Hinterland - Feridun Zaimoglu - E-Book

Hinterland E-Book

Feridun Zaimoglu

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Beschreibung

Die Erscheinungsformen der Liebe in unserer Zeit Mit Liebesbrand, dem »wuchtigen Plädoyer für jenes kopflose Wagnis zwischen Lächerlichkeit und Leidenschaft, genannt Liebe« (taz), hat sich Feridun Zaimoglu als großer Romantiker erwiesen. Sein neuer Roman Hinterland folgt dieser Spur in die Grenzbereiche der modernen Zivilisation.Dieser Roman schweift aus und ab. Er nimmt den Leser mit auf eine Reise, die von den Metropolen Osteuropas bis auf eine Insel in der Nordsee führt, von Prag nach Berlin, Istanbul, Ankara, Föhr und zurück. Er folgt Verträumten und Entflammten, die einander treffen, begleiten oder umgehen, aber gemeinsam verstrickt sind in einen großen Zusammenhang, den sie kaum durchschauen und erst recht nicht begreifen. Im Mittelpunkt stehen Ferda und Aneschka, die sich in Prag gefunden haben, aber immer wieder trennen, um ihren eigenen Weg zu gehen. Ferda macht sich auf in die Türkei und gerät dort in ein Sippentreffen und in Liebeshändel, während Aneschka ihrer Brieffreundin Helen, der Tochter eines Fotografen, nach Berlin folgt. Dort trifft sie Ferda wieder, kehrt mit ihm zurück nach Prag, doch sind die Gefühle in Aufruhr und die Köpfe nicht klar. Überhaupt gewinnt das Irrationale die Oberhand, treffen Zwerge auf Ritter, Hexenbesen und das Tausendgüldenkraut. Geschult an der deutschen Romantik, befeuert von orientalischen Bilderwelten und starken Gefühlen, entwirft Feridun Zaimoglu einen mitreißenden Episodenroman mit zahlreichen faszinierenden Figuren, die sich wie in einem Traumgespinst bewegen.  Verschiedenste Perspektiven werden integriert, Konflikte geschürt und miteinander verknüpft, Ober- und Unterwelten ausgeleuchtet und immer wird dabei den Erscheinungsformen der Liebe in unserer Zeit gefolgt.Die Gesamtauflagenzahl der Bücher Feridun Zaimoglus: 250.000 Exemplare

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Feridun Zaimoglu

Hinterland

Roman

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Inhaltsverzeichnis

zwergritterschwarzbrotlili marleentausendgüldenkrautweltgeisthexenbesenDies ist nicht das EndeFörderhinweis
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zwerg

Wie einer unglücklichen Dame Beistand aus dem Wald zuwächst und ein deutscher Schuhmachergeselle von seiner Pragerin an der Hand genommen und durch ihre Welt geführt wird

Ihr Mann hatte sie wegen einer Jüngeren verlassen, und eines Nachts kam sie die Mitternachtsverzweiflung an, sie trank eine ganze Flasche polnischen Johannisbeerschnaps, sank auf den Fußboden und schlief ihren Rausch aus. Für eine Frau ihres Stolzes (ihr Kinn sinkt nie, niemals, auf die Blusenkragen) machte es keinen Unterschied, daß er der Mittzwanzigerin ihre erste chirurgische Korrektur finanziert hatte: Ihr gewesener Ehemann hält viel von Liebesbeweisen. Seine Neue steckt ihr teures Näschen in den Wind, und sie wird, spätestens in einem Jahr, begreifen, daß er begabt ist, grob zu werden, wann immer der Anfang seiner Zuneigung verwischt in seiner Erinnerung.

Es ist nichts, es ist passiert, es gibt kein Zurück. Auch kein Zurück zu den Tagen, da sie ihre Freunde in Verlegenheit brachte, weil sie schreiend trank und betrunken schrie. Im Foyer eines Prager Theaters fiel sie nach der Vorstellung dem Hauptdarsteller derart heftig um den Hals, daß er glaubte, sie wollte ihn würgen, und er beschwerte sich bei der Intendantin, bei dem Journalisten und bei allen, die sie, die verlassene Ehefrau, kannten. Im kalten Licht des Mitleids zu stehen brachte sie fast um, alle benahmen sich, als spielten sie das Kinderspiel, bei dem es darum ging, angesichts einer Provokation einen kühlen Kopf zu bewahren. Nein, das war noch nicht der Abend, an dem sie sich schwor, keine über viele Stunden betrunkene Frau sein zu wollen; nach diesem Abend gab es andere peinliche Abende, ihren beiden Katzen machte es nichts aus, daß sie schwankte, sie mußte sich immer hinsetzen, um ihre Futternäpfchen zu füllen. Sie mußte immer mit kleinen Schritten gehen, in ihrer Wohnung wie auf der Straße, und sie mußte sich beherrschen, um nicht ihre Fußknöchel aufzuschürfen an den hohen Bordsteinkanten. Leichter zu sein als die Luft ist ein Fluch, und sie war auf dem besten Wege, mit fünfzig Jahren eines baldigen Tages hinzufallen und nicht aufzustehen – ihre Farben verblaßten, denn sie war bleich und trug kein Make-up, ihre roten Seidenblusen, ihre hellblauen Röcke gab sie weg. Ihre Worte verschwanden, weil sie mitten im Satz ihren Glauben verlor, so wie man eine Kupfermünze oder einen kleingespitzten Bleistift im Utensilienköcher verschwinden läßt und vergißt. Sie geriet ins Wanken, sie war etwas schwerer als Luft, deshalb mußte sie sich festhalten: an Türgriffen, an Tischkanten, an den Unterarmen wildfremder Menschen, an den Ellbogen großer Kinder, an sich selbst.

In dieser Zeit, da an ihrem weiten Pullover viele helle Katzenhaare klebten, kaufte sie alte Teesiebkapseln auf dem Flohmarkt, reinigte sie von den dunklen Flecken und wickelte die Ketten um die Nägel an dem morschen weißen Wegweiser, den sie im Wald gefunden hatte. (Eine Frau geht nicht im dunklen Wald spazieren, und wenn doch, so will sie mit den wispernden Wichteln einen Pakt schließen.) Sie bewegen sich selten, und wenn doch, hängen sie an den dicken Wurzeln, die die Erde durchbrochen haben. Über die Frau hatten sie noch kein Urteil gefällt: Sie war ein Eindringling mit einem ungeübten Auge, sie hielt sie für Wassertropfen oder für bunte Bänder, die sich an Holz und Stein verfangen hatten. Und die Wichtel ahnten, daß sie etwas tun mußten, also sperrten sie die Gehwege der Frau für böse Männer und böse Geister – sie tat ihnen nicht leid, sie wollten ihr nicht helfen, es ärgerte sie nur, daß man sie nicht sah, obwohl sie doch laut an Baumrinden nagten und von Wurzeln herunterhingen, manchmal stundenlang.

Der Mann mit dem kleinsten Stand auf dem Flohmarkt hatte ihr von ihnen erzählt, er verkaufte den Trödel der roten Epoche, und nur die jungen Touristen stürzten sich auf die Wimpel, die Medaillen, die Anstecknadeln und die Russenmützen. Von diesem Mann hatte sie erfahren, daß es nicht ungefährlich war, in einem Waldhaus zu wohnen: Die Wichtel hüpften über das trockene Bachbett und wirbelten im Grund des Hauses, daß die Träume zerrissen im Schlaf. Die Frau aber wußte damals nur so viel, wie der Kummer es zuließ. (Die Bekümmerten drücken auf ihre Augen und glauben, daß sie weinen, sie pressen jedoch nur das Gift heraus, und es rinnt herunter und tropft in den Staub. Es tropft manchmal auf die Mützen der Wichtel, die flüstern mit dem Wind, die zucken mit dem verschreckten Wild, die kräuseln die Nasen.)

Die Nase. Das Näschen. Das Näschen der neuen jungen Frau ihres Mannes. Sie lernte also, am Waldesrand zu wohnen. Sie lernte also mit der Fusselrolle über ihren Pullover zu fahren, und sie riß den katzenhaarbeklebten Streifen ab und warf ihn in den Mülleimer und trank erst dann ihre erste Tasse Kaffee. Jeden Morgen.

Die Bauern – das waren die Männer, deren Väter und Großväter Bauern gewesen sind – gewöhnten sich langsam an die Zugezogene, und sie wunderten sich über eine Städterin, die kein Rouge auflegte und sich auch sonst etwas seltsam benahm. Sie reichte ihnen eine Eisdose aus Plastik, sie wollten schon nach den Löffeln fragen, und da sahen sie die Kümmelkäseplätzchen und erstarrten. Schickte es sich für sie, die Söhne hartleibiger Bauern, Damenhäppchen zu essen und so zu tun, als fügten sie sich den neuen Sitten? Einige Augenblicke lang rieben sie die verstoppelten Wangen und waren still. Ihre Blicke fielen auf die alte Kleekarre in ihrem Garten, die Speichen hatten sich von der Radnabe gelöst und standen nach allen Seiten ab. Im Beet lagen Hacke, Gabel, Rechen ohne Stiel und eine verrostete Bügelgießkanne, mit Glas- und Topfscherben war die winterstarre Erde eingegrenzt. Was sollten sie machen? Sie aßen die Plätzchen, und als die Frau nach den sonderbaren kleinen Rotmützenträgern fragte, hielten sie mitten im Kauen inne und starrten in den Wald und machten sich Sorgen wegen des trockenen Bachbetts: Die Fingerhutmännchen konnten ohne Mühe den Graben überwinden und die Träume der Frau verwispern.

