Herzensbildung Bd. II - Erika K.K. - E-Book

Herzensbildung Bd. II E-Book

Erika K.K.

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Beschreibung

Soziale Kompetenz, nur zwei Wörter und doch so gehaltvoll. Viele Faktoren tragen zum Gelingen oder eben zum Misslingen der zwischenmenschlichen Beziehungen bei. Dabei scheint es doch so einfach zu sein, würde jeder Mensch die alte goldene Regel beherzigen: „Was du nicht willst, das man dir tu’, das füg auch keinem anderen zu.“ Weshalb ist dies aber so selten einfach? Was alles hindert uns daran? Reflektieren ist angesagt. Die Schriftstellerin Erika K.K. erforscht – weitsichtig wie auch tiefsinnig – viele dieser Faktoren. Authentisch und offen umkreist sie verschiedene Blickwinkel. Charmant und klug rückt sie Konflikten zu Leibe und wirft sämtliche Altlasten über Bord. Somit erleichtert sie die Seele, mindert das Leid und ebnet dem Seelenfrieden den Weg. Herrlich!

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Seitenzahl: 178

Veröffentlichungsjahr: 2019

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Erika K.K.

Herzensbildung

Reflektiert in Richtung

Frieden

Band 2

AUGUST VON GOETHE LITERATURVERLAG

FRANKFURT A.M. • LONDON • NEW YORK

Die neue Literatur, die – in Erinnerung an die Zusammenarbeit Heinrich Heines und Annette von Droste-Hülshoffs mit der Herausgeberin Elise von Hohenhausen – ein Wagnis ist, steht im Mittelpunkt der Verlagsarbeit.Das Lektorat nimmt daher Manuskripte an, um deren Einsendung das gebildete Publikum gebeten wird.

©2019 FRANKFURTER LITERATURVERLAG

Ein Unternehmen der

FRANKFURTER VERLAGSGRUPPE GMBH

Mainstraße 143

D-63065 Offenbach

Tel. 069-40-894-0 ▪ Fax 069-40-894-194

E-Mail [email protected]

Medien- und Buchverlage

DR. VON HÄNSEL-HOHENHAUSEN

seit 1987

Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek

Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet abrufbar über http://dnb.d-nb.de.

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Frankfurter Verlagsgruppe:

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Lektorat: Alexandra Eryiğit-Klos

ISBN 978-3-8372-2283-8

Vorwort

In Frieden leben zu dürfen, ist eine immens hohe Lebensqualität. Der Preis dafür ist, Konflikte auszuhalten und – früher oder später – fair zu lösen. Diesen zahle ich gerne – ich liebe die Harmonie. Vielen Menschen aber scheint Zank, Streit oder gar Krieg mehr Freude zu machen. Wie Wilhelm Tell schon feststellte: „Es kann der Frömmste nicht in Frieden leben, wenn es dem bösen Nachbarn nicht gefällt.“

Doch so einfach ist es leider nicht. Ist der Fromme wirklich so fromm und der Böse wirklich nur böse? Das Leben ist nicht nur schwarz oder weiß, es gibt eine Menge Farben und hier wieder unzählige Nuancen. Diese Vielfalt beobachte ich, seit ich sehen kann. Mensch sein – allein oder sich in der Gesellschaft bewegend und auch von ihr bewegt zu werden – ist ein weites, breites Feld.

Dieses weite Feld von A bis Z zu erforschen, zu analysieren und zu reflektieren, hat dieses Buch hervorgebracht. Die Arbeit an diesem Buch hat wiederum meine Herzensbildung und somit meine soziale Kompetenz weiterentwickelt. Während Du dieses Buch liest, wird sich auch in Dir so manches wandeln. Alles Liebe für Dich – für mich – für uns.

Erika K.K.

Ried im Innkreis                 Ostern 2019

Affirmationen – Die Saat des Charakters

Schon seit meiner Jugendzeit habe ich ein Faible für die Psychologie und die Geisteswissenschaften. Jedes Thema, das sich mir bot, wurde studiert. Deshalb fühlte sich meine Ausbildung zur Dipl.-Mentaltrainerin, leicht wie eine Feder an. Es kam auch wieder Neues dazu, dieser Lernprozess hört niemals auf.

Die Affirmation ist ein Produkt der Geisteswissenschaft und gehört zu einem der besten Instrumente, um Angewohnheiten zu wandeln. Der Charakter formt sich großteils, neben dem Naturell, aus Erfahrungen und Gewohnheiten. Letztere sind überaus mächtig – noch mächtiger ist jedoch der Glaube, der ja bekanntlich sogar Berge versetzen kann. Deshalb ist jede Gewohnheit, wenn ich es felsenfest will, auch zu ändern.

