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Homo sapiens. Homo consumens. Und jetzt - Homo demens. Die Devolution der Spezies Mensch im Postfaktum des Medienzeitalters. Als Opfer des technologischen Fortschritts hat sich die vermeintliche Krone der Schöpfung längst zum willfährigen Sklaven ihrer Entwicklungen gemacht, das Denken an elektronische Helfer delegiert und sich der Aufmerksamkeitsökonomie ergeben. So ist die Kapazität des hominiden Arbeitsgedächtnisses seit Einführung des Smartphones im Jahr 2007 messbar von fünfzehn auf elf Sekunden gesunken. Wir entwickeln uns zurück. Und sind deswegen zusehends leichter manipulierbar. Das unterstreichen insbesondere die zurückliegenden drei Jahre, die hinsichtlich Segregation, Propaganda und Social Engineering unweigerlich Erinnerungen an düstere Zeiten totalitärer Regime wachrufen. Dabei handelt es sich vermutlich nur um die Aufwärmphase eines neofeudalistischen Herrschaftsmodells der "Global Governance", das sich anschickt, tradierte Moralvorstellungen, allgemeine Menschenrechte und demokratische Prinzipien endgültig hinter sich zu lassen. Im Rahmen von 37 fundiert recherchierten Artikeln, Essays, Kommentaren und Polemiken betreibt der Autor Ursachenforschung, geht der Frage nach, wie die organisierte Kriminalität des supranationalen Korporatismus und das technokratische Dystopia der postulierten Zeitenwende Raum greifen konnten. Tom-Oliver Regenauer eruiert anhand einer Vielzahl von Originalbelegen historische sowie wirtschaftliche Zusammenhänge und macht deren Relevanz für den verstörenden Status Quo nachvollziehbar. Mit spitzer Zunge seziert und kommentiert er die sozioökonomischen, geopolitischen und kulturellen Entwicklungen unserer Epoche fernab gängigen Schubladendenkens.
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Seitenzahl: 609
Veröffentlichungsjahr: 2023
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Für die Zukunft.
Gegen Tyrannei.
Prolog
Spaziergang ins Ungewisse
Parallelwelt Narrativ
Mao, Yale und die Hegemonie
Sport ist Mord
Trotzki, Commonwealth und Wall Street
Die Trojanische Herde
Ordo Ad Chao
Bioethik: Eugenik der Spätmoderne
Krise – oder Krieg?
Destination Technokratie
Ukraine: Falsche Freunde – falsche Feinde
Nichts ist unmöglich
Sie waren nie weg
Twitter, Trikolore und totale Hysterie
The Day After – Der Tag danach
Konstituierte Kriminalität
Kollektive Selbstzerstörung
Grün – das neue Braun
Ideologie der Zeitenwende
Pest oder Cholera?
Tragik und Hoffnung
Spätrömische Dekadenz 2.0
Liberale Luftpumpen
Working Class Hero
Überhitzte Kulturrevolution
Homo demens
Der Staat bin ich!
Vorboten von Dystopia
Aufarbeitung – Jetzt!
Groteske Proteste
Dekuvrierte Coolness
Gestatten – Bertrand Russel
Schaumfabrik Hollywood
Normierter Kollektivismus
Kakophonie des Korporatismus
Das Leben ist schön!
Vorwand oder Vorsatz
Über den Autor
Das dritte Jahr »New Normal« hat sich unlängst mit einigem Getöse verabschiedet. Gemischte Gefühle bestimmen den unvermeidbaren Rückblick auf die vergangenen zwölf Monate. Denn auf der einen Seite nimmt die oktroyierte »Zeitenwende« mit all ihren Kollateralschäden weiter Fahrt auf – während sich auf der anderen Seite, auf den rauchenden Ruinen des neofeudalen Raubtierkapitalismus, bereits Keimzellen einer freiheitlich-dezentral organisierten Zivilgesellschaft von morgen verbinden.
Aus der vermeintlichen Jahrhundert-Pandemie, deren disruptives Momentum die Zivilisation seit Anfang 2020 in Atem hielt, erhob sich binnen kürzester Zeit eine geradezu ohrenbetäubende Kakofonie multipler Krisen. Die leise Hoffnung auf eine Restauration der alten Normalität, die insgeheim wohl nicht wenige bis heute hegen, dürfte nun allmählich auch bei den größten Optimisten einem tristen Realismus weichen.
Sozioökomische Turbulenzen weiten sich aus, die supranationale Machtübernahme demokratisch nicht legitimierter Bürokratien schreitet voran und die im Kern inhumane »vierte industrielle Revolution« durchdringt zusehends den Alltag. Die Gesellschaft ist gespaltener denn je, das ohnehin brüchige Konstrukt bundesdeutscher Fassadendemokratie zerschlagen wie eine Glasscheibe. Die Scherben lose auf dem Boden verteilt. Spontane Ordnung greift wider die evolutionäre Natur eher selten Raum. Und jeder neue Spaltpilz, den die Dirigenten des Chaos in den öffentlichen Raum treiben, wirkt wie ein Hammer, zerlegt die kläglichen Reste eines matt-trüben Zeitfensters mit Blick gen Zukunft in weitere Splitter. Die Echokammern werden kleiner – und die Angsträume grösser.
Ja, tatsächlich wird absolut nichts mehr werden, wie es einmal war. Das ist vielleicht auch gut so. Denn auf der Habenseite hat das Jahr 2022 gezeigt, was möglich ist, wenn Gleichgesinnte zusammenfinden und -arbeiten, wenn Altruismus über finanziellen Interessen steht, wenn Liebe sich gegen Hass bewährt. Das Potenzial ist riesig – und das uns umgebende System von Grund auf krank und destruktiv. Zeit, es zu erneuern. Aus den Resten seiner autonomen Fundamente heraus, anstatt durch Klassenkampf von oben. Eine gerechtere, humanere und dezentraler organisierte Welt ist jederzeit möglich. Zweifelsohne. Doch ohne die bitteren Erfahrungen, Erkenntnisse und Ernüchterungen der jüngeren Vergangenheit hätte sich die Menschheit vermutlich niemals aufgerafft, nie genötigt gesehen, dieses überbordende Veränderungspotenzial zu realisieren.
Bedauerlicherweise lernt der Homo sapiens oft erst durch Schmerz, anstatt sich durch Lehre oder Anleitung zu vernünftigerem Handeln inspirieren zu lassen. So sekundieren die in Unruhe, Unsicherheit und Unmut kulminierenden Krisen, Konflikte und Kriege der Postmoderne nicht nur das Ende einer Ära, sondern evozieren auch die natürliche Gegenbewegung. Die entmenschlichende Technokratie, die organisierte Kriminalität in der Spitzenpolitik, die mafiösen Umtriebe von »Public Private Partnerships« und NGOs sowie die unstillbare Gier des globalisierten Korporatismus zeitigen ein Panoptikum an epochalen Zäsuren, das für die Spezies Mensch eine geradezu historische Chance offeriert. Die Chance, sich endlich von den Zwängen eines feudalistischen Systems zu lösen, das zulasten der vielen stets nur den wenigen gedient hat.
Zu keinem Zeitpunkt der Zivilisationsgeschichte waren sich dessen mehr Artgenossen auf diesem Planeten parallel bewusst als in diesem Moment. Denn das gesichtslose Imperium hat seine hässliche Fratze im Jahr 2022 vollends offenbart. Biosicherheitsdoktrin, schamlose Oligarchie und globalisierter Überwachungsstaat. Die geopolitischen Rochaden, die geoökonomischen Transformationsprozesse, die sozialethischen Dammbrüche sowie der kulturrevolutionäre Dogmatismus sprechen für sich. Die Masken sind endgültig gefallen. Der Gegner hat Kontur.
Risse in der Matrix eines aufblühenden Totalitarismus werden nur noch hastig und mit zunehmend schizophren anmutenden Narrativen oder Strohmännern kaschiert. Plumpe Flickschusterei für Lügengebilde und Potemkinsche Dörfer.
Wer jetzt noch mitmacht, ist entweder nicht im Vollbesitz seiner geistigen Fähigkeiten – oder verschreibt sich wissentlich der dunklen Seite der Geschichte. Bornierter Mitläufer will ja später keiner gewesen sein.
So war 2022 für mich primär ein Jahr der Menschen. Das Jahr jener Despoten und Lügner, die eine Amnestie für ihre Vergehen im Zuge der COVID-Krise einfordern, sich aber Amnesie erhoffen. Jener Funktionäre, die sich nicht entschuldigen oder abtreten müssen, weil Rufmord an Andersdenkenden ihr Auftrag ist. Ad hominem ihr Mittel der Wahl. Das Jahr jener Hetzer, die Begriffe wie Solidarität, Frieden und Pazifismus ad absurdum führten, um George Orwells 1984-Slogan »Krieg ist Frieden« zu schwer erträglicher Realität werden zu lassen.
Das Jahr des Neusprech, des blinden Kollektivismus, der kognitiven Dissonanzen und fortgesetzten Devolution des Homo sapiens als Sklave von Plattformökonomie und technologischem Fortschritt – was auch den von einem meiner Essays übernommenen Buchtitel erklärt. Und das Jahr postfaktischer Propaganda jenseits düsterster Vorahnungen, in dessen Verlauf noch einmal unmissverständlich klargestellt wurde, dass von Konzern-, Leit- und Massenmedien kein Journalismus nach Definition des Pressekodex mehr zu erwarten ist. Die sogenannte vierte Säule der Demokratie formen längst die neuen Medien. Ohne ihr Engagement hätte sich der eisige Würgegriff des Totalitären ungleich schleppender gelockert. Aus diesem Grund werden sie so massiv attackiert, diffamiert, blockiert und zensiert. Ein bittersüßes Stigma des Erfolgs. Obgleich dieser lediglich temporärer Natur sein dürfte. Denn die vergangenen drei Jahre waren wohl nur die Aufwärmphase für eine Dekade der Tyrannei. Der »Kick-off«. Sie haben den Weg nach Dystopia geebnet.
In Erinnerung bleiben wird mir das Jahr 2022 aber vornehmlich aufgrund all der positiven Begegnungen mit Menschen. Denn nie zuvor traten binnen weniger Monate so viele Personen in mein Leben, mit denen ich nicht nur Überzeugungen, Werte und moralische Prinzipien teile, sondern auch Leidenschaften, Lebenslust und die »unerträgliche Leichtigkeit des Seins« (M. Kundera, 1985). Es war dies ein äußerst produktives, ermutigendes und bereicherndes Jahr, das mir neuerlich vor Augen führte, was Worte bewegen. Dass die Feder mächtiger ist als das Schwert, habe ich immer schon gewusst. Dass sie – getränkt von Information, Authentizität und Courage – die schärfste Waffe der Aufklärung ist, das mächtigste Bollwerk der Wahrheit, durfte ich nun anno 2022 dank einer Vielzahl von Rückmeldungen am eigenen Leibe und in aufrichtiger Dankbarkeit erfahren.
