Heute Abend erzähle ich Dir meine Geschichte ... und morgen von Jerusalem - Michaela Wallner - E-Book

Heute Abend erzähle ich Dir meine Geschichte ... und morgen von Jerusalem E-Book

Michaela Wallner

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Beschreibung

Neun Monate sind nach dem letzten Heimaturlaub vergangen, und nun sitzt Mia wieder im Zug von Rom Richtung Wien. Ihre Reisebegleiterin ist die "Ungewissheit", denn sie hat keine Ahnung, was sie in der Zukunft erwarten wird! In den letzten acht Jahren hat sie ein streng religiöses Leben hinter Klostermauern geführt, und jetzt ist sie dabei, dieses wieder hinter sich zu lassen. Schließlich wird Mia nach ihrer Rückkehr aus Italien von einer Bekannten gebeten, als freiwillige Helferin nach Jerusalem zu reisen. In einem Pilgerhaus würden sie dringend jemanden suchen, der die Zimmer und Schlafsäle reinigt, während den Essenszeiten serviert und im Café aushilft. Trotz der angespannten Lage in Israel, entscheidet sich Mia nach Jerusalem zu reisen oder besser gesagt: "dort wo der Pfeffer wächst". Schon bald wird ihr bewusst, dass sie eine völlig andere Welt kennenlernen würde! Eine Welt, die sie faszinieren, und trotz aller traurigen Geschehnisse und Begegnungen, hoffnungsvoll stimmen wird. Würde sie wieder auf neue Art und Weise den Sinn ihres Lebens entdecken? Als sie eines Tages mit einer Klosterschwester darüber ins Gespräch kommt, bittet diese Mia eindringlich, ihre Geschichte niederzuschreiben ... Eine Geschichte, die geprägt ist von Höhen und Tiefen, gewürzt mit einer Prise Humor!

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Seitenzahl: 95

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Zur Vorgeschichte

I. Kapitel

Es war einmal

II. Kapitel

Eine Reise ins Heilige Land

Zur Vorgeschichte

Neun Monate waren seit meinem letzten Heimaturlaub vergangen, und nun saß ich wieder im Zug von Rom Richtung Wien. Meine Reisebegleiterin war die „Ungewissheit“, denn ich hatte keine Ahnung, was mich in der nächsten Zukunft erwarten würde!

In den letzten acht Jahren führte ich ein streng religiöses Leben hinter Klostermauern und jetzt war ich dabei, dieses wieder hinter mir zu lassen!

Es war um die Weihnachtszeit und es war schon dunkel draußen, als das Telefon klingelte und sich Mary, eine gute Freundin meiner Mutter, meldete.

Mary hatte sich Gedanken gemacht, ob ich mich zu Hause gut eingelebt und ob ich bereits eine Arbeitsstelle in Aussicht hätte!

Da ich Letzteres verneinen konnte, bat sie mich darüber nachzudenken, doch für einige Zeit als freiwillige Helferin nach Israel zu reisen. In einem Pilgerhaus würden sie dringend jemanden suchen, der die Zimmer und Schlafsäle reinigt, während den Essenszeiten serviert und im Café aushilft.

Dieses „Hospiz“, wie es auch genannt wurde, befände sich außerdem im arabischen Altstadtviertel von Jerusalem, nicht weit von der berühmten Grabeskirche entfernt…

Nachdem Mary mir alles erklärt und sich wieder verabschiedet hatte, brauchte ich noch einige Tage Bedenkzeit.

„Sollte ich tatsächlich Österreich und meine Familie so schnell wieder verlassen? Doch welche anderen Optionen hätte ich zurzeit schon?“

Ich gab Mary meine Zustimmung, und dann verbrachte ich ein Jahr in Jerusalem oder besser gesagt: „dort, wo der Pfeffer wächst!“

Im zweiten Teil meines Buches schreibe ich mehr darüber; doch wie war es dazu gekommen, meine Geschichte niederzuschreiben?

In unser Pilgerhaus kam des Öfteren eine Ordensschwester auf Besuch, die sich in Jerusalem vorwiegend der Jugendseelsorge widmete. Diese Schwester war von kleiner Statur, etwa 70 Jahre alt, immer gut gelaunt und zudem ein einziges Temperamentbündel!

