High Society 2 - Sammelband - Sibylle Simon - E-Book

High Society 2 - Sammelband E-Book

Sibylle Simon

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Beschreibung

High Society - Liebe in Adelskreisen Sammelband

Leseglück für viele Stunden zum Sparpreis!


Es wird geliebt, gehasst, gewonnen und verloren. Werfen Sie einen Blick in die aufregende Welt der Reichen und Schönen und erleben Sie spannende Verwicklungen! Denn eins wird es in den feinen Kreisen garantiert nie: langweilig!

Was Frauen lieben und wovon sie heimlich träumen, davon erzählen die Romane in High Society - Liebe in Adelskreisen auf mitreißende Weise. Die perfekte Mischung aus Humor, Romantik, Drama und großen Gefühlen lässt den Alltag schon auf Seite 1 in weite Ferne rücken.

Dieser Sammelband enthält die folgenden Romane:

Silvia-Gold 2: Im Zauber deiner Zärtlichkeit
In Adelskreisen 29: Das Schicksal sagt Ja
Fürsten-Roman 2429: Die Musik ist mein Leben!

Der Inhalt dieses Sammelbands entspricht ca. 250 Taschenbuchseiten.
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Seitenzahl: 356

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Impressum

BASTEI ENTERTAINMENT Vollständige eBook-Ausgaben der beim Bastei Verlag erschienenen Romanheftausgaben Bastei Entertainment in der Bastei Lübbe AG Für die Originalausgaben: Copyright © 2015/2016 by Bastei Lübbe AG, Köln Programmleiterin Romanhefte: Ute Müller Verantwortlich für den Inhalt Für diese Ausgabe: Copyright © 2019 by Bastei Lübbe AG, Köln Covermotiv von © istockphoto: pixdeluxe ISBN 978-3-7325-8241-9

Sibylle Simon, Roma Lentz, Catharina Chrysander

High Society 2 - Sammelband

Inhalt

Sibylle SimonSilvia-Gold - Folge 002Jan Arendt ist mit seinem Auto schon fast am Spielkasino vorbeigefahren, da sieht er etwas auf den Stufen liegen. Einen Menschen? Jemanden, der in dieser Nacht alles verloren hat und nicht mehr weiterweiß? Jan fährt zurück und findet eine Frau. Jung ist sie und von mondäner, kühler Schönheit, die allerdings ihre Verzweiflung nicht übertönen kann. Natürlich bietet Jan ihr seine Hilfe an, aber sie lehnt ab und verschwindet als Unbekannte im Dunkel der Nacht. Ganz unverhofft trifft Jan die Frau ein paar Tage später auf dem Golfplatz wieder - lachend, strahlend vor Lebensfreude, und doch wohnt in ihren Augen eine unendliche Traurigkeit. Jan ist fasziniert von diesen zwei Persönlichkeiten der schönen Corinna Korte. Er spürt das Geheimnis, das sie quält, und will sie erlösen - aber immer wieder entzieht sie sich ihm ...Jetzt lesen
Roma LentzIn Adelskreisen - Folge 29Er hätte der schönste, reichste und tollste Mann der Welt sein können, Prinzessin Dorthe von Erlenbach wäre meilenweit gerannt, um ihm zu entkommen. Er interessierte sie gar nicht! Und es hätte auch jeder andere sein können und nicht gerade Fürst Bernd von Dahlbeck, ein Vetter dritten Grades. Dabei hatte Bernd gar nichts angestellt, im Gegenteil, er war schon immer in Dorthe verliebt gewesen und hätte sie gern geheiratet. Was auch dem Wunsch der Familie entsprach. Aber eben das war es ja, was die Prinzessin so erzürnte! Sie wollte sich keinen Mann aufschwatzen lassen. Deshalb legte sie rasch eine Reihe von Kilometern zwischen sich und den Ehekandidaten...Jetzt lesen
Catharina ChrysanderFürsten-Roman - Folge 2429Als Prinzessin Louise für ihren Traum kämpfte - und die Liebe fand Louise Prinzessin von Fallersleben führt ein Leben, von dem man nur träumen kann: Sie studiert in New York City an der Columbia University und führt eine glückliche Beziehung mit dem Musiker John Barker. Doch ihre größte Leidenschaft ist die Musik! Gemeinsam mit ihren Freundinnen Trudi und Chrissi hat sie die Rockband Rock Royals gegründet, und inzwischen sind sie recht erfolgreich. Als der bekannte Produzent Mike Turner den drei Studentinnen einen Plattenvertrag anbietet, scheint das Glück perfekt zu sein. Aber dann benimmt sich John plötzlich seltsam. Er reagiert nicht auf Louises Anrufe und ist immer nur kurz angebunden - ganz anders als Trudis Bruder, der charmante Graf Alexander, der der jungen Prinzessin seine ganze Aufmerksamkeit schenkt ...Jetzt lesen

Inhalt

Cover

Impressum

Im Zauber deiner Zärtlichkeit

Vorschau

Im Zauber deiner Zärtlichkeit

Eine Begegnung verändert das Leben von zwei Menschen

Von Sibylle Simon

Jan Arendt ist mit seinem Auto schon fast am Spielkasino vorbeigefahren, da sieht er etwas auf den Stufen liegen. Einen Menschen? Jemanden, der in dieser Nacht alles verloren hat und nicht mehr weiterweiß?

Jan fährt zurück und findet eine Frau. Jung ist sie und von mondäner, kühler Schönheit, die allerdings ihre Verzweiflung nicht übertönen kann. Natürlich bietet Jan ihr seine Hilfe an, aber sie lehnt ab und verschwindet als Unbekannte im Dunkel der Nacht. Ganz unverhofft trifft Jan die Frau ein paar Tage später auf dem Golfplatz wieder – lachend, strahlend vor Lebensfreude, und doch wohnt in ihren Augen eine unendliche Traurigkeit. Jan ist fasziniert von diesen zwei Persönlichkeiten der schönen Corinna Korte. Er spürt das Geheimnis, das sie quält, und will sie erlösen – aber immer wieder entzieht sie sich ihm …

Wenn die dichten Wolken am Nachthimmel nicht plötzlich von einer heftigen Windbö durcheinandergewirbelt, in Bewegung geraten und dadurch die Wolkendecke nicht ganz unerwartet aufgerissen wäre, dann … Ja, dann hätte Jan sie wahrscheinlich nie entdeckt, sie überhaupt nicht wahrgenommen in dieser finsteren und unfreundlichen Herbstnacht.

Doch auf einmal trat ein großer, heller Vollmond hervor und schüttete seinen silbrigen Glanz geradezu überschwänglich über der Stadt aus. Schon wirkte alles ganz anders. Das Mondlicht ließ die Dächer und Türme freundlicher aussehen, die Silhouette der großen Stadt hatte nun gar nichts Bedrohliches, Düsteres mehr.

Und auf den Stufen vor dem Spielkasino tauchte jäh – für einen Moment nur – eine einsame, zusammengesunkene Gestalt auf.

Jan, der in seinem schnellen Sportwagen eigentlich bereits am Kasino vorbei war, trat – einem unerklärlichen Impuls folgend – auf das Bremspedal. Er wusste nicht, warum er hielt.

