Hoch lebe deine Sensibilität! - Jessica Stellwag - E-Book

Hoch lebe deine Sensibilität! E-Book

Jessica Stellwag

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Beschreibung

Feinfühlige tragen oft eine tiefe Sehnsucht in sich - nach einer Welt, die ihrer Besonderheit Raum gibt. Doch häufig bleibt sie unerfüllt. Jessica Stellwag, Coachin, bekannte Instagramerin und selbst hochsensibel, kennt diese schmerzliche Erfahrung und hat sich auf eine intensive ganzheitliche Forschungsreise begeben. Mit Herz und Expertise zeigt sie, wie ein wirklich authentisches, erfülltes Leben nicht trotz, sondern aufgrund dieser Gabe möglich ist. Sie teilt all ihr Wissen sowie praktische Werkzeuge, um den Überlebensmodus zu verlassen und Bedingungen zu schaffen, in denen sanfte Naturelle endlich aufblühen. "Es geht darum herauszufinden, welche enormen Kräfte und Potenziale in uns stecken und wie wir wirklich leben wollen!"

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Seitenzahl: 271

Veröffentlichungsjahr: 2025

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IMPRESSUM

eBook: © 2025 GRÄFE UND UNZER VERLAG GmbH, Grillparzerstraße 8, 81675 München

GU ist eine eingetragene Marke der GRÄFE UND UNZER VERLAG GmbH

Alle Rechte vorbehalten. Nachdruck, auch auszugsweise, sowie Verbreitung nur mit schriftlicher Genehmigung des Verlages. Die automatisierte Analyse des Werkes, um daraus Informationen insbesondere über Muster, Trends und Korrelationen gemäß § 44b UrhG (»Text und Data Mining«) zu gewinnen, ist untersagt.

www.gu.de/kontakt | [email protected]

ISBN 978-3-8338-9909-9

1. Auflage 2025

GuU 8-9909 07_2025_02

DIE BÜCHERMENSCHEN HINTER DIESEM PROJEKT

Verlagsleitung: Eva Dotterweich

Projektleitung: Anja Schmidt

Lektorat: Petra Müller

Covergestaltung: ki36 Editorial Design, München

eBook-Herstellung: Klara Wimmer

BILDNACHWEIS

Fotos: Thomas Küchenmeister

Syndication: Bildagentur Image Professionals GmbH, Tumblingerstr. 32, 80337 München, www.imageprofessionals.com

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WARUM UNS DAS BUCH BEGEISTERT

Jessicas Sensibilität inspiriert und berührt unser Herz. Damit hilft sie uns, auch unsere eigene Feinfühligkeit endlich als Stärke zu erkennen.

Eva Dotterweich, Verlagsleitung

Garantie

LIEBE LESERIN, LIEBER LESER,

wie wunderbar, dass du dich für ein Buch von GU entschieden hast! In unserem Verlag dreht sich alles darum, dir mit gutem Rat dein Leben schöner, erfüllter und einfacher zu machen. Unsere Autorinnen und Autoren sind echte Expertinnen und Experten auf ihren Gebieten, die ihr Wissen mit viel Leidenschaft mit dir teilen. Und unsere erfahrenen Redakteurinnen und Redakteure stecken viel Liebe und Sorgfalt in jedes Buch, um dir ein Leseerlebnis zu bieten, das wirklich besonders ist. Qualität steht bei uns schon seit jeher an erster Stelle – jedes Buch ist von Büchermenschen für Buchbegeisterte gemacht, mit dem Ziel, dein neues Lieblingsbuch zu werden. Deine Meinung ist uns wichtig, und wir freuen uns sehr über dein Feedback und deine Empfehlungen – sei es im Freundeskreis oder online. Viel Spaß beim Lesen und Entdecken!

ZUR AUTORIN

 

Jessica Stellwagist ausgebildeter Personal Coach und hat sich auf die Begleitung hochsensibler Menschen spezialisiert. Hier findest du Jessica und ihre Angebote online:

 

www.sonneinmir.de

 

instagram.com/sonne.in.mir

 

Abgrenzungs-Kurs: www.sonneinmir.de/minikurs

 

HSP-Intensivkurs: www.sonneinmir.de/hsp-uni

 

Videotraining für Hochsensible: »Raus aus dem Überlebensmodus«:www.sonneinmir.de/videotraining

 

WICHTIGER HINWEIS

Die Gedanken, Methoden und Anregungen in diesem Buch stellen die Meinung bzw. Erfahrung des Verfassers dar. Sie wurden vom Autor nach bestem Wissen erstellt und mit größtmöglicher Sorgfalt geprüft. Sie bieten jedoch keinen Ersatz für persönlichen kompetenten medizinischen Rat. Jede Leserin, jeder Leser ist für das eigene Tun und Lassen auch weiterhin selbst verantwortlich. Weder Autor noch Verlag können für eventuelle Nachteile oder Schäden, die aus den im Buch gegebenen praktischen Hinweisen resultieren, eine Haftung übernehmen.

Dein Weg zurück zu dir

Fühlst du dich manchmal fehl am Platz? Zu empfindsam, zu »viel« für diese Welt? Dann trägst du vielleicht eine besondere Gabe in dir: die Fähigkeit, das Leben intensiver zu spüren als die meisten. Du nimmst Dinge wahr, bevor sie ausgesprochen werden. Du spürst, wenn Energien kippen. Du siehst Schönheit, die andere übersehen – aber auch Wunden, die niemand zeigt. Und genau das kann manchmal einsam machen, überfordern oder die Frage aufwerfen: »Stimmt etwas nicht mit mir?«

Jessica Stellwag zeigt dir, dass deine Feinfühligkeit keine Bürde ist, sondern ein wertvoller innerer Kompass für ein Leben in Tiefe, Wahrheit und Selbstverbundenheit. Dieses Buch ist eine Einladung, dein Spüren nicht länger zu zähmen, sondern es als Schlüssel zu deinem einzigartigen Weg zu erkennen.

