Erhalten Sie Zugang zu diesem und mehr als 300000 Büchern ab EUR 5,99 monatlich.
Treue Kundinnen nicht nur mit Tiefkühlkost zu beliefern, sondern sie auch mit dem einen oder anderen Service zu beglücken, ist für Verkaufsfahrer nicht ohne Risiko. Wurde das Martin Seidl, dem Schwarm vieler Kundinnen und Kolleginnen zum Verhängnis? Wie weit würde ein betrogener Ehemann wohl gehen? Ist ihm ein Mord zuzutrauen? Oder geht es nur darum, kriminelle Geschäfte zu vertuschen? Ist vielleicht auch Erpressung im Spiel? Eifersucht, Habgier, Rache -welches dieser klassischen Mordmotive spielt in diesem neuen Fall für Hauptkommissar Maximilian Reischl eine Rolle? Es gibt etliche Verdächtige und fadenscheinige Alibis erschweren die Ermittlungen.
Sie lesen das E-Book in den Legimi-Apps auf:
Seitenzahl: 200
Veröffentlichungsjahr: 2017
Das E-Book (TTS) können Sie hören im Abo „Legimi Premium” in Legimi-Apps auf:
Von Werner Hüper sind außerdem erschienen:
Die junge Frau mit Körbchen C …. und die ganze Welt in Versen
ISBN: 9783734752872
*
Golf – Terrassengespräche
Berichte vom 19. Loch
ISBN: 9783734761454
*
Falsche Freunde
Kriminalroman
ISBN: 9783738616743
*
Vom Kreißsaal bis zum Alterssitz
Ein Leben in Versen
ISBN: 9783738646801
*
Kiez und Küste
Kriminalroman
ISBN: 9783739246635
Die Tiefkühlkost ist sehr beliebt,
weil sie den Menschen Freizeit gibt.
Und in der Zeit, die man gewonnen,
sind Abenteuer schnell begonnen.
Partner werden angelogen
und bei wildem Sex betrogen.
Für einen zählt dabei die Lust
und für den anderen bleibt Frust.
So wie auf den nächsten Seiten,
wo zu lesen ist beizeiten,
dass heißer Sex mit Leidenschaft
so manche neue Leiden schafft.
***
Kapitel 1
Kapitel 2
Kapitel 3
Kapitel 4
Kapitel 5
Kapitel 6
Kapitel 7
Kapitel 8
Kapitel 9
Kapitel 10
Kapitel 11
Kapitel 12
Kapitel 13
Kapitel 14
Kapitel 15
Kapitel 16
Kapitel 17
Kapitel 18
Kapitel 19
Kapitel 20
Kapitel 21
Kapitel 22
Kapitel 23
Kapitel 24
Kapitel 25
Kapitel 26
Kapitel 27
Kapitel 28
Kapitel 29
Kapitel 30
Kapitel 31
Kapitel 32
Kapitel 33
Kapitel 34
Kapitel 35
Kapitel 36
Kapitel 37
Waldskofen, eine etwas verschlafene Gemeinde zwischen München und Rosenheim, hatte schon deutlich bessere Zeiten gesehen. Eigentlich passierte hier nichts. Nur auf die unrühmlichen Vorgänge, die sich hier vor ein paar Jahren abgespielt und den des Mordes bzw. der Anstiftung zum Mord überführten kriminellen Verantwortlichen des nahen Golfclubs lange Gefängnisstrafen eingebracht hatten, war es zurückzuführen, dass dieser unbedeutende Ort über die Landesgrenzen hinaus zu einem wenig beneidenswerten Bekanntheitsgrad gekommen war. Selbst in der Golfszene im fernen Schleswig-Holstein war dieser Kriminalfall heftig diskutiert worden. Inzwischen war allerdings wieder Ruhe eingekehrt, die Aufregung hatte sich gelegt. Man war sich in der Gemeinde einig, dass hier nichts passierte. Und das war eigentlich auch gut so. An das Geschehene erinnerte man sich nicht gerne.
