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History on a Plate – Geschichte auf dem eigenen Teller erleben Geschichte auf dem eigenen Teller erleben Zeitreisen gehen durch den Magen und sind dabei so genussvoll wie nie zuvor. Mit diesem außergewöhnlichen Kochbuch erlebst du zwölf Epochen der Menschheitsgeschichte über ihre Festtafeln: von den rituellen Mahlzeiten in Göbekli Tepe über die opulenten Bankette der Sumerer und Pharaonen bis zu den prächtigen Tafeln der Medici, des Sonnenkönigs in Versailles und der japanischen Edo-Zeit. Jedes Kapitel führt an einen geschichtsträchtigen Ort und erzählt, wie Herrscher und Eliten ihrer Zeit lebten, feierten und aßen. Die Rezepte wurden aus historischen Quellen rekonstruiert, an moderne Küchen angepasst und machen kulinarische Vergangenheit greifbar. Fünf Vorteile des Buchs auf einen Blick Es verbindet faszinierende Geschichtserzählungen mit 60 authentischen Rezepten, die sich zu Hause nachkochen lassen. Es wurde aufwendig recherchiert und gibt Einblick in das Leben der Eliten und Herrscher, ohne die Realität der einfachen Bevölkerung zu verklären. Es ist visuell eindrucksvoll gestaltet, mit edlem Layout und hochwertigen Fotografien, die historische Atmosphäre und moderne Ästhetik verbinden. Es lädt ein, Kultur zu erleben – beim Lesen ebenso wie beim Kochen und Genießen. Es bietet eine einzigartige kulinarische Reise, die so in keinem anderen Kochbuch zu finden ist. Das Buch bricht bewusst mit gängigen Klischees von "mittelalterlichem Brei" und einfachen Lagerfeuergerichten. Stattdessen werden Tafeln rekonstruiert, die Macht und Reichtum spiegelten – Feste, bei denen Könige, Pharaonen und mächtige Kaufleute Schalen voller köstlicher Speisen füllten. Die Autoren Max Muschweck und Paulina Kutschka, bekannt durch ihren Instagram-Kanal History on a Plate mit über 126.000 Geschichts- und Food-Begeisterten, haben die kulinarischen Schätze der Vergangenheit in akribischer Arbeit recherchiert und lebendig aufbereitet. Das Ergebnis ist ein prachtvolles Buch, das auf jedem Tisch wirkt – inhaltlich ebenso wie optisch. Mit seinem eleganten Design und der spannenden Mischung aus Wissen, Erzählung und Genuss ist es nicht nur eine Entdeckung für Geschichts- und Kochliebhaber, sondern auch ein ideales Geschenk für alle, die Freude an Kultur, Ästhetik und kulinarischen Erlebnissen haben.
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Seitenzahl: 139
Veröffentlichungsjahr: 2025
© Max Muschweck & Paulina Kutschka
Das Werk ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwendung bedarf der ausschließlichen
Zustimmung der Autoren. Dies gilt insbesondere für die Vervielfältigung, Verwertung,
Übersetzung und die Einspeicherung und Verarbeitung in elektronischen Systemen.
Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek.
Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen
Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.dnb.de abrufbar.
Für Fragen und Anregungen:
ISBN Hardcover: 978-3-96967-685-1
ISBN eBook: 978-3-96967-684-4
Originale Erstauflage 2025
© by Eulogia Verlags GmbH
Eulogia Verlags GmbH
Gerhofstraße 1–3
20354 Hamburg
Lektorat: Sandra Pichler
Satz und Layout: Tomasz Dębowski
Illustrationen Cover und Innenteil: Paula-Sophia Friebauer
Alle Rechte vorbehalten. Vervielfältigung, auch auszugsweise,
nur mit schriftlicher Genehmigung des Verlags.
Vorwort
Steinzeit - Göbekli Tepe, Anatolien, ca. 9.000 v. Chr.
Sumerer - Ur, Mesopotamien, ca. 2.000 v. Chr.
Altes Ägypten - Theben, Ägypten, ca. 1.500 v. Chr.
Maurya-Reich - Pataliputra, Indien, ca. 250 v. Chr.
Antikes Rom - Rom, Italien, 1. Jh.
Wikingerzeit - Auf See, Skandinavien, 9. Jh.