Sie zogen ab, und die Frau schaute ihnen hinterher, vier Bauernsöhne in aufgeknöpften Wolljacken, die Kälte konnte ihnen nichts anhaben, sie würden im Wirtshaus über sie reden, und wahrscheinlich nannten sie sie ›die mit den Katzen‹. Ich sollte meine ganze Hoffnung darauf setzen, hier in Maßen zu verwildern, dachte sie, ich hätte das Recht, diesen Mann, der mir das Waldhaus überlassen, aber nicht geschenkt hat, zu verklagen.

 

In wenigen Jahren war dieser Mann in die besseren Kreise aufgestiegen, er war gescheit, er war nicht häßlich, und er kam von der Kultur – als Programmdirektor im Rundfunk lernte er, sich vorzusehen: vor den Wetterumschwüngen und vor den Frauen, die in der neuen Zeit neue Kleider trugen; nur ganz wenige trauten sich, noch in weiten Miniröcken herumzulaufen, wie es im roten Krämersystem Mode gewesen war. Ein Wunder wie die Totenerweckung konnte er nicht vollbringen, er konnte aber schweigen und loben, und so machte er sich einen Namen als ein Mann, der junge Talente förderte und eine Richtung vorgab. Nichts davon war wahr. Er entschied, daß er den hübschen gestiefelten Frauen nachschauen durfte, die Ehe hielt, seine Ehe ging ihn doch nur dann etwas an, wenn er in die gemeinsame Wohnung zurückkehrte.

Hier die Frau, die begann, Farbe abzugeben an die Räume, an die Möbelstücke, an die Tapete. Hier seine Frau. Hier seine Frau, die keine Maßnahmen ergriff gegen die Abzehrung. Hier eine Frau, die den breiten roten Hüftgürtel nicht mehr trug, hier eine kleine Belastung. Wie konnte man das werden, was sie war: Nur ein hübsches Gesicht, mehr nicht? Dann stieß er sich die Stirn beim Duschen am Wassermischerhebel, der Schmerz kam und ging, und die Gewißheit setzte sich in ihm fest, daß er in ihrer Nähe zum Tolpatsch verkam – er verkam, und sie ließ es zu. Da wappnete er sich für die große Sensation, er schüttelte sich, wie der Hund sich die Zecken aus dem Fell schüttelt, er aß keine Schokolade und keine fritierten Kartoffelecken mehr, und er bat seinen Friseur, sein Haar in Fransen zu schneiden, denn ein Scheitel paßte nicht wirklich zu einem Kulturmann seines Alters. Er wurde auf eine junge Praktikantin aufmerksam (Das Leben ist eine Geschichte, in der sich alle wiedererkennen, und in der sich alles wiederfindet), aber … kann man das überhaupt sagen? Nein, nein. Es geschah, daß er hochsah und den Staub am Deckenstuck seines Büroraumes bemerkte, er stand mit dem Rücken zur Tür, und als ein Dielenbrett knarrte, wirbelte er herum, und da erblickte er eine junge Frau, ihre Nase war eine Nasenspitze zu groß für ihr Gesicht, und ihr leicht seitlich versetzter Mund formte Worte, die er nicht begriff, denn eine Stille fraß sich in seinem Kopf bis zu seinen Ohren vor, und vielleicht war seine Ohrenröte das erste Zeichen seiner Verliebtheit.

Sie zuckte zusammen, als der Direktor, der Mann, der die Decke inspizierte, seine Ohren mit den Händen umschloß, er sah aus, als würden ihm Fäuste aus den Schläfen wachsen. Vier Tage später saß sie mit ihm in einer Bar, die bekannt war für die Sitzschalen, in denen man versank, es war schwierig, sich einigermaßen würdevoll zu erheben, deshalb saß sie mit voller Blase ihm gegenüber, der sich für dieses Treffen keine bunte Krawatte umgebunden hatte. Er sprach davon, daß mancher Menschen Herzen in eine Nußschale paßten, und in der nächsten halben Stunde waren sie damit beschäftigt, aufzuzählen, was alles tatsächlich in einer (halben) Nußschale Platz hatte: eine Rosine, ein Brotkrümel, die Aschesäule einer Zigarette, an der man dreimal gezogen hat, ein Weisheitszahn, ein klitzekleiner Rechenstein, Papierschnipsel … plötzlich stand sie abrupt auf und strebte hastig zur Damentoilette – er sah ihr nach – sie spürte seinen Blick, und als sie etwas später am Waschbecken stand, starrte sie den Seifenspender an und dachte: Oh Gott er möchte eine Affäre mit mir anfangen wenn ich mich nicht irre gibt es zwischen uns einen Altersunterschied von vierundzwanzig Jahren das kann nicht gutgehen und wie erkläre ich es meiner Mutter sie wird mich ein trübes Frauchen schimpfen jetzt wasch dir die Hände und gehe zurück ja ich wußte es er hat in der Zwischenzeit für uns ein zweites Glas Wein bestellt was schwebt ihm da vor heute nacht.

Sie gingen mehrmals aus, heimlich, er ging dazu über, gleich eine Flasche Wein zu bestellen, und auch die Albernheit, am Korken zu riechen, den der Kellner ihm reichte, schreckte sie nicht ab. Der Direktor kümmerte sich um sie, und sie hatte nicht vor, sich hochzuschlafen: Das alles paßte haargenau in die Nußschale. Er brauchte nur einen besseren Haarschnitt, er sah aus wie ihr kleiner Bruder nach dem Aufwachen. Das erste Mal, in einem Hotelzimmer, nicht billig, nicht verhetzt, nicht betrunken, und sie riß nach der schönen Liebe im Bad das Zellophan auf, füllte das Plastikwasserglas voll. Und trank. Sie hatte eine Hausstauballergie und schlief deshalb unter einer Decke mit Astronautenbezug, und als Laken benutzte sie ein großes Tischwachstuch. Sie würde es ihm erklären, und er würde sich daran gewöhnen. Die verdammten Milben brachten sie zum Niesen, sie brachten sie um.

 

Sie würde nicht einmal zucken, wenn ein Schabernackmännchen durch lautes Lachen sie aus dem Schlaf risse, aber vielleicht hatten sie Angst vor den Katzen, auch sie traute dem Frieden nicht, wenn sich die beiden im Korb kringelten. Sie waren ja Tiere, die ihre Ohren dem Geräusch zuwenden, und die Laute wurden über das Holz und den Beton übertragen. In manchen Nächten hoffte sie auf Ermunterung. In manchen Nächten löste sich eine Ecke der Plane und flappte im Wind. In diesen Nächten trank sie, und trank und trank. Die Trinker mit spitzem Kinn und tiefer Kinnkerbe, mit der Weinflasche vor sich, sie kannte sie. Sie glich ihnen nicht, sie lag nur im Dunkeln, nüchtern war sie farblos, weinheiter war sie über ihr Herzklopfen unbekümmerter. (Nur wer lächelt, wird zum Tanzen aufgefordert.) In vielen Nächten lag sie einfach da, den Zeigefinger im Buch, um die Seite nicht zu verschlagen, so wie sie es als kleines Mädchen getan hatte. Zuviel Schmerz, um aufzustehen, zuviel Feenstaub an ihrem Kleid, um nicht von einem Tanz mit einem guten Mann zu träumen. In ihren Augen leuchtete ein bißchen Weiß, ein bißchen Braun. Und die Glanzpunkte an ihren Wimpern. Wenn sie schielte, sah sie den Glanz, und sie sagte es laut auf: Ich sehe den Glanz. Es hörte sich verrückt an. Das Wetterleuchten am trüben Himmel über dem Wald trieb sie ans Fenster, und sie hielt sich fest am Fensterbrett, sie schielte, sie sah den Glanz und war froh darüber, was sollte ihr in diesem Augenblick den Frohsinn schwinden machen, wer sollte sie bestehlen. Und dann ein leiser Regen, morgen würden die Schabernackmännchen an den Wurzeln hängen, und sie würde so tun, als hielte sie sie für langgezogene dicke Tropfen. Obwohl es noch kalt war, roch es nach Frühling, zuviel Paradies zur falschen Jahreszeit.

Im Balbin Poesiekneipchen geschah es, es geschah, daß es sie wieder einmal in das Viertel Vinohrady verschlug, am Tag nach der schweren Nacht, am Tag nach ihrer Trunkenheit, und es hatte Stunden gedauert, bis sie den Mut aufbrachte, Lidschatten aufzulegen, endlich Farbe auf ihren Lidern. Ein befreundeter Komponist suchte sie auf, er sprach nach der Umarmung von der Suppe, die in seinem Magen brodelte, sie hat nach Sumpfgrütze geschmeckt, sagte er – so sprach er manchmal, er hatte eine schöne halbvulgäre Art. Und er sagte: Wie soll ich das verstehen, was schon dir schwerfällt, zu verstehen? Er lud sie ein, am Abend in die Stadt zu fahren, er verspreche sich nicht viel von dem Auftritt des jungen Kubaners, doch seine Tochter würde ihren neuen Freund aus Deutschland mitbringen, und man könnte ja sehen. Die Pockennarben auf seinen Wangen, sie starrte darauf und klatschte in die Hände, und er fuhr plötzlich herum und sah lange in den Wald hinein, der leichte Wind trug das Geflüster herbei, das Geflüster der Närrchen, und dann kollerten sie wie Truthähne, und es hörte sich wegen ihrer dünnen Stimmen an, als würde man zwei Kastanienfruchtkapseln aneinanderreiben.

