Silvia-Gold 156 - Sibylle Simon - E-Book

Silvia-Gold 156 E-Book

Sibylle Simon

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Beschreibung

Ist diese erste Begegnung nun Zufall oder vom Schicksal gelenkt? Jedenfalls ist sie ungewöhnlich und aufregend. Findet zumindest Aline, die jüngste der »Frauen vom Salis-Gut«, wie sie, ihre Mutter und ihre Großmutter allgemein genannt wurden.
Es gibt nämlich keine Männer auf Salis. Plötzlich fällt Aline auf, wie selten sie sich darüber Gedanken gemacht hat, über das »Warum«, zum Beispiel ...
Aber der junge Mann, der eben auf so atemberaubende Weise in ihr Leben getreten ist, hat etwas in ihr in Bewegung gebracht, vielleicht sogar ein bisschen zu viel, denn Aline spürt, dass ihr Herz ungewöhnlich heftig schlägt. Ein neuer Nachbar ist er, attraktiv, intelligent, charmant ...
Aline seufzt. »Robert Hagen-Torn«, murmelt sie. Er verwirrt sie, und doch ahnt sie nicht, welche Verwirrung dieser Name erst daheim auf Gut Salis auslösen soll ...


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Inhalt

Cover

Ein Traum – verrückt und wunderbar

Vorschau

Impressum

Ein Traum – verrückt und wunderbar

Ist Aline die Frau seines Lebens – oder doch nur ein Sommerflirt?

Von Sibylle Simon

Ist diese erste Begegnung nun Zufall oder vom Schicksal gelenkt? Jedenfalls ist sie ungewöhnlich und aufregend. Findet zumindest Aline, die jüngste der »Frauen vom Salis-Gut«, wie sie, ihre Mutter und ihre Großmutter allgemein genannt wurden.

Es gibt nämlich keine Männer auf Salis. Plötzlich fällt Aline auf, wie selten sie sich darüber Gedanken gemacht hat, über das »Warum«, zum Beispiel ...

Aber der Mann, der eben auf so atemberaubende Weise in ihr Leben getreten ist, hat etwas in ihr in Bewegung gebracht, vielleicht sogar ein bisschen zu viel, denn Aline spürt, dass ihr Herz ungewöhnlich heftig schlägt. Ein neuer Nachbar ist er, attraktiv, intelligent, charmant ...

Aline seufzt. »Robert Hagen-Torn«, murmelt sie. Er verwirrt sie, und doch ahnt sie nicht, welche Verwirrung dieser Name erst daheim auf Gut Salis auslösen soll ...

Aline platzte auf Gut Stade mitten in die Vorbereitungen zur Versteigerung. Starke Männer in blauen Arbeitsoveralls trugen Möbelstücke zur Tür hinaus, schleppten Bilder davon und rollten Teppiche zusammen.

Aline, die eigentlich gehofft hatte, jemanden aus der Familie des bisherigen Besitzers von Gut Stade zu begegnen, bemühte sich, nicht im Wege zu stehen und eilte deshalb die Treppe hinauf zur Galerie. Als sie oben an die erstbeste Tür klopfen wollte, wurde die bereits von innen geöffnet.

Ein kleiner rosenholzfarbener Schreibtisch wurde hinausgetragen, von dem Aline ziemlich genau wusste, dass Marie-Claire von Stade mit besonderer Liebe daran hing. Der Schreibtisch hatte Marie-Claire, die in Alines Alter war, vom sechsten Geburtstag an begleitet ...

Der Raum, den Aline dann betrat und der früher einmal Marie-Claires Kinderzimmer gewesen war, war leer. Nur ein altes Bettgestell aus massivem Eichenholz stand noch an der linken Wand, und Alice ging hin, um sich darauf fallen zu lassen. Mit einem Seufzer barg sie das Gesicht für einen Moment in ihren Händen.

Dann jedoch gab sie sich einen Ruck, erhob sich gleich wieder und trat ans Fenster. Von dort aus konnte sie beobachten, dass man nicht einmal vor dem kleinen Gartenpavillon halt machte. Eben wurden auch dort die Rattanmöbel hinausgetragen, um sie auf einen riesigen Möbelwagen zu laden.

Aline spürte, wie ihr der Zorn heiß in die Wangen stieg. Gleichzeitig war ihr aber klar, dass sich nichts mehr ändern ließ. Es würde wenig Sinn haben, sich nachträglich noch in Zorn oder gar Sentimentalität hineinzusteigern.

