TRUMAN SHOW - Tom-Oliver Regenauer - E-Book

TRUMAN SHOW E-Book

Tom-Oliver Regenauer

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Beschreibung

Die neue Ordnung funktioniert nicht. Ein wachsender Anteil der Bevölkerung erkennt die leitmedial vermittelte Display-Realität der Postmoderne als das, was sie ist – eine widersinnige Simulation. Eine »Truman Show«. Politik ist Betrug, Gerichte beugen Recht, Universitäten zerstören Bildung, Kirchen den Glauben und Friedensaktivisten die Friedensbewegung. Die Inklusionsagenda exkludiert, Pharmaprodukte machen krank, Medien Propaganda und Banken arm. Verkehrte Welt. Deutlicher als mit derartigen Machtexzessen kann man sein baldiges Ableben als Herrschaftsmodell nicht ankündigen. »Am Anfang ist es ein Polizeistaat, dann kommen die Aufstände«, warnte US-Milliardär Nick Hanauer seine wohlhabenden Freunde vor gut zehn Jahren. Historisch betrachtet korrekt. Denn es passiert schon wieder. Aus Etatismus wird Totalitarismus. Dabei bedarf es nur etwas Wissen um die Vergangenheit, um vor Attacken der Zukunft gefeit zu sein. Höchste Zeit sich zu entscheiden, ob man nur in einer Lüge, oder die Lüge leben will. Im Zuge von 35 tiefschürfenden Texten analysiert der Autor Nährböden, Strategien und Vergehen des supranationalen Korporatismus, um dem verstörenden Status quo Kontext und Konturen zu verleihen.

Das E-Book können Sie in Legimi-Apps oder einer beliebigen App lesen, die das folgende Format unterstützen:

EPUB
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Seitenzahl: 575

Veröffentlichungsjahr: 2024

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Für die Zukunft.

TRUMAN SHOW

Texte zu Zeitenwende, Technokratie und Korporatismus II

regenauer.press | Anthologie 2023

Tom-Oliver Regenauer

Impressum:

© 2024 regenauer.press | Swiss Caldera Media

c/o mgmt International Management GmbH

Via dei Gilardi 13, CH-6926 Montagnola

E-Mail: [email protected]

Redaktionell verantwortlich: Tom-Oliver Regenauer

Lektorat: Eliane Pichon

Cover-Collagen: Sebastian Herrling

Grafik-Bearbeitung: Tina Ovalle

Umschlaggestaltung: Tom-Oliver Regenauer

Fotografie: Inés Kieferle

Druck und Distribution im Auftrag des Autors:

tredition GmbH, Heinz-Beusen-Stieg 5, 22926 Ahrensburg, Germany

ISBN: 978-3-384-13187-4

Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek: Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie. Detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über www.dnb.de abrufbar.

Gegen Tyrannei.

Inhalt

Cover

Widmung

Titelblatt

Urheberrechte

Vorspann

Stilblüten und Scheingefechte

Die Truman Show

Reject Your Idols!

Gestatten – Bush

Wetter als Waffe

Krieg ist Frieden ist Krieg

Wir haben die Macht

Nahrung als Waffe

Im Auge des Sturms

Royal Punker

Die fünfte Gewalt

Dezentrale Druckkammern

Das Freiluftgefängnis

Klima, Kartelle und Korruption

Ukraine 4IR – Das Testgelände

Gekaperte Konzerne

Revisionismus unterm Regenbogen

Mord ist ihr Hobby

UNdemokratische Übernahme

Sommer & Märchen

Rote oder blaue Brille?