Während andere Gemeinden und Städte der Region mit Ideen und Initiative die Chancen des Tourismusbooms zu nutzen verstanden, trat Waldskofen auf der Stelle. Und das hatte im Wesentlichen folgende Gründe: Es wurde innerhalb der zuständigen Gemeindegremien über den richtigen Weg der Vermarktung heftig gestritten, aber gleichzeitig versäumt, ein schlüssiges Marketingkonzept für den Tourismus zu entwickeln und umzusetzen. Natürlich gab es Einigkeit in der Einschätzung, man müsse die sich bietenden Chancen besser nutzen. Damit waren aber die Gemeinsamkeiten bereits erschöpft. Da kam es ganz gelegen, dass der Bürgermeister in der überaus prekären Finanzlage der Gemeinde ein willkommenes Argument sah, chancenreiche Projekte bereits in der Entstehung scheitern zu lassen. Das ersparte ihm nämlich die Übernahme so mancher Aufgabe, deren Erledigung mit Arbeit verbunden und seiner Beamtenmentalität zuwider gelaufen wäre. Einwände wie „Man müsste doch mal…“ oder „Sollten wir nicht….“, die er immer wieder in Gemeinderatssitzungen zu hören bekam, waren ihm ein Gräuel. Es gab einfach zu viele Wichtigtuer, die sich in der Kommunalpolitik profilieren wollten. Dabei war doch aus seiner Sicht alles bestens, warum sollte man etwas verändern?
Die Auswirkungen dieser über viele lange Jahre hinweg auf Verhinderung ausgerichteten Gemeindepolitik wurden mit der Zeit für Bürger und Touristen gleichermaßen unübersehbar. Läden, die in ihrer Auslage lediglich das Schild ‚zu vermieten‘ zu bieten hatten, prägten das Bild der Hauptstraße.
Es liegt auf der Hand, dass es in diesem Umfeld auch um die Chancen für Unternehmer nicht besonders gut stand. Und so hatte auch die Sparkasse, die auf der Hauptstraße in Waldskofen eine Geschäftsstelle unterhielt, jedes Jahr um ein halbwegs gutes Geschäftsergebnis zu kämpfen. Da half es auch nicht, dass mit Walter Geiger ein sehr engagierter Filialleiter sich nach besten Kräften bemühte. Er hatte immer für jeden Kunden und Interessenten ein offenes Ohr und legte großen Wert auf die individuelle Betreuung der Geschäftskunden, für die er sich besonders viel Zeit nahm, ohne jedoch damit seine Filiale in die Erfolgsspur bringen zu können.
Mit seinen 42 Jahren glaubte er, noch nicht am Ende der Karriereleiter angekommen zu sein und unternahm alles, um in der Zentrale in der nahen Kreisstadt positiv aufzufallen. Da verstand es sich von selbst, dass er nicht permanent auf die Uhr schaute und sein Familienleben öfter mal zu kurz kam. Ob er denn nicht hin und wieder früher nach Hause kommen könne, wurde er von seiner Frau gefragt. Nein, das könne er nicht.
Er ging davon aus, dass seine Familie für seine berufliche Situation viel Verständnis aufzubringen hatte, er selbst schonte sich ja schließlich auch nicht. Zugunsten seines Jobs hatte er seit einigen Jahren auf sportliche Aktivitäten jeglicher Art verzichtet. Das Ergebnis dieser Nachlässigkeit war ein außer Kontrolle geratenes Körpergewicht, das in eher ungünstigem Verhältnis zu seiner Körpergröße von 1,72 m stand. Da er auch noch unter zunehmendem Haarausfall litt, was zu einer sehr hohen Stirn geführt hatte, war ihm das ehemals gute Erscheinungsbild bedauerlicherweise weitgehend abhandengekommen.
Vor 15 Jahren, als Walter Geiger seine Frau Sabine geheiratet hatte, sah das noch völlig anders aus. Da galt der fesche Walter noch als prächtiges Mannsbild mit besten Chancen bei den Madeln im Ort. Sabine und Walter hatten sich auf dem ‚Laternd’l-Maß-Fest‘ kennengelernt, das der Burschenverein, in dem Walter lange Jahre als erster Kassierer aktiv gewesen war, jedes Jahr veranstaltete. Schon bald nach diesem Fest beichtete Sabine ihrem Walter, dass der unter erheblichem Alkoholeinfluss zu später Stunde unternommene Ausflug hinter das Festzelt nicht ohne Folgen geblieben war. Sabine war schwanger.