Als sich der Tag meiner Abreise näherte und ich sie eines Morgens in ihrem Kloster aufsuchte, verwickelte sie mich bei Kaffee und Kuchen in ein Gespräch, wie es dazu gekommen war, für so lange Zeit nach Israel zu reisen.

Meine Erzählungen ließen mich in ihren Augen eine gewisse Betroffenheit erkennen, und als ich mich von jener Schwester wieder verabschieden wollte, nahm sie meine Hände und meinte: „Mia, sie sollten über ihr Leben ein Buch schreiben… und das meine ich sehr ernst!“

Etwas erstaunt über diese Idee, gab ich ihr zur Antwort: „Schwester, ich soll ein Buch schreiben? Ich kann nicht schreiben!“ Meine beste Note im Deutschunterricht war schließlich eine Drei und bitte: „Wer, würde dieses Buch schon in die Hand nehmen und darin lesen?“

Trotz meiner Einwände ließ sich die Schwester von ihrem Vorschlag nicht abbringen mit den Worten: „Doch Mia, sie können das. Schreiben sie aus ihrem Herzen und bringen sie ihre Gedanken so auf das Papier, als würden sie eine Geschichte erzählen…“

Daraufhin sind viele Jahre vergangen, in denen ich begonnen habe, Erinnerungen niederzuschreiben; dann brauchte es weitere Jahre, bis daraus ein Büchlein entstehen konnte!

Zugegeben, für eine so lange Zeit der Verarbeitung hätte man sich einen tausendseitigen „Roman“ erwarten können, aber es heißt ja bekanntlich: „In der Kürze liegt die Würze!“

Ich wünsche Dir beim Lesen gute Unterhaltung; und vielleicht findest Du Dich ja in einer der Erzählungen wieder…

Alles Liebe, Deine Mia!

PS: Die Namen der vorkommenden Personen habe ich Großteils geändert.

I. Kapitel

Es war einmal

Es war einmal ein heißer Sommernachmittag. Francis spazierte mit seiner 16 Monate alten Tochter voller Erwartung durch den Stadtpark, während seine Frau nicht weit von ihnen, in einem der Bungalows der Geburtenstation, zum zweiten Mal ein Mädchen zur Welt bringen sollte.

Das kleine Mädchen im Park war meine Schwester Anja, die gerade ihre frisch gepflückten Wiesenblumen auf einer Holzbank sitzend betrachtete, nichts ahnend von dem großen „Glück“, das sie erwartete! Schon bald würde sie nämlich nicht nur ein Schwesterchen an ihrer Seite haben, sondern auch eine kleine Thronfolgerin, die ihr die alleinige Herrschaft über die Herzen der Eltern nehmen würde.

Auch meine Mutter ahnte noch nichts von der Mühe, die ihr meine Geburt bescheren würde. Ich hatte es nämlich absolut nicht eilig, die neue große Welt, die mich erwartete, zu entdecken!

So wurden eben künstliche Wehen eingeleitet, und jede Frau, die auf solche Art und Weise ein Kind gebären musste, weiß, wie anstrengend so eine Geburt verlaufen kann.

Na und dann war ich da; ein kleiner brüllender Löwe, unter dessen Sternzeichen ich geboren wurde!

Zu Hause angekommen, begutachtete mich meine Schwester mit einem neugierigen Interesse genauso wie mit einer gewissen Gleichgültigkeit, denn: „Zu viel Aufmerksamkeit würde diesem kleinen Wesen sicher nur schaden!“

Diese Aufmerksamkeit forderte ich jedoch gnadenlos ein, indem ich in relativ kurzen Zeitabständen um mein Essen losbrüllte. Dementsprechend ähnelte ich zunehmend einem richtig pausbackigen Barockengelchen, das die Herzen so mancher Besucher noch höher schlagen ließ.

Meine Familie wohnte in einem kleinen Haus hinter einem Flussdamm der Schwarzach, doch eigentlich konnte man sagen, dass wir in drei kleinen Räumen lebten, die von einem desolaten Dach zusammengehalten wurden. Zudem war die Sanitäranlage ein Plumpsklo und ein Brunnen mit kalt fließendem Wasser im Garten, der von meiner Mutter auch zum Wäsche waschen genutzt wurde. Also willkommen im Mittelalter!

