Herzensbegegnung auf Sylt - Ben Bertram - E-Book
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Herzensbegegnung auf Sylt E-Book

Ben Bertram

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Beschreibung

Ich seufzte. Irgendwas fehlte. Klar hatte ich inzwischen viele Freunde auf meiner Insel. Mein bester Hundefreund ist Milo, und auch meine Sommerliebe aus dem letzten Jahr ist inzwischen zu einer guten Freundin geworden. Dass Ben mein allerbester Freund ist, wisst ihr ja bestimmt. Mein Herrchen und ich haben eine ganz besondere Beziehung, und ich bin wahnsinnig glücklich darüber, ihn an meiner Seite zu haben. Trotzdem war ich manchmal irgendwie ein wenig traurig. Warum? Ganz einfach, ich wünschte mir eine Freundin. Ein Menschenkind, das mit mir am Strand spielt, und das ich beschützen kann. Eines Tages fanden wir einen pinkfarbenen Stoffelefanten herrenlos am Strand. Wem er gehörte, wusste ich nicht, dass ich helfen wollte, war mir aber sofort klar. Doch noch etwas weckte meine Neugier. Dieser unbeschreiblich schöne Duft, der an diesem Tier hing! Er roch so einzigartig, so gut, so nach … Hope. Steigt ein in mein neues Abenteuer und begleitet mich, wie ich die Welt rette. Okay … ich habe vielleicht etwas übertrieben. Aber ein Stofftier rette ich schon.

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Inhaltsverzeichnis

Helldunkel

Rosa ist uncool

Foto

Die Suche nach dem Suchenden

Unsere Trampelelfe

Geruch

Kaffeepause

Eli

Anrufe

Der Typ mit M

Die Lösung

Chillstunde

Kleines Mädchen

Unsere Blicke

Am Strand

Hoffnung

Auf und davon

Außer Sichtweite

Kurz traurig

Hope

Sie fehlt

Böser Hund

Verstehst du mich?

Verarscht

Wie geil

Vermisst

Einlauf für uns

Abendsonne

Fotosession

Freunde

Mein Wunsch

Herzensbegegnung

auf Sylt

Jake, Sylter Inselhund -

Von Ben Bertram

Alle Rechte vorbehalten!

Nachdruck, Vervielfältigung und Veröffentlichung - auch auszugsweise - nur mit schriftlicher Genehmigung des Autors!

Im Buch vorkommende Personen und die Handlung dieser Geschichten sind frei erfunden und jede Ähnlichkeit mit lebenden Personen ist zufällig und nicht beabsichtigt.

Text Copyright © Ben Bertram, 2019

Impressum:

Text:

Ben Bertram

Alsterdorfer Straße 514

22337 Hamburg

E-Mail: [email protected]

Covergestaltung:

Ben Bertram

Motivbild:

© Ben Bertram

Foto:

Elina und Jake

Korrektorat / Lektorat:

M. Dress

Helldunkel

Natürlich hatte mein Herrchen auch gestern Abend die Vorhänge nicht richtig zugezogen, und so konnte ich von meinem Körbchen aus die Welt checken. Okay, nicht die ganze Welt, aber zumindest den Himmel über uns. Meinen Westerländer Heimathimmel, den ich so sehr liebte. Allerdings war es heute anders. Klar war der Himmel dort, wo er sich auch sonst befand. Auch der Spalt des Vorhangs ähnelte dem der letzten Tage, und doch erkannte ich, dass sich mein heutiger Ausblick irgendwie von dem der letzten Tage und Wochen unterschied.

Woran liegt es nur? Was zum Kuckuck ist heute anders? Diese Fragen gingen mir bestimmt zum vierten Male durch den Kopf, und ich ärgerte mich maßlos darüber, dass ich keine Antworten fand.

Vielleicht komme ich ja drauf, wenn ich mich an die Balkontür stelle?! Schon während meiner Gedanken hüpfte ich aus meinem Schlafkörbchen und machte mich auf den Weg.

Leider änderte sich nichts. Noch immer konnte ich den Unterschied nicht beschreiben.

„Irgendwie ist das doch krümelige Katzenkacke. Ich erkenne einen Unterschied und weiß trotzdem nicht, was anders ist.“ Wütend über mich drehte ich mich um und sah zu meinem Herrchen hinüber. Vielleicht konnte er mir ja bei der Antwortfindung behilflich sein. Zumindest dann, wenn er seine Augen endlich öffnete.