Was, wenn deine Sensibilität nicht das Problem ist, sondern die Antwort? Wenn sie kein Umweg, sondern der Weg zurück zu dir ist?

Du bist nicht hier, um dich anzupassen. Du bist hier, um dein wahres Wesen zu entfalten. In Einklang mit deinem Herzen. Genau hier. Genau jetzt.

Einleitung

Deine innere Sonne

Deine Sensibilität ist nicht das Hindernis, sondern das Licht, das dir den Weg zu einem freien, authentischen Leben voller Tiefe weist.

Hattest du jemals das Gefühl, dass du nicht in diese Welt passt? Dass deine Gefühle und Wahrnehmungen wie ein Geheimnis sind, das niemand außer dir kennt und versteht? Dann gehörst du womöglich zu den circa 20 Prozent der Menschheit, die besonders feinfühlig sind. Du nimmst die Welt um dich herum intensiver wahr, fühlst tiefer und erkennst Dinge, die anderen verborgen bleiben – viele Nuancen, Details und das, was zwischen den Zeilen mitschwingt.

Als feinfühlige Person trägst du oft eine tiefe innere Sehnsucht in dir, die dich durch dein Leben begleitet – ein Gefühl des Suchens, das schwer in Worte zu fassen ist. Gleichzeitig spürst du, dass das Leben, in das du hineingeboren wurdest, diese Sehnsucht nicht stillen kann. Immer wieder stößt du bei deiner Suche nach Antworten an Grenzen und auf fehlendes Verständnis.

Du spürst Energien und Schwingungen, die viele als Einbildung abtun, obwohl unser gesamtes Universum aus ihnen besteht. Du erkennst unehrliche Absichten, fühlst den Schmerz anderer, selbst wenn sie ihn gekonnt verbergen. Aber du siehst auch die Schönheit in den einfachen Dingen und die Wunder alltäglicher Kleinigkeiten und der Natur. Das ist eine Gabe, aber auch eine große Herausforderung, denn zum einen erleben wir in unserer modernen Welt Tag für Tag eine Flut an Eindrücken und Reizen, zum anderen wird diese Gabe oft missverstanden. Wenn unsere Sinne schärfer und unsere Gefühlswelten bunter und vielfältiger sind als die unseres Umfelds, kriegen wir als Kinder und als Erwachsene oft Sätze zu hören wie: »Übertreib doch nicht wieder so!«, »Stell dich nicht so an!« oder »Das bildest du dir nur ein!« Und so laufen wir oft mit dem Gefühl durch die Welt, nicht dazuzugehören; anders zu sein als alle anderen, vielleicht sogar von einem anderen Stern zu stammen, als wären wir von einer außerirdischen Spezies hier vergessen worden.

Auch mir ging es so. Schon als Kind spürte ich, dass ich »zu viel« war – zu intensiv, zu empfindsam, zu anders. Meine Emotionen waren stark, ich fühlte Spannungen in der Luft, nahm das Unsichtbare und Unausgesprochene wahr und zog mich immer weiter zurück. Und obwohl meine Eltern es gut meinten, war meine Hochsensibilität für sie etwas, das »repariert« werden musste. Seit meinem dritten Lebensjahr schickte man mich von Ärztin zu Arzt, von Therapeutin zu Therapeut, von Heilerin zu Heiler – ja, sogar zu einem Exorzisten –, als wäre meine Empfindsamkeit eine Krankheit. Doch je mehr die verschiedenen Expertinnen und Experten versuchten, mich zu »heilen«, desto tiefer rutschte ich in den Glauben, falsch zu sein. Ich zerbrach langsam an der Überzeugung, nicht richtig zu funktionieren.

Mit siebzehn zog ich die Reißleine. Zum ersten Mal übernahm ich selbst die Verantwortung für das, was mich bewegte. Ich suchte in Büchern, Artikeln, Seminaren und Online-Kursen – in Philosophie, Psychologie, Biologie und Soziologie. In allem, was mir helfen konnte, mich selbst zu verstehen. Doch es blieb zunächst eine Suche, angetrieben von der ungestillten Sehnsucht, endlich anzukommen.

Es dauerte fünf Jahre, bis mir der Begriff Hochsensibilität zum ersten Mal begegnete. Ich war Anfang zwanzig, hatte Lehramt studiert, spürte aber tief in mir, dass das nicht mein Weg war. Nebenbei arbeitete ich im Verkauf – erst als Aushilfe, dann als Filial- und schließlich als Bereichsleiterin. Ich brach mein Studium ab und ließ mich immer tiefer in die Welt der hohen Erwartungen und endlosen Forderungen meines Arbeitgebers ziehen. Verantwortung, Überstunden, schlaflose Nächte – ich funktionierte nur noch. Mein Leben spielte sich in Hotels ab, während andere von meiner fehlenden Abgrenzung profitierten. Doch parallel zu meiner wachsenden Erschöpfung wurde eine leise Stimme in mir immer lauter, die fragte: Für wen tue ich das eigentlich?

