Hexendoktor, Sniper oder Sexgöttin - Frederik Weinert - E-Book

Hexendoktor, Sniper oder Sexgöttin E-Book

Frederik Weinert

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  • Herausgeber: UVK
  • Kategorie: Ratgeber
  • Sprache: Deutsch
  • Veröffentlichungsjahr: 2021
Beschreibung

Likes, Fans und viele Follower:innen: Influencer:innen sind die neuen Werbestars! Sie sind umschwärmte Idole und glaubwürdige Expert:innen. Die authentische und persönliche Ansprache in den Sozialen Medien schafft Vertrauen. Für Unternehmen ist Influencer Marketing deshalb eine große Chance. Um erfolgreich zu sein, müssen sich Influencer:innen einzigartig auf Instagram, Facebook, YouTube und Co. inszenieren. Sie sind Marken mit Image, und deshalb ist eine Zusammenarbeit für jedes Unternehmen interessant. Doch welcher Influencertyp eignet sich für welches Produkt? Der Digitalexperte Dr. Frederik Weinert erkennt fünf männliche und fünf weibliche Influencertypen. Er zeigt deren Stärken und Schwächen auf und verrät Ihnen pointiert, was Sie beim Influencer Marketing in der Praxis beachten müssen. Da gibt es den Sniper, der zielsicher wie ein Scharfschütze die tollsten Urlaubs- und Hotelbilder schießt. Die Sexgöttin lässt sich ihrerseits eher in der Manier einer verführerischen Sirene beim Naschen einer Tafel Schokolade ablichten. Der Clown hingegen inszeniert sich als provokanter Entertainer, der in verrückter Pose ein Elektronikprodukt in die Kamera hält und es mit schelmischem Grinsen anpreist. Das Buch ist ein unverzichtbarer Ratgeber für Unternehmen, die mit Influencer:innen zu tun haben oder zu tun haben wollen. Es vermittelt marketingorientierte Kenntnisse und bietet Entscheidungshilfen. Dieses Wissen eignet sich auch für Personen, die in Erwägung ziehen, diesen Beruf zu ergreifen. Denn Markenschärfung in den Sozialen Medien ist wichtig, um von Unternehmen als zuverlässiger Kooperationspartner erkannt und gebucht zu werden.

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Seitenzahl: 343

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Dr. Frederik Weinert ist Digitalexperte und Spezialist für Social Media und digitale Bildung. Der promovierte Sprach- und Medienwissenschaftler ist Autor mehrerer Bücher und als Vortragsredner und selbstständiger Lehrer im Hochschul- und Verbandswesen tätig.

Frederik Weinert

Hexendoktor,Sniperoder Sexgöttin

Wie Unternehmen die Zusammenarbeit mitInfluencer:innen optimieren

Umschlagmotiv: © Erikona iStockphoto

Charakter-Icons: Elisa Schechler

Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek

Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über <http://dnb.dnb.de> abrufbar.

1. Auflage 2021

© UVK Verlag 2021

– ein Unternehmen der Narr Francke Attempto Verlag GmbH + Co. KG Dischingerweg 5 · D-72070 Tübingen

Das Werk einschließlich aller seiner Teile ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung außerhalb der engen Grenzen des Urheberrechtsgesetzes ist ohne Zustimmung des Verlages unzulässig und strafbar. Das gilt insbesondere für Vervielfältigungen, Übersetzungen, Mikroverfilmungen und die Einspeicherung und Verarbeitung in elektronischen Systemen.

Internet: www.narr.de

eMail: [email protected]

ISBN 978-3-7398-3046-9 (Print)

ISBN 978-3-7398-8046-4 (ePDF)

ISBN 978-3-7398-0187-2 (ePub)

Liebe Unternehmer, liebe Influencer!

Die aktuell angesagtesten Werbegesichter finden Sie auf Facebook, Instagram und TikTok. Richtig, ich spreche von Influencern, den Stars und Idolen der digitalen Generation. Sie haben ihre Berühmtheit im Netz erlangt und viele Jahre hart dafür gearbeitet.

Influencer sind die neuen Werbestars. Sie sind attraktiv, erfolgreich, immer cool drauf und viel glaubwürdiger als die klassischen Promis aus dem Fernsehen! Wer also braucht Testimonials wie Dieter Bohlen, Mehmet Scholl und Jürgen Klopp?

Egal ob Sie Unternehmer oder Influencer sind: Sie lesen dieses Buch und denken somit modern und innovativ. Sie möchten in das Influencer-Marketing einsteigen. Professionell, effizient und mit viel Freude. Das gelingt Ihnen nur dann, wenn Unternehmen und Influencer optimal zusammenpassen. In diesem Buch präsentiere ich Ihnen fünf männliche und fünf weibliche Influencertypen. Ich zeige Ihnen die Stärken und Schwächen auf und erkläre Ihnen anschaulich, was Sie beim Influencer-Marketing in der Praxis unbedingt beachten müssen.

Dieses Buch ist ein moderner Wegweiser und gibt Ihnen praktische Instrumente an die Hand, damit Sie als Unternehmenspraktiker sofort durchstarten können und den richtigen Kooperationspartner finden. Auch für Sie als Influencer ist das Buch wertvoll, denn Sie entdecken Strategien, Ihr Profil zu schärfen, um lukrative Kooperationen an Land zu ziehen. Das System ist wissenschaftlich fundiert und mit vielen Beispielen aus der Marketingpraxis belegt.

Der Guru ist intelligent, fachlich kompetent und punktet als Experte. Mit dem Alien sieht es anders aus: Es ist modisch und gestylt, polarisiert gerne und wirkt überheblich und selbstverliebt. Die Sexgöttin zeigt sich aufreizend und erotisch, versprüht Glamour und entfacht Hypes. Die Schamanin hingegen wirkt Heilzauber, ist seelisch rein und kommuniziert einfühlsam, um anderen Menschen zu helfen.

Alle Influencertypen sind auf ihre Weise mächtig – und unglaublich erfolgreich! Sie vereinen eine kaufkräftige Community hinter sich und freuen sich auf eine gewinnbringende Kooperation mit Ihrem Unternehmen.

Ich wünsche Ihnen viel Spaß bei der Lektüre und vor allem ökonomischen Erfolg bei dem Einstieg in das moderne Influencer-Marketing.

Ihr Dr. Frederik Weinert

Inhalt

Liebe Unternehmer, liebe Influencer!

1Das Buch als Vision

1.1Influencer als Beruf

1.2Warum ein solcher Buchtitel?

1.3Griff in die Psychokiste

1.4Von Snipern und Sexgöttinnen

2Influencer – Männlein und Weiblein im Charaktercheck

Los geht’s – Männliche Influencer in der Praxis

3Influencertyp »Sniper« - zielsicherer Scharfschütze

3.1Was Sie vorab über Sniper wissen sollten!

3.2Typischer Content in den Sozialen Medien

3.3SWOT-Analyse des Snipers

3.4Umgang mit dem Influencertyp Sniper

3.5Darauf sollten Sie bei Snipern unbedingt achten!

4Influencertyp »Alien« - unwirkliches Wesen

4.1Was Sie vorab über Aliens wissen sollten!

4.2Typischer Content in den Sozialen Medien

4.3SWOT-Analyse des Aliens

4.4Umgang mit dem Influencertyp Alien

4.5Darauf sollten Sie bei Aliens unbedingt achten!