Futur II

Konterkarierende Kultur

Spiegelreflexe

Angemaßte Weltregierung

Das letzte Tabu

Der BRICS-Bluff

Dominanzdialektik

Rekurs & Rochaden

Flagge zeigen meiden

Trio Infernale (Teil 1)

Trio Infernale (Teil 2)

Letale Liaison

Intellektuelle Selbstverteidigung

Diktat der Distraktion

Weltkrieg V3.0 (Songtext)

Über den Autor

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Über den Autor

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»Eines Tages wird man zugeben müssen,dass das, was wir Wirklichkeit getauft haben,eine noch größere Illusion ist als die Welt des Traumes.«

Salvador Dalí

Vorspann

Als ich vor gut fünfzehn Jahren meinen Part für den mit rustikaler Aufnahmetechnik konservierten Song »Weltkrieg V3.0« schrieb (siehe S. 502), trug sich ein Teil von mir immer noch mit der Hoffnung, dass all die in dem Musikstück skizzierten Visionen einer dunklen Zukunft nie Realität werden würden. Dass sich die in den auf Band gebannten Versen beschriebenen Gräuel der Vergangenheit nicht wiederholen und stattdessen als dunkle Flecken der Mahnung ins kollektive Gedächtnis einbrennen mögen. Ich hoffte, dass die organisierte Kriminalität am oberen Ende der Hackordnung vielleicht doch nicht dermaßen machttrunken war, wie meine Lektüre nahelegte. Dass es nicht auf das Worst-Case-Szenario hinauslaufen würde. Ich hoffte trotz aller gegenteiligen Indizien noch inständig, dass die historisch wiedergängigen Handlungsmuster mafiöser Parasitärherrschaft, die ich in den Untiefen kritischer Literatur zu erkennen glaubte, nicht strukturell angelegt waren, meine pessimistischen Annahmen in Bezug auf die Zukunft nur paranoide Schwarzmalerei. Spätestens die zurückliegenden vier Jahre haben diese Hoffnung allerdings endgültig begraben. Es ist eingetreten, was ein anderer Teil von mir nach dem Studium unzähliger Bücher befürchtet und Anfang 2008 für besagtes Lied in Reimform gebracht hatte: der Anfang vom Ende.

2023 führte uns das erneut unmissverständlich vor Augen. Wir sind Zeugen eines Untergangs. Einer Havarie. Die Tage des korporatistischen Neofeudalismus sind gezählt. Das System ist am Ende. Und zwar nicht nur partiell. Denn dieses Mal steht nicht nur ein Königreich, ein Land oder eine Region zur Disposition, sondern die ganze Welt. War es früher die Schreckensherrschaft eines einzelnen Despoten, derer sich ein aufgebrachtes Staatsvolk durch zivilen Ungehorsam oder Rebellion entledigte, sieht heute die gesamte global operierende »Super Class« (D. Rothkopf, 2008) diesem Schicksal entgegen.

Das erkannte auch der US-Milliardär Nick Hanauer. Vor gut zehn Jahren schrieb er einen offenen Brief an seine wohlhabenden Freunde und Kollegen, in dem er erklärte:

»Wenn wir nicht bald etwas tun, um die eklatanten Ungerechtigkeiten (…) zu beheben, werden die Mistgabeln kommen. Keine Gesellschaft kann diese Art von wachsender Ungerechtigkeit dauerhaft aufrechterhalten. Es gibt in der Tat kein einziges Beispiel in der Geschichte der Menschheit, wo Reichtümer wie diese angesammelt wurden und nicht irgendwann die Mistgabeln gekommen sind. Am Anfang ist es ein Polizeistaat, dann kommen die Aufstände.«

Diese Warnung formulierte Amazon-Mitgründer Nick Hanauer drei Jahre nach den Occupy-Wall-Street-Protesten, die am 17. September 2011 in New York (USA) begannen und ein gerechteres Wirtschafts- und Finanzsystem forderten. »Wir sind die 99,9 Prozent«, skandierten Demonstranten in Amerika, Großbritannien, Deutschland, Italien, Österreich oder der Schweiz damals. Doch die Protestwelle verebbte genauso rasch, wie sie über die Komfortzone der wertewestlichen Bankenhegemonie hereingeschwappt war. Konkret erreicht wurde nichts.

Trotzdem muss die intensive Insubordination in den Straßenschluchten der Metropolen einen gewissen Eindruck in den Chefetagen der Hochfinanz hinterlassen haben. Einige Vertreter der Prädatorenkaste schienen damals zu realisieren, dass ihr dysfunktionales Herrschaftsvehikel – der Raubtierkapitalismus – seit der Finanzkrise des Jahres 2008 auf sehr dünnem Eis manövrierte und der Lynchmob möglicherweise nur noch einen Bankencrash entfernt war.