Also begann ich, meinen eigenen Weg zu suchen und mich selbstständig zu machen. Und genau in dieser Zeit stieß ich auf einen Artikel, durch den ich zum ersten Mal einen Begriff für das finden sollte, das ich mein Leben lang gespürt hatte: Es ging um Hochsensibilität. Schon als ich die ersten Sätze las, fühlte es sich an, als würde mir der Boden unter den Füßen weggerissen. Schwindel überfiel mich, mir wurde heiß, und gleichzeitig durchflutete mich eine neue, starke Energie.

In der Folgezeit vertiefte ich mich in das Thema und hatte das Gefühl, als würden fremde Menschen über mein Leben und meine Innenwelt schreiben. Oft liefen mir dabei Tränen über die Wangen. Zu erfahren, dass ich mit all dem nicht allein bin, war einfach überwältigend. Es war, als würde meine Welt auf den Kopf gestellt – im wahrsten Sinne des Wortes. Was ich von klein auf als Mangel und Fehler angesehen hatte, entpuppte sich als etwas völlig Natürliches: eine besondere Art der Wahrnehmung. Nach dieser Entdeckung hatte ich tagelang das Gefühl, über der Schwelle zu einer neuen Realität zu schweben.

Das mag für Außenstehende und vor allem für Nicht-Betroffene schwer nachvollziehbar sein, doch heute verstehe ich, warum ich mich damals so fühlte: Es ging nicht in erster Linie darum, mich von nun an als hochsensibel zu definieren, sondern um ein verändertes Bewusstsein. Ich konnte endlich all das annehmen, was ich an mir selbst als falsch und fehlerhaft angesehen hatte. Denn wenn wir damit beginnen, unsere inneren Anteile anzunehmen, statt uns gegen sie zu sträuben, verändern wir unser Bewusstsein. Und wenn unser Bewusstsein sich zum Beispiel durch eine so aufrüttelnde Selbsterkenntnis verändert, beeinflusst das auch unsere Energie und unsere Schwingungen.

Bis dahin war ich überzeugt gewesen, dass meine hohe Sensibilität nicht für diese Welt geschaffen sei und es mein Schicksal wäre, mich an ein oberflächliches System anzupassen, das mich unglücklich machte und meine Energie raubte. Und je länger ich versuchte, den Erwartungen meines Umfeldes zu entsprechen, desto stärker wurde das Gefühl innerer Leere.

Heute sehe ich in meiner Praxis immer wieder, dass feinfühlige Menschen dasselbe erleben. Sie passen sich Werten und Lebensmodellen an, die nicht ihrem wahren Wesen entsprechen, und geraten so in einen Teufelskreis aus Fremdbestimmung, physischer Überforderung, geistiger Unterforderung und seelischer Erschöpfung.

All das kommt dir bekannt vor? Dann kann ich dir heute aus eigener Erfahrung und aus tiefstem Herzen versichern: Das ist nicht dein Schicksal! Denn du trägst eine besondere Kraft in dir, die dein Leben anfangs vielleicht schwerer macht, die dich aber zu deinem wahren Platz in dieser Welt führen wird. Du bist nicht hier, um dich einem bestehenden System anzugleichen, sondern um dein eigenes Universum zu erschaffen. Deinen individuellen Weg zu gehen und ein Leben zu kreieren, in dem du frei, selbstbestimmt und erfüllt leben kannst. Unser Leben sollte sich an unser sanftes Naturell anpassen, nicht umgekehrt. Unsere Feinfühligkeit ist eine Voraussetzung und keine Hürde, um wahres Glück, Selbstermächtigung und eine tiefe Verbundenheit zu uns, dem Leben und dieser Welt zu erschaffen.

Wir erschaffen ein authentisches und erfülltes Leben nicht trotz, sondern aufgrund dieser Gabe.

Es besteht also keinerlei Handlungsbedarf in Richtung »Heilung« oder »Beseitigung« unserer Hochsensibilität. Vielmehr ist es unsere Aufgabe, »unsere Gabe« anzunehmen, sie weiter zu entfalten und herauszufinden, wer wir wirklich sind, welche Kräfte und Potenziale in uns stecken und nach welchen übergeordneten Werten wir leben wollen. Und das schließt weit mehr ein, als nur ein paar Anti-Stress-Techniken oder Atemübungen zu beherrschen. Es bedeutet, unser Leben von innen heraus zu gestalten, alles loszulassen, was nicht wirklich zu uns gehört. Es bedeutet, das Selbstbild, das wir durch die Stimmen anderer entwickelt haben, abzulegen, um wieder zu unserem einzigartigen Licht zu finden, und die wahre Kraft hinter dieser Gabe zu entdecken, um eine neue Realität zu erschaffen – eine Realität, die im Einklang mit unserem wahren Wesen und unserem sanften Herzen entsteht.

So wie den Schmetterling, der die Stärke seiner Flügel nur durch den Widerstand des Kokons entwickelt, formt auch dich jede Herausforderung zu der kraftvollen Person, die du sein sollst. Wenn ein Schmetterling durch äußere Eingriffe, wie die Hilfe eines Menschen, aus seinem Kokon befreit wird, bleibt er schwach. Ohne den eigenen Kampf durch den Kokon entwickeln seine Flügel nicht die nötige Stärke, um fliegen zu können. Der Widerstand in deinem Leben ist notwendig, damit du die Kraft entwickelst, deine Flügel zum Fliegen zu nutzen.

Dieses Buch soll dich dabei unterstützen, deine Sensibilität als deine wertvollste Gabe zu erkennen und ein Leben zu gestalten, das im Einklang mit deinem inneren Wesenskern steht.