Die Wolkendecke schloss sich schon wieder, da rollte Jans Wagen zurück und kam vor den Stufen zum Kasino, dessen Lichter bereits erloschen waren, zum Stehen.

»Hallo?«, rief er, nachdem er das Fenster an der Beifahrerseite heruntergedreht hatte. »Kann ich etwas für Sie tun?«

Zunächst geschah gar nichts. Es kam keinerlei Reaktion. Die schemenhafte, in sich gesunkene Gestalt regte sich nicht.

»Tun?«, kam es dann eher belustigt als verzweifelt zurück. »Für mich?« Es war die Stimme einer Frau.

»Gott sei Dank, es geht Ihnen gut«, atmete Jan unwillkürlich auf.

»Was haben Sie erwartet? Dass sich hier jemand auf der Treppe zum Kasino erschossen hat?«

Der kühle Nachtwind blies das lange Haar der Frau durcheinander und bauschte ihren silbernen Abendmantel, den sie oben am Hals mit einer Hand krampfhaft zusammenhielt. Sie fror wahrscheinlich erbärmlich, denn es war kalt und feucht in dieser stürmischen Herbstnacht, die ersten Nachtfröste kündigten sich an.

»Ich habe mir Sorgen gemacht«, erwiderte Jan lakonisch und schämte sich nun beinahe ein wenig für diese Besorgnis. »Aber Sie haben recht – man sollte lieber nicht so genau hinschauen und schnell weiterfahren, wenn man meint, etwas Ungewöhnliches gesehen zu haben.«

Diese Worte machten sie verlegen.

»Tut mir leid, wenn ich unhöflich war«, sagte sie beschämt. »Das wollte ich gar nicht. Aber mir ist schrecklich kalt, und ich warte hier schon ziemlich lange auf ein Taxi.«

»Sind Sie sicher, dass es noch kommt?«

Sie hob vage die schmalen Schultern unter dem Abendmantel.

»Ich – ich weiß nicht. Ich hatte drinnen im Kasino einen Angestellten gebeten, mir ein Taxi zu rufen und …«

»Und wahrscheinlich hat man es vergessen«, ergänzte Jan in freundlichem Spott. »Sie können mit mir in die Stadt zurückfahren, wenn Sie möchten. Es sei denn, Sie bestehen darauf, auf Ihr Taxi zu warten.«

Sie zögerte. »Mit Ihnen? Aber wer sagt mir denn …?«

»Dass ich kein Mädchenräuber, Entführer, Gangster bin? Ja, das sagt Ihnen natürlich niemand. Wenn Sie sich trotzdem mir anvertrauen wollen, dann kann man Sie für Ihre hervorragende Menschenkenntnis nur loben, denn ich bin natürlich weder ein Mädchenräuber noch Gangster noch Entführer.«

»Sie reden sehr viel«, stellte sie knapp und sachlich fest.

»Das ist mein Job«, seufzte er. »Ich bin Anwalt und muss schon von Berufs wegen viel reden. Jan Arendt heiße ich. Sagen Sie jetzt nicht, Sie hätten von mir gehört, weil das nicht stimmt. Niemand hat je von mir gehört. Ich bin nämlich noch ganz neu in dieser Stadt, und in meiner Kanzlei läuft gewissermaßen noch die Farbe an den Wänden herunter, so frisch ist sie.«

Nun musste sie lachen und trat näher an den Wagen heran.

»Auf jeden Fall scheinen Sie eine Menge Humor zu besitzen.«

»Steigen Sie ein?«

»Ich steige ein.« Sie nickte, und er öffnete ihr die Wagentür.

Als sie auf dem Beifahrersitz Platz genommen hatte, wandte sie sich zu ihm um. Ihr schmales Gesicht war totenblass, ihre Lippen bläulich, sie zitterte am ganzen Körper, und auf ihren Wangen glänzte es feucht. Hatte sie geweint? Oder hatte der Nachtwind ein paar Regentropfen herangeweht?

Jan erkannte mit zwei, drei Blicken, dass sie nicht halb so fröhlich war, wie sie ihn glauben lassen wollte. Es wunderte ihn, ehrlich gesagt, wie sie überhaupt hatte lachen können, denn aus ihrem ganzen Gesichtsausdruck, aus ihren Augen schrie ihm eine einzige Traurigkeit entgegen.

Sie schien zu spüren, dass sie ihm nicht länger etwas vormachen konnte. Ihr Blick senkte sich, sie verkrampfte die eiskalten Hände im Schoß ineinander, als müsste sie sich an sich selbst festhalten.

»Wo kann ich Sie absetzen?« Jan wusste nicht, warum seine Stimme plötzlich rau klang. Er zwang seinen Blick hinaus auf die feucht glänzende nächtliche Straße.

Sie zögerte wieder, machte dann eine achtlose Bewegung mit den Schultern.

»Ach, irgendwo …«

»Irgendwo kann überall sein. Und die Stadt ist riesig. Ich muss zum Gänsemarkt.«

»Das ist mir ganz recht.« Sie nickte hastig.

»Wohnen Sie da?«, fragte Jan.

Sie antwortete, ohne mit der Wimper zu zucken: »Ja.« Mehr nicht, aber er wusste, dass sie log, und sie wusste, dass er wusste, dass sie gelogen hatte.

Der Wagen setzte sich in Bewegung, und dann sausten sie die dunkle Kastanienallee entlang, die vom Kasino hinunter zur Autobahn führte. Der Sturm hatte die reifen Kastanien von den Zweigen geweht. Welkes Laub taumelte matt immer wieder hoch, wenn der Wind sich verstärkte, und einmal klebte ein großes, gelbes Kastanienblatt an der Windschutzscheibe, sodass Jan mit einem Kopfschütteln bemerkte: »Noch zwei davon und ich sehe nichts mehr. Dann landen wir im Graben oder auf dem freien Feld, und ein fröhlicher Abend findet ein unschönes Ende.«

»Das wäre vielleicht die beste Lösung«, murmelte die junge Frau an seiner Seite.

Hatte sie das wirklich gesagt?

Jan warf ihr einen raschen, prüfenden Blick zu.

»Lebensmüde? Warum? Sie sind viel zu jung für so schwarze Gedanken.«

»Wer sagt Ihnen das?«, kam es aufbegehrend zurück. »Gehören Sie denn auch zu denen, die immer glauben, das Leben der Jungen sei pausenlos zum Totlachen schön und sorgenlos?«

Darüber musste Jan erst ein wenig nachdenken.

»Nein, das glaube ich eigentlich nicht«, gab er dann trocken zurück. »Selbst das Leben eines Kindes ist größtenteils überhaupt nicht lustig, sondern todernst. Und in meiner Eigenschaft als Rechtsanwalt begegne ich sehr vielen, sehr jungen Menschen, die scheinbar schon am Ende ihres Weges angelangt sind.«

»Sie kennen sich aus. Haben Sie viele hoffnungslose Fälle?«

»N-nein. Die Erfahrung lehrt uns, dass es keine hoffnungslosen Fälle gibt. Es gibt immer einen Ausweg. Das Leben geht immer weiter, es steht nie still, auch wenn wir manchmal glauben, es ginge nicht mehr«, erwiderte Jan.