5Influencertyp »Guru« - digitaler Trendsetter

5.1Was Sie vorab über Gurus wissen sollten!

5.2Typischer Content in den Sozialen Medien

5.3SWOT-Analyse des Gurus

5.4Umgang mit dem Influencertyp Guru

5.5Darauf sollten Sie bei Gurus unbedingt achten!

6Influencertyp »Clown« - provokanter Entertainer

6.1Was Sie vorab über Clowns wissen sollten!

6.2Typischer Content in den Sozialen Medien

6.3SWOT-Analyse des Clowns

6.4Umgang mit dem Influencertyp Clown

6.5Darauf sollten Sie bei Clowns unbedingt achten!

7Influencertyp »Hexendoktor« - magischer Beschwörer

7.1Was Sie vorab über Hexendoktoren wissen sollten!

7.2Typischer Content in den Sozialen Medien

7.3SWOT-Analyse des Hexendoktors

7.4Umgang mit dem Influencertyp Hexendoktor

7.5Darauf sollten Sie bei Hexendoktoren unbedingt achten!

Heißes Finale – Weibliche Influencer in der Praxis

8Influencertyp »Sexgöttin« - verführerische Sirene

8.1Was Sie vorab über Sexgöttinnen wissen sollten!

8.2Typischer Content in den Sozialen Medien

8.3SWOT-Analyse der Sexgöttin

8.4Umgang mit dem Influencertyp Sexgöttin

8.5Darauf sollten Sie bei Sexgöttinnen unbedingt achten!

9Influencertyp »Reisebloggerin« - abenteuerlustige Nomadin

9.1Was Sie vorab über Reisebloggerinnen wissen sollten!

9.2Typischer Content in den Sozialen Medien

9.3SWOT-Analyse der Reisebloggerin

9.4Umgang mit dem Influencertyp Reisebloggerin

9.5Darauf sollten Sie bei Reisebloggerinnen unbedingt achten!

10Influencertyp »Tattoogirl« - ästhetische Zerstörerin

10.1Was Sie vorab über Tattoogirls wissen sollten!

10.2Typischer Content in den Sozialen Medien

10.3SWOT-Analyse des Tattoogirls

10.4Umgang mit dem Influencertyp Tattoogirl

10.5Darauf sollten Sie bei Tattoogirls unbedingt achten!

11Influencertyp »Schamanin« - spirituelle Heilerin

11.1Was Sie vorab über Schamaninnen wissen sollten!

11.2Typischer Content in den Sozialen Medien

11.3SWOT-Analyse der Schamanin

11.4Umgang mit dem Influencertyp Schamanin

11.5Darauf sollten Sie bei Schamaninnen unbedingt achten!

12Influencertyp »Mamabloggerin« - fantasievolle Glucke

12.1Was Sie vorab über Mamabloggerinnen wissen sollten!

12.2Typischer Content in den Sozialen Medien

12.3SWOT-Analyse der Mamabloggerin

12.4Umgang mit dem Influencertyp Mama- bloggerin

12.5Darauf sollten Sie bei Mamabloggerinnen unbedingt achten!

13Resümee und Ausblick

Endnoten

Index

1Das Buch als Vision

Kussmund, Duckface und Fischmaul: Wir müssen weder in den Berliner Zoo noch in den Krefelder Tierpark gehen, um tierische Grimassen wie diese zu bewundern. Ein Klick auf das Instagram-Symbol auf dem Smartphone genügt – und schon wir sind drin, mitten im digitalen Mediendschungel! Prominente und welche, die es werden wollen, grinsen uns verspielt und lasziv an. Nackte Haut bringt unseren Hormonspiegel in Wallung. Die Augen der Promis sind ungewöhnlich kontrastreich, das hat etwas Magisches, vielleicht sogar Göttliches.

Wir, die kleinen Follower, sind die Jünger, die sich wie beim letzten Abendmahl um die erleuchtete Hauptfigur versammeln. Eine Community ward geboren, eine Jüngerschaft, die fleißig Herzchen und Likes verteilt, um irgendwann selbst ins Himmelreich der Influencer aufzusteigen. Bis es so weit ist, wird Karma in Form von Fans, Abonnenten und Followern gesammelt.

Endlich, nach vielen Monaten oder gar Jahren, ruft das Paradies, das Elysium. Für diese große Party der digitalen Unsterblichkeit gibt es sogar einen Namen: PLACE TO B AWARDS. Dieses Event, bei dem die Stars der Influencer-Branche ausgezeichnet werden, findet jährlich in Berlin statt. Für die Kinder und Jugendlichen ist die Verleihung so etwas wie die Oscars für Erwachsene. Und die Wirtschaft reibt sich genüsslich die Hände – denn der Rubel rollt!

In meiner Tätigkeit als Autor, Wissenschaftler, Vortragsredner und Multiplikator habe ich regelmäßig Kontakt zu Influencern. Einige von ihnen sind zuverlässig, professionell und ehrgeizig. Sie fahren eine klare Linie und bauen sich so ein stringentes Image auf – und werden zur Marke! Andere hingegen setzen auf nackte Haut, Provokationen und Kuriositäten, um das Publikum irgendwie und mit allen Mitteln zu unterhalten. Das wirkt manchmal verzweifelt und erzwungen.

Logisch, es gibt immer Unternehmen, für die es Sinn macht, mit solchen Clowns zu kooperieren. Für seriöse Unternehmen kann eine solche Zusammenarbeit allerdings tödlich enden, weil sich das Image des Clowns auf das Unternehmen projiziert. Das nennt sich Imagetransfer. Dabei ist Imagetransfer eigentlich etwas Gutes und seit vielen Jahren in der klassischen Fernsehwerbung zu finden. Sexgöttinnen wie Heidi Klum werben für Junkfood, denn wir sollen ja glauben, dass Burger nicht dick machen (sondern vielleicht sogar gut für die Taille sind!). Auch Fußballer und Sportler werben für Nutella, Grillwürstchen oder zuckrige Milchdrinks. In diesem Sinne: Alles Müller … oder was?

1.1Influencer als Beruf

Wenn wir Freunde oder Kollegen nach ihren Idolen und Vorbildern fragen, findet jeder einen anderen Promi gut. Manche stehen auf Dieter Bohlen und sein Modern Talking, andere finden Heino klasse. Die Jugend von heute kann mit diesen Namen nichts anfangen, himmelt dafür allerdings Gronkh, Bibi und Rezo an. Klingt nach Comic-Figuren, sind allerdings drei richtig populäre YouTube-Stars. Rezo schaffte es sogar einst dick in die Presse, als er im Mai 2019 mit einem politischen Internetvideo die CDU attackierte. Über sechs Monate später, also im Dezember 2019, hat das Video bereits 16 Millionen Klicks und 1,2 Millionen Likes.1 Diese Reichweite ist gigantisch. Internetstars wie Rezo sind Einflussnehmer – und deshalb als Influencer zu bezeichnen.