Deine Sensibilität hat das Potenzial, nicht nur dich und deine Seele zu erhellen, sondern auch dein Leben und letztlich die Welt um dich herum. Du bist nicht hier, um dich an bestehende Normen oder Erwartungen anzupassen. Du bist hier, um dein Licht leuchten zu lassen und ein Leben voller Authentizität, Erfüllung und Tiefe zu erschaffen.

Auf dieser inneren Reise möchte ich dich begleiten – hin zu deiner Kraft, zu deinem wahren Selbst und zu einem Leben, das dein Herz vollständig erfüllt.

Ich sende dir ganz viel Sonne!

Deine Jessica

WICHTIGER HINWEIS ZUM BUCH

Wenn du dieses Buch in der Hand hältst, hast du wahrscheinlich Anzeichen für Hochsensibilität bei dir selbst entdeckt und jede Menge Fragen, was das heißt, was dir helfen könnte und wie du dir selbst und anderen bestimmte Dinge erklären kannst. Vielleicht verspürst du sogar einen Leidensdruck, weil du dich manchmal anders fühlst und so, als würdest du nicht »richtig funktionieren«.

Du entfaltest deine Kraft nicht in Eile, sondern in der Tiefe.

Dieses Buch nimmt sich dieser Fragen an und lädt dich dazu ein, in die Tiefen deines Inneren einzutauchen. Es ist daher kein Text, den du einfach überfliegen solltest. Ich möchte dich vielmehr ermutigen, immer wieder innezuhalten, zu reflektieren und dir bewusst Zeit zu nehmen, damit die Inhalte in dir nachwirken können.

Durch bewusstes und schrittweises Verinnerlichen kannst du die Erkenntnisse und Übungen wirklich spüren und in deinen Alltag integrieren. Jeder Abschnitt bietet dir die Gelegenheit, aktiv wahrzunehmen, was die Worte in dir auslösen. Auf diese Weise wird das Lesen dieses Buches nicht nur eine Informationsaufnahme, sondern der Beginn eines inneren Dialogs – mit deinen Gefühlen, deinen Gedanken und deinem wahren Selbst.

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Hochsensibilität verstehen und leben

MEHR ALS NUR EMPFINDLICHKEIT

Bevor wir die lebensverändernden Themen erkunden, die uns Hochsensible prägen, möchte ich klären, was Hochsensibilität überhaupt bedeutet. In den letzten Jahren wird diese Bezeichnung so häufig verwendet, dass sie fast als eine Art Modewort gelten könnte. Aber natürlich ist Hochsensibilität kein Trend, sie ist eine eigene Form des Bewusstseins und ein Persönlichkeitsmerkmal. Es ist eine besondere Art, die Welt um uns herum wahrzunehmen – und das intensiver und tiefgründiger. »Trendig« daran ist höchstens, dass es inzwischen mehr Literatur zum Thema gibt und wir uns bewusster damit auseinandersetzen, was die Erkenntnis, hochsensibel zu sein, bedeutet.

Hochsensibel zu sein bedeutet, dass wir Informationen, Sinneseindrücke und Energien auf tiefere und komplexere Weise wahrnehmen und verarbeiten.

Doch wenn unser nahes Umfeld oder sogar wir selbst mit dem Begriff Hochsensibilität noch nicht in Berührung gekommen sind, wird diese besondere Art der Wahrnehmung nicht selten falsch eingeordnet und als Fehlwahrnehmung gesehen, als Übertreibung, als Schwäche oder sogar als Krankheit – und das selbst von Ärzten. Auf jeden Fall aber als etwas, das wir »verändern müssen, wenn wir in dieser Gesellschaft überleben wollen«. Eine solche Aussage mag ein gut gemeinter Ratschlag sein, hilft uns aber nicht wirklich, denn das verstärkt nur unsere Selbstzweifel und unseren Glauben, nicht richtig zu sein. Dabei ist Hochsensibilität weder eine Krankheit noch eine Fehlkonstruktion der Natur. Ganz im Gegenteil: Es ist eine Form des Bewusstseins, die uns einen intensiveren Zugang zu uns Menschen und zu diesem Universum schenkt.

Tatsächlich liegt diese besondere Wahrnehmung oft »jenseits des Gewöhnlichen«, was zu dem Gefühl beiträgt, »nicht normal« und viel empfindlicher zu sein als alle anderen. Aber Sensibilität bedeutet eben weit mehr als nur Empfindlichkeit. Es ist die Fähigkeit, Nuancen, verborgene Bedeutungen und das Wesentliche in den Dingen zu erkennen. Insofern haben wir sogar die Fähigkeit, über das Oberflächliche hinauszusehen und das »Gewöhnliche«, den »Mainstream« hinter uns zu lassen. Wer sensibel ist, entwickelt ein feines Gespür für Wahrheit und Authentizität und wird dadurch auch »unfähig«, sich mit dem »Normalen« zufriedenzugeben. »Sensibilität zerstört Mittelmäßigkeit«, sagt der spirituelle Lehrer Jiddu Krishnamurti dazu.

Mittelmäßigkeit entsteht nämlich oft aus der Gleichgültigkeit gegenüber dem Besonderen und der fehlenden Bereitschaft, in die Tiefe zu gehen oder über den Tellerrand hinauszusehen. Hochsensible Menschen zieht es hingegen von Natur aus in die Weiten und Tiefen des Lebens. Unsere Feinfühligkeit ermutigt uns, uns auf das Einzigartige zu konzentrieren, auf das, was das Leben reicher und bedeutungsvoller macht. Als sensible Menschen streben wir nach »mehr« als dem bloßen Status quo – nicht aus dem Ego und einem »höher, schneller, weiter« heraus, sondern wegen eines tiefen inneren Bedürfnisses, das volle Potenzial unserer Seele und des Lebens zu entfalten.