Leider befand sich Ben noch immer im Schlafmodus. Regungslos lag er in seinem Bett und atmete ruhig vor sich hin.

Ob ich ihn einfach wecke? Nur kurz dachte ich darüber nach, dann drehte ich mich wieder zur Balkontür und sah hinaus. Erneut ging mein Blick hinauf in den Himmel, und ich erkannte Möwen, wie sie über der Sylter Welle kreisten. Dort über dem Schwimmbad sah ich sie häufig fliegen. Es schien fast so, als würden sie ihren Tag immer dort beginnen.

Wahrscheinlich haben sie auch ihre Rituale und … Abrupt stoppte ich meinen Gedanken, während sich ein beruhigendes Lächeln auf meine kleine Hundeschnauze legte.

„Manchmal stehe ich echt auf der Leitung. Die Lösung ist ja wohl obereinfach. Warum bin ich da denn nicht gleich draufgekommen? Es ist heute nur helldunkel, und ich glaube …“ Ein lautes Lachen stoppte meine Worte.

Da ich das Lachen kannte, drehte ich mich direkt zu Ben und sah ihn irritiert an.

„Warum lachst du so komisch? Und überhaupt, ich denke du pennst noch.“

„Es ist heute also helldunkel draußen Von diesem Helldunkel habe ich noch nie etwas gehört. Wo genau befindet sich das auf der Farbskala?“ Mein Herrchen sprach und lachte zugleich.

„Ja, ist es. Sieh doch selbst nach. Wenn du nicht noch immer in der Koje herumlungern würdest, könntest du es erkennen.“ Bens restliche Worte ignorierte ich einfach. Seine blöde Farbskala war mir piep egal.

Ob ich wütend auf mein Herrchen war?

Nun ja, wer wird schon gerne ausgelacht. Zudem auch noch von einem Typen, dessen Knackarsch sich noch immer auf der Matratze befand. Okay, Ben saß inzwischen auf der Bettkante, sein Hinterteil berührte das Bett allerdings trotzdem.

„Ach, mein kleiner Jake …“ Jetzt war ich mit Unterbrechen an der Reihe. Immer, wenn Ben einen Satz auf diese Art begann, folgte eine lange Geschichte. Doch nicht nur das. Seine Ausführungen waren in diesen Momenten häufig so, als würde er zu einem Blödhannes sprechen.

„Fasse dich kurz. Ich muss pinkeln und will raus.“ Unsere Blicke trafen sich, und wir begannen nahezu gleichzeitig zu grinsen.

„Okay, ich mache es kurz. Der Frühling ist da, und das Frühlingserwachen kommt mit großen Schritten auf uns zu.“ Stolz, wahrscheinlich aufgrund seiner kurzen Ausführung wurde ich angesehen.

„Ja, und?“ Ich hatte nicht begriffen, was dieses Frühlingserwachen mit meinem Helldunkel zu tun hatte.

„Ach, mein kleiner Jake …“ Ein leises Räuspern von mir genügte. Ben stoppte seinen Satz und begann nochmals.

„Die Tage bekommen wieder mehr Helligkeit. Der Winter ist längst vorbei, und wir steuern auf die Frühlingsmitte zu. Es wird morgens wieder früher hell und am Abend später dunkel.“ Ben bekräftigte seine Worte mit einem Nicken. Dann beugte er sich zu mir und strich mir über den Kopf.

„Aber warum ist es mir heute so doll aufgefallen?“ Irgendwie wunderte ich mich darüber.

„Das ist ganz einfach. Die letzten Tage war tristes und graues Wetter. Der Himmel war wolkenverhangen, und dadurch ist es automatisch dunkler.“

„Stimmt. Heute ist keine Wolke zu sehen.“ Da Ben inzwischen aufgestanden war und die Balkontür geöffnet hatte, hielt ich meine Schnüffelnase hinaus. Allerdings nur kurz, da mich die ersten Sonnenstrahlen des Tages förmlich aufforderten, ganz hinaus zu gehen.

„Jake? Jake, wo bist du?“ Wie häufig mich mein Herrchen bereits gerufen hatte, konnte ich nicht sagen. Zusammengerollt lag ich auf dem Balkon und genoss die Strahlen des gelben Planeten. Auch wenn die Sonne zu dieser Uhrzeit nur eine kleine Ecke erwärmte, hatte ich es mir dort gemütlich gemacht. Doch nicht nur das. Ich war sogar eingeschlafen und fand es ausgesprochen blöd, von Ben geweckt zu werden.