Das Erbe meiner Familie besteht nicht nur aus Genen, Sozialstatus und Materiellem, sondern auch aus Gedankengut; dies wiederum besteht, mehr oder weniger, auch aus Gedankenmist. Für mich wird dieses Erbe zur Wahrheit und mein Leben gestaltet sich dementsprechend danach – sehr gut, weniger gut oder gar fatal. Schon in der Bibel steht: „Am Anfang war das Wort!“Darauf folgt ein Gefühl, das zu einer Handlung führt. In meiner Kindheit hörte ich des Öfteren meine Eltern fragen:„Aus welchem Hause stammt denn dieser Mensch?“ Damals wunderte ich mich, weshalb dies eine so wichtige Rolle spielen sollte. Heute weiß ich natürlich, das tut es, und zwar gewaltig.

Die gläsernen Glaubenssätze – so wird meine selbst geglaubte Wahrheit im Fachjargon genannt – lenken mich – gläsern deshalb, da sie für mich unsichtbar bzw. unbewusst sind – meine Muster eben. Was lenkt mich? Ich wollte es vor Jahren wissen. Zwei Wochen lang habe ich meine Gedanken und Selbstgespräche zu Papier gebracht, die häufigsten jedenfalls, in meinem Kopf spielt sich ja ein Dauergeplappere ab. Mamma mia, da kam neben dem Guten allerhand Unfeines, Teuflisches und Quälendes zum Vorschein. Sätze wie „Mensch, bin ich ein Trottel!“ waren noch die harmlosesten und keine Seltenheit. Mit keinem anderen Menschen hätte ich so respekt- und lieblos geredet wie mit mir selbst. So begann ich einen „Gedanken-Hausputz“; zuerst kam das Schlimmste an die Reihe. Ich formulierte Sätze anders; ich mache es noch immer und werde es auch beibehalten. So sage ich heute liebevoll: „Irren ist eben menschlich“ anstatt lieblos: „Mensch, bin ich ein Trottel.“ Dies erzeugt in mir ein wesentlich anderes Gefühl und mindert keinesfalls meinen Selbstwert. So lege ich richtig formulierte Sätze wie Saatkörner in die Erde. Manche davon brauchen sehr lange, bis ich etwas davon sehe und spüre, andere wiederum gehen erstaunlich schnell auf, deshalb schreibe ich häufig die Jahreszahl dazu, damit du siehst, wie lange es manchmal dauert. Diese Arbeit ist mit der Gartenarbeit vergleichbar. Sie ist genauso gesund und die Freude am Erblühen und Ernten ist groß und anhaltend, nicht nur für mich.

Affirmationen sind selbstbejahende Sätze, ich brauche nur ein minimales Fachwissen, jedoch einen maximalen Willen und einen starken Glauben. Steinige Erde ist ja weitgehend unfruchtbar. Affirmationen werden knapp – in Ich-Form, in Gegenwartsform, positiv und ohne Verneinung, mit Symbolgehalt, mindestens einen Monat lang – wieder und wieder gesprochen und visualisiert, das heißt im Geiste durchlebt. Ein Beispiel: „Ich will das Rauchen aufhören.“ Falsch ist: „Ich werde nicht mehr rauchen!“ Das Wort nicht wird vom Unterbewusstsein ignoriert und werde ist ein Zukunftsgedanke. Richtig ist: „Ich bin frei von der Zigarette, meine Haut ist rosig zart durchblutet.“ Dabei male ich mir in der Fantasie schon eine schöne Haut aus und sehe mich schon damit. Falls dir etwas anderes wichtiger ist als deine Haut, dann brauchst du nur den Satz zu verändern. Es gibt eine Menge gute Fachliteratur zu Affirmationen. Mir persönlich ist – Die Kunst des Manifestierens von Prof. Kurt Tepperwein am liebsten.

Erzwingen oder unbedingt wollen ist jedoch kontraproduktiv; hier verhalten sich Körper und Geist ähnlich, ich brauche eine gewisse Gelassenheit.

Mein Tun wird hoch belohnt, eines Tages ist der neue Gedanke automatisiert und gehört wie selbstverständlich zu mir – so ganz ohne Anstrengung, er wird zu meiner Natur. Das Szenario ist dem Gebet sehr ähnlich; beim Gebet allerdings ist es mein Glaube an eine höhere Macht; bei Affirmationen ist es mein Glaube an die Geisteswissenschaften. Beide haben etwas gemeinsam – den Glauben. Dir geschehe nach deinem Glauben. Die Essenz des Mentaltrainings ist uralt, die kannte schon Jesus.

