Highland Fling (Nur bei uns!) - Meghan Quinn - E-Book

Highland Fling (Nur bei uns!) E-Book

Meghan Quinn

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Beschreibung

Ein kleines Café in den Highlands - und ein Mann, der ihr den letzten Nerv raubt…

Exklusiver Lesegenuss: Ab dem 01.10.2025 bis zum 31.10.2025 vorab lesen! Nach dem dritten Jobverlust in Folge steht Bonnie St. James vor einem Scherbenhaufen – und hat keinen Plan für die Zukunft. Da kommt die spontane Idee, ein Café in einem verschlafenen schottischen Dorf zu übernehmen, wie gerufen.
Corsekelly empfängt sie mit grünen Hügeln, warmem Tee und offenen Armen – nur einer zeigt ihr die kalte Schulter: Rowan MacGregor, der mürrische, aber verdammt attraktive Handwerker des Ortes.
Zwischen hitzigen Wortgefechten und stürmischem Wetter fliegen bald die Funken. Doch können zwei Dickköpfe wirklich zueinanderfinden, ohne sich vorher komplett in die Haare zu kriegen?


Eine charmante Enemies-to-Lovers-Romance voller Highland-Flair, Herz und Humor!

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Seitenzahl: 520

Veröffentlichungsjahr: 2025

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Liebe Leserin, lieber Leser,

Danke, dass Sie sich für einen Titel von »more – Immer mit Liebe« entschieden haben.

Unsere Bücher suchen wir mit sehr viel Liebe, Leidenschaft und Begeisterung aus und hoffen, dass sie Ihnen ein Lächeln ins Gesicht zaubern und Freude im Herzen bringen.

Wir wünschen viel Vergnügen.

Ihr »more – Immer mit Liebe« –Team

Über das Buch

Ein kleines Café in den Highlands - und ein Mann, der ihr den letzten Nerv raubt…

Exklusiver Lesegenuss: Ab dem 01.10.2025 bis zum 31.10.2025 vorab lesen! Nach dem dritten Jobverlust in Folge steht Bonnie St. James vor einem Scherbenhaufen – und hat keinen Plan für die Zukunft. Da kommt die spontane Idee, ein Café in einem verschlafenen schottischen Dorf zu übernehmen, wie gerufen.Corsekelly empfängt sie mit grünen Hügeln, warmem Tee und offenen Armen – nur einer zeigt ihr die kalte Schulter: Rowan MacGregor, der mürrische, aber verdammt attraktive Handwerker des Ortes.Zwischen hitzigen Wortgefechten und stürmischem Wetter fliegen bald die Funken. Doch können zwei Dickköpfe wirklich zueinanderfinden, ohne sich vorher komplett in die Haare zu kriegen?

Eine charmante Enemies-to-Lovers-Romance voller Highland-Flair, Herz und Humor!

Über Meghan Quinn

Meghan Quinns Leidenschaft für Bücher begann als sie einen e-Reader geschenkt bekam und die große Welt der Romance-Bücher entdeckte. Heute ist sie selbst erfolgreiche Bestseller Autorin und wird von ihren Leser:innen weltweit für ihre mitreißenden, emotionalen und spicy Geschichten gefeiert. Sie lebt mit ihrer Ehefrau, ihrem Adoptivsohn, zwei Hunden, vier Katzen und ganz vielen Book Boyfriends in Colorado.

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Meghan Quinn

Highland Fling (Nur bei uns!)

Aus dem Amerikanischen von Ivonne Senn

Übersicht

Cover

Titel

Inhaltsverzeichnis

Impressum

Inhaltsverzeichnis

Titelinformationen

Grußwort

Informationen zum Buch

Newsletter

Widmung

PROLOG — Bonnie

1. KAPITEL — Bonnie

2. KAPITEL — Bonnie

3. KAPITEL — Bonnie

4. KAPITEL — Rowan

5. KAPITEL — Bonnie

6. KAPITEL — Rowan

7. KAPITEL — Bonnie

8. KAPITEL — Rowan

9. KAPITEL — Bonnie

10. KAPITEL — Rowan

11. KAPITEL — Bonnie

12. KAPITEL — Rowan

13. KAPITEL — Bonnie

14. KAPITEL — Bonnie

15. KAPITEL — Rowan

16. KAPITEL — Bonnie

17. KAPITEL — Rowan

18. KAPITEL — Bonnie

19. KAPITEL — Rowan

20. KAPITEL — Bonnie

21. KAPITEL — Rowan

22. KAPITEL — Bonnie

EPILOG

DANKSAGUNGEN

ÜBER DIE AUTORIN

Impressum

Für meine Schwiegermutter Sue und ihre Schwester Wendy, weil sie in den sozialen Medien immer seltsame Artikel posten.

Ihr wart die Inspiration für dieses Buch.

PROLOG

Bonnie

»Was zum Teufel machst du hier?«

Ein ängstlicher Schrei kommt mir über die Lippen.

Ich wedele mit den Armen.

Meine Beine katapultieren mich einen guten Meter in die Luft – zumindest fühlt es sich so an.

Der Becher, den ich gehalten habe, gleitet mir aus den Händen und zerspringt auf dem Boden, während ein Paar grimmiger grüner Augen meinen Blick festhält.

Guter Gott … So fühlt es sich also an, wenn man wenige Sekunden von seinem Tod entfernt ist.

Kilty McGrumpyshire.

Er trägt nichts außer einer Jeans, die an der Taille offen ist; ein verschlungenes Tattoo des MacGregor-Clans windet sich über seinen rechten Brustmuskel und an seinem Arm entlang. Er sieht definitiv mordlustig aus.

Diesen Blick habe ich schon mal gesehen.

Immerhin ist er Kilty McGrumpyshire. Er ist bekannt dafür, öfter grimmig zu gucken, als zu lächeln.

Aber dieser Blick ist eine Stufe mehr.

Als würde er wirklich gleich den Abzug drücken und seine schottische Wut auf mich herabregnen lassen.

»Die Sache ist die …«

»Lüg mich nicht an, Bonnie.«

Der schottische Akzent schnurrt in meinen Ohren und lässt mir die Knie weich werden, fleht mich an, mein Hemd aufzureißen und meinen wogenden Busen zu entblößen.

Hier sind meine Brüste, du Mannbiest. Nimm sie so, wie du willst.

»Also …?«, hakt er nach und verschränkt die Arme vor seiner unglaublich gut definierten Brust.

Erwartet er wirklich eine Antwort?

Wenn er kaum bekleidet ist.

Die Haare zerzaust.

Die Lippen feucht …

Guter Gott, die Sache ist außer Kontrolle geraten. Ich kann keinen einzigen klaren Gedanken fassen, ohne den Mann, der vor mir steht, zu sexualisieren.

Das ist alles seine Schuld.

Wie soll eine Frau irgendetwas erledigt bekommen, wenn ein heißer Schotte vor ihr herumtänzelt – nun ja, nicht wirklich herumtänzelt, eher stolziert –, also ja, wenn ein heißer Schotte ohne Hemd vor ihr herumstolziert und sein perfektes Nippel-Brustmuskel-Verhältnis präsentiert?

Das ist beinahe unmöglich.

Wofür ich ihm die Schuld gebe. Ich gebe ihm die Schuld an allem.

Tja … Ich schätze, wenn wir hier schon mit Schuldzuweisungen um uns werfen, würde ich auch gerne ein paar in Richtung meiner besten Freundin Dakota schleudern, die mich überhaupt erst in diesen Schlamassel gebracht hat.

Lass uns nach Schottland ziehen.

Für sechs Monate.

Damit du aus diesem Trott rauskommst, der sich dein Leben nennt.

Lass uns Freude in den Highlands finden.

Dieses sechsmonatige Unterfangen hat nichts weiter bewirkt, als mir deutlich zu machen, wie scharf ich bin, denn anstatt die Kultur dieses wunderschönen Lands zu genießen, kann ich nur daran denken, jeden Kilt anzuheben, der meinen Weg kreuzt, um nachzusehen, ob sich darunter Unterwäsche verbirgt.

Ich bin Pervy Pervertson.

Und das hat mich in Schwierigkeiten gebracht.

In große Schwierigkeiten. Ich sollte eigentlich nur für sechs Monate hier sein. Ich sollte die brutale Trennung von meinem jetzigen Ex-Freund vergessen, ignorieren, dass ich zum dritten Mal innerhalb von drei Jahren gefeuert wurde, und zugeben, dass ich überhaupt keine Zukunft habe.

Stattdessen …

Habe ich eine übertriebene Bindung mit einer Ziege namens Fergus aufgebaut.

Fühle ich mich emotional tief mit einer Stadt verbunden, die bei den Touristen für ihren Kastrationsstein bekannt ist, der von der Schlangenkönigin benutzt wurde.

Und habe mich in den Mann verliebt, der mich derzeit niederstarrt und auf meine Antwort wartet.

Wenn ich irgendwelche Antworten kriegen will, fange ich besser am Anfang an.

Bei dem Moment, in dem Dakota mir ihren Laptop gereicht hat, um mir eine Anzeige zu zeigen.

Eine Anzeige, die mein Leben für immer verändern würde …

1. KAPITEL

Bonnie

Heute gegessener Kuchen: Ein Stück … Okay, zwei … na gut, FÜNF. Fünf große Stücke.

Erhaltene Kündigungen: Eine, was insgesamt drei Kündigungen innerhalb von drei Jahren bedeutet. Was für eine hervorragend schlechte Leistung.

Räumungsbefehle: Einer, und nicht, weil wir unsere Rechnungen nicht bezahlt haben, sondern weil wir eine Wohnung mit einem Schlafzimmer in eine mit zweien verwandelt haben … was illegal war. Hups!

