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Ihrem Kind wird die Welt oft schnell einfach "zu viel"? Sie haben den Eindruck, es nimmt mehr und stärker wahr als Gleichaltrige? Und Sie möchten ihm dabei helfen, mit sich und seiner Umwelt in einem gesunden Gleichgewicht zu leben? Dann entdecken Sie in diesem Buch, wie Sie Ihren hochsensiblen Nachwuchs optimal begleiten, unterstützen und fördern können! Im Supermarkt gibt es zu viele Geräusche, Gerüche und Menschen, die Sandburg muss exakt nach den eigenen Vorstellungen gebaut werden und eine störende Pullinaht wird zur Katastrophe: Hochsensible Kinder nehmen mehr und stärker wahr als andere – die Reizüberflutung kann Herausforderung und besondere Begabung zugleich sein. Das Wichtigste: eine Alltagsgestaltung, die auf die besonderen Bedürfnisse Rücksicht nimmt und gleichzeitig Talente fördert, und wie Sie das ganz einfach, passgenau und familientauglich umsetzen, zeigt Ihnen dieser Ratgeber. Erfahren Sie zunächst alles Wichtige rund um die verschiedenen Formen der Hochsensibilität sowie deren Auswirkungen auf Persönlichkeit, Resilienz und Selbstregulation. Anschließend entdecken Sie eine Vielzahl an Alltagsstrategien, Eltern-Kind-Übungen, Spielanregungen und Elternreflexionen, mit denen Sie sowohl Ihrem Nachwuchs dabei helfen, mit seinen Bedürfnissen optimal umzugehen, als auch Ihre eigene Rolle finden, stärken und verstehen.
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Seitenzahl: 181
Veröffentlichungsjahr: 2025
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Für Fragen und Anregungen:
Auflage 2024
Inhalt
Vorwort
Tag 1: Die Natur der Hochsensibilität
Was bedeutet es, hochsensibel zu sein?
Die verschiedenen Facetten der Hochsensibilität
Anzeichen einer hochsensiblen Persönlichkeit bei Kindern
Die Rolle von Resilienz und Selbstregulation
Eltern-Kind-Übung: „Meine Superkraft“
Elternreflexion: „Hochsensibilität als Superkraft“
Tag 2: Selbstverständnis und Selbstannahme
Selbstverständnis für hochsensible Kinder
Wege zur Förderung von Selbstannahme
Tipps für Eltern: Wie man Selbstverständnis und Selbstannahme unterstützen kann
Eltern-Kinder-Übung: „Interview: Mein Lieblingstag“
Elternreflexion: Wünsche vs. Bedürfnisse
Tag 3: Emotionale Intelligenz entwickeln
Emotionale Sensibilität und Ausdruck bei hochsensiblen Kindern
Umgang mit starken Gefühlen: Die Rolle von Selbstregulation
Übungen zur Förderung emotionaler Intelligenz
3.4 Eltern-Kind-Übung: Das Gefühlsrad
Elternreflexion: Introspektion
Tag 4: Empathie und soziale Interaktion
Hochsensible Kinder als empathische Wesen
Die Bedeutung von Mitgefühl und Empathie für die soziale Interaktion
Förderung von Empathie und gesunden zwischenmenschlichen Beziehungen
Eltern-Kind-Übung: Die Helfer-Geschichte
Elternreflexion: Meine eigene Empathie
Tag 5: Achtsamkeit und Stressbewältigung
Die Verbindung zwischen Hochsensibilität und Stress
Achtsamkeit als Werkzeug zur Stressbewältigung
Praktische Übungen zur Förderung von Achtsamkeit bei Kindern
Eltern-Kind-Übung: Der Pfad der Sinne
Elternreflexion: Mein Achtsamkeitsmoment
Tag 6: Einer für alle, alle für einen: Die Rolle der Familie
Familienkommunikation und Unterstützung hochsensibler Kinder
Geschwisterdynamik und Umgang mit Unterschieden
Gemeinsame Aktivitäten zur Stärkung der familiären Bindung
Eltern-Kind-Übung: „Zusammen mit allen Sinnen“
Elternreflexion: Gemeinsame Zeit
Tag 7: Integration des Erlebten und Ausblick