Somit ist unsere Sensibilität einerseits zwar ein mächtiges Werkzeug, um alles Eingrenzende und Beschränkende zu überwinden und die wahre Größe unseres Seins und dieses Lebens zu erkunden. Andererseits stellen sich dadurch in einer Gesellschaft, die eher darauf ausgerichtet ist, uns an vorgeschriebene Ideale anzugleichen, auch viele Herausforderungen.

In vielen indigenen Gemeinschaften und bei Naturvölkern wird Hochsensibilität nicht als Defizit, sondern als besondere Begabung gesehen. Hochsensible Menschen übernehmen dort oft zentrale Aufgaben, die zur Sicherheit und Stabilität der Gemeinschaft beitragen: Durch ihre feinere Wahrnehmung von Stimmungen, Geräuschen oder subtilen Veränderungen in der Natur können sie zum Beispiel frühzeitig potenzielle Gefahren oder herannahende Bedrohungen erkennen oder zwischenmenschliche Spannungen erspüren.

In anderen Kulturen, zum Beispiel der traditionellen chinesischen Gesellschaft, wird Hochsensibilität mit Achtsamkeit und einem vertiefteren Verständnis für die Balance von Körper, Geist und Umwelt in Verbindung gebracht. Sensibilität wird als Voraussetzung für Weisheit und Empathie geschätzt und als Fähigkeit gesehen, die Verbindung zu sich selbst, zu anderen und der Welt zu stärken – eine Eigenschaft, die in spirituellen und sozialen Bereichen besonders wertvoll ist.

Eine solche Würdigung erfährt die Hochsensibilität in unserer westlichen, rationalisierten Welt leider nicht. In einer Gesellschaft, die stark auf Leistung, Status und Konkurrenz fokussiert ist, werden andere Fähigkeiten geschätzt, wie Durchsetzungsstärke, Unempfindlichkeit, Resilienz, Extrovertiertheit und Unerschrockenheit. Diesen Ansprüchen fühlen sich hochsensible Menschen oft nicht gewachsen und erleben dadurch ein Gefühl, nicht dazuzugehören oder nicht leistungsfähig genug zu sein.

Dabei sollte das ständige Streben nach mehr – mehr Leistung, mehr Geschwindigkeit, mehr Materiellem, mehr Konkurrenz – viel weniger das Maß aller Dinge sein, weil es zu oft uns selbst, der Menschheit insgesamt und unserem Planeten schadet. Als feinfühlige Personen passen wir sehr wahrscheinlich nicht so gut in die endlose hedonistische Tretmühle mit ihrem Fokus auf Ergebnisorientierung. Ist das ein Mangel? Ein Defizit? Wohl eher nicht.

Um die vorhandenen Herausforderungen besser zu bewältigen, tauchen wir zunächst tiefer in die Hintergründe und die Bedeutung dieser besonderen Fähigkeit ein. Denn: Veränderung beginnt mit Akzeptanz – und Akzeptanz entsteht oft erst durch Verstehen.

Woher kommt die Hochsensibilität?

Neuere Studien zeigen, dass Hochsensibilität durch ein Zusammenspiel aus biologischer Veranlagung, intensiver neuronaler Verarbeitung und prägenden Umwelteinflüssen (zu etwa 53 Prozent) entsteht und zu etwa 47 Prozent genetisch bedingt ist. Im Hinblick auf die biologische Veranlagung konnte nachgewiesen werden, dass hochsensible Menschen fast immer einen oder mehrere hochsensible Vorfahren haben, die Veranlagung zu der sogenannten sensorischen Verarbeitungssensitivität also weitervererbt wird.

Im Hinblick auf den Einfluss von prägenden Umwelteinflüssen auf eine höhere Empfindsamkeit der Wahrnehmung werden vor allem traumatische Erlebnisse als Auslöser angeführt. Eine besonders belastende Erfahrung versetzt unser System in einen Zustand der Alarmbereitschaft, in den »Überlebensmodus«. Infolgedessen wird unser Nervensystem empfindlicher, um künftige Gefahren schnell(er) zu erkennen und ähnliche Erlebnisse zu vermeiden. Das gilt sogar für Traumata, die bereits während der Schwangerschaft, also noch im Bauch unserer Mutter, erlebt wurden. Dann sprechen wir von Hypervigilanz, einem Zustand übermäßiger Alarmbereitschaft als Reaktion auf ein Trauma oder auch auf chronischen Dauerstress.

Hochsensibilität jedoch als reine Traumafolge zu sehen, greift zu kurz, weil sie nicht nur eine verstärkte Wahrnehmung von negativen Empfindungen ist, sondern auch ein breites positives Spektrum einschließt, wie Kreativität, eine starke Verbundenheit zur Natur, zur Tierwelt und zu tiefen zwischenmenschlichen Verbindungen, das Erkennen von Schönheit in den kleinen Dingen oder die stark ausgeprägte Intuition.

Je stärker wir fühlen, desto schneller kann unser Nervensystem von Emotionen überrollt werden, die es in einer bestimmten Situation nicht verarbeiten kann.

