Höhenflug - Antoinette Haering - E-Book

Höhenflug E-Book

Antoinette Haering

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Beschreibung

Entwurzelt, ungeliebt und unerwünscht - das sind schmerzhafte Episoden eines jungen Lebens. Gelten sie als lebenslängliche Ausrede für verpasste Chancen? Auf keinen Fall. Antoinette Haering legt hier eine äusserst gelungene Mischung aus Erzählung, Ratgeber und Übungsbuch vor. Anhand ihrer eigenen Geschichte zeigt sie Schritt für Schritt, wie es ihr gelungen ist, die Opferhaltung loszulassen, sich mit sich selbst und ihrer Geschichte zu versöhnen und stattdessen ein selbstverantwortliches Leben zu führen, Selbstvertrauen aufzubauen und Lebensfreude zu finden. Auch du schaffst das, denn dank einfach erklärten Methoden und Techniken lernst du, aus deiner Vergangenheit Kraft zu schöpfen, Belastendes loszulassen, den Blickwinkel zu ändern, die Kraft deiner Gedanken zielgerichtet zu nutzen und deine Emotionen als wertvolle Quelle für Transformation zu schätzen. Schreibe deine Geschichte neu und befreie dich aus dem Gefängnis deiner Vergangenheit. Verzeihe, finde inneren Frieden und Leichtigkeit und versöhne dich. Starte jetzt zu deinem Höhenflug!

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Seitenzahl: 194

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Antoinette Haering · Höhenflug

ANTOINETTE HAERING hat Wirtschaftsinformatik studiert und ein MBA in Telekommunikation absolviert. Schon als sehr junge Frau leitete sie komplexe Projekte und prägte als Führungskraft Organisationseinheiten und Reorganisationen. Im Jahr 2000 gründete sie ihre erste Firma, nahm für viele Unternehmen Führungspositionen interimistisch wahr und begleitete Führungskräfte und Projektleiter als trusted advisor. Antoinette hat eine schwere und von viel Leid geprägte Kindheit erlebt. Dennoch hat sie es geschafft, sich aus der Opferrolle zu befreien und Selbstverantwortung im Leben zu übernehmen. Dabei hat sie viele neue Facetten an sich selber entdeckt und zu innerer Kraft gefunden. Heute verbindet sie ganz natürlich die analytische mit der spirituellen und der emotionalen Welt und baut Brücken zwischen Menschen, Kulturen und Bewusstseinsebenen. Klarheit, eine tiefe Harmonie und die Liebe für Mensch, Tier und Natur erfüllen sie seither und befähigen sie, kombiniert mit diversen Aus- und Weiterbildungen im Bereich Coaching, andere Menschen auf deren persönlichem Weg aus einer ganzheitlichen Perspektive heraus klar und einfühlsam zu begleiten. Dabei nutzt sie das vielfältige Angebot der von ihr gegründeten BE SHIRO AG und setzt innovative Methoden ein.Ihre Vision? Ein neues Bewusstsein für eine friedvolle Welt in Harmonie mit Mensch, Tier und Natur. Ihr Buch ‚Höhenflug‘ ist ein wertvoller Beitrag dazu.

www.antoinettehaering.com

Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet überhttp://dnb.d-nb.de abrufbar.

Oktober 2020 © 2020 Antoinette Haering, CH-3255 Rapperswil / BE BE SHIRO Edition, www.beshiro.com Layout, Satz und Umschlagsgestaltung sowie Buchvertrieb: Buch& media GmbH, München ISBN: 978-3-95780-203-3

Inhalt

Warum dieses Buch?

Wie du von diesem Buch profitierst

Ein paar Worte zur Einstimmung

Anleitung zum Lesen dieses Buches

Teil 1 ___ Odyssee

Es geht auch per Anzeige

Strenge Sitten

Einfach weg

Finette ade

Die Odyssee der Haushälterinnen

Ferien in Winterthur

Mütter kommen und gehen

Tante Lucia

Einmal mehr entwurzelt

10 Jahre Schmerz

Kein Stein auf dem anderen

Im Nenzinger Himmel

Die neue Familienkonstellation

Lucia – Mutter Nr. 3

Vater, wo warst du?