Tage seit dem letzten von einem Mann verursachten Orgasmus: Fünfundsechzig. Und es war nicht mal ein guter Orgasmus, sondern nur ein leichtes Zucken. Ein Impuls. Kaum ein Zeichen der Lust.

Beziehungsstatus: Abserviert und sich schmerzhaft in Selbstmitleid suhlend. Vielen Dank, Harry.

Das, meine Freunde, ist der Status einer traurigen Lady. Genießt ihn.

***

»Wir sind dem Untergang geweiht«, jammere ich und lasse mich tiefer in die samtweichen Kissen unserer Couch aus dem Secondhand-Laden sinken. »Warum musste ich so viel Kuchen essen? Ein Stück Kuchen würde die Welt jetzt gleich viel besser aussehen lassen.«

»Weil dein Leben das reinste Chaos ist.«

Dakota Dalton.

Leidenschaftliche Glucke unserer geteilten Einzimmerwohnung, beste Freundin, seitdem ich neun war, und von verschiedensten Kuchen leicht zu überzeugende Person, genauso wie ich. Mit ihren stumpf geschnittenen, schulterlangen blonden Haaren und dem kompromisslosen Kleidungsstil rockt sie den Vibe von Meg Ryan zu Zeiten von Kate & Leopold.

Sie ist mein Fels.

Der Grund, warum ich nicht auf dem Boden im Badezimmer sitze und mich von den Wirbeln der Toilettenspülung hypnotisieren lasse – denn das entspräche meinem momentanen Geisteszustand.

»Wie kannst du in diesem Moment durch Facebook scrollen, obwohl du weißt, dass wir in ein paar Wochen obdachlos sein werden?«

»Alkohol«, antwortet Dakota und führt einen pinken Plastikbecher an ihren Mund, um ihn auf einen Zug auszutrinken.

»Das ist alles meine Schuld.«

»Wieso ist es deine Schuld?« Sie schaut von dem lustigen Meme mit einem krank aussehenden SpongeBob auf, der Essen serviert.

»Ich strahle keine guten Energien in die Welt aus. Das ist Gottes Art, mich zu quälen.« Ich recke eine Faust in die Luft. »Ich werde mich bessern, hörst du? Ich werde nicht mehr den ganzen Kuchen essen. Ich werde Dakota zwei Drittel von jedem Blechkuchen geben, den ich mache, und nur ein mageres Drittel für mich behalten. Das ist Liebe. ›Teile mit deinem Nachbarn …‹ oder so ähnlich.« Flehend fahre ich fort: »Und … und ich werde mich wirklich anstrengen. Ich werde dieses Gehirn, mit dem du mich gesegnet hast, benutzen, um mein Potenzial voll auszuschöpfen. Ich werde nicht mehr mit Typen wie Harry ausgehen. Mit Männern, die nur das Eine wollen: die Sünde des Schlafzimmers.« Ich massiere mir die Schläfen und hoffe und bete, dass mich irgendein Blitz von oben trifft und mir eine Idee liefert, wie ich uns aus diesem Schlamassel herausholen kann. »Und ich habe wirklich vor, meinen Lebenslauf rauszuschicken. Ich bin mir nur nicht sicher, ob ich als persönliche Assistentin arbeiten will. Das ist nicht so glamourös, wie ich dachte – es gibt eine Grenze dafür, wie oft man Sachen aus der Reinigung holen kann, bevor man den Verstand verliert. Aber ich werde etwas finden. Dieses Wochenende werde ich, äh … Ich werde einen Test machen, um herauszufinden, was der perfekte Beruf für mich ist. Ja, genau. Ich mache einen Test. Mehrere sogar. Ich mache fünf … nein, zehn. Zehn ist eine gute Anzahl. Du magst die Nummer zehn … Die Zehn Gebote und so«, sage ich und grinse zu dem großen Mann hoch. »Ich werde zehn Tests machen, und dann werde ich mich für die Jobs bewerben, die am besten zu meinen Fähigkeiten passen. Ich werde etwas aus meinem Leben machen.«

»Wann hat Anita ein Kind bekommen?«, fragt Dakota, die mein Flehen total ignoriert.

»Meinst du, ich sollte noch was anfügen?«, flüstere ich aus dem Mundwinkel.

»Hä? Oh, äh …« Sie tippt sich nachdenklich ans Kinn. »Vielleicht was über sein Haar.«

»Ich habe keine Ahnung, wie die Haare von Gott aussehen. Du etwa?«

»Äh … weiß und fließend?«

Ich schaue zu der Decke hoch, durch die sich mehrere Risse ziehen. »Und dein Haar ist … umwerfend. Benutzt du Herbal Essences?«

»Ich glaube nicht, dass Er duschen muss«, sagt Dakota und klickt auf ein Bild von Anitas Baby, um es sich genauer anzuschauen. »Und wenn, benutzt Er ganz sicher nicht Herbal Essences.«

»Warum zum Teufel nicht?«, frage ich und setze mich auf, um meine Freundin anzuschauen.

»Weil Er Gott ist. Warum sollte Er Herbal Essences benutzen, wenn Er Paul Mitchell erschaffen hat?«

Das ist ein guter Punkt.

»Was glaubst du, wonach Er riecht?«

»Nach Blitzen und Baumwolle«, antwortet Dakota verträumt.

»Er ist nicht Zeus.«

»Aber er könnte es sein …« Dakota setzt sich auf. Ihr Rücken wird ganz steif, ihre Augen weiten sich, und die Kinnlade fällt ihr herunter.

Weil ich ahne, dass etwas Großes passieren wird, falte ich die Hände. »Hat Er … uns gehört?«

Dakota schüttelt den Kopf. »Nein, aber guck dir das hier mal an.« Sie dreht den Laptop zu mir, und mein Blick fällt auf einen Post, den ihre verrückte Tante Wendy geteilt hat – die ständig irgendwelchen seltsamen Mist in den sozialen Medien teilt. Habt ihr euch je gewundert, warum ihr euch ein Video von einem altmodischen Cowboy anschaut, der euch zeigt, wie ihr Huevos Rancheros auf dem Deckel eines rostigen Metallmülleimers zubereiten könnt? Das liegt an Menschen wie Tante Wendy.

Ich bemühe mich, mein betrunkenes Gehirn dazu zu bringen, sich zu konzentrieren, und lese laut: »Hilfe gesucht. Wir suchen zwei Freunde/Freundinnen, die unseren kleinen Coffeeshop in Corsekelly, Schottland, für sechs Monate managen. Vorerfahrungen sind nicht von Nöten. Alle Kosten, auch für die Unterkunft, werden übernommen. Bewerber brauchen eine fröhliche Gesinnung und Lust auf die schottischen Highlands.« Ich schaue meine beste Freundin an und ziehe eine Augenbraue in die Höhe. »Das ist nicht dein Ernst.«

»Ich habe Lust auf die Highlands.«

»Weißt du überhaupt, wo die Highlands sind?«

»In Schottland.«

»Und wo in Schottland?«

»In … den Highlands.«

Ich verdrehe die Augen und schiebe ihr den Laptop wieder zu. »Du bist betrunken.«

»Bonnie, erinnerst du dich nicht mehr an die Ergebnisse deines DNA-Tests? Da stand, dass du zu einem Sechzehntel schottisch bist. Willst du nicht das Land deiner so geliebten Vorfahren besuchen?«

Ich zeige mit dem Finger auf sie. »Wage es ja nicht, meine Vorfahren so ins Spiel zu bringen. Du weißt, wie sehr ich einen genetisch vollständigen Stammbaum liebe.«

»Komm schon, das ist die perfekte Gelegenheit.«

»Dakota.« Ich schüttle sie. »Hörst du dir selbst zu? Du bittest mich, mich auf einen Job in Schottland zu bewerben?«

Sie wird ernst, und auch wenn ihre Augen vom Tequila glasig sind, senkt sie den Blick auf ihre Hände. »Ich weiß, es ist ein Jahr her, dass Isabella mit mir Schluss gemacht hat, aber es fällt mir schwer, das hinter mir zu lassen.«

Oh …

Ich beuge mich leicht vor, um den verzweifelten Ausdruck in der Miene meiner Freundin zu sehen. Vielleicht geht es hier gar nicht um mich, sondern … um sie.

Isabella war Dakotas erste Freundin.

Ja. Ihre erste Freundin.

Isabella war die Frau, die Dakota geholfen hat, sich endlich mit sich selbst zu identifizieren.

Und dann hat Isabella ihr das Herz gebrochen.

Die erste Liebe ist schwer genug.

Aber die erste Liebe, die einen erkennen lässt, dass man lesbisch ist … Das ist noch mal eine ganz andere Liga.

»Das verstehe ich.« Ich drücke ihre Hand. »Ich kann mir nicht vorstellen, wie es sein muss, verliebt zu sein und diese Liebe dann wieder zu verlieren.«

»Es war schwer.« Sie schaut auf ihren Laptop, schiebt den Zeiger der Maus auf »Bewerben« und klickt den Link.

»Äh, was machst du da?« Ich bekomme Panik, dass sie das hier wirklich ernst meinen könnte.

»Wir bewerben uns.«

»Dakota …«

»Findest du das nicht aufregend? Wir werden einen Coffeeshop in Schottland leiten«, sagt sie, während sie ihren Namen in das erste Feld eingibt.

Wow, okay. Ich habe schon von Nervenzusammenbrüchen nach Trennungen gehört, aber noch nie einen persönlich mitangesehen.

Ich muss vorsichtig vorgehen.

