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Beschwerdefrei genießen mit histaminarmen Rezepten Diagnose "Histaminintoleranz" – und nun? Doch halt! Schon der Weg zu einer Diagnose kann beschwerlich sein und Betroffene haben oft einen langen Leidensweg hinter sich. Ist die Diagnose dann endlich gesichert, stellen sich zahleiche weitere Fragen: Was genau passiert eigentlich im Körper, welche Auswirkungen hat die Intoleranz auf mein Leben und wie gehe ich nun damit um? Ana Hansel und Melina Neumann beantworten diese und zahlreiche weitere Fragen, geben tolle Hilfestellungen und Checklisten für den Alltag – und die saisonal gegliederten Rezepte sind nicht nur histaminarm, sondern einfach superlecker! Starten Sie genussvoll durch!
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Seitenzahl: 123
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Histamin-Intoleranz
Kochbuch & Ratgeber
Ana Hansel und Melina Neumann
Histamin-Intoleranz
Kochbuch & Ratgeber
Aufklärung – Fakten – Checklisten
HEEL
HEEL Verlag GmbH
Gut Pottscheidt
53639 Königswinter
Tel.: 02223 9230-0
Fax: 02223 9230-13
E-Mail: [email protected]
www.heel-verlag.de
© 2023 HEEL Verlag GmbH
Alle Rechte, auch die des Nachdrucks, der Wiedergabe in jeder Form und der Übersetzung in andere Sprachen, behält sich der Herausgeber vor. Es ist ohne schriftliche Genehmigung des Verlages nicht erlaubt, das Buch und Teile daraus auf fotomechanischem Weg zu vervielfältigen oder unter Verwendung elektronischer bzw. mechanischer Systeme zu speichern, systematisch auszuwerten oder zu verbreiten. Ebenso untersagt ist die Erfassung und Nutzung auf Netzwerken, inklusive Internet, oder die Verbreitung des Werkes auf Portalen wie Google Books.
Autorinnen: Ana Hansel und Melina Neumann
Projektleitung: Ulrike Reihn-Hamburger
Satz und Gestaltung: Sabine Vonderstein
Covergestaltung: My Linh Nguyen
Fotos: © HistaFit GmbH
Mit Ausnahme von:
Sandra Then: S. 2, 6, 8, 10, 16, 44, 88, 140, 180, 222
© Ralf Bauer: Foto Prof. Mücke, S. 22
© Freepik: 28 (studio4rt), 42 (upklyak_01), Pfeile (rawpixel.com)
© Adobe Stock: Illustrationen Obst/Gemüse
Herzlichen Dank an Dr. phil. Sabine Wanninger für die fachliche Beratung der Projektleitung.
Dieses Buch und die darin enthaltenen Rezepte wurden nach bestem Wissen und Gewissen verfasst. Weder der Verlag noch die Autorinnen tragen die Verantwortung für ungewollte Reaktionen oder Beeinträchtigungen, die aus der Verarbeitung der Zutaten entstehen.
– Alle Rechte vorbehalten –
– Alle Angaben ohne Gewähr –
Printed in Latvia
ISBN: 978-3-96664-585-0
eISBN: 978-3-96664-690-1
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@heelverlag
Inhalt
WER WIR SIND UND WAS WIR MACHEN
ANAS GESCHICHTE
MELINAS GESCHICHTE
1 HISTAMIN: BOTENSTOFF, GEWEBEHORMON UND VIELES MEHR
2 HISTAMIN-INTOLERANZ – EINE NAHRUNGSMITTEL-UNVERTRÄGLICHKEIT MIT SONDERSTELLUNG
Einordnung in die Systematik der Nahrungsmittelunverträglichkeiten
Ein Symptom kommt selten allein
Verdacht auf Histamin-Intoleranz – und jetzt?
Die Auslassdiät
3 DIAGNOSE „HISTAMIN-INTOLERANZ“: DEINE ERSTEN SCHRITTE
Schritt 1: Histamin-Trigger entfernen
Schritt 2: Ursachenforschung
Schritt 3: Ursachen an der Wurzel packen
4 MCAD: WENN DIE MASTZELLEN EINE PARTY FEIERN
MCAD – was ist das eigentlich?