Heinrich von Stade war kein Bauer gewesen, wider besseres Wissen hatte er seinerzeit das Gut übernommen, nachdem sein älterer Bruder bei einem Reitunfall ums Leben gekommen war. Alle hatten ein Fiasko prophezeit, und prompt war es auch so eingetreten: Heinrich hatte das Gut nicht halten können.

Aline straffte unwillkürlich ihre Schultern. Marie-Claire von Stade war zwar nie ihre beste Freundin gewesen, aber man hatte gute Nachbarschaft gepflegt. Sinnlos, dem nachzutrauern.

Auf Gut Stade begann mit dem heutigen Tag ein ganz neues Kapitel. Mit etwas Glück würde das, was jetzt zur Auktion gebracht wurde, ausreichen, um die Schuldenlast abzutragen, die Heinrich von Stade zu begleichen hatte. Man musste in so einer Situation praktisch denken, und die Familie Stade würde in Zukunft vor allem damit beschäftigt sein, sich ein gänzlich neues Leben aufzubauen ...

Als Aline das große Gutshaus wieder verließ, hatte sie niemanden mehr von den Stades angetroffen. Der Wind war inzwischen stärker geworden, peitschte Regen über das hügelige Land und trieb ein ganzes Heer schwarzer Wolken von Westen heran.

Aline schlüpfte in ihre Windjacke, stülpte sich die rote Mütze auf das Haar und zog dann eine Reitgerte aus ihrem Stiefel.

Während sie mit langen Schritten über den Hof ging, kümmerte sich niemand um sie. Ringsum waren alle so damit beschäftigt, das Haus auszuräumen, dass Aline inmitten dieser Hektik unbeachtet blieb.

Groß und schlank, beinahe ein wenig jungenhaft, wenn sie sprach, lachte und sich bewegte – so war Aline von Salis. Bei jedem ihrer energischen Schritte flog ihr helles Haar. Die Hände in den Hosentaschen – das war für sie eine geradezu typische Haltung, an der sämtliche Erziehungsversuche von Mutter und Großmutter kläglich gescheitert waren.

Jetzt saß sie schwungvoll auf, denn direkt am Tor hatte sie ihr Pferd, einen fuchsroten Wallach, festgemacht, der hier brav auf sie gewartet hatte.

Aline fühlte sich im Sattel am wohlsten. Auf dem Rücken eines Pferdes dahinzufliegen, alles hinter sich lassen zu können, was belastete – das war für sie das Schönste. Sie war seit jeher der Meinung, nichts und niemanden sonst zum Glücklichsein zu brauchen als ihre Mutter, ihre Großmutter, die Pferde und dieses herrliche Fleckchen Erde, auf dem ihr eigenes Gut lag.

Prompt begann sich auch jetzt, da der starke Wind an ihrem Haar zerrte, während sie dahintrabte, die triste Stimmung in ihr aufzulösen. Ruhe breitete sich in ihrem Innern aus.

Es war schade, dass sie niemanden von den Stades mehr angetroffen hatte, doch andererseits war sie auch kein Freund von rührseligen Abschiedsszenen. Was hätte sie Marie-Claire und ihren Eltern denn Tröstendes mit auf den Weg in ihr neues Leben geben können?

Plötzluch blieb der Wallach mitten auf dem Hohlweg stehen, bäumte sich sogar ein wenig auf. Fast wäre Aline, die so etwas bei diesem Pferd nicht gewöhnt war, aus dem Sattel gerutscht. Sie umklammerte in letzter Sekunde die Zügel, während das Pferd immer noch scheute und sich strikt weigerte, weiterzugehen.

Schließlich sprang Aline aus dem Sattel und versuchte, den Wallach zu führen, doch auch das erwies sich als vergebens.

»Meine Güte, was ist denn los?«, schimpfte sie ungehalten und blickte sich nach allen Seiten um. »Hier ist doch gar nichts, das ...«

Doch, da war etwas. Unter einem Busch direkt am Weg, dessen Zweige bis zum Boden herabreichten, lugten Stiefel hervor.

Alines Herz machte einen kleinen erschrockenen Satz. Doch dann hatte sie sich gleich wieder gefasst.

»Hallo?«, fragte sie scharf. »Was machen Sie da? Kommen Sie heraus! Sie befinden sich hier auf dem Besitz der Familie Stade, und die haben es nicht gern, wenn wildfremde Menschen ...«

»Woher wollen Sie wissen, dass ich wildfremd bin?«, kam es gelassen zurück, und die Lederstiefel bewegten sich.