Reflexion über die gemeinsame Reise
Langfristige Strategien zur Unterstützung hochsensibler Kinder
Ausblick: „Du bist gut so, wie du bist!“
Hochsensibilität in unterschiedlichen Facetten
Quellenverzeichnis
Hochsensibilität kann das Familienleben ganz schön auf den Kopf stellen, aber sie ist auch eine echte Gabe, die es Kindern ermöglicht, diese Welt mit all ihren Details wahrzunehmen. Hochsensible sehen, hören, schmecken, riechen und fühlen mehr als nicht sensible Menschen, was jeden Tag zu einer großen Herausforderung, aber auch zu einer spannenden Erfahrung werden lässt. Außenstehende mögen vielleicht nicht immer verstehen, warum Hochsensible anders „ticken“, weil sie sich damit nie wirklich auseinandergesetzt haben, aber wer einmal tiefer in das Thema eintaucht, wird überrascht sein, wie facettenreich dieses angeborene Persönlichkeitsmerkmal eigentlich ist. Es ist keine Krankheit oder Störung, sondern ein Wesenszug, der viele positive Eigenschaften mitbringt. Es ist wichtig, hochsensible Kinder zu unterstützen und ihnen dabei zu helfen, ihre vermeintlichen Schwächen in Stärken umzuwandeln. Dabei spielen Sie als Eltern eine wichtige Rolle, denn Sie sind verantwortlich dafür, wie gut Ihr Kind seinen Alltag meistert. Sie sind Bezugsperson, Vorbild, Freund und Seelentröster. Sie ebnen den Weg Ihres Kindes. Dieser Ratgeber kann Ihnen dabei helfen, Hochsensibilität besser zu verstehen, und bietet Ihnen Strategien, um mit dieser besonderen Charaktereigenschaft ein tolles und starkes Familienleben zu führen.
Haben Sie sich als Eltern auch schon einmal die Frage gestellt, was es eigentlich bedeutet, hochsensibel zu sein? Sind Sie auf der Suche nach mehr Informationen und Tipps rund um das Thema Hochsensibilität bei Kindern? Dann nehmen Sie sich Zeit und tauchen Sie einmal ab in die kunterbunte Welt dieses Ratgebers. Lernen Sie mehr über die besondere Charaktereigenschaft und freuen Sie sich über abwechslungsreiche Übungen und Hilfestellungen für den Alltag.
Hinweis: In diesem Buch finden Sie einen QR-Code, der Sie zu Audiodateien führt. Falls Sie keine Möglichkeit haben, den QR-Code zu scannen, können Sie die Dateien auch über diesen Link finden: https://bit.ly/3MITOKG
Was bedeutet es, hochsensibel zu sein?
Es gibt Menschen, die erleben die Welt um sich herum ein wenig anders, besonders intensiv und detailreich. Für sie ist jeder Tag wie ein Rummelplatz, auf dem es bunt, laut und etwas chaotisch zugeht. Jedes Geräusch, jedes Licht, jeder Geruch wird intensiv wahrgenommen und eigene innere Empfindungen und Stimmungslagen anderer werden übermäßig bewertet. Warum? Weil solche Menschen besonders sensibel sind und alles stärker wahrnehmen als andere. Umweltreize werden vom Gehirn weniger gefiltert, weshalb alle einprasselnden Sinneseindrücke sie meist vor eine große Herausforderung stellen. Allem wird große Aufmerksamkeit geschenkt und muss irgendwie verarbeitet werden. Hochsensibilität ist keine Krankheit, die es zu heilen gilt, sondern eine Charaktereigenschaft, die sich bereits im Kleinkindalter zeigen kann. Dieser Ratgeber befasst sich mit dem Thema „Hochsensibilität“ bei Kindern, beleuchtet verschiedene Facetten dieser Eigenschaft und gibt Ihnen Tipps im Umgang mit einem hochsensiblen Kind mit auf den Weg. Sehen Sie Hochsensibilität nicht als Laster an, sondern als ein Geschenk, als eine Gabe, welche Ihr Kind zu vielen großen Dingen befähigt.