Definition | Influencer

Ein Influencer ist eine Person, die in den Sozialen Medien als Experte gilt. Bedingung ist eine große Anhängerschaft (= Follower), eine digitale Community. Influencer geben ihr (Nischen-) Wissen an ihre Fans weiter, punkten allerdings auch mit ihrer sozialen Autorität und ihrem Einfluss als Trendsetter. Influencer üben einen großen Einfluss auf ihre Fans aus, der zur Verhaltensänderung und vor allem „zum Kaufimpuls führen kann“2. Ab einem gewissen Schwellenwert kann der Influencer von seiner Tätigkeit leben, weshalb Influencer als moderner Beruf zu verstehen ist.3 Der Beruf erfordert keine klassische Ausbildung und gilt deshalb besonders in der jungen Netzkultur als erstrebenswert.

„Mama, ich will Influencer werden“, dürften die Eltern von heute immer öfter hören. Aus meinen Vorträgen und Workshops weiß ich, wie sehr die Kids von heute ihren Idolen aus dem Internet nacheifern. Doch auch Erwachsene reizt es, eine Karriere als Influencer zu starten, beispielsweise im Fitnessbereich. Doch lässt sich das wirklich planen?

Ich habe dazu einige Prominente befragt, die mir alle sagten, es sei vielmehr Glück oder auch Zufall – und vor allem harte, harte Arbeit. Die meisten erfolgreichen Influencer stellen täglich Fotos, Videos, Texte und Storys online. Geschieht das nicht, werden die Fans nämlich nervös und wenden sich im schlimmsten Fall ab. Ein verlorener Fan kommt nicht wieder, denn die Konkurrenz ist gigantisch.

So wie die Parteien um ihre Wählerschaft kämpfen, buhlen die Influencer um ihre Fans. Denn Fans sind wertvolles Kapital – und deshalb macht Influencer-Marketing überhaupt erst Sinn.

Definition | Influencer-Marketing

Unter Influencer-Marketing ist die Zusammenarbeit zwischen Unternehmen und Influencern zu verstehen. Unternehmen nutzen die Reichweite und den Einfluss der digitalen Stars zum eigenen Zweck. Die Influencer werden „motiviert oder dafür entlohnt, Markenbotschaften mit ihren Zielgruppen zu teilen“4. Im besten Fall führt das zu einer Handlung (Kauf, Weiterempfehlung, Like, Abonnement usw.) und/oder zu einem Imagegewinn. Aus diesem Grund ist besonders eine langfristige Kooperation zwischen Unternehmen und Influencern sinnvoll.

Was macht eine gute Beziehung zwischen zwei Menschen aus? Akzeptanz, Respekt und zueinander stehen sind drei wichtige Säulen – und genau das lässt sich auch auf die Kooperation zwischen Unternehmen und Influencern übertragen. Es geht also nicht darum, den Influencer für eine einmalige Geschichte einzukaufen, sondern sich langfristig und vor allem gemeinsam etwas aufzubauen. Es ist wichtig, sich an Absprachen zu halten, ehrlich miteinander umzugehen und nichts zu tun, was dem Partner schadet. Doch egal, ob in der Partnerwahl oder in der Zusammenarbeit mit Influencern: Wir lassen uns nur zu gerne blenden!

Da gibt es diesen TV-Star mit 50.000 Abonnenten auf Instagram. Wäre der nicht was? Vielleicht ja, vielleicht aber auch nein. Denn stellen Sie sich vor, Sie führen ein Unternehmen in der Finanzdienstleistungsbranche. Plötzlich – und natürlich viel zu spät – finden Sie heraus, dass der TV-Star zeitgleich für einen Konzern wirbt, der Dildos und Vibratoren vertreibt. Dumm gelaufen, lässt sich allerdings mithilfe dieser Lektüre vermeiden.

Das Beispiel zeigt, dass nicht jeder Influencer zu jedem Unternehmen passt – auch wenn der Influencer eine gigantische Reichweite hat und regelmäßig im Fernsehen zu sehen ist. Lassen Sie sich also auf keinen Fall blenden und vertrauen Sie diesem Buch und vor allem Ihrem Instinkt!

1.2Warum ein solcher Buchtitel?

Es ist praktisch, unsere Mitmenschen in Schubladen zu stecken. Da gibt es den Hitzkopf, der zufällig unser Nachbar ist und mit dem wir es nicht immer leicht haben. Ein paar Häuser weiter wohnt der Schnösel, weil er einen dicken Benz fährt. Die Arbeitskollegin ist die Mimose, weil ihr das Wetter entweder zu kalt oder zu warm ist.

Selbstverständlich gibt es auch den Sonnenschein in unserem Leben, also einen sehr liebenswerten Menschen, der uns immer zum Lächeln bringt. Vielleicht kennen wir auch einen Spaßvogel oder Draufgänger, das sind häufig Menschen, die uns in jeder Situation mitreißen.

Meistens vereinen wir verschiedene Typen von Menschen um uns, deren Durchschnitt wir selbst sind. Die Erklärung ist einfach. Mal haben wir Lust auf einen spaßigen Abend, mal ist uns nach einem intellektuellen Gespräch oder wir suchen einfach einen Menschen, mit dem wir ein bestimmtes Hobby wie Fußball, Reitsport oder Golf teilen. Schließlich ist der Mensch ein soziales Wesen.

Vertrauen als Schlüssel zum Erfolg

Es macht also Sinn, ein Blick auf die Soziologie zu werfen. Das ist die Wissenschaft, die sich mit den Entwicklungen des gesellschaftlichen Lebens beschäftigt. Vor allem der Soziologe Gerhard Schulze ist hervorzuheben, denn Schulze erkannte bereits vor über 20 Jahren eine Erlebnisgesellschaft, die sich in verschiedene Milieus unterteilen lässt, unter anderem in das Unterhaltungsmilieu. Unterhaltung ist ein wichtiger Motor der Sozialen Medien, natürlich neben der perfekten Selbstdarstellung.

Fans und Follower folgen den digitalen Stars, um eigene Bedürfnisse zu befriedigen. An dieser Stelle lohnt sich ein Blick auf die Bedürfnispyramide nach Maslow. Soziale Bedürfnisse, Selbstverwirklichung und Individualbedürfnisse wie Anerkennung und Geltung können in den Sozialen Medien gestillt werden.

Wenn ich als normaler Mensch auf Facebook und Instagram unterwegs bin, dort Prominenten folge und von ihnen beachtet und vielleicht sogar in einem öffentlichen Kommentar gegrüßt werde, fühle ich mich geehrt. Das klingt vielleicht ein wenig abstrus, doch wenn wir beim Einkaufen im Supermarkt vom Bürgermeister oder hiesigen Abgeordneten mit Namen gegrüßt werden und andere Menschen das mitbekommen, stellt sich ein ähnlicher Effekt ein, der das Ego streichelt.

Der tägliche Kontakt zu Influencern in den Sozialen Medien gibt vielen Menschen ein gutes Gefühl, denn sie empfinden die Beziehung nach einer gewissen Zeit als freundschaftlich. Auf diese Weise entsteht eine enge soziale Bindung, die für das Influencer-Marketing optimal ist.

Im Alltag fragen wir oft unsere Freunde, ob eine Auto-, Elektronikoder Waschmaschinenmarke gut ist. Freunden gibt man laut Fernsehwerbung eben nicht nur ein Küsschen – man vertraut ihnen und nimmt Kaufempfehlungen dankend an!

Das sollten Sie wissen!

