wärme von Michelles Hand in ihrer Hose aufzulodern schien, sich immer mehr von außen nach innen verbreitete, sie ganz erfasste. Cindys Stöhnen verwandelte sich in einen Schrei, sie erstarrte, ihr Bauch schien plötzlich aus Beton zu sein, sie konnte sich nicht mehr bewegen, bis es dann heftig in ihr zuckte und sie das Gefühl hatte, heiße Lava ergösse sich in ihr. Sie brach auf Michelles Schulter zusammen und keuchte.

»Du hast gewonnen«, sagte Michelle schmunzelnd. Sie streichelte Cindy und nutzte ihre Schwäche aus, um sie aufs Bett sinken zu lassen. Dann zog sie ihr Hose und Slip von den Hüften und hockte sich zwischen Cindys Beine, drückte sie auseinander, betrachtete kurz die nasse Oase, die hier und dort wie ein Diamant ein Glitzern aufblitzen ließ. Sie war so fasziniert davon, dass sich ihr Kopf wie von selbst senkte, ihre Lippen auf Cindys Mitte verharrten, die angeschwollenen, fleischigen Lippen dort küssten und leckten.

»Oh Michelle, nicht . . .«, flüsterte Cindy schwach. »Ich kann noch nicht –«

»Du kannst alles«, wisperte Michelle. »Du musst es nur wollen.« Sie leckte erneut durch das nasse Tal, knabberte an den weichen, köstlichen Früchten.

Cindy stöhnte, spürte, wie ihre Schenkel sich noch weiter öffneten, um Michelle einzulassen. Sie hätte sie am liebsten in sich aufgenommen, ganz tief in ihrem Innern. »Michelle . . . Süße . . . Liebes . . .«, flüsterte sie schwach.

Michelle drang wieder in sie ein, diesmal mit mehr als zwei Fingern, Cindy fühlte sich ausgefüllt, erfüllt von all der Liebe, die sie für Michelle empfand. Sie wollte sich ihr hingeben, ihr ganz gehören. »Oh ja . . .«, hauchte sie. »Ja . . .«

Michelle begann sie zu nehmen, ganz gleichmäßig, ruhig, fast uninteressiert, wie sie es manchmal tat, wenn sie ganz bei der Sache war. Am Anfang hatte das Cindy irritiert, aber jetzt wusste sie, dass es ein Ausdruck von Liebe war, so tiefempfundener Zuneigung, wie Michelle sie mit Worten nie ausdrücken konnte.

Cindy stöhnte, spreizte ihre Beine so weit wie sie konnte, ließ Michelle tief in sich eindringen und ihr ganz nah sein. »Ja . . . oh ja . . . oh mein Gott . . . ja . . .!« Cindys Inneres krampfte sich um Michelles halbe Hand, die in ihr war, presste sie so sehr zusammen, dass Michelle das Gesicht verzog.

Als Cindy sich wieder entspannte, zog Michelle ihre Finger heraus und rieb sie sich.

Cindy öffnete kurz die Augen. »Habe ich dir wehgetan?« Ihre Augenlider klappten von selbst wieder zu, sie war noch zu schwach.

»Du hast mich verschlungen wie ein Raubtier.« Michelle lachte leicht. »Du bist einfach zu kräftig für mich.«

»Bin ich das?« Cindy öffnete ein Auge ganz.

»Nein.« Michelles Stimme klang zärtlich. Sie schob sich auf Cindy, da das Bett zu schmal war, um sich neben sie zu legen, und gab ihr einen sanften Kuss. »Du bist genau richtig.«

»Michelle . . . Ich liebe dich so.« Cindys Augen waren nun beide geöffnet und strahlten Michelle voller Zärtlichkeit an.

»Ja.« Michelle schaute verlegen auf Cindy. »Dito«, sagte sie.

Cindy lächelte. Oft brachte Michelle es nicht hervor, das Ich liebe dich, das Cindy so leicht fiel und das sie nicht oft genug sagen konnte. Manchmal schaffte Michelle es, aber meistens sagte sie nur, wie heute, dito. Cindy hatte für sich beschlossen, dass das reichte. Michelles Psyche war durch den Tod ihres Bruders und alles, was damit zusammenhing, zu sehr geschädigt, um sich öfter zu überwinden. »Dreimal dito«, erwiderte sie. »Tausendmal.« Sie richtete sich leicht auf, wodurch Michelle auf ihr angehoben wurde. »Wann geht dein Flug?«

Michelles Lippen verzogen sich zu einem Lächeln. »Ein paar Stunden habe ich noch«, sagte sie.