Dies in einer Intensität, wie sie mir bisher nur im Rahmen meines musikalischen Schaffens begegnete. Die aus meiner Schreibarbeit entstandene Korrespondenz, die mannigfaltigen Kontakte und die zahlreichen Gespräche mit interessanten Menschen verschiedenster Couleur haben mein Leben zusätzlich bereichert. Es erfüllt mich mit einem ungemeinen Glücksgefühl, wenn ich erfahren darf, dass jene Buchstaben, die ich, zumeist umgeben von der losgelösten Ruhe der Nacht, auf weiße Seiten banne, Effekte haben, Veränderungen anstoßen, Momentum generieren und Prozesse auslösen. Wenn ich erkennen kann, dass die über Texte kommunizierten Informationen absorbiert, reflektiert, verifiziert und multipliziert werden. Denn die Gedanken sind frei; und Ideen die weithin sichtbaren Leuchttürme im grauen, niederdrückenden Nebelschleier eines sedierenden Konformismus.
Also lasst uns realistisch sein und das Unmögliche versuchen.
Im Lichte dieses Mottos freue ich mich, in der vorliegenden Anthologie nun insgesamt 37 im Verlauf des vergangenen Jahres entstandene Texte, Artikel, Essays und Polemiken präsentieren zu können. Konserviert in physischer Form, auf Papier, um sie vor der digitalen Bücherverbrennung zu bewahren, die das freie Internet wie ein bösartig wuchernder Tumor durchdringt. Aufgrund des Formats meiner Arbeiten, die zumeist online publiziert werden, habe ich, wie im letzten Jahr, auf das Anfügen von Fußnoten im Buch selbst verzichtet, da alle referenzierten Quellen oder Links – und wir sprechen für 2022 von einer vierstelligen Anzahl – jederzeit über meine Webseite nachzuvollziehen sind, wo alle Texte kostenlos, nummeriert und in chronologischer Reihenfolge als PDF-Datei zum freien Download zur Verfügung stehen (URL: www.regenauer.press/blog).
Sollte die Webseite, aus welchen Gründen auch immer, einmal offline sein, sind alle Texte jederzeit als ZIP-Archiv via E-Mail an »[email protected]« erhältlich. Begriffe, Informationen und Feststellungen, die im Original-Text mit weiterführenden Dokumenten belegt oder verlinkt sind, wurden im Buch unterstrichen, um die Verifikation der Angaben über das jeweilige PDF-Dokument zu erleichtern. Etwaige Redundanzen bei Quellenangaben oder Bezügen bitte ich bereits vorab zu entschuldigen. Die ein oder andere Information habe ich absichtlich in mehreren Artikeln referenziert, da ich sie für extrem wichtig halte.
Ausgangs möchte ich mich dafür bedanken, dass Sie mit dem Erwerb dieses Buches dabei helfen, meine Arbeit in analoger Form für die Nachwelt zu erhalten. Denn »wer in der Zukunft lesen will, muss in der Vergangenheit blättern«, wie André Malraux zu sagen pflegte. Daher: vielen herzlichen Dank!
Ich hoffe, mit meinen Texten einen fundiert recherchierten, ungefilterten Gegenpol zu offiziellen Narrativen und von Partikularinteressen geleiteter Propaganda darstellen zu können, um so den ein oder anderen konstruktiven Diskurs anzuregen. Ich will weder missionieren noch überzeugen – sondern kontextualisieren und kommentieren. Ich möchte Information und Wissen teilen, um jedem Leser zu ermöglichen, über Triangulation aller verfügbaren Daten seine eigene Position zu bestimmen. Denn nichts ist wichtiger für eine faire, inklusive und eigenverantwortlich organisierte Gesellschaft als offene Debattenräume. Nur in konstruktiver Auseinandersetzung mit allen verfügbaren Informationen, Ideen und Meinungen entstehen nachhaltige, holistische Denkmodelle. Und tragfähig sind Lösungen nur dann, wenn sie auf einem breiten Fundament ruhen. Wer Andersdenkende ausgrenzt, Deutungshoheit beansprucht, Medien zensiert und politische Gegner diffamiert, handelt zutiefst antidemokratisch und – im Wortsinn – asozial. Denn wir sind eine Menschheitsfamilie. »Divide et impera« dient nur jenen, die diese beherrschen wollen. So schreibe ich für alle und streite mit jedem. Das ist die Essenz von Demokratie. Eine Demokratie, die Meinungspluralismus verteufelt und eine gesunde Streitkultur unterbindet, ist keine.
Tom-Oliver Regenauer
| Montagnola, im Januar 2023
Alternative Staats- und Gesellschaftsformen: Ein Thema, das für Politikverdrossene wenig Charme versprüht. Dabei müsste man jetzt vorbehaltlos in der Breite diskutieren, wie es nach Corona politisch weitergehen kann. Sonst laufen die Montagsspaziergänge sprichwörtlich ins Leere.
Chaos, Mord und Totschlag. Das sind die ersten Assoziationen vieler Menschen, wenn sie den Begriff »Anarchie« hören. Dabei trifft diese Beschreibung in keiner Weise auf das zu, was mit der häufig fehlinterpretierten Vokabel gemeint ist. Was die meisten vorschnell als Anarchie bezeichnen, nennt sich Anomie – eine völlige Abwesenheit sozialer Normen, Regeln und Ordnung; während Anarchie im Kern für die »Abwesenheit von Herrschaft« steht. Genauso oft hapert es beim zurecht politikverdrossenen Wähler am Detailwissen um Basisdemokratie, Libertarismus, Voluntarismus, Sozialismus, Kommunismus, oder auch Totalitarismus. Alternative Staats- und Gesellschaftsformen sind für manchen nur abstrakte Begriffe.
Deswegen haben viele Menschen wohl erst spät Bedenken gegenüber einem immer autoritärer agierenden Staat entwickelt. Auch Autonomie, Naturrecht und Spontane Ordnung sagen vielen treuen Anhängern etablierter Parteien bisher vermutlich wenig. Denn auch ihre eigene Demokratie ist ihnen oft fremd. Und über dieses Konstrukt hinaus zu gehen für viele unmöglich. Von der Fähigkeit, »out of the box« zu denken, werden Menschen in den Mühlen staatlicher Bildung seit Dekaden entwöhnt. Doch genau über echte Alternativen zum herrschenden System müssten jetzt alle politischen Lager ohne Vorbehalte und ergebnisoffen diskutieren. Bevor sie in Scharen zu Spaziergängen aufbrechen – sonst laufen diese am Ende sprichwörtlich ins Leere.
»Wenn wir nicht klug genug sind, Autorität in Frage zu stellen, wie können wir dann klug genug sein, uns in einem demokratischen System zu engagieren? Demokratien funktionieren nur, wenn Menschen Autoritätspersonen zur Rechenschaft ziehen.« (Joss Sheldon)
Die Proteste gegen die schizophrene Corona-Politik sind mit der Ausrufung von Impfpflichten im bürgerlichen Spektrum angekommen. Auf tausenden friedlichen Spaziergängen mit Millionen von Teilnehmern verleiht ein breiter Querschnitt der Bevölkerung seinem Unmut über den verstetigten Ausnahmezustand sowie die Diffamierung von Häretikern und Nonkonformisten Ausdruck. Die sämtliche Schichten der Gesellschaft repräsentierenden Demonstranten wissen genau, gegen was sie da aufbegehren.
Dennoch bleiben auch Montagsspaziergänge der Massen nur ein folgenloser Spießrutenlauf mit dem Staatsapparat, können oppositionelle Bewegungen keine Vision für den Zustand nach der Krise artikulieren. Denn »der Ziellose erleidet sein Schicksal«, wie Immanuel Kant es beschreibt – »der Zielbewusste gestaltet es«.
Gegen etwas zu sein ist leicht. Für etwas zu sein aber viel wichtiger, wenn eine Widerstandsbewegung nachhaltige Veränderungen herbeiführen möchte. Dass es keine Rückkehr zur alten Normalität geben wird, ist mittlerweile jedem klar. Die wurde vom evidenzlosen Corona-Feudalismus unwiederbringlich zerstört. Zum Teil ist das auch gut so. Denn die zivilgesellschaftlichen Fehlentwicklungen der Vergangenheit haben erst dazu geführt, dass Corona möglich wurde. Der Nährboden für die aktuelle Massenhysterie wurde in der Vergangenheit bereitet. Diese Erkenntnis birgt eine einmalige Chance für die freiheitlich organisierte Zivilgesellschaft – trotz des Umstandes, dass das infantile »New Normal« derweil immer obskurer und abstoßender wird und die letalen Folgen der Krisenpolitik nicht mehr unter den Teppich zu kehren sind.
Die disruptive Natur der vermeintlichen Jahrhundertpandemie hat nicht nur massive Risse im Fundament des gesellschaftlichen Selbstverständnisses verursacht, sie hat auch die Schwachstellen, kriminelle Energie und autoritären Züge eines scheintoten Systems offenbart, welches mit allen ihm zur Verfügung stehenden Mitteln versucht, sich an der Macht zu halten. Das Monster namens Staat ließ seine Maske fallen. Ironischerweise indem es seine Bürger zunächst zwang, eine solche zu tragen, um Gehorsam zu signalisieren. Das System machte anschließend mehrfach unmissverständlich klar, wer das Gewaltmonopol innehat.
Lockdowns und Masken markierten jedoch erst den Anfang eines grotesken Schauspiels totalitärer Anmaßungen seitens Politik, Staat und Konzernwirtschaft. So haben Pharma-Faschismus, Diffamierung kritischer Prominenz sowie völlige Ignoranz von allseits anerkannten Grund- und Menschenrechten letztlich dazu geführt, dass mehr Menschen als je zuvor realisierten, von was sie da regiert werden. Die Protestbewegung gewinnt daher nicht nur national an Momentum. Sie hat mittlerweile das globale Potential entwickelt, der Pandemie-Politik in überschaubarer Zeit und mit friedlichem Protest Einhalt zu gebieten.
Aber das wird nicht das Ende des technokratischen Totalitarismus sein, dessen soziale, digitale und finanzielle Infrastruktur im Zuge von drei Mega-Events – 9/11, Finanzkrise und COVID-19 – vorbereitet, ausgerollt und zum Großteil bereits implementiert wurde. Für wirksame, kontinuierliche Veränderungen hin zu einer humaneren Gesellschaft, wird es daher nicht genügen, dem Pharma-Diktat ein Ende zu setzen. Denn die nächste Krise folgt auf dem Fuße – und faschistoide Instrumentarien zur Eindämmung von Krisenszenarien aller Art sind zwischenzeitlich Gesetz. Aus diesem Grund ist es entscheidend, jetzt lagerübergreifend zu diskutieren, wohin die gesellschaftspolitische und ökonomische Reise gehen soll. Es gilt, eine tragfähige Vision dessen zu artikulieren, was nach Corona kommen könnte. Dazu muss die allgemeine und systeminhärente Politikverdrossenheit überwunden werden. Denn eine echte Demokratie, wie auch jede andere partizipative Staatsform, erfordert politische Bildung, persönliches Engagement, sozialen Charakter und den Willen, eigene Positionen kritisch zu hinterfragen. Diese einmalige Chance globaler Mobilisierung der Menschheitsfamilie gegen Oppression darf nicht ungenutzt bleiben.