Mittelalter - Burgund, Frankreich, 12. Jh.
Reich Mali - Timbuktu, Mali, 14. Jh.
Renaissance - Florenz, Italien, 15./16. Jh.
Barock - Versailles, Frankreich, 17. Jh
Edo-Zeit - Edo, Japan, 18. Jh.
Bürgertum - Berlin, Deutschland, 19. Jh
Danke!
Videos zu den Rezepten
Quellen und Literatur
Ob beim kollegialen Mittagessen in der Kantine, beim Abendbrot mit der Familie, beim Kuchenessen an der Geburtstagstafel oder beim Date im schummrigen Kerzenschein: gemeinsam essen verbindet uns.
Aber warum eigentlich? Warum essen und feiern wir Menschen so gern zusammen? Dient Essen nur der bloßen Nahrungsaufnahme oder verfolgen wir mit dem, was, wie und mit wem wir essen, einen tieferen Zweck? Und wenn ja, welchen?
Mit diesem Buch möchten wir diesen Fragen auf den Grund gehen und werfen dazu einen Blick in die letzten 10.000 Jahre Menschheitsgeschichte. Schließlich saß man schon in der Steinzeit gemeinsam am Feuer und teilte seine Jagdbeute. Und die römischen Patrizier beherrschten es wie kaum ein anderer, bei einem Gastmahl so richtig über die Stränge zu schlagen. Gleiches gilt auch für das Thema Alkohol zur Zeit der Wikinger. Die christlichen Mönche des Mittelalters schienen dagegen (zumindest teilweise) umso stärker darauf bedacht, niemals mehr als zum Überleben nötig zu sich zu nehmen.
Jedes der 12 Kapitel dieses Buches widmet sich einer anderen Epoche der Geschichte. Im Mittelpunkt steht die Vorstellung, dass das gemeinsame Essen Menschen über Jahrtausende hinweg verbindet.
Die Rezepte eines Kapitels sind so gestaltet und aufeinander abgestimmt, dass sie für vier bis sechs Personen ein üppiges bis kleines Festmahl ergeben. Sie eignen sich für Abende mit Familie, Freundinnen und Freunden. Jedes Rezept funktioniert selbstverständlich auch für sich alleine als kleine Mahlzeit oder eine Auswahl von zwei für ein besonderes Date. Sie sind Anregungen, keine Prüfungen. Wer möchte, variiert Zutaten, tauscht Techniken, probiert Neues und lernt beim Kochen Geschichte, die man schmecken kann.
Um das gleich mal vorwegzunehmen, wir beide, Max und Paulina, sind sehr begeisterungsfähige Menschen. Man muss uns gegenüber nur mal erwähnen, dass man Sauerkraut macht, sein eigenes Bier braut oder Knoblauch auf dem Balkon anpflanzt, und schon wollen wir das auch probieren.
Mit dieser Experimentierfreudigkeit nahm alles seinen Anfang. Eine Freundin war ein paar Tage zu Besuch und erwähnte uns gegenüber, dass sie angefangen hatte, Kombucha, ein fermentiertes Teegetränk, anzusetzen. Davon hatten wir damals noch nie gehört und wollten alles dazu wissen. Etwas später erzählten wir Paulinas Bruder und Paula-Sophia, der wundervollen Illustratorin dieses Buches, dass wir Kombucha gern einmal ausprobieren wollten. Die beiden sind für Küchenexperimente immer zu haben. Und schwupps, ein paar Wochen später bekamen wir ein Kombucha-Starterset von ihnen zum Geburtstag geschenkt (ja, wir haben innerhalb von einer Woche Geburtstag). Also fingen wir an zu „kombuchieren“. Wir testeten verschiedene Teesorten, probierten uns durch die wildesten Geschmackszusätze, von Erdbeere bis Chilischoten, und rüsteten uns mit Wärmematten, pH-Messgerät und Refraktometer aus, bis wir einen sehr stabilen, spritzigen und leckeren Kombucha produzieren konnten. Toll, oder?
Kombucha blieb natürlich nicht das einzige Fermentationsprojekt. Es folgten Kefir, Sauerkraut, Sauerteig und so weiter.
Wer jetzt verwirrt ist, warum wir über das Fermentieren quatschen, und sich fragt, was zum Teufel das alles mit diesem Kochbuch und History on a Plate zu tun hat, dem können wir beruhigt antworten: eigentlich nichts.