Cindy schlüpfte unter ihr hervor und legte sich dann auf sie. »Freut mich zu hören«, erwiderte sie. »Dann können wir das Zimmer die paar Stunden ja noch nutzen.«

Michelle stöhnte tief auf, als Cindys Zunge in ihren Mund eindrang, und am liebsten hätte sie den Flughafen angerufen und ihren Flug abgesagt.

2

»Machst du einen Abstecher über Miami oder fliegst du gleich nach Orlando?«, fragte Cindys Mutter am Telefon.

»Ach, Mum . . .« Cindy hatte Michelle schon wieder drei Wochen nicht gesehen und sehnte sich sehr nach ihr.

»Wie wäre es . . .« Lindsay Ann Claybourne zögerte. »Wie wäre es, wenn du erst nach Orlando fliegst und sie dann mitbringst?«

»Mitbringen?« Cindys Augen öffneten sich weit bei der Vorstellung, was Michelle dazu sagen würde. »Hm . . . ja . . .«, fuhr sie unsicher fort. »Ich kann sie fragen, aber sie ist . . . ein bisschen schwierig, was . . . was das betrifft.«

Ihre Mutter lachte. »Das habe ich mir beinah schon gedacht . . . So wie du sie vor mir versteckst.«

»Ich verstecke sie doch nicht!« Cindy reagierte empört. Sie war sich keiner Schuld bewusst.

»Deine bisherigen Freundinnen habe ich meistens schnell kennengelernt«, sagte Lindsay Ann. »Ob ich wollte oder nicht.«

»Meine bisherigen –« Cindy brach ab. Sie betrachtete Michelle nicht als ihre Freundin, sondern als ihre Frau, aber offiziell verheiratet waren sie nicht, da hatte ihre Mutter recht. »Sie waren alle in Miami«, fuhr sie fort. »Oder fast alle.«

»Von ein paar hätte ich mir gewünscht, sie wären so zurückhaltend gewesen wie Michelle«, erwiderte Lindsay Ann. »Insbesondere diese eine . . .«

Cindy verzog das Gesicht. »Im Ferienlager war sie sehr nett.«

»Dann hättest du sie dort lassen sollen«, erwiderte Lindsay Ann seufzend.

»Ich war noch sehr jung damals«, entschuldigte Cindy sich etwas schuldbewusst.

Ihre Mutter lachte. »Und was bist du heute? Also? Wirst du sie fragen?«

Cindy atmete tief durch. »Ich werde es versuchen«, sagte sie.

»Ist sie denn so ein Drachen?«, fragte Lindsay Ann. »Ist das der Grund, warum du sie mir nicht vorstellen willst? Ist ein bisschen schwierig möglicherweise eine beschönigende Umschreibung?« Ihre Stimme klang misstrauisch.

»Nein, sie . . . sie ist . . . Sie hat viel Verantwortung in Orlando«, wich Cindy aus. »Sie ist es gewöhnt, der Boss zu sein, und sie hasst es, wenn man . . . wenn man ihr Vorschriften macht.«

Ihre Mutter schwieg einen Augenblick. »Sie ist viel älter als du«, sagte sie dann ruhig. »Sie führt ein völlig anderes Leben.«

»Ja.« Cindy seufzte tief auf. Ein völlig anderes und sehr entferntes Leben. Aber das hatte sie, Cindy, schließlich selbst so gewollt. Sie hätte ja nicht nach Berkeley gehen müssen. »So viel älter auch nicht«, fügte sie plötzlich erschrocken hinzu, weil ihr aufging, dass dieser Hinweis ihrer Mutter möglicherweise eine Bedeutung haben könnte. »Das täuscht. Nur weil sie so eine Position hat –« Ihre Mutter hatte bestimmt nicht zufällig auf den Altersunterschied hingewiesen. Bisher hatten sie nie darüber gesprochen, weil sie Michelle ihrer Mutter noch nicht vorgestellt hatte, aber auf einmal kam es Cindy so vor, als ob ihre Mutter etwas dagegen haben könnte.

»Das Alter ist nicht wirklich wichtig«, gab Lindsay Ann zu. »Viel wichtiger ist, dass man Gemeinsamkeiten hat. Dass man zusammen lachen kann – und auch weinen.« Sie atmete tief durch. »Teilt sie solche Gefühle mit dir?«

Cindy zögerte. Wenn es eins gab, was Michelle schlecht konnte, dann war das Gefühle zu zeigen. »J-Ja«, antwortete sie zurückhaltend. »Wir lachen eigentlich viel miteinander.«

Ihre Mutter schien ebenfalls zu zögern. »Das freut mich«, sagte sie dann jedoch. »Und bitte . . . lass sie mich endlich kennenlernen.« Sie lachte leicht. »Ich bin so neugierig. Kannst du das deiner alten Mutter verzeihen?«

