Silvia-Gold 4 - Sibylle Simon - E-Book

Silvia-Gold 4 E-Book

Sibylle Simon

0,0
1,99 €

-100%
Sammeln Sie Punkte in unserem Gutscheinprogramm und kaufen Sie E-Books und Hörbücher mit bis zu 100% Rabatt.
Mehr erfahren.
Beschreibung

Sie haben eine wunderbare Zeit miteinander verbracht, damals in Paris. Doch sie trennten sich in der Gewissheit, dass es für ihre Liebe keine Zukunft geben kann.

Ein fataler Irrtum, wie beide schmerzlich erkennen, als sie sich viele Jahre später wieder gegenüberstehen. Nichts hat sich an ihren Gefühlen geändert, die mit elementarer Wucht über sie hereinbrechen. Wie in einem Rausch erleben Leonie und Marius die nächsten Tage und Nächte, sie wollen nur das Jetzt genießen und nicht an morgen denken.

Dabei vergessen sie, dass es in ihrem Leben Menschen gibt, die auf ihre Rückkehr warten ...

Das E-Book können Sie in Legimi-Apps oder einer beliebigen App lesen, die das folgende Format unterstützen:

EPUB
MOBI

Seitenzahl: 108

Bewertungen
0,0
0
0
0
0
0
Mehr Informationen
Mehr Informationen
Legimi prüft nicht, ob Rezensionen von Nutzern stammen, die den betreffenden Titel tatsächlich gekauft oder gelesen/gehört haben. Wir entfernen aber gefälschte Rezensionen.



Inhalt

Cover

Impressum

Es war ein langer Weg zu dir

Vorschau

BASTEI ENTERTAINMENT

Vollständige E-Book-Ausgabe der beim Bastei Verlag erschienenen Romanheftausgabe

Bastei Entertainment in der Bastei Lübbe AG

© 2016 by Bastei Lübbe AG, Köln

Verlagsleiter Romanhefte: Dr. Florian Marzin

Verantwortlich für den Inhalt

Titelbild: R. J. Brown

Datenkonvertierung E-Book: Blickpunkt Werbe- und Verlagsgesellschaft mbH, Satzstudio Potsdam

ISBN 978-3-7325-2919-3

www.bastei-entertainment.de

Es war ein langer Weg zu dir

Die Liebe hilft zwei Menschen, Schweres zu überwinden

Von Sibylle Simon

Sie haben eine wunderbare Zeit miteinander verbracht, damals in Paris. Doch sie trennten sich in der Gewissheit, dass es für ihre Liebe keine Zukunft geben kann.

Ein fataler Irrtum, wie beide schmerzlich erkennen, als sie sich viele Jahre später wieder gegenüberstehen. Nichts hat sich an ihren Gefühlen geändert, die mit elementarer Wucht über sie hereinbrechen. Wie in einem Rausch erleben Leonie und Marius die nächsten Tage und Nächte, sie wollen nur das Jetzt genießen und nicht an morgen denken.

Dabei vergessen sie, dass es in ihrem Leben Menschen gibt, die auf ihre Rückkehr warten …

Es war windig und regnerisch in der Einkaufspaßage, in der Flohmarkthändler ihre Kisten und Kästen geöffnet und auf langen Tischen eine Unzahl an Trödel arrangiert hatten.

Clemens de Boer und seine bildschöne Begleiterin schlenderten schon zum dritten Mal durch die Passage, immer noch auf der Suche nach einem Schnäppchen, wie so viele andere Besucher des Marktes auch.

Der Flohmarkt fand in der Altstadt statt. In den engen, mit Kopfstein gepflasterten Gassen herrschte normalerweise kein Verkehr, weder von Menschen noch von Autos. Heute jedoch drängelten sich die Leute durch die schmalen Gassen, und die Autos parkten sogar im Halteverbot. Aber da dies eine Ausnahme war, nahm niemand Anstoß daran.

»Schenkst du mir die?« Clemens’ Begleiterin war vor einem Tisch mit Schmuck stehen geblieben und hielt ein Paar Kreolen hoch.

Er zögerte nur kurz, dann machte er, mit einem Blick auf die Turmuhr der nahen St. Katharinen-Kirche, eine lässige Handbewegung.

»Mit Vergnügen. Wie teuer sind die? Fünfzehn Euro? Ich zahle zwanzig, sie sind nämlich wirklich sehr schön. Aber nun muss ich weg, Liebling, ich habe eine Verabredung zum Essen.«

»Clemens, kann es sein, dass du mich betrügst?«, schmollte die junge Dame, während sie sich vom Verkäufer die Kreolen an den Ohrläppchen befestigen ließ.