Interview mit Prof. Mücke: Einige Basics zur Mastzell-Erkrankung und zur Histamin-Intoleranz
5 WAS STRESS UND SPORT MIT HISTAMIN ZU TUN HABEN
6 DO’S AND DON’TS IN DEINER HISTAMINARMEN KÜCHE
Vier Lebensmittelkategorien, die du meiden solltest
Wichtige Grundsätze in der histaminarmen Ernährung
Unsere Lebensmittel-Liste für deinen Einkauf
7 HISTAMINARME ERNÄHRUNG NICHT NUR BEI INTOLERANZ
Wann die histaminarme Ernährung empfohlen wird – Laktose, Fructose, Gluten
8 SOS-CHECKLISTE – WAS TUN BEI HISTAMIN-SYMPTOMEN?
Schnelle Hilfe
Die 4–7–8-Atmung
9 HISTAMINARME SAISONALE KÜCHE
Wichtiger Hinweis zu unseren Rezepten
Die Rezepte
FRÜHLING
SELLERIE-GURKENKORIANDER-SAFT
KUCHEN-BAGEL MIT APRIKOSENMARMELADE
HAFERBRÖTCHEN
REISWAFFELN MIT EIERCREME
OSTER-CRACKER MIT PAPRIKACREME
MAIRÜBCHEN-CARPACCIO MIT ZIEGENFRISCHKÄSE UND PETERSILIENÖL
CHICORÉERADIESCHEN-SALAT
WARMER KRÄUTER-SELLERIE MIT ZIEGENKÄSE
INGWERKAROTTEN-SUPPE
FRÜHLINGSHAFTER KARTOFFELSPARGEL-SALAT
GEBRATENER SALAT MIT SÜSSKARTOFFELSTAMPF
GEMÜSESUPPE MIT KURKUMA-EIERSTICH
GEBACKENE SÜSSKARTOFFEL MIT GRÜNEM SPARGEL
LAMM-CURRY
DINKELSPIRELLI MIT FRÜHLINGSGEMÜSE
VEGANER OSTERBRATEN
FALSCHER HASE
SCHWARZE REISNUDELN MIT WOK-GEMÜSE
KARTOFFELGRATIN MIT FRÜHLINGSGEMÜSE
KIRSCH-RHABARBERSTREUSELTALER
FRÜHLINGSBOWLE
SOMMER
KIRSCH-SMOOTHIE-BOWL
PISTAZIEN-PORRIDGE MIT BLAUBEEREN
ANTI-HISTAMIN BEEREN-SMOOTHIE
VEGANE CRÊPES MIT BLAUBEEREN UND MANDEL-KOKOS-MUS
MELONEN-SMOOTHIE-BOWL
CHIA-JOGHURT MIT APRIKOSEN-KOMPOTT
BAKED OATS MIT BLAUBEEREN
PINK HUMMUS MIT HALLOUMI
GURKEN-GAZPACHO
BLUMENKOHL-BÄLLCHEN MIT KRÄUTERQUARK
ONE POT BLUMENKOHLREIS
KARTOFFELSALAT
BAKED BURRATA PASTA
BLUMENKOHL-CURRY MIT QUINOA
VEGANE BOLOGNESE
BASILIKUM-GNOCCHI MIT PAPRIKA-RICOTTA-SAUCE
WARME PFIRSICHKÜCHLEIN
KOKOS-BLAUBEER-BALLS
TARTE TATIN MIT APRIKOSEN
SAFTIGER BLAUBEERKUCHEN
FRISCHKÄSEKIRSCHTASCHEN
MANGO-APRIKOSENSORBET
BROMBEER-MOUSSE
BLAUBEERMARACUJA-EIS
FROZEN YOGHURT BARK
HERBST
KÜRBIS PORRIDGE
KIRSCH-GRIESSPUDDING MIT BROMBEEREN
SCHNELLE BLAUBEERMARMELADE
SCONES MIT CLOTTED CREAM
MARONENCREMESUPPE
KÜRBIS-HIRSEBRATLINGE
KARTOFFELPFANNENBROT
KÜRBISSUPPE
OFENGEMÜSE MIT KÜRBISKERN-PESTO
RAVIOLI MIT KÜRBISRICOTTA-FÜLLUNG
SCHOLLE MIT QUITTENCHUTNEY & WURZELGEMÜSE
GEBACKENES QUITTENHÄHNCHEN
RINDERGULASCH MIT KARTOFFELN
KÜRBIS-GNOCCHI MIT ROTE-BETE-SAUCE
ROTE TAGLIATELLE MIT PISTAZIENBUTTER
PINK PUDDING MIT BRATAPFEL
BEEREN-TIRAMISU
APFELKUCHEN VOM BLECH
APFEL-HOLUNDERCOCKTAIL
WINTER
GRANOLA MIT GRANATAPFEL & JOGHURT