Influencer-Marketing ist auch immer Word-of-Mouth-Marketing (WOM). Das heißt: Influencer empfehlen Produkte und Dienstleistungen auf authentische und glaubwürdige Weise weiter. Die Community der Influencer nimmt diese Empfehlungen an und kauft ein. Es handelt sich in diesem Fall also um höchst effektives Empfehlungsmarketing.

Corporate Identity muss zusammenpassen

Der Soziologe Gerhard Schulze weiß, dass die Angleichung oder Distanzierung im sozialen Miteinander wichtig ist, damit sich Menschen gegenseitig einordnen können.5 Auf diese Weise erzeugen wir Wirklichkeitsmodelle und letztendlich auch unsere eigene Identität.

Es gibt viele Eigenschaften, die es uns erlauben, unsere Mitmenschen zu beschreiben: geizig, spießig, lustig, affektiert, launisch, hilfsbereit, unkompliziert, tierlieb, technokratisch, berechnend, naiv, intelligent, leidenschaftlich, verrückt, mutig, pragmatisch. Die Liste lässt sich beliebig erweitern. Einige Adjektive treffen auf uns selbst zu, andere (glücklicherweise) nicht. Wir wissen, wer wir sind, und wir glauben zu wissen, wer zu uns passt.

Singles müssen sich oft die Frage gefallen lassen, wie die Traumfrau oder der Traummann denn sein sollten. Genannt werden dann meist Charakterzüge wie ehrlich, humorvoll und treu. Die geistreiche Doktorin der Philosophie sucht keinen draufgängerischen Macho. Der grillfreudige und bodenständige Landmensch möchte keine Frau kennenlernen, die sich ausschließlich vegan ernährt und auf Luxusurlaube steht. Gleich und gleich gesellt sich gern, das gilt auch und vor allem für die Kooperation mit Influencern in der Wirtschaft.

Das sollten Sie wissen!

Die Identität des Unternehmens – die Corporate Identity (CI) – muss zur CI des Influencers passen. Nur dann macht eine Zusammenarbeit Sinn!

Stärken und Schwächen

So einzigartig und unterschiedlich unsere Mitmenschen sind, so mannigfaltig sind auch die erfolgreichen Influencer in ihren Charakterzügen und Verhaltensweisen. Viele Influencer sind sich gar nicht bewusst, welches Image sie haben. Ohnehin gilt oftmals die Faustregel, lieber irgendein Image zu haben als gar keins. Denn in den Sozialen Medien ist es wichtig, dass über einen gesprochen wird. Es geht um die tagtägliche Präsenz in den Sozialen Medien und Kommentarspalten – egal mit welchen Mitteln!

In der linguistischen Pragmatik geht es um die Absicht und Wirkung von kommunikativen Äußerungen. Vor allem die Wirkung, wir Linguisten sprechen im Fachjargon von Perlokution, steht im Vordergrund, denn sie entscheidet über die Konsequenzen einer kommunikativen Handlung. Kein Unternehmen möchte mit einem Influencer zusammenarbeiten, der schädliche Postings und unpassende Bilder raushaut, andere User in den Kommentaren beleidigt und geschmacklosen Content (z.B. in Bezug auf Politik, die Corona-Krise und Religion) veröffentlicht.

Wie jeder Mensch hat auch jeder Influencer seine Stärken und Schwächen. Einige Influencer sehen klasse aus und schreiben wunderschöne Texte, haben allerdings keine angenehme Sprechstimme. Andere Influencer wiederum eignen sich für schrille Werbebotschaften, weil sie sich in den Sozialen Medien exzentrisch und teils abgedreht inszenieren. Für eine knallbunte Pudding-Marke mag das in Ordnung sein, für seriöse Marken wie Gilette, Pelikan und Siemens, die ein sehr gutes Image genießen6, allerdings nicht.

Prädominante Eigenschaften

Schnell wird klar, dass es verschiedene Influencertypen gibt. Sie sind in verschiedenen Bereichen stark und kompetent und besitzen bestimmte Eigenschaften, die prädominant und prototypisch sind. Die Prototypentheorie besagt, dass Tiere, Menschen und Dinge für eine bestimmte Kategorie besonders typisch sind.

Für die Kategorie „Obst“ sind Äpfel typischer als Wassermelonen. Für die Kategorie „Vögel“ sind Rotkehlchen typischer als Hühner. Für die Kategorie „Verbrechen“ ist Mord typischer als die Landstreicherei. All diese Ergebnisse sind wissenschaftlich verifiziert.7

Prototypen sind also besonders zentrale Vertreter einer Kategorie. Ziel dieser Lektüre ist es, die verschiedenen Typen von Influencern zu kategorisieren, damit Sie als Unternehmer die prototypischen Influencer jeder Kategorie nach wenigen Minuten erkennen. Diese Typologie ist praxistauglich und zielführend, damit Ihnen das Influencer-Marketing mit dem damit einhergehenden Imagetransfer gelingt.

Den Influencer-Kategorien „Hexendoktor“, „Sniper“ und „Sexgöttin“ können ganz bestimmte Social-Media-Stars zugeordnet werden, die Sie in der Praxis sofort erkennen, zuordnen und strategisch einschätzen können.

Das ist mir ein großes Anliegen. Deshalb habe ich mich für einprägsame Bilder entschieden. Sie lassen sich nicht nur leicht merken, sie sind auch psychologisch bewiesen und in unserer Kultur fest verankert.

1.3Griff in die Psychokiste

Die Erforschung menschlicher Verhaltensweisen hat immer mit Psychologie zu tun. Influencer sind zwar Marken mit einem Markenimage, doch letztendlich handelt es sich auch nur um Menschen, die sich in den Sozialen Medien halt entsprechend strategisch inszenieren.

Doch bei aller Strategie ist es wichtig, dass die Menschlichkeit bewahrt bleibt, denn nur dann werden Glaubwürdigkeit und Vertrauen aufgebaut. Es entsteht eine starke und eingeschworene Community, die vollkommen hinter dem Influencer steht, ihn sogar als echten Freund betrachtet, für den man alles tun würde.

Influencer mit einer solchen Community sind für Unternehmen extrem wertvoll. Achten Sie also darauf, dass der Influencer mit seiner Community empathisch und freundschaftlich agiert und kommuniziert.

Das sollten Sie wissen!

Qualität schlägt Quantität. Influencer sind keine Influencer, nur weil sie sich selbst so nennen. Es genügt nämlich nicht, 100.000 Abonnenten zu haben. Abonnenten lassen sich problemlos kaufen, Likes ebenso. Entscheidend ist eine aktive Community, die sich nicht nur mit dem Influencer, sondern auch untereinander aktiv austauscht. Gerade für kleine Unternehmen aus dem Mittelstand macht es Sinn, mit Micro-Influencern zusammenzuarbeiten. Das sind zwar nicht die glamourösen Stars der Szene, doch sie pflegen eine sehr enge Beziehung zu ihren Fans und sind deshalb besonders glaubwürdig und wertvoll.

Parasoziale Interaktion

Immer wieder ist in den Zeitungen zu lesen, dass sich Männer über das Internet Hals über Kopf in fremde Frauen verlieben, die in Wahrheit gar keine Frauen sind, sondern Kriminelle. Die Masche nennt sich Romance Scamming. Die Kriminellen, meist sesshaft in Übersee, bauen via Chat und falschen Fotos Vertrauen zu ihren Opfern auf. Die Kriminellen bitten um Geldbeträge – wieder und wieder. Die Männer bezahlen, denn sie wollen der Frau ja helfen. Irgendwann verschwindet die Frau, und zurück bleibt ein gebrochenes Herz. Ist es möglich, sich über sprachliche Kommunikation zu verlieben? Ja!