Zumindest nicht direkt. Aber während dieser ganzen Rumprobier-Kombucha-Phase reifte in uns die Idee, diese ganzen Experimente mit anderen zu teilen und ein kleines Content-Projekt zu starten. Das technische Know-how hatten wir ja dazu. Denn beruflich bewegten wir uns schon seit einiger Zeit im Bereich Social Media und Marketing.
Max ist Mediengestalter, Paulina Medienkulturwissenschaftlerin. Bereits seit ein paar Jahren machen wir Content, nur eben für andere.
Und obwohl sich diese ganze Kombucha-Sache gut angeboten hätte für so ein eigenes Social-Media-Projekt und wir auch mega viel Spaß an der Sache hatten, haben wir irgendwie nie damit angefangen. Es folgten weitere Projekte, etwa die Renovierung unserer Küche, bei der wir eine 1960er-Jahre-Küche mit kleinem Budget wieder auf Vordermann gebracht haben. Dann unser Start ins (Klein-)Gärtnern, bei dem wir feststellen mussten, dass alle recht behalten hatten und so ein Garten wirklich pflegeintensiv ist.
Während all dieser experimentellen Ausflüge in neue Hobbys und Themenbereiche, haben wir immer wieder darüber geredet, jetzt dann aber endlich mal mit dem Content zu starten. Aber wir haben es einfach nicht gemacht.
Es fehlte uns, wie wahrscheinlich allen anderen auch, an Zeit. Zumindest an Zeit, die wir bereit waren, uns dafür zu nehmen. Das alles machte uns super viel Spaß, aber anzufangen, alles mit der Kamera zu begleiten, zu schneiden, zu planen, zu produzieren und zu posten, hätte bedeutet, dass wir am Ende weniger Zeit für neue Experimente gehabt hätten. Und wir denken, tief in uns waren wir nicht bereit, auch wenn wir es gerne gehabt hätten, diesen Tausch einzugehen.
Bis sich dann plötzlich, aus heiterem Himmel, eine neue Möglichkeit zeigte, die versprach, dass wir uns nicht verbiegen müssten, weiter verrückte Dinge ausprobieren und obendrein den Traum vom eigenen Content-Projekt wahr machen könnten. Und das auch noch just in dem Moment, als ein langjähriges Kundenprojekt abgeschlossen war und wir Luft hatten.
Max stieß beim Scrollen auf ein historisches Rezept und war sofort Feuer und Flamme. Er präsentierte die Idee und wollte es gleich am Wochenende nachkochen. Bis zum Wochenende hatten wir schon angefangen, uns intensiver mit historischer Küche auseinanderzusetzen. Wir waren baff. Historische Rezepte versprachen jede Menge Küchenexperimente! Angefangen bei ausgefallenen Fermentationsprodukten (Garum!), über alte Zubereitungstechniken und extravagante Geschmacksexperimente (süßer Fleischbrei …) bis hin zur Verwertung dessen, was der Garten so hergibt. All das bot viele nerdige Tauchgänge in super spannende Geschichten. Denn, wer hätte es gedacht, wir lieben gute Geschichten.
Ja, und so fing alles an. Vor gerade einmal einem Jahr haben wir mit History on a Plate gestartet. Und wir können nur sagen: Leute, wir haben noch so viele Ideen und so viel Bock, noch mehr auszuprobieren, und wir freuen uns über jede und jeden, der uns begleitet. Danke für euren massiven Support und eure guten Ideen!
Wir haben uns mega ins Zeug gelegt für dieses Kochbuch und wünschen viel Spaß auf der Reise durch 10.000 Jahre Menschheitsgeschichte.
„Wie kommt ihr auf die Rezepte?“, das ist eine der häufigsten Fragen, die wir gestellt bekommen. Und auch wenn die Frage den Anschein macht, als könnte hier eine knackige Antwort folgen, müssen wir dafür ein bisschen weiter ausholen.
Denn die Geschichte hat keine prall gefüllten Regale mit Kochbüchern hinterlassen. Ganz im Gegenteil, die Reihen sind ziemlich leer, allein schon deshalb, weil viele Kulturen gar nichts dazu aufgeschrieben haben.