Auch meine praktische Erfahrung bestätigt die These, dass bei Hochsensibilität meist eine Kombination aus angeborener, erhöhter Verarbeitungssensitivität und erlebtem Trauma eine Rolle spielt. Denn je mehr wir fühlen, desto anfälliger können wir auch für traumatische Erfahrungen sein. Wobei wichtig ist, sich bewusst zu machen, dass ein Trauma nicht zwangsläufig mit Gewalt, Krieg oder Missbrauch verbunden sein muss. Es geht weniger darum, was passiert ist, sondern vielmehr darum, wie das eigene Nervensystem auf diese Erlebnisse reagiert. Ein Trauma ist das, was unser Nervensystem in einem bestimmten Moment nicht verarbeiten konnte, weil es einfach zu überwältigend war.

Kurz gesagt: Hochsensibilität ist eine besondere Veranlagung, die in einer unterstützenden Umgebung und unter den richtigen Bedingungen zu einer wertvollen Bereicherung werden kann. In belastenden Situationen kann sie jedoch zu stärkeren emotionalen Reaktionen führen, was wiederum Einfluss auf das Erleben und die Verarbeitung von Traumata haben kann.

HSP – Highly Sensitive Person

Die Begriffe »Hochsensibilität« und »HSP« (Highly SensitivePerson) für hochsensible Persönlichkeiten wurde in den Neunzigerjahren von der amerikanischen Psychologin Elaine Aron geprägt. Sie erforschte das Thema erstmals wissenschaftlich und legte mit ihrem 1997 erschienenen Buch »The Highly Sensitive Person« das Fundament dafür, dass das Thema überhaupt öffentlich wurde. Aron fand unter anderem heraus, dass hochsensible Menschen eine höhere Gehirnaktivität aufweisen und ihr Gehirn Informationen nicht nur schneller verarbeitet, sondern auch tiefer und komplexer. Das bedeutet also, sie nehmen Reize nicht nur intensiver wahr, sondern verarbeiten sie auch tiefgehender – emotional, sensorisch und kognitiv.

Um die charakteristischen Eigenschaften hochsensibler Menschen zu beschreiben, entwickelte Aron die sogenannten DOES-Faktoren:

»D« – Depth of Processing: die Fähigkeit, Informationen tiefgründig und intensiv zu verarbeiten.

»O« – Overstimulated: die Neigung, schneller von äußeren Reizen überwältigt oder erschöpft zu werden.

»E« – Emotional Reactivity and High Empathy: eine hohe emotionale Reaktivität und ausgeprägte Empathie gegenüber Reizen.

»S« – Sensitivity to Subtle Stimuli: die Fähigkeit, selbst kleinste Veränderungen und subtilste Details in der Umgebung wahrzunehmen.

Mit diesen Kategorien machte Aron greifbar, dass Hochsensible über besonders empfängliche Wahrnehmungskanäle verfügen. Während das Gehirn »normal sensibler« Menschen viele Reize filtert, arbeitet das Gehirn von Hochsensiblen eher wie eine Art Trichter, der Eindrücke und Informationen in größerer Intensität und Tiefe aufnimmt und verarbeitet.

Im Gegensatz zu dieser »Superpower« unseres Gehirns hat unser Nervensystem aber die gleiche Kapazität wie bei allen anderen Menschen auch. Wenn wir mehr Informationen verarbeiten müssen, bräuchten wir dort eigentlich mehr Kapazität, haben sie aber nicht. Das heißt, es kommt schneller zu einer »vollen Festplatte« oder einer »Systemüberlastung«. Wenn äußere Reize wie Lärm, Menschenmengen oder hektische Umgebungen zu viel werden, reagiert unser Nervensystem mit Überlastungssymptomen wie innerer Unruhe, Erschöpfung und sogar mit körperlichen Beschwerden wie Schwindel, Kopf- oder Magenschmerzen.

Es kann auch passieren, dass wir in solchen Momenten eine sogenannte »Derealisation« erleben – das Empfinden, als würde uns ein Schleier von der Realität trennen. Unser Umfeld wirkt surreal, verfremdet und wie in einem Traum. Ein Gefühl, als stünden wir im Nebel, in dem alles andere verschwommen und weit entfernt wirkt. Dabei handelt es sich um einen Schutzmechanismus unseres Körpers, der uns vor weiteren Stressfaktoren bewahren soll. Das Emotionszentrum wird hierbei gehemmt, sodass die Psyche die starken Stressgefühle nicht wahrnimmt. Da wir jedoch erst durch unsere Emotionen etwas als »real« wahrnehmen können, erscheint alles um uns herum in solchen Momenten als sehr fern, vernebelt und abstrakt. Doch indem wir beginnen, uns immer mehr mit unserem Körper, unseren tiefen Emotionen und vor allem unserem wahren Selbst zu verbinden, können wir auch diese Symptome meistern.

EINBLICKE IN DIE NEUROWISSENSCHAFT

Um besser zu verstehen, wie Hochsensibilität unser Erleben prägt, lohnt sich ein Blick auf die wissenschaftlichen Hintergründe. Die Neurowissenschaft bestätigt, was du vielleicht schon lange spürst: Dein Gehirn funktioniert auf eine ganz besondere Weise. Du erlebst Emotionen intensiver, nimmst die Bedürfnisse anderer klarer wahr und findest Erfüllung in inneren Erlebnissen, die anderen oft verborgen bleiben.

Beim Blick auf die Unterschiede im Gehirn hochsensibler Menschen geht es aber nicht darum, eine Trennlinie zwischen »uns und den anderen« zu ziehen, sondern es soll uns vielmehr helfen, ein besseres Verständnis und Bewusstsein für uns selbst zu gewinnen. Denn natürlich sind wir Menschen alle verbunden, und jeder von uns ist einzigartig und bringt seine eigenen Besonderheiten und Talente mit.