Diese „Herberge“ war sicher nicht gerade der Traum eines jungen Ehepaares, aber es würde wohl noch einige Zeit vergehen, bis Papa das nötige Geld für eine eigene Wohnung aufbringen konnte.

Der Eigentümer des eben beschriebenen Hauses war der Vater meiner Mutter, und das Verhältnis zwischen ihm und seinem Schwiegersohn war leider von Anfang an kein besonders gutes!

Womöglich lag es daran, dass mein Großvater sehr darauf bedacht war, sparsam zu leben. So sparsam, dass weder ein Licht unnötig in einem Zimmer brennen noch im Winter vor dem späten Nachmittag eingeheizt werden durfte.

Die Tatsache, dass mein Vater hoch verschuldet war und offensichtlich nicht gut mit Geld umgehen konnte, schien ihm daher kein gutes Vorzeichen für eine beginnende Ehe und schon gar nicht für ein beständiges Familienglück zu sein!

Meine Mutter ließ sich von solchen Einwänden jedoch nicht davon abhalten – wenn auch in bescheidenen Verhältnissen – die große Liebe ihres Lebens zu heiraten. Schon als junges Mädchen hatte sie sich in Francis verliebt und sah nun einmal die vielen guten Seiten an ihm, die alle anderen Sorgen in den Schatten stellten.

Und eine dieser Sorgen war, dass sie eines Tages den Anspruch auf ihr Karenzgeld verlor!…

Meine Großeltern waren Eigentümer eines gutbesuchten Gasthauses in der Stadt. Sogar Schweine gehörten zu diesem Besitz, die von Opa als gelerntem Metzger immer wieder einmal zu Wurst und Schnitzel verarbeitet wurden.

Üblicherweise gab es in der Mittagszeit besonders viel zu tun, sodass Oma und ihre Küchenhilfe mit dem Kochen und Abwaschen der Teller und Gläser kaum nachkamen. Gut gemeint, half ihr meine Mutter in solchen Stoßzeiten, natürlich ohne einen Gedanken daran zu verschwenden, ob sie dies während ihrer Karenz laut Gesetz durfte oder nicht.

Rechtlich gesehen war es ihr nicht erlaubt, und diese Hilfsbereitschaft musste einem Gast wohl ein Dorn im Auge gewesen sein.

Nachdem er meine Mutter bei der Arbeit beobachtet hatte, meldete er dies nämlich der Behörde – und dann war ganz schnell Schluss mit der finanziellen Unterstützung!

Geldsorgen waren also von Anfang an das tägliche Brot meiner Eltern. Mein Vater ließ sich jedoch nie unterkriegen mit dem Leitsatz: „Denk nach, und dann wirst du einen Ausweg finden!“

Papa war von Beruf her gelernter Schneider und trat mit dieser Ausbildung vorerst in die Fußspuren seines Vaters, dem eine eigene Schneiderei gehörte. Später arbeitete er als Kellner, dann als Autoverkäufer und nebenberuflich versuchte er die Matura nachzuholen.

Da der erwünschte Erfolg ausblieb, versuchte er sich mithilfe von Büchern und Kursen auf Control Management und auf die Erstellung von Computerprogrammen zu spezialisieren. Dabei besaß mein Vater eine unglaubliche Selbstdisziplin, die ihm im Laufe weniger Jahre dazu verhalf, sich vom „kleinen Schneiderlein“ zu einem Topmanager hochzuarbeiten!

Als meine Schwester das Kindergartenalter erreichte, konnten wir uns endlich eine eigene Mietwohnung in einem Vorort von Wien leisten. Vater bekam nach seiner eigens erworbenen Ausbildung eine Anstellung als Geschäftsführer in einer Armaturenfertigungsfirma für Erdöl- und Erdgasfelder, und meine Mutter nahm abermals ihre Arbeit als Krankenschwester auf.

Von da an verdienten meine Eltern so richtig Geld! So viel Geld, dass man ja meinen sollte, Papa könnte bei der Bank die Schulden wieder ganz leicht abbezahlen!