„Hier bist du also.“ Mein Lieblingsmensch hatte mich gefunden und sprach daher direkt weiter. „Sag mal, Kleiner, musst du gar nicht zu deinem Lieblingsbaum?“ Ben sah mich erstaunt an.

„Nein … oder warte … also, jetzt wo du es sagst, fällt es mir auch auf. Los, beeil dich, sonst schaffe ich es nicht bis zum Baum.“ Ich sprang auf und lief zur Haustür.

Einige Minuten später fühlte ich mich erleichtert.

„Wollen wir an den Strand?“ Bens Frage war überflüssig. Klar wollten wir. Voller Vorfreude lief ich den mir bekannten Weg entlang und war erstaunt darüber, dass es sich auch hier anders anfühlte.

Alles duftete so herrlich frisch, und die auf meiner Nasenspitze tanzenden Sonnenstrahlten sorgten für ein wärmendes und wohliges Gefühl. So durfte der Frühling bleiben.

Ich mag es, wenn der Tag helldunkel beginnt. Während meines Gedankens musste ich schmunzeln. Ich sah mein Herrchen und entdeckte ein Grinsen auf seinen Lippen.

Ihm schien der Frühling auch zu gefallen. Oder machte er sich etwa schon wieder über mein helldunkel lustig?

Ich beschloss, mir darüber keinen Kopf zu machen, sondern den ersten schönen Tag des Jahres zu genießen.

Rosa ist uncool

Erst, als ich den salzigen Geschmack der Nordsee auf meinen Lippen spürte, verließen mich die Gedanken an den Frühling.

Ich hob meine Nase hoch in die Luft und fing den Duft der weiten Welt ein. Diesen Geruch von Freiheit, der immer wieder dafür sorgte, dass ich Sehnsucht bekam. Es war Sehnsucht, die sich mit dem Drang nach Freiheit paarte und dafür sorgte, dass meine Schritte schneller wurden.

Am Übergang zum Brandenburger Strand hatte ich Ben bereits weit hinter mir gelassen und wäre am liebsten direkt hinunter an den Strand gelaufen. Dorthin, wo ich für mein Leben gern schnüffelte und tobte.

Natürlich tat ich es nicht. Ich war schließlich gut erzogen und wartete brav auf mein Herrchen. Okay, natürlich war auch mein Gehorsam für das Warten verantwortlich.

Doch es gab noch einen Grund für das Warten. Auch meine Angst war dafür verantwortlich. Ich mochte es einfach nicht, wenn ich Ben nicht in Sichtweite hatte. Selbst, wenn ich mich am Strand häufig weit von ihm entfernte, legte ich großen Wert auf die Möglichkeit, dass sich unsere Blicke treffen konnten.

Ganz bestimmt war es meiner Vergangenheit als Straßenhund geschuldet. Nie wieder wollte ich ohne meinen Lieblingsmenschen sein, was mir meine Verlustängste häufig genug verrieten.

Als Ben endlich bei mir angekommen war, lag ein Lächeln auf meinen Lippen. Nicht wegen seines langsamen Schlenderns, sondern wegen meiner Gedanken von eben.

„Sehnsucht nach Freiheit. Ich lach mich schlapp. Meine große weite Welt ist Sylt. Ist dieser Strand, von dem ich mir sicher bin, dass es auf unserer Erde keinen schöneren gibt. Hier bin ich zu Hause, und hier will ich auch nicht weg.“ Ich sprach leise zu mir selbst und war kurz erstaunt, dass mich mein Herrchen allem Anschein nach verstanden hatte.

„Ich will hier auch nie wieder weg. Trotzdem darfst du jetzt loslaufen. Attacke, mein Jaki, ich bin auch gleich da.“ Mit einem Nicken deutete Ben zum Strand.

Dann flitzte ich los.

Nach einigen Sprints und vielen scharfen Kurven, lief ich jetzt auf mein Herrchen zu. Mit ausgebreiteten Armen stand er unten an der Wasserkante und rief voller Freude meinen Namen.

Kurz bevor ich bei ihm ankam, schlug ich einen Haken und wechselte die Richtung.

„Hey, du Nase. Warte, ich fang dich.“ Auch mein Herrchen lief los und verfolgte mich.

„Wie willst du Schnecke mich denn kriegen?“

„Gleich habe ich dich.“ Freudige Worte drangen in meine Schlappohren. Ich war etwas langsamer gelaufen und hatte Ben näher an mich herankommen lassen.