Menschen erleben jeden Tag anders, mal läuft alles ruhig, mal geht alles ein wenig hektischer zu. Manchmal fühlen wir uns ausgelaugt, manchmal sprühen wir vor Energie und freuen uns auf neue Aufgaben, Menschen und Orte. Was für uns oft ein bewegter aufregender Tag ist, kann für hochsensible Kinder jedoch ein echter Horror sein. Jedes Geräusch bringt sie aus dem Gleichgewicht, jeder neue Eindruck erschöpft sie, jeder Reiz ruft buchstäblich danach, verarbeitet zu werden. Während Ihr Kind gerade noch neugierig den Stand mit der bunten Zuckerwatte beobachtet hat, bricht es plötzlich in Tränen aus, weil ihm das Gedränge der Menschen zusetzt, die lauten Geräusche der Fahrgeschäfte in seinem Kopf durcheinanderhallen oder der Luftballon nicht mehr so schön aussieht wie am Anfang. Genauso kann es bei Überreizung mit positiven Gefühlen reagieren und besonders überwältigt erscheinen. Oft wirkt das Kind dann sehr aufgeregt, ist voller Tatendrang und kann die vielen Emotionen und Eindrücke nur schwer sortieren. Was wir meist als recht banal ansehen, geht für hochsensible Kinder mit großem emotionalem Stress einher. Ihre Sinne registrieren einfach eine große Menge an Informationen, die nur bedingt gefiltert werden. Dadurch werden sie von Reizen regelrecht überflutet und reagieren eben stärker darauf.
Was hochsensible Kinder sehen
Hochsensible Kinder haben einen außerordentlichen Blick fürs Detail. Plötzlich trägt die Lehrerin eine andere Brille, es klebt ein neuer Sticker auf dem Mülleimer im Park und die Pflanze in Mamas Büro steht nicht mehr an ihrem gewohnten Platz. Kinder, die hochsensibel sind, erfassen Dinge sehr schnell, und das mit nur einem Blick. Plötzliche Veränderungen bringen sie oft durcheinander und sind in ihren Augen nicht immer nachvollziehbar.
Auch Stimmungen anderer Menschen kann Ihr Kind mit seinen Augen erfassen. Es merkt, wenn es dem Nachbarn schlecht geht, die Schwester einen miesen Schultag hatte oder der beste Freund verärgert ist. Hochsensible Kinder können Mimik und Körperhaltungen einschätzen und bilden sich daraus einen Reim. Ihre Empathie ist eine tolle Gabe, kann aber auch zu einem Fluch werden, weil sie sich selbst den Gefühlen annehmen und diese verarbeiten müssen.
Hochsensible Kinder schauen gerne auf Schönes. Sie erfreuen sich daran, wenn Dinge harmonisch angeordnet und liebevoll arrangiert sind. So fühlen sie sich besonders wohl, wenn alles aufgeräumt und sortiert ist. Da sie den ganzen Tag mit unheimlich vielen Reizen konfrontiert werden, ist es für sie wichtig, Ordnung in den Kopf zu bekommen.
Oftmals übersehen Kinder ganz offensichtliche Dinge, weil sie sich eher an unwesentlichen Details orientieren. Alles, was nicht in ihrem Fokus liegt, wird auch nicht bewertet.
Was hochsensible Kinder hören
Viele hochsensible Kinder sind sehr geräuschempfindlich. Sie verstecken sich, wenn sie eine Sirene hören, oder geraten in Panik, wenn sich der Mann mit dem Laubbläser nähert. Ebenso meiden sie häufig Menschen, die laut und viel sprechen.