Aline war aus irgendeinem Grunde sehr erleichtert.

»Gott sei Dank! Sie sind nicht tot. Ich hatte schon Angst, eine Leiche gefunden zu haben.«

»Nein, ich bin nicht tot«, wurde ihr ernsthaft bestätigt, und dann schälte sich aus dem Gewirr von Laub und Zweigen jemand, den Aline nie zuvor zu Gesicht bekommen hatte.

Sekundenlang starrte sie ihn nur stumm an.

Der Fremde war ungewöhnlich attraktiv. Das festzustellen, war nicht schwer, obwohl sie doch immer meinte, dass Attraktivität nicht unbedingt für einen Mann sprach.

Das mittelblonde Haar fiel ihm in die Stirn. Schöne, dunkle Augen hatte er, die jetzt allerdings reichlich ironisch Alines Blick erwiderten. Sein markantes Gesicht war gebräunt und sein Mund unerwartet geschwungen.

»Nanu, plötzlich so schweigsam?«, belustigte sich der Fremde und machte sich ohne jede Eile daran, ein paar welke Blätter von seiner eleganten Reitjacke abzuklopfen.

Aline fuhr sich hastig über die Stirn.

»Was tun Sie hier?«, fragte sie dann streng.

»Wieso? Gehört Ihnen der Weg, auf dem wir stehen?«, gab er zurück.

»Nein«, stellte Aline sachlich richtig. »Ich komme von Gut Salis. Es liegt da drüben.« Sie ließ ihren Worten eine vage Handbewegung gen Westen folgen.

Der junge Mann sah sie wieder an, seine Augen wurden etwas schmal.

»Ah, dann sind Sie eine der Salis-Frauen?«

Diese Frage war Aline unangenehm. Das hörte sich immer so vorwurfsvoll an, fand sie. Eine der drei Salis-Frauen ... Was konnte sie dafür, dass es auf Gut Salis keine Männer gab? Hatte es eigentlich jemals einen dort gegeben? Jedenfalls keinen, der irgendjemandem im Gedächtnis geblieben wäre. Sicher war aber, dass zumindest Alines Großmutter, Margarete von Salis, einst verheiratet gewesen war; deren Tochter Viktoria allerdings nie, wenn sie auch die Mutter einer längst erwachsenen Tochter war: Aline.

»Was verschlägt Ihnen jetzt die Sprache?«, fragte der Mann belustigt und griff dem Wallach in die Zügel, um ihn mit diesem einen Griff zu beruhigen. »Eben hielten Sie doch noch eine ziemlich energische Rede, und nun sagen Sie gar nichts mehr. Mache ich Ihnen etwa Angst?«

Aline warf ihm einen knappen Blick zu.

»Nein. Ich muss weiter. Es wird gleich ein Unwetter geben.«

Er schaute von unten zu ihr herauf, wie sie kühl und stolz im Sattel saß.

»Danke, dass Sie sich für den Besitz hier einsetzen«, sagte er dann mit ganz anderer Stimme und wirkte mit einem Mal überhaupt nicht mehr spöttisch. Er war, im Gegenteil, ziemlich ernst, und in seinem Blick lag etwas, das Alines Pulsschlag für einen kurzen Augenblick beschleunigte.

»Ich bin nicht sicher, ob ich es zukünftig auch noch tun werde«, erwiderte sie. »Früher war das so üblich. Schließlich hat man seinen Nachbarn gegenüber eine gewisse Verpflichtung, nicht wahr? Man kann nicht tatenlos zuschauen, wie sich überall Gesindel breitmacht.«

»Tja, auf dem Lande herrschen eben sehr eigene Gesetze«, bemerkte er. »Sie wissen, wem Gut Stade gehört?«

Aline zögerte leicht. »Eh, ja ... oder eigentlich nein. Die Familie Stade zieht sich zurück, wie man weiß, weil sie ...«

»Die Stades sind bankrott«, ergänzte er trocken. »Das Gut geht an Gregor Hagen-Torn.«

»Wer, zum Teufel, ist das?«, entfuhr es ihr verblüfft.

»Mein Vater«, erklärte er und lachte. »Er hat das Gut ersteigert.«

»Oh«, machte Aline gedehnt, jetzt seltsam ernüchtert.