Es waren in dem kleinen Kneipenraum viele Mädchen, die dem unteren Volkshaufen entstammten, manch ein Mädchen drehte sich nach dem bekannten Komponisten um, sie rechnete fast damit, daß man ihn um ein Autogramm bat. Erdnüsse und Chips wurden in der ungeöffneten Verpackung auf Tellern serviert, man mußte am Tresen bestellen. Und dort saß er, der neue Freund, er saß auf einem Barhocker zwischen dem Vater und seiner Tochter, und er traute sich nicht, Händchen zu halten mit seiner jungen Freundin, wahrscheinlich aus altmodischen Gründen. Vielleicht fühlte er sich begünstigt, vielleicht hatte er das leichte Gefühl eines Geistes, der durch Wände gehen kann.

Er konnte kein Wort Tschechisch, dafür sprach sie ein paar Brocken Deutsch, und sie sagte: Gefällt es bei uns? Und er sagte: Es gefällt mir sehr bei Ihnen, danke. Wofür? Sie tat ja nichts dafür, daß der Gast aus Deutschland voller Liebe auf diese Stadt Prag blickte. Der Komponist bedankte sich auch bei ihr – wofür? Sie hatte sich doch einfach überreden lassen, sich auf einem Kleinbühnenkonzert zu betrinken. Ein dunkelhaariger braunäugiger Deutscher war schon ein merkwürdiger Anblick, und es war auch seltsam lustig, daß er verschämt neben der jungen Frau saß und eine verblichene Jeanshose trug, die ihm nicht stand. Der kubanische Sänger sang sich in ein Fiasko, es gab immer wieder Rückkopplungen, sie wurde nüchtern und trank sich müde, und die Mädchen aus der Plattenbausiedlung aßen die Chipstüten leer und hörten mit der Zeit auf, im Takt der Musik zu wippen. Ihre an den Spitzen ondulierten Haare verstrichen zu Strähnen, die auf den nackten Schultern lagen wie abgeschnittene Locken.

Der Komponist kümmerte sich um sie, er fragte sie nach ihrem Leben im Waldhaus und nach ihren Tagen außerhalb der Stadt, und sehr bald – der Kubaner hatte sich in der halbstündigen Pause nach draußen abgesetzt – waren sie in ein Gespräch vertieft, in dem es um die Kaufpaläste im Gewerbegebiet ging. Aus dem Augenwinkel sah sie, wie der Gast aus Deutschland einen Kuß auf die Lippen der Freundin drückte, und sie umschloß seinen Hinterkopf mit der Hand und verlängerte den Kuß. Die Liebe der anderen sollte sie nicht bedrücken. (Der Haß, wenn wir es ernst meinen, wenn wir nicht aus nichtigen Gründen hassen, ist eine schöne vergängliche Empfindung: Eine Frau hat einen guten Grund, den Mann zu hassen, der glaubt, er könne sie ungestraft verlassen.) Der Haß, den die Frau mit den verwisperten Träumen empfand, versickerte in grauen Schlieren in ihr Herz, und deshalb hatte sie Herzklopfen, und deshalb trank sie sich jeden Tag besinnungslos, und deshalb aber verlosch sie nicht.

In den Kaufpalästen gibt es nur Plastikkram, sagte der Komponist, und Polyesterkram, mir steigt in Museen und in großen Supermärkten das Blut ins Gesicht, wie ist es bei dir? Ich gehe in kleinen Läden einkaufen, sagte sie, der Kubaner trieb die Musiker zusammen, sie sammelten sich auf der Bühne, dann sang der kleine Mann ein altes tschechisches Sehnsuchtslied, die Mädchen waren getröstet, er schmeichelte mit diesem Lied diesen Mädchen, die fünf Minuten lang lächelnd ins Ungefähre starrten. (Ein Traum kettet sich an den nächsten Traum, und wenn ein Mädchen zum schönen Lied nicht tanzt und sitzen bleibt, wird sie trotzdem begehrt.)

In dem Saal waren nicht so viele Männer, und die wenigen, die hergekommen waren, hielten sich zurück mit dem Trinken, und es gab auch keinen einzigen Mann, der vom Barhocker herunterfiel. Der Clubbesitzer trug einen Dissidentenvollbart, und auf seinem Kopf lag eine Melone auf, sie war zwei Nummern zu klein. Er versuchte sein Glück bei ihr, sie blieb gleichgültig. Da schlug er seine Melone an seinem Jackett ab, ein kleiner Wutanfall, der verging.

 

Der Zwergenzorn war schlimmer, es war schlimm, den Zorn der Zwerge zu erregen, sie hatte die Närrchen bislang nur ein einziges Mal gegen sich aufgebracht: Sie hatte bei einem ihrer Spaziergänge einem Erdkerlchen die Kappe vom Kopf gerissen, es summte sofort auf vor Schmerz, denn es konnte ohne Kappe nicht verschwinden im Loch, es wäre verloren gewesen in der Wildnis des Gesindels. Das Gesindel lebte in der Oberwelt, und die Daumenköpfchen lebten in der Unterwelt, in der kalten Zeit aber hingen und streckten sie sich, in der Hoffnung auf einen Zuwachs von einem Fingernagel Größe. Die, die nicht schon oben waren, krochen durch die engen Stollen heraus und ließen sich von dem Unbekappten erklären, daß er in seiner Gymnastik nicht ungeschickt vorgegangen war – ihn traf keine Schuld. Die Frau, nein, der linke Fußknöchel der Frau hatte ihn angerempelt, der böse Knöchel ragte aus dem Wanderschuh heraus, nein, da war ein Loch im Schuh. Wer hatte Schuld auf sich geladen? Die Frau. Oder der Knöchel. Oder der Wanderschuh. Oder das Loch. Ja, das Loch. Wie rächt man sich an einem Loch? sagte der Meister der Unterirdischen, ist es da, oder ist es nicht da? Wenn ich den Finger, diesen Finger (Er zeigte ihnen allen seinen rechten Zeigefinger, dem die Kuppe fehlte, weil er eine Käsereibe mit einer Rutsche verwechselt hatte), in die Erde stecke, kann ich den Finger zurückziehen, aber nicht das Loch. Das Loch bleibt da, wo es ist, ich kann es nicht mitnehmen und meinem Weiblein zeigen wie ein angenagtes Kleeblatt, worüber mein Weiblein sich freuen würde, weil wir beide weiternagen würden an dem Blatt … (Er führte diesen Gedanken in vielen vielen Schleifen aus, seltsamerweise lauschten ihm die Zwerge andächtig. Wir merken uns: Die Abschweifung ist für die Närrchen fast so wichtig wie das Verwispern der Träume wildfremder Menschen.) Sie standen eng beieinander, und jeder von ihnen hatte im stillen geschworen, keine Geste der Besänftigung zu erkennen, und die Beeren in ihren zweifäustegroßen Kammern, die Beeren, die sie gesammelt hatten in der Stunde des trübsten Mondscheins, die leckeren giftigen Beeren, die die Menschen umbrachten, diese Beeren also, von denen der Meister sprach, nicht ohne sich über die dicke herabhängende Unterlippe zu lecken, diese Beeren würden sie essen nach ihrem Feldzug gegen das tückische Schuhloch. An einem geflickten Strumpfloch konnte man sich rächen, man nagte an dem Garn, man rupfte den Flicken ab, und schon brachte man die Socke dazu, sich zu schämen. Die Zwerge fauchten wie kleine Gauner, und als wäre das alles nicht schlimm genug, rief die Eule, und da gerieten sie in Aufruhr, und weil sie fast verrückt wurden (Der Zwerg ist ein Rätsel. Der Zwerg haßt das Rätsel), versuchten sie, sich zwischen den Schuppen der Tannenzapfen zu verstecken. Doch vergebens – der Kopf paßte hinein, der Bauch ragte heraus. Also hüpften sie über das Bachbett und trampelten fast die ganze Nacht vor der Hausschwelle der Frau, sie fiepten und piepten, sie sollte ihnen das elende Loch übergeben, sie verfügten über mehr Zauberkraft als der Wanderschuh.

Sie wachte auf vom Lärm der kleinen Leute, sie blieb liegen und verwarf den Gedanken, sich auf Zehenspitzen zur Tür zu schleichen und sie plötzlich aufzureißen, sie hätte die Närrchen zu Tode erschreckt. Da schrie einer immer wieder ein Wort, ›Plupp‹ oder ›Plipp‹ oder ›Papperlapapp‹ oder ›Plopp hopp‹ – sie konnte ihn nicht richtig verstehen, sie spürte nur die große Erregung, sie hörte nach jedem Wort oder Satz des Schreiers die Hurrarufe und das drauffolgende Trampeln. Bald hielt sie es nicht mehr aus in ihrem Bett, sie ging leise zu einem schattigen Winkel des Nebenzimmers, setzte sich auf den Malhocker und schaute auf die aufgebrachten Rotmützchen: Ein Schimmer glühte um ihre Köpfe, Moos klebte an ihren Ohrläppchen. Sie steckten in schwarzen Pelzpantoffeln, sie waren ordentlich angezogen und nicht zerlumpt. Der Brustlatz war fast verdeckt vom filzigen Bart, und jedesmal, wenn sie wütend sprangen, zitterten ihre Bauchbeulen.