Da klang Warren Buffet im Jahr 2011 noch deutlich siegessicherer, als er bei CNN verlauten ließ: »Die letzten zwanzig Jahre gab es einen Klassenkampf. Und meine Klasse hat gewonnen.« Zwischenzeitlich stimmt man in den Elfenbeintürmen der Macht deutlich leisere Töne an, will Vertrauen zurückgewinnen. Siehe WEF-Meeting 2024. Motto: »Rebuilding Trust«.

Schaffen es die parasitären Herrschaftszirkel nicht, die Alternativlosigkeit von Herrschaft durch neue Begründungen zu rechtfertigen, durch »neue Geschichten«, wie sie es nennen, besteht die reale Chance, dass die Herrschaft der wenigen über die vielen in naher Zukunft endet. Denn die zwecks Verhaltenskontrolle lancierten Nudging-Narrative, Spaltpilze und Strohmänner verfangen nicht mehr. Viren-Wahn, Weltuntergangskult, Kriegsgeläut und Ad-hominem-Attacken erzielen kaum noch die gewünschten Effekte. Zwei Drittel der Social-Media-Beiträge zum Thema Klimawandel sind schon jetzt skeptischer bis offen ablehnender Natur. Und als »Nazi« gilt mittlerweile ohnehin jeder, der den Kurs der Regierung nicht vollumfänglich unterstützt. Die Lügen sind zu plump, die hilflosen Umdeutungen des Offensichtlichen stümperhaft. Die neue Ordnung funktioniert nicht. Ein wachsender Anteil der Bevölkerung hat die leitmedial vermittelte Version von Realität als das erkannt, was sie ist – eine widersinnige, ideologisch aufgeladene Simulation. Eine »Truman Show«.

So hat die im algorithmisierten Stechschritt eingeführte digitalzensorische Gleichschaltung der »Neuen Normalität« auch ihr Gutes. Zum ersten Mal in der Geschichte der Menschheit ist sich die gesamte Spezies zur gleichen Zeit und auf dem ganzen Globus darüber im Klaren – oder hat zumindest die historisch einmalige Chance dazu –, dass sie von transgenerational konspirierenden Kriminellen kontrolliert wird. Von einer nimmersatten Parasitärkaste. Denn für nichts anderes steht der antidemokratische Stakeholder-Kapitalismus der Public Private Partnerships, die »Global Governance«. Wie bei jeder Form von »-ismus«, von welchem politischen Spektrum er auch ausgehen mag, dreht es sich auch jetzt wieder um Konsolidierung, Kollektivismus und Kontrolle. Das realisiert so langsam jeder. Auch die Konformisten, Opportunisten und Duckmäuser.

Das gesichtslose Monster supranationaler Notstandsbürokratie schlägt also im Rahmen seiner finalen Atemzüge nicht nur wild um sich, um mittels Polykrise und Biosicherheitsdoktrin die nächste Ausbaustufe des Überwachungskapitalismus zu installieren – es schlägt um sich, weil es um seine Vulnerabilität weiß. Um sein nahendes Ende.