Caroline – sie kam, sah und siegte

Thomi – der Perfekte

Rolf – der Emotionale

Thomas – der Benjamin

Die Verwandtschaft

Und wo blieb ich?

Ich funktionierte

Wer war ich?

Vertrauen

Brot mit Cervelat

Im Restaurant

Jugendliebe

Weit mehr als Äusserlichkeiten

Und plötzlich war das Aussehen wichtig

Pummelig

Kein Vorzeigemodell

Das Gefängnis der Leistung

Skifahren wie Lise-Marie Morerod

Schwimmen, eine weitere Leidenschaft

Schule und Wissen

Arbeiten – jetzt gibt’s Lohn

Endlich frei

Reflexion und Übungen

Teil 2 ____ Spannendes Leben

Ein aussergewöhnlicher Start

Kindheitsjahre

Im Nenzinger Himmel

Vati

Familienausverkauf

Die wunderbare Vermehrung

Tante Lucia

Alles neu

Patchwork

Mami – die Powerfrau

Thomi

Rolf

Caroline

Thomas

Der Familientisch

Mami und ich

Äusserlichkeiten

Erwachsen werden

Vertrauen erhalten

Hinaus ins Leben

Reflexion und Übungen

Teil 3 Die Werkstatt des Lebens

Starte deinen Höhenflug

Falle Nummer 1 – Das Opferdasein

Reflexion und Übungen

Raus aus der Opferrolle – Selbstverantwortung als Schlüssel

Erkenntnis ist das eine, Umsetzung das andere

Gedankenmanagement

Aussenbetrachtung

Reflexion und Übungen

Falle Nr. 2 – Die Verurteilung

Reflexion und Übungen

Verzeihen

Reflexion und Übungen

Falle Nr. 3 – Die Gefühle verleugnen und verdrängen

Von Gefühlen überwältigt

Meine innere Familie

Bewusst Gefühle fühlen

Reflexion und Übungen

Selbstversöhnung

Exkurs: Schuld

Mit einem versöhnten Ich zur neuen Geschichte

Perfektion – Druck und der Wunsch nach Anerkennung

Reflexion und Übungen

Such dir die richtigen Menschen

Reflexion und Übungen

Wertvoller als jede Ausbildung – meine Pferde als Lebenslehrer

Reflexion und Übungen

Versöhnung im Aussen

Reflexion und Übungen

Und die Reise endet nie

Privatsphäre – aus Not mach Tugend

Wer bin ich heute – in diesem Moment?

Ein paar Worte zum Ausklang

Widmung

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Ein hasserfülltes Herz bringt Krieg.Ein von Liebe erfülltes Herz bringt Frieden.

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Warum dieses Buch?

Schau dich um: Zu viele Menschen hadern mit sich, ihrer Familie, ihrer Lebenssituation oder der ganzen Welt. Zu viele Menschen nörgeln, meckern, kritisieren oder sind einfach nie zufrieden. Sie sind neidisch und meinen, immer benachteiligt zu sein. Zu viele Menschen bewerfen sich mit Vorwürfen, verurteilen sich oder andere, schämen sich oder rennen die ganze Zeit mit der Faust im Sack durch die Gegend: »Nein, mit meiner Mutter rede ich nie mehr ein Wort«, »Nein, meinem Partner verzeihe ich das nie«, »Nein, der muss gar nicht mehr anklopfen«, »Nein, das kann ich mir nie verzeihen«, »Nein, ich bin es nicht wert, geliebt zu werden«. Die Liste ähnlicher Aussagen, die ich in meinen Coachings höre ist unendlich lang. Die wenigsten Menschen sind sich bewusst, dass genau solche Aussagen und die damit verbundenen Gefühle täglich Energie rauben, uns auslaugen und dass sie zu Wut, Hass, Streitereien, Konflikten und sogar zu Kriegen führen.