Mit Beginn des Fernsehzeitalters in den 50er und 60er Jahren des 20. Jahrhunderts tritt in Deutschland ein höchst interessantes Phänomen auf. Frauen verlieben sich in Nachrichtensprecher, die sie persönlich gar nicht kennen. Dennoch verschicken die Frauen Liebesbriefe, Glückwunschkarten und Geschenke an die Fernsehstars. Es entwickeln sich parasoziale Beziehungen, die durch parasoziale Interaktion entstehen.

Definition | Parasoziale Interaktion

Parasoziale Interaktion meint die Illusion eines gesprächshaften Austausches zwischen Medienfigur (Schauspieler, Moderatoren, Influencer etc.) und Rezipient. Bei den Rezipienten, beispielsweise den Fans in den Sozialen Medien, kann sich das Gefühl einstellen, dass sie von der Figur persönlich angesprochen werden.8 Auf diese Weise entwickeln sich recht intensive Beziehungen (Liebe, Freundschaft, Feindschaft etc.). Besonders in ökonomischen Betrachtungen sind parasoziale Beziehungen relevant, etwa zum Erfolg von Teleshopping9, Multi Level Marketing (MLM) und – jetzt neu – Influencer-Marketing.

Wie intensiv solche Beziehungen sein können und wie schnell erreichbar sie sind, zeigt ein aktuelles Beispiel aus dem Bayerischen Wald:

Eine Frau ist via Instagram auf einer vermeintlich offiziellen Fanseite des Hollywood-Schauspielers Keanu Reeves unterwegs. Der falsche Star kontaktiert die Frau und es entwickelt sich ein vertrautes Gespräch. Schon bald ergattert die Frau sogar die private Handynummer des falschen Superstars. Der Flirt läuft über WhatsApp weiter. Plötzlich spricht der Star über seine Geldprobleme und bittet die Frau um 39.000 Dollar.10

Vertrauen entsteht erstens über sprachliche Kommunikation, genauer gesagt: über die Art und Weise der sprachlichen Kommunikation. Schlaue Influencer kommunizieren mit ihren Fans umgangssprachlich, authentisch und lebensnah. Zweitens sind das Bild- und Videomaterial entscheidend. YouTube-Stars filmen sich in Alltagssituationen oder beim Zocken von Videospielen per Facecam.

Influencer posten auf Instagram kleine persönliche Videos, die sie beim Abholen eines Milchshakes im Drive-in-Restaurant zeigen. Die Fans fühlen sich geehrt, dass sie in solchen alltäglichen Situationen, die ja wirklich banal sind, dabei sein dürfen. Sie glauben, den Influencer gut zu kennen, denn nun wissen sie ja, dass ihr Star nicht auf Vanille-, sondern Erdbeergeschmack steht. Der Star wird zum Freund und somit glaubwürdig.

Verlässlichkeit fühlt sich gut an

Im Umgang mit unseren Freunden im echten Leben, zum Beispiel mit alten Schul- und Sandkastenfreunden, kann es immer wieder mal zu Diskussionen und Konflikten kommen. Gerade wenn man sich sehr häufig sieht und viel miteinander unternimmt, steigt die Wahrscheinlichkeit für einen Konflikt. Oftmals handelt es sich um Kleinigkeiten, die im Nu wieder ausgebügelt sind. Dennoch ärgern wir uns vielleicht manchmal über unsere Freunde, weil sie zu spät kommen, kurzfristig absagen oder miesepetrig sind. Das ist natürlich menschlich, bringt allerdings eine gewisse Dynamik in unser Leben, die nicht vorhersehbar ist.

Parasoziale Beziehungen haben in dieser Hinsicht viele Vorteile. Es gilt als bewiesen, „dass parasoziale Freundschaften im Vergleich zu normalen Beziehungen verlässlicher und vorhersehbarer sind“11. Warum sind parasoziale Beziehungen zu Influencern verlässlicher?

Die Begründung ist sehr einfach, vielleicht sogar erschreckend, denn Influencer spielen eine einstudierte Rolle, die konstant und somit täglich auf die gleiche Weise wiederkehrend ist. Influencer dürfen es sich also gar nicht erlauben, sich gegenüber den Fans und Followern abweisend zu verhalten. Influencer brauchen ein Publikum, die Fanbase muss also gepflegt werden, demnach sind parasoziale Beziehungen „als eine besonders verlässliche Freundschaft“12 zu verstehen, die keine enttäuschenden Momente hat.

Für die Fans und Follower kann es sich schön anfühlen, Vertrauen zu ihren Stars aufzubauen. Man fühlt mit den Influencern mit, und innerhalb der Community entsteht ein inniges Band der Freundschaft.

Es gibt viele Gründe, einen Influencer gut zu finden: Spannung, Unterhaltung, Intimität, Sexualität, Verständnis und seelische Wertschätzung (gerade, wenn diese im analogen Alltag ausbleiben). Die Beziehung zu einem Influencer beginnt meistens rudimentär, indem hier und da ein Kommentar hinterlassen wird. Es kommt zu wiederholten parasozialen Kontaktaufnahmen, die mit der Zeit immer häufiger und intensiver werden. Dieser Spiralprozess führt zu einer Verstärkung.

Es entsteht eine starke Bindung, die für ein erfolgreiches Influencer-Marketing elementar ist. Influencer sind in den digitalen Räumen wie Instagram, Facebook & Co. überdurchschnittlich glaubwürdige Personen. Nutzen Sie das!

Das sollten Sie wissen!

Arbeiten Sie nur mit Influencern zusammen, die mit ihrer Community gut umgehen! Achten Sie darauf, wie der Influencer mit Kritik umgeht und ob er sich hilfsbereit verhält! Vergessen Sie nicht: Nicht nur Ihr Unternehmen profitiert von einer Zusammenarbeit, sondern auch der Influencer. Es ist also eine wichtige Entscheidung, wer Ihre Produkte und Dienstleistungen in den Sozialen Medien bewerben darf.

1.4Von Snipern und Sexgöttinnen

Leser merken sich sowohl Bilder als auch bildhafte Ausdrücke wie Metaphern besser. Einprägsame Bilder sind deshalb wichtig, beispielsweise in der Werbung und im Boulevardjournalismus – und auch in diesem Buch! Es ist jedoch keine fixe Idee des Autors, auf den folgenden Seiten mit hippen Begriffen wie Sniper oder Sexgöttin zu hantieren, um typischen Verhaltensweisen von Influencern ein Gesicht zu geben. Klar, Begriffe wie Sniper oder Sexgöttin sind griffig, und einprägsam sind sie natürlich auch. Doch es steckt weit mehr dahinter, wie Sie nun erfahren werden.