Unterschiede im Gehirn

Forschungsergebnisse zeigen, dass unsere besondere Veranlagung tief in unserer Biologie verankert ist und einen entscheidenden Einfluss darauf hat, wie wir Reize wahrnehmen und verarbeiten. Die Unterschiede im Gehirn liefern uns wissenschaftliche Antworten darauf, warum wir als hochsensible Menschen oft anders reagieren, intensiver fühlen und Entscheidungen anders treffen.

Das Dopaminsystem funktioniert anders

Dopamin ist die Belohnungschemikalie unseres Gehirns, und viele Gene, die an unserer hohen Sensibilität beteiligt sind, beeinflussen, wie unser Körper Dopamin nutzt. Interessanterweise reagiert das Dopaminsystem von Hochsensiblen weniger stark auf äußere Anreize, was erklärt, warum materielle Belohnungen wie Statussymbole, Geschenke oder oberflächliche Anerkennung für uns tendenziell weniger motivierend sind. Stattdessen stehen innere Erlebnisse und emotionale Tiefe stärker im Vordergrund. Fantasie, Kunst, Musik oder die Verbundenheit zur Natur rufen in uns ein tieferes Gefühl von Lebendigkeit und Sinn hervor als äußere Reize.

Diese besondere Art der Dopaminverarbeitung hat zugleich den Vorteil, dass sie uns hilft, Überreizung zu vermeiden. Sie lenkt unsere Wahrnehmung weg vom äußeren Lärm hin zur inneren Stille, wodurch wir Raum zur Regeneration finden. Diese neuronale Empfänglichkeit trägt also dazu bei, dass wir die Welt um uns herum auf einer intensiveren, aber auch selektiveren Ebene wahrnehmen können. Und uns dabei noch stärker mit unserem kraftspendenden Herzraum verbunden fühlen – vorausgesetzt, wir richten unsere Aufmerksamkeit bewusst nach innen und erlauben uns, unsere Empfindungen ohne Ablenkung von äußeren Reizen wahrzunehmen.

Die Spiegelneuronen sind aktiver

Spiegelneuronen spielen eine zentrale Rolle beim Verstehen sozialer Interaktionen, da sie uns ermöglichen, das Verhalten und die Emotionen anderer intuitiv nachzuvollziehen. Beim Beobachten einer Handlung werden die gleichen neuronalen Muster aktiviert, als würden wir sie selbst ausführen. Wenn wir zum Beispiel jemanden lächeln sehen, aktivieren unsere Spiegelneuronen die gleichen Gehirnareale, als würden wir selbst lächeln, und das kann dazu führen, dass wir unbewusst mitlächeln. Studien zeigen, dass die Spiegelneuronen-Aktivität bei uns hochsensiblen Menschen besonders ausgeprägt ist, wodurch wir feinste emotionale Signale intensiver wahrnehmen und schneller darauf reagieren.

Diese verstärkte neuronale Reaktion kann ein großes Geschenk sein, da sie uns tiefere Verbindungen und ein hohes Maß an Empathie ermöglicht. Gleichzeitig führt sie aber auch dazu, dass wir die Emotionen anderer oft so stark spüren, als wären wir selbst betroffen – was emotional belastend sein kann. Deshalb ist es entscheidend, dass wir lernen, zwischen Mitgefühl und Selbstschutz eine gesunde Balance zu finden.

Emotionen werden intensiver erlebt

Dass hochsensible Menschen Emotionen intensiver erleben, hat ebenfalls eine eindeutige neurobiologische Grundlage. Dabei spielt der als ventromedialer präfrontaler Kortex (vmPFC) bezeichnete Teil des Gehirns eine Schlüsselrolle, da er emotionale Reize mit Erinnerungen und Sinneseindrücken verknüpft. Studien zeigen, dass dieser Bereich bei Hochsensiblen besonders aktiv ist – was erklärt, warum wir nicht nur unsere eigenen Gefühle tief empfinden, sondern auch die Emotionen anderer intensiver in uns aufnehmen.

Diese tiefe emotionale Resonanz ist eine unserer größten Stärken, denn sie erlaubt es uns, zwischenmenschliche Schwingungen intuitiv zu erfassen und Verbundenheit auf einer außergewöhnlichen Ebene zu erleben. Doch zugleich kann sie herausfordernd sein, wenn die Vielzahl an Eindrücken unser System überflutet. Unser Gehirn verarbeitet nicht nur das, was wir fühlen, sondern auch das, was wir um uns herum wahrnehmen – und das ist manchmal mehr, als uns guttut.

Neurowissenschaftliche Erkenntnisse legen nahe, dass wir durch bewusste Aufmerksamkeitslenkung lernen können, unsere emotionale Intensität besser zu regulieren. Eine bewährte Methode ist gelebte Dankbarkeit, zum Beispiel durch das regelmäßige Aufzählen von Dingen, für die wir dankbar sind, oder das Führen eines Dankbarkeitstagebuchs. Dies stärkt nämlich nachweislich die neuronalen Bahnen, die für emotionale Balance und Resilienz zuständig sind. Auch Meditation kann helfen: Sie lehrt uns, Emotionen bewusst wahrzunehmen, ohne uns vollständig mit ihnen zu identifizieren, und fördert ein tieferes Verständnis für unsere inneren Erfahrungen.