Auch in meinem Leben gab es Zeiten, da fühlte ich mich wie ein einsamer Krieger auf dem Schlachtfeld, führte vor allem Krieg gegen mich selber und war weit davon entfernt, sowas wie Lebensfreude zu empfinden.

Mittlerweile weiss ich aus eigener Erfahrung und aus der Begleitung von vielen Menschen, dass das nicht so sein muss und dass das Leben für uns alle unzählige wunderbare Geschenke bereithält. Heute weiss ich, dass das Leben ein Höhenflug voller Freude, Erfüllung und Liebe sein kann. Wir müssen nur bereit sein, den Scheinwerfer auf unser Leben neu auszurichten, unsere Gefühle ernst zu nehmen und den Stift, mit welchem wir unsere Geschichte schreiben, selber in die Hand zu nehmen.

Wenn wir das tun, finden wir unseren inneren Frieden und säen Frieden auf unserer Erde. Ich danke dir von ganzem Herzen, dass du dich auf die Reise zu dir begibst und gemeinsam mit mir einen Samen Frieden sähst.

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Dieses Buch soll für dich eines dieser wunderbaren Geschenke des Lebens sein, indem es dich auf die fantastische Reise zum aussergewöhnlichsten, strahlendsten und liebevollsten Menschen, nämlich zu dir selber begleitet. Du denkst, das bist du nicht? Finde es heraus.

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Wie du von diesem Buch profitierst

Man kann alles im Leben stets von verschiedenen Seiten betrachten. So ging es auch mir.

Lange Jahre meines Lebens war ich im Negativen und Schweren versunken. Wie mit dunklen Augenbinden wandelte ich durch das Leben und nahm mir so die Chance, Sonne und Leichtigkeit zu sehen. Dadurch habe ich enorm viel Energie verloren, um nicht zu sagen, vergeudet.

Später ist es mir gelungen, mich von den Augenbinden zu befreien und das Leben und meine Vergangenheit mit offenen Augen und aus einer ganz neuen Perspektive zu betrachten. Statt mich in den dunkeln Gedanken und Gefühlen zu drehen, öffnete ich die Türe zu meinem Herzen und Selbstbewusstsein, Selbstvertrauen, Liebe und Lebensfreude erfüllen mich seither.

Wenn du dieses Buch liest, wirst du verstehen, wie es mir gelungen ist, mein Leben zu transformieren. Und auch du schaffst das. Denn ich zeige dir mit einfachen Werkzeugen und Tipps, wie auch du deine Lebensgeschichte komplett neu schreiben und dadurch zum Höhenflug erfüllt von unendlich viel Energie und Lebensfreude starten kannst.

–Unabhängig davon wie deine Vergangenheit aussieht, wirst du erkennen, dass alles, was du bereits durch- und erlebt hast, du neu gestalten kannst.

–Du wirst dir bewusst, dass du bestimmst, wie du deine Geschichte betrachtest, was du daraus mitnimmst und wie du so deine Zukunft beeinflusst. Du entscheidest: schwarz oder weiss.

–Du lernst aus deiner Vergangenheit Kraft zu schöpfen, loszulassen, deinen Blickwinkel zu ändern und die Kraft deiner Gedanken und Gefühle positiv zu nutzen. Du lernst dir zuzuhören und dich neu zu entdecken.

–Du wirst Anderen verzeihen, wo du bisher nie gedacht hättest, dass dies möglich wäre und du wirst dich mit dir selber und dem Leben versöhnen. Im Frieden mit dir selber wirst du unabhängiger und selbstbestimmter dein Leben aktiv gestalten und erfüllte Beziehungen geniessen.

–Du wirst deine Herzenskraft entwickeln und das Leben wird dir fortan als blühende Wiese voll von bunten und wunderbar duftenden Blumen erscheinen.