Sie merkte nicht, wie ein neuer Tag anbrach, sie spürte nur, daß der dunkle Schleier auf ihrem Gesicht zerriß. Plötzlich starrten die Kleinchen in Richtung des Waldes, Rückzug, schrie ein dickes Männchen, und da sie erwartet hatte, daß der Haufen geschlossen zurückhüpfte, machte sie große Augen, als die Närrchen aus der Formation ausbrachen: Die einen trotteten drauflos, die anderen kullerten (Tatsächlich, sie kullerten wie eine Murmel), und dann gab es viele, die von einem Bein auf das andere springend einander zum Umfallen brachten. Das Käppchen ward gefunden – sie wußte es. Sie ließ ihnen etwas Zeit für ihre seltsame Gymnastik, am späten Vormittag des nächsten Tages füllte sie Fingerhüte mit zuckersüßem Quittensirup, trat mit einem einzigen Schritt über das Bachbett und stellte sie vorsichtig auf den Boden. Die hängenden Närrchen schauten sie finster an, so leicht ließen sie sich nicht besänftigen. Am nächsten Tag füllte sie die leeren Fingerhüte mit bittersüßem Granatapfelsirup, die hängenden Närrchen blickten gleichgültig drein. Erst am sechsten Tag – sie trat frühmorgens ins Freie – empfingen die Zwerge sie schon am Erdbuckel zwischen Beet und Bach, sie hielten die Fingerhüte hoch, die sie mit rot gefärbtem Zuckerwasser auffüllte, sie tranken es in einem Zug, und da rollte etwas herbei und richtete sich auf und legte etwas auf ihre Schuhspitze. Es war ein zerkauter weißer Bindfaden, den der Meister darbot, um die Frau zum erwünschten Oberirdischen zu erklären – doch das konnte sie ja nicht wissen.

 

Wieso starrt sie ihre Schuhe an? dachte der Komponist, er kaute an einer Handvoll Rauchmandeln, und wenn er den Blick schweifen ließ, hoffte er auf eine Frau zu stoßen, bei der er nicht nach einem Monat sein Autoradio aufdrehen mußte: Es war ihm passiert, beim letzten Mal, bei der letzten Bekanntschaft, sie hatte gesagt: In dem toten Eichhörnchen, das wir gerade umfahren haben, steckt mehr Leben als in dir. Das hatte sie gesagt. Sie kannten sich doch erst einen Monat und elf Tage, es war kein Fehler gewesen, diese Frau, die am Bankschalter ihren Dienst tat, anzusprechen. Ganz bestimmt nicht. Das Leben, das sie meinte, bestand aus Tanzveranstaltungen, teurem Wein, Urlaub in exklusiven Inselhotels und einem Überschuß an Übermut. Sie schrie, wenn ihr ein Musikstück gefiel, sie schrie sich fast heiser. Er schrie nur, wenn man ihn zwang, auf eine Leiter zu steigen und die Glühbirne auszuwechseln, er schrie, weil er nicht pfeifen konnte und aber vor Höhenangst pfeifen wollte. Immer wenn er in Liebe zu einer Frau entflammte, sagte er sich laut vor: Diese Liebe wurde im Himmel beschlossen und nicht in der Hölle! Deshalb, wirklich nur deshalb, fing er jedesmal an, sich zu verbessern. Er nahm sich vor, am Tisch und auf jedem Stuhl mit geradem Rücken zu sitzen. Er nahm sich vor, im Schlaf nicht mehr so weit auf seine Seite des Bettes zu rollen, daß er herunterfiel. Er nahm sich vor, Neujahrskarten an Freunde und Bekannte zu verschicken. Die Neue in seinem Leben aber fing gleich am ersten Tag von dem Leben zu schwärmen an, das sie mit ihm teilen wollte. Er fühlte sich in Prag wohl, es war seine schöne Stadt, und daß der neue Freund seiner Tochter der Stadt Komplimente machte, hatte ihn erst mißtrauisch gestimmt. Worauf spielte er an? Er wußte um die Scheidung des Komponisten, die jetzt fast ein Jahrzehnt zurücklag – wollte der Gast aus Deutschland vielleicht mit seiner Liebestauglichkeit angeben? Nein, das wollte er nicht. (Er lag richtig.) Verdammt seien Barhocker! dachte er, seine Füße ruhten auf der Chromstrebe, er hatte kein Gefühl in den Beinen.

Er starrte auf den ausgestopften Auerhahn oben an der Längswand, von ihm aus gesehen rechts, und von ihm aus gesehen links saß am entferntesten Ende des langen Kneipentisches eine Frau, die ihm bekannt vorkam, er konnte sie keinem Lied und keinem Konzert zuordnen. Jetzt stand sie auf, blickte ihn an, blickte weg, blickte ihn wieder an, blickte weg, blickte wieder weg. So ging es so lange weiter, bis sie sich durch die Reihen der Mädchen vorgekämpft hatte. Als sie vor ihm stand, rutschte er vom Barhocker herunter, er wäre wegen seiner tauben Beine fast eingeknickt, es kam ihm schon komisch vor, daß sie stehend schwieg, schweigend stand – was in aller Welt wollte sie?

Und dann sagte sie: Edita, erinnerst du dich? Genau. Früher hatten alle in der Klasse sie ›die Edita mit der Eisschicht auf dem Haarknoten‹ genannt, die Edita war im Winter besonders zugeknöpft gewesen, und als er sie einmal zu einer Schülerparty einlud, sagte sie: Bei diesen Minustemperaturen kann mich wirklich niemand trösten. Die Edita bastelte gern Kindermasken aus Wellpappe und Maschendraht oder Zupfpuppen aus Wollresten, sie schnitzte Dame-Steine aus Haselnußstecken oder bog Draht zu Biegepüppchen. (War der höfliche Applaus für den Kubaner ausgeblieben? – er wußte es nicht.) Er winkte seiner Tochter und dem braunäugigen Deutschen zu, er nahm sich vor, ihn bei nächster Gelegenheit darüber aufzuklären, daß seine Freundin aufgeklärt war.

Bald saßen Edita und er in einer Studentenkneipe, sie tranken das Übliche, sie sprachen das Übliche, und da fiel ihm ein, daß er sich von der Verlassenen nicht verabschiedet hatte. Der Salzrand an seinem Margarita-Glaskelch ließ ihn erschauern, weil … Wieso? fragte Edita. Und er sagte: Viele meiner Freunde sind nach der Wende damit beschäftigt, die Umstellungen, den Umbau und ›die neuen Dinge aus dem Westen‹ für gewöhnlich, für wenigstens nicht sehr berauschend zu finden. Das Neue ist aber überwältigend. Und er erzählte ihr: Auf dem Rücksitz eines Taxis fühle ich mich wohl, ich lebe in der modernen Zeit. Nicht alles war schlecht damals, nicht alles ist gut heute. Die Taxifahrer verdienen gut, und auch wenn ich mein eigenes Auto habe, ich liebe es, in einem Taxi durch die Gegend zu fahren. Wie findest du Hosenpressen in den Hotelzimmern? sagte Edita. Diese Frage brachte ihn aus der Fassung, worauf lief dieses Gespräch nur hinaus?

Edita sagte, sie könne nur nachts aus dem Haus gehen, es war keine Marotte von ihr, sie hatte sich vor etwa zwei Jahren wegen ihrer Rückenschmerzen einer Spritzenbehandlung unterzogen, und ein Nervenkanal hatte sich entzündet. Man stach ihr dabei auch die Phobie vor der Tageshelle ein (Sie ist eine ideale Märchenfigur – sie muß sich nicht sorgen, daß sie hungert, denn das Erbe ihres Vaters – Gott hab ihn selig – enthebt sie fast aller Sorgen. Ihre Mutter lebt in der zweiten Ehe und hat den Kontakt zu ihr vor langer Zeit abgebrochen), man bezähmte sie mit Spritzen. Ich mache mich gleich unbeliebt, sagte sie plötzlich, und doch folgte auf diese Ankündigung kein verruchtes Wort, sie hatte es sich wohl anders überlegt. Und sie erzählte ihm: Ich habe einen grünen Daumen, also begreife ich nicht, wieso die Orchidee bei mir in der Wohnung nicht blüht. Ein wasserleichenlilafarbener Stengel ist herausgewachsen und gleich vertrocknet, an derselben Stelle sproß ein kahler Trieb, die Orchidee sieht einfach schlecht aus im Topf, ich will sie verschenken, doch sogar meine beste Freundin hat kein Interesse. Die Edita mit der lausigen Luxuspflanze, dachte der Komponist, die Edita ist also kein Biegepüppchen, wie schade, daß sie tagsüber in ihrer Wohnung eingesperrt ist, wie gut, daß ihr deshalb viele unnötige Begegnungen erspart bleiben.

 

Sie wurde vor der Zeit nüchtern und verließ heimlich die Kneipe, und kaum war sie an der frischen Luft, verfiel sie in Laufschritt, sie empfand jenes Hochgefühl, das sich bei leicht verzweifelten Jungfrauen einstellt, immer an den Frühlingsnachmittagen zwischen halb vier und halb sechs. Auf keinen Fall würde sie sich dumm anstellen, und bald saß sie auf dem Rücksitz eines Taxis und dachte: Alles, was in meiner Kraft steht, will ich tun, um … nicht mehr vorsichtig zu sein. Nur bei den Zwergen will ich aufpassen, daß ich keine Wurzel und keinen Halm zertrete. Neuerdings versuchten die Halbstarken unter den Närrchen bei den Buschfräulein Eindruck zu schinden, indem sie vorführten, wie leicht es für sie war, Halme zu biegen.