Sie schwieg sekundenlang. Eine Strähne ihres hellen, feucht gewordenen Haares fiel ihr ins Gesicht.

»Das mag ja alles sein«, meinte sie endlich widerstrebend. »Aber für manche Menschen ist das scheinbare Ende irgendwann das tatsächliche Ende. Dann geht das Leben nicht mehr weiter.«

Jan erschrak ein bisschen.

»Was für düstere Weisheiten sind denn das?«, protestierte er. »Sagen Sie das, weil Sie heute Abend im Kasino alles verspielt und nicht einmal das Geld für ein Taxi hatten?«

Ihr Kopf ruckte hoch. Sie starrte ihn an. Ihre Augen waren groß und erschrocken, und da wusste er, dass er recht hatte.

Begütigend fügte er hinzu: »Wenn jemand so wie Sie vor dem Spielkasino sitzt, mitten in der Nacht und von aller Welt verlassen, dann liegt der Verdacht nahe, dass das Geld für ein Taxi am Roulettetisch oder beim Blackjack geblieben ist, nicht wahr?«

Sie schluckte, lächelte dann plötzlich und machte eine lässige Handbewegung.

»Himmel, ja«, sagte sie schulterzuckend und mit völlig veränderter Stimme. »Warum soll ich es leugnen? Das kommt eben mal vor.«

»Wenn Sie öfters spielen, sollten Sie sich das Geld für das Taxi immer rechtzeitig beiseitelegen«, empfahl Jan. »Es kommt nicht immer rein zufällig so ein netter Zeitgenosse wie ich vorbei, der Ihnen anbietet, Sie mit in die Stadt zu nehmen.«

Sie presste sekundenlang die Lippen zu einem schmalen Strich zusammen.

»Ich wollte es ja auch – ganz bestimmt …«

»Aber?«

Sie hustete trocken. »Aber wenn es mich dann erwischt … ich kann damit nicht aufhören, wissen Sie.«

»Das gibt es nicht«, sagte Jan sofort sehr entschieden. »Man kann immer rechtzeitig aufhören. Man muss nur wollen.«

»Dann will ich vielleicht nicht«, erwiderte sie knapp.

»Sie sollten sich helfen lassen.«

»Von wem? Von Ihnen?«, wurde sie spöttisch und warf den Kopf herausfordernd in den Nacken.

Jan lächelte flüchtig. »Von mir? Nein, ich wäre wohl nicht die Idealbesetzung für diese Rolle. Zu befangen, glaube ich. Obwohl ich auch schon Klienten hatte, die nicht aufhören konnten, Drogen zu nehmen, und deshalb Probleme mit dem Gesetz bekamen.«

»Ist Spielen eine Droge?«, fragte sie leise und sah aus dem Seitenfenster auf die dunkle Landschaft, die vorüberflog.

»Spielen kann auch eine Droge sein«, bestätigte Jan sachlich. »Es ist wie jede Sucht eine Krankheit, und die kann man heilen.«

Daraufhin versank sie in tiefes Schweigen, bis sie die Stadt erreichten.

Jan störte sie nicht in ihrer Schweigsamkeit. Er fand, dass er bereits sehr viel über diese junge Frau in Erfahrung gebracht hatte, ohne dass sie es wusste und obwohl sie es ganz bestimmt nicht gewollt hätte. Er hatte es hier offensichtlich mit einer leidenschaftlichen Spielerin zu tun, einer Spielerin, die alles vergaß, sobald sie die Schwelle zum Kasino überschritt, und die sich vor sich selbst in Sicherheit bringen musste, wenn sie an so einem Abend nicht ihr gesamtes Geld verspielen wollte. Offenbar überfiel es sie dann wie ein Rausch, und sie vergaß alles um sich herum.

Als sie den Gänsemarkt erreicht und gehalten hatten, wandte Jan sich mit ernstem Gesicht an seine Begleiterin.

»Lassen Sie sich helfen«, bat er halblaut, »wenn Sie meinen, dass Sie es alleine nicht schaffen.«

»Wer sagt Ihnen denn, dass ich es …?«, begehrte sie auf, besann sich dann jedoch und fuhr sich mit einer fast resignierten Geste durch das helle Haar. »Mir ist nicht zu helfen«, fügte sie kaum hörbar hinzu.

Dann stieg sie aus, schlug die Wagentür zu, hob einmal, als sie im Scheinwerferlicht des stehenden Wagens erschien, die Hand und rannte dann quer über die Straße, um im Labyrinth der Seitengassen zu verschwinden.

Natürlich wohnte sie nicht irgendwo hier in der Nähe. Jan hatte es ihr von Anfang an nicht geglaubt, er glaubte es ihr immer noch nicht. Erst jetzt fiel ihm ein, dass sie ihren Namen nicht genannt hatte. Natürlich nicht. Leute wie sie wollten möglichst anonym bleiben.

Schade, dachte Jan und schaltete das Autoradio ein. Schade um sie. Schade auch, dass sie so einfach verschwunden war.

Nun würde er sie natürlich nie wiedersehen.

***

»Ich habe mich zu Tode gelangweilt«, stellte Jan Arendt anderntags fest, und seine Sozia Dinah Flemming konterte sofort: »Das kalte Büffet war nicht schlecht.«

Jan warf ihr einen belustigten Blick zu.

»Immerhin ein kleiner Trost, was? Aber sag ehrlich, Dinah, müssen wir diese Torturen immer wieder stumm über uns ergehen lassen? Warum sagen wir die nächsten zwei Dutzend Einladungen nicht einfach ab?«

Dinah seufzte leise. »Weil wir es uns nicht erlauben können, Jan. Noch nicht! Wir brauchen jeden Klienten, und wir brauchen vor allem, dass man uns kennenlernt und sich unsere Namen merkt. Anwälte dürfen keine Werbung für sich machen, also müssen wir zu anderen Mitteln greifen, um bekannt zu werden.«

»Ja, ich weiß«, gab Jan ein wenig bekümmert zu. »Ganz gleich, was man über uns spricht – Hauptsache, es wird überhaupt gesprochen.«

»Was willst du, Jan? Das sind die Opfer, die man als junger, aufstrebender Anwalt bringen muss. Bedauerlicherweise haben wir nur diese Räume, nicht aber die Klienten vom verstorbenen Kollegen Brauer übernommen. Möchte wissen, wohin dessen Mandanten sich alle verdrückt haben. Die müssen sich doch andere Anwälte gesucht haben. Oder sollte der Kollege Brauer alle seine Fälle ordentlich erledigt haben und dann pünktlich und ohne eine einzige unerledigte Sache verschieden sein?«, fragte Dinah mit gerunzelter Stirn.

Jan starrte mit abwesendem Gesicht in den regnerischen, kalten Herbsttag hinaus. Er schwieg eine ganze Weile. Dinah hätte viel darum gegeben, zu erfahren, was jetzt hinter seiner Stirn vorging, doch nichts in seinem Mienenspiel verriet ihr das.