Ein paar Worte zur Einstimmung

Tabea Oppliger hat ihr erstes Buch mit #NoFilter betitelt. Ich habe Tabea an ihrer Buchvorstellung in Aarau kennengelernt, davor hatte sie in unserem Online Kongress passion4job einen Vortrag gehalten. Von ihr als Mensch und ihrer Tätigkeit bin ich tief beeindruckt.

Mein Buchtext war beendet und ich habe mich gefragt, würde ich dieses Buch auch mit #NoFilter deklarieren?

Ja, ohne Zweifel. Ich schreibe nicht alles, aber das, was ich schreibe, kommt tief aus meinem Inneren, ist durchlebt, ist erfahren. Ich wünsche mir, dass du den Schmerz, die Angst, die Kraft und Stärke und auch die Liebe spürst, die aus meinem Herzen fliessen. Sie alle sind Teile von mir und sie alle haben dazu beigetragen, dass ich heute der Mensch bin, der ich bin. Ständig schreibe ich meine Geschichte neu, immer wieder helfen mir diese Teile der Angst, der Einsamkeit, des Friedens oder der inneren Stärke, mich weiter zu entwickeln und sie ermöglichen mir immer wieder, den Scheinwerfer auf mein Leben neu auszurichten.

Das Leben ist ein nie endender Weg voller Überraschungen. Mal führt er uns um Kurven, durch Täler und über Höhen, mal an wunderschöne und mal an schauderhaft düstere Plätze. Ich finde mittlerweile Spass und Freude daran, diesem Weg zu folgen, mich dabei noch besser kennen zu lernen und mich noch mehr zu finden. Diese Betrachtungsweise des Lebens verhilft mir zu immer mehr Gelassenheit, innerem Frieden und Dankbarkeit. Ich bin erfüllt von Dankbarkeit und Liebe für mich, meine Mitmenschen und das Leben. Hättest du mir vor 20 oder 30 Jahren gesagt, dass ich mich so erfüllt und dankbar fühle, wenn ich an meine Familie denke, dann hätte ich dich ausgelacht oder dich sogar in der Luft zerrissen. Schier unmöglich wäre mir das erschienen. Doch es ist möglich, die eigene Geschichte neu zu schreiben und wenn du dich mit dir selbst versöhnst, gelingt dies auch Dir.

Tief in meinem Herzen lebt dieses Buch schon lange und es verändert sich ständig, denn mit jedem Tag und jeder Stunde beeinflusse ich die Wahrnehmung meiner Geschichte. Was nun lange in mir gewirkt hat, liegt vor dir. Ich teile hier Facetten meines Lebens mit dir, um dir zu zeigen, dass auch auf dich, egal, was dir im Leben widerfahren ist, ein selbstbestimmtes und phantastisches Leben voller Freude und Wunder, dass auch auf dich ein Höhenflug wartet.

Anleitung zum Lesen dieses Buches

Damit dieses Buch seinen Sinn und Zweck erfüllt und du maximal davon profitierst, ist es wichtig, dass du beim Lesen einigen Regeln folgst.

Ich erzähle dir in diesem Buch Episoden aus meiner Geschichte. Und das tue ich gleich zweimal. Nein, das ist kein Fehler, sondern Absicht ☺. Die erste Geschichte in Teil 1, ich nenne sie die ›Odyssee‹, schreibe ich aus dem Blickwinkel des von Schmerz und Leid erfüllten Herzens. Dieses Herz betrachtet sein Umfeld und das Geschehene auf seine ganz eigene Weise. Es geht bei dieser Geschichte nicht etwa um Abrechnung oder bösen Willen, sondern darum, dir diesen einen wichtigen Blickwinkel und das, was daraus entstehen kann, aufzuzeigen.

Im zweiten Teil des Buches erzähle ich dir dann meine Geschichte nochmals. Dieses Mal mit einer anderen inneren Einstellung, mit der Reife eines bewussten Geistes und eines versöhnten Herzens. Du wirst zwar Begebenheiten wieder erkennen und dennoch feststellen, dass es zwei ganz verschiedene Geschichten sind. Und genau darum geht es.