Andere Menschen sind präsenter

In unserem Gehirn ist auch die Fähigkeit zur Wahrnehmung anderer Personen stärker ausgeprägt, und zwar geschieht das durch den als cingulären Cortex bezeichneten Teil, der für die Verarbeitung sozialer und emotionaler Signale verantwortlich ist und bei Hochsensibilität intensiver arbeitet. Dadurch nehmen wir Mimik, Gestik, Körperhaltung und Tonfall anderer viel feiner wahr. Auch das trägt dazu bei, dass wir Stimmungen und Emotionen anderer oft spüren, bevor sie verbal ausgedrückt werden.

Manchmal äußert sich unsere intensive Wahrnehmungsfähigkeit in dem Gefühl, bestimmte Verläufe oder Ereignisse »vorhersagen« zu können oder fremde Emotionen oder Intentionen zu spüren, selbst wenn sich das Gegenüber bemüht, sie zu verbergen. Das hochsensible System ist nämlich ein Profi im Lesen von Körpersprache und Energie.

Die Gefahr der Überforderung, die auch hier besteht, zeigt sich insbesondere in größeren Gruppen oder hektischen Umgebungen. Der ständige Fluss von Informationen und Signalen von außen macht es schwer, sich auf die eigenen Gedanken und Gefühle zu konzentrieren. Vor allem, wenn in einer Gruppe viele verschiedene Energien fließen, fühlen wir uns schnell verloren oder überwältigt.

Um besser zu verstehen, warum wir auf bestimmte Reize so intensiv reagieren, lohnt es sich, einen genaueren Blick auf die verschiedenen Ausdrucksformen der Hochsensibilität zu werfen. Denn Sensibilität zeigt sich nicht nur in unserer neuronalen Verarbeitung, sondern auch in unserem subjektiven Erleben dieser Aktivitäten. Das neuronale Erleben ist wie ein Orchester, das im Gehirn spielt – die folgenden vier Dimensionen sind die verschiedenen Melodien und Harmonien, die wir daraus hören und fühlen.

VIER DIMENSIONEN DER SENSIBILITÄT

Sensibilität ist eine facettenreiche Eigenschaft, die uns auf intensive Weise mit unserer inneren und äußeren Welt verbindet. Und dies zeigt sich in verschiedensten Ausdrucksformen. Grob können wir die Hochsensibilität in vier Dimensionen unterteilen:

Sensorische HochsensibilitätEmotionale HochsensibilitätKognitive HochsensibilitätSpirituelle Hochsensibilität

1. Die sensorische Hochsensibilität

Die sensorische Hochsensibilität betrifft vor allem unsere fünf Sinne: das Sehen, Hören, Riechen, Schmecken und Fühlen. Wir nehmen äußere Sinnesreize wie Licht, Geräusche und Gerüche besonders intensiv wahr, sind davon aber auch schneller überwältigt. Helle Lichter können aufdringlich wirken, alltägliche Geräusche als zu laut und störend erscheinen und selbst subtile Gerüche können starke emotionale Reaktionen hervorrufen. In sehr belebten oder lauten Umgebungen, wie dem Supermarkt, der Innenstadt oder am Bahnhof, fühlen wir uns deshalb häufig unwohl und würden uns am liebsten zurückziehen oder ganz fernhalten.

Auf der anderen Seite eröffnen sich uns durch die verstärkte Sinneswahrnehmung aber auch intensive Genusswelten beim Hören von Musik, Betrachten von Kunst, beim Essen und Trinken oder dem Erspüren liebevoller Berührungen. In der Musik können uns die sanftesten Töne und Harmonien tief berühren und in eine andere Welt entführen. In der Kunst nehmen wir Feinheiten von Farben, Formen und Texturen auf eine Weise wahr, die anderen eher verschlossen bleibt. Wir können die Emotionen und Gedanken hinter einem Kunstwerk erahnen und uns von der Tiefe und Intensität der kreativen Ausdrucksformen inspirieren lassen. In der Kulinarik wiederum sind wir in der Lage, Geschmäcker und Aromen intensiver zu genießen und uns an unvergleichlichen Geschmackserlebnissen zu erfreuen. Bei liebevollen Berührungen nehmen wir feinste sensorische Details wahr – die Wärme der Haut, den sanften Druck, den Rhythmus des Atems. Eine sanfte Umarmung oder eine zärtliche Berührung können durch diese Feinwahrnehmung ein tiefes Gefühl von Geborgenheit vermitteln – besonders, wenn sie von vertrauten Menschen stammen. So werden Berührungen nicht nur zu einem Moment des Kontakts, sondern zu einer intensiven, körperlich spürbaren Erfahrung.

2. Die emotionale Hochsensibilität

Die emotionale Hochsensibilität beschreibt die Fähigkeit, Gemütsbewegungen auf eine tiefgreifendere und kraftvollere Weise zu empfinden – sowohl unsere eigenen als auch die der Menschen um uns herum. Eine außergewöhnliche Empathie und ein feines Gespür für die leisen Zwischenklänge der Emotionen, die Worte allein nicht ausdrücken können, sind hierbei besonders ausgeprägt. Dieses Potenzial erlaubt uns, mit der Welt und unseren Mitmenschen auf besondere Art in Resonanz zu treten. Doch zugleich wissen wir, dass auch diese emotionale Tiefe herausfordernd sein kann: Wenn die Vielzahl an Empfindungen uns überrollt, können wir uns wie ein »Schwamm« für die Stimmungen anderer fühlen. Deshalb ist die emotionale Hochsensibilität nicht nur eine Quelle von Authentizität und Tiefe, sie verlangt von uns auch, achtsam mit uns selbst umzugehen, unsere Grenzen zu schützen und Räume der Ruhe für uns zu schaffen, um uns nicht in den Gefühlswelten zu verlieren.

3. Die kognitive Hochsensibilität