»Du wirst die Dinge niemals ändern, indem du das Bestehende bekämpfst. Um etwas zu verändern, baue ein neues Modell, welches das alte überflüssig macht.« (Buckminster Fuller)
Dass es für das Zusammenleben der Zukunft kein Patentrezept, keinen unfehlbaren Plan gibt, ist logisch. Die derzeitige Situation ist einmalig. Sie betrifft die ganze Welt. Und jedes theoretische Gesellschaftsmodell hat Vor- und Nachteile, Stärken und Schwächen. Die reine Lehre existiert nicht. Kein Vordenker hat die absolute Wahrheit für sich gepachtet. Obwohl zum Beispiel libertäre Theoretiker wie Milton Friedman, Ludwig von Mieses, Friedrich Hayek, Karl Popper oder Hans-Hermann Hoppe vielversprechende Thesen für eine freiheitliche Gesellschaft formuliert haben, müssen ihre Ideen mit Vertretern anderer Positionen diskutiert werden, um im Stresstest und in der Abwägung aller Konzepte ein tatsächlich realisierbares Vorgehen zu entwickeln, das eine Mehrheit der Bevölkerung bereit ist mitzutragen. Daher müssen gleichsam Anregungen aus anderen staats- und sozialtheoretischen Bereichen Gehör finden. Auch wenn im Speziellen sozialistische oder kommunistische Theorien für mehr Staat stehen – was gerade nicht die Lösung sein kann, wenn der korrupte Staat wiederholt Auslöser sozioökonomischer Katastrophen und Kriege ist. Diesbezüglich ins Detail zu gehen, würde jedoch den Rahmen dieses Beitrages sprengen.
Festzuhalten ist: Viele Konzepte menschlichen Zusammenlebens sind bislang nicht über das Stadium des theoretischen Konstrukts hinausgekommen. Obwohl sie es verdient hätten, ausprobiert zu werden. Andere wurden im Lauf der Geschichte in begrenztem Umfang auf Praxistauglichkeit getestet. Die meisten scheiterten jedoch an sich selbst. Und die durchaus zahlreichen erfolgreichen Alternativen zum starken Staat, wurden alsbald von einem solchen beendet, um keinen positiven Präzedenzfall entstehen zu lassen, der über seine Zeit hinauswirken könnte.
So ist über die Jahrhunderte zwar ein Potpourri von Ideen für das goldene Zeitalter der menschlichen Zivilisation entstanden, durchgesetzt hat sich aber jedes Mal die gleiche gesellschaftliche Organisationsform. Eine, wie auch immer ausgestaltete, repräsentative Feudalherrschaft der Wenigen über die Vielen. Das Kapital beherrscht den Pöbel. Auch wenn es über Wahlen und Mandate vorgeblich dessen Willen repräsentiert. Dahingehend hat sich seit dem Mittelalter kaum etwas verändert. Die sich konstant intensivierende, extreme Ungleichheit der Vermögensverteilung, spricht diesbezüglich Bände. Eine Gruppe von circa 6000 Superreichen besitzt einen Großteil des Planeten. Historisch einmalige und keinesfalls erstrebenswerte Zustände. Auch der moderne XXL-Staat wächst unaufhörlich weiter, entwickelt sich zum zentralistischen, allwissenden, übergriffigen Moloch. Berauscht von seiner eigenen Machtfülle, wird er diese niemals freiwillig reduzieren. Das wenigstens lehrt die Geschichte, auch wenn die Geschichte den Menschen sonst scheinbar wenig gelehrt hat.
»Das deutlichste Symptom der faschistischen Politik ist die Spaltung. Sie hat zum Ziel, die Bevölkerung in ein wir und ein sie zu trennen.« (Jason Stanley)
Nicht wenige vertreten die Überzeugung, dass der aktuellen Krise mit neuen Parteien und Köpfen beizukommen ist. Doch das ist ein Trugschluss. Denn schlussendlich bedeutet dieses Vorgehen, dass man das Spiel der Mächtigen akzeptiert und sich ihren Rahmenbedingungen unterordnet. Die repräsentative Demokratie, der verfilzte Korporatismus, das ist das Spielfeld der herrschenden Klasse – und die bestimmt die Regeln. Jede Partei, die versucht, in diesem System fundamentale Veränderungen herbeizuführen, ist von vorneherein zum Scheitern verurteilt. Denn sobald sie an der Macht ist, oder auch nur an Einfluss gewinnt, wird sie von den gleichen Mechanismen und Prozessen korrumpiert werden, denen auch die Überzeugungen etablierter Parteien zum Opfer gefallen sind. Das bisherige Spielfeld zu verlassen und sich mit neuen Ideen zu beschäftigen, ist somit ein Imperativ.
Denn sicher scheint: Der Umfang staatlicher Verantwortung muss dringend eingeschränkt werden. Weg vom paternalistischen Fürsorgestaat. Weg vom Konzept des hochdotierten Berufspolitikers, der keinen Bezug mehr zur Lebenswirklichkeit seiner Bevölkerung hat. Es bedarf mehr Elemente direkter Demokratie. Partizipation ist unablässig. Amtszeiten müssen drastisch reduziert werden. Der Staat muss in einem ersten Schritt auf seine Kernaufgaben zurückgefahren werden. Macht muss vom Souverän ausgehen, dezentral verteilt und regional sowie lokal wahrgenommen werden. Dem ausgeprägten Korporatismus, zwischenzeitlich euphemistisch als Stakeholder-Kapitalismus bezeichnet, muss ebenfalls umgehend ein Riegel vorgeschoben werden. Monopole und Oligopole sind abzuschaffen. Konzerne, die ausschließlich von finanziellen Interessen getrieben sind, müssen daran gehindert werden, hoheitliche Aufgaben zu übernehmen. Das gilt in gleichem Masse für nicht-staatliche Organisationen und supranationale Institutionen, die sich über die Gesetzgebung und Interessen von Nationalstaaten und deren Bevölkerung in amoralischer Art und Weise hinwegsetzen.
»Blinder Glaube an die Obrigkeit ist der schlimmste Feind der Wahrheit.« (Albert Einstein)
Ein radikaler Systemwechsel kann nicht von heute auf morgen erfolgen. Daher ist es naheliegend, zunächst den demokratischen Rahmen zu nutzen, um Veränderungsprozesse zu initiieren. Das entsprechende Instrumentarium der Demokratie ist jedem Montagsspaziergänger geläufig. Und die Einführung von Volksabstimmungen, eine verfassungsgebende Versammlung sowie die Stärkung von Lokal- und Regionalpolitik, sind relativ kurzfristig umsetzbare Ziele, die zeitnah ein Fundament für weitere systemische Veränderungen bilden können. Veränderungen, die der gesamten Gattung Homo sapiens zugutekommen, nicht nur einer prädestinierten Elite. Aus einem basisdemokratischen Zustand heraus könnten Schritte in Richtung dezentraler Organisationsformen ins Auge gefasst werden. Wichtig ist dabei vor allem, dass der Diskurs nicht von einem erlesenen Kreis egozentrischer Vordenker im Elfenbeinturm, sondern von der breiten Masse auf der Straße bestritten wird.
Praktikabel erscheinen neben basisdemokratischen Konzepten unter anderem libertäre Ansätze wie die sogenannte Privatrechtsgesellschaft. In Kombination mit einem abgespeckten Staatswesen, das möglichst regional konstituiert ist und primär für innere und äußere Sicherheit Sorge zu tragen hat, könnte ein libertäres Modell in überschaubarer Zeit Erfolg versprechen. Ob und in welchem Umfang ein derartiger Minimalstaat auch für soziale Aufgaben zuständig sein soll, muss in der Auseinandersetzung mit allen Theorien und politischen Strömungen eruiert werden. Inwieweit strukturelle Elemente direkter Demokratie, Minarchie, Anarchie, von Voluntarismus oder Sozialismus vereinbar sind, ist die spannende Frage, die es jetzt ohne Vorurteile und Vorbehalte zu beantworten gilt. Konsens herzustellen, dürfte dabei natürlich eine Herausforderung sein. Vielleicht ist aber auch dieser Weg schon das Ziel. Denn wenn ihn alle gemeinsam gehen, anstatt gespalten von ihren politischen Idealen, hat wahrhaftige Veränderung eine Chance.
Eines steht fest: Es bleibt nicht viel Zeit, um herauszufinden wofür man sich engagieren möchte. Denn die persönliche Freiheit aller Menschen ist in Gefahr. Unabhängig vom politischen Spektrum. Und es könnte angesichts Globalisierung und Vierter Industrieller Revolution die letzte Chance sein, diese zu verteidigen.
Auch wenn bis dato nahezu alle Gesellschaften heteronom instituiert sind, wünschen sich mündige Staatsbürger aller Lager seit langem vor allem eines – mehr Selbstbestimmung. Dabei spielt die politische Gesinnung eine untergeordnete Rolle. Denn von der Spitzenpolitik enttäuscht sind alle. Kaum jemand vertraut ernsthaft dem heutigen, nachweislich korrupten Staatswesen. Und Kategorien wie links oder rechts verlieren in einer minarchischen, anarchischen, basisdemokratischen oder über Privatrecht organisierten Gesellschaft an Relevanz. Die gesellschaftspolitische Debatte würde sich, da regionaler aufgestellt, verstärkt auf Elementarfragen fokussieren. Die von Spitzenpolitik und Leitmedien induzierte Spaltung wäre überwunden, das soziale Miteinander wieder im Fokus. Deswegen bedarf es einer ideologieübergreifenden »Roadmap«, welche einen gangbaren Pfad vom dystopischen Ist-Zustand in Richtung Utopie skizziert. Die übergeordneten Ideale, nämlich die allgemeinen Menschenrechte, teilen im Kern alle politisch ernstzunehmenden Lager. So ist zu hoffen, dass angesichts des absehbaren Scheiterns der Krisenpolitik, alsbald eine Renaissance der Vernunft Einzug hält und ein Ende der Segregation zu beobachten ist.