Im dritten Teil des Buches zeige ich dir wohl bestückt mit Situationen aus meinem Leben, wie auch du es schaffst, deine Geschichte neu zu schreiben und dich aus dem Gefängnis der Vergangenheit zu befreien.

In allen drei Teilen des Buches findest du hilfreiche Aufgaben und Fragestellungen, die dich auf deinem persönlichen Weg begleiten.

So gehst du nun am besten vor, damit du maximal von diesem Buch profitierst:

1.Lies die erste Geschichte ›Odyssee‹ in Teil 1 und lass sie auf dich wirken. Fühl dich ganz in die Charaktere und die Schwingung der Geschichte ein.

2.Beantworte die Fragen am Ende der ›Odyssee‹. Hier geht es darum, dich selber besser kennen zu lernen und eventuell bereits erste Parallelen zu deinem eigenen Leben zu ziehen.

3.Lass komplett los und lies dann Teil 2 ›Spannendes Leben‹, als wüsstest du noch gar nichts von mir und meinem Leben. Auch wenn du einige Begebenheiten bereits kennst, bleib offen und neugierig. Fühl die Geschichte und lies sie nicht einfach. Beobachte, was sie in dir auslöst und wie du damit klarkommst.

4.Beantworte auch jetzt die Fragen am Ende des Kapitels. Bitte tu dies ohne dass du Bezug nimmst zur ›Odyssee‹.

5.Vergleiche erst jetzt die Antworten aus beiden Kapiteln und lass dich überraschen ☺. Du wirst erstaunt sein, wie unterschiedlich du Szenen oder Menschen wahrnimmst und vor allem, welch unterschiedliche Gefühle die Geschichten in dir auslösen, obwohl es sich immer noch um den gleichen Sachverhalt handelt.

6.Jetzt bist du bereit, in Kapitel 3 in ›Die Werkstatt des Lebens‹ einzusteigen. Dieses Kapitel ist gespickt mit Tipps, Fragestellungen und Übungen. Es ist dir überlassen, ob du zuerst das ganze Kapitel liest und dann auf die Übungen eingehst, oder ob du ein Kapitel nach dem anderen inklusive der Übungen durcharbeitest. Wenn du ins Stocken gerätst, sei geduldig und nachsichtig mit dir, denn was du ein Leben lang gelebt hast, lässt sich nicht in Sekunden verändern. Geniesse den Prozess, deine Einsichten und deine Entwicklung.

Es geht auch per Anzeige

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Unsere Seele sucht ihre eigenen Wege. Wehren wir unsdagegen, leiden wir. Lassen wir uns im Vertrauenfallen, entdecken wir den Sinn in jeder Lebenslage.

»Adoptivkind zu vergeben.« Eine Anzeige 3.5 x 3.5 cm klein in der Luzerner Zeitung.

Hans und Finette Haering stach das Inserat ins Auge und das Kind wurde ihnen zugesprochen. Ich weiss nicht, ob es mehrere Bewerber und eine angemessene Evaluation gab oder ob die leibliche Mutter einfach froh war, dass sie einen Abnehmer für ihren Balg gefunden hatte. Jedenfalls vereinbarten die Parteien, dass die Mutter bereits für die Geburt des Kindes in die Schweiz kommen und die zukünftigen Adoptiveltern alle damit verbundenen Kosten übernehmen würden. Gesagt, getan. Die Mutter entschwand nach der Niederkunft genauso lautlos, wie sie gekommen war. Ins Nichts. Job erledigt.

Hans und Finette fielen als ein ungleiches Paar auf. Sie, 35 Jahre alt, gross und schlank mit grell roten und auftuppierten Haaren, spindeldürr und mit Schmuck übersäht oder besser, mit Klunkern vollbehangen. Einen Arm winkelte sie stets an, denn so liess sich die Handtasche am besten präsentieren und das wirkte, ach, so adrett.

Er, 45 Jahre alt, mittelgross, eher rundlich, Glatze. Seine Kleidung eher bescheiden zurückhaltend, die Hosen meist etwas zu lang. Es war vor allem sein Wunsch ein Kind zu adoptieren, denn Finette konnte ihm keine schenken. Das habe ich erst sehr viel später erfahren.

