Henne oder Ei - Was wirklich zuerst war - Benedikt J. Michal - E-Book

Henne oder Ei - Was wirklich zuerst war E-Book

Benedikt J. Michal

0,0
0,99 €

oder
-100%
Sammeln Sie Punkte in unserem Gutscheinprogramm und kaufen Sie E-Books und Hörbücher mit bis zu 100% Rabatt.

Mehr erfahren.
Beschreibung

Die Frage "Was war zuerst. die Henne oder das Ei?" ist das Beispiel einer unbeantwortbaren Frage. Nicht so in dieser kurzen Denkschrift: Die Frage wird in ihre Bestandteile auseinandergenommen und analysiert. Sogar der Tyrannosaurus Rex spielt eine entscheidende Rolle auf dem Weg zur Entscheidung, was jetzt wirklich zuerst war: die Henne oder das Ei!

Das E-Book können Sie in Legimi-Apps oder einer beliebigen App lesen, die das folgende Format unterstützen:

EPUB

Veröffentlichungsjahr: 2025

Bewertungen
0,0
0
0
0
0
0
Mehr Informationen
Mehr Informationen
Legimi prüft nicht, ob Rezensionen von Nutzern stammen, die den betreffenden Titel tatsächlich gekauft oder gelesen/gehört haben. Wir entfernen aber gefälschte Rezensionen.



Benedikt J. Michal

 

Henne oder Ei?

Was wirklich zuerst war

 

Inhaltsverzeichnis

0. Begriffe

1. Oder oder oder?

2. Zuerst

3. Beginn oder Anfang?

4. Das Sein von Henne Helene

5. Das Siegerei

6. Was für eine Henne!?

7. Die Entscheidung

8. Der letzte Grund

0. Begriffe

Henne oder Ei – was war zuerst?

Die Henne, denn sie legt das Ei. Also war die Henne zuerst.

Aber woher kommt die Henne – aus dem Ei. Also war doch das Ei zuerst?

Diese Frage ist ein klassisches Beispiel der Selbstreferenz, beide Antworten beziehen sich auf sich selbst und sind scheinbar unlösbar miteinander verknüpft.

Es gibt jedoch viel mehr Antworten auf diese Frage, als es scheint.

Nach der Lektüre dieser Denkschrift hast du auch den Durchblick, dass es vielleicht sogar mehr Lösungen gibt als ein Mensch konsistent denken kann, je nachdem, was du voraussetzt.

So wird aus der spielerischen Frage plötzlich eine Einführung in verschiedene philosophische Fragestellungen.

Was war zuerst: die Henne oder das Ei?

Das ist die Frage, die philosophisch bearbeitet werden soll.

Philosophie arbeitet auch mit der Analyse von Begriffen: Was geben die verwendeten Begriffe zu denken?

Gerade, wenn es um so einfache Wörter wie in unserer Frage geht, besteht die Gefahr etwas zu übersehen.

Die Frage zerlegt sich somit in ihre Wort-Bestandteile, die gleich nach den folgenden Kapiteln nummeriert angeführt sind:

6. Was.

3. War.

2. Zuerst.

4. Die Henne.

1. Oder

5. Das Ei

Jedes dieser Worte verdient eigens durchdacht zu werden und wird je nach ausgeführten Gedanken auch zu Antworten führen. Zum Abschluss ist deine Entscheidung (7.) gefragt und ein letzter Grund taucht auf (8.).

1. Oder oder oder?

Beginnen wir mit dem Oder, stoßen wir auf drei Sinnrichtungen: Beim Oder geht es erstens um eine Entscheidung, weil wir die Frage vermutlich zuerst in einem ausschließenden Sinn lesen und uns daher fragen: „Was war zuerst: ENTWEDER die Henne oder das Ei?“

Das ist nicht die einzige Möglichkeit, diese Frage auszudeuten. Im Deutschen gibt es auch die Möglichkeit, das Wort „oder“ in einem einschließenden Sinn zu lesen. Dann würde die Frage bedeuten, dass von den beiden Möglichkeiten mindestens eine als Tatsache zutrifft. Es könnten auch beide möglich sein, so wie im Satz: „Beliebte Gerichte sind Grillhuhn oder Eierspeise.“ Da bleibt offen, ob Grillhuhn oder Eierspeise beliebter sind.