Der junge Mann lachte. »Nur hin und wieder, ehrlich. Und wenn, dann immer nur mit derselben Frau, das weißt du doch.«

»Ich hasse dich, Clemens de Boer!«, rief ihm seine Begleiterin hinterher, doch ihre Stimme klang dabei höchst vergnügt, was man angesichts ihrer Worte kaum erwartet hätte.

***

Clemens de Boer, dessen Galerie nur einen Steinwurf entfernt vom »L’etoile« lag – jenem feinen französischen Restaurant, in dem er seine Verabredung hatte – war ein hochgewachsener, breitschultriger Mann von Mitte dreißig, dem man regelmäßige sportliche Aktivitäten, wie zum Beispiel Tennis und Rudern, deutlich ansah. Sein Gesicht war, obwohl die Frühlingssonne bisher kaum länger als ein, zwei Stunden am Tag geschienen hatte, deutlich gebräunt. Die Haut spannte sich straff über seinen Wangenknochen, während seine Augen in einem sehr intensiven Hellblau leuchteten.

Lässig betrat er jetzt das Restaurant und überließ seinen Trenchcoat einem herbeieilenden Ober. Sein Auftreten war das eines Menschen, der alle Probleme schon seit geraumer Zeit gelöst hatte.

Und genau diese Eigenschaft war es, die die junge Frau, die an einem der kleinen, runden Tische auf ihn wartete, am meisten an ihm schätzte.

Im »L’etoile« war es nie besonders hell, aber heute, an diesem späten Nachmittag Ende Februar, war es so fahl wie draußen in der Gasse. Die Deckenbeleuchtung warf nur spärliches Licht auf das polierte Holz der Tische und Stühle, während der Regen an den bunten Scheiben der Bleiglasfenster herunterströmte.

Es war nicht länger zu übersehen, dass dieser Regen Clemens reichlich mitgenommen hatte während seiner Wanderung über den Flohmarkt. Das blonde Haar – ein Erbe seiner holländischen Vorfahren – fiel ihm nass in die Stirn, während er hastig im Gehen weitere Regentropfen von seinem Jackettärmel wischte.

Die Frau, die sich erhob, um ihn zu umarmen und sich von ihm rechts und links auf die Wange küssen zu lassen, zuckte mit einem erschrockenen Lachen zurück.

»Du bist ja nass wie ein Hund, den man draußen vor der Tür vergessen hat! Und wie siehst du überhaupt aus?«

»Ja, wie denn?«, fragte er etwas matt zurück und sank auf den Stuhl ihr gegenüber.

»Tja, ich weiß nicht so recht«, meinte sie zögernd, während sie wieder Platz nahm. »Irgendwie … derangiert.«

»Irgendwie derangiert? Ich bin zu Tode erschöpft, nachdem man mich drei Stunden lang über diesen lächerlichen Flohmarkt getrieben hat, immerzu auf der Suche nach einem besonderen Geschenk für …«

»Für Alexandra?«, half die junge Frau weiter, als er innehielt, weil ihm der Name seiner Begleiterin ganz offensichtlich nicht einfallen wollte.

Er fuhr sich mit einer Hand durch das feuchte Haar und wirkte sekundenlang ratlos.

»N-nein … Die Rede ist von Jennifer. Ja, ich glaube, sie heißt Jennifer. Oder Jessica? Vielleicht auch Janine … Tut mir leid, ich hab’s vergessen. Du kennst mein miserables Namensgedächtnis.«

»Ja, ich weiß. Du nennst sie alle immer Liebling oder Darling, und das, mein lieber Clemens, wird dir eines Tages das Genick brechen. Auf Dauer kann das nicht gut gehen. Wieso musst du auch immer gleich jede Zufallsbekanntschaft mit nach Hause nehmen?«, wurde sein Gegenüber energisch. »Kannst du es nicht einfach mal bei einem Essen oder einem Drink belassen?«

»Ich hasse es, den Abend alleine in meiner Wohnung verbringen zu müssen.«

Die junge Frau, die ihm gegenübersaß und ihn angesichts dieser Antwort nachdenklich ansah, war schlank und von einer hinreißenden Attraktivität. Das dunkle, glatte Haar, in der Mitte gescheitelt, fiel ihr gleichmäßig und glänzend bis auf die Schultern. Ihr weinrotes Twinset mit dem kleinen Rollkragen, die schwarzen Jeans sowie die flachen Stiefel aus schwarzem Nappaleder verrieten Geschmack und Stil. Farbton und Schnitt passten zur Haar- und Augenfarbe, ebenso zum hellen Teint. Dennoch war ihre Ausstrahlung die einer zurückhaltenden Frau, die zwar weiß, dass sie gut aussieht, es aber nicht oft gesagt bekommt.