Offenbar behielten sie mich bis zum 4. Oktober, also sieben Tage im Spital, Kosten CHF 149.--. Natürlich erinnere ich mich nicht an diese ersten Tage und auch nicht an die darauffolgenden, denn es gab später niemanden, der es als seine Aufgabe angesehen hätte, mir davon zu erzählen.

Ich startete mit einem äusserst miserablen Gesundheitszustand ins Leben, litt an einer schweren Lungenentzündung und wurde knapp einen Monat nach meiner Geburt ins Inselspital nach Bern gebracht, wo ich die nächsten drei Monate damit verbrachte ums Überleben zu kämpfen. In Isolationshaft sozusagen. Mehr als nur ein Mal hing mein Leben an einem seidenen Faden. Zur Sicherheit wurde ich notgetauft. Die telefonische Übermittlung muss hektisch vollzogen worden sein, denn mein Name wurde dabei falsch kommuniziert und seither lebe ich amtlich mit dem Vornamen Antonietta. Eine offizielle Richtigstellung hätte bedingt, dass ich mich einem psychologischen Gutachten unterziehen würde, das war es mir dann doch nicht wert.

Meine Seele hat dann doch beschlossen zu leben und mein Körper erholte sich, so dass ich aus dem Krankenhaus entlassen wurde. Oft wünschte ich mir später, meine Seele hätte sich anders entschieden.

Meine Pflegeeltern, vor allem Hans, standen in regem Kontakt mit meiner leiblichen Mutter. Diese nahm mit Bedauern zur Kenntnis, dass ich krank war, lieferte die notwendigen Angaben zu Schwiegereltern, Heiratsdatum etc. und wünschte dann alles Gute. Immerhin etwas. Von meinem leiblichen Vater habe ich nie etwas gehört, er hat sich drei Monate nach meiner Geburt das Leben genommen. Soviel zur Portion Lebensgeist, die ich genetisch mitbekommen habe.

Strenge Sitten

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Prägung – sie erfolgt geplant und ungeplant zugleich. Sie überzieht Gene und Vererbung wie der Mörtel die Backsteine. Ungeplant kann sie erheblichen Schaden anrichten, geplant Wunder vollbringen.

Bei Hans und Finette lebte noch ein Kind. Hanspeter war zwei Jahre älter als ich, der Sohn einer Schwester von Finette, Nina und lebte sozusagen als Leihgabe bei den Haerings. Nina schaffte es nicht, für ihren Sohn zu sorgen und überliess ihn daher ihrer Schwester. Doch klappte diese Übereinkunft nicht wirklich, denn Hanspeter konnte Finettes Wunsch nach einem eigenen Kind nicht stillen.

Ich erinnere mich kaum an die ersten Jahre meiner Kindheit. Das Lebensglück meiner Adoptiveltern – sie nenne ich fortan ›Eltern‹ – schien noch nicht komplett. Finette betrachtete mich als das Kind von Hans und sie wünschte sich wiederum eines ganz für sich. Also adoptierten die Beiden einen weiteren Jungen: Thomas, drei Jahre jünger als ich, blonde Haare, blaue Augen, ganz so wie ich. Die Leute sollten glauben, wir seien echte Geschwister. Finette war geradezu aus dem Häuschen und verhätschelte Thomas von Anfang an, war er doch so süss mit seinen blauen Äuglein und seinen blonden Härchen.

Dennoch frage ich mich, was Muttersein für sie bedeutete. Ich kann mich nicht erinnern, dass sie je eines von uns Kindern liebkost hätte, dass sie mit uns gespielt hätte, dass sie mit uns spazieren gegangen wäre. Sie nähte uns Kleider, zog uns hübsch an, ja, daran erinnere ich mich. Ich sehe noch Fotos vor mir, auf denen alle drei Kinder in den Sonntagskleidern aufgereiht nebeneinander stehen. Die ganze Familie wie Ausstellungsmöbel vorgeführt.