Allein – Der goldene Stein

Allein sein zu können und es auch noch zu genießen, ist wohl nicht jedermanns Sache, meine mittlerweile schon – seit vielen Jahren. Einige Menschen sehen mich bemitleidend an und meinen, ich hätte ein Defizit, doch ich sehe es sogar als ein Privileg. Denn ich fühle mich wunderbar, ich bin mir mittlerweile selbst genug und mit mir vollkommen zufrieden, ich liebe und ich lebe.

Alles im Leben hat seine Zeit. In meiner Kindheit hatte ich sehr viel Freiraum, das war das Schöne für viele Kinder meiner Generation, ich bin 1963 geboren, damals gab es keine Helikopter-Eltern, ich kannte jedenfalls keine.

Als Ehefrau und dreifache Mutter war der Raum für mich, ungefähr zwei Jahrzehnte lang, sehr, sehr eingeschränkt, trotzdem möchte ich keinen Tag davon missen. Es war eine wunderschöne Zeit, obwohl die Herausforderungen, manchmal alles andere als klein waren. Gerade deshalb aber kann ich meine jetzige Freizeit und auch Freiheit so unsagbar genießen und schätzen. Rückblickend ergibt eben alles seinen Sinn.

Zeit zu haben für die eigene Entfaltung ist etwas sehr Kostbares. Es gehört wohl auch zu meinem Naturell, ich war schon immer sehr gerne allein und ich liebe meine Mußestunden, genieße die Ruhe in der Natur oder auch in meinen eigenen vier Wänden zu sein, wo ich meinen eigenen Interessen nachgehen kann. Ich mag es, meine eigene Ordnung und auch, so ab und zu, meinen eigenen Saustall haben zu dürfen, ohne dabei jemanden zu nerven, der dann wiederum mich nervt.

Sehr gern bin ich mit Menschen zusammen, doch genauso gern mache ich die Türe wieder hinter mir zu. Es kann sich natürlich ändern, vielleicht geht diese Phase vorüber und ich begegne einem Menschen, mit dem ich wieder gerne Tisch und Bett teilen will. Es gibt ja den herrlichen Satz: „Wer Gott zum Lächeln bringen will, der plane sein Leben.“ Oh ja, dem kann ich nur zustimmen. Von meinen erwachsenen Kindern bin ich voll und ganz abgenabelt. Die gemeinsame Zeit mit ihnen ist rar, dafür aber umso wertvoller. Sie kommen wunderbar mit ihrem Leben zurecht, meistens zumindest,  und das ist für mich als Mutter natürlich das Allerschönste. Es erleichtert mich, dass sie in der Lage sind, allein zu leben. Denn so weiß ich, sie leben gern in ihrer Beziehung, ansonsten könnten sie ihre Situation ändern. Das Leben beginnt allein und endet wieder allein, dazwischen liegen unzählige Begegnungen, Beziehungen und Erfahrungen, eine bunte Landschaft verschiedener Emotionen und eine Menge Lehrstoff. Was bleibt von mir, wenn ich gehe? Meine ganz eigene Spur und meine energetische Signatur.

Alpha – Das Erste in der Reihe

Bei der Zeugung ist jeder Einzelne, der männliche Teil in uns, das Alphawesen. Der Kopf des Spermiums, gefüllt mit Vaters Erbmasse, das Schwänzchen dazu, bewegt ihn mit circa tausend Bewegungen nur einen Zentimeter voran. Die Beste von vielen Millionen zu sein, hat mir mein Leben erst ermöglicht. Ein cooler Gedanke übrigens. Ich denke auch, dass diese Tatsache die Triebfeder in uns ist, immer besser als der andere sein zu wollen. Ist dies auch der Grund, weshalb männliche Menschen noch wettkampffreudiger sind? Immerhin sind sie ja doppelt männlich, sie haben das niedliche, fleißige Schwänzchen gleich zweimal. Der weibliche Mensch hingegen ist auf „empfangen“ gepolt. Wie ich empfangen werde, ist ein ganz wesentlicher Bestandteil meines Lebens, und wie überall, macht es auch hier die Stärke der Liebe aus, wie sich mein Leben anfühlt und infolgedessen gelingt. Doch ich möchte hier über den Alphamenschen schreiben, der im Leben, aufgrund seines Naturells und seiner Biografie, nochmals die erste Reihe besetzt. Dieser Alphamensch hat von allem mehr als andere: von der Kraft, dem Ehrgeiz, dem Selbstvertrauen und somit auch Macht, aber eben auch von der Gier, der Eitelkeit und allem, was einen Menschen halt so ausmacht. Ein Alphamensch übernimmt meist mehr Verantwortung und lebt deshalb gefährlicher. Er sollte sich aus diesem Grund sehr gut im Griff haben. Es ist ein Segen, wird er von der Liebe geleitet, wie es im Allgemeinen eine Bereicherung ist, wenn die Liebe am Ruder ist. Wir wissen aus der Geschichte und spüren es auch im Heute, wie ohnmächtig man sich fühlt, wenn es anders ist. Es herrscht Krieg, wenn Alphamenschen – ohne Liebe – an der Macht sind. Es herrscht Krieg in der Familie, wenn den Eltern die Liebe fremd ist. Wie im Kleinen, so geschieht es auch im Großen.