Nun musste umgehend mit Hochzeitsvorbereitungen begonnen werden. Schließlich stand der gute Ruf Sabines auf dem Spiel. Aber es konnte größerer Schaden abgewendet werden.
Nur sieben Monate nach ihrer Hochzeit kam ihr Sohn Sebastian auf die Welt. Frühgeburten kommen ja schon mal vor. Natürlich wurde getuschelt, da könne ja wohl nicht alles mit rechten Dingen zugegangen sein. Jeder im Ort wusste schließlich um die Qualitäten Walters als Schürzenjäger. Das konnte ja nicht gutgehen.
Sebastian, der inzwischen das Gymnasium in Bruckmühl besuchte, machte seinen Eltern mit besten Noten sehr viel Freude. Seine Freizeit verbrachte er überwiegend im TC Bruckmühl-Feldkirchen, durch den er schon bald als außergewöhnliches Tennistalent gefördert wurde.
Vor der Geburt ihres Sohnes war Sabine als Reisekauffrau im Reisebüro Apoll in Feldkirchen-Westerham beschäftigt und berufsbedingt auch zu dem einen oder anderen Blick über die bayrischen Grenzen hinaus genötigt. Deshalb konnte sie sich mit der ausschließlichen Rolle als Hausfrau und Mutter nicht so recht anfreunden. Da Sebastian mit der Zeit immer selbständiger geworden war, wäre sie gern wieder in ihren Beruf zurückgekehrt. Allerdings war Walter strikt dagegen und vertrat die Meinung, dass sie sich umfassend um ihren gemeinsamen Sohn zu kümmern hätte und es wohl seinem Ruf als Chef der Bank schaden würde, wenn er seine Frau arbeiten ließe. Er verdiene doch wohl genug, um seiner Frau ein angemessenes Leben ohne Arbeit zu ermöglichen. Von dieser nun wirklich nicht mehr zeitgemäßen Einstellung ließ er sich nicht abbringen, wohl auch, weil seine Freunde im CSU-Ortsverein mit einer gewissen Sturheit am traditionellen Frauenbild festhielten und sicher kein Verständnis für allzu liberale Positionen aufgebracht hätten. Schließlich kam ihm als Leiter der örtlichen Sparkassenfiliale in gewisser Weise auch eine Vorbildfunktion zu. Nein, für ihn käme eine berufstätige Frau nicht in Betracht. Ende der Diskussion.
Walter ging ganz in seinem Job auf und vernachlässigte seine Frau immer mehr. Er hatte sich inzwischen so auf seine Karriere konzentriert, dass er kaum noch für die Bedürfnisse seiner Frau Augen und Ohren hatte. Auch im Bett passierte seit einiger Zeit so gut wie nichts mehr.
So ergab es sich, dass Sabine ein ereignisarmes Leben im ebenso langweiligen Waldskofen fristete und im Laufe der Jahre immer unzufriedener mit ihrer Situation geworden war. Mit ihrer Freundin Maria, die nicht weit entfernt wohnte, unternahm sie hin und wieder einen Ausflug nach München, was wenigstens ein wenig Abwechslung brachte. Es war Maria natürlich nicht verborgen geblieben, dass es in der Ehe von Sabine und Walter nicht mehr zum Besten stand. Deshalb hatte sie ihrer Freundin geraten, sich nicht mit der Situation abzufinden. Ob sie sich denn nicht vorstellen könne, sich außerhalb der Ehe ein wenig zu vergnügen? Nein, das könne sie keineswegs.
Nun muss man wissen, dass Sabine mit ihren 38 Jahren eine äußerst attraktive Frau war, die, überall wo sie auftrat, die Blicke der Männer jeden Alters sofort auf sich zog. Sie hatte immer auf ihre Figur geachtet, kleidete sich geschickt und verstand es sehr gut, ihre langen schwarze Haare und ihre Figur, die Männer nervös und Frauen neidisch machte, in Szene zu setzen.