Vater bekamen wir tagsüber nie zu Gesicht. Er arbeitete auswärts, ging früh, kam abends spät oder blieb sogar die ganze Woche weg. Doch wenn er Zeit zu Hause verbrachte, war er derjenige, der mit uns den Wald durchforstete, kochte und uns als Babys die Flasche gab. Finette empfand uns oft als zu laut oder zu aufsässig, jedenfalls verbrachten wir viele Stunden im Badezimmer oder im Schlafzimmer eingesperrt, einzeln natürlich. »Bis ihr wieder zur Vernunft gekommen seid«, hallten ihre schrillen Worte durch den Raum. Auch die Strafe ›ohne Znacht ins Bett‹ kenne ich nur allzu gut. Häufig zog sie uns die Ohrläppchen lang, aua, das war schmerzhaft.

Vater beeindruckte mit konsequenter Strenge. Widerreden gab es nicht, Ungezogenheit auch nicht. Ich habe aufgehört zu zählen, wie oft ich den Befehl hörte: »Hol den Teppichklopfer«, dann wurde hart zugeschlagen und es gab eine Extraportion mit dem Kommentar: »Jetzt weisst du wenigstens, warum du weinst.« Danach ab ins Zimmer.

Die Jahre plätscherten dahin. Immerhin genossen wir eine vortreffliche Erziehung. Und die Ferien erlebte ich als entspannte Familientage. Im Sommer in die Berge, im Winter zum Skifahren. Auch hier galt es durchzuhalten, zu parieren, keine Schwäche zu zeigen, stark zu sein. Wer beim Skifahren hinfiel, hatte sich selber zu helfen. So lag ich in San Bernardino einmal eine geschlagene halbe Stunde im Schnee, bis ich es endlich geschafft hatte, meine Skier loszuschnallen und aufzustehen. Alles Weinen, Schreien, Stampfen nutzte nichts. Ich war gerade mal vier Jahre alt!

Ganz selten besuchten wir ein Restaurant. Doch es kam das Highlight: Kaffee und Kuchen wurden angekündigt. Voller Stolz und Übermut lud ich ein befreundetes Mädchen zum herrlichen Kuchengenuss mit ein. Kurz und knapp der Kommentar meines Vaters: »Du hast, ohne zu fragen jemanden mitgebracht, also gibst du deinen Kuchen deinem Gast.« Ich stand da wie der Esel am Berg, verdattert, verärgert, schnappte nach Luft und brachte kein Wort heraus. Ein tiefer Stich durchbohrte mein Herz. Diese Episode hat mich unbewusst tief geprägt. Nie mehr brachte ich unangekündigt Freunde mit nach Hause, meine Spontanität löste sich in Luft auf und nur mit viel Mühe gelang es mir später, sie wieder unter dem emotionalen Schutt auszugraben.

Einfach weg

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Wie fühlt es sich an, verlassen zu werden? Nicht einbezogen oder informiert, aber betroffen zu sein löst in uns Unsicherheit und Angst aus. Unbeantwortete Fragen stehen im Raum und nähren Selbstzweifel und Selbstverurteilung, was tiefe, dunkle Löcher in unser Herz gräbt.

Finette ade

Als ich ungefähr acht Jahre zählte, tauchte plötzlich ein neuer Mann, Kurt, in unserem Leben auf. Er schlief im Gästezimmer der zweiten Wohnung (wir bewohnten zwei Wohnungen auf dem gleichen Stock-werk), begleitete uns ab und zu bei Ausflügen und sogar einmal in die Ferien. Mir war dieser schmierige Typ nicht geheuer. Braungebrannt, Goldkettchen, grosskotzig.

Wie ein Blitz aus heiterem Himmel traf uns eines Tages die Botschaft, dass Finette nun eine eigene Wohnung mieten werde und fast gleichzeitig wurde Hans-Peter, mein älterer Bruder gezwungen, zu seiner Mutter Nina in die Stadt zu ziehen. Ab sofort erwartete man von ihm, dass er Tante Nina mit Mueti und Finette – ehemals Mueti – mit Tante Finette ansprach. So einfach regelten die Erwachsenen unsere Familienangelegenheiten.