Und tatsächlich stand noch zu dieser Stunde am Erdbuckel, dem Lieblingsplatz der melancholischen Rotmützchen, ein Moosfräulein, es war aus der Grube und dem Mauseloch herausgekrochen und zupfte ratlos an dem Kinderhemd, das es trug. Die Frau bückte sich, hielt ihr die offene Hand hin, ihren Daumen spreizte sie ab, und das Moosweiblein hüpfte auf das Trittbrett und von dort auf ihre Hand. Es hatte nichts dagegen, ins Haus hineingetragen zu werden, es hatte auch keine Scheu vor den Katzen, die auf ihren Vorderpfoten lagen und wie gebannt die Wand anstarrten. Sie witterten eine Unterirdische, peitschten einige Male mit dem Schwanz und dösten langsam ein. Da sprach das Moosfräulein: Unser Hausrat ist aus Silber, und ich wohn’ mit mei’m Männlein unterm Holunder. Wir lieben diese Grube als Aufenthalt. Man darf bei uns nicht pfeifen, nicht in den Stollen, nicht in der Kammer, nicht wenn wir seelenruhig herabhängen. Wer pfeift, will uns sagen, daß wir Mücken sind, im Vergleich zu euch Menschen. Wir blasen den Pfeifer an, wir blasen ihm ein geschwollenes Auge. Dem, der uns Übles will, drehen wir den Kopf um.

Es war vielleicht der passende Augenblick, um ihre Verblüffung zu zeigen, oder von Frau zu Frau zu reden, doch sie schaute ihm nur dabei zu, wie es das trockene Moos von der Schürze abklopfte, es stellte sich aber sehr ungeschickt an, und nun zierten dunkelgrüne Streifen das lange Kinderhemd. Sie hatte es also nicht mit einem grimmigen Gnom zu tun, sie war erleichtert, sie mußte sich mehr Kenntnisse über diese etwas täppischen Menschmäuse aneignen. Ich werde angemaunzt von Katzen, dachte sie, ich werde angebellt von Dackeln, und ich werde angefaucht von Zwergen, die Grimmigkeit wandelt sich aber schnell in etwas anderes Freundliches. Hatte sie die Fingerhüte aufgefüllt? Ja. Stattete das Weiblein einen Hausbesuch ab ohne arge Gedanken, oder war sie vorgeschickt worden, um sie abzulenken? Und die Erdkerlchen würden die Posaunen des Zorns blasen, über den großen Graben strömen und sie niedertrampeln. Wie brachten Zwerge einen Menschen zu Fall? Sie bliesen ihm die Betrunkenheit ein. Und wie wehrte sich ein Mensch gegen das Zwergengetümmel? Das Weiblein hatte es ihr verraten, sie mußte einfach nur pfeifen. Und da ging ihr auf, daß man ihr dies Geheimnis verriet, weil man nicht wollte, daß sie sich vor ihnen verbarg.

 

Genau in diesem Augenblick, da ihr vor Rührung die Tränen in die Augen traten, kam durch die Tür der Komponist, gefolgt von einer Frau, die sie nie zuvor gesehen hatte. Oder doch?

Edita fand es unheimlich, in dem Waldhaus dieser sonderbaren Frau zu sein, was hielt sie ihre flache Hand hoch? Wieso ging ihr Blick zwischen ihr und der Hand hin und her? Sie hatten sie erschreckt, das war offensichtlich. Sie sagte also: Als Kind liebte ich Experimente, Antonin weiß es, wir sind nämlich zusammen in derselben Klasse gewesen, und er fand, daß es Ihnen nichts ausmacht, wenn er mich mitnimmt. Ja, die Experimente. Ich habe einmal einen Dorsch mit Salz eingerieben und in Gipsmullbinden eingewickelt, dann habe ich den Dorsch in meine Duschwanne gelegt. Dort lag der Fisch wochenlang. Als ich wußte, der Dorsch hat genug, malte ich ihn blau-gold, also in den Farben der Pharaonen, an. Verstehen Sie? Ich wollte nachvollziehen, wie das Mumifizieren funktioniert …

Die Frau setzte sich daraufhin auf den Hocker neben dem alten gußeisernen Ofen, schlüpfte aus ihren Straßenschuhen heraus und in dicke Wollsocken hinein, die an der Ferse und am großen Zeh geflickt waren, der grobe Übergang von Wollstrumpf zur Nylonstrumpfhose faszinierte Edita, und dann wandten sich beide Frauen wie auf ein Zeichen zu Antonin um, der am Fenster stand und auf Geräusche im Wald horchte. Da draußen schlichen kleine Tiere herum, und sie raschelten bei der Futtersuche, Stille fand sich nicht in der bezähmten Wildnis, man konnte hier aber bestimmt in kleinem Maßstab glücklich sein. Man konnte sich hier kleine Verletzungen zuziehen. Die Wunden verheilten schneller als in der Stadt.

Die Frau verkündete mit lauter Stimme, daß sie Quittensaft auf Vorrat gekauft hätte, und wenig später tranken sie alle den süßen Saft, die beiden Katzen strichen um ihrer aller Beine herum, und weil sie es müde wurden, einem Mann und zwei Frauen beim Trinken zuzuschauen, ließen sie sich auf die Seite fallen und waren bald eingeschlafen. Antonin entschuldigte sich für die späte Störung, begann dann aber über seine Unruhe zu sprechen, erst in stockenden Worten, es kostete ihn keine große Überwindung, über die dunklen Tage zu kommen, nur diesmal wäre es anders, die Wandervögel kehrten zurück, alle Freunde und Bekannten würden schon bald in die nächste Jahreszeit springen wollen, nur er. Nur er, nur diesmal. Er käme sich vor wie ein Lakai, der in seiner engen Dienstbotenkammer auf der Bettkante sitzt und die Zeit mit Stieren und Nagelpolieren verbringt, um dann endlich vor die Herrschaften treten zu können. Nur er. Nur diesmal. Er komponierte Dreck zu Mehl, er komponierte Schlamm und Kalk und Trauerüberreste zu Keksen, er komponierte den Dunst in der Abzugshaube und den angebrannten Knoster am Boden von Töpfen und Pfannen zu eßbarer Melodie, er komponierte die getilgten Wörter und die Leerstellen und die Zwischenräume und das Brachland der Stille zu singbarer Schrift, er sah beim Melodiemachen im Geiste einen Prozessionsspinner, eine Gallwespe, einen Rüsselkäfer, einen Kiefernspanner, einen Fichtenspinner, und er vertonte das Fressen der Schädlinge, und er vertonte ihr Krabbeln in den Fraßgängen unter der Rinde, und wenn er Noten eintrug auf die Linien, wenn er seine Finger und den Bleistift dabei betrachtete, hoffte er, daß er seine Seele noch nicht dem Schnickschnack verkauft hatte, und wenn seine Seele noch im Fleisch stecken sollte, müßte er sich doch freuen können. Und er freute sich selten. (Ein Komponist ist ein Unterhalter der besonderen Sorte: Er ist damit beschäftigt, die meiste Zeit seines Lebens den Schnickschnack seines Alltags zu tilgen. Er wünscht sich, daß die Männer und Frauen ihm schon dann um den Hals fallen, da er in seinem Studio eine schöne Melodie geschaffen hat. Der Applaus setzt immer zu spät ein. Ist Antonin ein kummervoller Abenteurer?)

Bist du damit beschäftigt, dich nicht mehr zu verbergen? fragte die Frau und kratzte sich an einer unteren Stelle der Wade, und für Edita klang die Frage wie der Beweis, daß die Tschechen, egal unter welcher Herrschaft sie lebten, Träumer waren. Es ärgerte sie. Sie war darüber derart erbost, daß sie das leere dünnwandige Glas aus ihrer Hand gleiten ließ, sie alle starrten auf die Scherben zu ihren Füßen, dann erhob sich die Frau, bückte sich in einen Winkel des Hauses und fegte mit dem Besen die Scherben in die Kehrschaufel. Nach dem Herrschaftswechsel waren sie alle damit beschäftigt, den Dreck in Grobschmutzschläuche zu saugen, sie alle, und diese Frau in ihrem verspukten Waldhaus (Antonin hatte sich in diese Richtung geäußert), diese Frau bewahrte noch Besen und Schaufel auf, statt sie gewinnbringend auf dem Flohmarkt Nostalgikern zu verkaufen. Edita entschuldigte sich halbherzig, durch den Bruch des Wasserglases war der Bann gebrochen. Kraft und Anspruch und Frühstückspause, das war die neue Zeit.