Er hatte gut gelernt, seine wahren Empfindungen zu verbergen. Er konnte lächeln und gleichzeitig mit den Gedanken ganz woanders sein, das wusste sie. Und es machte sie immer noch wütend, obwohl sie nicht einmal hätte sagen können, warum. Aber es gab eben eine Seite an Jan Arendt, die ihr seit jeher verschlossen blieb.

»Du sagst nichts?«, fragte sie nun, weil sein Schweigen ihr ein gewisses Unbehagen bereitete. »Wirklich, Jan, es macht keinen Spaß mehr, mit dir irgendwo hinzugehen. Du entwickelst dich zu einem regelrechten Partymuffel und wunderst dich dann, wieso wir uns jeden Klienten einzeln mit einem Lasso einfangen müssen.«

»Es macht mir eben keinen Spaß, auf diese Weise Aufträge zu ergattern«, erwiderte er kurz.

»Ja, glaubst du denn, mir macht es Freude? Ich kenne mittlerweile auch jeden Witz, jede Pointe und jedes kaltes Büffet. Von vornherein weiß ich, was bei wem auf den Tisch kommt. Aber was soll’s? Es ist wichtig für uns, präsent zu sein. Und ich habe gestern Abend den großen Kraft-Kerbel kennengelernt, der nicht abgeneigt scheint, uns eine Grundstückssache anzutragen.«

»Ich sage ja schon gar nichts mehr!«, rief Jan und hob abwehrend beide Hände. »Du bist zweifellos die Tüchtigere von uns beiden. Gut, dass ich dich überreden konnte, bei mir einzusteigen. Was täte ich bloß ohne dich?«

Dinah lächelte matt. »Oh, du kommst doch glänzend ohne mich zurecht«, meinte sie leise. »Dabei hat es Zeiten gegeben, da hätte ich das nie für möglich gehalten.«

»Das war einmal«, sagte Jan lakonisch. »Dinah, ich finde es großartig von dir, wie du dich als meine Sozia eingeführt hast, aber die Erinnerungen an alte Zeiten wollen wir doch zukünftig beiseitelassen, ja?«

»Wenn du es sagst, Jan – mir soll es recht sein«, gab sie spröde zurück und wandte sich ab. In der Tür sah sie noch einmal über die Schulter zu Jan hin. »Trotzdem, Jan, ich habe nichts vergessen.«

»Ich auch nicht, Dinah, ich auch nicht«, versicherte er zerstreut und war doch mit seinen Gedanken schon ganz woanders.

Er wühlte in ein paar Akten, dann las er eingegangene E-Mails, und Dinah erkannte, dass er längst vergessen hatte, woran sie ihn immer wieder so gern erinnerte – an ihre einstige Liebe nämlich.

***

Dazuliegen, gegen die Zimmerdecke zu starren und zu warten – Corinna kannte kaum etwas Schlimmeres. Manchmal, wenn sie so dalag, war ihr, als hätte sie ihr ganzes Leben bereits auf diese Weise verbracht – wartend.

Ab und zu tauchten die Scheinwerfer vorüberfahrender Wagen in den Raum, und jedes Mal fuhr sie in die Höhe, in der Hoffnung, es sei Claus, der endlich kam.

Aber Claus kam nicht vor Morgengrauen. Er kehrte nie vor Morgengrauen heim. Corinna wusste das längst aus Erfahrung. Meistens erschien er gerade noch zum ersten Frühstück, und dann sah sie stumm zu, wie er sich einen starken Kaffee einschenkte. Sie sagte nichts, fragte nichts, sondern zwang sich, die bleierne Müdigkeit in den eigenen Gliedern zu ignorieren und nicht daran zu denken, dass sie einen langen Tag vor sich hatte.

Warum machte sie dem nicht endlich ein Ende?

Aus Angst? Wovor? Vor den Konsequenzen, die unweigerlich kommen mussten, wenn sie zu reden anfing?

Ach, so große Worte, dachte sie jedes Mal, wenn sie so weit gedacht hatte. So oft im Leben bildete man sich ein, nichts tun zu können, und dann geschah irgendetwas, das zunächst nur einen kleinen Stein in Bewegung setzte, doch ehe man es sich versah, wurde dieses Steinchen zur Lawine, und dann kam die Explosion – und danach ging das Leben weiter, als wäre nichts passiert …

Corinna richtete sich im Bett auf und suchte nach ihrem Zigarettenetui. Ach, diese unzähligen Zigaretten, die sie geraucht hatte, während sie nächtelang auf Claus wartete! Aneinandergereiht ergaben sie wahrscheinlich eine Kette um den ganzen Erdball.

»Unsinn!«, sagte sie laut. »Das geht ja erst seit zwei Jahren so.«

Nein, korrigierte ihr Gedächtnis sie sofort. Seit vier Jahren. Lüg dich nicht selber an, mach dir nicht selbst etwas vor! Damals, in jener fürchterlichen Nacht, als sie glasklar erkannt hatte, was mit Claus los war, war sie am Ende gewesen. Das Entsetzen hatte sie kraftlos gemacht. Ein Halm im Wind, weiter nichts war sie gewesen.

Und dann hatte sie einen Entschluss gefasst und sich zusammengerissen. Nein, sie duldete keine eigene Schwäche. Was getan werden musste, würde getan werden. So war sie immer gewesen. Niemand würde sie jemals verzweifelt und resigniert erleben.

Doch heute Abend war sie verzweifelt gewesen und resigniert. Wie sie da in der kalten, feuchten Nacht vor dem Kasino auf den eisigen Stufen gesessen hatte, da war ihr ein hässlicher Gedanke durch den Kopf geschossen.

Ach, wenn doch plötzlich, mit einem Schlag, alles vorbei wäre!, hatte sie gedacht. Warum erschlägt mich kein Blitz, warum trifft mich kein strafender Donnerschlag aus heiterem Himmel? Warum zürnt mir kein zorniger Gott, sondern sieht stattdessen tatenlos zu, wie wir alle zugrunde gehen?

Claus war sensibel, fast überempfindlich, mit dem schmalen, unfertigen Gesicht eines Jungen, hoch musikalisch obendrein. Es hatte früher nichts gegeben, was Claus nicht konnte – Klavier und Saxophon spielen, malen, zeichnen, komponieren … Er hatte davon geträumt, Musik zu studieren und eines Tages ein großes Sinfonieorchester zu dirigieren. Doch dann war alles ganz anders gekommen.

Heute sprachen sie nicht mehr davon. Aber Corinna wusste, dass er noch manchmal daran dachte. Dann hockte er stundenlang am Klavier, sprach nicht, aß nicht, rauchte nur und spielte.

In solchen Augenblicken hatte Corinna immer Angst um ihn gehabt. Eine berechtigte Angst, wie sie heute wusste.

Irgendwo im Haus klappte leise eine Tür. Da konnte Corinna aufatmen und endlich schlafen.

***

»Bitte, Jan«, bettelte Dinah, »nur dieses eine Mal noch. Ein einziges, winziges, lächerliches Mal noch, dann bist du für alle Zeiten davon befreit.«

»Ha!«, machte Jan in gespielter Verachtung. »Wer’s glaubt! Weib, du hintergehst mich schon wieder.«

Sie sahen sich an und brachen beide in schallendes Gelächter aus. Da standen sie mitten auf dem langen Gang des riesigen Gerichtskomplexes, er wollte hinein in den Gerichtssaal VII, aus dem Dinah soeben herausgekommen war. Sie gaben sich gewissermaßen die Türklinke in die Hand.

