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Historische Seekarten. Entdeckungsfahrten zu neuen Welten
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Seitenzahl: 81
Donald Wigal
Historische Seekarten
Entdeckungsfahrten zu neuen Welten
© 2014 Parkstone Press International, New York, USA
© 2014 Confidential Concepts, worldwide, USA
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Das vorliegende Werk darf nicht, auch nicht in Auszügen, ohne die Genehmigung des Inhabers der weltweiten Rechte reproduziert werden. Soweit nicht anders vermerkt, gehört das Copyright der Arbeiten den jeweiligen Fotografen, den betreffenden Künstlern selbst oder ihren Rechtsnachfolgern. Trotz intensiver Nachforschungen war es aber nicht in jedem Fall möglich, die Eigentumsrechte festzustellen. Gegebenenfalls bitten wir um Benachrichtigung.
ISBN: 978-1-78160-901-9
Inhalt
Chronologie
Die ersten Karten und Kartographen
Die Entdeckungen beginnen 330 v. Chr. – 1000 n. Chr.
Alexander der Große
Erich der Rote
Leif Eriksson
Der Weg aus der Dunkelheit – 1000 bis 1400
Marco Polo
Die Franziskaner
Heinrich der Seefahrer
Portolane in dieser Epoche
Die pisanische Schule
Die frühe genuesische Schule
Die katalanische Schule
Die Wiener Schule
Die Entdeckung neuer Welten im Osten und Westen – 1400 bis 1500
Die Fahrt über den Rand
Die Cabots
Christoph Kolumbus
Die Karte de la Cosas
Die drei Brüder Pinzon
Juan Ponce de León
Bartolomëu Diaz
Amerigo Vespucci
Vasco da Gama
Portolane in dieser Epoche
Von Schulen unabhängige Portolane
Die holländische Schule
Jenseits der Neuen Welt – 1500 bis 1550
Vasco de Balboa
Ferdinand Magellan
Die erste Weltumsegelung
Die Magellanstraße
Portolane in dieser Epoche
Die portugiesische Schule
Die spanische Schule
Die genuesische und die Wiener Schule
Die Schule von Istanbul
Die Schule der Normandie
Brücken über die Ozeane – 1550 bis 1600
Jean François de La Pérouse
Samuel de Champlain
Portolane in dieser Epoche
Die bretonische Schule
Die spätere genuesische Schule
Die griechische Schule
Die Renaissance der Entdeckungen: 1600 bis 1700
Henry Hudson
Abel Janszoon Tasman
Portolane in dieser Epoche
Die Schule von Marseille
Die japanische Schule
Die Wiener Schule
Die baskische Schule
Die späte englische Schule
Die französische Schule
Zitate zum Meer:
Auf dem Weg in die moderne Welt: 1700 bis 1900
James Cook
Cooks erste Reise von 1778 bis 1771
Cooks zweite Reise von 1772 bis 1775
Cooks dritte Reise von 1776 bis 1779/1780
John und James Ross
John Franklin
James Knight
William Edward Parry
Kommentar
Walter Gibbs,The New York Times, 11. Juli 2000
Robert Peary
Roald Amundsen
Entdeckungen amerikanische Forscher
Abbildungsverzeichnis
Karte der bedeutendsten Erkundungsfahrten der Meere
Sodann sprach Gott: “Es werde das Wasser unterhalb des Himmels an einem Ort gesammelt, und das Trockene werde sichtbar.” Und es geschah so.
Gott nannte das Trockene Erde und das zusammengeflossene Wasser nannte er Meer. Und Gott sah, dass es gut war.
Um 981:
Der Wikinger Erik der Rote (um 950 bis 1007) entdeckt Grönland.
Um 1000:
Leif Ericsson, Neffe Erichs des Roten, entdeckt um 1000 n.Chr. Vinland, und damit, wie man heute weiß, Nordamerika.
1271-1295:
Entdeckungsreisen des Venedigers Marco Polo (1254 bis 1324) nach China.
1431:
Die Portugiesen entdecken erneut die Azoren.
1434:
Der Portugiese Gil Eanes umsegelt das Kap Bojador (an der nordwestlichen Küste Afrikas, unmittelbar südlich der Kanarischen Inseln).
1487/1488:
Der Portugiese Bartholomëu Diaz (um 1450 bis 1500) ist der Erste, der erfolgreich das Kap der Guten Hoffnung umsegelt.
1492:
Der Spanier Christoph Kolumbus (1451 bis 1506) erreicht auf seiner dritten Fahrt (1498 bis 1500) das nördliche Küstengebiet Südamerikas.