»Ach, meine Süße.« Ich ziehe sie in meine Arme. »Du bist wahnhaft. Vielleicht solltest du dich hinlegen, und ich bringe dir ein wenig Kuchen. Ich kann bei DoorDash bestellen und innerhalb von fünfundzwanzig bis dreißig Minuten etwas Süßes für deinen Kreislauf hierhaben.«

»Ich bin nicht wahn…«

»Schsch«, flüstere ich an ihrem Ohr und drücke sie dabei sanft rücklings auf die Couch. »Du Arme. Ich hätte die Anzeichen sehen müssen. Meinen Job zu verlieren, hat mich wirklich blind gemacht, aber jetzt sehe ich dich.« Ich umfasse ihr Kinn und zwinge sie, mich anzuschauen. »Ich sehe dich, Dakota.« Ich tätschle ihre Schulter. »Und jetzt legst du dich hier hin, während ich den Kuchen bestelle, und dann können wir uns überlegen, wie wir aus diesem Schlamassel herauskommen. Keine Sorge – diese mentale Krise bleibt unter uns.«

»Ich habe keine mentale Krise.«

»Ach Honey.« Ich verziehe das Gesicht. »Das sagen sie alle, wenn sie durch eine mentale Krise gehen.«

Dakota presst die Hände an meine Wangen und zieht mein Gesicht nah an ihres heran. Ich rieche den Tequila in ihrem Atem. »Ich habe keine mentale Krise. Wir werden für sechs Monate nach Schottland gehen, und wir werden uns dort um einen Coffeeshop in einer Kleinstadt namens Corsekelly kümmern.«

Vorsichtig nehme ich ihre Hände von meinem Gesicht. »Ich glaube wirklich, dass du den Verstand verloren hast, und das macht mir ein wenig Angst. Ich bin mir nicht sicher, was ich tun soll … Soll ich deine Eltern anrufen? Denn das hier kommt mir wie ein ›Ruf die Eltern an‹-Moment vor.«

Dakota stellt ihren Laptop auf den Couchtisch und wendet sich mir zu. Der Frust ist ihr deutlich anzusehen. Sie kann offenbar innerhalb von Sekunden nüchtern werden, denn sie schaut mich mit klaren, ernsten Augen an. »Das Timing ist für uns beide perfekt. Du hast keinen Job …«

»Ich bin mir meines Status als Arbeitslose sehr wohl bewusst.«

»Wir haben einen Räumungsbefehl bekommen.«

»Für den ich die volle Verantwortung übernehme.«

»Und wir brauchen beide eine Veränderung«, sagt sie, und ihre Stimme wird ganz weich. »Ich kann mir nichts Besseres vorstellen, als den Sommer über nach Schottland zu verschwinden.«

»Was ist mit deinem Job?«

»Du weißt, dass ich als Grafikdesignerin überall arbeiten kann.« Das stimmt. Sie hat sich nur in einem Co-Working-Space eingemietet, um nicht den ganzen Tag in unserem düsteren Apartment zu hocken, wo es ihr schwerfällt, die kreative Energie zu fühlen, während sie auf ihrem Tablet hübsche Bilder für verschiedene Influencer zeichnet. Sie wird gut bezahlt, hat sich alles selbst beigebracht und kann das wirklich überall auf der Welt tun.

Wenn ich doch nur Künstlerin wäre wie sie – dann wären alle unsere Probleme gelöst, und wir würden nicht darüber reden, ans andere Ende der Welt zu ziehen. Leider habe ich nie herausgefunden, worin ich gut bin. Irgendwie hatte ich gehofft, dass Los Angeles mir dabei helfen würde, aber alles, was es mir bisher beigebracht hat, ist, dass Promis sehr speziell sind, was ihre Kaffeebestellungen angeht.

Ich kratze mich am Kopf. »Aber … wir wissen gar nichts über Schottland.«

»Wir wussten auch nicht viel über Los Angeles und sind trotzdem hergezogen.« Ja, und man sieht ja, wohin mich das gebracht hat. Die verdrossenen Mienen meiner Eltern blitzen vor meinem inneren Auge auf. Nie werde ich den Blick vergessen, mit dem sie mich bedacht haben, als ich ihnen erzählte, dass ich nicht aufs College gehen, sondern stattdessen meinen Traum verfolgen und mich »hoffentlich zu einer Partyplanerin oder etwas ähnlich Spaßmachendem hocharbeiten werde«. Ja, das waren genau meine Worte.

»Äh, wir sind die 15 von Hemet hierhergefahren und nicht mit einem Flugzeug in ein anderes Land geflogen«, werfe ich ein. »Ich habe bereits einen großen Umzug hinter mir und trotzdem nichts vorzuweisen.«

Sie nickt verständnisvoll, was aber nichts an dem langen Seufzer und dem Heruntersacken ihrer Schultern ändert. Sie ist der Inbegriff von »geschlagen«. »Ich brauche das, Bonnie. Ich brauche dieses Abenteuer, irgendetwas, das mich hier rausholt. Weg von den Erinnerungen. Ich weiß, wegzulaufen ist nicht die Lösung für meine Probleme, aber ich brauche wenigstens eine Chance, mal wieder durchzuatmen.«

Ich mustere sie. Verletzlichkeit schimmert durch die Rüstung, die sie täglich trägt. »Ist etwas vorgefallen?«

Sie zieht die Unterlippe zwischen die Zähne. »Es war an dem Tag, an dem du gefeuert wurdest. Ich bin Isabella über den Weg gelaufen … mit ihrer neuen Freundin.«

»Was?«, kreische ich. »Und du hast mir nichts davon erzählt?«

»Weil du gefeuert wurdest. Du hast mich gebraucht, also habe ich mich zusammengerissen. Aber es nagt seitdem an mir. Die beiden sahen so glücklich aus und …« Ihre Unterlippe zittert, also ziehe ich meine beste Freundin schnell in eine Umarmung.

»Schsch, ist schon gut.« Ich presse die Lider zusammen und halte die Flut an Schimpfwörtern zurück, mit denen ich Isabella bedenken möchte. Während ich Dakota über den Rücken streichle, wandert mein Blick zu ihrem Laptop. »Du willst wirklich nach Schottland?«, frage ich, während ich immer noch leugne, dass das hier alles real ist.

Dakota löst sich von mir und wischt sich über die Augen. »Ich brauche das wirklich, Bonnie. Und ich glaube, du brauchst es auch. Lass uns dich aus diesem Trott holen, in dem du steckst, und Freude in den Highlands finden. Das hier ist unsere Chance auf einen Neuanfang, darauf, etwas anderes zu machen und für ein paar Monate völlig frei zu leben.«

»Es ist also dein Ernst? Du willst für sechs Monate nach Schottland ziehen und einen Coffeeshop führen, auch wenn wir nichts über Kaffee wissen?«

Sie stößt mir spielerisch in die Rippen. »Du weißt genug über Kaffee – du hast ihn in den letzten drei Jahren oft genug geholt. Außerdem hast du gelernt, diese Espressomaschine zu bedienen, als du für Lisa gearbeitet hast. Am Ende hast du alle möglichen Getränke damit gemacht.«

»Und einen ihrer Kaffeewünsche falsch zuzubereiten, hat sie zum Anlass genommen, mich zu feuern.«

Ja, ich habe eine Kaffeebestellung falsch ausgeführt. Das war peinlich, um es milde auszudrücken. Aber America’s Sweetheart hatte nach einem Grund gesucht, um mich zu feuern. Wir haben uns nicht gut verstanden.

Dakota winkt ab. »Haarspalterei.« Sie rüttelt an meinem Arm. »Komm schon. Für eine Unterkunft ist gesorgt, der Job ist für sechs Monate sicher, und das Ganze verspricht, ein Abenteuer zu werden. Sag mir, dass du dabei bist.«

Verdammt seien diese großen blauen Augen, die mich ansehen.

Ich will es für sie tun, aber … da ist ein Anflug von Angst, der versucht, sich einen Platz in meinem Kopf zu sichern.

Ich bin nach Los Angeles gezogen und habe mich immer noch nicht gefunden.

Und jetzt könnte ich nach Schottland ziehen um … mich zu finden. Wieso sollte das anders laufen? Es ist nur ein weiteres Risiko, das sich vermutlich nicht auszahlen wird. Ich will nichts mehr, als meinen Eltern zu beweisen, dass sie sich geirrt haben, und den fünf Unis, bei denen ich mich beworben habe, auch. Ich will ihnen allen zeigen, dass ich wertvoll bin, dass ich Potenzial habe. Aber bisher habe ich der Welt nur bewiesen, dass ich ersetzbar bin.

Wird es in Schottland genauso sein?

Ich schaue Dakota an, die stumm »Bitte« fleht.

Verdammt.

Verdammt soll alles sein.

Andererseits ist es gut möglich, dass wir gar nicht ausgewählt werden.

Lächelnd sage ich: »Ich bin dabei.«

***

Und so landete ich für sechs Monate in Schottland. Lustige Geschichte, oder?

Tja, danke, dass ihr vorbeigeschaut habt, ich hoffe …

Wie bitte?

*beugt sich vor*

Was ist mit dem heißen Schotten?

Und dem Kastrationsstein?

Und diesem Fergus?

Ich meine, wenn ihr es wirklich wissen wollt, schätze ich, dass ich euch den Rest der Geschichte erzählen kann. Aber wappnet eure Herzen, denn es ist ein verdammtes Abenteuer.

2. KAPITEL

Bonnie

Heute gegessener Kuchen: Keiner, und ehrlich gesagt glaube ich nicht, dass ich so vernünftig funktionieren kann.