Die Achillesferse des Systems ist der Glaube einer Mehrheit an seine Legitimation. Es hat nur so viel Macht, wie wir ihm zugestehen. Doch wie bei den institutionellen Kirchen wird die Herde hypnotisierter Schäfchen seit Jahrzehnten konstant kleiner. Vor diesem Hintergrund zieht das marode System nun alle Register. Lässt die Propaganda-Posaunen mit einer Wucht ertönen, als wetterten sie gegen die Mauern Jerichos. Und wenn die konzertierte Angst-Agitation via Konzernmedien und Frontlinienpersonal nicht genügt, um Gehorsam zu erzwingen und Massen um die Flagge zu scharen, passen die Drehbuchautoren der Demokratiesimulation das Skript der Show ein wenig an, bringen neue Bösewichte, Helden oder Katastrophen auf den Plan – oder strahlen eine sedierende Episode »Hopium« aus. Zeitigen selektive Berichterstattung und manipulative Kommunikation nicht die gewünschten Effekte, generiert das dialektische Empörungsmanagement nicht das erwartete Momentum, kommt die künstliche Intelligenz (KI) zum Einsatz. Diesbezüglich hat das Jahr 2023 vor allem gezeigt, dass es ab sofort eben nicht mehr nur simple Lügengebilde, wacklige Narrative, mutwillig unterschlagene Informationen und die üblichen Krisenprofiteure sind, mit denen man sich als kritischer Chronist der Zeit auseinandersetzen muss, sondern – diesem Arbeitsschritt vorangehend – vor allem die Frage: Was ist eigentlich real? Was ist wirklich geschehen? Und ist es überhaupt geschehen? Dank des Roll-outs von KI-Anwendungen lässt sich gefühlte Realität heutzutage von jedermann mit ein paar Klicks am Heimcomputer erschaffen. Events müssen nicht mehr stattgefunden haben, um zur Tatsache zu werden. Ein emotionalisierendes Bildermeer, das schon ob seines Umfangs jeder Falsifizierbarkeit entbehrt und ein ohrenbetäubendes Hintergrundrauschen erzeugt, überlagert die Evaluation überprüfbarer Argumente. Diskurskontamination verengt den Meinungskorridor. Es ist ein Trommelfeuer visueller Eindrücke, das unser sensorisches Ökosystem attackiert. Die Feder hat ihre liebe Mühe, gegen die anschwellende Flut illusorischer Impressionen anzuschreiben.

Aus dem Informationskrieg, der seit Dekaden an Intensität gewinnt, ist ein Krieg um unsere Lebensrealität geworden. Um Schein oder Sein. Aus einem erbitterten Gefecht um Wahrheit wurde eine skrupellose Schlacht um Wahrnehmung. Ein existenzieller Kampf um das eigene Ich – welches sich in seinem Habitat nur dann zu erkennen und entfalten vermag, wenn es in direkte Wechselbeziehung mit seiner analogen Umwelt treten kann. Das ist auch den Sozialingenieuren der einflussreichen Transatlantik-Thinktanks bewusst. Deshalb steht dort seit Beginn des 20. Jahrhunderts psychologische Kriegsführung im Zentrum des Interesses. Unterstützt von den technologischen Errungenschaften unserer Zeit spielen die Strippenzieher der Macht heute mit den Emotionsamplituden der Massen wie auf einer Klaviatur.

Sie implementieren virtuelle Welten, plädieren für digitales Geld, Plattform-Monopolismus, empathielose Online-Kommunikation und gläserne Bürger, die als Datenmine fungieren. Ziel ist die Entfremdung des Menschen vom Kern seines Wesens. Somit sind die zunehmend invalide Interaktion des Homo demens mit seiner Umwelt und die mentale Beugehaft in einer von Maschinen kreierten, morphenden Echokammer nicht als Zufall zu verstehen, sondern als 5G-Kriegsführung. Kriegsführung der fünften Generation (Eng.: »Fifth Generation Warfare«). Ein modular geführter Krieg auf fünf Ebenen. Ein Weltkrieg autoritärer Oppressoren gegen die Bevölkerung. Management-Präsentationen des 2023 pensionierten NASA-Chefwissenschaftlers Dennis M. Bushnell, der dem militärisch-industriellen Komplex der USA 60 Jahre lang in leitender Funktion diente, stellten schon im Juli 2001 in Aussicht, dass sich die Kriegsführung der amerikanischen Streitkräfte ab dem Jahr 2020 auf »Bio/NANO-Technologie, gesteuerte Evolution, Schallwaffen, Informationskrieg, genetisches Design, Bewusstseinskontrolle, künstliche Intelligenz« und »speziesübergreifende Molekularentwicklung« fokussieren werde. Und ab 2025 auf »Bots und Borgs«. Bei Bushnells verstörenden Vorträgen zu »zukünftigen strategischen Fragen der Kriegsführung ab circa 2025« stand erstaunlicherweise kaum jemals ein externer Gegner als Feind im Mittelpunkt, sondern stets die eigene Bevölkerung. Bushnell konnte sich vermutlich – wie Hanauer – ausmalen, welche Reaktionen die Exzesse seiner Kaste dereinst heraufbeschwören würden.