1497:
Der Italiener John Cabot (Giovanni Caboto; um 1450 bis um 1499) erreicht das nordamerikanische Festland, das Gebiet, das später den Namen Die Neue Welt erhält.
1498:
Der Portugiese Vasco da Gama (um 1469 bis 1524) erreicht 1498 Indien auf dem Seeweg über das Kap der Guten Hoffnung.
17. Sept. 1513:
Der Spanier Vasco de Balboa (um 1475 bis 1517) ist der erste Europäer, der über die Landenge von Panama den Pazifischen Ozean von Amerika aus sieht und ihn Südsee nennt.
1520-1522:
Der Portugiese Ferdinand de Magellan (Fernão de Magelhaes; um 1480 bis 1521) entdeckte die nach ihm benannte Magellanstrasse und ist somit der erste, der die Welt umsegelt
10. Aug. 1535 St.-Lorenz Tag:
Der Franzose Jaques Cartier (1491 bis 1557) erreicht 1534 Kanada und reklamiert das Gebiet beiderseits des St.-Lorenz-Stroms für Frankreich.
1610-1611:
Auf der Suche nach einer nordwestlichen Straße hin zum Pazifischen Ozean entdeckt der Engländer Henry Hudson (um 1550 bis 1611) die Hudson-Bucht.
1642:
Der Holländer Abel Janszoon Tasman (1603 bis 1659), von dem man vermutet, 1642 Tasmanien entdeckt zu haben, entdeckt 1643 Neuseeland, Tonga und die Fidschji-Inseln.
1728:
Der Däne Vetus Bering (1681 bis 1741), Offizier in russischen Diensten, durchquert die später nach ihm benannte Meeresstraße, die Ostsibirien von Alaska trennt.
1768-1771, 1772-1773, 1776-1779:
Der Engländer James Cook (1728 bis 1779) entdeckt in drei Etappen die Inseln der Südsee.
1829-1833:
Der Engländer John Ross (1777 bis 1856) und sein Neffe James (1800 bis 1862) entdecken 1831 auf der Insel Boothia den magnetischen Nordpol.
1821:
Der amerikanische Walfängerkapitän N. Palmer sieht 1821 als Erster die Antarktis.
1840:
Der Amerikaner Charles Wilkes (1798 bis 1877) entdeckt in der Antarktis das nach ihm benannte Wilkesland.
1901:
Der Amerikaner Robert Peary (1856 bis 1920) erforscht 1901 das Eisschelf von Grönland und erreicht 1909 als Erster das Gebiet um den Nordpol.
1908:
Der kanadische Ethnologe Vilhjalmur Stefansson (1879 bis 1962) erforscht die kanadische Arktis.
1909:
Der Amerikaner Matthew Henson hisst in der Nähe des Nordpols die amerikanische Flagge.
1911:
Der Norweger Roald Amundsen (1872, seit 1928 verschollen) erreicht am 14.12.1911 als Erster den Südpol.
1914:
Der Amerikaner Bartlett erreicht Sibirien.
1956:
Der Amerikaner Richard E. Byrd (1888 bis 1957) leitete einige Expeditionen zum Südpol und beendet 1956 seine Antarktisexpeditionen.
Das Atelier des Künstlers Johannes
Vermeer van Delft (1632-1675), um 1665. Öl auf Holz, 120 x 100 cm. Kunsthistorisches Museum, Wien
Landkarten, selbst solche aus früheren Jahrhunderten, beeinflussen unser aller Leben. Sie sind ein wichtiges Instrument zur Befriedigung ganz praktischer Alltagsbedürfnisse. Aber über ihren bloßen Nutzwert hinaus verkörpert jede einzelne Landkarte auch die Zeit, aus der sie stammt. Die in Museen zu bewundernden Originale historischer Seekarten, ja schon ihre gerahmten Reproduktionen an einer Wand, üben eine starke Romantik aus. In einem Gemälde von Jan Vermeer van Delft (1632 bis 1675) kann eine Landkarte dazu dienen, eine Geschichte innerhalb einer Geschichte zu erzählen.
In Theaterstücken und Filmen signalisieren sie typischerweise die jeweilige Epoche und im Roman werden sie vielfach eingesetzt, um den Leser an die Welt außerhalb des Romankosmos zu erinnern. Eine Landkarte bildet nicht nur Orte ab, sondern kann uns auch helfen, die Welt mit den Augen der Menschen ihrer Zeit zu sehen. Auf diese Weise ist jede einzelne Karte eine unschätzbare Momentaufnahme aus dem nie abschließenden Album der Menschheit.