Angenommene Jobangebote: Eines, und ich verfüge über wenig bis keine Erfahrungen darin.

Derzeitiger Wohnort: offenbar Schottland.

Das nennt man Entscheidungen aus einer Laune heraus treffen. Hoffen wir, dass mich das nicht noch einholt.

***

»Auf keinen Fall fahre ich das Ding«, sage ich und verschränke die Arme vor der Brust. »Das hier war deine großartige Idee – du fährst.«

Umgeben von steinernen Gebäuden, die aussehen, als wären sie direkt aus Mary Poppins entsprungen, stehen Dakota und ich vor unserem Mietwagen. Zu unseren Füßen vier große Koffer und in unserer Hand ein Seil. Autos rasen an uns vorbei und verstopfen die charmanten, wenn auch engen Straßen von Inverness. Es gibt weit und breit keinen Baum, nur Zement und Stein, aber die spektakuläre Architektur versetzt mich in Entzückung – und ich habe bis zu diesem Moment nicht ein einziges Mal in meinem Leben über Architektur nachgedacht.

Aber obwohl wir von Pracht und Herrlichkeit umgeben sind, ändert das nichts an dem Dilemma, das direkt vor uns steht.

Ein Mini Cooper.

Unser Transportmittel.

Ein winzig kleiner, grüner Mini Cooper.

So ein kleines Fahrzeug wäre normalerweise kein Problem – es ist bezaubernd –, aber wenn man Gepäck für sechs Monate zweihundert Meilen in die Berge transportieren will, ist es nicht gerade praktisch.

Aber keine Sorge. Die Mietwagenfirma hat uns Schnüre gegeben, um unsere Koffer auf dem Dach zu befestigen.

Oh, und falls ihr das noch nicht wusstet, die Schotten fahren außerdem auf der anderen Straßenseite … und sitzen auf der anderen Autoseite.

»Bitte, Bonnie. Ich bin kurz vor einem Nervenzusammenbruch.«

Meine wunderschöne beste Freundin, die sich diese brillante Idee ausgedacht hat – einmal um die halbe Welt zu reisen, um Fremden Kaffee zu verkaufen –, hatte ein kleines Detail vergessen: Sie leidet unter schrecklicher Reiseübelkeit. Den gesamten Flug hierher hat sie mit dem Kopf in einer Tüte verbracht, während ich ihr über den Rücken gerieben und zu Jesus gebetet habe, dass sie mir nicht quer über die Beine kotzt.

»Können wir nicht ein Uber rufen oder so?«, frage ich.

»Nein, das ist das Auto, das Finella und Stuart für uns organisiert haben. Außerdem glaube ich nicht, dass Uber-Fahrer bis nach Corsekelly fahren. Die Stadt ist ziemlich klein.«

»Dakota, das ist ein Clownsauto.« Ich zeige darauf. »Und du erwartest von mir, dass ich es mit hundert Kilo Gepäck über gewundene schmale Straßen fahre, noch dazu auf der falschen Straßenseite?«

»Du hast dich bisher noch nie vor einer Herausforderung gedrückt.« Sie versucht zu lächeln, aber es wirkt gequält. »Sie erwarten uns in ein paar Stunden.«

Seufzend gehe ich um den Wagen herum. »Höflich wäre gewesen, uns abzuholen.« Ich klappe die Rückbank um und schiebe einen Koffer hinein. Dann hebe ich einen weiteren Koffer an und schiebe ihn daneben. Als mir klar wird, dass sonst nichts mehr reinpasst, spüre ich, wie mir im Nacken leicht der Schweiß ausbricht. Mist. Ich drehe mich zu Dakota um. »Äh, jetzt müssen wir also die Seile benutzen?«

Sie schaut auf das dicke, gedrehte Kabel in ihrer Hand. »Ich glaube … vielleicht?«

»Na gut, ist mir egal. Hilf mir, den Rest aufs Dach zu hieven.«

Gemeinsam heben wir den ersten Koffer hoch, dann den zweiten. Wie um alles in der Welt sollen wir …?

»Ay, Lasses, brauchts a Hülf?«, erklingt eine tiefe Stimme hinter mir.

Ähhh … was?

Ich wirble herum und sehe einen großen Mann mit flammend roten Haaren und ebensolchem Bart. Er hat ein charmantes Lächeln und trägt einen verführerischen Kilt. Was würde ich nicht für eine Marilyn-Monroe-artige Windböe geben.

»Äh … sorry, ich hab Sie nicht ganz verstanden.«

»Och, ihr Amis. Koane Angst, i moch des scho.«

*Blinzelt*

*Reinigt sich mental die Ohren*

*Blinzelt noch einmal*

»Du hast mir gesagt, dass sie hier Englisch sprechen«, zische ich Dakota zu.

»Das tun sie auch.« Sie wirkt so angespannt wie ich.

Der Typ von der Mietwagenfirma schnappt sich das Seil aus meiner Hand und wirbelt wie ein Ninja um den Wagen herum, um die Koffer festzuzurren und besser zu sichern, als ich es je gekonnt hätte. Ich bin mir sicher, wenn ich das hätte machen müssen, hätte Dakota die erste Woche in Schottland nackt verbracht.

Nachdem er sich die Hände abgeklopft hat, mustert er seine Arbeit und dreht sich dann zu uns um. »Des sollt reichen. Wo woids hi?«

O Gott, ich verstehe nicht ein Wort von dem, was er sagt. Ich meine, dass er Englisch spricht, denn ich erkenne einige Worte. Sie sind irgendwo darin versteckt, und er tut so, als sollten wir wissen, was er sagt, aber ich pack’s einfach nicht.

Schweiß rinnt mir über den Nacken.

Ich kaue auf einem Mundwinkel und verziehe das Gesicht. »Tut mir leid. Wir leiden ein wenig unter Jetlag. Äh, können Sie das noch mal wiederholen?«

Er lacht in sich hinein, stemmt die Hände in die Hüften und wippt auf den Fersen. Wenigstens ist er ein fröhlicher Mann. »Wo. Woids. Hi.«

Woids hi.

Woids … hi.

Ah … Wo wollt ihr hin.

Guter Gott.

»Wo wir hinwollen?«, rufe ich beinahe und fühle mich, als hätte ich gerade eine Jeopardy!-Frage richtig beantwortet.

Was ist »Ich verstehe kein verdammtes Wort, das dieser Mann sagt«?

»Aye.« Er nickt.

Okay, ich weiß natürlich, was »aye« bedeutet. Mann, wir haben einen Lauf.

»Corsekelly«, sage ich.

»Och. Woids den Boaby Stan sehn?«

Und unser Lauf ist vorbei.

»Boaby Stan?«

»Aye. Boaby.« Er tippt sich gegen den Schritt und lässt dann seine Hüften zucken. »Boaby.«

»Boaby?«

»Aye.«

Tipp. Zuck.

Boaby … Boaby … äh, ich habe keine Ahnung, was er meint.

»Woast scho. Boaby.« Tipp. Zuck. »Boaby.« Tipp. Zuck.

Guter Gott, was passiert hier?

Ich umklammere Dakotas Unterarm. »Er tippt sich gegen den Schritt. Will er Geld?«

»Boaby«, sagt er ganz langsam und kratzt sich dann am Hinterkopf. »Äh, Amerikaner sagen ›Penis‹.«

Ein Boaby ist ein Penis?

Also ist der auf der Suche nach fleischlicher Bezahlung. Guter Gott, das ist kühn.

Ich muss uns aus dieser Situation herausholen, und zwar schnell. »Ja, Sir. Wir sind uns bewusst, dass Sie einen Penis haben«, platzt es aus mir heraus. »Ich bin mir sicher, dass er recht robust ist, angesichts Ihrer Fähigkeit, Koffer auf einem Autodach festzuzurren, aber wenn Sie nach Bezahlung suchen, tut es mir leid, Ihnen sagen zu müssen, dass wir lesbisch sind. Das hier ist meine Geliebte.« Ich packe Dakota noch fester. »Wir wären in dem, woran Sie interessiert sind, ganz fürchterlich. Ungeschickte Hände und unzulänglicher Mundumfang.«

Er wischt sich mit der Hand übers Gesicht. »Penis … Stein«, sagt er überdeutlich, was ihn eindeutig Mühe kostet.

Tja, da haben wir es, Leute; er versucht, zu übermitteln, dass er im Moment eine Erektion hat.

Sein Penis ist so hart wie Stein. Das macht die Sache ja überhaupt nicht unangenehm.

»Mein Gott«, flüstere ich Dakota zu. »Die sind hier aber sehr geradeheraus.« Dann wende ich mich wieder ihm zu. »Herzlichen Glückwunsch zu Ihrer Erektion, Sir. Das ist eine ganz schöne Leistung so mitten in der Stadt.« Ich balle ermunternd die Faust. Solidarität. »Machen Sie mit der guten Arbeit weiter …«

»Der Kastrationsstein.« Dakota hat die Stimme erhoben … endlich, obwohl sie immer noch vornübergebeugt dasteht, weil sie die Strapazen des Fluges noch nicht abgeschüttelt hat. »Er hat keinen Steifen, er spricht von dem Kastrationsstein.«

»Aye.« Er zwinkert Dakota zu.

Okay, jetzt bin ich komplett verloren.

»Das erkläre ich dir im Auto.« Sie richtet sich auf, sieht aber immer noch so aus, als würde sie sich gleich übergeben. »Wir haben einen Job in einem Coffeeshop in Corsekelly angenommen«, erklärt sie unserem Ritter im wollenen Tartan.