Hochsensiblen Kindern fällt es oft schwer, sich zu konzentrieren, wenn sie im Hintergrund Geräusche wahrnehmen. Es macht sie sehr nervös und oft empfinden sie akustische Reize sogar als schmerzhaft.
Es ist faszinierend, dass solche Kinder kleinste akustische Nuancen unterscheiden und so auf die Stimmung anderer schließen können.
Kinder, die hochsensibel sind, hören Dinge, die wir überhaupt nicht mehr wahrnehmen, weil wir sie als festen Bestandteil im Leben akzeptiert haben. Sie selbst „überhören“ zum Beispiel das Ticken der Uhr, während Ihr Kind mit großer Nervosität und Unruhe darauf reagiert.
Was hochsensible Kinder riechen
Hochsensible Kinder haben einen sehr feinen Geruchssinn, was ihnen mehr oder weniger schöne Eindrücke beschert. Sie haben eine Vorliebe für Düfte aus der Natur und reagieren auf ungewünschte Aromen oft mit Stress. So kann es vorkommen, dass ein hochsensibles Kind plötzlich sehr aggressiv wird, wenn ihm ein bestimmter Duft um die Nase weht.
Hochsensible Kinder verbinden Gerüche mit Situationen, anderen Menschen und Orten. So kann es vorkommen, dass sie bestimmte Dinge (wie das Busfahren oder den Gang in die Apotheke) meiden, weil sie sie – im wahrsten Sinne des Wortes – nicht riechen können. Auf der anderen Seite kann ein angenehmer Duft auch Freude und Glücksgefühle auslösen.
Was hochsensible Kinder schmecken
Hochsensible Kinder schmecken erstaunlich gut und reagieren auf bestimmte Nuancen besonders stark. Sie entwickeln häufig extreme Abneigungen, aber auch Vorlieben für Lebensmittel, was mit großen Emotionen gezeigt wird.
Die Nahrungsaufnahme hat einen großen Einfluss auf den weiteren Tagesverlauf. Oft fühlen sich Kinder besser und sind ausgeglichener, wenn sie etwas zu sich genommen haben, was sie als besonders schmackhaft empfinden.
Was hochsensible Kinder fühlen
Hochsensible Kinder empfinden Körperkontakt sehr intensiv. So kann sie bereits ein kurzes Händeschütteln völlig aus der Bahn werfen, aber eine liebe Umarmung kann sie regelrecht beglücken.
Kinder bewerten bestimmte Berührungen (seien es bewusste oder unbewusste) sehr stark. Da kann ein kleiner harmloser Rempler schon als sehr schmerzhaft empfunden werden und große Wut oder Trauer hervorrufen.
So wie auch jedes Kind besonders und einzigartig ist, ist auch die Hochsensibilität eine Eigenschaft mit vielen Facetten und Ausprägungen. Nicht jedes hochsensible Kind weint mit, wenn ein anderes sich gestoßen hat, nicht jedes hochsensible Kind reagiert auf Reizüberflutung mit Rückzug, nicht jedes ist so stressgeplagt, dass es schon am Nachmittag erschöpft ins Bett fällt. Hochsensibilität zeigt sich bei jedem Kind anders und manchmal dauert es auch ein wenig, um sie als solche zu diagnostizieren. Die amerikanische Psychologin Elaine Aron hat sich vor gut 30 Jahren mit dem Thema intensiv befasst und die sogenannte „Highly Sensitive Person Scale“ entwickelt. Mithilfe dieses Fragebogens kann darauf geschlossen werden, ob eine eventuelle Hochsensibilität vorliegt oder nicht. Da viele Aspekte bzw. Aussagen in diesem Test jedoch auch auf bestimmte Angststörungen zutreffen, bildet er keine eindeutige Diagnose und dient nur als ein erster Ansatz.