Maria Wenninger, die Freundin Sabines, konnte sich bei dem Tipp, den sie ihrer Freundin gegeben hatte, durchaus auf eigene Erfahrung berufen. Auch ihr Mann war beruflich stark beansprucht. Alfons Wenninger hatte es geschafft, Verkaufschef der örtlichen Brauerei zu werden, was häufige Reisen mit teilweise mehrtägiger Abwesenheit mit sich brachte. Maria beklagte sich nicht darüber, sondern nutzte die gewonnene Freiheit für die eine oder andere Affäre. Sie nahm an, dass ihr Mann, wenn er in Hotels übernachtete, ebenso sich bietenden Gelegenheiten kaum würde widerstehen können. So schätzte sie ihn jedenfalls ein. Warum sollte sie dann zu Hause versauern? Sie lag mit der Beurteilung ihres Mannes übrigens durchaus richtig!
Alfons Wenninger genoss in seinem privaten Umfeld und in der Brauerei einen untadeligen Ruf. Man bewunderte ihn in der Gemeinde nicht zuletzt deshalb, weil er trotz seines aufreibenden Berufs noch genügend Zeit fand, maßgeblich im Kirchenvorstand mitzuarbeiten. Der sonntägliche Kirchgang war für ihn eine ebensolche Selbstverständlichkeit wie die anschließende Einkehr im Brauereigasthof, wo er sich als Repräsentant seines Arbeitgebers in der Pflicht sah.
Über seine außerehelichen Eskapaden, die nach seiner Meinung auf Geschäftsreisen nun einmal unausbleiblich waren, machte er sich weiter keine Gedanken. Schuldgefühle entwickelte er nur in geringem Umfang, außerdem ging er regelmäßig zur Beichte. Deshalb war sein Gewissen keiner sonderlichen Belastung ausgesetzt.
Maria Wenninger war selbstkritisch genug einzusehen, dass ihre Freundin deutlich mehr Chancen bei Männern hatte als sie selbst. Obwohl sie nur zwei Jahre älter war als Sabine, konnte sie mit einer vergleichbaren Erscheinung leider nicht aufwarten. Als ausgesprochene Naschkatze führte sie einen ständigen Kampf gegen überflüssige Pfunde. Besonders ihr nach ihrer Meinung etwas zu groß geratener Po störte sie gewaltig. Deswegen hatte sie vor einigen Wochen bereits einen Schönheitschirurgen in München aufgesucht und sich wegen einer OP beraten lassen, die zu einem besser modellierten Hinterteil führen sollte. Als allerdings ihr Mann davon erfuhr, hing einige Zeit der Haussegen schief.
„Du spinnst wohl. Was soll der Unfug? An Dir wird nicht herumgeschnippelt, ich will Dich so, wie Du bist.“
Alfons hatte sich so aufgeregt, dass sie ihr Vorhaben wieder aufgab. Das ausgeprägte Gesäß würde also seine derzeitige Form behalten. Maria und eventuelle Liebhaber mussten sich damit abfinden. Ihr morgendlicher Blick in den Spiegel war von da an allerdings noch kritischer als bisher.
Den Plan, sich außerehelich ein wenig Abwechslung zu verschaffen, gab sie jedoch nicht auf. Sie würde schon Männer finden, die ein ausladendes Hinterteil sexy fanden.
Sie war überrascht, wie einfach geeignete Partner für ihre erotischen Eskapaden zu finden waren. Ohne sich auf komplizierte Beziehungen einlassen zu müssen, konnte sie sich ihre sexuellen Wünsche erfüllen.
Mit ihren Erfahrungen hielt Maria ihrer Freundin gegenüber nicht hinter dem Berg. Im Gegenteil, mit der Schilderung ihrer amourösen Erlebnisse versuchte sie ihre Freundin zu überzeugen, doch auch einmal außereheliche sexuelle Kontakte zu suchen. Sie hätte ja wohl ausreichend Nachholbedarf, der auf diese Weise genussvoll zu decken sei.