In diesem einschließenden Sinn würde der Satz „Zuerst war die Henne oder das Ei“ bedeuten, dass

1. zuerst die Henne war.

2. zuerst das Ei war.

3. zuerst die Henne und das Ei waren.

Alle drei Möglichkeiten bleiben in dieser Frage offen.

Schließlich kann das Oder in einer dritten Bedeutung auch zwei Ausdrucksweisen bezeichnen, die beide letztlich dasselbe bedeuteten: die Henne oder das Huhn – im Sinne von: „auch … genannt“. Dann würde unsere Frage bedeuten, dass Henne und Ei dasselbe sind, nur eine andere Bezeichnung: Das eine ist eben eine Henne schon ohne Ei, das andere eine Henne noch im Ei. Beides ist aber eine Henne.

Somit geben die Wortbedeutungen des Wortes „Oder“ schon zwei Antwortmöglichkeiten:

Verstehen wir „Oder“ im zweiten Sinn einschließend, waren Henne und Ei zugleich zuerst.

Verstehen wir „Oder“ aber als Alternativbezeichnung, sind Henne und Ei das Gleiche.

Diese zwei Antworten fühlen sich wie ein Taschenspielertrick an – denn offen bleibt die Frage im Sinne der ausschließenden Variante 1 und in dieser Spur gilt es weiter zu fragen: „Was war zuerst: entweder die Henne oder das Ei?“

2. Zuerst

Was war zuerst? Auch das Zuerst ist nicht so eindeutig, wie es zuerst ausschaut. Denn „Zuerst“ setzt eine bestimmte Ansicht über Geschichte voraus: Denken wir die Geschichte als Kreis oder als Zeitstrahl?

Im europäischen Denken ist letzteres üblich. Daher denken wir Geschichte wie eine Abfolge von Ereignissen, in der sich eines nach dem anderen reiht und ich daher nur entsprechend diesem Strahl in der Zeit bis zum gewünschten Ereignis zurückgehen muss.

Es gab und gibt aber auch die andere Variante, Zeit zyklisch zu denken. So wie die Jahreszeiten im Kreislauf des Jahres wieder kommen: Was war zuerst Sommer oder Winter, Frühling oder Herbst? Gewissermaßen sind Henne und Ei auch so ein Zyklus von Werden und Vergehen. So wie bei einem Kreis nicht gesagt werden kann, wo er beginnt und wo er aufhört, ist das beim zyklischen Denken nicht möglich. Wer Geschichte zyklisch denkt, wird die Frage nach Henne oder Ei so beantworten, dass vor dem Ei die Henne und vor der Henne das Ei war. Beides ist zugleich wahr.

Als Europäer bin ich mit dieser Antwort nicht zufrieden, weil ich davon ausgehen, dass auf der Zeitachse irgendwann zwischen Urknall und Gegenwart entweder die Henne oder das Ei zuerst in Erscheinung trat.

3. Beginn oder Anfang?

Die Frage nach dem Zuerst-Sein ist auch die Frage, was wir denn suchen: einen Beginn oder einen Anfang?

Beginn und Anfang werden zwar oft als Synonyme verwendet, können aber auch begrifflich unterschieden werden: Beginn meint das erste Ereignis in einer Kette von Ereignissen, Anfang jedoch die Ermöglichungsbedingung, das Fundament für die Kette. Nehmen wir eine Zahlreihe her: 1 – 2– 3. Der Beginn ist die 1 in dieser Reihe. Das erste Ereignis einer Kette. Der Anfang besteht aber in dem Prinzip, dass zu ganzen natürlichen Zahlen jeweils 1 hinzugezählt wird, beginnend mit 1. Den Anfang zu verstehen, bedeutet daher zu erkennen, dass die nächste Zahl 4 sein wird. Es könnte aber auch das Prinzip sein, dass Primzahlen aufgelistet werden und dass somit eine Primzahlenreihe angefangen hat, beginnend mit 1. Dann wäre die nächste Zahl 5 in dieser Reihe.