Arendt und Flemming in Aktion. Das hörte sich an wie der Titel einer amerikanischen Fernsehserie, fand Jan, aber es missfiel ihm nicht.

Dinah, mittelgroß, mit kastanienbraunem Bubikopf und ein paar verspäteten Sommersprossen auf der Nase, die sie sich beim Angeln am letzten Wochenende an der Ostsee geholt hatte, lachte nun nicht mehr. Im Gegenteil, sie wurde sogar sehr ernst.

»Kraft-Kerbel wird da sein, das weiß ich ganz sicher. Wir müssen ihn für uns begeistern, Jan, dann kriegen wir seine Grundstückssache und nicht nur die. Ich habe läuten hören, dass er neue Anwälte für sein Unternehmen sucht. Er braucht dauernd juristischen Beistand. Ein paar vom Schlage Kraft-Kerbels und wir haben ausgesorgt.«

Jan wirkte nicht sehr überzeugt. »Das heißt, ich muss mich heute Abend schon wieder in mein Dinnerjacket zwängen …«

»Wieso zwängen? Sitzt es etwa nicht mehr?«, wollte Dinah belustigt wissen.

»Wie kann es noch gut sitzen, wenn ich dauernd bei irgendwelchen Partys am kalten Büffet herumstehen und essen und trinken muss?«, regte er sich auf. »Und wozu das alles? Nur, um endlich ins Geschäft zu kommen.«

»Die Kortes sind schrecklich nette Leute«, beteuerte Dinah indessen. »Zwar kenne ich nur den alten Korte durch meinen Vater, aber er soll ganz reizende Kinder haben.«

»Wie alt sind die lieben Kleinen?«, wollte Jan grollend wissen.

Dinah hob die Schultern »Keine Ahnung. Auf jeden Fall sind sie dem Teenie-Alter entwachsen, glaube ich.«

»Kannst du nicht alleine …«, begann er, aber sie unterbrach ihn sogleich.

»Nein, Jan, nein, auf gar keinen Fall! Wir haben diese Anwaltskanzlei zu gleichen Teilen übernommen. Das heißt, nicht nur der Erfolg wird geteilt, sondern auch die Bemühungen um den Erfolg. Tu du das Deine, ich werde das Meine tun, ohne lange zu murren.«

Er schwieg sekundenlang. »Also, versprochen – nur noch dieses eine Mal?«

Sie atmete insgeheim auf. »Ehrenwort! Kraft-Kerbel wird sich unserem geballten Charme gar nicht entziehen können und uns widerspruchslos seine sämtlichen gerichtlichen Probleme überlassen.«

»Man wird sehen«, brummte Jan, und dann musste er sich beeilen, in den Gerichtssaal zu kommen, damit die Verhandlung endlich beginnen konnte. Der vorsitzende Richter empfing ihn dann auch prompt mit einem sehr vorwurfsvollen Blick.

***

»Ich verstehe überhaupt nicht, warum wir diese alberne Party geben müssen«, sagte Claus Korte leicht gereizt, als er am frühen Nachmittag mit seiner Schwester und seinem Vater am Tisch im Esszimmer saß, wo eben das Dessert – eine Himbeermousse – serviert wurde.

Henry Korte schwieg. Er hätte sich nie dazu hinreißen lassen, vor Dienstboten eine Auseinandersetzung anzufangen. Henry war eben noch ein Mann vom alten Schlag – durch und durch fair, loyal den Seinen gegenüber, verlässlich und wahrscheinlich als letzter Mensch auf Gottes Erdboden davon überzeugt, dass das Gute stets siegte.

»Du bist unausgeschlafen, mein Sohn, und deshalb machst du so kindische Bemerkungen«, sagte Henry, nachdem die Tür hinter dem Mädchen zugefallen war, das eben serviert hatte. »Wir müssen diese Party geben, weil wir sie immer gegeben haben, und weil man es von uns erwartet.«

»Ach, dauernd diese lästigen Verpflichtungen«, wurde Claus schroff. »Und wozu der Aufwand? Es bringt nichts ein. Nicht das Geringste.«

»So ein Abend ist vor allem dazu da, bestehende Verbindungen zu pflegen«, erinnerte Henry gelassen.

Claus wollte noch etwas sagen, doch dann besann er sich. Er warf seine Serviette hin und verließ das Esszimmer, ohne von seiner Himbeermousse gegessen zu haben. Henry schmeckte es auch nicht mehr. Er lehnte sich mit einem tiefen Seufzer in seinem Stuhl zurück und suchte den Blick seiner Tochter.

»Er ist unausstehlich«, bemerkte er trocken.

Corinna lächelte mühevoll. »Er ist immer unausstehlich, wenn er nachmittags zu einer Konferenz muss, das weißt du doch. Aber ich wette, wenn er zurückkommt, sieht alles ganz anders aus.«

Henry schwieg sekundenlang und spielte mit seinem schweren, silbernen Serviettenring.

»Trinkt er, Corinna?«, wollte er dann so unvermittelt wissen, dass sie heftig erschrak.

»Wer? Claus? O nein, Vater, nein!«, wehrte sie bestürzt ab.

»Bist du ganz sicher?«

»Völlig.« Sie nickte und wiederholte, wie um das zu unterstreichen: »Absolut sicher.«

»Was lässt dich so sicher sein?«, blieb ihr Vater hartnäckig.

Corinna biss sich auf die Lippen.

»Ich – ich weiß es eben, Vater. Claus hat sich nie viel aus Alkohol gemacht. Er hat einen wahren Horror davor. Allein der Geruch von Champagner lässt ihn erschaudern.«

»Wieso ist er dann seit einiger Zeit so … so …« Henry Korte fehlte das rechte Wort.

Corinna heftete ihren Blick starr auf ihren leeren Teller. Sie konnte ihren Vater jetzt nicht ansehen. Er war ein kranker Mann, und er hatte es nicht verdient, dass man ihn belog. Er selbst hätte nie gelogen, davon war sie überzeugt. Henry Korte war als anständiger, aufrichtiger Mann bekannt. Auch deshalb hatten so viele gerne geschäftlich mit ihm zu tun.

Sein Sohn war leider nicht von dieser Art.

»So anders?«, half sie ihm, und ihre Stimme war leise.