Sabine hatte mit einer gewissen Neugier aufmerksam zugehört. Nach ihrer ursprünglich ablehnenden Haltung musste sie sich eingestehen, dass sie immer öfter an ein derartiges Abenteuer dachte. An Nächte voller Leidenschaft konnte sie sich kaum noch erinnern, so lange war das her. Doch dann verwarf sie den Gedanken wieder. Wo sollte sich denn für sie schon eine Gelegenheit zum Fremdgehen ergeben? Die Freiheiten, die Maria wegen der häufigen Reisen ihres Mannes hatte, gab es für sie nicht. Und hier in dem verschlafenen Waldskofen, wo jeder jeden kannte, würde die Nachricht über eine Affäre innerhalb kürzester Zeit in aller Munde sein. Das konnte und wollte sie nicht riskieren. Außerdem hätte das wohl alle beruflichen Chancen ihres Mannes zunichte gemacht. Ein Banker, dessen Frau fremdging? Unmöglich, jedenfalls in Bayern.
***
Maria Wenninger hatte ihr Leben inzwischen perfekt organisiert. Es war ihr gelungen, ihrem Alfons klarzumachen, dass sie keineswegs das vor kurzem bezogene Haus allein pflegen könne. Es müsse unbedingt eine Haushaltshilfe zu ihrer Unterstützung engagiert werden. Alfons hatte gleich zugestimmt, weil ihm das ziemlich egal war und er überhaupt keine Gedanken auf derlei Belanglosigkeiten verschwenden wollte. Ihm war sein beruflicher Erfolg wichtig, alles andere war zweitrangig.
Maria hatte ihren Wunsch nach häuslicher Unterstützung noch mit der Bemerkung ergänzt, sie selbst würde sich natürlich um die Küche, Einkäufe und damit um sein leibliches Wohl kümmern. Die neue Haushaltshilfe solle lediglich den wöchentlichen Hausputz und die Wäsche übernehmen. Maria dachte, so würde sie genügend zeitlichen Spielraum gewinnen, um uneingeschränkt ihren persönlichen Neigungen nachgehen zu können. Der Hinweis auf die Küche war allerdings nur taktischer Art. Aufwendige Koch- und Backaktionen hatte sie längst zugunsten ihrer dominierenden Leidenschaft geopfert.
Mit der Zeit war sie auch deutlich mutiger geworden, wenn es um ihr Outfit ging. Sie bevorzugte kurze Röcke, durch die ihre gut gewachsenen Beine besonders zur Geltung kamen. Ansonsten kamen nur hautenge Oberteile zum Einsatz, möglichst tief ausgeschnitten, mit denen sie ungeniert und aufreizend ihren Busen zur Schau stellen konnte.
Maria saß gerade an ihrem Computer und checkte Zuschriften, die sie in letzter Zeit häufiger über ein Internetportal erreichten, auf dem sie sich zum Zweck der Partnersuche hatte registrieren lassen. Plötzlich klingelte es. Vor der Tür stand ein sympathischer junger Mann.
„Grüß Gott, ich bin von der Firma ‚frost & lecker‘ und möchte Ihnen unser Programm vorstellen. Wir würden Sie gerne mit Tiefkühlkost beliefern. Darf ich Ihnen einen Katalog überreichen?“
Er sah gepflegt aus, hatte eine sehr sportliche Figur und sein 3-Tage-Bart passte ausgezeichnet zu ihm. Maria schätze ihn auf Mitte zwanzig. Sie musterte ihn einen Moment und dachte spontan, dass der Kerl sicher interessanter für sie sein könnte als die von ihm angebotene Tiefkühlkost. Mit einem hintergründigen Lächeln fragte sie ihn etwas zu anzüglich: “Was haben Sie denn so zu bieten?“
„Wir sind der Marktführer für Tiefkühlkost und haben eine Niederlassung in Rosenheim, von wo wir Sie alle zwei Wochen zuverlässig bedienen können.“ Auf die offensichtliche Anmache von Maria reagierte er nicht.
Maria wollte jedoch nicht so schnell aufgeben, denn der junge Mann interessierte sie schon sehr. Deshalb schlug sie vor: „Kommen Sie doch herein, dann kann ich mich von Ihren Vorzügen überzeugen.“ Sie nahm sich vor, mit ihm zu flirten. Vielleicht bot sich ja die Chance auf ein prickelndes Abenteuer mit ihm.