Dies gilt ganz besonders für alte Landkarten. Mit ihnen sieht man die Welt aus dem Blickwinkel des Menschen der Vergangenheit. Die Vorstellung des Kartographen mag sich später durchaus als unzulänglich, ja sogar als falsch erwiesen haben.
Das ändert jedoch nichts an der Tatsache, dass seine Karte über eine andere, einzigartige Wirklichkeit berichtet, die sonst häufig nicht hätte enthüllt werden können. Wahrscheinlich begab sich jeder einzelne Kartograph auf seiner mutigen Reise nicht nur zu den wiedergegebenen Orten, sondern auch in die Zukunft.
Fra Mauro (bis 1460), auch als Frater Maurus bekannt, ein Kartograph des 15. Jahrhunderts, zählte zu den fleißigen Kamaldulensermönchen, die die Mühen namenloser Seefahrer niederschrieben. Er fasste in den Jahren von 1457 bis 1459 die Arbeiten mehrerer Vorgänger zusammen und leistete in der Übergangszeit vom Mittelalter zum Beginn der damals modernen Welt damit einen wichtigen Beitrag.
Mauro gehörte zu jener Generation, die am Anfang dieses wichtigen Zeitalters der Entdeckungen arbeitete, und somit mehr als dreißig Jahre vor der berühmten Reise des Christoph Kolumbus in die Neue Welt im Jahre 1492.
Vermutlich hatte niemand Mauro in seinem Kloster auf der Insel Murano in der Lagune von Venedig vorher besondere Beachtung geschenkt. Aber der Entwurf seiner neuen, kreisförmigen Weltkarte verlangte Aufmerksamkeit. Sie war mit ihrem Durchmesser von 1,96 m – obwohl es sich nach wie vor um eine Karte und nicht um einen Globus handelte – sehr groß und wies überdies einen ungewöhnlichen Detailreichtum auf. Die Angaben für die Darstellung Asiens entnahm Mauro den Schriften des Marco Polo (1254 bis 1324), die anderen Teile gingen auf den griechischen Astronomen, Mathematiker und Naturforscher Ptolemäus (um 100 bis um 160) und zeitgenössische nautische Unterlagen zurück. Mauro stellte seine außergewöhnliche Arbeit im Jahr 1459 fertig. In der zu jener Zeit im Kloster spürbaren innovativen Atmosphäre mag Mauro sich die Frage gestellt haben: Wenn sogar das Singen der heiligen Texte der Liturgie aus den Fesseln seiner übertriebenen Einfachheit befreit werden darf, ist es dann nicht auch möglich, den kirchlich sanktionierten Darstellungen der Erde neue und bedeutsame Dimensionen zu verleihen? Mauros Weltkarte tat genau das.
Dadurch, dass er sie nach Süden anstatt nach Osten hin ausrichtete, brach er mit den Traditionen der Kirche und stellte Jerusalem nicht länger als den Mittelpunkt der Erde dar (Abb. 5). Der Kartograph Alan G. Hodgkiss bemerkt hierzu: “Man kann mit Fug und Recht feststellen, dass Fra Mauros Weltkarte das Ende der theologisch fundierten Anfertigung von Landkarten und den Beginn der wissenschaftlichen Kartographie markiert.“
Aber auch die Vorstellungen von der Erde selbst verwandelten sich dadurch, dass ihre Oberfläche “entdeckt” und ihre Form mit jeder neuen Entdeckungsreise und anschließenden Überarbeitung der bis dato vorliegenden Karten immer deutlicher wurde.
Nur zwanzig Jahre vor Mauros Karte entwickelte Johannes Gensfleisch zur Laden, genannt und bekannt als Johannes Gutenberg (zwischen 1397 und 1400 bis 1468), seine revolutionäre Druckerpresse. Es scheint fast so, als habe er vorausgesehen, dass bald ein Werkzeug benötigt würde, um derartige Neuigkeiten zu verbreiten. Auf die erste Druckauflage der im Jahr 1456 vollendeten 42-zeiligen Bibel folgte bereits im Jahr 1477 die erste gedruckte Karte. Beides waren Dokumente, die auf ihre jeweils spezifische Weise den Aufstieg des internationalen Humanismus befördern sollten.
Arabische Karte, die das Mittelmeer zeigt
Al-Istakhri, 10. Jahrhundert. In: Buch der Strassen und der Königreiche. Nationalbibliothek, Kairo