Sicher können wir uns nur sein, dass Menschen essen, seit es sie gibt. Aber was, wie und warum? Ja, das bleibt in weiten Teilen eine Blackbox.
Um Licht in dieses Dunkel zu bringen, reichen die wenigen schriftlich überlieferten Rezepte allein nicht aus. Materielle Funde, naturwissenschaftliche Analysen und soziale Kontexte müssen einbezogen werden. Die Erforschung der Kulturgeschichte des Essens ist daher ein interdisziplinäres Feld, in dem mehrere Wissenschaftsbereiche zusammenarbeiten.
Da wäre zum einen die Geschichtswissenschaft. Sie untersucht Essen als kulturelles, soziales, wirtschaftliches und politisches Phänomen. Sozialgeschichte fragt etwa, wie Ernährung soziale Hierarchien, Klassen- und Geschlechterordnungen mitprägte. Wirtschaftsgeschichte beschäftigt sich z. B. mit Handelsnetzwerken wie dem Gewürzhandel.
Eine besondere Rolle nimmt die Archäologie ein, eng verzahnt mit Archäobotanik und Zooarchäologie. Hier wird anhand von Ausgrabungen rekonstruiert, was Menschen in der Vergangenheit gegessen haben und welche Techniken sie zur Nahrungszubereitung nutzten. Analysen an Gefäßen oder Knochen liefern zusätzliche Hinweise auf Zutaten und Ernährungsweisen.
Ergänzend tragen weitere Disziplinen wie die Ethnologie und Anthropologie, Ernährungswissenschaft und Lebensmittelchemie, Linguistik und Philologie, Soziologie, Umwelt- und Agrarwissenschaft, Geografie, Literatur-, Medien- und Kunstgeschichte wichtige Bausteine bei. Und in dieser Auflistung bleiben noch viele weitere Forschungsfelder unerwähnt.
Es dürfte daran nun deutlich geworden sein, dass es beinahe unmöglich ist, historische Rezepte exakt „wie früher“ zu kochen. Dabei sind fehlende Details in der Überlieferung lange noch nicht die einzige Herausforderung bei der Rekonstruktion historischer Rezepte.
Es geht damit weiter, dass selbst wenn schriftliche Aufzeichnungen überliefert sind, diese meist fundiertes Vorwissen oder Kontext voraussetzen. Sie dienten nicht als Schritt-für-Schritt-Anleitung für „Uneingeweihte“, sondern eher als Gedächtnisstütze für geübte Köchinnen und Köche. Es fehlen Mengenangaben, Garzeiten und Temperaturen. Begriffe können im Laufe der Zeit Bedeutungswandel durchlaufen haben, Übersetzungen bleiben oft mehrdeutig und Pflanzennamen lassen sich nicht immer eindeutig modernen Arten zuordnen.
Und auch wenn wir sie zuordnen können, haben sich diese Pflanzen im Laufe der Zeit stark verändert. Durch Kultivierung, Umweltveränderungen und Fortschritt in der Landwirtschaft unterscheiden sich viele der heutigen Getreide und Gemüsesorten oft deutlich von früheren Varianten.
Manche Zutaten sind sogar nachweislich komplett verschwunden, wie etwa das römische Silphium, das die antiken Römer so sehr liebten, dass sie bis zum letzten Pflänzchen alles davon verputzt haben. Wer weiß, wie viel mehr Nahrungsmittel dieses Schicksal geteilt haben.
Ohne genaue Rezepte bleibt auch offen, wie einzelne Zutaten balanciert wurden. Von unserem modernen Gaumen auszugehen, wenn wir historische Rezepte nachkochen, ist schlichtweg irreführend, denn Geschmäcker ändern sich bekanntlich. Früher würzte man oft mit dem, was rar und teuer war. Kategorisierungen wie „herzhaft“ oder „süß“ spielten dabei kaum eine Rolle. So fand die edle Fischsoße Liquamen ihren Weg in römische Süßspeisen, und Knoblauch wird mit Datteln und Pistazien für süße sumerische Kuchen kombiniert.