Der Abschied fiel kühl aus, sie versprach, das zerbrochene Glas zu ersetzen, und als sie auf dem Beifahrersitz saß und zurückschaute, sah sie die Frau, wie sie den Kehricht auf das Beet schüttete, und ein hüpfendes Glanzlicht im Dunkeln in der Nähe der Frau bemerkte sie auch, dann nahm Antonin die Kurve, und sie fuhren zurück. Sie bat ihn, sie vor ihrem Haus in Smichov abzusetzen, er mußte deswegen einen großen Umweg fahren, er schaute oft in den Rückspiegel, als gelte es, einen Verfolger abzuschütteln, und irgendwann auf halber Strecke hielt sie es nicht mehr aus und fragte ihn, ob das nun eine schicksalhafte Begegnung war oder nicht. Er hätte antworten können: Das wird sich herausstellen, das werden wir noch sehen. Er hätte sagen können: Es ist spät, ich bin müde, und hast du vorhin auch die Eule rufen gehört? Er hätte erst lange schweigen und dann die Stille brechen können: Ja. Statt dessen schwieg er lange und sagte dann: Mir war so, als hätte ich eine kleine Zipfelmütze mit einer Lichttroddel herumwandern gesehen.

Wir, die kleinen Gauner, sterben langsam aus, es treten an unsere Stelle jene, die nicht reinen Blutes sind, sie wollen nicht wirklich lange leben, sie wollen nur große Geschöpfe sein, bis ein gewöhnlicher Mann sie umbringt. Bei einem Gauner reichen Gunst und Gabe zu Geschäften hier, zu Geschäften dort. Man läßt uns nicht mehr tun, wir bewegen uns im Schatten der Kleinigkeiten. Es gibt zwischen dem Fuchs und dem Pelzhändler ein besonderes Verhältnis, der Jäger ist vernachlässigenswert, er erlegt das Tier, das ist keine große Kunst. Die Polizisten heißen Ordnungshüter, als würden wir – die Diebe und die Tagediebe – ordnungswidrig handeln. Worin besteht unsere Gaunerei? Wir schnappen uns einen begehrenswerten Gegenstand und verkaufen ihn dem Hehler. Wir, die kleinen Gauner, enden früher oder später beim Hehler, der uns an den Meistbietenden verpfeift – er will seine Haut retten, und uns wird die Haut über den Kopf gezogen. Das ist meine Philosophie, oder sie ist es gewesen, denn ich gehöre zu jenen Halunken, die sich nach einigen wenigen Gesetzesverstößen abgesetzt haben. (Er schummelt, wie er das immer tut, wenn er seine Geschichten erzählt.)

Meine Vorgeschichte hat ihre interessanten Seiten, ich habe mit ihr abgeschlossen, und nun bin ich in dieser Stadt, in der man mir nur jene Fragen stellt, die man auch jedem anderen Touristen stellen würde: Wie gefällt es Ihnen bei uns? Was halten Sie von uns Pragern und Tschechen? Schmeckt Ihnen das Essen? Dreimal Ja. Ich bin in Prag in eine seltsame Liebesgeschichte verwickelt, sie hat begonnen, ohne daß ich angeben könnte, an welchem Tag und zu welcher Tageszeit ich anfing, mich komisch zu fühlen. So viele gähnende Menschen auf den Straßen, sie gähnen den Winter aus, und manchmal müssen die Frauen – sie sind höflicher als die Männer – eine Minute, zwei oder drei Minuten die Hand vor den Mund halten, ich gähnte mit ihnen mit und gähnte eine schöne junge Frau an, die an einem Ampelmast lehnte, ich steckte sie mit meinem Gähnen an, und sie bedeckte ihren Mund mit der Hand. Das war bei meinem letzten Pragaufenthalt vor einigen Monaten, und ich lernte, auf Zeichen zu achten, als ich nachts auf einer verlassenen Straße in der Nähe meines Hotels einen Traktorentankdeckel fand. Ich konnte ihn nicht einstecken, er war zu groß.

Aber wieder zurück zu dem Ampelmast, oder eher zu der Wunderschönen, die daran lehnte: Natürlich wagte ich gähnend einen zweiten Blick, da war sie aber schon verschwunden. Als wir uns wiederfanden, in einer staubigen Ecke des Viertels, war sie dabei, in übergroße Handschuhe zu schlüpfen, ich gähnte nicht, ich sprach sie an. Auf deutsch. Sie sprach mit mir, auch auf deutsch. Vielleicht haben wir beide gewartet, daß einer von uns plötzlich gähnte, vielleicht hatte sie fertiggegähnt. Ich sagte ihr: Ich bin zum ersten Mal in Ihrer Stadt, und ich bin gespannt, was Sie mich jetzt fragen werden. Sie sagte: Nichts. Wir verstanden uns sehr gut. Sie erzählte von wunden Tieren, die ihre Mutter auflas, früher, sie kam eines Tages mit einem sehr müden Igel nach Hause, und das war das erste Mal, daß sie, noch ein halbes Kind, erkannte, daß auch Igel der Stimmungsschwankungen überdrüssig werden. Ihre Mutter hat den Igel in die Badewanne gelegt und sich monatelang mit Katzenwäsche begnügt, sie hat den Igel gesund gepflegt und wieder ausgesetzt. Jetzt war die Zeit nach der Scheidung ihrer Eltern, jetzt war die Zeit, da sie mit einem fremden, nicht abstoßenden Mann ausging, der ein geschwollenes rechtes Auge hatte. Es tränte ununterbrochen, und es war für mich lästig, mir mit der Papierserviette immer wieder das Auge trockenzutupfen. Ich hatte in meiner Jackentasche einen ganzen Vorrat an Servietten, und falls es ihr seltsam vorkam, so sprach sie mich nicht darauf an.

Ich erklärte ihr: Ich stecke in Restaurants, in die ich essen gehe, und in Bars, in die ich trinken gehe, stets eine Handvoll Zahnstocher und Papierservietten ein. Ich weiß nicht, ob es eine schlechte Angewohnheit ist, ich weiß nur, daß ich mich nicht des Diebstahls schuldig mache – ich habe auch einmal Plastiklöffel aus dem Eisfach eingesteckt, und der Detektiv des Supermarkts hat mir das Versprechen abgenommen, es nie wieder zu tun. Die Zugluft, sagte ich ihr, ich habe bei offenem Kippfenster und vielleicht mit offenen Augen geschlafen, von nichts kommt nichts, und sie wunderte sich über meine Redewendung, das Gegenteil müßte ihrer Meinung nach heißen: Von etwas kommt etwas.

Später stolperte ich über eine plattgefahrene Konservendose, und sie sagte: Von etwas kommt etwas. Wir saßen dann in meinem Hotelzimmer und sahen uns verlegen einen Film an, in dem fünf oder sechs Söhne reicher Eltern auf die Idee kommen, einen nicht mehr taufrischen Mafiapaten zu entführen, ihr Plan geht natürlich nicht auf, und sie werden einer nach dem anderen erschossen. Wir saßen auf Stühlen, und sie sagte: Es sind sechs Entführer, und außerdem hat er einen einzigen geschont, und sonst alle kaltgemacht. Ich war verwirrt, ich hatte also den Film nicht wirklich verstanden, ich war verlegen. Wegen ihr. Fünf oder sechs junge Männer, ich dachte darüber eine Weile nach, sie hatte sich schon von mir verabschiedet und war gegangen, und dann fühlte ich mich komisch.

An meinem letzten Tag kam sie wieder, sie stürzte ins Hotelfoyer, und als sie mich im Sessel sitzen sah, neben mir ein großer Koffer, ein kleiner Koffer, eine Plastiktüte, wurde sie ernst, und dann ging sie neben meinem großen Koffer in die Knie, sie stützte sich mit beiden Armen auf die Armlehne und schaute mich schweigend an, und ich versprach ihr, sehr bald nach Prag zu reisen. Wegen ihr.

 

Als wir uns wieder wiederfanden, bei meinem zweiten Pragbesuch, hatte sie, hatte Aneschka, hatte die Wunderschöne eine tschechische Zeitung in ihrer Hosentasche, die sie entfaltete, um mir ein unvorteilhaftes Foto von mir auf der Regionalseite zu zeigen: Ich lehne nicht an einem Ampelmast, aber an einer Kaimauer, ich habe wegen der Kälte ein Fuchskneifgesicht. Es ging in dem kurzen Artikel um Touristen, die voller Bewunderung auf diese Stadt schauen, sie trotzten auch der Eiseskälte und dem Eisregen, und die Prager sollten sich an diesen Touristen ein Beispiel nehmen.

Nun gut, sagte ich, na ja. Mein Vater heißt Antonin, sagte sie, er ist ein Komponist, von etwas kommt etwas, und eine gute Freundin von ihm heißt Vlasta, eine feine Dame, die gezwungen ist, in einem Waldhaus zu leben, weil ihr sehr sehr sehr blöder Mann sie sitzengelassen hat. Irgendwann wirst du sie kennenlernen. Was hältst du von mir? Viel, sehr viel, sagte ich, und nach dem ersten Kuß kam der zweite, es waren mehr als fünf oder sechs Küsse, und ich, der ehemalige kleine Gauner, der es gerade noch geschafft hatte, nicht beim Pelzhändler am Bügel zu hängen, umarmte sie, und das komische Gefühl verging. Es verging einfach.