Clemens erwiderte ihren Blick jetzt niedergeschlagen.

»Du verabscheust mich, nicht wahr, Leo?«

Leonie Eicken, von ihren Freunden kurz Leo genannt, schüttelte den Kopf.

»Natürlich nicht! Wieso sollte ich? Dein Privatleben geht mich nichts an, Clemens. Du bist mein Freund, deine Freundschaft ist mir wichtig, ebenso dein Wohlergehen. Das allerdings riskierst du mit der gleichen Zielstrebigkeit, mit der die Lemminge sich von der Klippe ins Wasser stürzen, wenn du mit den Frauen in deinem Leben weiterhin so achtlos umgehst.«

Bei den letzten Worten war sie bereits wieder ernst geworden, doch weil Clemens Ernsthaftigkeit nicht lange ertrug, rettete er sich, indem er nach der Speisekarte griff.

»Hast du schon gewählt?«

Leonie kannte ihn gut genug, um ihre Strafpredigt nicht noch länger auszudehnen.

»Äh – nein. Aber vielleicht sollten wir uns wieder einmal ein Chateaubriand teilen, was meinst du?«

»Mit einem kräftigen Rotwein dazu?«, ergänzte Clemens erfreut. »Sehr gerne.«

Später, als sie aßen, fragte Leonie sehr beiläufig: »Was ist eigentlich aus deiner Freundin geworden? Hast du sie etwa im Regen stehen lassen?«

»Nenn sie nicht meine Freundin«, widersprach er ihr sofort. »Und, bitte, Leo, hör auf, dir Sorgen zu machen. Jennifer – oder Jessica – ist kein hilfloses Ding, in deren Leben ich wie der große, böse Wolf eingebrochen bin. Sie hat gewusst, was sie tut, und im Regen steht sie ganz sicher nicht. Ihr Porsche parkt gleich um die Ecke, und bevor ich sie verließ, habe ich ihr ein Paar wundervolle antike Kreolen geschenkt. Sie wären ein Vermögen wert gewesen, weil sie nämlich sehr alt und absolut echt waren. Aber der Verkäufer hat’s nicht gewusst, Jennifer sehr wohl. Das verriet schon die Zielstrebigkeit, mit der sie sich die Dinger ausgesucht hat.«

Leonie musste unwillkürlich schmunzeln. Mit der Gabel auf ihn zielend, erwiderte sie kopfschüttelnd: »Bewundernswert, wie es dir immer gelingt, mich zu überzeugen.«

Clemens grinste wie ein großer Junge. »Ich wusste, dass du mich verstehen würdest. – Wie war übrigens dein Tag heute?«

»Normal«, antwortete Leonie nach kurzem Zögern.

Normal, das hieß nichts anderes, als dass sie an diesem Tag keine nennenswerten Einnahmen gehabt hatte. Ihr kleiner Hutladen befand sich direkt neben Clemens’ Galerie. Fast fünf Jahre waren sie nun schon Nachbarn, und vom ersten Tag an hatten sie sich wie zwei gute, alte Freunde gefühlt.

Sie wussten alles voneinander, teilten alles miteinander. Fünf Jahre lang, wiederholte Clemens hin und wieder in Gedanken und staunte, denn so lange hatte er es noch nie mit einer Frau ausgehalten.

Aber Leonie war ja auch nicht irgendeine Frau. Sie war seine Freundin. Eine richtige Freundin und die Einzige, die er jemals gehabt hatte.

»Also keinen einzigen Hut verkauft?«, erkundigte er sich mitfühlend und blickte dabei nicht von seinem Teller auf.

Leonie runzelte die Stirn. »Nein … jedenfalls nicht richtig. Eine Kundin hat sich einen Hut zurücklegen lassen. Sie will Anfang der Woche noch einmal mit ihrem Mann vorbeikommen, um seine Meinung dazu zu hören.«

Clemens verzog etwas geringschätzig den Mund.

»Meine Güte, muss eine Frau sich denn den Kauf eines Hutes vom Ehemann genehmigen lassen?«

Leonies Lächeln wurde trübe. »Nein, nein, aber man will eben sichergehen, dass es wegen eines Hutes kein Ehedrama gibt.«

Und dann aßen beide eine Weile schweigend.

Es waren eben schwierige Zeiten, tröstete Leonie sich in Gedanken, als wollte sie sich selber Mut machen. Welche Frau ging heutzutage los und kaufte sich einfach einen Hut, mochte er auch noch so schön sein? Hüte waren keine modische Notwendigkeit, sie waren eigentlich überhaupt keine Notwendigkeit. Man trug sie entweder immer oder gar nicht, egal, was die Mode gerade vorschrieb.