»Dös seid ihr zwo Madeln? Ah, hab die Anzoig gsehn.« Er lacht in sich hinein. »Brauchts a Beschreibung?«

Beschreibung. Das habe ich verstanden.

»Vielleicht könnten Sie die aufschreiben?«, frage ich, denn ich bin mir ziemlich sicher, dass es auf Papier kein Problem mit seinem Englisch gibt.

»Klar.« Wieder lacht er leise.

Aus meinem Rucksack hole ich ein Notizbuch und einen Stift und reiche ihm beides.

Während er schreibt, sagt er: »Obacht uff der Stroß. Die san eng hier.«

Er gibt mir das Notizbuch zurück. »Folgts oanfach der A82 zur A887 und dann den Schüidern nach Loch Duich.« Er zwinkert uns zu. »Viel Glück.«

»Hast du das verstanden?«, frage ich Dakota.

»Ich hatte gehofft, du hättest …«

»Hoabs uffgeschriem.« Er begleitet uns zum Auto und öffnet die Türen für uns. Als er sie schließt, reicht er uns die Enden des Seils. »Guad feschtholde.« Noch ein Zwinkern, und er geht.

In einer Hand das Seil, das die Koffer auf dem Dach festhält, in der anderen die Wegbeschreibung, schaue ich Dakota an. »Äh, ist dieses Seil nicht richtig gesichert?«

Sie schaut auf den Teil des Seils, den sie in der Hand hält. »Sieht nicht so aus.«

»Tja, das kann ja lustig werden.«

***

»O mein Gott, die anderen Autos werden in mich reinfahren!«, schreie ich, als ich die Straße runterfahre, eine Hand am Lenkrad, die andere im Todesgriff um unser treues Seil gekrampft.

»Bleib auf deiner Spur, dann passiert das nicht.« Was für eine Spur? Die Straßen in Inverness sind winzig. Die Linien darauf sind verblasst, einige verlaufen im Zickzack, und die steinernen Gebäude sitzen förmlich auf uns und lassen mich nicht erkennen, was als Nächstes kommt.

Das mag ja alles sehr schön sein, aber mein Gott, es hilft nicht, das Fahrerlebnis zu verbessern.

»Konzentrier dich einfach!«, kreischt Dakota und klammert sich mit der Hand, in der sie nicht das Seil hält, am Armaturenbrett fest.

»Ich konzentriere mich doch!«, schreie ich zurück, während ein entgegenkommendes Auto an uns vorbeisaust. »Wir werden sterben!«

***

»Was zum Teufel heißt das?«, frage ich und strecke den Kopf aus dem Fenster in dem Versuch, ein Straßenschild zu lesen. Wir stecken immer noch in der Stadt fest.

Werden immer noch von entgegenkommendem Verkehr attackiert.

Versuchen immer noch, herauszufinden, warum es hier keine Bäume gibt!

»Als jemand, der sich Sorgen macht, angefahren zu werden, solltest du mit dem Kopf lieber im Wagen bleiben«, sagt Dakota mit ängstlicher Stimme.

»Ich kann nichts sehen … Diese Windschutzscheibe ist so klein.«

»Bieg rechts ab. Google Maps sagt, wir sollen hier rechts abbiegen.«

»Ich glaube, ich muss nach links.«

»Ich sage dir, fahr nach rechts.«

»Und ich glaube, du irrst dich …«

***

»Hör auf, mich anzustarren. Ich habe doch gesagt, dass es mir leidtut.« Ich spüre die Hitze von Dakotas gereiztem Blick.

»Wirst du jetzt auf mich hören?«, fragt sie. Sie ist immer noch ganz blass von den zehn Minuten, die wir am Straßenrand verbracht haben, damit sie sich übergeben kann. Mein Abbiegen nach links führte zu einer ziemlich furchteinflößend abschüssigen Straße, die uns Auge in Auge mit einem Reisebus gebracht hat.

»Ja, ich höre jetzt auf dich.« Ich schenke ihr ein charmantes Lächeln.

»Bleib auf dieser Straße und bieg nirgendwo ab, außer wenn ich es dir sage.«

»Aye, aye, Captain«, sage ich mit einem Lächeln, das nicht hilft, den grünlichen Schimmer auf Dakotas Wangen zu vertreiben.

Bitte mach, dass sie sich nicht im Auto übergibt.

***

»Wir werden sterben!«, rufe ich zum gefühlt zehnten Mal, als wir uns auf die innere Spur eines Kreisels einfädeln.

»Ahhhh!«, schreit Dakota und hält sich an dem Seil fest, während wir auf zwei Reifen um die Kurve biegen.

(Nicht wirklich, aber es fühlt sich so an.)

»Heilige Mutter Gottes, in was für einem höllischen Labyrinth sind wir hier gelandet?«, brülle ich aus dem Fenster, als uns jemand überholt.

»Wir umkreisen die Titte des Teufels«, wimmert Dakota.

»Wir fahren sonst in Los Angeles, um Himmels Willen. Wir können das.«

»Das Seil entgleitet mir!«, ruft Dakota.

»Bei allem, was heilig ist, lass es nicht los. Halte dich fest, Dakota. Wir kriegen das hier hin.« Dann stoße ich einen Schrei aus, setze den Blinker und hoffe das Beste.

***

Zehn Minuten später

»Lass mich wissen, wenn du so weit bist«, sage ich und halte beide Seilenden fest, während Dakota sich aus der Fahrertür beugend übergibt. »Kreisverkehre sind dazu gemacht, die Herzen von Touristen zu zerstören.« Ich schaue finster zu dem wolkig-grauen Himmel hoch. »Ich sehe dich, Schottland. Ich erkenne deine Hexenkünste.«

***

»Also …«, durchbreche ich die Stille, die sich über unseren Wagen senkt, als wir friedlich über die gewundenen Landstraßen von Schottland fahren. Die Landschaft ist unglaublich grün geworden – wir haben endlich die Bäume gefunden –, und anstelle von nervtötenden Gebäuden, zwischen denen wir hindurchmanövrieren müssen, werden wir von kantigen Bergen und dem einen oder anderen Schaf, das auf einer Wiese steht, erfreut.

»Warum hast du so viel gehupt?«, will Dakota wissen. Sie ist schwach und vermutlich dehydriert.

»Weil das meine einzige Waffe zur Verteidigung war.«

»Ich habe deinen Mund noch nie so außer Kontrolle erlebt.« Sie starrt blicklos durch die Windschutzscheibe. »Die Flüche, die du ausgestoßen hast. Die waren sehr … bunt.«

»Wie es scheint, bringen Kreisverkehre den Trucker in mir hervor.« Ich räuspere mich. Meine Kehle fühlt sich nach dem Geschrei, als ich versucht habe, der dreispurigen Todesfalle zu entkommen, rau an.

»Ich glaube nicht, dass ich das, was da passiert ist, je wieder vergessen kann.«

»Das ist okay«, sage ich ruhig. »Ich verstehe. Das war eine Seite an mir, die vermutlich niemand je erwartet hat, zu sehen. Ich eingeschlossen. Aber verdammt, wir haben es geschafft. Wir packen Schottland an seinem Whiskey und seinen Lochs.«

»Das ergibt keinen Sinn«, sagt Dakota und schaut auf die unglaubliche Landschaft und die zerklüfteten Berge hinaus. Dunkle Schatten der aufziehenden Wolken verleihen dem allen ein mystisches Gefühl, das man im versmogten Kalifornien nicht findet.

»Das tut es wohl – du weißt schon, wie den Bullen bei den Hörnern zu packen, aber … Ach, vergiss es. Also, diese Penisstein-Sache. Ich dachte, er würde um Bezahlung bitten, als er so … gegen seinen Schritt getippt hat.«

»Die Schotten sind keine Neandertaler, Bonnie. Sie sprechen Englisch.«

»Das war kein Englisch.«

»Einige haben einen stärkeren Akzent als andere. Als ich gestern mit Finella telefoniert habe, hatte sie einen hübschen Akzent, der leicht zu verstehen war. Ich hatte keine Probleme, mich mit ihr zu verständigen.«

»Das erleichtert mich. War sie diejenige, die dir von dem Penisstein erzählt hat?«

»Nein. Davon habe ich gelesen, als ich mich über Corsekelly informiert habe.« Der grüne Schatten, der über Dakotas Gesicht lag, ist inzwischen zum Glück einer normalen Hautfarbe gewichen. »Offenbar ist die Stadt dafür bekannt. Und für die Ziege.«

»O-kay. Willst du das mit dem Penisstein näher ausführen?«

»Kennst du die Sendung Iron Crowns?«

»Die mit dem ganzen Inzest und den Vergewaltigungen?«, frage ich.

»Ja, die, die du nicht weiter gucken konntest, weshalb wir zu Jane the Virgin umgeschaltet haben.«

»Ich würde Rojelio sofort heiraten. Gib mir was von dieser Latino-Liebe.«

»Selbst ich würde überlegen, Rojelio zu heiraten.« Dakota kichert.