Kinder mit einer Hochsensibilität mögen vielleicht täglich vor großen Herausforderungen stehen, besitzen aber auch viele tolle Eigenschaften, die in der Gesellschaft stark wertgeschätzt werden. So zeigen sie unter anderem ein hohes Maß an Empathie gegenüber ihren Mitmenschen, viel Tiefsinn und eine exzellente Beobachtungsgabe. Zudem sind solche Kinder meist sehr kreativ und können gut um die Ecke denken. Seien Sie also stolz auf Ihr Kind, wenn es einmal wieder mit einer Million Ideen nach Hause kommt und Sie an seinem kunterbunten Seelenleben teilhaben lässt.
Die verschiedenen Facetten der Hochsensibilität
Wissenschaftler unterscheiden grob zwischen 5 Formen der Hochsensibilität, die, jede für sich, mit unterschiedlich starken Gefühlen und Verhaltensweisen einhergehen. Lernen Sie anhand kurzer Beispiele, warum ein Kind sich so verhält, was in ihm vorgeht und wie Sie in bestimmten Situationen handeln können.
Ethik ist die Wissenschaft, die die Hintergründe von moralischem Handeln erforscht und bewertet. Darunter werden bestimmte sittliche Werte verstanden. So soll ethisches Handeln immer zum Besten aller sein.
Der 8-jährige Linus ist ein sehr ruhiges Kind, mag keine großen Spielgruppen und laute Geräusche. Wenn Erwachsene durcheinanderreden, ist er sehr gestresst, und auch wenn seine Mitschüler gemeinsam ein Gedicht vortragen, tun ihm seine Ohren weh. Auf dem Schulhof zieht er sich gerne zurück und beobachtet die anderen aus sicherer Entfernung. Linus hasst es, wenn andere ausgegrenzt oder geärgert werden, und setzt sich immer für die vermeintlich Schwächeren ein. So macht er den Jungs auf dem Fußballfeld eine Ansage, wenn sie den dicken Tobi nicht mitspielen lassen, oder tröstet Antonia, wenn andere sie aufgrund ihrer Frisur auslachen. Linus möchte, dass alles in Ordnung ist, und kann einfach nicht schweigen, wenn er etwas ungerecht findet. Wenn seine Welt nicht perfekt ist, fühlt er sich schlecht und grübelt viel.
Linus gehört zu den Kindern mit einem starken Gerechtigkeitsgefühl. Er ist besonders pflichtbewusst und idealistisch. Sobald anderen Menschen Unrecht getan wird, steht er für sie ein, weil er intensiv mitfühlen kann. Sein Ziel ist es, die Situation möglichst schnell zu verbessern, damit alle glücklich sind. Geht sein Wunsch nicht in Erfüllung, ist er emotional stark belastet, fühlt sich schlecht und ausgebrannt. Erkennen Sie Ihr Kind in Linus wieder? Hat es auch einen sehr großen Sinn für Gerechtigkeit und ist ständig bestrebt, Harmonie zu schaffen? Dann könnte diese Form der Hochsensibilität mit großer Wahrscheinlichkeit zutreffen.
Wie Sie als Eltern oder Erzieher mit Kindern wie Linus umgehen können:
Wertschätzen Sie diesen Teil der Hochsensibilität, denn er ist ein wertvolles Merkmal.
Stärken Sie das Kind, indem Sie es erkennen lassen, dass es durchaus in der Lage ist, Veränderungen herbeizuführen.
Versuchen Sie, das Kind vor emotionaler Erschöpfung zu schützen, indem Sie mit ihm überlegen, wann und wie es sich für Gerechtigkeit einsetzt.
Emotional bezieht sich auf die Gefühle und Stimmungen eines Menschen in bestimmten Situationen.