Anerkennung – Lebenselixier

Unser ganzes Werden und Wachsen dreht sich um Anerkennung und da gibt es auch keine Ausnahmen. Jeder Mensch möchte wichtig sein. Im Berufsleben ist uns deshalb die Anerkennung genauso wichtig, wenn nicht sogar mehr wert als das Geld. Und das, obwohl das Geld die Welt regiert, oder eben doch nicht? Bei der Zeugung, von meinem weiblichen Teil anerkannt und angenommen zu werden, war das JA für mein Leben. Wie sehr ich nach meiner Geburt angenommen und anerkannt wurde als der, der ich wahrlich bin, steuert mein ganzes Leben, zumindest einen langen Lebensabschnitt. Hier entscheidet im besten Fall die Liebe, es kann aber auch der Ehrgeiz, die Eitelkeit oder gar die Ablehnung das Sagen haben. Habe ich hier ein großes Defizit erlitten, bin ich umso mehr von der äußeren, der gesellschaftlichen Anerkennung abhängig, ja sogar süchtig danach, möchte ich sagen. Narzissmus S. 96Viele Menschen reißen sich im Leben den Haxen aus, um es mal auf gut Innviertlerisch zu sagen, um Anerkennung zu ernten. Wir würden wie eine Pflanze am falschen Standort eingehen, wenn uns niemand sieht und ernst nimmt. Nicht geliebt und – infolgedessen – wedergesehen noch ernst genommen zu werden, ist schmerzvoll; die Wut und Bitterkeit, die daraus erwachsen, lassen sich vieles einfallen. Im krassesten Fall zum Beispiel Tyrannei oder Terrorismus. „In der Wut verliert der Mensch die Intelligenz“ (Dalai-Lama).

Animalisch – Tierisch gut

Natur pur! Ich mag diesen Ursprung und deshalb bin ich auch des Öfteren gerne mit Menschen zusammen, die noch näher daran leben. Kinder – sehr junge nur noch, manchmal auch sehr selbstbewusste, aber auch berauschte Menschen gehören dazu. Menschen eben, die nicht darüber nachdenken, wie ihr Verhalten auf andere wirkt, ob es gut ankommt oder nicht. Ja, das mag ich, besonders wenn ich fühle, dass ich gerade dabei bin, mich davon zu weit zu entfernen. Wenn ich merke, dass ich zu kopflastig werde, zu weit weg von meinem wahren Kern. Diese Urkraft und dieser Urinstinkt sind ja das Schöpferische – die nackte Wirklichkeit. Das Animalische macht Freude, ist lebendig und Lust pur, vorausgesetzt man ist wohlgesinnt. Die Liebe am Ruder zu haben ist das Wesentliche für ein schönes und gelungenes Leben. Das Gegenteil ist natürlich genauso an Bord; nicht umsonst sind in unserer weichgespülten Gutmensch-Parallelwelt die Krimis im Fernsehen so hoch im Kurs. Dem Himmel sei Dank – die meisten von uns sättigen ihren Schmerzkörper nur virtuell. Schmerzkörper S. 110 Das Animalische kombiniert mit Verstand und Erziehung ergibt das Zivilisierte. Das Produkt davon sind Menschen, die meist viel denken und deshalb vieles nicht machen. Jede Medaille hat eben zwei Seiten – was auch Sinn macht und gut ist, so wie es ist. Ansonsten fänden wir uns in der Steinzeit wieder; dennoch spüre ich, häufig überspannen wir den Bogen. Weniger wäre mehr. Weniger Kopf – mehr Herz – mehr Instinkt. In meinem Nacken wittere ich, dass jetzt die Intellektuellen den Kopf schütteln. Da fällt mir meine Zeit als Gastronomin ein. Egal aus welchem Hause ein Mensch auch kommen mag, nach einer gewissen Menge Alkoholkonsum sind wir alle gleich.