Nicht zuletzt diente nicht jede Speise dem Frönen des Genusses. Einige Gerichte trugen symbolische Bedeutungen. Manche sollten beeindrucken, andere der Ekstase oder gar der göttlichen Verbindung dienen. Und das allermeiste wurde einfach aus purer Not gegessen. Nahrung war für die Mehrheit der Bevölkerung zu allen Zeiten eine Frage des Überlebens. Während luxuriöse Zutaten und aufwendige Techniken den wohlhabenden Schichten vorbehalten blieben, hatten viele Menschen nur begrenzten Zugang zu Lebensmitteln. Essen war immer auch ein Spiegel sozialer Ungleichheit, und das gilt bis heute.
Drei zentrale Aspekte fließen damit in die Rekonstruktion historischer Rezepte ein:
1. Zutaten: Was war verfügbar, wie wurden Ressourcen genutzt?
2. Techniken: Welche Geräte und Methoden standen zur Verfügung?
3. Soziale Dimension: Wer hat wie gekocht? Oberschicht, Bauern, religiöse Anlässe?
Historisches Kochen ist immer nur Annäherung. Wie viele Kompromisse man dabei eingeht, ist eine persönliche Entscheidung. Ein „Richtig“ oder „Falsch“ gibt es nicht. Denn selbst unter der besten Quellenlage können wir nie ganz sicher sein, wie ein Gericht einst geschmeckt hat. Wer unsere Recherchen nachvollziehen möchte, findet im hinteren Teil dieses Buches zu jedem der 12 Kapitel eine Übersicht der verwendeten Quellen.
ZUTATEN
Die Rezepte in diesem Buch sind so konzipiert, dass sie mit heutigen Mitteln relativ einfach nachkochbar sind. Wo immer es möglich war, haben wir uns bemüht, authentische Zutaten anzugeben und dazu Alternativen, die geschmacklich oder funktional nah dran sind.
In der Vergangenheit richtete sich das Kochen viel stärker nach dem, was gerade verfügbar war. Die Natur bestimmte den Speiseplan. Frisches Obst und Gemüse gab es nur zur Erntezeit, der Überschuss wurde eingekocht oder getrocknet, und wer Fleisch verarbeiten wollte, musste es haltbar machen, bevor es verdarb. Es war selbstverständlich, mit dem zu arbeiten, was die jeweilige Jahreszeit und Region hergab. Deswegen kann man sich ruhig trauen, die Rezepte in diesem Buch nach dem, was man gerade selbst zur Verfügung hat, anzupassen. So hätte man es damals schließlich auch gemacht.
An welchen Stellen wir frei interpretiert und Rezepte an moderne Gegebenheiten angepasst haben, ist in den jeweiligen Texten so transparent wie möglich markiert. Eine vollständige Auflistung aller Varianten und Überlegungen hätte jedoch den Rahmen dieses Buches gesprengt. Auch deshalb freuen wir uns auf die zusätzlichen Rezeptvideos. Mehr dazu im hinteren Teil des Buches.
Ein paar Hinweise zu einzelnen Zutaten:
Gemüse
Unsere heutigen Gemüsesorten sind meist nur noch entfernte Verwandte der Arten vergangener Jahrhunderte. Form, Farbe und Geschmack können sich deutlich unterschieden haben. In den Rezepten kann man daher gern auch Gemüsesorten durch ähnliche Vertreter derselben Pflanzenfamilie ersetzen, denn am Ende bleibt alles eine Annäherung.
Butter oder Ghee
Ob man das eine oder andere verwendete, war vermutlich eine Frage der Verfügbarkeit. Wer Butter nicht sofort verbrauchte und länger haltbar machen wollte, verarbeitete sie weiter zu Ghee, also geklärter Butter.
Öl und tierisches Fett
In vielen Regionen griff man eher zu tierischen Fetten wie Schweineschmalz oder Rindertalg, nicht zuletzt weil nach dem Schlachten das ganze Tier verwertet wurde. Pflanzliche Öle spielten je nach Kultur eine unterschiedliche Rolle. Im Mittelmeerraum etwa war Olivenöl fester Bestandteil der Küche, in nördlichen Gegenden standen pflanzliche Fette lange Zeit seltener zur Verfügung und waren teuer. Bei einigen Rezepten lässt sich deshalb gut selbst entscheiden, welches Fett oder Öl man verwendet, je nach Geschmack, Verfügbarkeit und Tradition.