»Es sind seine Geschenkkörbe, oder?«

Sie presst sich die freie Hand aufs Herz. »Er macht sich darüber so viele Gedanken. Wie auch immer, Iron Crowns hat Fernsehgeschichte geschrieben, als die Schlangenkönigin …«

»Uff, die war gruselig. Ich bin total für Frauenpower – rock die Krone, Baby –, aber dann hat sie ihre Schlangenzunge hervorschnellen lassen, und das war mir irgendwie nicht angenehm.«

»Und sie hat ihren zukünftigen Verlobten kastriert.«

»Warte mal … was?«

»Hörst du mir jetzt zu?« Ich nicke. »Offenbar hat er sie mit einem Dienstmädchen betrogen, und um sicherzugehen, dass er seine Lektion gelernt hat, hat die Schlangenkönigin ihn in diese Höhle gebracht, in deren Mitte ein flacher Stein liegt. Sie hat ihn dort festgebunden, seinen Willi rausgeholt und dann … puff, der Boaby war weg.«

Ich lache in mich hinein. »Oh, ich sehe, was du da gemacht hast, und es gefällt mir. ›Boaby.‹ Glaubst du, die schottischen Frauen kitzeln die Spitze und sprechen mit dem Boaby, als wäre er ein Tier? ›Wer war heute ein guter Boaby? Ja, ganz genau, du warst ein guter Boaby.‹«

»Warum bist du so?«

»Ich weiß nicht.« Wir lachen beide. »Also der Penisstein, hm? Faszinierend. Unser neues Zuhause ist berühmt für seinen Kastrationsstein. Das finde ich irgendwie cool. Ich nehme an, dass Iron Crowns in Schottland gedreht wurde?«

»Ja, überall. Ich habe gelesen, dass Corsekelly eine Plakette hat, die dem Penisstein gewidmet ist.«

»Ich wäre schockiert, wenn nicht.« Ich packe das Lenkrad ein wenig fester. »Mein Instagram wird heller leuchten als je zuvor.«

3. KAPITEL

Bonnie

Kreisverkehre, in denen ich stecken geblieben bin: Einer … für zehn Minuten.

Anzahl der Male, die Dakota sich übergeben hat: Habe nicht genügend Finger, um das zu zählen.

Anzahl von Interaktionen mit Schotten: Eine, und ich versuche immer noch, herauszufinden, was er uns sagen wollte.

Wenn ein Schotte gegen seinen Schritt tippt, könnte es sein, dass er nur versucht, zu erklären, dass »Boaby« Penis heißt, und nicht, dass er sexuelle Gefälligkeiten als Bezahlung für seine Hilfe will.

***

WILLKOMMEN IN CORSEKELLY – HEIMAT VON FERGUS

Standort des großen Boaby-Steins

Bevölkerung: 360

»Was für ein Schild«, sage ich, als wir wieder ins Auto steigen, nachdem wir ein Foto von dem Schild in Corsekelly gemacht haben, das für so eine kleine Stadt ziemlich groß ist. »›Boaby-Stein‹ klingt wesentlich netter als ›Penisstein‹. Es klingt beinahe, als wäre es ein Glücksstein oder so, und wenn man seine Wange daran reibt, hat man in den kommenden Jahren Glück.«

»Das verwechselst du mit dem Blarney-Stein, und den muss man küssen«, erklärt Dakota, während sie sich anschnallt und wieder das Seil greift, das sich inzwischen dauerhaft in unsere Handflächen eingeprägt hat. »Wenn du diesen Stein küsst, bekommst du vermutlich Herpes.«

»Was? Glaubst du, die Leute legen wirklich ihren Penis darauf?«

»Äh … ja. Das Internet ist voll mit Fotos von Menschen in der Höhle, die mit ihren Frauen die Szene nachspielen. So richtig mit Boaby raus und allem, was dazugehört.«

»Igitt, wer will denn so was sehen?«

Dakota zuckt mit den Schultern. »Iron Crowns hat die größte Fangemeinde auf der Welt. Die Leute tun verrückte Sachen.«

»Ja, aber so zu tun, als würde dir der Penis abgehackt werden … Dafür muss man schon sehr großes Vertrauen in seine Frau haben. Und sicherstellen, dass man sie vor dem Foto nicht sauer macht. Ein ›Hups‹-Moment, und dein Dingaling ist für immer weg.«

Ich starte den Motor und fahre auf die schmale Straße, die uns an Schieferklippen entlang in das Tal führt, in dem Corsekelly liegt.

O mein Gott.

Die Bäume, die den Straßenrand säumen, teilen sich, und wir werden von glitzerndem Wasser begrüßt, das von wunderschönen Bergen eingerahmt wird, die wie grün bestäubt wirken und aus denen riesige Schiefersteine herausragen. Es ist wirklich umwerfend.

Ein neues Kapitel liegt direkt vor uns.

Neue Gelegenheiten.

Neue Leute – hoffentlich nette Leute.

Neue Abenteuer.

Ich spüre es bereits; die Veränderungen, die ich vornehmen werde, das Selbstvertrauen, das mir diese Entscheidung einflößt. Das hier könnte genau das sein, was wir beide brauchen.

»Da ist die Stadt«, sagt Dakota und zeigt auf eine Ansammlung weißer Lehmgebäude.

»Und wo ist der Rest?«, frage ich im Näherkommen.

»Das ist es. Sie ist wirklich klein.«

Ich glaube, ich habe noch nie eine so kleine Stadt gesehen. Nicht mehr als zwanzig Gebäude säumen die Hauptstraße, die am Seeufer entlang verläuft und passenderweise Corsekelly Lane heißt.

Alle Gebäude zeigen zum Loch Duich. Sie sind aus weißem Lehm und Felssteinen erbaut, und ein buntes Durcheinander aus Blumen wächst in Kübeln, die an schmiedeeisernen Haken hängen. Verglichen mit den Häusern in Amerika sind diese hier nicht groß, und die Fenster und Türen wirken viel zu klein für einen Erwachsenen, aber sie sind charmant, pittoresk und geben mir das Gefühl, gerade in ein Phantasiereich eingetreten zu sein.

Kompakt und charismatisch.

»Dieser Ort fühlt sich mehr wie ein Zwischenstopp an als wie etwas, wo man leben kann«, sage ich zu Dakota, die damit beschäftigt ist, aus dem Fenster zu schauen und Corsekelly genauso zu bestaunen wie ich.

»Aber hier ist nichts Touristisches, abgesehen von dem Reisebus da vorn, der vor … Ich glaube, er parkt vor einem Hotel. Das ist irgendwie nett. Das wird sich so anfühlen, als wären wir vor der Welt versteckt.«

»Stimmt.« Ich nicke. »Und ich liebe die Holzschilder, die über jeder Tür hängen.« Ich fahre extralangsam, um sie laut vorzulesen. »Fergie’s Castle. The Admiral. Under the Goat’s Kilt Inn – ich wette, da riecht es nicht sonderlich gut.« Wir lachen, und ich lenke den Wagen weiter die Kopfsteinpflasterstraße hinunter. »The Mill Market. Bubbles Linen Basket. Parlan’s Pump Petrol. Murdach’s Wee Bakeshop. Coffee … Warte mal. Coffee? Ist das … ist das der Coffeeshop?«, frage ich und verziehe beim Anblick des farblosen Gebäudes das Gesicht.

Genau wie der Rest des Ortes ist es aus weißem Lehm. Seine einzigen hervorstechenden Merkmale sind die rote Tür und ein Schild darüber, auf dem »COFFEE« steht. Zwei verwitterte Picknicktische stehen unter den beiden rot gerahmten Fenstern, aber das war es dann auch schon mit seinem Charme.

Uff. Hierfür haben wir Los Angeles verlassen?

Es sieht aus, als wäre die Tür nur eine Windböe davon entfernt, aus den Angeln gerissen zu werden.

Wo ist der Charme?

Wo das süße Holzschild?

Wo das Schottenmuster? Sollte das nicht irgendwo sein?

Um Himmels Willen. Wo ist das Schottenmuster?

»Ja, das ist es«, sagt Dakota völlig ungerührt.

»Wow, sie wissen, wie sie ihre Waren anpreisen müssen.« Ich schnaube. »Wo ist der süße Name?«

»Sie sind sehr direkt. Das ist bewundernswert. Finella meinte, um die Ecke gebe es einen Parkplatz. Wo wir auch wohnen werden.«

»Okay.« Ich biege um die Ecke und folge einem Kiesweg, der unter einem Baldachin aus Bäumen entlangführt. »Sind wir hier richtig?«, frage ich, als der Weg immer schmaler wird.

»Ich glaube schon. Sie meinte, das Cottage wäre direkt hinter den Bäumen.«

Mit weniger als zehn Meilen pro Stunde holpern wir über den Weg, bis wir endlich ein winziges weißes Lehmcottage mit Reetdach erreichen.

»Äh, sind wir gerade auf das Set eines Disneyfilms gefahren, und ich habe es nicht bemerkt?«, frage ich.

Ein Reetdach … ein richtiges, echtes Reetdach. Ich glaube, das letzte Mal habe ich so eins in Schneewittchen und die sieben Zwerge gesehen.

Und … ist das ein …

»O nein.« Ich schüttle den Kopf und zeige auf den Brunnen direkt neben dem Haus. »Hat dieser Ort kein fließend Wasser? Ich habe nicht unterschrieben, dass ich mir das Wasser für ein Schaumbad selbst holen muss.«

»Es hat alle Annehmlichkeiten, die wir brauchen«, sagt Dakota und öffnet die Beifahrertür.

Ich packe ihren Arm und halte sie zurück. »Wenn du ›Annehmlichkeiten‹ sagst, gehört dazu fließendes Wasser?«

»Ja«, sagt sie genervt. »Du tust gerade so, als wäre unser Flugzeug eine Zeitmaschine gewesen und ich hätte dich ins Mittelalter zurückgebracht.«

»Sorry, wenn ich von einem Reetdach und einem Brunnen etwas verwirrt bin, aber das ist eine berechtigte Sorge. Hast du die Tankstelle da hinten gesehen? Ich bin mir nicht sicher, ob die überhaupt funktioniert.«

»Das nennt sich Benzinpumpe, und sie funktioniert. Wir sind hier nicht in L.A., Bonnie. Das solltest du im Hinterkopf behalten. Das hier ist eine einfachere Art zu leben. Entspann dich und genieße das langsamere Tempo.«

Sie hat recht. Bevor ich irgendwelche Annahmen treffe, sollte ich diesen Ort erst einmal kennenlernen.