Henry nickte. »Ich erkenne ihn oft gar nicht wieder. Hat ihn das Geschäft so verändert? Die Tatsache, dass er den Betrieb plötzlich übernehmen, dass er mich vertreten, ersetzen musste? Ich hatte eigentlich erwartet, dass ihn das glücklich macht. Ein erwachsener Sohn sollte nicht bis fünfzig in der zweiten Reihe stehen und warten müssen, dass der Vater eines Tages abdankt. Meine Krankheit zwingt mich, früher aufzugeben, als vorgesehen war. Aber nun gut, ich akzeptiere das. Für Claus kann es nur gut sein, dachte ich. Nun wird er aufblühen, zu ganz großer Form auflaufen. Endlich kann er alleine entscheiden, selbst die Verantwortung übernehmen, Entschlüsse durchsetzen … Aber nein, es scheint nicht das zu sein, was er braucht.«

Corinnas Lippen zitterten leicht, als sie erwiderte: »Claus ist anders als du, Vater. Du darfst ihn nicht dauernd mit dir vergleichen. Damit wird man ihm nicht gerecht.«

»Natürlich nicht, und ich vermeide das auch tunlichst«, sagte Henry. »Aber ich werde mir doch wohl noch meine Gedanken machen dürfen, oder?«

Da klang der alte Widerspruchsgeist durch, der diesen Mann sein Leben lang ausgezeichnet hatte. Nein, Henry Korte war nie angepasst gewesen, wenn er auch stets auf Fairness geachtet hatte. Ungewöhnlich war er trotzdem geblieben.

Corinna wusste nicht, was sie noch sagen sollte. Sie führten dieses Gespräch nicht zum ersten Mal. Henry machte sich viel zu viele Gedanken, fand sie mit einem kleinen Frösteln. Er sollte nicht so viel denken. Er durfte sich keine Sorgen machen. Das konnte sein Tod sein. Man musste darauf achten, dass sein Leben freundlich, gleichmäßig, ohne großartige Erschütterungen blieb.

Sie tat seit Jahren nichts anderes, als all dies zu beachten. Die Furcht, den Vater durch ein unbedachtes Wort, eine unvorsichtige Bemerkung oder gar eine unüberlegte Handlung zu schockieren und ihn damit möglicherweise um sein Leben zu bringen, hatte sich seit Langem wie ein riesiger, schwarzer Raubvogel in ihr festgekrallt und ließ sie nicht mehr los.

Er durfte sich nicht aufregen. Man durfte ihn nicht ängstigen. Niemand durfte ihn jemals durch irgendetwas erschrecken. Corinna wachte darüber, Tag und Nacht, Woche für Woche, Jahr für Jahr. Sie hielt alles von Henry fern, was ihm auch nur andeutungsweise schaden könnte.

Claus konnte ihm schaden. Er konnte Henry sogar das Leben kosten. Und deshalb musste Corinna immerzu aufpassen, dass dies nicht geschah. Das war auf die Dauer anstrengend, ja, kräftezehrend, denn sie musste nicht nur zu Hause darauf achten, dass alles seinen Gang ging, sondern hatte außerdem noch ihre Arbeit in der Firma.

Nein, sie war nicht die verwöhnte, immer ein wenig gelangweilte Industriellentochter, die das Arbeiten den Männern in der Familie überließ. Seit ihrem abgeschlossenen Studium der Wirtschaftswissenschaften arbeitete sie in der väterlichen Firma mit.

»Woran denkst du, Corinna?«, fragte Henry Korte seine Tochter und betrachtete sie mit gerunzelten buschigen Augenbrauen.

Corinna legte ihre Hand auf seine und strich leicht darüber hinweg.

»An alles Mögliche, Vater …« Sie verlieh ihrer Stimme einen zuversichtlichen Ton. »Es wäre zu viel, wollte ich das jetzt alles in Worte fassen. Um auf Claus zurückzukommen: Er wird dich nicht enttäuschen. Er wird heute Abend, wenn wir unsere Gäste empfangen, zur Stelle sein und die Erwartungen erfüllen, die du an ihn hast. Er wird das tun, was er uns, unserer Firma, unserem Namen und guten Ruf schuldig ist. Da bin ich ganz sicher.«

Henry atmete spürbar auf. Seltsam, dass er es so sehr brauchte, solche Worte von seiner Tochter zu hören.

»Das ist gut«, murmelte er. »So muss es sein.«

***

Corinna hatte recht. Abends war Claus an seinem Platz, so, wie man es nicht anders von ihm erwartet hätte.

Corinna und Claus Korte standen rechts und links vom Rollstuhl ihres Vaters, der trotz seiner eisgrauen Mähne, dem kantigen, leicht gebräunten Gesicht und den stahlblauen, funkelnden Augen nicht eine Sekunde vergessen lassen konnte, dass er ein schwerkranker, alter Mann war.

Dinah Flemming hörte jemanden hinter sich wispern: »Henry Korte kann einem in tiefster Seele leidtun. Wer hätte das jemals für möglich gehalten, dass er sich so früh von allem würde zurückziehen müssen?«

»Sein Sohn vertritt ihn ganz großartig«, kam es ebenso leise zurück. »Er soll auf bewundernswerte Weise in seinen Aufgabenbereich hineingewachsen sein. Korte hat keinen einzigen Geschäftspartner verloren, seit er selbst die Firma nicht mehr leiten kann. Und das will etwas heißen.«

Über Corinna Korte verlor niemand ein Wort. Das lag vielleicht daran, dass sie sich so strikt im Hintergrund hielt. Sie stand stets hinter ihrem Bruder oder hinter ihrem Vater und brachte sich selbst kaum einmal in den Mittelpunkt. Dinah nahm sich aber trotzdem die Zeit und auch die Gelegenheit, Corinna genauer anzusehen.

In einem ruhigen Moment beobachtete sie Corinna Korte über den Rand ihres Champagnerglases hinweg und musste zugeben, dass die andere eine ganz bewundernswerte, junge Frau war.

Sie trug ein schmal geschnittenes Kleid aus schwarzer Seide, dazu keinen Schmuck, keine Perlen, überhaupt nichts Auffälliges. Das helle Haar hatte sie hochgesteckt. Es war straff zurückgekämmt und gab ihr klares, schön geschnittenes Gesicht auf eine faszinierende Art frei.

Ihre Augen waren hell – grün oder blau? Das konnte Dinah nicht feststellen. Auf jeden Fall ruhte ihr Blick die meiste Zeit des Abends besorgt auf dem alten Korte, der sich glänzend zu unterhalten schien. Zahlreiche seiner alten Geschäftspartner hatten ihn und seinen Sohn, den jetzigen Firmeninhaber, umringt und waren in eine angeregte Unterhaltung vertieft.

Auch Dinah hätte sich gerne amüsiert, aber mit wem? Jan Arendt war noch nicht gekommen, ob er überhaupt kommen würde, bezweifelte sie jetzt. Es war gleich halb elf, er hätte also eigentlich schon da sein müssen. Auch Kraft-Kerbel glänzte durch Abwesenheit. Sollte dieser Abend, von dem Dinah sich so viel versprochen hatte, ein einziger Fehlschlag werden?

»Frau Flemming?« Unvermittelt trat Corinna Korte zu Dinah und reichte ihr mit einem liebenswürdigen Lächeln die Hand.

»Es tut mir leid, dass man Sie so vernachlässigt. Aber die Herren sind einfach nicht aus ihrer Runde loszueisen. Was kann ich für Sie tun? Möchten Sie noch ein wenig Champagner? Oder etwas anderes zu trinken? Vielleicht eine Kleinigkeit zu essen?«

Dinah war angesichts solcher Fürsorge richtig gerührt, lehnte jedoch dankend ab.