C.G. Jung und die klassische Werbung

Anfang des 20. Jahrhunderts entdeckte der bekannte Schweizer Psychoanalytiker Carl Gustav Jung die Archetypologie als universale psychologische Strukturen, „die in allen Kulturen und Epochen für unsere Entscheidungen relevant sind“13. Es handelt sich um Motive, die eine universelle Sprache sprechen, und die in den Mythen verschiedener Kulturen zu finden sind. Die Archetypen repräsentieren Verhaltensweisen, von denen sich Menschen unterschiedlich stark, wenig oder auch gar nicht angezogen fühlen. Die aktuelle Forschung geht davon aus,

„dass diese Archetypen im kollektiven Unbewussten existieren und je nach Lebensphase und Reife […] unser Denken, Handeln und unsere Wünsche unterschiedlich beeinflussen“.14

In der Persönlichkeits-, Unternehmens- und Teamentwicklung haben sich diese Ansätze bereits durchgesetzt – und zwar völlig esoterikfrei! Die Archetypen „geben uns ein Bild für den Helden in und außerhalb von uns selbst“15, schreibt die Tiefenpsychologin Carol S. Pearson. Wenn es um Wachstum und Entwicklung geht, können die Archetypen laut Pearson deshalb als Zielorientierung herangezogen werden. In alltäglichen Situationen könnte das beispielsweise so aussehen:

Der Weise als Archetyp zeigt, was aus einer Situation zu lernen ist, während der Narr uns animiert, das Leben in vollen Zügen und mit sehr viel Spaß zu genießen. Der Archetyp Unschuldiger lehrt Optimismus und Vertrauen, und der Schöpfer präsentiert die Lösung für ein Problem.

Je nach Lebenssituation und persönlicher Entwicklung fühlen sich Menschen zu bestimmten Archetypen besonders hingezogen, beispielsweise zu Kollegen und Vorgesetzten, aber auch zu Freunden und Bekannten, die spezielle archetypische Verhaltensweisen (Herrscher, Rebell, Fürsorglicher etc.) besonders prädominant ausstrahlen.

Das sollten Sie wissen!

Starke Marken strahlen archetypische Muster ebenfalls aus. Die Versicherung HUK-Coburg inszeniert sich als Beschützer, sogar verbildlicht als Schutzschild im Unternehmenslogo. Das Unternehmen Haribo setzte über Jahrzehnte Spaßvögel wie Thomas Gottschalk und Michael „Bully“ Herbig als Testimonials ein. Wettanbieter wie Tipico zeigen in ihren Spots die Spieler als Krieger und Helden. Der Fußballer Thomas Müller ist der alltägliche Durchschnittstyp, der Marken wie Barilla und Müller-(milch) glaubwürdig bewirbt.

Erinnern Sie sich noch an die „Dr.-Best“-Werbung aus dem Jahr 1993?16 Ein älterer Herr mit grau meliertem Haar präsentiert uns im Laborkittel eine neuartige Zahnbürste mit Schwingkopf. Dieser Schwingkopf verletzt das Zahnfleisch nicht, was der (so-)genannte Experte beweist, indem er mit dem beweglichen Zahnbürstenkopf gegen eine Tomate drückt, die das Zahnfleisch repräsentieren soll. „Die klügere Zahnbürste gibt nach“, lautet der Slogan passenderweise, denn in diesem Werbespot wird ganz klar auf den Archetyp des Weisen angespielt. Dieser Archetyp „liefert eine gute Identität für Marken, die Kompetenz und Know-how an ihre Kunden weitergeben“17. Der Weise wird deshalb oft als alter Mann dargestellt, der seinen Verstand nutzt, um die Welt zu verstehen und uns zu erklären.

Image und Anziehungskraft der Influencer nutzen

Jede starke Marke strahlt eine passende Kombination von Archetypen aus. Das gilt im Besonderen für Influencer, die in den Sozialen Medien Tag für Tag ihr Image schärfen. Diese Form der medialen Inszenierung löst bei den Fans „eine spezifische un- oder teilbewusste Faszination aus“18. Je größer die Faszination ist, desto charismatischer ist der Influencer als Marke. Diese Form der Unnahbarkeit ist enorm wichtig, um als Influencer Erfolg zu haben. Allerdings gilt zusätzlich diese Faustregel:

„Starke Marken müssen eigensinnig sein und sich gleichzeitig dem Kunden [respektive Fan, Anm. d. Autors] hingeben, offen für ihn sein, ihn an sich binden, ohne sich jedoch bei ihm anzubiedern, ihm hinterherzulaufen […].“19

Diese Regel hat nun zwei in der Praxis nutzbare Schlussfolgerungen:

[1]Unternehmen profitieren von der Offenheit der Influencer gegenüber ihrer Community. Influencer-Marketing erhöht also deutlich die Kundenbindung, weil Influencer als hingebungsvolle Markenbotschafter zu verstehen sind.

[2]Die Zusammenarbeit mit einem hochwertigen Influencer wirkt sich sowohl auf die Corporate Behavior als auch auf die Corporate Culture des Unternehmens aus – im besten Fall positiv! Beide Begriffe beschreiben sowohl das externe Kommunikationsverhalten als auch die Wertvorstellungen20, die das Unternehmen aufgrund der Zusammenarbeit mit einem Influencer nach außen trägt. Da der Influencer, wie bereits unter [1] ausgeführt, als Markenbotschafter eingesetzt wird, kommt es zu einem Imagetransfer.

Definition | Image vs. Flash Image

Image ist „das spontane, intuitive Bild“21 eines Unternehmens und digitalen Influencers. Gerade bei Influencern ähnelt das Image einem affektiven Vorstellungsbild, das für die Fans eine Art „Kompass“22 darstellt. Es gilt: „Leitvorstellungen wie Image und Reputation haben die Tendenz zu pauschalisieren und stereotypisieren.“23 Die Sozialen Medien sind Fastfood für die Sinne: Die Inhalte sind bunt, schrill und schnelllebig. Genau deshalb nehmen sich die Fans und Follower kaum Zeit, das Image eines Influencers argumentativ zu begründen. Dieses Low Involvement appelliert vorrangig an die Gefühle der Fans, um ausschließlich positive Sinneseindrücke zu vermitteln.24 Diese besonders rasche und unvermittelte Imagebildung in den Sozialen Medien wird deshalb als Flash Image erkannt und an dieser Stelle entsprechend terminologisiert. Das Flash Image entsteht blitzartig, bleibt jedoch lange im Gedächtnis. Das hat Vorteile, birgt allerdings auch Risiken – auch für Unternehmen, die sich auf windige Influencer einlassen!

Wie Ihnen dieses Buch hilft

Als Unternehmenspraktiker wissen Sie nun, dass es, um es salopp zu sagen, gute und schlechte Influencer gibt. Sie möchten natürlich mit großartigen Influencern zusammenarbeiten, die Ihrer bisherigen Corporate Identity guttun und diese im besten Fall durch gezielten Imagetransfer sogar verbessern!

Neben dieser Imagebildung geht es selbstverständlich auch um wirtschaftliche Faktoren. Sie investieren in das Influencer-Marketing, um langfristig den Absatz zu erhöhen bzw. Ihre Kundenbasis zu erweitern. Sie wissen nun, dass sich Menschen zu bestimmten Archetypen hingezogen fühlen, also auch zu Influencern, die in gewisser Weise ‚magische‘ archetypische Züge haben – den Starappeal.

Nun ist es ja auch bei unseren Film- und Kinostars so, dass nicht jeder Star dem anderen gleicht. Wir wissen zwar, dass es Helden, Rebellen, Spaßvögel, Sexbomben und Schönlinge gibt, doch diese Einordnung ist recht oberflächlich und eher intuitiv.