BRATAPFEL MIT VANILLESAUCE
WEIHNACHTLICHES FRÜCHTEBROT
BLAUBEER-ZIMT-SMOOTHIE
CRANBERRY-KAISERSCHMARRN
HERZHAFTES KAKI-CARPACCIO
SCHWARZWURZEL-CREMESUPPE MIT WILDLACHS
ASIA STYLE KAKI-ROTE-BETE-SALAT
FENCHELSCHAUMSUPPE MIT PUTENBRUST
BRATHÄHNCHEN MIT PASTINAKEN-STAMPF UND SPITZKOHL
SELLERIESCHNITZEL MIT KARTOFFELKLÖSSEN UND ROTKOHL
BUNTE GEMÜSEPLATTE MIT MARONEN UND ROSMARIN
KOKOS-ANIS-BÄLLCHEN
ZIMTSCHNECKEN
WEISSE SCHOKODATTEL-MOUSSE
SPEKULATIUS
APFEL-WEINTRAUBEN-MARMELADE
PISTAZIEN-BUTTER-PLÄTZCHEN
APFEL-WEIHNACHTS-STOLLEN
WÜRZIGER APFELPUNSCH
HISTAMINARME MUST-HAVES FÜR DEINE EINKAUFSLISTE
ERNÄHRUNGS-SYMPTOMTAGEBUCH
Hi,
wir sind Melina und Ana. Wir haben beide vor vielen Jahren die Diagnose Histamin-Intoleranz bekommen. Damals waren Magen-Darm-Probleme, Kopf- und Gliederschmerzen, Migräne, Erschöpfung, vegetative Störungen und viele weitere Beschwerden unsere täglichen Begleiter. Daraufhin haben wir (unabhängig voneinander) angefangen, unseren Lebens- und Ernährungsstil zu verändern, um wieder beschwerdefreier zu leben.
Die histaminarme Ernährung war dabei der erste und wichtigste Schritt. Zusätzlich haben wir nach der eigentlichen Ursache geforscht - und sind diese angegangen, sodass wir heute überwiegend beschwerdefrei sind. Im Mai 2020 haben wir dann unsere Firma HistaFit gegründet, um über das Thema Histamin-Intoleranz und den positiven Einfluss einer histaminarmen Ernährung aufzuklären - und um passende Produkte für uns und andere Betroffene zu entwickeln.
Im Oktober 2022 waren wir sogar bei der VOX-Gründershow „Die Höhle der Löwen“ und durften dort das Thema Histamin und histaminarme Ernährung den Löwen und damit auch einem Millionenpublikum vorstellen. Gleich vier von fünf Löwen waren an einer Beteiligung an HistaFit interessiert, sodass wir unsere Wunschlöwen Nils Glagau und Ralf Dümmel als starke Investoren an unserer Seite gewinnen konnten. So sind wir unserem Ziel, unsere Dienstleistungen und Produkte bekannter zu machen - und damit so vielen Betroffenen wie möglich zu helfen - einen großen Schritt nähergekommen.
Mittlerweile durften wir schon tausende Menschen mit verschiedenen Lebensmittel-Unverträglichkeiten auf ihrem Weg zu mehr Wohlbefinden begleiten. Deshalb haben wir nun für alle, die die histaminarme Küche in ihrem Alltag nicht mehr missen möchten, dieses Kochbuch mit über 80 beliebten histaminarmen Rezepten entwickelt.
Wir wünschen Dir ganz viele leckere und unbeschwerte Kochmomente!