»Autoritarismus und Rationalismus in unserem Sinn sind unversöhnbar, da das Argumentieren, das Kritik einschließt, und die Kunst des Anhörens von Kritik, die Grundlage des Vernünftigseins sind.« (Karl Popper)
Der Homo sapiens braucht weder einen starken Staat in seiner heutigen Form noch Spitzenpolitiker, um ein geordnetes Zusammenleben zu gestalten. Die Alternativlosigkeit zum heutigen System ist reine Illusion. Das staatliche Bildungswesen indoktriniert nachwachsende Generationen entsprechend und verankert Etatismus, Konformismus und Obrigkeitshörigkeit in der Weltsicht der Adoleszenten. Die Geschichte beweist jedoch, dass es auch anders geht. Während des spanischen Bürgerkrieges in den 1930er-Jahren waren beispielweise große Teile des Nordens komplett anarchisch organisiert – und reüssierten. Waren konnten zum Teil zu einem Viertel der üblichen Kosten bezogen werden. Geld war entweder abgeschafft oder durch Gutscheine ersetzt worden. Es wurde mehr produziert als zuvor. Unbürokratische Entscheidungen in den anarchischen Kommunen trafen Räte oder Versammlungen. Neben der Verbesserung der ökonomischen Situation, wehte zudem ein Geist der kulturellen Revolution durchs Land, der tradierten Formen intellektueller Unterdrückung ablöste und neue Freiheiten brachte.
Vergleichbare Vorgänge gab es in jüngerer Vergangenheit in der Ukraine, Venezuela, Syrien und der Freistadt Christiania in Kopenhagen, welche bis heute Bestand hat. Überall auf der Welt leben Menschen schon jetzt in autonomen Gemeinschaften, die ohne staatliche Subvention oder Intervention zu Rande kommen. Naturrecht und Spontane Ordnung sorgen dafür, dass keine Anomie entsteht. Ein positiver Aspekt solch basisdemokratischer, anarchischer, libertär-autonomer oder privatrechtlicher Gesellschaftsformen ist, dass Kriege bei entsprechender Ausbreitung des Modells zu einem Relikt der Vergangenheit geraten. Denn diese gehen immer von institutioneller Politik, von Staaten mit Hoheitsgebiet aus und werden aufgrund territorialer Ansprüche oder wegen finanzieller Interessen vom Zaun gebrochen. Nicht einzelne Bösewichte haben in den vergangenen Jahrhunderten Abermillionen von Menschen umgebracht – Staaten, ihre Regenten und Financiers waren es.
Daher muss neben der Staatsform in einem zweiten Schritt auch das internationale Fiat-Finanzsystem ersetzt werden. Denn Geld ist der primäre Hebel der Mächtigen, um Kontrolle über den Normalbürger auszuüben. Dabei braucht niemand eine globale Währung oder mächtige Zentralbanken, um Handel zu treiben oder den Lebensunterhalt bestreiten zu können. Dezentrale, unabhängige Finanzmarktkonzepte gibt es, vor allem im Zeitalter der Kryptowährungen, zur Genüge. In Österreich existieren zum Beispiel in nahezu jedem Bundesland lokale Währungen, mit denen man anstatt des Euro bezahlen kann, wie ein Artikel von »Die Presse« schon 2011 berichtete. Und auch in den USA gab es vor der Einführung des heutigen Zentralbanksystems eine Vielzahl regionaler Währungen.
Nicht zu vernachlässigen ist dabei die Tatsache, dass Daten mittlerweile das Gold der Moderne sind. Wer sie kontrolliert, hat Macht. Demnach gilt für die Digital-Oligarchie des Silicon Valley das gleiche, wie für das mafiöse Zentral- und Investmentbankensystem. Ihre Übermacht muss eingeschränkt und der Rohstoff, nämlich die Daten, unter Kontrolle des Souveräns gestellt werden.
Je kleiner die zu verwaltenden Einheiten sind, desto erfolgreicher scheinen sie zu sein. Das unterstreicht der ökonomische Erfolg von Kleinstaaten wie der Schweiz. Diese Erkenntnis steht dem ungehemmten Wachstumsstreben des modernen, aufgeblähten Staates und Finanzsystems diametral entgegen. Deutschland gleicht zum Beispiel schon heute eher einem zentralistisch gesteuerten Sozialismus denn einer freiheitlich konstituierten und eigenverantwortlich organisierten föderalen Demokratie. Der Staat mischt sich nicht erst seit Corona in praktisch alle Bereiche des sozialen und ökonomischen Lebens ein. Politische Agitation und Regulationswahn der Europäischen Union intensivieren kollektivistische Strömungen in allen Mitgliedsländern und führen in Konsequenz zu einem sozialistisch geprägten EU-Bundesstaat, in dem der Nationalstaat, und somit auch das Individuum, zur gesichts-, rechts- und mittellosen Verfügungsmasse allmächtiger Bürokratie verkommt. Das Politbüro lässt grüßen.
»Einen menschlichen Kommunismus oder einen demokratischen Sozialismus gibt es ebenso wenig wie einen vegetarischen Schlachthof.« (Guido Westerwelle)
Um nicht von einem Macht- oder Ideenvakuum korrumpiert zu werden, sollte das Corona-Regime beizeiten abdanken, muss nicht nur der Widerstand, sondern die Gesamtbevölkerung, bereits jetzt über Lösungen sprechen und Schritte definieren, die zu einer neuen, humanistisch geprägten, regional instituierten und möglichst libertären Gesellschaftsordnung führen können. Und auch die Kreise, die den Kurs der Regierung immer noch mittragen, müssen definieren, wie sie nach den traumatisierenden Ereignissen der vergangenen zwei Jahre gedenken, konstruktiv mit der Gegenseite zusammenzuarbeiten, sollte das neokapitalistische Kartenhaus in sich zusammenfallen.
Da bisherige Konzepte gesellschaftlichen Zusammenlebens immer wieder an den gleichen Punkt geführt haben, nämlich in die Katastrophe, scheint nunmehr endgültig die Zeit gekommen, sich neuen, radikaleren Ideen zu öffnen. Denn die Fassadendemokratie vertritt nur ihre eigenen Interessen. Ja – Basisdemokratie erfordert politische Bildung und starkes Engagement des Einzelnen. Und beides ist derzeit Mangelware. Minarchie und Anarchie wurden bisher nur in kleinem Ausmaß praktiziert. Die Privatrechtsgesellschaft wirkt erstrebenswert und vernünftig, ist aber bis anhin ein theoretisches Modell und wohl den meisten Protestierenden fremd. Auch mit echtem Libertarismus haben moderne Gesellschaften bisher wenig Erfahrung gesammelt. Diese hat man allerdings zur Genüge in Bezug auf den Kasino-Kapitalismus, Diktaturen, Sozialismus und Kommunismus – und sollte sie daher nicht wiederholen. Es braucht wahrscheinlich einen neuen Entwurf, der den Anforderungen des modernen Menschen in der heutigen Welt entspricht.
Da zumindest Naturrecht und Spontane Ordnung verlässliche Basiskoordinaten darstellen, muss es möglich sein, von diesem Fixpunkt aus eine Diskussion darüber zu führen, wie Individuen, welche ethnische Herkunft, Ideologie oder Religion sie auch vertreten, in der Zukunft zusammenleben wollen und können – und zwar ohne, dass sich ein omnipotenter Staat in jeden Aspekt des alltäglichen Lebens einmischt, Andersdenkende ausgrenzt und Wohlstand hemmungslos von unten nach oben umverteilt; um im Gegenzug kaum eine seiner Verpflichtungen gegenüber dem Bürger zu erfüllen. Der sogenannte Gesellschaftsvertrag ist so nichts mehr wert. Die Erde ist das Habitat aller Menschen. Und alle Menschen sind gleich. Die friedliebende Menschheitsfamilie muss ihren gemeinsamen Lebensraum lediglich wieder in Besitz nehmen und selbst verwalten, anstatt ihn widerstandlos einer gierigen Oligarchie zu überlassen. Denn die Alternative – ein technokratischer, transhumanistischer Digital-Totalitarismus – wird kaum jemand als lebenswert erachten.
Artikuliert die Gesamtbevölkerung nicht zeitnah eine neue, realisierbare Vision jenes goldenen Zeitalters, das viele Sozialtheorien versprochen, aber nie erreicht haben, werden Spaziergänge, Demos, Umbrüche und selbst Revolutionen maximal eines bewirken – alten Wein in neuen Schläuchen. Bis das Hamsterrad menschlicher Zivilisation in absehbarer Zeit wieder an exakt gleicher Stelle zum Stillstand kommt.
»Wer all seine Ziele erreicht hat, hat sie sich als zu niedrig ausgewählt.« (Herbert von Karajan)
| 08. Januar 2022
Dogmatismus und Zensur sind Stützpfeiler der neuen Normalität. Deutungshoheit ist programmatisch. Mit »The Great Narrative« publiziert das World Economic Forum nun ein weiteres größenwahnsinniges Pamphlet, das elitären Visionen von digitalisiertem Totalitarismus Nachdruck verleihen soll.
»Das Endziel jeder Zensur ist es, nur solche Bücher zu erlauben, die ohnedies niemand liest.« (Giovanni Guareschi)
Eine Zensur findet nicht statt. Das stimmt. Aus Sicht einer selbstgerecht auftretenden Bundesregierung. Denn der Staat macht sich – formal betrachtet – nicht die Hände schmutzig. Er hält sich zumindest vordergründig an den Passus aus dem Grundgesetz. Die Ampel-Koalition, die gemäß Verlautbarungen des unter Korruptionsverdacht stehenden Olaf Scholz, in der Pandemie-Bekämpfung »keine roten Linien mehr kennt«, zensiert trotz zunehmend autoritärer Anmaßungen niemanden direkt.
Die repressive Demokratie lässt ihre Agenda extern durchsetzen und hat das Thema vornehm an Dritte delegiert – an ein unübersichtliches Konglomerat nicht-staatlicher Institutionen, die dafür sorgen, dass unliebsame Fakten, Meinungen und Personen aus der öffentlichen Wahrnehmung getilgt werden. Wenn sich die Wahrheit widerborstig geben sollte, setzt man, anstatt auf Zensur, auf Diffamierung. Correctiv, Psiram, Volksverpetzer, Faktenfuchs und andere Online-Pranger stehen Gewehr bei Fuß, um diese Aufgabe im Sinne des Systems zu erledigen. Ebenso wie Wikipedia, wo eine nicht geringe Anzahl von Autoren eine auffällige Nähe zum Staat aufweist und das Wissensportal tendenziös manipuliert.
Die Politik ihrerseits lässt jegliche Kritik schlicht und einfach an sich abprallen und setzt ihre Agenda stoisch fort. Wie verworren die Antworten auf der Bundespressekonferenz auch sein mögen, wie widersprüchlich die Aussagen auch sind, man wiederholt die Lüge oder täuscht Unwissenheit vor. Verantwortung übernimmt niemand. Die wird so lange negiert und weitergereicht, bis ein Skandal vergessen und die nächste Sau durchs Dorf getrieben wird. Der Staat sitzt aus. Die Drecksarbeit im Internet erledigen unterdes YouTube, Facebook, Twitter und Co.