Eine schöne Unterwerfung war das, ich unterwarf mich, ich kämpfte nicht um einen besseren Preis beim Hehler, ich fuhr nicht in eine andere Stadt, damit der Haßrausch meiner Konkurrenten sich in etwas Besseres als Mordlust verwandelte, ich merkte, daß das Spinnennetz, an dem ich seit Jahren knüpfte, einfach zerriß. Und ich freute mich. Kein Schnickschnack. Kein Plastik. Kein Polyester. Eine große Sache. Ich überging etwas zu hastig, etwas zu auffällig ihre Fragen nach meinem Beruf, ich sagte, daß ich etwas machte, das besser wäre als die Teilzeitarbeit eines Zeitungsausstellers – ich sagte: Ich bin Schuhmacher, nein falsch, ich arbeite in einem Laden für Schuh- und Lederwarenreparatur, der Meister bietet auch die orthopädische Schuhzurichtung in eigener Werkstatt an, genau mit diesem Satz in Folienschrift an seinem Schaufenster wirbt er für sich, ich bin für die Umrißzeichnung des rechten und linken Fußes zuständig, ich bitte den Kunden in Strümpfen, die Füße auf zwei blanke Kartons zu stellen und die Zehen nach unten zu drücken, um mit einem schön gespitzten Bleistift um die Füße zu fahren, dann messe ich Länge und Breite mit dem Schustermaßband und die Schuhgrüße mit dem Fußmeßgerät … bald habe ich es vom Lehrling zum Gesellen geschafft.

Du machst Schusterei, stellte sie fest, in ihren Augen galt ich deswegen als kein Geringerer, ich hatte zwar keinen bürgerlichen Beruf, aber ich bediente die Bürger, so wie ich mich früher bei ihnen bedient hatte. Ich kannte mich nicht im gesamten Stadtgebiet aus, und das verunsicherte mich: In anderen, mir unbekannten Vierteln Prags schlossen Männer ihre Geschäfte ab, ich aber hielt mich hier auf, um Geld auszugeben, das Geld wohlgemerkt, das ich mir von meinem Meister geliehen hatte. Schuster sprechen heute so wie Bankangestellte, mein Meister forderte mich auf, die Schulden beizeiten zu begleichen, sonst würde er Verzugs- und Überziehungszinsen draufschlagen. Fast jeder wies mich an, mich vor kleinen und großen Fehlern zu hüten, mein Herz steckte nicht in einem Chitinbeutel, und vielleicht war die einzige, die davon wußte, Aneschka.

Sie nahm mich mit ins Theater, doch das Stück war für diesen Abend abgesetzt, weil die schwangere Schauspielerin Ängste ausstehen mußte, wir tranken im Theatercafé Gewürztee und kehrten zurück ins Hotelzimmer, wir waren die nächste halbe Stunde damit beschäftigt, die Weinflecken auf der Tagesdecke mit Gallusseife einzureiben, die Seife einziehen zu lassen und auszuwaschen. Ihr Vater, der Komponist, rief sie an und bestellte uns in eine Bar mit dem eigenartigen Namen Balbin Poesiekneipchen, ein rundbäuchiger Mann mit einem angeklebten Zylinder auf dem Kopf empfing uns freundlich, er starrte meine Jeanshose an, ungebührlich lange, wie mir schien, dann durfte ich durch die Lücke zwischen seinem Schulterpolster und dem Bartresen durchschlüpfen.

Es blieb noch viel Zeit für den Auftritt des Kubaners, ich ging auf die Toilette und wählte die Nummer der automatischen Ansage des Wasserstands von der Kieler Förde, er wurde gemessen an der Holtenauer Schleuse, ich stellte das Mobiltelefon auf den Lautmodus: Achtung! Achtung! Pegel Holtenau viertausendneunzig. Tendenz bleibend. Das war ein Niedrigwert, erst ab sechs Meter dreiundvierzig lief das Wasser über die Kaikanten. Ein Mann stürzte aus einer Kabine, schaute mich an, schüttelte den Kopf, und verließ die Toilette, ohne sich die Hände gewaschen zu haben. Ich wurde dem Vater und Frau Vlasta vorgestellt, jede Minute ohne Kuß war eine verschwendete Minute, doch ich mußte mich zurückhalten, ich wollte nicht, daß man mich als den Flegel auf dem Barhocker in Erinnerung behielt.

Das Buschfräulein verriet der Dame Vlasta, daß man den Bauern mit dem fluchenden Männermund bestraft habe, zwei Rotkappen hätten in die Mähne seiner Stute Gretchenschnecken geflochten, und es selbst hätte nur aus der Ferne zugeschaut, es selbst billigte das Schurkenzwergenstück, weil es selbst von den Flüchen des Bauern Nasenflügelstechen bekäme. Es selbst hieße übrigens Finna, Finna wie Finnland ohne Land, aber mit Au ohne U.

Plötzlich wurde sie durchscheinend und wehte kurz wie ein Fetzen Schleier aus Glanzlichtern, und sie verschwand genau in dem Augenblick, da die Tochter des Komponisten mit dem braunäugigen Gast aus Deutschland durch die Tür trat, vielleicht hatten sie angeklopft, vielleicht hatte sie ›Herein‹ gerufen. Er steckte diesmal in einer Jeanshose mit großen Potaschenklappen, beim Hinsetzen hielt er sie fest, um zu verhindern, daß sie zu beiden Seiten abstanden. (Der Schuster hatte ihm schon mehrere Male von jugendlicher Mode abgeraten – er aber fand sich nicht zu alt und verabscheute Altherren-Cordhosen.)

Die Liebe also. Also die Liebe. Über zwanzig Jahre Altersunterschied. Und aber die Liebe. Ihre erste Frage richtete sie an ihn: Was ist ein Zwerg? Sie sind deutsch, Sie müssen es wissen. Er sagte: Ich bin Schuhmacher oder vielmehr die zweite Kraft in einem Schusterladen, ich bin spezialisiert auf Fußumrisse. Aneschka zupfte einmal an seiner Taschenklappe, er verstand, er nickte, er dachte kurz nach, er sagte: Das sind Kobolde, kleiner als Liliputaner, sie machen dicke Backen und watscheln im Entenschritt im Kreis (falsch). Ich kenne eine Frau, die eine Rolle Zwirn um ihren Hals gewickelt hat, weil sie wissen wollte, ob es ihr, wie versprochen, nicht gelingen wird, auf das Fadenende zu stoßen. (Fast richtig. Es war erstens ein Mann, zweitens hat er sich nur einen Spaß machen wollen.) Ein Zwerg ist eine belebte Torfknolle im Nebelmantel.

Er mußte seine Zwergenbeschreibung mehrmals aufsagen, Aneschka machte sich auf einem abgerissenen Haushaltswischblatt Notizen und erklärte es der Dame Vlasta auf tschechisch. In der Zwischenzeit kam ein orangegestreifter Kater aus dem Nebenzimmer und versuchte mit ausgefahrenen Krallen an seinem Hosenbein hochzuklettern. Er schüttelte ihn weg, der Kater döste unter dem Schemel ein. Die Frau ließ ihn nicht aus den Augen, der Ofen strahlte nur wenig Wärme aus, und er lauschte einem Geräusch und versuchte es in ein Bild zu übersetzen: Ein Spatz pickte auf einen Joghurtplastikbecherdeckel. Der Komponist hielt sich am Schneefanggitter am Dach fest und ließ unablässig abgebrochene Schwefelköpfe von Zündhölzern herunterregnen. Ein paar Kinder trugen einen Kichererbsenweitwurf-Wettbewerb aus. Er hielt alle diese Möglichkeiten für unwahrscheinlich, er beschloß, sich nicht weiter damit zu befassen.

Die Dame Vlasta starrte ihn an, und er fragte sie, ob er sie mit seiner Zwergenbeschreibung enttäuscht hätte. Sie sagte nur: Der Holunder soll nimmer verdorren, sie bot ihnen Glühwein an, den sie vorsichtig und in kleinen Schlucken austranken. (Was kann passieren in einer Winternacht, da die Bäume die schlechten Träume und den schlechten Atem des fluchenden Bauern und des Getiers im Wald einatmen? Was kann da schon einem Besucher zustoßen? Er wird sich natürlich nicht an den drei Nelken, die in seinem Glühwein schwimmen, verschlucken. Es geht alles mit rechten Dingen zu. Nur das Moosweiblein hat geflunkert: Es heißt nicht Finna. Die Zwerge geben niemals, niemals ihren wahren Namen preis.)

Natürlich fand es die Dame Vlasta seltsam, daß sie in den letzten Tagen soviel Besuch bekam, sie schrieb es den zaubermächtigen Zwergen zu, daß man nun, viel öfter als früher, ihre Nähe suchte – der Gast aus Deutschland wurde hinter seinem Rücken nach der Ameise in einem tschechischen Kindermärchen genannt: Ferda. Er sah nicht wirklich wie ein Schusterlehrling aus, der es nicht abwarten konnte, zum Gesellen ausgebildet zu werden, er pflegte seinen Zweitagebart und trug Pullover mit V-Ausschnitt und Hemden mit geknöpften Kragenspitzen. Man hatte also Ferda in ihr Waldhaus gebracht, und er hatte die Närrchen mit Kobolden gleichgesetzt, was für ein Irrtum. Er war ein Irrtum. Sie würde Finna um mehr Kenntnis über ihn bitten, vielleicht strapazierte sie aber auch mit ihrer Bitte die bessere Bekanntschaft, von der sie hoffte, sie möge in Freundschaft übergehen.