Anas Geschichte
Ich habe die Diagnose „Histamin-Intoleranz“ mit Ende 20 bekommen. Angefangen hat alles in meiner Jugend, als bei einem Sportunfall meine Halswirbelsäule (HWS) in Mitleidenschaft gezogen wurde, was, wie sich erst viele Jahre später herausstellen sollte, in einer HWS-Instabilität resultierte. Ich hatte schon mit Anfang 20 sehr oft mit Schwindel, Ohrensausen, Nackenschmerzen, Kopfschmerzen, Rückenschmerzen, Bauchschmerzen, Ganzkörperschmerzen (Fibromyalgie), starker Benommenheit (Brain Fog), Erschöpfung und vielen verschiedenen vegetativen Beschwerden wie Herzrasen oder Panikattacken zu kämpfen - und konnte dann auf einmal auch Lebensmittel nicht mehr vertragen, die ich sonst immer gegessen hatte.
Klinisch war ich eine gesunde junge Frau, also habe ich meine Beschwerden immer auf „Verspannungen“ bzw. privaten und beruflichen Stress geschoben - und es hat viele Jahre (10) gedauert, bis ich die Diagnose der Histamin-Intoleranz und HWS-Instabilität bekam - und den Zusammenhang zwischen meiner HWS-Problematik und einer erhöhten Histamin-Ausschüttung in meinem Körper herstellen konnte.
In den letzten Jahren habe ich viele verschiedene Therapien gemacht, von den Klassikern wie Physiotherapie, Massagen, Fango bis hin zu mehreren Atlas-Therapien, Amerikanischer Chiropraktik, Dorn-Breuß-Massage, Südkoreanische Fuß-Reflexzonen-Therapie, TCM, Ayurveda, diverse Ernährungsumstellungen u.v.m. Nichts hat wirklich geholfen, sondern eigentlich vieles nur noch schlimmer gemacht und mich körperlich und emotional oft an meine Grenzen gebracht. Ich hatte zwar auch gute Phasen - und habe immer in Vollzeit gearbeitet - aber auch wenn ich das Leben sehr liebe, habe ich es oft als sehr anstrengend und zermürbend empfunden. Denn im Grunde genommen war ich seit meiner Jugend nicht einen Tag wirklich 100 % beschwerdefrei.
Nach der Diagnose „Histamin-Intoleranz“ fiel mir die Umstellung auf die histaminarme Ernährung auch deshalb sehr schwer, weil es einfach keine passenden Produkte auf dem Markt gab. Ich war dadurch leider sehr inkonsequent und hatte auch weiterhin viele Beschwerden.
Als ich dann mit Anfang 30 einen kompletten körperlichen Zusammenbruch hatte und nicht einmal mehr 300 Meter ohne Pause gehen konnte, war für mich der Zeitpunkt gekommen, mein Leben zu verändern. Ich kündigte meinen Job als Geschäftsführerin eines kleinen Familienunternehmens und nahm mir eine mehrmonatige Auszeit. Ich stellte außerdem meine Ernährung auf streng histaminarm um, baute meinen Darm und meine Leber über mehrere Monate auf, arbeitete an meinem Mindset, meditierte und begann mit einer sanften osteopathischen sowie einer kieferorthopädischen CMD-Behandlung. Außerdem mache ich regelmäßig gezielte Übungen, um meine HWS-Instabilität und meine Stress-Trigger besser in den Griff zu bekommen. Vor allem die histaminarme Ernährung war für mich aber ein echter Game-Changer, denn auf einmal war ich oft tagelang bis zu 80 % beschwerdefrei - und hatte viel mehr Energie!
Da von Therapeuten sowohl bei einer HWS-Instabilität als auch bei einer Histamin-Problematik häufig eine zusätzliche Nährstoffzufuhr empfohlen wird, habe ich mich nach und nach immer mehr mit dem Thema beschäftigt und meine ersten eigenen Nahrungsergänzungsmittel entwickelt, die für eine histaminarme Ernährung geeignet sind. Und ich hatte eine Vision: Das Histamin-Intoleranz, mögliche Symptome und Ursachen sowie die histaminarme Ernährung bekannter zu machen und darüber aufzuklären. Denn was ich jahrelang durchgemacht habe, wollte ich wirklich niemandem zumuten.
Außerdem wollte ich unbedingt Lebensmittel auf den Markt bringen, die für eine histaminarme Ernährung geeignet sind, und damit den Alltag von Millionen von Menschen einfacher, vielseitiger und leckerer machen.