Der junge Mann hatte die Zweideutigkeit ihrer Einladung offensichtlich nicht verstanden, denn mit den Worten: „Ja gerne, Sie werden erstaunt sein, wie umfangreich das Angebot ist“, betrat er das Haus und folgte Maria ins Wohnzimmer. Sie bat ihn, auf der Couch Platz zu nehmen und setzte sich neben ihn, nicht ohne darauf zu achten, dass ihr ohnehin kurzer Rock ziemlich weit nach oben rutschte und den Blick auf ihre knackigen Oberschenkel freigab.
„Möchten Sie etwas trinken? Vielleicht ein Glas Sekt?“ Maria bemühte sich um eine Atmosphäre, in der sie mutmaßlich leichter zu ihrem Ziel kommen würde. Leider vergeblich.
„Nein danke, während der Arbeit darf ich keinen Alkohol trinken. Und außerdem habe ich auch nicht so viel Zeit. Ich habe feste Liefertermine einzuhalten. Pünktlichkeit ist ein Markenzeichen unseres Unternehmens. Unsere Kunden können sich auf uns verlassen.“
Maria fand ihn eine Idee zu dienstbeflissen, sah aber ein, dass ‚auf die Schnelle‘ bei ihm wohl nichts zu erreichen sein würde. Deshalb schlug sie vor: „Na gut, dann lassen Sie mir den Katalog hier. Ich werde mir in Ruhe alles ansehen und Sie dann anrufen. Liefern Sie auf Wunsch auch in den Abendstunden aus?“ Bei dieser Frage sah sie ihn vieldeutig an. Er musste doch irgendwie aus der Reserve zu locken sein.
„Ja natürlich, neben unserem festgelegten Routenplan – wie gesagt gibt es hier einen zweiwöchigen Rhythmus – vereinbaren wir auch gerne Wunschtermine. Sie können im Internet oder auch telefonisch bestellen. Rufen Sie einfach in unserer Filiale an.“
Diese Aussage verstärkte sofort Marias Hoffnung, ihn zu einem späteren Zeitpunkt doch noch für ein Schäferstündchen gewinnen zu können. Sie gedachte nämlich eine Bestellung vorzubereiten und an einem Abend ausliefern zu lassen, an dem ihr Mann auf Geschäftsreise sein würde. Heute musste sie ihre Bemühungen einstellen, denn der junge Mann drängte darauf, sie noch kurz über die wichtigsten Sonderangebote im Katalog hinzuweisen und verabschiedete sich dann.
„Entschuldigen Sie, dass ich jetzt nicht mehr Zeit habe. Schauen Sie sich den Katalog an. Sie werden sicher viele für Sie interessante Produkte finden. Wir freuen uns auf Ihre Bestellung.“
Mit diesen Worten verschwand er und ließ eine einigermaßen enttäuschte Maria zurück. Sollte ihre Wirkung auf Männer nachgelassen haben? Unvorstellbar. Wo sie doch gerade den Sex mit jüngeren Männern so sehr liebte.
Sie griff zum Telefon, um ihrer Freundin Sabine von dem attraktiven Verkaufsfahrer und ihrem Vorhaben zu berichten.
„Hallo Sabine, ich habe gerade Besuch von der Firma ‚frost & lecker‘ gehabt. Hast Du Zeit? Dann komme ich kurz zu Dir und berichte. Das ist wirklich interessant.“ Sie klang so, es hätte sie eine aufregende Geschichte zu erzählen.
„Ach der junge Mann? Der war bei mir auch. Ich habe gleich bestellt. Die haben wirklich tolle Sachen im Angebot. Ich denke, damit kann ich viel Zeit in der Küche sparen.“
Sabines Reaktion überraschte Maria. „Und wie findest Du ihn?“ wollte sie wissen.
„Nett, aber was soll die Frage? Das ist ein junger Mann, bestimmt 15 Jahre jünger als Du.“ Sabine kannte ihre Freundin gut. Deshalb wunderte sie sich auch nicht über Marias offensichtliches Interesse, aber als ein wenig daneben empfand sie es schon. Musste es ausgerechnet ein Verkaufsfahrer sein?