»Alte Mutter . . .« Cindy schmunzelte. »Wenn ich dich so sehe, denke ich manchmal, ich bin alt.« Sie atmete tief durch. »Ich werde Michelle fragen, sobald ich in Orlando bin. Aber ich kann nichts versprechen. Zwingen kann ich sie zu nichts. Niemand kann das.«

»Klingt zumindest nicht nach einem Weichei«, erwiderte Lindsay Ann locker. »Sag ihr einfach, wenn sie nicht zu mir kommt, komme ich zu ihr. Und das meine ich ernst.«

»Ich werde es schon hinkriegen«, versprach Cindy, obwohl sie da gar nicht so sicher war. »Irgendwie kriege ich es hin.«

»Du hast schon früher die Herausforderung geliebt.« Lindsay Ann lächelte zärtlich, obwohl sie wusste, dass Cindy das nicht sehen konnte. Aber wenn man jemanden liebte, war das ja auch egal. »Ich war immer stolz auf dich. Du gibst nicht so leicht auf.«

Sonst hätte das mit Michelle auch nie geklappt, dachte Cindy. War ein hartes Stück Arbeit. »Nur Verlierer geben auf«, sagte sie, »und als Verliererin habe ich mich nie betrachtet.«

»Das hoffe ich«, sagte Lindsay Ann. »Sonst hätte ich dich falsch erzogen.«

Es piepte im Hörer. »Da kommt ein Anruf«, sagte Cindy.

»Michelle?« Ihre Mutter fragte mit genau der Neugier in der Stimme, die sie zuvor schon zugegeben hatte.

»Ja.« Cindy versuchte, ruhig zu antworten, aber es fiel ihr schwer, denn die Sehnsucht nach Michelle war schon mit dem ersten Anklopfton im Hörer sprunghaft angestiegen und ließ ihr Herz rasen.

»Dann lege ich jetzt auf.« Lindsay Ann lachte. »Das Letzte, was ich will, ist, euch Turteltauben vom Turteln abzuhalten. Ich hoffe, du nutzt die Situation aus, um sie zu überreden.«

»Wie nennst du das?«, fragte Cindy vergnügt. »Weibliche Hinterlist?«

»Auf jeden Fall.« Ihre Mutter machte ein Kussgeräusch. »Tschüss, mein Schatz.«

Sie legte auf, und Cindy nahm das andere Gespräch an.

»Ich dachte schon, du bist nicht da«, sagte Michelle.

»Tut mir leid.« Cindy war sofort verlegen. Sie wusste, dass es keine gute Ausgangsposition war, wenn Michelle auf irgendetwas warten musste. Sie hasste es zu warten. »Ich habe gerade mit meiner Mutter telefoniert.«

»Ach so.« Michelle wirkte erleichtert, als hätte sie eine andere Antwort erwartet. »Na dann . . . Wie geht es ihr?«

»Sie will dich kennenlernen.« Cindy wusste, mit Direktheit erreichte man bei Michelle am meisten. Ebenso wie Michelle es hasste zu warten, hasste sie es auch, wenn jemand um den heißen Brei herumredete.

»So?« Michelles Antwort war nicht einzuschätzen.

Doch Cindy hielt es für sehr wahrscheinlich, dass Michelle nicht begeistert war. So gut kannte sie sie schon. »Das ist eine ziemlich normale Reaktion bei Müttern, oder?«, fragte sie vorsichtig.

»Ich weiß es nicht.« Michelle klang kühl. »Ich hatte nie eine Mutter. Oder jedenfalls nicht lange.«

»Entschuldige.« Cindy fühlte sich betreten. Obwohl sie es wusste, war Michelles furchtbare Kindheit immer noch unvorstellbar für sie, und sie vergaß manchmal, dass Michelle nicht so behütet aufgewachsen war wie sie selbst oder andere Kinder. »Ich wollte nicht –« Sie brach ab. Es hatte keinen Sinn, auch noch in der Wunde zu bohren. So würde sie Michelle nie herumkriegen.

»Schon in Ordnung«, sagte Michelle. »Was machst du so? Bist du allein?«

»Was wäre, wenn ich es nicht wäre?«, fragte Cindy leicht neckend.

»Du bist also nicht allein?« Michelle klang so, als hätte sie Cindys Aussage für bare Münze genommen.