„Träumer!“ Lachend gab ich wieder Vollspeed und hatte Sekundenbruchteile später erneut einen großen Abstand zwischen uns gebracht.

Was war das denn? Ich stoppte so abrupt, dass der Sand aufspritzte. Irgendetwas rosafarbenes lag im Sand und hatte meine Neugier geweckt. Ich lief drei Schritte zurück und näherte mich mit meiner Schnüffelnase vorsichtig dem Ding.

Essbar scheint es nicht zu sein, dachte ich und sah mir das Dingsbumsteil genauer an.

Aber es duftet nach … Ich hatte keine Ahnung, wie ich den Geruch beschreiben sollte.

„Hab ich dich doch erwischt. Siehst du mein kleiner Räuberhauptmann, ich bin doch schneller als du.“ Ben hockte neben mir im Sand und hatte seine Arme um meinen Körper gelegt.

„Witzig. Als wenn du mich bekommen hättest.“ Während ich sprach, hatte ich meine Augen weiterhin auf das Dingsbumsding gerichtet.

„Oh … Schau mal, Jake. Da liegt ja was im Sand.“

„Dein Ernst? Was glaubst du wohl, warum ich hier stehe? Bestimmt nicht, um Sandkörner zu zählen.“ Ich schüttelte meinen Kopf und klatschte dabei versehentlich meine braunen Schlappohren in Bens Gesicht.

„Hey, was soll das denn?“ Natürlich hatte mein Herrchen es nur aus Spaß gesagt. Er wusste ganz genau, dass ich es nicht mit Absicht getan hatte.

Vielleicht sollte ich es zukünftig immer so machen, wenn er blöde Fragen stellte. Irgendwie gefiel mir meine Idee, und ich musste lächeln.

„Lachst du den Elefanten aus?“ Ben sah mich an und amüsierte sich.

„Ich lache nicht. Ich lächele und zwar deinetwegen.“ Erst nach meiner Antwort fiel mir auf, dass mein Herrchen eben irgendeinen komischen Namen genannt hatte. Was blieb mir also anderes übrig, außer eine Frage zu stellen? Nichts!

Und genau deshalb sprach ich weiter. „Was ist das? Wie hast du dieses schreckliche rosa Dingsbumsteil genannt? Ententanz? Was hat das Ding denn bitteschön mit tanzenden Enten zu tun?“ Fragend und neugierig sah ich zu meinem Lieblingsmenschen.

„Ein Elefant in rosa. Schau mal, Jake, den hat bestimmt ein kleines Kind verloren. Vielleicht sogar das da vorne?“ Ben sprang auf und wollte sich in die Richtung des Kindes machen.

„Nicht dein Ernst. Oder? Dieser komische Elfotrant ist rosa. Ganz bestimmt gehört er niemals dem Jungen dort. Das ist doch voll peinlich. Ich habe schließlich auch nur coole Männerbälle. Falls du dich erinnerst, die Farbe der Bälle ist übrigens blau.“ Ich atmete tief durch, da ich erstaunt darüber war, auf welch dusselige Ideen mein Herrchen manchmal kam.

„Vielleicht können wir uns den Weg aber auch sparen. Ich glaube, dass der Elefant wahrscheinlich eher einem Mädchen gehört. Immerhin ist er rosa.“ Bens stolzer Blick brachte mich zum Lachen.

„Ach, wirklich, dass du da jetzt von ganz alleine draufgekommen bist, finde ich toll.“ Ich drehte mich zur Seite. Mein Mensch musste ja nicht unbedingt mitbekommen, dass ich ihn gerade auslachte. Immerhin hatte ich auch schon häufiger mal auf der Leitung gestanden und erst nach Hilfe von Ben den Wald gefunden, obwohl ich vorher bereits unendlich viele Bäume entdeckt hatte.

„Wollen wir versuchen, den Elefanten zu seinem Besitzer zu bringen? Die beiden sozusagen wieder zusammenzuführen?“ Auch wenn es eine Frage war, wusste ich, dass Ben kein Nein akzeptierte. Allerdings hätte ich seine Frage auch niemals mit einem Nein beantwortet.

„Klar wollen wir.“

Zusammen mit dem Elfotranten, oder wie das Dingsbumsteil auch immer hieß, verließen wir den Strand und machten uns auf den Weg in unsere Wohnung.