»Oft tut auch der Unrecht, der nichts tut. Wer das Unrecht nicht verbietet, wenn er kann, der befiehlt es.« (Marcus Aurelius)
Welche Inhalte von den Plattformbetreibern auszuradieren sind, legen neben Gesetzen und Verordnungen sowohl nationale Denkfabriken wie die Amadeu Antonio Stiftung als auch Richtlinien der WHO oder anderer supranationaler Organe fest. Das Resultat dieser demokratisch illegitimen, strukturellen Zusammenarbeit von Staat, Privatwirtschaft und NGOs formt ein korporatistisches Informationsmonopol. Die Deutungshoheit über das, was der Bevölkerung medial als Realität dargeboten wird. Die absolute Wahrheit und nichts als die Wahrheit. Unfehlbar. Und von der Wissenschaft verifiziert – das Narrativ.
Dass selbiges sich keinesfalls rein zufällig entwickelt oder in der Reaktion auf unvorhergesehene Ereignisse entsteht, sondern im Zuge disruptiver Krisen bewusst lanciert wird, um wirtschaftspolitische Ziele gegen den Willen der Bevölkerung durchzusetzen, zeigt das jüngste Meeting des WEF (World Economic Forum). Es trug den vielsagenden Arbeitstitel »The Great Narrative«. Das Mission Statement und die Agenda des Meetings, welches vom 10. November bis 13. November letzten Jahres in Dubai stattfand, offenbart, um was es dem Club der 1.000 mächtigsten Konzerne der Welt geht. Glaciert mit einem schmierigen Film schönfärberischer Worthülsen, die man aus der Unternehmenskommunikation oder dem Marketing kennt, erklärt die offizielle Webseite des WEF die Ziele des jährlichen Stelldicheins internationaler Konzern-Oligarchie wie folgt:
»Das Great Narrative-Meeting ist ein Dreh- und Angelpunkt der Great Narrative-Initiative, einer gemeinsamen Anstrengung der weltweit führenden Denker, längerfristige Perspektiven zu entwickeln und eine Erzählung mitzugestalten, die dazu beitragen kann, eine belastbarere, integrativere und nachhaltigere Vision für unsere kollektive Zukunft zu schaffen. Spitzendenker unterschiedlicher Disziplinen – darunter Zukunftsforscher, Wissenschaftler und Philosophen – werden frische Ideen für die Zukunft einbringen. Ihre Überlegungen werden in einem demnächst erscheinenden Buch namens The Great Narrative veröffentlicht, das voraussichtlich im Januar 2022 publiziert wird.«
Simplifiziert: Man stimmt in vertrautem Kreis ab, auf welche Verkaufsargumente man sich einigt, um anschließend jene Kommunikationsstrategien, -formate und -formen zu entwickeln, mit welchen sich die Normalbevölkerung auf den gewünschten Kurs bringen lässt. Man will den »Manufactured Consent«, wie es im Englischen treffend beschrieben wird. Denn Widerstand verteuert Wandel. Vor allem, wenn sich die Veränderung als ausschließlich nachteilig für das zu verändernde Subjekt herausstellt.
So treffen sich die Manager der internationalen Oligarchie in Davos, um Drehbücher für die Demokratie-Darsteller in Politik und Medien zu entwerfen. Sie schreiben Geschichten. Und das letzte Werk des WEF, Covid-19 – Der große Umbruch (The Great Reset), war ein Besteller.
Es war ähnlich rasch auf dem Markt wie das neue Buch, The Great Narrative. Nur drei Monate nach Ausrufung der Pandemie durch die WHO hatte der Gründer des WEF, Klaus Schwab, zusammen mit »Co-Autor« Thierry Malleret einen neuen Entwurf der Welt ersonnen, niedergeschrieben und veröffentlicht. Jeder, der sich etwas mit Literaturhandwerk und - betrieb auskennt, weiß, dass dies eine äußerst ambitionierte, um nicht zu sagen unrealistische Zeitspanne ist, und das besagte Werk somit einige Zeit vor der Corona-Krise verfasst worden sein muss. Das gleiche gilt für den nun am 5. Januar 2022 publizierten Nachfolger zu Schwabs dystopischem »Great Reset«, bei dem die gleichen Autoren in blumigen Worten von einer besseren Welt nach ihrem Gustus faseln, wie schon ein kurzes Zitat aus dem Pressetext belegt:
»Das Buch erkennt an, dass die Probleme, für die wir gemeinsam Lösungen finden müssen, sowohl groß als auch vielfältig sind. Es gibt viele wichtige Themen: Wirtschaft, Umwelt, Geopolitik, Gesellschaft und Technologie. Aber Lösungen existieren und sind in unserer Reichweite. The Great Narrative schlägt einige hoffnungsvolle und inspirierende Erzählungen um sie herum vor. In diesem Sinne ist es ein optimistisches Buch, das die Negativität kategorisch zurückweist, die bei zu vielen Weltuntergangserzählungen durchdringt, die bereit sind, uns einer Zukunft des Vergessens zu überlassen.«
Dass man bei derartigen Phrasen von orwellschem Neusprech ausgehen und die Bedeutung praktisch umkehren darf, realisierten im Zuge der vergangenen zwei Jahre immer mehr Menschen, die von den institutionellen Kräften, denen sie vertraut haben, bitter enttäuscht wurden. Obwohl das WEF mit seinen im Kern inhumanen Plänen für eine vermeintlich bessere Zukunft nicht hinterm Zaun hält, sie im Gegenteil in Buchform anpreist, regt sich im Rahmen ihrer offensichtlichen, nationalstaatlichen Umsetzung kein breiter Widerstand gegen den Club der Milliardäre. Denn die Politik folgt dem Skript aus Davos nicht nur, sie ist integraler Bestandteil der Show. Wenn auch nur in einer öden Nebenrolle.
Kein Spitzenpolitiker oder Gewerkschaftler erhebt, auf staatliche Souveränität verweisend, Einspruch gegen Ansprüche und Übergriffe von Privatunternehmen, die sich institutioneller Funktionen bemächtigen und zu hoheitlichen Aufgaben aufschwingen. Niemand aus der Regierung verteidigt die Demokratie gegen eine Machtübernahme durch Konzerne und Kapitalsammelstellen. Kein Abgeordneter kritisiert die offensichtlich kriminellen Kartelle. Ein missgünstiges Raunen geht lediglich dann durch den öffentlichen Debattenraum, wenn ein liberale Stimme versucht, Kritik am feudalistischen Vorgehen des Milliardärsvereins zu artikulieren, der sich in seiner Selbstwahrnehmung längst der UNO erhaben sieht, wie hauseigene Texte des WEF nahelegen.
Und tatsächlich hat das World Economic Forum mittlerweile vermutlich mehr Einfluss als der internationale Staatenbund mit Sitz in New York. Denn das von Henry Kissinger maßgeblich initiierte und von seinem Protegé Klaus Schwab in den 1970-Jahren als Management-Symposium gegründete Vehikel zur Implementierung einer Global Governance nach angloamerikanischem Vorbild hat nahezu unbegrenzten Zugang zu Geld und Macht. Die UNO hingegen ist finanziell abhängig. Sie steht unter der Knute des korporatistischen Systems, das sie am Leben erhält – um aus wirtschaftlichen Interessen der Konzerne Leitlinien für globales Handeln entwickeln zu lassen, die man Nationalstaaten mittels undemokratischer Prozesse oktroyiert. Der illustre Zirkel der wichtigsten Financiers der Vereinten Nationen rekrutiert sich selbstredend aus dem Dunstkreis von Schwabs Imperialisten-Clique.
Aus welch dunklem Gedankengut sich der globalistische Elan des WEF-Gründers speist, beschreibt ein ausführlicher Artikel von Johnny Vetmore für Unlimited Hangout vom 20. Februar 2021, der auf die düstere Familiengeschichte des 1938 in Ravensburg geborenen Netzwerkers eingeht und Licht auf die Nazi-Kollaboration von Schwabs Vater wirft. Dass wirtschaftliche Vorteile nicht das einzige Motiv für die Deutsche Familie und ihre Bemühungen um Einfluss waren, sondern von Eugenik durchsetzte politische Interessen im Vordergrund standen, belegt Vetmore mit einer detaillierten Recherche.
Benito Mussolini wäre stolz auf Schwab und Konsorten. Denn sie erfüllen die Vorstellungen des ehemaligen Duce von einer modernen Diktatur, über die der frühere Tyrann Italiens sagte:
»Korporatismus ist die treffendere Bezeichnung für die ideale Form des Faschismus.«
Meetings wie »The Great Narrative« und die Publikationen des WEF belegen schwarz auf weiß, dass Drehbücher, Narrative und Emotionen wichtiger sind als tradierte Wertesysteme, Tatsachen, Rationalität und Vernunft, um geostrategische Interessen durchzusetzen. Und, dass die jeweiligen staatlichen Reaktionsmuster auf Krisen kein Zufall sind. Diese schlummern meist einsatzbereit in der Schublade, wenn das Chaos losbricht. Denn im Windschatten des Notstands lassen sich auch unpopuläre Vorhaben umsetzen. Das hat uns Corona überzeugend vor Augen geführt. Etwa 190 Regierungen operierten mit nahezu identischen Maßnahmen, und – in diesem Kontext viel interessanter – mit deckungsgleichen Kommunikationsstrategien und Inhalten. Ein internationaler Kanon der Unterdrückung.
Vorausschauende Planung und Insiderwissen von Krisenprofiteuren implizieren Strategiepapiere, zum Beispiel das Lockstep-Szenario der Rockefeller Foundation von 2009, und Simulationsplanspiele wie Event 201, das wenige Monate vor Pandemiebeginn genau jene Szenarien generalgeprobt hat, die in der Folge zwei Jahre lang das Leben der gesamten Weltbevölkerung dominierten. Ähnlich verhält es sich mit der Simulation Cyber Polygon, die einen massiven Ausfall digitaler Infrastruktur nachstellt – der bisher nicht eingetreten ist, aber schon aufgrund des entsprechenden Planspiels eine hohe Eintrittswahrscheinlichkeit vermuten lässt. Denn verblüffend häufig passt sich die Realität kurzfristig den fiktiven Inhalten der diversen Katastrophenschutzübungen an.
Dem Normalbürger fällt es dennoch schwer zu glauben, dass ein globales Event wie Covid-19 zentral plan- und steuerbar ist. Auch wenn das Vorgehen der Staaten erstaunlich homogen und synchronisiert erscheint, schreiben die Menschen dies eher einer Überreaktion der WHO oder Regierung zu, als anzuerkennen, dass Krisen und Kriege von den Mächtigen durchaus gewollt sind und deren Instrumentalisierung daher von langer Hand geplant wird. Der Vorsatz scheint unvorstellbar. Und eine weltweite Koordination unmöglich.