Nadia ist 11 und schwelgt gerne in Gedanken. Sie grübelt viel und hinterfragt Dinge, ist schnell interessiert und neugierig. Ihre Gefühle fahren viel Achterbahn, was oft zu einer großen Belastung werden kann. Nadia mag ihre Schule, aber wenn die Lehrerin die Sitzordnung ändert, hat sie große Bauchschmerzen. Mit Veränderungen kann sie nämlich nicht wirklich umgehen, genauso wenig mag sie, wenn Spannungen in der Luft liegen. Nadia spürt nämlich ganz genau, wenn etwas im Busch ist. Sie kann die Stimmung ihrer Mitmenschen lesen und sich perfekt in sie hineinversetzen. Da passiert es schon mal, dass sie anfängt, zu weinen, weil einfach zu viele Emotionen auf sie einprasseln. Andere lachen sie dann manchmal aus oder nennen sie eine „Heulsuse“, was sie noch stärker emotional werden lässt.
Nadia ist ein sehr emotionales Mädchen mit einer intensiven Gefühlswahrnehmung. Sie braucht viel Zeit, um Gefühle zu sortieren und zu verarbeiten. Dabei spielt es keine Rolle, ob es positive oder negative Gefühle sind, ob sie der eigenen Gefühlswelt oder der anderer entspringen. Nicht immer sind die starken Emotionen von außen nachvollziehbar, weshalb solche Kinder oft als Sensibelchen oder Heulsuse betitelt werden. Solche Kinder können sehr übereuphorisch und glücklich erscheinen, nur weil ein bunter Schmetterling sich auf ihre Hand gesetzt hat. Auf der anderen Seite brechen sie vielleicht in Tränen aus, weil eben die Lehrerin die Sitzordnung geändert hat.
Wie Sie als Eltern oder Erzieher mit Kindern wie Nadia umgehen können:
Stärken Sie das Selbstbewusstsein und Selbstwertgefühl des Kindes.
Ziehen Sie keine Vergleiche zu anderen Kindern, denn jedes Kind ist einzigartig.
Entschleunigen Sie an „reizvollen“ Tagen den Alltag, damit das Kind zur Ruhe kommen kann.
Der Begriff sensorisch bezieht sich auf die Wahrnehmung von Reizen der Sinnesorgane.
Lucas ist 5 Jahre alt und geht seit dem Sommer in die Vorschule. Der neue Gruppenraum gefällt ihm überhaupt nicht, denn die bunten Bilder an der Wand verwirren ihn und das grelle Licht findet er schrecklich. Er verbringt viel lieber Zeit im Garten, sammelt gerne Tannenzapfen oder setzt sich auf die Wiese mit den kleinen Butterblumen. Dort fühlt er sich wohl, denn die Blümchen duften gut und es ist nicht ganz so laut. Wenn es am Nachmittag hineingeht, nimmt er sich oft ein paar Blumen mit, denn die geben ihm ein gutes Gefühl …
Lucas‘ Sinne sind sehr stark ausgeprägt, was oftmals eine Reizüberflutung zur Folge hat. Das grelle Licht, die farbigen Bilder an der Wand, schreiende Kinder, fremde Gerüche – Lucas fällt es schwer, alles auf einmal zu verarbeiten, weshalb er die Zeit im Garten besonders genießt. Auf seiner Wiese kommt er zur Ruhe und der Duft der Butterblumen ruft bei ihm ein angenehmes Gefühl hervor. Solche Kinder nehmen sich selbst gerne Auszeiten, um bestimmten Reizen zu entkommen. Sie versuchen oft, Alternativen zu finden, an denen sie sich besonders erfreuen können.
Wie Sie als Eltern oder Erzieher mit Kindern wie Lucas umgehen können:
Durch die hohe sensorische Wahrnehmung sind Kinder oft musisch oder künstlerisch begabt. Schaffen Sie Raum für diese Begabungen.
Nehmen Sie das Bedürfnis des Kindes nach Rückzug ernst und ermöglichen Sie ihm Ruhezeiten.
Der Begriff kognitiv bezeichnet Funktionen des Menschen, die mit Wahrnehmung, Lernen, Erinnern, Denken und Wissen im Zusammenhang stehen (Vorstellungskraft, Kreativität, Planen).