Leider hatte jedoch für ihn das Ausgeben dieses verdienten Geldes mehr Reiz als Schulden zu begleichen oder zu sparen!…

Meine Mutter erzählte mir diesbezüglich einmal eine Geschichte aus jener Zeit, in der wir noch im Haus meines Großvaters lebten.

Mama war gerade mit meiner Schwester schwanger, als Papa eines Tages nach Hause kam und ihr freudestrahlend ein altes, gebrauchtes Auto präsentierte, welches trotz erwähnten Zustandes nicht gerade zur billigsten Preiskategorie zählte.

Als sie erfuhr, dass mein Vater dieses Gefährt bei jener Firma erstanden hatte, in der er als Verkäufer beschäftigt war, geriet sie verständlicherweise etwas aus dem „Häuschen“!

Meine Eltern hatten kaum die finanziellen Mittel, um die alltäglichen Lebensmittel zu besorgen, und dann sollte sie ihrem Mann nun zu dieser verschwenderischen Ausgabe gratulieren?

Abgesehen davon konnte mein Vater dieses „tolle“ Auto ohne Geld auch nicht anmelden; also fuhr er eben ohne Nummernschild ausschließlich in unserem Dorf hin und her!

Ein kleiner Trost war lediglich, dass Papa von da an meine Mutter bis zum Bahnhof „chauffieren“ konnte und sie sich somit einen langen Fußmarsch ersparte, um dann mit dem Zug weiter in die Arbeit fahren zu können.

Unserer Familie fehlte es somit stets an einer gewissen finanziellen Sicherheit, doch Geldsorgen „hin oder her“, mein Vater ließ es sich nicht nehmen, seinen Töchtern trotzdem eine gute schulische Ausbildung zu ermöglichen. Wir zogen in einen der „besseren“ Bezirke nach Wien, und meine Schwester Anja und ich kamen auf eine katholische Privatschule.

Unsere Lehreinnen waren sehr streng und vertraten noch die Meinung, dass „Strafe stehen in der Ecke“ und eine „gesunde Watschen“ wohl den besten Erfolg einer guten Erziehung bringen würden.

Diese Rechnung schien zwar bei uns nicht ganz aufzugehen, aber wenigstens waren wir bis am späteren Nachmittag betreut und bekamen ausreichend zu essen…

Wie soll ich meinen kindlichen Charakter aus jener Zeit beschreiben?

Meine Sachen konnte ich nur schwer in Ordnung halten, und jeder Versuch mich zu bessern artete meistens in ein noch größeres Chaos aus, über das ich manchmal den Überblick verlor. So blieben gelegentlich nicht nur meine Aufgaben, Hefte und Stifte zu Hause liegen, sondern auch schon einmal im Auto meines Vaters die ganze Schultasche.

Wenig erfreut über meine Vergesslichkeit erschien er dann während einer der Unterrichtsstunden, entschuldigte sich für die Störung, überreichte mir die Tasche und flüsterte in mein Ohr: „Mia, du musst ein bisschen mitdenken! Ich kann dir doch nicht immer alles nachtragen!“

Ich weiß, Papa war nicht glücklich darüber, aber wenn er bei der Klassentür hereinkam, freute ich mich jedes Mal aus ganzem Herzen, ihn zu sehen!…

Zu Hause war ich meistens fröhlich und ausgelassen, konnte aber auch sehr nachdenklich, manchmal sogar melancholisch sein. Dazu flüchtete ich gerne in so eine Art Traumwelt und las am liebsten Bücher von Astrid Lindgren.

Zu meinen absoluten Favoriten zählten dabei die Geschichte von „Mio mein Mio“ und jene von Madita!

Außerdem spielte ich leidenschaftlich gerne mit meiner Schwester und mit allen Stofftieren und Puppen, die wir besaßen, einmal Schule, dann Zoo,… doch am liebsten mit der Kleidung unserer Mutter: Verkäuferin. Dazu wurde dann nicht nur Mamas Schminke ein wichtiges Utensil, auch unsere ganze Wohnung wurde zu einem einzigen großen Kinderzimmer umgebaut!