Auch wenn das Management des Staatswesens der Führung eines Großkonzerns gleicht. Der CEO eines Industrieriesen steuert hunderttausende von Mitarbeitern, dutzende Landesgesellschaften, Aktionäre, Politik, Lobby-Verbände, Gewerkschaften und Medien auf der ganzen Welt. Hierarchisch organisiert. Mittels aggressiver Rechtsabteilungen, einer Armada von Beratungshäusern, ausgefeilter Kommunikationsstrategien, mit Change-Management-Projekten, Werbung und Image-Kampagnen – und vor allem mit viel Geld. In Form von Krediten, Subventionen, Schmier- oder Schwarzgeld. Je nach Flussrichtung der Finanzströme. Nichts anderes macht Politik.
Der moderne Totalitarismus muss eine mediale Parallelwelt erzeugen, eine Scheinrealität, die seine Existenz und sein Handeln legitimiert. Er muss agitierend für sein Produkt werben, weil ihm seit Jahrzehnten die Kundschaft davonläuft. Er hat das Vertrauen verspielt. Das beweisen Umfragen vor der aktuellen Krise, die deutlich zeigten, dass kaum noch jemand dem System Staat wirklich Glauben schenkte. In der Folge entwickelt das System, wie ein Marktstratege auch, Kommunikationswerkzeuge, die ihm helfen, seine Kundschaft an sich zu binden – wie zum Beispiel das Panik Papier, das es so nicht nur in Deutschland, sondern auch in Amerika, Großbritannien, Frankreich und anderen Ländern gab. Denn wenn es mit Begeisterung nicht klappt, weicht der Staat auf Angsttreiberei aus, um die Massen in seinem Bann zu halten. Wer Grundkenntnisse in Geschichte hat, ist sich dessen bewusst.
So ein großes Narrativ ist allerdings eine kostspielige Angelegenheit. Noch nie in der Geschichte haben Regierungen so viel Geld für Eigenwerbung und Propaganda ausgegeben wie seit Ausrufung der Pandemie. Im Vereinten Königreich zum Beispiel stiegen die Staatsausgaben für Werbung im Jahr 2020 um sagenhafte 238 Prozent – auf eine Gesamtsumme von 164 Millionen Britische Pfund, wie »The Drum« in einem Artikel vom 23. März 2021 berichtet. Ähnliche Zahlen finden sich für alle Länder, die unter dem Corona-Regime von staatlichen Marketing-Offensiven heimgesucht wurden. Auch die deutsche Bundesregierung gab im Jahr 2020 insgesamt 150 Millionen Euro für Werbung aus (Quelle: Statista). So fließen Unsummen von Steuergeldern über den Staat an Big Tech. Als hätte Silicon Valley nicht schon genug von der künstlich verschärften Krise profitiert.
Das System erzwingt eine mediale Realität, die mit der Lebenswirklichkeit der Bevölkerung, mit Demokratie und einer sozialen Marktwirtschaft nichts zu tun hat.
Wie ein DAX-Unternehmen, das um jeden Preis und mit penetranter, irreführender Werbung sein Produkt an den Mann bringen will. Oder ein Pharma-Konzern namens Pfizer, der bereits 75-mal wegen krimineller Machenschaften belangt wurde, den Konsumenten aber dennoch von seiner Covid-Injektion überzeugen kann. Der Prozess funktioniert allerdings nur, wenn das Hintergrundrauschen kritischer Stimmen nicht allzu laut wird. Konzerne regeln eskalierende Produkthaftungsfragen gerne diskret über außergerichtliche Vergleichszahlungen, Image-Kampagnen und dergleichen. Der Staat, der den Glauben an seine Legitimation unter allen Umständen aufrechterhalten muss, steht dahingehend unter Druck. Das System und seine Exekutive müssen zumindest vordergründig moralisch handeln. Auf der einen Seite darf eine Regierung nicht den Eindruck erwecken, anti-demokratisch zu agieren, darf keine Schlagzeilen und Bilder erzeugen, die Vergleichbarkeit mit faschistischen Systemen erlauben. Auf der anderen Seite kann der Staat die Wogen der Kritik nicht so hoch werden lassen, dass sie sein Fundament – den bedingungslosen Glauben an seine Notwendigkeit – unterspülen.
So entsteht, immer unter dem Vorwand, potenziellen Demokratiegefährdern etwas entgegensetzen zu müssen, freiheitsfeindliches Regelwerk. Zum Beispiel das Netzwerkdurchsetzungsgesetz, für das zum 01. Februar 2022 eine weitere Verschärfung in Kraft tritt. Das Gesetz wurde von Beginn an scharf kritisiert, weil nicht wenige Datenschützer massive Bedenken hinsichtlich potenziellen Missbrauchs des juristischen Winkelzuges anmeldeten. Noch im Januar 2019 berichtete heise.de in einem Beitrag, Befürchtungen von Kritikern hätten sich bis jetzt nicht bestätigt. Man nehme bisher kein »Overblocking« war. Denn Plattformen wie YouTube »löschen« damals noch »maßvoll«. Der Artikel moniert zu diesem Zeitpunkt gar zwischen den Zeilen, dass nicht genug Hassrede aus dem Netz entfernt würde – und zitiert grüne Politiker, die in der juristischen Aufrüstung des Staates gegen Meinungsfreiheit keine Gefahr von Missbrauch oder Zensur sehen, sondern sogar Verschärfungen des Gesetzeswerks fordern. Dass die Mahner am Ende Recht behalten sollten, zeigte sich anschaulich im Jahr 2020, als YouTube innerhalb eines Quartals circa zwei Millionen Kanäle löschte, weil sich das offizielle Narrativ von fundierter Kritik gefährdet sah.
Machtausbau hat immer den Zweck, Anwendung zu finden. Die normativen Ziele einzelner Vorhaben liegen anfangs oft im Dunkeln. Teilprojekte bleiben unbeachtet. Erst auf der Zeitachse und in Summe ihrer Einzelergebnisse lassen kleine, häufig irreversible Schritte des Staates erahnen, welch übergeordnete Strategie den Einzelvorhaben zu Grunde liegt.
Deutlich wird das zum Beispiel am zunächst wenig beachteten Infektionsschutzgesetz, mit dem die Bundesregierung es schließlich vollbrachte, Grundrechte zu Privilegien zu degradieren. Die von den Hegemonialmächten finanzierten Think Tanks haben einen weiten Planungshorizont. Sie verwandeln die Strategien ihrer Sponsoren in schwer überschaubaren Zeiträumen und über intransparente, supranationale Institutionen und Prozesse in nationale Legislatur. Dieser Vorgehensweise ist zu verdanken, dass aus dem freien Internet binnen eines Jahrzehnts eine monopolisierte und überwachte Plattform-Ökonomie wurde.
Regelmäßige Online-Säuberungsaktionen sind nur eines der Symptome des Tumors, der im World Wide Web gediehen ist. Der Internet-Inquisition, dem digitalen Niederbrennen alexandrinischer Bibliotheken, fallen immer mehr renommierte Wissenschaftler, Ärzte, Journalisten und Künstler zum Opfer. Mit ihren Webseiten, Dokumenten, Kanälen, Videos und Tweets verschwinden wichtige Informationen, Indizien und Beweise aus dem Netz. Das System blockiert mit immensem technischen Aufwand den Zugang zu unerwünschten Inhalten. Jüngste Opfer der von den Plattform-Oligarchie durchgesetzten Internet-Zensur sind unter anderem Dr. Robert Malone, hochdotierter Wissenschaftler und Entwickler der mRNA-Technologie, sowie Henryk M. Broder, ein angesehener Publizist. Die Sünde: Freie Meinungsäußerung.
Dr. Malone hatte anhand seriöser Daten aufgezeigt, dass die Schutzwirkung der Impfung, also ihr Nutzen, eben nicht das augenscheinlich hohe Risiko von unabsehbaren Nebenwirkungen übersteigt. Daraufhin wurde sein Twitter-Account kurz vor dem Jahreswechsel suspendiert. In einem Gespräch mit Podcast-Star Joe Rogan am 30. Dezember 2021 konnte er seine Erkenntnisse jedoch einen Tag nach der Exkommunikation durch Big Tech im Rahmen einer beachtenswerten, zweieinhalbstündigen Sendung präsentieren – und damit der Zensur ein Schnippchen schlagen, wie Die Weltwoche es am 02. Januar 2022 formulierte. Denn Joe Rogan’s Sendung ist der erfolgreichste Podcast der Welt und erreicht mittlerweile mehr Menschen als CNN. Speziell dann, wenn es um die sakrosankte mRNA-Injektion geht, deren Nebenwirkungen gerade in den USA, wo ständig neue Leaks und Skandale rund um Anthony Fauci und das CDC (Centers for Disease Control) ans Tageslicht kommen, kaum noch zu relativieren sind. Die entsprechenden Hintergründe arbeitet unter anderem Robert F. Kennedys aktuelles Buch, »The Real Anthony Fauci«, minutiös auf.
Henryk M. Broder wird ebenfalls vorgeworfen, sich in einem seiner Videos kritisch gegenüber der Corona-Politik geäußert zu haben, wie das von ihm als Herausgeber geleitete Medien-Outlet achgut.comvermeldet.
YouTube löschte anschließend den gesamten Kanal von achgut.com. Bereits Monate zuvor wurden die Kanäle von Ex-Fokus-Korrespondent Boris Reitschuster, der über 300.000 Abonnenten hatte, sowie jener von Investigativ-Journalist James Corbett, ebenfalls mit Abermillionen von Zuschauern, auf Eis gelegt. Wie tausende andere kritische Stimmen vor und nach ihnen. Doch das plumpe Ausmerzen von nonkonformen Inhalten ist dabei noch nicht einmal das größte Problem.
»Der Feind ist die Selbstzensur. In einer freien Gesellschaft ist es eine große Gefahr, wenn man so viel Angst hat, dass man sich selbst zensiert.« (Tim Robbins)
Bestrafe einen, erziehe tausende. Das wusste schon Mao. So ist nicht nur die direkte Zensur ein Krebs, der sich mit streuenden Tumoren in die Gesellschaft frisst, sondern auch die parallel Einzug haltende Schere im Kopf. Kritiker passen ihre Formulierungen an, verwenden bestimmte Begriffe nicht mehr, umschiffen Themen, um zu vermeiden, dass auch ihr Angebot aus dem öffentlichen Raum gemobbt und gecancelt wird. Währenddessen ebnet das Verhalten der meinungsbildenden Leitmedien den Weg für das Vergessen der Zukunft. Da die Kinder und Enkel von heute in der Zukunft gar nicht mehr wissen werden, was sie vermissen sollten, werden sie in dieser wahrscheinlicher werdenden Dystopie des digitalen Totalitarismus nie mehr die Chance haben, für etwas zu kämpfen, das es wert wäre. Nicht nur die Gegenwart, auch die Vergangenheit wird optimiert. Der digitale Raum muss das Narrativ abbilden, die vom System kuratierte Realität nacherzählen.