Auch Influencer lassen sich in Kategorien einordnen, allerdings ist es aus marketingpraktischer Sicht wichtig, die Typologie wissenschaftlich und empirisch zu begründen; und vor allem ausführlich zu konkretisieren.

Die in diesem Buch gewählten Metaphern lassen sich mit bestimmten Verhaltensweisen von Influencern sehr gut assoziieren. Sie besitzen eine prägende Wirkung und bleiben im Kopf des Lesers verankert.

Als Unternehmenspraktiker erkennen Sie die Influencer, mit denen Sie beruflich zu tun haben, nun sofort. Und Influencer erkennen sich selbst, was helfen kann, das eigene Image und die eigene Marke in den Sozialen Medien zu schärfen.

Grundsätzlich merkt sich der Leser einprägsame Bilder mit bekannten Motiven besser als zu lange und komplizierte Erklärungen. Auf der folgenden Seite erhalten Sie einen Überblick über die Influencertypen, die Sie in diesem Buch kennenlernen werden.

Wichtiges zu den Influencertypen!

Ganz bewusst unterscheidet der Autor zwischen männlichen und weiblichen Influencern, weil das Geschlecht bei der medialen Selbstinszenierung eine wichtige Rolle spielt.

Die fünf männlichen Influencertypen sind:

Sniper

Alien

Guru

Clown

Hexendoktor

Die fünf weiblichen Influencertypen sind:

Sexgöttin

Reisebloggerin

Tattoogirl

Schamanin

Mamabloggerin

Die durchaus provokanten Bezeichnungen sind so gewollt. Sie besitzen eine prägende Wirkung und bleiben in den Köpfen der Leser fest verankert. Mit der Darstellung der verschiedenen Influencertypen beabsichtigt der Autor keineswegs, manche Influencer als besser oder schlechter darzustellen.

Der Influencertyp Clown ist nicht per se eine nicht ernst zu nehmende Witzfigur, sondern in den meisten Fällen ein raffinierter sowie humorvoller Selbstdarsteller. Die Sexgöttin spielt zwar mit ihren körperlichen Reizen, teilweise auch sehr offensiv, kann aber durchaus ein kluges Köpfchen sein (vgl. die Medienstars Verona Pooth, Daniela Katzenberger oder die Sängerin Shakira, die 2020 während der Corona-Krise ihr Diplom in antiker Philosophie absolvierte). Dennoch schwingen bei einigen Influencertypen gewisse Konnotationen mit, die auf eine sehr erfolgreiche oder auch risikobehaftete Zusammenarbeit hinweisen könnten.

2Influencer – Männlein und Weiblein im Charaktercheck

Typus

Eigenschaften

Sniper

zielsicherer Scharfschütze

technisch versiert

provokant und angeberisch

überall auf der Welt zuhause

ehrgeizig und beständig

Alien

unwirkliches Wesen

überheblich und selbstverliebt

undiszipliniert

modisch und gestylt

polarisiert gerne und steht dazu

Guru

digitaler Trendsetter

sachlich und fachlich kompetent

kommuniziert im Fachjargon

intelligent und pfiffig

punktet als Experte

Clown

provokanter Entertainer

Frohnatur

seine Mimik ist hollywoodreif

gibt Einblicke in sein Privatleben

Content ist immer unterhaltsam

Hexendoktor

magischer Beschwörer

intelligent und gerissen

hat eine magische Transformation erlebt

nutzt Produkte als „Zaubermittel“

erleuchtet, erfolgreich und zufrieden

Sexgöttin

verführerische Sirene

sehr attraktiv in allen Belangen

aufreizend und erotisch

versprüht Glamour

setzt Trends und entfacht Hypes

Reisebloggerin

abenteuerlustige Nomadin

reiselustig und mehrsprachig

immer gut gelaunt

liebt die Natur und Tiere

kennt die schönsten Reiseziele

Tattoogirl

ästhetische Zerstörerin

rebellisch und eigenwillig

hat einzigartigen Style

provokantes Sexsymbol

dominante Anführerin

Schamanin

spirituelle Heilerin

wirkt Heilzauber

seelisch rein und einfühlsam

setzt spirituelle Trends

liebt sich selbst

Mamabloggerin

fantasievolle Glucke

kreativ und fantasievoll

stylische Mama

Vorbild in Sachen Erziehung und Mutter-Kind-Glück

Spezialistin für Dekoration

Los geht’s– Männliche Influencer in der Praxis

3Influencertyp »Sniper« - zielsicherer Scharfschütze

technisch versiert

provokant und angeberisch

überall auf der Welt zuhause

ehrgeizig und beständig

3.1Was Sie vorab über Sniper wissen sollten!

Der Sniper ist ein militärischer Scharfschütze mit besonderer Ausbildung und Ausrüstung. Es handelt sich um einen Präzisionsschützen, der sein Ziel auch aus großer Entfernung genau trifft.

Die Spezialkenntnisse sind oft mit einer Ausbildung zum Einzelkämpfer verknüpft, weshalb es sich beim Sniper um eine Spezialeinheit mit vielen Fähigkeiten und Fertigkeiten handelt. In Kriegseinsätzen müssen Einzelkämpfer beispielsweise in der Lage sein, Brot aus Buchenrinde zu backen, sich aus Gründen der Tarnung tagelang zu vergraben und vor allen Dingen die Nerven zu bewahren.

In filmischen Werken wird der Sniper zumeist als Held verehrt, weshalb das Tun dieser militärischen Spezialeinheit einem großen Publikum bekannt ist. Die folgenden Filme unterstreichen die Popularität des Snipers als Form der medialen Unterhaltungskunst:

American Sniper (2014/USA)

Shooter (2007/USA)

Sniper – Der Scharfschütze (1993/USA, Peru)

Sniper – Der Heckenschütze von Washington (2003/USA)

Der Schakal (1997/USA)

In der filmischen Kunst ist der Sniper jedoch nicht immer ein strahlender Held, sondern gerne auch mal ein fieser Antagonist, der keine Skrupel kennt und über Leichen geht. Der Film „Sniper – Der Heckenschütze von Washington“ beruht sogar auf wahren Ereignissen. Der Täter und sein Komplize erschossen im Herbst 2002 mehrere Menschen mit Schüssen aus dem Hinterhalt. Das Fahrzeug der Täter war so umgebaut, „dass im Liegen durch ein Loch im Kofferraum geschossen werden konnte“.25 2010 wurde der echte Sniper von Washington hingerichtet. Er starb durch eine tödliche Injektion.

Zielsicher und risikofreudig

In diesem Buch bekommt der Sniper zusätzliche Eigenschaften, Charakterzüge und Bedeutungsmerkmale. Er ist mutig, erfinderisch, pragmatisch und lösungsorientiert – so wie die Fernsehfigur Mac-Gyver, die immer irgendwelche Tricks und Kniffe auf dem Kasten hat. Der Sniper als Influencertyp kennt sich in technischen Dingen also sehr gut aus und verfügt deshalb über ein hochmodernes Equipment, um die kreativen Ideen eigenständig umzusetzen.