»Michelle . . . Liebling . . .« Cindy versuchte, Michelle zu beruhigen, sie schien noch ganz in ihrem Geschäftston gefangen. »Ich wohne nicht allein, wie du dich vielleicht erinnerst.«

»Das werde ich nie verstehen«, sagte Michelle. »Deine Mitbewohnerin ist also zu Hause?«

»Nein, ist sie nicht.« Cindy seufzte. »Sie ist mit ihrem Freund aus. Das heißt, vor Mitternacht ist sie bestimmt nicht zurück, eher später.«

»Und dann weckt sie dich, wenn du schon schläfst.« Michelle seufzte ebenfalls. »Warum nimmst du dir nicht endlich eine eigene Wohnung?«

»Vielleicht hast du recht.« Cindy wollte Michelle gnädig stimmen, um mit ihrem Vorschlag nicht gleich auf Granit zu beißen.

»Ganz bestimmt habe ich recht«, bestätigte Michelle selbstbewusst und auch ein wenig genervt. »Das ist doch alles völlig überflüssig, diese ›Ich bin so wie alle anderen‹-Nummer.«

»Ich bin so wie alle anderen«, widersprach Cindy. »Ich finde nicht, dass ich mich sehr von der Masse meiner Mitstudentinnen unterscheide.«

»Finde ich schon.« Michelles Stimme, die zuerst noch entschieden geklungen hatte, wurde weich. »Lass uns nicht streiten. Dafür ist die Zeit zu kostbar.«

»Ja.« Cindy schluckte. »Ich will mich überhaupt nicht mit dir streiten. So war das nicht gemeint. Ich freue mich so, dass du anrufst.«

»Ich hatte gerade eine Sekunde. Es wird ein langer Abend im Büro.« Michelle seufzte erneut. »Eine lange Nacht wohl eher.«

»Warum arbeitest du so viel?«, fragte Cindy. »Kannst du denn die Sachen nicht delegieren? Wozu bist du der Boss?«

»Deshalb, weil ich mehr arbeite als alle anderen«, sagte Michelle. »So habe ich den Job bekommen. Und nur so kann ich den Erwartungen, die an mich gestellt werden, gerecht werden.«

»Sie wollen dich befördern. Noch weiter hinauf. Also bist du den Erwartungen doch mehr als gerecht geworden.« Cindy verzog das Gesicht. Diese Diskussion hatten sie schon öfter geführt.

»Hatten wir nicht beschlossen, uns nicht zu streiten?«, fragte Michelle. »Wann kommst du morgen?«

»Ich fliege um sechs«, sagte Cindy. »Also bin ich so etwa um eins da. Am Flughafen, meine ich.«

»Ich kann dich nicht abholen«, entgegnete Michelle sofort. »Ich habe ein Geschäftsessen um eins.«

»Du musst mich nicht abholen. Es gibt ja Taxis.« Diesmal seufzte Cindy nur innerlich. Dass Michelle sie abholte, war bisher ohnehin nur einmal vorgekommen. Sie hatte meistens zu viel zu tun. Ich muss sie fragen, dachte sie. Wenn ich sie jetzt nicht frage, schiebe ich es immer weiter hinaus. Oder frage sie nie. »Michelle?«, fuhr sie vorsichtig fort.

»Hm?« Wahrscheinlich kontrollierte Michelle gleichzeitig Zahlen am Bildschirm oder in einem Ordner vor sich auf dem Schreibtisch, während sie mit Cindy sprach. Sie tat selten nur ausschließlich eine Sache zur gleichen Zeit.

»Wegen meiner Mutter . . .« Cindy wusste nicht, wie sie es formulieren sollte.

»Was ist mit deiner Mutter? Braucht sie irgendetwas? Ist sie krank?« Michelle antwortete abwesend.

Cindy schüttelte den Kopf, obwohl sie wusste, dass Michelle es gar nicht sehen konnte. »Nein. Sie . . . sie . . . Ich sagte ja schon, sie möchte dich kennenlernen.«

»Sagtest du schon.« Es schien nicht, als ob das für Michelle irgendeine Bedeutung hätte.

»Sie . . . sie . . .« Cindy holte tief Luft. »Sie hat mir vorgeschlagen, dass ich von Orlando nach Miami weiterfliege und dich mitbringe«, sagte sie schnell.

Es schien, als hätte Michelle sie gar nicht gehört. Sie reagierte nicht.

»Liebes?« Cindy hakte nach und fühlte den Knubbel in ihrem Magen wachsen. Es war der falsche Zeitpunkt, der falsche Ort. Sie hätte warten sollen, bis sie Michelle gegenüberstand, von Angesicht zu Angesicht. Das war viel persönlicher als übers Telefon. Persönlicher und verbindlicher.

»Ich bin da.« Michelles Stimme klang wenig einladend.

»Ich weiß, du . . . du . . . du bist nicht dafür«, gab Cindy zu. »Aber sie möchte es so gern.«

»Ich kann hier nicht weg«, sagte Michelle.