Sie konnte nicht mehr aufrecht stehen, sie konnte nicht mehr mit geradem Rücken sitzen, sie war müde. Also sagte sie: Es ist Viertel vor zwölf, ihr könnt euch auf den Boden legen und schlafen, streift einfach den Schonbezug vom Sofa und deckt euch damit zu. Ich gehe jetzt ins Bett. Sie löschte die Kerzen, füllte ein Glas mit kaltem Wasser und schlurfte ins Schlafzimmer. Sie blieben in der Dunkelheit sitzen und wagten es nicht, sich zu rühren. Dann tuschelten sie miteinander, Ferda fand es nach einigen Minuten abwegig, in einem fremden Haus im Dunkeln zu flüstern. Und ganz sicher wollte er sich nicht neben die Katze auf den Boden hinlegen. Sie wünschten laut gute Nacht, bekamen keine Antwort, schlossen die Tür hinter sich. Aneschka setzte sich ans Steuer, er kämpfte gegen die Müdigkeit an und massierte sich die schweren Lider. Morgen war ein neuer Tag.

 

An diesem neuen Tag, einem verregneten Mittwoch, unternahm er den lahmen Versuch, zur Nüchternheit zurückzufinden – ihn schwindelte von den Geschichten, die man ihm erzählt hatte, es musste doch eine Möglichkeit geben, davon unbeeindruckt seinen Touristenstatus zu erhalten. Er duschte, er trimmte seinen Bart, er massierte sich die harten Muskeln am Nacken und an den Schulterblättern: Er wandte dabei die Technik der Schimpansen an, die sich mit der rechten Hand am linken Ohr kratzen.

Die Schwester der Freundin von Aneschka hatte Windpocken bekommen, und sie war am frühen Morgen aufgebrochen, um mit der Freundin zusammen eine jucklindernde Salbe auf die Pocken zu massieren. Kinderkrank sind wir alle, halb Luft halb Kind sind wir alle. Und wenn der Regen niedergeht, an diesem Mittwoch, und fast alles Tageslicht vergraut, schließen wir, ob Schuster, ob junge Frau, ob von Närrchen geliebte Dame, die Augen, denn das Licht hinter unseren Augen verschlingt das Grau und alle Grautöne. Wenn wir die Augen wieder öffnen, haben wir mehr Licht in unserm Blick. Es will uns niemand zum Aufgeben überreden.

Und so stand Ferda vor dem Schaufenster eines Schneiders und starrte auf die schwarzen Puppen in Strickstrampelhosen, dann beobachtete er einen Mann, der erst die Straße überquerte, um danach die losen Schnürsenkel zu einer Doppelschleife zu binden (Er ist abergläubisch, er glaubt, sich dadurch vor der Gleichgewichtsstörung zu feien); dieser Mann hatte dicke Arme und vielleicht trainierte er mit Kanaldeckeln, und … wohin führten ihn diese Gedanken? Ferda gewöhnte sich den feierlichen Tonfall ab, er war, ohne es wirklich zu merken, geschrumpft, und der kleine Mann in ihm wollte ihn dazu überreden, die Zeichen zu erkennen, das Leben rauschte an ihm vorbei, das Leben war ein weggewehtes Haftnotizblatt, doch er hatte keine Lust auf das Geschwätz des kleinen Mannes in ihm, der ihm eingab, daß das, was er sah, im besten Falle eine Ankündigung des Spektakels hinter den Dingen war. (Wieder die Philosophie! Wieder Theorien und Thesen!) Nicht einmal in der Provinz konnte er eine Frau damit beeindrucken, wenn er sagte: Also, ich glaube, das Leben ist ein weggewehtes Haftnotizblatt. Nicht umsonst hatte sein Meister ihm mit einem Stück Sohlenleder aufs Haupt geschlagen. Es gilt in der Schuhmacherwerkstatt, Schuhe zu machen oder zu reparieren, es gilt, sorgfältig zu arbeiten und schnell zu vergessen. Von den Zeichen fortkommen, nicht mehr zu deuten, weil man sonst einem Hieb, einer Ohrfeige oder einem kräftigen Klaps schwer ausweichen kann – müßige Gedanken!

Aneschka ging, in der Minute, in der Ferda das geschwollene Auge rieb, zu einem Marktstand und kaufte sich eine einzelne Birne, sie aß sie beim Schlendern durch kleine Gassen, und sie mußte sich nicht wegen des Kopfsteinpflasters sorgen. Ferda hatte die flachen Absätze festgeklopft, sie würden sich nicht lösen. Das, was von oben herabkam, fühlte sich auf ihrer Haut an wie Schlammregen, sie kam zu spät zu ihrer zweiten Verabredung, die kleine Schwester ihrer Freundin hatte mit Wasserfarben die Pocken angemalt, und sie mußten lange auf das großäugige Mädchen einreden, bis sie ihm endlich die Farbe abtupfen konnten.

Edita empfing sie in ihrer Wohnung, sie zog sich freiwillig ihre Schuhe aus, um nicht den Straßenschlamm ins Haus zu tragen. Und sie erschrak. Überall standen Gipsbüsten von finster dreinblickenden Römern, ein Tunikazipfel war um Hals und Nacken geschlungen und hing wie eine erstarrte Faltenstudie in Stein herab. Edita in knöchellangem Wollkleid mit Blümchenborte am Rocksaum. In und auf den Regalen Büsten, Edita von ihnen umgeben, von ihnen umzingelt, faustdicke bis kniehohe Büsten, und Edita, die die Verwunderung der Besucherin verstand, eilte in die Küche und setzte Teewasser auf, und nach einigen Minuten, in denen sie kein Wort miteinander sprachen, kam sie mit zwei vollen Tassen wieder zurück. Eine schlappe Orchidee im Topf neben dem viktorianischen Sessel, an der Troddelborte zwischen den beiden Vorderbeinen hatten sich Wollmäuse verfangen. Der elektrische Raumbefeuchter machte ein bißchen Lärm.

Dein Vater, sprach Edita, es geht um ihn. Er hat mich damals in der Grundschule immer nur angestarrt. Mehr nicht. Und jetzt haben wir uns zufällig wiedergesehen, und er starrt mich wieder bloß an oder sagt seltsame Dinge. Aneschka kannte diese Frau nicht, sie hatte sie hergebeten, um vielleicht durch sie bestärkt zu werden in ihrem Verliebtheitsgefühl, und wenn sie ihr erzählte, daß ihr Vater, der bekannte Komponist, seltsamerweise von Kinderbuchillustratorinnen angehimmelt wurde, würde … würde was passieren? Sie ließ sich von Ferda eine Umrißzeichnung ihres rechten wie linken Fußes machen, sie fand nichts dabei. Edita stellte ihre Wohnung mit Gipsbüsten voll und glaubte, eine höhere Kraft hätte zwei ehemalige Drittkläßler nach Jahrzehnten zusammengeführt. Sie fand nichts dabei. Also sagte Aneschka: Mein Vater komponiert Lieder, die auch ein Automechaniker mitsummen möchte. Jemand muß sich ja um die Melodien kümmern. Sein Starren darf man sich nicht zu Herzen nehmen, es bedeutet nur, daß er das, was er sieht, länger ansehen mag. Ob du ihm gefällst, kann ich nicht wissen. Hast du ihn schon geküßt?

Edita bekam sofort einen Schluckauf, sie lief aber nicht rot an, sie stellte sich an das geöffnete Fenster, das Regengrau ging langsam über in das natürliche Abendgrau, ein Auto sprang nicht an, der Plakatkleber marschierte mit Wischer und Kleistereimer zur Litfaßsäule in der Nebenstraße. Sie schloß das Fenster und sagte, sie wollte es ganz bestimmt versuchen, bald wäre es so dunkel, daß sie das Haus verlassen konnte, und sie hoffte, Antonin hätte Zeit für sie, man durfte ihr bitte keine geheimen Absichten unterstellen.

Später, als Aneschka den Weg ins Hotel ging und die nassen Tauben auf den Dachfirsten betrachtete, fiel ihr etwas ein, das sie sofort wieder vergaß, und erst viel später, als sie ihre Brille abnahm und verwundert die Fettflecken auf den Gläsern entdeckte, fiel ihr wieder der Gedanke ein, der ihr nach einem langen Kuß kurz durch den Kopf gegangen war: Wenn Ferda einen Kuß auf ihre Lippen drückte, wischte seine Nasenspitze über ihre Brillengläser, und sie sah die Welt nur noch unklar. Sie lächelte kurz, er hatte tatsächlich ein Fuchskneifgesicht und Haare wie ein Lausbube. Sollte sie ihn dazu überreden, nach Prag zu ziehen? Hier gab es allerdings keinen großen Bedarf an Schustern, die Stadt glich immer mehr einem Freiluftmuseum, vielleicht war es ungerecht, so etwas zu denken, vielleicht aber mochte sie viel lieber hier eine Weile und dort eine Weile sein. Sie sang gerne für andere Menschen.

 

Sie singt wunderschöne Lieder, und wenn sie mir im Hotelzimmer ein Lied singt, bin ich verliebter denn je. Wenn ein Ferkel Gänsehaut bekommt, weiten sich die Poren zu kleinen rosa Pickeln – Aneschkas Stimme läßt die Haare an meinen Unterarmen sich aufrichten, und sie sehen aus, als hätte ich mir mit dem Zirkeldorn tausend Löcher gestochen. (Er übertreibt.) Ich bin auf offener Straße wütend geworden, dabei hatte ich doch nur vor, nach einem geeigneten Geschenk für meinen Meister zu suchen. Er gehört zu jenen Menschen, die man mit einem Mitbringsel aus einem fernen Land gegen sich aufbringen kann. Einen Souvenirteller mit dem nostalgischen Abbild der Karlsbrücke würde er auf meinem Kopf in tausend Scherben zerschlagen.