»Ja, oh«, nickte er, nicht ganz ohne Genugtuung, dass es ihm gelungen war, sie zu überraschen. »Das wussten Sie nicht, was? Weiß es überhaupt schon jemand hier in der Gegend? Ich glaube nicht. Wir haben es ziemlich diskret abgewickelt, dieses Geschäft mit den Stades. Schließlich will man niemanden vorzeitig hellhörig machen und sich die Sache noch vor der Nase wegschnappen lassen.«

»Ich war der Meinung, die Versteigerung stünde noch an«, sagte Aline befremdet.

Der junge Mann winkte ab. »Die Möbel gehen in eine zweite Auktion, die uns nicht interessiert. Am Inventar war uns von Anfang an nicht gelegen. Das Haus und den Grund und Boden wollten wir haben, sonst nichts, und seit vorgestern gehört es uns.«

»Na, dann viel Spaß«, murmelte Aline.

Er runzelte die Stirn. »Sind Sie mit der Entwicklung der Dinge nicht zufrieden? Wir werden Nachbarn sein, Frau von Salis. Wie gefällt Ihnen das?«

Sie starrte ihn sekundenlang an, dann entgegnete sie mit spröder Stimme: »Das weiß ich noch nicht. Ich muss jetzt aber weiter. War nett, Sie kennenzulernen, Herr Kramer-Horn.«

»Hagen-Torn«, korrigierte er sie freundlich. »Robert Hagen-Torn. Sie sollten sich diesen Namen merken, denn wir werden uns in Zukunft wohl öfters über den Weg laufen.«

Aline zog es vor, darauf nichts mehr zu antworten. Sie spornte ihren Wallach an, sodass er in gelassenem Trab den Hohlweg entlangging, jenen Weg, den er jederzeit auch allein fand, weil er direkt nach Gut Salis führte.

♥♥♥

Viktoria von Salis sah vom Fenster aus das Unwetter heraufziehen. Nun wandte sie sich ab, um mit einer Tasse Tee wieder hinter ihrem Schreibtisch Platz zu nehmen.

Missmutig betrachtete sie den umfangreichen Stapel an Bankbelegen, der seit mehr als einer Stunde darauf wartete, von ihr durchgesehen und geprüft zu werden. Mit einem tiefen Seufzer beugte sie sich nun wieder darüber, entschlossen, endlich mit der Arbeit zu beginnen ...

Im nächsten Augenblick jedoch lehnte sie sich erneut zurück, trank den Tee und – tat gar nichts.

Viktoria stützte stattdessen das Kinn kummervoll in eine Hand und schaute auf die vielen Papiere, die auf der Schreibtischplatte ausgebreitet waren. Schreibarbeit war nicht ihre Sache, das wusste sie schon lange. Übermorgen erwartete der Steuerberater sämtliche Unterlagen für das vergangene Quartal, und Viktoria hatte noch immer kaum ein Viertel der Papiere zusammengetragen, geschweige denn geordnet ...

Alles, was Aline war, war ihre Mutter Viktoria nicht. Viktoria war klein und zierlich, mit ebenholzschwarzem Haar und ebenso schwarzen Augen, in denen kaum verhohlen immer eine leidenschaftliche winzige Flamme zu brennen schien. Jede von Viktorias Bewegungen ließ das Temperament, das in ihr schlummerte, ahnen, und die Art, wie sie gestikulierte und oft genug lebhaft redete, kannte in der Gegend jeder, der die drei Salis-Frauen kannte.

»Mama? Mutter? Mütterlein?«

Da kam Aline, und ihre Mutter war beinahe froh darüber, wurde sie auf diese Weise doch zunächst einmal der unangenehmen Aufgabe enthoben, in ihren Papieren für Ordnung sorgen zu müssen.

Viktoria streckte eine Hand nach der Tochter aus, ohne sich nach ihr umzudrehen, und zog Aline zu sich heran. Immer noch auf die Bankbelege starrend, bemerkte sie: »Wie war's unterwegs? Der Wind ist stärker geworden, was? Hast du drüben bei Stades noch jemanden angetroffen?«

Aline strich sich eine Strähne ihren hellen Haares aus dem Gesicht.

»Nein. Überhaupt hätte ich mir den Besuch sparen können. Das Haus war leer, die Möbel wurden rausgetragen, und der neue Besitzer steht gewissermaßen in den Startlöchern.«

Ihre Mutter hob kurz den Blick und bedachte sie mit einem flüchtigen Lächeln.

»Tatsächlich? Ist denn das überhaupt schon sicher? Ich meine, wer Gut Stade übernimmt? Es hieß doch immerzu, dass ...«