Beim Sniper treffen gleich zwei wertvolle Talente aufeinander. Einerseits die Fähigkeit, sich selbst fotografisch perfekt in Szene zu setzen. Andererseits das Auge für die optimalen Foto- und Videomotive. Der Sniper ist nicht nur Schauspieler vor der Kamera, sondern auch sein eigener Regisseur. Selbst wenn der Sniper sich von einer anderen Person fotografieren und filmen lässt, schließlich ist das manchmal einfacher und vorteilhafter, hat er ein Mitspracherecht. Das macht den Sniper zu einem sehr kompetenten, aber auch höchst dominanten Kooperationspartner. Der Sniper weiß, was er will und was er kann.

Das sollten Sie wissen!

Der Sniper kennt seinen Marktwert. Das spiegelt sich auch in der Anzahl der Abonnenten und Fans wider.

Bei der Bild- und Motivwahl geht der Sniper gerne Risiken ein; ganz nach dem Motto No risk, no fun! Selfies vor einer Monsterwelle sind „krass“ und deshalb für das Zielpublikum, die junge Generation von heute, sehr imposant. Oder wie wäre es mit einem Selfie auf einer Klippe? Schon einige Influencer sind bei solchen Versuchen ums Leben gekommen, man liest davon auch oft in den Zeitungen. Dem Sniper ist das egal, denn er versteht sich ja als gut ausgebildete Spezialeinheit!

Sniper sind Weltbürger

Auf der Jagd nach den schönsten und verrücktesten Fotomotiven zieht es den Sniper immer wieder in fremde Länder. Das ist seine Mission und auch nicht weiter verwunderlich, denn Spezialeinheiten mit solchen großartigen Fähigkeiten werden weltweit gebraucht! Der Sniper betrachtet die ganze Welt als Heimat und bringt die visuellen Eindrücke in das eigene Land zu seinen Fans, die ihn dafür lieben und vergöttern.

Wer von Land zu Land reist und sich dort zuhause fühlt, tut natürlich gut daran, die jeweilige Sprache zu beherrschen – zumindest so, um sich mit den Einheimischen über dies und das unterhalten zu können. Multilinguale Fähigkeiten sind sehr gefragt und äußerst attraktiv.

Ein Sniper, der mehrere Sprachen beherrscht, eignet sich also als Markenbotschafter und kann in Ländern eingesetzt werden, in denen der Marktanteil ausgebaut werden soll. Südländische Sprachkenntnisse eigenen sich natürlich auch, um den Flair des „Dolce Vita“ glaubwürdig zu transportieren, beispielsweise via Hashtag auf Instagram. Ein sehr gutes Englisch ist darüber hinaus sowieso ein Must-have, zumal die Social-Media-Sprache von Anglizismen geprägt ist.

Der Sniper verfügt über eine hohe Kulturkompetenz. Klar, im militärischen Bereich muss der Sniper seine Ziele sehr gut kennen, also alle Stärken und Schwächen wissen. In der Influencer-Szene hat der Sniper natürlich gute Absichten und möchte weder Mensch, Tier noch der Natur schaden. Dennoch ist es das Ziel des Snipers, mit seinen Aktivitäten und Medienprojekten viel Geld zu verdienen, denn sonst ist es unmöglich, vom Dasein als professioneller Influencer zu leben.

Es kann also vorkommen, dass der Sniper eine Kulisse wählt, die in dem fremden Land zwar unproblematisch ist, beispielsweise ein harmloses Foto in den südamerikanischen Slums, in Deutschland oder Österreich aber als protzig und geschmacklos interpretiert wird.

Fans und Kunden könnten also fragen: Warum fotografiert sich der Typ in schicken Klamotten in den Slums? Das hat der Sniper vielleicht gar nicht böse gemeint, interessiert in den Social-Media-Community aber niemanden. Denn dort wird knallhart geurteilt und abgerechnet.

Exkurs | Carmen Geiss und die Slums

Im Januar 2016 posiert die Influencerin Carmen Geiss (Stand Juni 2020: rund 700.000 Follower auf Instagram) mit einem Einheimischen in den Slums der kolumbianischen Hafenstadt Cartagena. Carmen Geiss trägt eine Designerbrille, einen pinken Hut und viel Bling-Bling. Der einheimische Mann, ein ganz normaler Typ, macht eine Pose (ausgestreckte Arme, als würde er ein fliegendes Flugzeug imitieren). Im Hintergrund sind „ärmliche Behausungen und Verkaufsstände zu sehen“.26 Für dieses Foto erntet Carmen Geiss einen heftigen Shitstorm in den Sozialen Medien. Die Empörung richtet sich vor allem an die Art und Weise, wie sich Carmen Geiss vor Ort inszenierte. Die knallharte Konsequenz: Der Reisesender „Sonnenklar.TV“ beendet den Vertrag mit den Geissens.

Das Beispiel Carmen Geiss zeigt die Sogwirkung eines Shitstorms, und es macht deutlich, dass Imagetransfer nicht immer einen nützlichen Effekt hat. Deshalb ist es für Sie als Unternehmenspraktiker wichtig, die Stärken und Schwächen Ihres möglichen Kooperationspartners ganz genau zu kennen. Relevant ist der Content des Influencers, den Sie in den Sozialen Medien finden: Storys und Bilder auf Instagram, Videos und Vlogs auf YouTube sowie alle Inhalte auf Facebook und Snapchat etc. Interessant sind ebenso Interviews in der Presse und die Art und Weise, wie der Influencer mit seinen Fans umgeht und kommuniziert. Aus all diesen Informationen ergibt sich ein Gesamtbild, ein Gefühl, das Image.

Jung, unvernünftig und erfolgreich

Jeder Influencer ist erfolgreich – das zumindest ist das Bild, das vermittelt werden soll, vielleicht sogar vermittelt werden muss, um als Internetstar durchzugehen. Die Fans und Follower bewundern nämlich vorzugsweise erfolgreiche Menschen, die einen gewissen Glanz ausstrahlen. Sie fühlen sich geehrt, wenn der Star in den Sozialen Medien auf Kommentare persönlich antwortet und ihnen Beachtung schenkt.

Da der Sniper immer an tollen Orten zu sehen ist und mit der Kamera versiert umzugehen weiß, schauen die Menschen zu ihm auf. Der Sniper verfügt also über Spezialkenntnisse. Das ist sein Alleinstellungsmerkmal, und das gibt ihm das Privileg, riskante, provokante und übertriebene Inhalte online zu stellen. Für den Sniper gilt: Quod licet Iovi, non licet bovi. (dt.: Was dem Jupiter erlaubt ist, ist dem Ochsen nicht erlaubt).

Der typische Sniper ist zwischen 22 und 33 Jahre alt, sportlich und in den meisten Fällen durchtrainiert. Der hübsche Body möchte natürlich in den Sozialen Medien gezeigt werden, also sind Hotspots in warmen Urlaubsländern ideal, und in den deutschen Sommermonaten darf es auch ein regionales Reiseziel sein.

In Bayern gibt es beispielsweise den Königssee, der im Berchtesgadener Land liegt. Der Königssee ist ein beliebtes Reiseziel, weil das Panorama gigantisch ist. Das lockt natürlich auch die Influencer an, denn tolle Fotos am Königsbach-Wasserfall bringen ordentlich Likes. Im Juni 2020 reicht es dem Nationalpark Berchtesgaden allerdings und wehrt sich gegen die Instagram-Poser.

Der Nationalpark spricht von „Selfie-Sucht in unserem Schutzgebiet“ mit dem Fazit: „Das kann doch nicht sein!“27