Ich bin für das Abenteuer hier.

Ich bin hier, um herauszufinden, was ich mit meinem Leben anstellen will.

Und Vorurteile zu haben, wird mir nicht helfen.

»Du hast recht. Tut mir leid.« Ich stoße den Atem aus. »Die Fahrt war lang, und meine Hände tun weh vom Halten des Seils. Ich verspreche, sobald wir etwas gegessen haben, geht es mir viel besser.«

Gerade als wir aus dem Auto aussteigen, geht die Tür des Cottages auf, und eine kleine Frau, die ich auf Mitte sechzig schätze, kommt heraus. Ein paar silberne Strähnen ziehen sich durch ihr dunkelbraunes Haar, und sie hat eine Schürze umgebunden.

»Du musst Dakota sein«, sagt sie und kommt mit einem willkommen heißenden Lächeln auf uns zu.

Dakota hatte recht – sie hat einen schönen Akzent, den ich problemlos verstehe.

Gott sei Dank.

»Finella, es ist so schön, dich endlich kennenzulernen.« Dakota umarmt die Frau und winkt mich dann herüber. »Das ist meine beste Freundin Bonnie.«

»Aye, Bonny. Das ist ein schöner Name. In Schottland bedeutet er ›hübsch‹, und er scheint perfekt zu dir zu passen.« Sie lächelt freundlich, während sie mich von Kopf bis Fuß mustert.

»Oh, danke. Mir wurde gesagt, dass ich zu einem Sechzehntel schottisch bin.« Ich lächle.

»Wirklich?« Sie hebt eine Augenbraue. »Wie reizend.«

Ich verspüre einen Anflug von Stolz, hier auf dem Land meiner Vorfahren zu stehen. »Es ist schön, zu Hause zu sein, wo meine Ahnen einst gewandert sind. Ich kann ihre Gegenwart förmlich spüren.« Als ich Finella anschaue, sehe ich den Hauch eines spöttischen Grinsens auf ihren Lippen. Okay, ja, ich bin nur zu einem Sechzehntel schottisch, aber das bedeutet trotzdem etwas. Ich atme tief ein. »Es ist schön, dich kennenzulernen, Finella. Ich komme gar nicht darüber hinweg, wie grün es hier ist. Da wir aus einer sehr trockenen Gegend kommen, ist es erfrischend, so viel Natur um uns zu haben.«

»Ja, es ist hier schön.« Sie stützt die Hände in die Hüften, und ein schiefes Lächeln zupft an ihren Mundwinkeln. »Wir werden es vermissen, aber wir freuen uns auch auf unsere lang erwarteten Holibags.«

Holibags?

Was zum Teufel heißt das schon wieder?

»Kommt rein«, sagt sie. »Da können wir uns weiter unterhalten. Ihr müsst hungrig sein. Ich habe euch Haggis mit Tatties und Neeps gemacht.« Sie packt uns an der Hand und führt uns ins Cottage. Als wir unser neues Zuhause betreten, bin ich überrascht, wie weitläufig es ist. Zur Rechten gibt es eine steinerne Feuerstelle mit einem gusseisernen Ofen in der Mitte. Zwei rote Sofas stehen sich an zwei Wänden des weiß gestrichenen Raums gegenüber, und zwischen ihnen ist Platz für einen Couchtisch aus dunkler Eiche.

Zur Linken befindet sich eine kleine Kitchenette mit einem zweiflammigen Herd, einem kleinen Kühlschrank und einem Spülbecken. An Schränken gibt es nur ein Minimum, und der Bereich unter der Arbeitsplatte wird von einer weiß-rot-karierten Gardine verdeckt. Okay, das ist irgendwie bezaubernd. Hinten führt eine offene Tür zu einer engen Treppe. An den Wänden hängen keine Bilder, und es gibt auch sonst keine Deko. Der Rest der Fläche wird von einem Esstisch für zwei Personen dominiert, der sich unter Schüsseln mit dampfendem Essen beinahe biegt. Idyllisch und gerade ausreichend.

Auf jeden Fall ist es Welten entfernt von unserer Einzimmerwohnung mit den vergitterten Fenstern und den Rissen in der Decke, in der wir in Los Angeles gewohnt haben.

»Ich hoffe, dass es euch hier gefällt«, sagt Finella und reckt stolz die Brust.

»Ich liebe es«, sage ich.

»Es ist perfekt«, stimmt Dakota mir zu.

»Es gibt ein Schlafzimmer im Erdgeschoss und eines oben. Das Bad ist um die Ecke. Wir haben einen Eimer neben der Toilette. Wenn ihr ein großes Geschäft machen müsst, bitten wir euch, mit dem Wasser aus dem Eimer ein wenig nachzuhelfen, um es wegzuspülen.«

Als ich zu Dakota schaue, sind ihre Augen amüsiert geweitet. Ich unterdrücke ein Kichern, weil ich nicht unhöflich sein will, aber mal ehrlich … ein Eimer für die Toilette?

Jupp … bezaubernd.

»Im Kühlschrank sind ein paar Lebensmittel«, fährt Finella fort. »Ich war mir nicht sicher, was ihr Mädels mögt, aber die grundlegenden Dinge sind da. Der Mill Market ist die Straße runter. Shona weiß, dass ihr kommt. Sie kann euch alles zeigen und bestellen, was immer ihr braucht.«

»Shona ist die Besitzerin?«, frage ich.

»Aye.« Finella bittet uns beide, am Tisch Platz zu nehmen, und füllt das Essen auf. Gebratene Bällchen aus etwas, das Haggis sein muss – was auch immer das ist – und irgendetwas Zerstampftes. Die Tatties und Neeps, nehme ich an. »Alle in Corsekelly wissen, dass ihr kommt. Der Ort heißt Neuankömmlinge herzlich willkommen, und alle haben Stuart und mir versprochen, sich gut um euch zu kümmern, während wir fort sind.«

»Danke.« Dakota nimmt die Gabel in die Hand und greift zu. Ich nehme auch meine Gabel, warte aber, bis sie das Essen probiert hat. Als sie nicht zuckt, gebe ich mir grünes Licht, um ebenfalls reinzuhauen. »Das ist köstlich, Finella.« Die Tatties und Neeps sind mit einem Hauch von Muskatnuss gewürzt. Interessant, aber lecker. Und der Haggis hat eine haferige Konsistenz und ähnelt einer krümeligen Wurst mit einem Anflug von Pfeffer.

Ich glaube, daran kann ich mich gewöhnen.

»Danke. Es ist ein altes Familienrezept. Das Lieblingsessen von meinem Rowan.«

Rowan. Ist das der Name von jemandem?

»Ihr werdet ihn nicht oft zu Gesicht bekommen«, fährt Finella fort. »Er ist als Handwerker ziemlich beschäftigt.«

Also ist es ein Name.

»Ist Rowan dein Sohn?«, frage ich.

»Aye, das ist er. Ein strammer Kerl, wenn auch ein wenig mürrisch. Er ist gerne für sich. Allerdings steht er auf blonde Frauen. Vor allem auf hübsche.« Sie wackelt mit den Augenbrauen, und ich spüre, dass ich rot werde.

»Hast du das gehört, Bonnie? Stramm«, sagt Dakota lächelnd.

»Ist eine von euch vergeben?«, will Finella wissen.

»Wir sind beide Single«, antwortet Dakota.

»Wirklich.« Sie lächelt breit.

»Ich bin allerdings noch nicht so weit, wieder auszugehen«, sagt Dakota schnell. »Ich habe mich vor knapp einem Jahr von meiner Freundin getrennt und lecke noch meine Wunden.«

»Och, du magst Lasses? Dann solltest du Isla Murdach treffen – ihr gehört Murdach’s Wee Bakeshop. Ich glaube, sie würde dich gut aufnehmen.«

Jetzt wird Dakota rot. Ich stupse sie unter dem Tisch mit dem Fuß an. »Hörst du das? Sie würde auf dich stehen.«

»Ich bin nicht auf der Suche nach einer Beziehung«, sagt sie.

»Ich auch nicht«, werfe ich schnell ein. Wer weiß schon, wer dieser Rowan ist – ich bin mir ziemlich sicher, dass ich nichts mit ihm zu tun haben will. Ich steh nicht so auf mürrisch.

»Also, was bringt euch in die Highlands? In eurer Bewerbung meintet ihr Abenteuer.« Finella mustert uns beide. »Aber ich sehe Dunkelheit in euren schönen Augen. Da ist doch noch mehr.«

»Eine Atempause«, gesteht Dakota. »Eine Pause von allem.« Und ich weiß genau, was sie meint. Sie braucht eine Pause von den Erinnerungen, von der Möglichkeit, ihrer Ex über den Weg zu laufen. Sie muss den Kopf frei kriegen.

Genau wie ich.

»Ich brauche einen Moment, um durchzuatmen«, sage ich. »Um zu überlegen, was ich mit meinem Leben anfangen will.«

Finella lächelt und klatscht in die Hände. »Dann ist Corsekelly genau der richtige Platz für euch beide.«

***

Kies knirscht unter unseren Schuhen, als Dakota und ich Finella den baumgesäumten Weg zum Coffeeshop folgen. Es fällt ein leichter Nieselregen, und ich setze die Kapuze von meinem Sweatshirt auf.