Ich verstand die Welt nicht mehr. Wie ein Dieb in der Dunkelheit schlichen sich diese schmerzerfüllten Ereignisse ohne Vorankündigung und aufleisen Sohlen bei uns ein. Niemand sprach darüber, niemand erklärte uns, was hier alles vor sich ging. Als wären Hans-Peter und Finette vom Tod persönlich abgeholt und ins dunkle Nichts entführt worden. Per Stichtag ohne Abschied aus unserem Leben verschwunden. Es wurde nicht mehr über sie geredet, sie wurden totgeschwiegen und verbannt aus unserem Leben. Weder trafen wir Hanspeter je wieder, noch waren Besuchsrechte oder dergleichen mit Finette vereinbart worden.

Heute weiss ich natürlich: Der braungebrannte Lackaffe hatte sich ins Herz von Finette eingeschlichen, die Ehe meiner Eltern war zerrüttet und die Scheidung stand vor der Tür. Thomas und ich blieben bei Vater, denn nur er war rechtlich dazu ermächtigt uns gross zu ziehen. Finette hatte noch nicht das 40. Lebensjahr erreicht, was damals als Mindestalter für die Übernahme einer Adoption galt.

Finette und Kurt blieben nicht lange ein Paar. Wahrscheinlich genoss Kurt ein tolles Abenteuer, liess sich eine Zeitlang finanziell über Wasser halten und amüsierte sich – und das war’s. Kurz nachdem Finette bei uns ausgezogen war, trennten sich die beiden.

Ich kann nicht mal behaupten, ich hätte Finette ungeheuer vermisst, sie war ohnehin nicht besonders präsent gewesen in meinem Leben. Aber in jener Zeit fühlte ich mich mir selbst überlassen. Ich öffnete den Gefrierschrank, legte meine Gefühlswelt hinein, verschloss die Tür mit Doppelschloss und leitete so meine emotionale Eiszeit ein.

Im Leben funktionierte ich wie ein Zahnrädchen, gehorsam fügte ich mich in die Maschinerie ein. In der Schule brillierte ich, zu Hause vermied ich Ärger und ich tat alles Erdenkliche, um erwachsen zu sein.

So vermied ich Schmerz und gewann ab und zu das Wohlwollen der Erwachsenen, auch wenn das nur bedeute, dass ich länger fernsehen durfte.

Die Odyssee der Haushälterinnen

Es begann die Odyssee der Haushälterinnen. Die erste, Maria, war nett. Eine grosse, stattliche Frau mit dunklen Haaren und weichen Gesichtszügen. Ihr Herz strahlte und war geräumig genug, um uns darin aufzunehmen. Dank ihrer mütterlichen Art fühlten wir uns bei ihr geborgen. Leider verliess sie uns bereits nach kurzer Zeit, da die Gicht ihre Hände entstellte und sie die Arbeiten im Haushalt nicht mehr zufriedenstellend erledigen konnte.

Der reinste Horror brach über uns herein als Vater Ellie, eine kleine hagere, zähe Deutsche mit Brille und ›Bürzi‹ einstellte. Ellie führte den Haushalt mit eiserner Hand und verpetzte uns bei jeder Gelegenheit bei Vater. Der dann, müde von der Arbeit, mal wieder zum Teppichklopfer griff oder uns ins Zimmer sperrte. Ab und zu flohen wir zu Maria, sie wohnte zum Glück noch in der Nähe und bereitete uns leckere heisse Schokolade zu.

Ich wurde damals sehr schnell ›erwachsen‹. Denn Vater war in seinem Job sehr engagiert, Thomas erst fünf Jahre alt und die Haushälterinnen verliessen uns jeweils gegen 18:00 Uhr abends und auch am Wochenende blieben wir ungestört.