»Ich werde mich gleich verabschieden«, fügte sie mit einem bedauernden Lächeln hinzu. »Das richtet sich aber nicht gegen Sie und diese zauberhafte Party, sondern … also, ich hatte eigentlich gehofft, Herrn Kraft-Kerbel hier heute wiederzusehen, und außerdem wollte mein Partner noch kommen …«

Corinnas Blick ruhte ruhig und aufmerksam auf Dinahs Gesicht.

»Kraft-Kerbel hat abgesagt«, wusste sie. », Und zwar eine halbe Stunde vor Beginn der Party.«

»Schade«, erwiderte Dinah leise. »Ich hätte ihn so gerne näher kennengelernt.«

Ein kleines wissendes Lächeln huschte über Corinnas schmales Gesicht.

»Sie versprechen sich sehr viel davon? Dann müssen Sie am Wochenende auf den Golfplatz gehen. Kraft-Kerbel ist ein begeisterter Golfspieler und verbringt das ganze Wochenende auf dem Court, wenn das Wetter es zulässt.«

Dinahs Enttäuschung hatte zunächst einem jähen Enthusiasmus Platz gemacht, der nun aber schon wieder wie eine Kerze, die ausgeblasen wurde, erlosch.

»Ich verstehe nicht das Geringste von Golf«, gestand sie kläglich.

Corinna lachte auf. »Nicht? Das ist schlecht, weil man eigentlich bei Kraft-Kerbel über das Golfspiel alles, wirklich alles erreichen kann.«

»Ich schicke meinen Kompagnon«, hatte Dinah den rettenden Einfall. Sie sah sich noch einmal nach allen Seiten um und stellte dann böse fest: »Typisch für ihn, er ist nicht gekommen. Er drückt sich zu gerne vor solchen Einladungen.«

»Das sollte er nicht«, fand sogar Corinna, »denn an so einem Abend können hoch wichtige Kontakte geknüpft werden. Darauf kann doch kaum jemand verzichten.«

»Eben«, bestätigte Dinah erbittert. »Aber bringen Sie mal diesen Mann dazu, das einzusehen.«

Corinnas Aufmerksamkeit schweifte ab. Das war deutlich zu spüren. Obwohl noch Dinah zugewandt, glitt ihr Blick hinüber zum Vater, dann zum Bruder. Dinah spürte richtig, wie die junge Frau plötzlich innerlich Distanz zwischen sich und sie legte, und obwohl sie noch zwei, drei freundliche Sätze miteinander wechselten, war Corinna eigentlich schon nicht mehr da.

Sie entschuldigte sich schließlich bei Dinah und kehrte zurück zu ihrem Platz hinter dem Rollstuhl des Vaters.

Dort stand sie den gesamten restlichen Abend, jedenfalls solange Dinah noch da war.

Bewundernswert, dachte Dinah ein weiteres Mal, nachdem sie sich verabschiedet hatte. Aber tauschen möchte ich nicht mit ihr, trotz all des Reichtums und der prominenten Familie, die sie hinter sich hat.

»Banause!«, sagte Dinah am anderen Vormittag dann auch als Erstes zu Jan, kaum, dass sie die gemeinsamen Kanzleiräume betreten hatten.

Er wusste selbstverständlich sofort, was sie meinte, und bekümmert senkte er den Kopf.

»Ich muss beschämt gestehen, dass ich unsere Verabredung vergessen hatte.«

»Warum? Was kann es Wichtigeres geben als eine Einladung im Hause Korte?«, regte Dinah sich auf.

Er hob schuldbewusst die breiten Schultern.

»Ich war mit Freunden zum Squash und anschließend haben wir in gemütlicher Runde zusammengesessen – und als mir diese Party bei Korte einfiel, da war es fast Mitternacht. Du erwartest doch wohl nicht, dass ich dann noch kopfüber in meinen Frack stürze und angejagt komme?«

»N-nein, das erwarte ich nicht von dir«, zeigte Dinah sich großzügig und setzte sich auf die Kante seines Schreibtischs. »Aber etwas anderes wird nun von dir erwartet.«

»Tatsächlich?«, brummte Jan düster und voll unguter Ahnungen. »Was könnte das wohl sein?«

Sie holte tief Luft. »Spielst du Golf, Jan?«

Er nickte zögernd. »Ganz leidlich. Aber Golf gehört nicht zu meinen größten Leidenschaften.«

»Das stört ja nicht weiter«, meinte Dinah. »Du hast hiermit das Vergnügen und die große Ehre, dich am Wochenende auf dem Golfplatz zu tummeln und dort nicht eher die Stellung aufzugeben, bis du den großen und allmächtigen Kraft-Kerbel kennengelernt hast.«

»Ach?«, machte Jan verdrossen. »Und wer sagt mir, dass er auch wirklich dort sein wird?«

»Ich weiß aus zuverlässiger Quelle, dass Kraft-Kerbel das Golfspielen über alles liebt«, berichtete Dinah. »Ich habe getan, was ich konnte, um ihn als Klient für uns an Land zu ziehen – aber von Golf verstehe ich nichts. Und gestern Abend war er nicht da. Er hatte kurz vorher abgesagt.«

»Wahrscheinlich hasst er Partys genauso wie ich«, ahnte Jan.

»Trotzdem hält er es für seine Pflicht, sich ab und zu auf solchen Partys zu zeigen«, gab Dinah streng zurück. »Hör zu, Jan, du machst es dir ein bisschen zu einfach. Es werden hier nicht plötzlich haufenweise Klienten für uns durch das Oberlicht hereinregnen. Wir müssen schon etwas dafür tun, wenn wir unsere Klientel vergrößern wollen.«

»Das leuchtet mir durchaus ein«, sagte Jan ernüchtert. »Aber das gesellschaftliche Parkett ist wirklich nicht meine Spezialstrecke. Der Golfplatz liegt mir da viel eher.«

»Du gehst also am Wochenende zum Golf?«

»Jawohl – obwohl ich bezweifle, dass Kraft-Kerbel überhaupt da sein wird«, brummte Jan skeptisch. »Es soll in Strömen regnen am Wochenende, und zeig mir den Menschen, der dann Golf spielt. So blöd kann gar keiner sein.«

***

Jan Arendt irrte sich gewaltig. Er irrte sich gleich in mehrfacher Hinsicht. Erstens regnete es nicht in Strömen, im Gegenteil, der Samstagvormittag kam mit schönem, klarem Himmel, wie man ihn manchmal an Herbsttagen nach den ersten frostigen Nächten beobachten kann. Die Sonne schien und strafte damit sämtliche meteorologischen Voraussagen Lügen.

Jan irrte sich auch, was Kraft-Kerbel betraf. Der erschien pünktlich mittags um zwei auf dem Golfplatz. In seiner Begleitung befanden sich sein Caddy und eine junge, hochgewachsene Frau, die ihr Haar unter einer flotten Golfmütze versteckte, lange Hosen trug und einen schicken Pullover über einer weißen Hemdbluse. Sie sah hinreißend sportlich und dynamisch aus, und Jan war nicht der Einzige, der ihr hinterher schaute, als sie über den Golfkurs kam.