Dilara ist erst 6 Jahre alt, aber liebt es, mit ihrem Papa neue Lego-Sets aufzubauen und Kunstwerke zu basteln. Schon wenn sie morgens aufsteht, weiß sie genau, was sie am Nachmittag entwerfen möchte, denn sie hat alles gut durchgeplant, sich bereits alles ausgemalt und sieht ihr fertiges Projekt schon jetzt vor sich. Manchmal ist es lustig, dass sie komplexe Zusammenhänge besser versteht als Papa, der oft einfach nur drauflos werkelt. Dilara baut aber nur gerne, wenn sie ihre Ruhe hat und es so machen kann, wie es ihr vorschwebt. Mit anderen Kindern in ihrem Alter kann sie nicht gut zusammenarbeiten, denn es macht sie sehr wütend, wenn sie ihre Ideen nicht umsetzen kann. Dilara ist sehr detailverliebt, was man an ihren fertigen Modellen erkennen kann.
Kinder, die kognitiv hochsensibel sind, begeistern sich für viele Dinge. Sie sind sehr organisiert und gehen praktisch an ihre Aufgaben heran. Sie haben einen bestimmten Plan in ihrem Kopf, der ordentlich abgearbeitet werden muss. Wenn andere Menschen ihre Pläne kreuzen, geraten sie in großen Stress und zeigen häufig Aggressionen. Für sie sind nur die eigenen Ideen und Schritte nachvollziehbar und bringen sie zum Erfolg.
Wie Sie als Eltern oder Erzieher mit Kindern wie Dilara umgehen können:
Unterstützen Sie das Kind in seiner Selbstständigkeit und in seinen Lösungsstrategien.
Kritik oder Lösungsvorschläge werden von solchen Kindern nur bedingt akzeptiert, versuchen Sie daher, sich damit zurückzuhalten.
Geistig bedeutet „den menschlichen Verstand betreffend“ (geistige Arbeit, geistige Kräfte).
Timmi geht in die zweite Klasse und gehört eher zu den ruhigeren Kindern. Er beobachtet seine Umwelt ganz genau, hat eine blühende Fantasie und erfindet gerne Geschichten. Irgendwie hat er immer den richtigen Riecher und kann Dinge nahezu prophezeien. Aufgrund seiner ausgeprägten Fähigkeit, sich gut in Menschen hineinversetzen zu können, kann er Situationen gut einschätzen und denkt sie oft weiter. So sieht er Emma schon in Tränen ausbrechen, obwohl diese gerade noch freudig zu spielen scheint, oder hat im Gefühl, dass ihm auf dem Nachhauseweg etwas Unerwartetes passiert. Schon öfter sind Dinge eingetreten, die Timmi vorab gespürt hat, weshalb er sich immer wieder gerne auf seinen sechsten Sinn verlässt.
Wundern Sie sich auch manchmal, dass Ihr Kind Dinge spürt und ausspricht, die dann kurze Zeit später wirklich eintreffen? Kinder sind meist ohnehin schon wachsamer als wir Erwachsenen, haben ein Gespür für Stimmungen anderer und großen Spaß daran, ihre Umwelt mit all ihren Facetten zu durchleuchten. Hochsensible Kinder erleben alles noch einmal intensiver, sind sehr intuitiv und verlassen sich häufig auf ihr Bauchgefühl. Sie spüren sofort, wenn etwas anders ist, schätzen Situationen nahezu perfekt ein und sprechen ihre Empfindungen auch klar aus.
Wie Sie als Eltern oder Erzieher mit Kindern wie Timmi umgehen können:
Hören Sie Ihrem Kind gut zu, wenn es über seine Gefühle und Vorahnungen spricht, denn meist ist etwas dran.
Wenn Sie merken, dass das Kind überreizt ist und sich Angst breitmacht, geben Sie ihm Sicherheit.