Emmer und Einkorn
In manchen Rezepten verwenden wir Urgetreide wie Emmer oder Einkorn. Man erhält diese Mehlsorten in Bioläden. Wer sie ersetzt, sollte beachten, dass sich Konsistenz, Wasseraufnahme oder Teigverhalten verändern können.
Fermentierte Milchprodukte
In der Antike waren fermentierte Milchprodukte weit verbreitet. Gesäuerte Milch, Dickmilch oder einfache Sauermilch gehörten in vielen Regionen zum Alltag. Moderner Joghurt dient uns heute nur als gut verfügbare Annäherung an diese historischen Produkte.
Gewürze
Über kaum etwas lässt sich der Geschmack der Vergangenheit besser erahnen als über Gewürze. Wir empfehlen, ganze Gewürze selbst zu mahlen. Nicht nur, weil das geschmacklich intensiver ist, sondern auch, weil es der historischen Zubereitung am nächsten kommt. Das Thema Gewürze ist jedoch so umfassend, dass es hier nur angerissen werden kann. Ihre Bedeutung reichte weit über den Geschmack hinaus. Gewürze waren Handelsgut, Statussymbol, Heilmittel und kulturelles Erkennungszeichen zugleich. Jede Region, jede Epoche und jedes Gericht erzählen durch ihre Gewürze eine eigene Geschichte.
Der Mörser
Es wird auffallen, dass wir in vielen Rezepten einen Mörser verwenden. Das ist kein Zufall. Reib- und Mahlwerkzeuge gehören zu den wichtigsten Kochutensilien aller Epochen, die wir in diesem Buch behandeln. Unabhängig von geografischer Lage oder Kulturraum, überall haben Menschen unterschiedliche Werkzeuge zum Zerkleinern von Lebensmitteln verwendet.
Schon im ersten Kapitel, das zur Zeit des Übergangs zur Sesshaftigkeit spielt, genauer gesagt in Göbekli Tepe, hat man zahlreiche Mahlsteine gefunden. Die dort entdeckten Reibsteine bestanden aus Basalt. Dieses Gestein hat den Vorteil, dass es sich gut in Form bringen lässt. Das ist aber auch ein Nachteil, da es sich leicht abnutzt und dadurch kleine Steinpartikel in die Nahrung gelangen können. Das belegen auch Untersuchungen an ausgegrabenen menschlichen Gebissen aus dieser Zeit.
Im zweiten Kapitel begegnen wir den Sumerern. Mahlplatten gehörten zur Standardausrüstung in jedem Haushalt. Dort wurde, ebenso wie in Göbekli Tepe, vor allem Getreide verarbeitet. Auch im Alten Ägypten gibt es zahlreiche Darstellungen von knienden Menschen, die mit vollem Körpereinsatz auf großen Steinplatten Getreide zermahlen.
Zerkleinern war in der Vergangenheit ein zentraler Teil der Küchenarbeit. Während das Mahlen großer Getreidemengen später durch technische Entwicklungen, wie durch Tiere angetriebene Mühlen, erleichtert wurde, blieben viele Lebensmittel, die weiterhin aufwendig mit der Hand in Reibschalen verarbeitet werden mussten.
Bis heute kennt die indische Küche, die im vierten Kapitel behandelt wird, viele verschiedene Mörserarten. Besonders bekannt ist das sil batta, eine flache Steinplatte mit einem zylindrischen Reibstein, auf dem Gewürze zu feinen Pasten oder Pulvern verarbeitet werden.
Auch die antiken Römer, um die es im fünften Kapitel geht, nutzten eine eigene Reibschale. Ihre Variante hieß Mortarium und wurde verwendet, um Zutaten und Kräuter für Wein, Soßen, Dips und Brei zu verarbeiten.
Diese handwerkliche Technik zieht sich wie ein roter Faden durch die Geschichte des Kochens.
Als eine kleine Hommage an diese uralte Praxis verwenden auch wir den Mörser sehr gerne und häufig in unserer Küche. Gemörserte Zutaten schmecken einfach noch einmal anders. Allein die Aromen, die sich in der Küche verbreiten, wenn man Gewürze frisch mahlt, das schöne Geräusch und die Rückbesinnung auf die handwerkliche Kunstfertigkeit, die in vielen Speisen steckt, sind Grund genug, sich ab und zu die Zeit zu nehmen und der guten alten Handarbeit den Vorzug vor Küchenmaschinen zu geben.
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