Foto

„Was machst du da eigentlich?“ Bestimmt seit zehn Minuten stellte Ben das rosafarbene Teil auf unterschiedlichen Plätzen ab und hielt sein Handy relativ dicht davor.

Okay, dass er fotografierte, hatte ich inzwischen geblickt. Aber wofür die Bilder gedacht waren? Ich hatte echt keine Idee. In unserer Wohnung hingen tolle Landschaftsfotos, natürlich von Sylt, und wenn einer der Rahmen ein anderes Motiv enthielt, war ich es, der frech von der Wand grinste.

Dieser Elfotrant passte hier so gar nicht rein, und selbst wenn er es täte, würde ich kein Bild von ihm haben wollen.

„Gleich bin ich fertig. Dann suche ich das beste Foto aus.“ Ben sprach zu mir, ohne mich anzusehen.

„Danke für die Info. Meine Frage war aber, was du da machst. Um es genauer auszudrücken, warum knipst du das Dingsteil? Solltest du es aufhängen, vielleicht sogar in einem verschnörkelten rosa Bilderrahmen, kannst du es gerne auf dem Klo machen. In diesen Raum kommt es schon mal auf keinen Fall.“

Während ich redete, stöpselte Ben das Handy an den PC und drückte irgendwelche Tasten. Dann drehte er sich ruckartig um und sah mich an.

„Komm mal her, wir müssen ein Bild aussuchen. Welches wollen wir nehmen?“ Noch bevor ich reagieren konnte, hatte er sich wieder zum PC gedreht und mir den Rücken zugewandt.

„Auch ein schöner Rücken kann entzücken.“

„Was hast du gesagt?“

„Nix.“

Als ich wenig später neben meinem Herrchen stand, erkannte ich auf dem Bildschirm viele bunte Bilder. Zugegebenermaßen waren die Fotos schick. Trotzdem verstand ich die Notwendigkeit noch immer nicht.

„Und … Welches magst du?“ Aus den Augenwinkeln heraus wurde ich angesehen.

Keins. Ich finde diesen Elfotranten nicht wirklich toll. Geh doch lieber an den Strand und mach das fünftausendste Bild einer Welle. Meinetwegen darfst du auch eine Buhne knipsen, obwohl wir mit deinen Buhnenbildern ganz Deutschland versorgen könnten. Nach meinen Gedanken schluckte ich und sah meinen Lieblingsmenschen an. Ich erkannte den Stolz in seinen Augen und wollte ihn nicht enttäuschen.

„Nimm das Bild.“ Ich stupste mit meiner kleinen Hundenase gegen den Bildschirm und hinterließ einen nassen Abdruck. „Ups … Sorry.“ Ich wusste, dass Ben immer ausgesprochen sorgfältig mit seinen Arbeitsgeräten umging und bekam ein schlechtes Gewissen.

„Das mag ich auch am liebsten. Dann mache ich jetzt weiter. Nein, zuerst bekommst du für die Bildauswahl ein Leckerli.“ Ben stand auf und ging zum Schrank.

„Wie cool. Kann ich häufiger mal Bilder aussuchen?“ Ich grinste frech, während ich meinem Lieblingsmenschen hinterhersah.

Als ich das Leckerli verhaftet hatte, war auch Ben fertig. Mit stolz geschwellter Brust stand er von seinem Bürostuhl auf und machte sich auf den Weg zum Drucker. Meistens druckte er immer nur eine Seite aus. Jetzt jedoch hörte das Ding nicht auf zu rattern. Eine Seite nach der anderen kam aus dem vorderen Schlitz der Kiste heraus.

Neugierig musterte ich mein Herrchen, der mit verschränkten Armen vor der Lärmmaschine stand und regungslos zum Papierschacht sah. Einzig sein Zählen war zu hören. Als er zwanzig sagte, hörte die Kiste auf zu drucken. Es schien fast, als ob sie auf Ben gehört hatte und diese Zahl das Gleiche bedeutete, wie der Befehl aufzuhören.

Mit einem Papierstapel in der Hand kam mein Herrchen zu mir und setzte sich neben mich auf den Boden.

„Schau mal, Jake, so könnte es funktionieren.“

„So könnte was funktionieren? Du willst doch nicht etwa unsere Wände mit den Fotos zukleistern? Das will ich nicht. Da möchte ich Mitspracherecht haben, immerhin sind diese vier Wände auch mein Zuhause.“ Ich atmete tief ein und machte mich groß, um meine Meinung zu bekräftigen.

---ENDE DER LESEPROBE---