Die allergischen Abwehrreaktionen des gesichtslosen Imperiums gegenüber jeglichem Nonkonformismus zeigen sich exemplarisch am Sturm der Entrüstung, der in den Leitmedien erzeugt wird, weil ein nicht geimpfter Novak Djokovic in Australien einreisen möchte, um als Favorit die Australien O-pen zu spielen. Negativ getestet, wohlgemerkt. Den Vorschriften entsprechend. Dennoch – Urteil des öffentlichen Prangers: Ein Egoist, wie Spiegel-Autor Peter Ahrens am 10. Januar 2022 umgehend zu kommentieren wusste. Rufmord und Framing wie aus dem Lehrbuch. Aufgrund einer höchst privaten Risikoabwägung des topfitten Weltranglistenersten.
Der omnipräsente Protektionismus von Politik und Massenmedien gegenüber dem hegemonialen Narrativ erinnert an mittelalterliche Hexenjagd, die in blinder Raserei auch Tiere und Kinder ihrem religiösen Wahn opferte. Denn auch institutionelle Kirchen funktionieren seit jeher wie ein hierarchisch organisierter Konzern, der sein Produkt – in diesem Fall die individuelle Exegese der entsprechenden Heiligen Schrift – mit allen Mitteln zu verbreiten sucht. Notfalls mit Betrug, Waffengewalt und Manipulation von Adepten, Anhängern und Untergebenen, wie nicht nur die Kreuzzüge gezeigt haben. Auch das New-Normal-Narrativ beruht auf Massenpsychose und kognitiven Dissonanzen, wie Dr. Robert Malone im zuvor erwähnten Gespräch mit Joe Rogan diagnostizierte. Legitimation, Macht und Massenhysterie speisen sich aus Orientierungs- und Willenlosigkeit der Beherrschten. Darum geht es dem modernen Feudalismus, wenn er anstelle von rationalen, demokratisch legitimierten, politischen Programmen, vor Arroganz strotzende Drehbücher und Narrative proklamiert, um elitäre Utopien eines inhumanen Transhumanismus durchzusetzen.
»Diese Aufhebung des konkreten Individuums in einem moralischen Ganzen ist geradezu eine Aufforderung an Usurpatoren, sich als Vertreter dieses ganzen aufzuspielen und im Namen des Ganzen die tatsächlichen Wünsche von Menschen zu ignorieren, ja sie im Namen einer wahren Freiheit zu unterdrücken.« (Isaiah Berlin)
Die eruierten Sachverhalte legen nahe, dass ein Widerstand gegen die menschenverachtende Pandemie-Politik nur dann Sinn macht, wenn er sich außerhalb des lancierten Narratives bewegt. Kritik am Narrativ selbst, oder innerhalb der Leitplanken, der durch die offizielle Erzählung erzeugten Scheinrealität, verpufft wirkungslos. Denn Opposition und Gegenwind im definierten Debattenraum sind eingepreist. Jeder gute Manager macht das, wenn er Veränderungen plant, die Belegschaft oder Aktionären zum Nachteil gereichen. Ein Kommunikationsplan konsolidiert potenzielle Risiken, die im Rahmen eines Projektes auftreten können, gewichtet und priorisiert diese nach Eintrittswahrscheinlichkeit, um bei Beginn des Ereignisses auf standardisierte Prozesse zurückgreifen zu können, die vor dem Projektstart definiert wurden. Nicht umsonst haben die Teilnehmer der verschiedenen Pandemie-Simulationen, die im Zuge der zurückliegenden Dekade stattfanden, immer auch den Umgang mit Fake-News, Social-Media-Kritik, kritischen Prominenten, Widerstand und sozialen Unruhen trainiert.
Wenn die technokratisch-hegemoniale Oligarchie erfolgreich mit Narrativen arbeitet, selbst wenn die Fakten gegen sie sprechen, sollte die Opposition diese Strategie eventuell kopieren. Denn sie funktioniert. Wie sonst lässt sich erklären, dass ein System, welches gebetsmühlenartig an das grüne Gewissen seiner Bürger appelliert, ernst genommen wird, obwohl es gleichzeitig darauf besteht, dass Airlines wie beispielsweise die Lufthansa 18.000 Leerflüge absolvieren, um Start- und Landerechte nicht zu gefährden. Perverse Auswüchse eines sozialistisch gefärbten Turbokapitalismus, der Begriffe wie Umweltschutz, Atomausstieg und Nachhaltigkeit wie eine Monstranz vor sich herträgt, seinen Worten aber nie Taten folgen lässt.
Das Beispiel zeigt: Der Versuch, die Wirkung offizieller Erzählungen einzudämmen, kostet vergebliche Liebesmüh. Die Staats- und Konzernmedien haben (noch) zu viel Reichweite und Einfluss. Mit einem geschickten Kommunikationsplan jedoch, könnte auch die Opposition mehr öffentliches Momentum generieren. Denn ein synchrones Vorgehen aller kritischen Bewegungen würde für mehr Sichtbarkeit und Akzeptanz in der Gesamtbevölkerung sorgen – unter der Voraussetzung, dass friedlich protestiert, homogen kommuniziert und eine allgemeinverständliche, positive Nachricht transportiert wird. Diese könnte auf einer zeitnah realisierbaren, gesellschaftspolitischen Vision beruhen, die ideologische Brücken baut und basisdemokratische Elemente mit libertären Ansätzen und sozialer Marktwirtschaft kombiniert. Zu einem entsprechenden parteiübergreifenden Diskurs hatte ich in meinem letzten Text angeregt.
Wer das attraktivere Bild einer erreichbaren Zukunft zeichnen und seine Zwischenstationen auf dem Weg dorthin anschaulich darstellen kann, wird langfristig mehr Zulauf haben. Weder »The Great Reset« noch »The Great Narrative« versprechen für den Normalbürger, egal welchem politischen Spektrum oder welcher Gehaltsklasse er angehört, eine rosige Zukunft. Noch sehen das nicht alle. Aber auch der bildgewaltigste Hollywood-Blockbuster begeistert nicht dauerhaft, wenn das Drehbuch nichts taugt. Manchen Film möchte man einfach kein zweites Mal sehen. Deswegen ist jetzt die Zeit, gemeinsam unser Narrativ, unsere Stories für ein soziales Miteinander von morgen zu schreiben. Die Utopie normaler Menschen. Die schöneren Geschichten. Denn selten standen die Chancen besser, dass eine davon Realität wird.
»Große Geister diskutieren über Ideen, durchschnittliche über Ereignisse, schwache über Menschen.« (Sokrates)
| 15. Januar 2022
Die Politik zeichnet ein ambivalentes Bild vom Reich der Mitte. Einmal als totalitäres Regime, dann als Paradebeispiel für Effizienz und Prosperität. Zwei Narrative. Doch welche Rolle spielt China nun im geopolitischen Monopoly?
»Das Illegale erledigen wir sofort, das Verfassungswidrige dauert etwas länger.« (Henry Kissinger, WikiLeaks)
Mao Zedong ist Yale-Alumni. Sozusagen. Denn auch wenn er nicht offiziell auf der Elite-Universität in den USA studiert oder promoviert hat, war er doch Chefredakteur der Zeitschrift »The New Human«, herausgegeben von »Yale-in-China«, einem Ableger der amerikanischen Kaderschmiede, welcher 1913 ins Leben gerufen wurde. Acht Jahre vor der Gründung der Kommunistischen Partei Chinas. Yale dokumentiert diese Anekdote stolz im hauseigenen Archiv der »Yale Daily News«. Wie der referenzierte, am 5. Mai 1967 veröffentlichte Artikel von Jonathan Spence ausführt, folgte Mao einer offiziellen Einladung der Amerikaner. Einflussreiche Kreise beschlossen demnach aus nicht näher erläuterten Beweggründen, den unbekannten Demagogen zu unterstützen. Dies, nachdem sein erster Versuch, in der chinesischen Heimat kommunistisches Gedankengut in Form einer Wochenzeitung zu verbreiten, gescheitert war. So nahm er das Angebot dankend an und machte die Yale-in-China-Publikation zum Sprachrohr seiner politischen Thesen.
Wie der Artikel von Jonathan Spence erörtert, verlagerte sich der Fokus des Magazins mit Maos Übernahme der Redaktion drastisch. Denn ab diesem Zeitpunkt widmete sich das Blatt Sozialkritik und »thought reorientation«. Wörtlich übersetzt: Gedanken Re-Orientierung. Ein Euphemismus für Manipulation.
Doch damit nicht genug. Yale-in-China finanzierte dem jungen Mao Zedong auch seinen ersten Buchladen. Da der spätere Anführer der Volksrepublik China mittellos war, kam Yale für die Miete von drei Räumen auf. Binnen kurzer Zeit schaffte es der ambitionierte Kommunist, sieben weitere Filialen zu eröffnen und so mit dem Verkauf marxistischer Literatur signifikant zur Finanzierung der Kommunistischen Partei sowie der Sozialistischen Jugendbewegung beizutragen. Von da an ging es mit der Karriere des mutmaßlich größten Massenmörders aller Zeiten steil bergauf.
Es ist zunächst schwer vorstellbar, warum Jonathan Spence in seinem Artikel nicht ohne Stolz darauf verweist, dass Mao Zedong ohne das Zutun von Yale wohl nie zu dem geworden wäre, was er war. Denn als der Text in den Yale Daily News erschien, hatte der von einer US-Elite-Universität finanzierte Tyrann schon Millionen von Menschen auf dem Gewissen. Direkt oder indirekt. Je nach Lesart gehen zwischen 42 und über 100 Millionen Tote auf das Konto des Yale-Protegés, wie Global.Security.org in einer detaillierten Analyse diskutiert.
Und die Beziehungen der Elite-Universität sowie ihrer sagenumwobenen Studentenverbindungen nach China gehen noch tiefer, wie Yale auf der eigenen Homepage enthusiastisch berichtet. Man blickt gerne zurück auf eine gemeinsame Geschichte mit dem Reich der Mitte. So waren, bis auf eine Ausnahme, alle US-Botschafter in China Mitglied einer Studentenvereinigung in Yale. Beispielsweise George H. W. Bush, der 1974 von Gerald Ford zum Chef-Diplomaten der USA in der Volksrepublik ernannt und zwei Jahre später Chef der CIA wurde.
Enge Kontakte nach China pflegte jedoch nicht nur Yale. Wie chinesische Nachrichten berichteten, identifizierte eine von Bloomberg veröffentlichte Reportage ein Netzwerk von insgesamt 103 Personen aus den acht einflussreichsten Familien Chinas, die allesamt auf US-Universitäten wie Harvard, Stanford oder Princeton studierten und im späteren Leben eng verbunden blieben, beruflich wie privat. In den einflussreichsten Positionen ihres Heimatlandes. Als Politiker, Vorstandsmitglieder kooperierender Unternehmen, auf diplomatischer Ebene und im Rahmen von Eheschließungen innerhalb des Netzwerks. Die chinesische Elite genießt ihre universitäre Ausbildung demnach vornehmlich in den Kaderschmieden des vermeintlichen Klassenfeindes.