Erst an der vierten Zahl, ob sie 4 oder 5 ist, zeigt sich der Anfang – während der Beginn unverändert bleibt. Diese zwei möglichen Anfänge, die sich in diesem Beginn verbergen, zeigen: Erst am Ende weiß ich, was angefangen hat. Ein Beispiel aus meiner Lebenswelt untermauert dieses Prinzip: Jene junge Frau, die ich in Kanada das erste Mal gesehen habe, war zu dem Zeitpunkt eine Bekanntschaft. Ein Jahr später zählte sie zu meinem Freundeskreis. Wieder später war sie meine Verlobte und dann meine Frau, jetzt die Mutter unserer Kinder. Der Beginn ist der gleiche – das Treffen in Kanada. Was aber am Beginn angefangen hat – eine Bekanntschaft, eine Freundschaft, eine Verlobung, eine Ehe, eine Familie – das können wir abschließend erst sagen, wenn etwas zu Ende gegangen ist.

Suchen wir nach einem Anfang bei Henne und Ei – müssen wir somit auf das Ende warten, um zu wissen, was da genau bei Henne und Ei anfing. Also erst, wenn Henne und Ei zu einem Ende gekommen sind, wissen wir, was wann und wie begonnen hat.

4. Das Sein von Henne Helene

Als ob das nicht schon kompliziert genug wäre, stellt sich sogar noch die Frage, welchen Beginn wir da genau suchen: den Beginn eines individuellen oder eines allgemeinen Seins? In der Huhn-oder-Ei-Frage kommt das Wörtchen „war“ vor, das uns etwas zu denken aufgibt. Denn die Frage ist, welche Art von „war“ oder besser „Sein“ ist mit der Frage nach Henne oder Ei gemeint: Geht es um ein konkretes, individuelles Sein oder ein allgemeines Sein?

Stellen wir uns doch einfach einen klassischen idyllischen Bauernhof vor. Die Sonne geht auf, der Hahn kräht am Misthaufen und die Hennen picken Körner vom Boden auf. Eine Henne aus dieser Hühnerschar, nennen wir sie Henne Helene, interessiert uns als Anschauungsbeispiel. Henne Helene ist zwei Jahre alt und die Eierschalen, aus denen sie geschlüpft ist, sind gerade am Komposthaufen verrottet, auf dem sie somit viel Kalk eingebracht haben. Zumindest die Frage, ob die Eierschalen oder Henne Helene länger lebt, wäre in diesem Fall zugunsten von Henne Helene entschieden.

Aber was war zuerst: Henne Helene oder das Ei, aus dem sie geschlüpft ist? Schlagen wir dazu im Biologiebuch nach: Am Beginn steht die befruchtete Eizelle, aus der innerhalb einer Woche der Dotter entsteht. Von innen nach außen wird dieser Dotter in Eiweiß gehüllt und schließlich von der kalkhaltigen Eierschalen geschützt. So weit der biologische Vorgang, der beschreibt, dass hier Henne Helene angefangen hat.

Aber was ist der Beginn von Henne Helene? Genetisch gesehen die befruchtete Eizelle – denn vom Geschlecht über weitere Körpermerkmale bis hin zu Erbkrankheiten ist alles bereits in dieser Zelle angelegt. Was ist aber der Beginn des Eis? Ist das Ei erst fertig, wenn die Schale gebildet wurde – oder beginnt das Ei nicht ebenso mit der befruchteten Eizelle, in der auch der Bauplan für das Ei angelegt ist? Demnach sind Henne Helene und ihr Ei, aus dem sie geschlüpft sein wird, gleichursprünglich.

Einwenden könnte man: Für den menschlichen Betrachter zeigt sich von außen zuerst das Ei, dann erst die geschlüpfte Henne Helene. Aber der Betrachter ist zeitlich und sachlich gesehen nachrangig, denn das kann kein Kriterium sein, zu welchem Zeitpunkt jemand beobachtet wird. Erst recht bei einem Prozess, der so im Verborgenen stattfindet wie die Verschmelzung von Ei-und Samenzelle – und der nicht in einer Sekunde erledigt ist, sondern stundenlang benötigt.

Für das individuelle Sein hätten wir somit wieder eine Antwort gefunden. Können wir diese Antwort verallgemeinern?