Jan wollte sich schon wieder abwenden, als ihn irgendetwas in den Bewegungen und der Haltung der Frau stutzen ließ. Er wusste nicht, wieso, aber plötzlich weckte sie eine Erinnerung in ihm.

Sie befand sich mit ihm auf gleicher Höhe, als sie wie zufällig einen Blick zu ihm hinüberwarf, ebenfalls stockte und dann lachend und mit schwungvollen Schritten auf ihn zukam.

»Dr. Arendt, was für eine nette Überraschung, Sie hier zu sehen! Haben Sie schon jemanden, mit dem Sie spielen?«

Jan hätte nicht verblüffter sein können.

»Wie? Ich … ich weiß nicht … Nein, ich …«

Sie hatte sich bereits nach ihren beiden Begleitern umgedreht.

»Onkel Martin, kennst du Dr. Arendt schon? Nicht? Das ist beinahe unverzeihlich. Er gehört zu den jungen, aufstrebenden Anwälten unserer Stadt. Man sagt ihm eine große Karriere voraus, nicht wahr, Dr. Arendt?«

Kraft-Kerbel kam zu Jan herüber und schüttelte ihm jovial die Hand. Er entpuppte sich als ein rundlicher, kleiner Mann mit Halbglatze, den nichts sonst zu interessieren schien als der Golfkurs und die bevorstehende Partie.

»Gutes Wetter heute, was, Dr. Arendt?«, fragte er ein wenig kurzatmig. »Sie spielen alleine? Kommen Sie, schließen Sie sich uns an. Corinna hat ganz recht, alleine sollte man nie Golf spielen. Ist ja viel zu langweilig. Corinna, machst du den Anfang?«

Als Jan mit ihr ein paar Sekunden alleine war, weil Kraft-Kerbel mit seinem Caddy redete, flüsterte Jan ihr zu: »Was tun Sie denn da? Ich habe doch gar keinen Doktortitel!«

»Das macht ja nichts«, antwortete sie ebenso leise. »Aber bei Onkel Martin schindet man damit ungeheuren Eindruck. Er hat einen riesigen Respekt vor allen Titeln, ganz egal, ob Doktor oder Studienrat.«

»Hören Sie, woher kennen Sie Kraft-Kerbel?«, zischte Jan.

»Er ist mein Patenonkel«, zischte sie zurück. »Das heißt, ich kenne ihn seit ziemlich genau sechsundzwanzig Jahren.«

»Und wieso wissen Sie, wer ich bin und …«

»Ich weiß alles«, sagte sie halblaut. »Fragen Sie mich jetzt nicht, warum. Ich habe es eben erfahren, das ist alles.«

Und dann richtete sie sich zu ihrer vollen Größe auf und nahm die Golfmütze ab. Eine kräftige Windbö fuhr durch ihr schulterlanges, hellblondes, glattes Haar, und da wusste er mit einem Schlage, wer sie war und woher er sie kannte.

»Sie sind es!«, entfuhr es ihm fassungslos.

Corinna lachte und warf den Kopf zurück. Eine Bewegung, die typisch für sie war und die er nie wieder vergessen sollte.

»Ja, ich bin es. Warum machen Sie so ein entsetztes Gesicht? Ich spiele ganz gut Golf, und ich spiele regelmäßig an den Wochenenden mit Onkel Martin. Das konnten sie natürlich nicht ahnen. Sonst hätten Sie ihn schon längst kennenlernen können, nicht wahr?«

Jan rang nach Atem. »Sie müssen mir erlauben, dass ich Sie nach dem Golf als Dankeschön zum Essen einladen darf.«

»Ich kann es Ihnen nicht erlauben, weil Onkel Martin mich anschließend immer einlädt«, erwiderte sie belustigt mit blitzenden hellen Augen. »Aber wenn wir Glück haben, werden Sie heute von ihm dazu eingeladen.«

»Wir?«, fragte Jan.

Da schlug sie die Augen nieder und sagte rasch und sehr leise: »Nun, wir stecken beide bis zum Hals in der ganzen Sache, oder? Mitgegangen, mitgefangen …«

»Mitgehangen«, ergänzte Jan lächelnd. »Aber so weit wird es hoffentlich nicht kommen.«

Er spielte miserabel an diesem Nachmittag, und das freute Kraft-Kerbel, denn so konnte er gewinnen, ohne in Bedrängnis zu geraten. Vielleicht hätte Corinna ihn schlagen können, doch sie schien darauf keinen Wert zu legen. Kraft-Kerbel war wie ein kleiner Junge, den man siegen ließ, weil er sonst trotzig und ungenießbar wurde.

Jan hatte eine Niederlage nie weniger interessiert als diese. Er war viel zu sehr davon in Anspruch genommen, Corinna zu beobachten, wenn sie zum Abschlag ansetzte.

Sie war so völlig anders als neulich Nacht, da er sie auf den Stufen des Spielkasinos aufgelesen und mit in die Stadt genommen hatte. Gelöst, fröhlich, jung war sie! Nie würde Jan dieses Bild vergessen. Corinna brannte sich an diesem sonnigen, schönen Herbstnachmittag für alle Zeiten in sein Herz ein, in seine Seele.

Es wurde später Nachmittag, als sie das Green verließen. Kraft-Kerbel hatte mit sechs Schlägen unter Par gewonnen, Corinna war ehrenvolle Zweite geworden, während Jan abgeschlagen mit vielen ungezählten Schlägen über Par endete.

Dennoch hätte seine Stimmung nicht besser sein können. Als sie zum Klubhaus zurückkehrten, redete Kraft-Kerbel über nichts anderes als diese und viele andere Golfpartien, die er offenbar allesamt siegreich abgeschlossen hatte. Doch an den Blicken, die Corinna immer wieder zu Jan sandte, erriet er, dass Kraft-Kerbel es in diesen Dingen nicht allzu genau mit der Wahrheit nahm.

Sie hatten das Klubhaus kaum betreten, da wurde Kraft-Kerbel ans Telefon gerufen und kehrte wenig später mit bedauerndem Schulterzucken zu ihnen zurück.

»Corinna, ihr müsst ohne mich essen! Ich muss ganz schnell nach Hause. Habe überraschend Besuch von meiner Tochter bekommen. Dr. Arendt, wenn es recht ist, werde ich Sie am Montag anrufen. Wann passt es Ihnen? Am frühen Nachmittag? Ach, da sind Sie bei Gericht? Dann kurz vor sechs, ja? Gut, Sie hören von mir.«

Damit verabschiedete er sich, und Jan blickte ihm einigermaßen fassungslos hinterher.

»Mein Gott, was bedeutet denn das alles nur?«

Corinna lächelte fein. »Das bedeutet nichts anderes, als dass Sie bei Onkel Martin die halbe Schlacht bereits gewonnen haben.«

»Aber ich habe gar nichts dazu getan!«

»Nein, Sie nicht, aber ich«, sagte sie neckend und winkte einen Kellner heran. »Jetzt habe ich Hunger. Was essen wir?«

Schweigend studierten sie die Speisekarte, dann, nachdem sie bestellt hatten, meinte Corinna: »Sie haben mir neulich nachts einen Gefallen getan – nun tue ich Ihnen einen.«