Nach der Ausrufung der Volksrepublik durch Mao Zedong am 1. Oktober 1949 war China lange Zeit abgeschottet. Erst mit dem Tod des gottgleichen Diktators begann das bevölkerungsreichste Land der Welt sich zu öffnen. US-Präsident Richard Nixon erntete Lorbeeren dafür, erste Handelsbeziehungen initiiert zu haben, nachdem er 1972 das Land besucht hatte. Doch es war der umstrittene und von vielen als Kriegsverbrecher betrachtete Henry Kissinger, der im Vorfeld den Kontakt zur chinesischen Führung herstellte und 1972 nach Peking reiste, um das sogenannte »Shanghai Communiqué« auszuhandeln. Dafür ehrte der »US-China Business Council« den wichtigsten Verhandlungsführer der USA zu seinem 40-jährigen Jubiläum – denn genau ein Jahr nach Kissingers Besuch in China nahm diese intransparente, von Top-Managern der Konzern-Kartelle geleitete Vereinigung, ihre Arbeit auf. Sicher nicht ganz ohne Kissingers Zutun und eine Finanzspritze seines größten Gönners – dem 2017 verstorbenen David Rockefeller, dem einflussreichsten Finanz-Magnaten seiner Generation.
Der Top-Bankier war es, der Kissinger beauftragte, Kontakte nach China zu knüpfen und wirtschaftliche Beziehungen zu entwickeln. Er hatte den jungen Henry Kissinger im Council on Foreign Relations (CFR) entdeckt, einer weiteren abseits der Öffentlichkeit operierenden Organisation der amerikanischen Oberschicht. Das Deutsche Pendant zum CFR ist der Verein »Atlantik-Brücke«. Nachdem Kissinger zunächst Aufgaben für den CFR übernommen hatte, nahm Dynastie-Patriarch David Rockefeller ihn später selbst unter seine Fittiche – und fand in dem 1923 in Fürth (D) geborenen Harvard-Absolventen einen skrupellosen wie fähigen Vertrauten. Kissinger half dem öffentlichkeitsscheuen Finanz-Mogul fortan loyal und bis zu seinem Lebensabend, die kontroversen Ziele seiner superreichen Sippe zu verwirklichen. Und die sind keineswegs bescheiden. Oder philanthropisch.
»Macht ist das größte Aphrodisiakum.« (Henry Kissinger)
Das Rockefeller-Imperium hatte schon lange vor allen politischen Gesandten seine Tentakel in Richtung China ausgestreckt. Die ursprünglich aus Deutschland stammende Familie, deren Wurzeln sich bis ins 17. Jahrhundert zurückverfolgen lassen, engagiert sich seit Anfang des 20. Jahrhunderts auffallend stark im Land der »demokratischen Diktatur des Volkes«, wie die Homepage des »Rockefeller Brothers Fund« dokumentiert. Schon 1917 stiftete der 1839 geborene Industrie-Magnat John D. Rockefeller, der als reichster Amerikaner aller Zeiten bezeichnet wird und einst mit betrügerischen Schlangenöl-Geschäften den Grundstein für das Familien-Imperium legte, China eine Schule. Er machte etwa zu der Zeit zum ersten Mal im von der Fläche drittgrößten Land der Welt von sich reden, als die Kommunistische Partei gegründet wurde. Sicher nur ein Zufall.
Wie auch die Tatsache, dass das Filet-Grundstück am East River, auf dem das Hauptgebäude der UNO in New York steht, eine Spende der Rockefellers war. Und vermutlich wären weder UNO noch WHO ohne die philanthropisch hyperaktive Familie gegründet worden. Denn niemand sonst engagierte sich derart früh und massiv für das Thema Globalisierung. Im Geiste der Rockefellers eventuell treffender als Weltherrschaft bezeichnet. »The Lancet« hebt diesbezüglich in einem Beitrag vom 11. Mai 2013 hervor, dass niemand in den vergangenen 100 Jahren mehr Einfluss auf dem Feld »Globale Gesundheit« hatte als die Rockefeller-Stiftung. Das im Jahre 1910 beginnende Archiv der Familienorganisation gibt einen eindrucksvollen Überblick über die Einflusssphären, die sich der Clan in knapp einem Jahrhundert erschlossen hat. Auffällig häufig und früh wandern finanzielle Zuwendungen nach China. Und das zugängliche Archiv listet nur die Ereignisse, für die man sich in der Öffentlichkeit mit Wohltätigkeit brüsten kann.
David Rockefeller, der Nachfolger des Patriarchen, zeigte ebenfalls schon früh große Sympathien für die Volksrepublik, lobte in einem Zeitungsartikel Mao’s Führungsrolle und bezeichnete »das soziale Experiment der Chinesen als eines der wichtigsten und erfolgreichsten der Menschheitsgeschichte«. Aus dem Munde des damaligen Vorstandsvorsitzenden der »Chase Manhattan Bank« – einem Aushängeschild des kapitalistischen Systems – dessen Vermögen bei seinem Ableben auf 3,5 Milliarden US-Dollar geschätzt wurde, klingt das zunächst befremdlich. Betrachtet man die seit einem Jahrhundert bestehenden wirtschaftlichen Verflechtungen zwischen den USA und China allerdings im Kontext der sozioökonomischen Entwicklungen der jüngeren Vergangenheit, ergeben derartige Aussagen durchaus Sinn. Denn Ideologien, Nationalismus oder humanistische Werte spielten für das Großkapital noch nie eine Rolle. Geld kennt keine Moral.
Kaum hatte Henry Kissinger im Auftrag von Rockefeller dafür gesorgt, dass ein Handelsabkommen mit dem kommunistischen Regime zustande kam, richtete die »Chase Manhattan Bank« in den eigenen Geschäftsräumen vor Ort ein Meeting aus, an dem Vertreter der 300 wichtigsten Konzerne der Welt teilnahmen. Sie analysierten, welche Sektoren der chinesischen Wirtschaft sich am ehesten für die Öffnung des Marktes und entsprechende Investitionen eigneten. Zumindest offiziell. So begann Mitte der 1970er-Jahre eine rasante Entwicklung, die sich im Laufe der vergangenen 50 Jahre kontinuierlich intensiviert hat. Obwohl China auf der internationalen politischen Bühne und in den Massenmedien gerne wegen seiner Menschenrechtsverletzungen angeprangert wird, gehen die Supermächte hinter den Kulissen des medialen Narratives ökonomisch-symbiotische Verbindungen ein.
Die überstaatlichen, wirtschaftlichen und technologischen Verbindungen zwischen beiden Staaten vertiefen sich seit nunmehr einem halben Jahrhundert. Vor allem aus Amerika fließt seit dem ersten Handelsabkommen permanent technisches Know-How nach China, wie beispielsweise die Washington Post 1998 berichtet, als bekannt wurde, dass illegal geheime Raumfahrttechnik in die Volksrepublik transferiert wurde. Im darauffolgenden Jahr lieferte das »Bureau of Export Administration« (Außenhandelsbehörde) der USA eine detaillierte Studie über die potenziellen sicherheitspolitischen Auswirkungen der größtenteils verdeckt abgewickelten Technologietransfers und die ungeheuren Summen, die US-Konzerne und internationale Oligarchie nach China verschieben.
»Amerika hat keine permanenten Freunde oder Feinde, nur Interessen.« (Henry Kissinger)
Im Westen rechtfertigt man die Strategie der Verlagerung von Kapazitäten nach China mit Kostensenkungen und der Weitergabe verringerter Produktionskosten an den Konsumenten. Doch dieses Argument macht nur auf den ersten Blick Sinn. Bei genauerer Betrachtung stellt sich angesichts der Zahlen die Frage, warum vor allem im Bereich Forschung und Entwicklung (R&D) so viel investiert wird. Ginge es lediglich um Niedriglöhne und laxes Arbeitsrecht, würde man prioritär Fertigungskapazitäten verlagern, Akkord-Arbeit outsourcen oder das Land als verlängerte Werkbank nutzen. So wie Apple, dessen Zulieferer Foxconn seit Jahren für unmenschliche Arbeitsbedingungen kritisiert wird. Dennoch investieren der militärisch-industrielle sowie der digital-finanzielle Komplex seit den 1970er-Jahren Milliarden in kostenintensive Forschungsstandorte in der Volksrepublik – und entwickelten so im Lauf der Jahrzehnte die technologische Infrastruktur, mit der das kommunistische Regime die Bevölkerung nunmehr effizient unterdrückt und überwacht.
China hat das am stärksten regulierte Internet der Welt. In den Städten ist jeder Winkel von Kameras überwacht. Auf dem Land wird es bald so sein. Artificial Intelligence (AI) identifiziert jeden innerhalb von Sekunden und zeichnet Mobilitäts- und Kameradaten, emotionale Zustände sowie alle Smartphone-Eingaben auf. Privatsphäre gibt es nicht. Unternehmen sind gesetzlich verpflichtet, alle User-Daten an den Staat zu übertragen. Und der managed seine Untertanen mit einem ausgefeilten Social-Credit-System. Entwickelt mit Geld und Know-How der Amerikaner und Europäer. Wer gegen Regeln verstößt, wird öffentlich gedemütigt und aus dem gesellschaftlichen Leben ausgeschlossen. Wie bei 2G+, falls es jemandem noch nicht aufgefallen ist. Das totalitäre System in China hat den Homo sapiens entmenschlicht. Er wird zur gesichtslosen Verfügungsmasse in einem Kollektiv gleichförmiger Wesen, die sich von Maschinen und Applikationen steuern lassen. In der Volksrepublik ist man bereits so weit, dass Kriminelle bald von einem virtuellen Staatsanwalt verurteilt werden sollen. Die AI fällt das Urteil basierend auf vorhandenen Unterlagen, Daten und Einlassungen des Angeklagten.
Betrachtet man die beschriebenen historischen Entwicklungen und Prozesse sowie die derzeitige geopolitische Positionierung der Volksrepublik China aus Sicht eines Unternehmers oder Forschers, könnte man die Arbeitshypothese fassen, China fungiere als generationsübergreifendes Pilotprojekt oder Test-Labor für ein totalitäres Gesellschaftsmodell, das sonst (bisher) nirgends auf dem Planeten Anwendung findet.
Aus geoökonomischer Perspektive und im historischen Kontext ist es keinesfalls abwegig oder einmalig, dass das US-Kapital zum Aufstieg von Wirtschafts-, Staats- und Gesellschaftsformen beiträgt, die den eigenen, vermeintlich demokratischen Werten, diametral entgegenstehen. So unterstützten zum Beispiel Prescott Sheldon Bush,