Früher hatte es Frauen gegeben, die ohne Hut das Haus nicht verließen, weil sie sich unangezogen fühlten. Das hatte sich erheblich geändert. Außerdem waren Leonies Hüte durchweg Unikate, sie entwarf und fertigte jeden einzelnen selbst an. Das kostete seinen Preis, denn Einzigartigkeit zählte nun einmal mehr als massenhaft Hergestelltes.

»Wie lief es bei dir?«, fragte sie in die Stille hinein, die zwischen ihr und Clemens herrschte, woraufhin er mit einem kleinen Seufzer die Schultern hob.

»Ach, auch nur mäßig. Kunst geht in diesen wirtschaftlich angespannten Zeiten genauso schlecht. Ich habe mehrere von Hand signierte Drucke von Horst Janssen verkauft … und einen Lichtenstein.«

Leonie starrte ihn mit ihren großen, dunklen Augen fassungslos an.

»Den Lichtenstein? Und das sagst du so dahin, als ginge es um irgendeinen Kaufhausdruck?«

Er legte kurz seine Hand auf ihre. »Ich wollte dich nicht deprimieren, Leo.«

»Du deprimierst mich nicht, wenn du ein gutes Geschäft machst! Im Gegenteil, ich freue mich für dich. Das ist fantastisch, Clemens! Ich werde doch wohl ernsthaft darüber nachdenken müssen, ob ich meine albernen Hüte nicht endgültig an den Nagel hänge und stattdessen in den Kunsthandel wechsle.«

»Da befindest du dich ja längst, denn alle deine Hüte sind Kunstwerke«, erwiderte Clemens.

»Danke, das zu hören, tut gut. Aber es wäre natürlich noch besser, wenn die Leute angesichts dieser Kunstwerke in einen nie da gewesenen Kaufrausch gerieten und meinen Laden ratzekahl leer kauften«, gab Leonie lakonisch zurück.

Clemens lehnte sich in seinem Stuhl zurück und prostete ihr mit dem Rotwein zu.

»Eines steht jedenfalls fest – die Rechnung für das Essen heute Abend zahle ich, und ich dulde keinerlei Widerrede.«

»Alter Angeber«, murmelte Leonie scheinbar bockig, doch in ihren dunklen Augen lag ein Lächeln.

»Kleine Hutmacherin«, sagte er kaum lauter, und über ihre Gläser hinweg blickten sie sich an und lächelten einander zu.

***

»Entschuldigt, wenn ich störe«, sagte die Frau, die nun an den kleinen Tisch trat und nur wenig älter als Leonie war. »Aber als ich eben draußen vorbeiging, sah ich euch hier sitzen und … also, ich muss es einfach loswerden, länger kann ich es nicht für mich behalten, weil ich dann nämlich daran ersticke. Darf ich mich zu euch setzen?«

»Elisabeth!«, sagte Leonie verblüfft und stellte ihr Glas mit einem Ruck wieder auf den Tisch.

»Frau Conradie!« Das war Clemens, nicht ganz so enthusiastisch.

»Frau Bürgermeister!«, beeilte sich indessen der herbeigeeilte Ober zu beteuern. »Was für eine nette Überraschung. Einen Stuhl für die Frau Bürgermeister, bitte!« Der Ruf galt dem Piccolo, der zehn Sekunden später einen dritten Stuhl an den Tisch schob, damit Elisabeth Conradie sich setzen konnte.

Sie war tatsächlich lediglich fünf Jahre älter als Leonie, dennoch gelang es ihr immer noch, jeden, der ihr zum ersten Mal begegnete, mit ihrer linkischen, ein wenig zerstreut wirkenden Art zu täuschen. Elisabeth Conradie gehörte zu jenen Frauen, die man auch mit Mitte dreißig noch als »Mädchen«, bezeichnete und denen man niemals zutraute, auch nur annähernd einen halbwegs intelligenten Satz über die Lippen zu bringen.

Gleichgültig, ob Elisabeth wie jetzt einen Schottenrock und eine lange Strickjacke darüber trug oder sich in ein Haute-Couture-Abendkleid zwängte: Sie schien nie zu wissen, was sie mit sich anfangen sollte.

Clemens, der große Ästhet und Kunstkenner, kannte kein einziges weibliches Wesen, das sich noch schlechter kleidete als Elisabeth, und alleine das reichte aus, um sie schlichtweg unerträglich zu finden.

Elisabeths Augen, die ihr ovales Gesicht fast ausschließlich beherrschten, waren groß und seegrün. Ihr Haar, sehr kurz und von hellem Rot, lugte da und dort unter dem dunkelgrünen Hut hervor, den sie natürlich bei Leonie gekauft hatte, denn Elisabeth war nicht nur Leonies beste Freundin, sondern auch deren allerbeste Kundin.