„Maria, vergiss es. Du hast genug andere Affären. Lass die Finger von ihm!“ Sabine gedachte Maria diese ‚Entgleisung‘ auszureden, war sich aber nicht sicher, ob sie damit Erfolg haben könnte. Meistens setzte Maria nämlich ihren Kopf durch und ließ sich nicht beirren.
„Sag mal Sabine, muss ich mich wundern? Bist Du selbst an ihm interessiert?“ Auf diese Idee war Maria gekommen, weil Sabine noch nie versucht hatte, ihr in ihre Männerbekanntschaften hineinzureden.
„Quatsch. Der Kerl ist mir gleichgültig, ich will bei ihm nur Tiefkühlkost kaufen.“ Damit war das Gespräch zu Ende.
In der Folge wurden die Freundinnen gute Kundinnen der Firma ‚frost & lecker‘, die sich tatsächlich durch ausgezeichnete Ware und regelmäßige, pünktliche Lieferungen auszeichnete.
Maria war es trotz aller Bemühungen und vielerlei Tricks nicht gelungen, den attraktiven Verkaufsfahrer in ihr Bett zu bekommen. Er reagierte auf ihre Avancen nicht und zog sich immer wieder elegant aus der Affäre. Eines Tages, als es ihm zu bunt geworden war, wies er sie zurück:
„Sie sollten Ihre Versuche einstellen, ich bin glücklich verliebt und werde im nächsten Jahr heiraten. Selbstverständlich beliefere ich Sie gerne weiter, aber lassen Sie bitte die ständigen Annäherungsversuche.“
Dass er nicht auf ältere Frauen stand, verschwieg er aus Höflichkeit.
***
Ludwig Lüneburg, der Niederlassungsleiter der Firma ‚frost & lecker‘ in Rosenheim, verdankte seine Position einer besonderen Eigenschaft, die bei weniger qualifizierten Führungskräften leider häufig anzutreffen ist. Während die Mitarbeiter unter strengem Regiment leiden, wird gegenüber Vorgesetzten geschleimt und gebuckelt. Genau ein solcher Typ war Lüneburg, der wegen seiner etwas zu knapp ausgefallenen Körpergröße – er war nur 1,70 m groß – unter geradezu krankhaftem Geltungsdrang litt und mit unbeherrschtem und manchmal sehr peinlichem Auftreten seine Komplexe zu überspielen suchte. Die Mitarbeiter hatten sich inzwischen an ihn gewöhnt. Selbst die Sorge um ihren Arbeitsplatz hielt sie ein ums andere Mal nicht davon ab, über seinen Führungsstil zu lächeln und ihn wegen seiner mangelhaften Kinderstube hinter vorgehaltener Hand zu verspotten.
Über die schnelle Karriere dieses unbeherrschten Machos hatte man sich zunächst gewundert, allerding nur, bis bekannt wurde, dass er in der Firma mächtig Rückenwind hatte. Der Zufall wollte es, dass ausgerechnet ein früherer Schulfreund Lüneburgs bei ‚frost & lecker‘ als Regionaldirektor tätig war und ihn nach Kräften förderte. Wer täglich mit ihm arbeitete, erkannte jedoch schnell, dass es über die Leitung der Niederlassung hinaus trotz seiner erst 45 Jahre für ihn kaum weitere Aufstiegschancen geben konnte. Für mehr würde seine Qualifikation einfach nicht ausreichen, denn schon jetzt entsprach sie nicht annähernd den Anforderungen, die an einen Niederlassungsleiter gestellt wurden.
Bärbel Winter, seine Sekretärin, hatte sich bestens mit ihm arrangiert. Bei ihr hielt sich Lüneburg mit seinen Ausfällen zurück, weil er wusste, wie dringend er sie zur Bewältigung seiner Aufgaben brauchte. Sie hatte ihn längst durchschaut und verstand es blendend, mit seiner Unfähigkeit umzugehen. „Ja, Herr Lüneburg, selbstverständlich, Herr Lüneburg“ – und dann tat sie das, was sie für richtig hielt. Genaugenommen leitete sie die Niederlassung. Sie hielt sich aber geschickt zurück, wenn sie es für richtig hielt.