Arroganz – Ich bin besser als du!

Dieser Urinstinkt oder Urwunsch, besser als der andere sein zu wollen, ist in jedem von uns vorhanden. Dies hat auch einen Namen – Ego – und das Ego ergibt auch Sinn. Manchmal ist es überlebenswichtig und ich bin damit wettbewerbsfähig. Schon bei meinen Kindern und heute wiederum bei meinen Enkelkindern und den Tageskindern beobachte ich, der Wunsch, besser sein zu wollen als der andere, ist vorhanden, und zwar bei jedem Kind, es gibt keine Ausnahme. Schon bei der Zeugung hat mein männlicher Anteil aus diesem Grund mein Leben erst ermöglicht. Es gehört zu unserer Erstausstattung, und es anzunehmen, ergibt Sinn. Es bleibt mir auch nichts anderes übrig, denn es zu verleugnen, ändert nichts.

Die Erziehungsarbeit, das Ego zu kultivieren und im angebrachten Ausmaß gedeihen zu lassen, erfordert Empathie, Fingerspitzengefühl und viel Geduld. Beim erwachsenen Menschen erkenne ich heute sehr schnell die Kinderstube.

Welches Maß ist gesund und welches nicht mehr? Die Arroganz ist ein überhöhtes Ego. Eingebildet und überheblich sieht der Arrogante auf andere, angeblich Minderwertige herab.

Was ist der Nährboden dieser Überheblichkeit? Wie es das Wort schon selbst erklärt, über die Maßen gehoben zu werden. Viele Menschen oder Menschengruppen werden einfach wegen eines Umstandes von vornherein glorifiziert. Sei es das Herkunftsland, die Herkunftsfamilie, das Aussehen oder die Ausbildung. Ein Student scheint wesentlich mehr wert zu sein als ein Lehrling. Dieser arroganten Denkweise haben wir den Fachkräftemangel zu verdanken und persönlich kann ich ein Lied davon singen. Ein verstimmendes Lied.

Es ist äußerst unangenehm, mit arroganten Menschen zu kommunizieren. Sehr schnell bekomme ich das Gefühl der Kleinheit, außer ich habe einen starken Selbstwert, das ist die beste Waffe gegen arrogante Mitmenschen. In diesem Fall begegnet mir die Arroganz selten, mein Gegenüber spürt keine Überlegenheit mehr. Mit diesem starken Selbstwert muss ich aber höllisch aufpassen, auf selber Augenhöhe mit Menschen zu bleiben, um nicht selbst der Arrogante zu sein. Die Tatsache und die Wahrnehmung, dass jeder Mensch ein göttlicher Funke ist, hilft dabei enorm, nicht auch selbst vom Teufel geritten zu werden. Hochmut – eine Nuance mehr als Arroganz. Hochmut kommt vor dem Fall!

Authentisch – Mein wahrer Kern

Authentisch zu sein, ganz unverfälscht und ungeschönt, der Mensch zu sein, der ich im Ursprung bin, ist das schönste Lebensgefühl überhaupt. Wenn mich meine Eltern bedingungslos lieben, haben sie mich gelassen, wie ich bin. Ihre Liebe zu mir ist größer als alles andere. Größer als der Ehrgeiz, aus mir etwas Besonderes machen zu wollen. Größer als das Ansehen, was könnten denn die Leute sagen, wenn ich außergewöhnlich – oder eben gewöhnlich – bin, sie gewähren es mir, mich frei zu entfalten. Mit diesem liebevollen Hintergrund habe ich in meinem Leben die besten Karten und das Authentisch-Sein kann gelingen. So wunderbar haben es jedoch die wenigsten von uns. Bedingungslos zu lieben, ist auch nicht immer einfach, ich lebe in einer Gesellschaft. Für mich hört die Freiheit auf, wenn dadurch ein Schaden beginnt. Die Theorie ist einfach – die Praxis schwer, eine lebenslange Übung, für mich jedenfalls. Familie und andere Bezugspersonen, Religionen, Medien, Experten und viele Mitmenschen wirken auf mich ein. Falls mir dieser liebevolle Hintergrund fehlt, bedeutet dies, ich entferne mich wesentlich leichter von mir selbst. Mein Selbst ist nicht mehr wirklich, mein Weg ist falsch, ich spüre mich nicht mehr. Ich bin es gewohnt, etwas leisten bzw. geben zu müssen, um gemocht und gesehen zu werden. Meine Wirkung nach außen ist weder authentisch noch liebevoll, mein Kern ist verschüttet.

Autorität – Meine Verantwortung