Wie es das Schicksal so wollte, habe ich dann im Januar 2020 Melina kennengelernt. Sie hatte auch eine lange „Histamin-Leidensgeschichte“ hinter sich und die gleichen Ideen, Ziele und Wünsche für eine „histaminarme“ Zukunft. Es hat von Anfang an gepasst und so haben wir uns kurzerhand zusammengetan und unsere Firma HistaFit gegründet, um anderen Betroffenen ihren Alltag mit der Histamin-Intoleranz und der histaminarmen Ernährung zu erleichtern.
Vor allem die histaminarme Ernährung war für mich ein echter Game-Changer!
Melinas Geschichte
Seit 2015 habe ich meine Diagnose „Histamin-Intoleranz“. Angefangen haben meine Beschwerden aber schon Jahre vorher - vermutlich sogar bereits in meiner Kindheit. Als ich die Nachricht bekam, war ich 17 Jahre alt und steckte mitten in meinem Abitur - kein gutes Timing also. Aber wann ist schon das richtige Timing für solch eine Diagnose? Zu der Zeit plagten mich zunehmend Beschwerden, wie Kopfschmerzen, Übelkeit, Durchfall, Verstopfung, starke Erschöpfung und Müdigkeit, Hautentzündungen, Brain Fog, Sehstörungen, Gedächtnis- und Konzentrationsschwierigkeiten, depressive Verstimmungen sowie Schwächeanfälle während des Sports.
Lange Zeit habe ich meine Symptome gar nicht in Zusammenhang mit Sport oder gar der Ernährung gesetzt und auch die Ärzte waren ratlos und schickten mich mit den Worten „Laut den Laborwerten sind Sie eine kerngesunde junge Frau“ weiter. Auch in der Notaufnahme des Krankenhauses konnte mir während eines schweren Symptomausbruchs niemand helfen. Im Gegenteil: Ich wurde nicht ernst genommen. Ich sah wohl von außen betrachtet nicht krank genug aus. Diese Tatsache machte mir damals besonders zu schaffen, denn niemand sah mir an, wie schlecht es mir ging und nur wenige Menschen verstanden, warum ich mich histaminarm ernährte, nicht mit feiern ging oder keine Lust darauf hatte, Essen zu gehen. Während alle anderen in meinem Alter reisten, abends um die Häuser zogen und ihr Leben genossen, lag ich zuhause auf der Couch und versuchte, mich von meinem Schulalltag zu erholen.
Zum Glück fand ich mit Unterstützung meiner Eltern eine Ärztin, die mich neben Diabetes, anderen Unverträglichkeiten und Allergien auch auf Histamin-Intoleranz testete - und siehe da: „Diagnose Histamin-Intoleranz wahrscheinlich“. Ein erhöhter Histaminwert in Blut und Stuhl, einhergehend mit einem verringerten DAO-Wert (Diaminoxidase, ein Histamin-abbauendes Enzym) im Blut, deuteten darauf hin, dass mein Histaminstoffwechsel gestört ist. Meine anfängliche Freude, endlich eine Diagnose erhalten zu haben, wurde relativ schnell wieder gedämpft. Denn wie die Ärztin mir erklärte, gäbe es keine Therapie und demnach auch Chance auf Heilung. Aber immerhin müsste ich nur auf Rotwein, alten Käse und Schokolade verzichten und dann würde es mir gut gehen. Als meine Eltern und ich uns dann nach dem Arztbesuch an die Recherche machten, was Histamin überhaupt ist und in welchen Lebensmitteln es enthalten ist, wurde schnell klar: Das wird eine riesige Umstellung im Alltag! Jede Lebensmittelliste, die wir fanden, gab uns eine andere Auskunft über den Histamingehalt und die Verträglichkeit. Es gab keine einheitlichen Empfehlungen und wir waren völlig verzweifelt. Wie sollte das Essen in der Schule funktionieren? Und was ist, wenn ich mal bei Freunden essen möchte? Wie sollte ich mit all den Symptomen und dem ständigen Fehlen in der Schule mein Abitur schaffen?
Fragen über Fragen, die mich während der letzten Phase als Schülerin begleiteten, sodass ich nach dem Abitur Gesundheitsmanagement zu studieren beschloss, um mir und vielleicht eines Tages auch anderen Betroffenen zu helfen.