»Na, keine Sorge wegen des Regens, Lass«, sagt Finella. »Der gehört zu Schottland dazu. Nimm ihn mit offenen Armen an.«

Tja, wenn das der Fall ist … Ich setze die Kapuze wieder ab und lasse die Tropfen über meinen Kopf und mein Gesicht laufen. Wenn ich sechs Monate lang hier sein werde, sollte ich wirklich wie die Einheimischen leben.

»Da ist er«, sagt Finella, als wir um die Ecke biegen und uns dem Coffeeshop nähern. »Er mag von außen nicht hübsch sein, aber im Inneren ist er warm.« Sie öffnet die Tür, und zu meiner Überraschung ist der Laden leer – niemand arbeitet, keine einzige Seele befindet sich in dem Gebäude.

Noch schockierender ist: Das Café ist praktisch karg.

Zwei Tische mit jeweils zwei Stühlen stehen irgendwo mitten im Raum. Sie sehen aus, als wären sie von einem Zehnjährigen geschnitzt worden. Die Wände sind nackt, und der alte Holzfußboden ist von einer Schicht aus Staub und Schmutz bedeckt. Zur Linken steht eine leere Kuchenvitrine, und hinter dem Tresen sehe ich zwei große Thermoskannen.

Keine Espressomaschine.

Keine schicke Karte mit Angeboten.

Nur … Kaffee.

Äh …

»Wir öffnen um zehn und schließen um sechzehn Uhr.«

»Ihr öffnet um zehn?« Wie um alles in der Welt können sie um zehn öffnen, wenn ich immer morgens um sechs Uhr losziehen musste, um Kaffee zu holen?

»Aye, bis dahin ist in dieser Gegend nicht viel los. Die meisten Läden öffnen um neun und schließen nicht später als sechs Uhr am Abend. Außer Fergie’s Castle, der Pub. The Admiral, das örtliche Restaurant, schließt unter der Woche um sechs und an den Wochenenden um sieben. Wenn ihr also Appetit auf – wie nennt ihr Amerikaner das noch, ›Dinner‹ habt – plant das gut im Voraus. Im Fergie’s gibt es typisches Pub-Essen, aber es kann da ziemlich wild werden, sobald alles zu hat und die Einwohner sich auf einen Whisky treffen.«

»Wow, okay. Gut zu wissen«, sage ich, während mein Magen bei der Erwähnung von Essen einen seltsamen Salto schlägt. Uff. Das hat sich nicht gut angefühlt.

»Sonntags haben wir geschlossen – wie beinahe alles im Ort. Die Reisebusse fahren sonntags nicht hier durch, deshalb nehmen wir uns alle den Tag frei. Abgesehen vom Pub. Hamish hat jeden Tag geöffnet.«

»Hier kommen Reisebusse lang?«, frage ich, während Dakota mit verschränkten Armen durch den kleinen Raum wandert und unsere neue Arbeitsstelle mustert. Ohne Zweifel wird sie hier ihre Arbeit weitermachen können. Und wenn ich die zwei Thermoskannen richtig deute, werde ich auch ausreichend freie Zeit haben.

»Aye. Für den Boaby-Stein. Auf den wir ehrlich gesagt ziemlich stolz sind. Shona unten im Supermarkt bedruckt T-Shirts mit: ›Ich habe den Boaby-Stein geküsst‹. Ziemlich clever. Stuart und ich haben ein passendes Set.«

Ja, davon brauche ich auch eins. »Ich liebe ein gutes Penis-Shirt.« Dakota stößt mir mit dem Ellbogen in die Rippen. Ich schaue sie an und zucke mit den Schultern. »Was denn? Stimmt doch.«

»Habt ihr Iron Crowns geguckt?«, fragt Finella.

Ich will gerade antworten, als meine Eingeweide anfangen, zu gurgeln. Sofort bricht mir im Nacken der Schweiß aus.

Uh, das fühlt sich nicht richtig an.

Überhaupt nicht richtig.

Hier könnte sich eine Situation zusammenbrauen.

»Ich ja«, sagt Dakota. »Aber ich bin noch nicht bei dem Teil mit dem Boaby-Stein angekommen. Ich kann es allerdings kaum erwarten.«

»Wie aufregend. Die zeigen seinen tatsächlichen Boaby, weißt du? Der Schauspieler hatte dafür kein Double. Sir Richard MacLain ist ziemlich gut bestückt, muss ich sagen. So eine Schande, dass sie so tun, als würden sie ihn kastrieren.« Finella seufzt und geht zum Tresen. »Die Arbeit hier ist ziemlich einfach. Es gibt eine dunkle Röstung und einen entkoffeinierten Kaffee. Wir haben auch ein paar Beutel für eine heiße Schokolade, falls ein Kind so was will. Etwas zu essen gibt es hier schon eine Weile nicht mehr. Stuart hat früher immer gebacken, aber er ist ein wenig langsamer geworden.« Finella verstummt in dem Moment, in dem mein Magen grummelt, was in dem kleinen Café ohrenbetäubend laut ist.

Sowohl Dakota als auch Finella drehen sich mit hochgezogenen Augenbrauen zu mir um.

Ich lächle gequält. »Ich glaube, irgendetwas ist mir nicht so gut bekommen.«

»Klingt ganz so.« Finella mustert mich von Kopf bis Fuß. »Bist du allergisch gegen Schafslunge?«

»Äh … nicht, dass ich wüsste.«

»Herz? Leber? Magen?«

»Nein … warum?« Ich schlucke schwer, während die Angst mir den Nacken hochkriecht.

»Och, das ist im Haggis, Lass.«

Galle steigt in mir auf, und ich bete, dass ich mich nicht hier auf dem staubigen, ungefegten Boden übergeben muss.

»Schafsmagen?«, frage ich leise.

»Aye, und Leber, Herz und Lungen.«

O Gott.

Mit einem höflichen Lächeln trete ich einen Schritt zurück. »Wisst ihr, ich glaube, ich gehe ins Cottage zurück und, äh …« Ich muss rülpsen und bete zu allem, was heilig ist, dass ich mich zusammenreißen kann. »Nehme eine Dusche. Wasche mir den Flugzeugdreck ab.«

Finella durchschaut mich natürlich.

»Aye, denk daran, den Wassereimer zu benutzen.« Sie zwinkert mir zu.

»Dakota, lass dir alles zeigen«, sage ich und deute auf den Raum, bevor ich schnellen Schrittes zum Cottage zurückeile.

***

»Von jetzt an fragst du, was drin ist, bevor du etwas isst«, sage ich zu meinem Spiegelbild.

Ich erspare euch die Einzelheiten. Lasst mich einfach sagen, dass ich hier in Schottland mein Zeichen gesetzt habe.

Vom Jetlag geplagt, frisch geduscht und bereit für mein Kissen, bürste ich meine langen blonden Haare und massiere ein wenig Serum ein, um meine natürlichen Locken zu pflegen. Nachdem ich mir – zweimal – die Zähne geputzt habe, wickle ich das schlichte weiße Handtuch um mich, das im Bad bereitlag, und atme tief durch. In dem Moment geht die Tür zum Cottage auf und fällt wieder zu.

Dakota.

Na, die kann sich auf was gefasst machen.

Sie hat die gesamte Recherche betrieben – sie hätte mich warnen sollen, was den Haggis angeht.

Mit der wenigen Kraft, die mir verblieben ist, werfe ich die Badezimmertür hinter mir zu und stapfe in die Küche, nur um dort einen Mann vorzufinden, der an der Spüle lehnt und eines der Haggis-Bällchen isst.

»O mein Gott!«, kreische ich und wickle das Handtuch noch fester um meinen Oberkörper. Aus dem Augenwinkel sehe ich einen Besen, den ich mir schnappe und mit dem Bürstenende auf ihn halte. »Wagen Sie es ja nicht, näher zu kommen.«

Meine Drohung lässt ihn ungerührt.

Er lehnt weiter an der Spüle, das Haggis-Bällchen in der Hand, und starrt mich an. »Wer zum Teufel sind Sie?«

Tja, tritt mich in den Schritt und leg mich zum Sterben ab. Er hat die köstlichste Stimme, die ich je gehört habe.

Volles Timbre mit rollendem R und einer heftigen Dosis Männlichkeit. Es klingt seltsam, aber seine Stimme sagt quasi: Ich arbeite mit meinen Händen und weiß auch sonst, wie ich sie einzusetzen habe.

Ich bin geneigt, meinen Kopf an seine Brust zu lehnen und ihn zu bitten, zu reden, nur damit ich fühlen kann, wie das Rumpeln seiner Stimme über meinen Körper rollt, aber ich glaube, dass das nur die Erschöpfung ist, die aus mir spricht.

Ich reiße mich aus meinem Schotten-induzierten Tagtraum und recke den Besen. »Das geht Sie nichts an. Sie sind hier unbefugt eingedrungen. Wenn Sie nicht innerhalb von drei Sekunden verschwinden, rufe ich Finella.«

»Aye, warum sagen Sie ihr dann nicht, dass der Haggis zu trocken ist?« Er steckt sich den Rest des Bällchens in den Mund und kaut. Kein Lächeln, kein Anflug von Humor in seiner Miene, nur allgemeine Missmutigkeit.

»Das ist sehr unhöflich.«

»Aber die Wahrheit.« Er wischt sich die Hände ab. »Sind Sie Touristin?«

»Wie gesagt, das geht Sie nichts an. Ich schlage vor, Sie gehen, bevor ich diesen Besen einsetze.«

»Sie wollen mich rausfegen? Mit diesen dürren Ärmchen? Das würde ich gerne sehen.«

Tja, ist er nicht unglaublich unerquicklich?