Anzeichen einer hochsensiblen Persönlichkeit bei Kindern
Auf unserer Erde leben über 2 Milliarden Kinder und Jugendliche, die sich Tag für Tag in dieser lebhaften und kunterbunten Welt durchschlagen und auf ihrem Weg zum Erwachsenwerden vielen Herausforderungen stellen müssen. Dabei entdecken sie unentwegt Neues, lernen sich selbst und andere besser kennen, entwickeln Vorlieben und Talente. Wie viele von diesen 2 Milliarden Kindern mit einer hochsensiblen Persönlichkeit gesegnet sind, ist nur schwer auszumachen, weil Hochsensibilität oft gar nicht als solche diagnostiziert wird. Eigentlich spricht man nicht einmal von einer „Diagnose“, da es sich hierbei ja nicht um eine Krankheit oder psychische Störung handelt. Von daher gibt es keine einheitlichen Verfahren zur Feststellung dieser besonderen Charaktereigenschaft. Nicht immer ist es leicht, Hochsensibilität bei einem Kind festzustellen, denn es gibt zahlreiche Angststörungen, bei denen ähnliche Verhaltensweisen und Anzeichen auftreten. Auch Umwelteinflüsse oder traumatisch Erlebtes können gewisse Merkmale hervorrufen und mit Merkmalen der Hochsensibilität verwechselt werden.
Die amerikanische Psychologin Elaine N. Aron (geboren am 1.11.1944) führte in den 90er Jahren viele Forschungen zum Thema Hochsensibilität durch und entwickelte schließlich einen Test, der es Menschen ermöglicht, sich auf Anzeichen einer hochsensiblen Persönlichkeit zu untersuchen. Dieser „Highly Sensitive Person“-Test dient vielen Psychologen und Therapeuten heute als eine hervorragende Grundlage, um Kinder auf diese Charaktereigenschaft zu untersuchen.
Sie selbst erleben Ihr Kind jeden Tag, kennen es sicherlich wie Ihre eigene Westentasche. Sie beobachten es, reden mit ihm und hinterfragen bestimmte Verhaltensweisen. Vielleicht helfen Ihnen folgende Fragen auch, um herauszufinden, ob Ihr Sprössling Anzeichen einer hochsensiblen Persönlichkeit besitzt.
Ja
Nein
Halten emotionale Reaktionen nach bestimmten Ereignissen (zum Beispiel Tod des Haustieres oder ein Streit) bei Ihrem Kind lange an?
Ist Ihr Kind besonders empathisch, fühlt mit anderen mit und erkennt Stimmungen sehr gut?
Ist Ihr Kind schnell erschöpft, wenn eine Interaktion mit vielen Menschen stattfindet?
Hinterfragt Ihr Kind häufig Äußerungen anderer?
Fühlt sich Ihr Kind leicht angegriffen und nimmt Kritik sehr ernst?
Braucht Ihr Kind lange, um eine Entscheidung zu treffen?
Hat Ihr Kind einen übersteigerten Selbstanspruch, das heißt, verlangt es mehr von sich als andere?
Ist Ihr Kind sehr lärmempfindlich und fühlt sich in lauten Umgebungen nicht wohl?
Hat Ihr Kind ein gutes Auge fürs Detail?
Ist Ihr Kind sehr wissbegierig und weitsichtig (stellt gerne „Was wenn“-Fragen)?
Taucht Ihr Kind oft sehr tief in ein Thema ein und beschäftigt sich intensiv damit?
Hat Ihr Kind eine Abneigung gegen kratzige oder nasse Kleidung (mag auch keine Schilder in der Kleidung, bestimmte Materialien oder enge Kleidung)?
Lehnt Ihr Kind bestimmte Nahrungsmittel rigoros ab, weil es seiner Meinung nach nicht gut riecht?
Fühlt sich Ihr Kind von grellem Licht gestört?
Bemerkt Ihr Kind schnell minimale visuelle Veränderungen?
Wird Ihr Kind schnell nervös, wenn es viele Geräusche gleichzeitig wahrnimmt?