Wenn bei Vertriebstagungen besondere Verkaufserfolge der Niederlassung durch die Firmenleitung herausgestellt und prämiert wurden, sah sie lächelnd zu, wenn Lüneburg sich im Lob der Vorgesetzten sonnte. Er war so von sich überzeugt, dass ihm niemals die Idee gekommen wäre, seine Sekretärin oder andere Kollegen für den Erfolg wenigstens mitverantwortlich zu machen. Sich bei seinen Mitarbeitern zu bedanken, war seine Sache ohnehin nicht.
Die ganze Mannschaft der Niederlassung schätzte die 32jährige Bärbel wegen ihrer Hilfsbereitschaft. Mit Umsicht und Diskretion sorgte sie dafür, dass alles seinen geordneten Gang nahm und nur unwichtige Vorgänge beim Chef landeten. Hinzu kam, dass sie sehr hübsch war und mit ihren langen blonden Haaren und einer Modelfigur der Niederlassung auch optisch zu erfreulichem Glanz verhalf.
Inzwischen war ihre einflussreiche Rolle allen Mitarbeitern, aber auch vielen Kunden bekannt. Niemand ging davon aus, dass von Ludwig Lüneburg irgendwann einmal positive Impulse ausgehen würden. Man traute ihm einfach nichts zu. Wie sehr man sich jedoch in ihm täuschte und dass er sehr wohl Ideen zu seinem persönlichen Vorteil entwickeln konnte, sollte sich erst sehr viel später erweisen.
Die Mitarbeiter empfanden das Betriebsklima in der Niederlassung trotz ihres Chefs als ausgesprochen angenehm. Im Wesentlichen war dies das Verdienst von Bärbel, die großen Einfluss auf den Chef hatte und es gut verstand, in angemessener Weise etliche Entscheidungen in ihrem Sinne zu beeinflussen. So hatte sie auch dafür gesorgt, dass Martin Seidl, der bisher im Kreis Miesbach für ‚frost & lecker‘ unterwegs gewesen war, bei der nächsten sich bietenden Gelegenheit ein deutlich attraktiveres, weil umsatzstärkeres Verkaufsgebiet im Kreis Rosenheim übernehmen konnte. Auf den 35jährigen gut aussehenden Martin Seidl hatte Bärbel schon länger ein Auge geworfen. Martin hatte schwarze Haare, blaue Augen und einen sportgestählten Körper, der nicht nur bei Bärbel, sondern eigentlich bei allen Kolleginnen ein gewisses Interesse ausgelöst hatte.
Martin spürte das und erwiderte die schmachtenden Blicke mit vielsagendem Lächeln. Bärbel flirtete mit ihm auf Teufel komm raus, obwohl sie wusste, dass Martin verheiratet war. Offensichtlich war er aber nicht abgeneigt, sich mit anderen Frauen zu vergnügen. Sie nahm sich fest vor, auszuprobieren, wie weit er wohl gehen würde.
Die Gelegenheit dazu ergab sich anlässlich der alljährlichen Vertriebstagung, die in Frankfurt stattfand. Nach dem offiziellen Programm machte sich Bärbel an Martin heran und bat ihn, sie in die Bar des Hotels zu begleiten, wo sie gemeinsam noch etwas trinken könnten.
„Bitte Martin, begleite mich, ich möchte nicht allein in die Bar gehen. Du weißt ja, wie Frauen ohne Begleitung in Hotelbars angemacht werden.“
Mit diesen Worten verbarg sie geschickt ihre Absicht, ihn zu verführen. Es sollte sich aber schnell zeigen, dass das gar nicht so schwierig sein würde. Martin war nämlich absolut kein Kind von Traurigkeit. Als sie die Hotelbar betraten, wurden gerade ein paar Plätze an der Theke frei. Er half ihr auf einen Barhocker, was wegen ihres engen Rocks etwas schwierig war.
Mit den Worten: „Hier ist es aber heiß“ begann sie ihre Kostümjacke auszuziehen. Er war behilflich, nicht ohne dabei zärtlich über ihren Rücken zu streichen. Jetzt bedauerte sie, dass sie wegen der offiziellen Tagung so züchtig gekleidet