Während meines Studiums traf ich auf eine Ernährungswissenschaftlerin, die auch mit einer Histamin-Intoleranz zu kämpfen hatte. Sie halft mir, meine Basis-Ursachen zu finden und gab mir Hoffnung, dass es doch Möglichkeiten gibt, wieder mehr Wohlbefinden und Lebensqualität zu erreichen. Baustelle Nummer 1 war bei mir der Darm, denn ich hatte eine starke Darmflora-Dysbiose und ein Leaky-Gut-Syndrom. Weitere Ursachen, wie eine Schwermetallbelastung und Leberüberlastung sowie die Einnahme der Pille konnte ich Stück für Stück enthüllen und beheben.
Wir wollen andere Betroffene mit ihrer HIT unterstützen.
Ich schöpfte Mut und teilte 2017 meinen Weg sowie meine ersten Kreationen histaminarmer Gerichte auf Instagram und stelle schnell fest: Es gibt noch so viele andere Betroffene und ich bin nicht allein! 2020 hatte sich mein Instagram-Account zu einem der beiden größten zum Thema „Histamin“ entwickelt. Eines Tages schrieb Ana mich dort an und wir kamen ins Gespräch, denn wir waren den gleichen Herausforderungen im Alltag ausgesetzt. Nach einem Telefonat und einem persönlichen Treffen in meinem Heimatdorf mit Spaziergang im Wald stand für uns fest: Wir möchten etwas bewegen und wir möchten den Betroffenen sowie uns selbst den Alltag erleichtern! Damit war die Gründung von HistaFit besiegelt: Im Mai 2020 ging es los. Ich bin sehr dankbar für diese Möglichkeit und diesen „Zufall“, Ana getroffen zu haben. Denn alleine hätte ich diesen Schritt nicht gewagt und HistaFit wäre nicht das, was es heute ist - und auch dieses Buch wäre so nie entstanden.
Heute bin ich nicht mehr „Histamin-intolerant“ - von Tomate über Schokolade und Sauerkraut kann ich wieder alles genießen. Ich möchte mit meiner Geschichte deshalb anderen Betroffenen Hoffnung machen, denn entgegen den Aussagen meiner damaligen Ärzte gibt es eben doch die Möglichkeit, die Histamin-Intoleranz in den Griff zu bekommen.
1 HISTAMIN: Botenstoff, Gewebehormon und vieles mehr
Im Alltag hatte jeder von uns schon einmal Kontakt mit Histamin. Denn Histamin verursacht bei Berührung mit Brennnesseln diese schön juckenden und brennenden Quaddeln auf der Haut und ist für das Anschwellen und Jucken eines Mückenstichs verantwortlich. Auch bei der Wundheilung spielt es eine tragende Rolle. Und wer kennt es nicht - die Pollenzeit: die Nase läuft, die Augen brennen ... Auch dafür ist das Histamin im Körper verantwortlich.
Histamin ist ein lebensnotwendiger Botenstoff unseres Körpers, der eine Reihe wichtiger Stoffwechselvorgänge reguliert. Daher sollten wir Histamin nicht per se als „Feind“ ansehen, sondern eher dafür sorgen, dass hier wieder ein Gleichgewicht im Körper entstehen kann und der Histaminabbau „normal“ funktioniert.
Mögliche Wirkmechanismen von Histamin
2 HISTAMIN-INTOLERANZ - Eine Nahrungsmittel-Unverträglichkeit mit Sonderstellung
Bei einer Histamin-Intoleranz (HIT) handelt es sich um eine Stoffwechselstörung bzw. Abbaustörung von Histamin - einem biogenen Amin, das natürlicherweise sowohl in tierischen und pflanzlichen Zellen enthalten ist, als auch von unserem Körper selbst gebildet und ausgeschüttet werden kann. Und hier liegt der große Unterschied zu anderen Nahrungsmittel-Unverträglichkeiten, denn Laktose, Gluten und Fructose nehmen wir ausschließlich extern über die Nahrung auf. Ca. 1-3 % der Bevölkerung leiden unter einer diagnostizierten HIT - die Dunkelziffer liegt laut Schätzungen bei ganzen 15-20 %.
Die Einordnung der HIT in die Systematik der Nahrungsmittelunverträglichkeiten ist jedoch nicht ganz einfach:
Es liegt eine Reaktion auf biogene Amine vor, die die HIT als nicht allergisch bedingte Lebensmittel-Hypersensitivität klassifiziert, die auf eine pharmakologische Wirkung zurückzuführen ist.