Die honorigen Herren lagen nicht allzu falsch, wie der Status quo mit seiner zunehmend übergriffigen Führungsebene impliziert. Volksvertreter vertreten Partikularinteressen, Gerichte beugen Recht, Universitäten zerstören Bildung, Kirchen den Glauben und Friedensaktivisten die Friedensbewegung. Die Inklusionsagenda exkludiert, die »Green Economy« ist eine umweltschädliche Vernichtungsindustrie, Bioethik nur Eugenik 2.0 und postmoderner Humanismus eine Depopulationsstrategie. Pharmaprodukte machen krank, Medien Propaganda und Banken arm. Deutlicher als mit derartigen Auswüchsen kann man sein baldiges Ableben als Herrschaftskonstrukt nicht ankündigen.

Wir wohnen dem letzten Aufbäumen eines moribunden Machtapparates bei. Einer Phase, in der das kollabierende System traditionell mit frappierender Arroganz agiert. Dekoriert mit dem Blendwerk imaginärer Unbezwinglichkeit. Charakterisiert von zunehmender Gewalt. Denn »alle Tyranneien herrschen durch Betrug und Gewalt, aber sobald der Betrug aufgedeckt ist, müssen sie sich ausschließlich auf Gewalt verlassen« (G. Orwell). Exakt an diesem Punkt im Koordinatensystem zivilisatorischer Evolutionsprozesse scheinen wir uns derzeit (wieder einmal) zu befinden. Ein Kataklysmus steht ins Haus. Er war vorhersehbar. Passiert mit Ansage. Der herrschaftspolitische Extremismus unserer Epoche kulminiert in einem sozioökonomischen Supergau. Hoffen wir, dass er unblutig vonstattengeht. Man muss nur die Strategie- und Positionspapiere von »RAND-Corporation«, »Council on Foreign Relations«, »Tavistock Institute« oder der »Rockefeller Foundation« lesen, um erahnen zu können, was kommt. Die zivilisationshistorischen Vektoren gleichen sich seit dem Mittelalter. »Teile und herrsche« – und danach »Ordnung aus dem Chaos«.

Einem »Reset« folgen Phasen des Aufatmens und Aufbaus, der Prosperität, Freiheit und Zuversicht. Sobald das neue System etabliert ist, bläht es sich auf und erweitert zunehmend enthemmt seine Befugnisse, reißt kontinuierlich mehr Macht an sich. Ist sein Zenit überschritten, erzeugt das erste Widerstände in intellektuellen Milieus. Darauf reagiert das System mit dem Einfordern bedingungsloser Solidarität. Es beginnt, die Rechte des Kollektivs über die Rechte des Einzelnen zu stellen. Aus Etatismus wird Totalitarismus. Das amplifiziert den Widerstand, der sich schlussendlich auf weite Teile der Bevölkerung ausdehnt und das Kartenhaus zum Einsturz bringt. Dann beginnt das Spiel von vorn.

Kluge Köpfe haben zeitlebens vor solch evolutionären Mustern gewarnt. Lange bevor ich als Jugendlicher mit Hermann Hesse die Literatur für mich entdeckte, mahnten George Orwell, Hannah Arendt, Henry L. Mencken, Bertolt Brecht, Friedrich Nietzsche, Erich Fromm, Antonio Gramsci, John Lennon und viele weitere kritische Kapazitäten aller Couleur zur Vorsicht. Denn sie hatten unabhängig von ihrer politischen Gesinnung erkannt, »dass die Geschichte die Menschen lehrt, dass die Geschichte die Menschen nichts lehrt« (M. Gandhi). Dass Herrschaft auf der Unfähigkeit des Einzelnen besteht, sich selbst zu beherrschen. Einer Unfähigkeit, die antrainiert ist – und deshalb auch wieder überwunden werden kann. Offenbar wurden diese Warnungen von zu wenigen Menschen verstanden. Oder von zu vielen missverstanden. Denn es passiert schon wieder. Und wie bereits Umberto Eco prophezeite, wird man den neuen Faschismus »nicht sagen« hören: »Ich bin der Faschismus. Er wird sagen: Ich bin der Antifaschismus«.

So sitze ich nun kurz nach Anbruch des neuen Jahres an meinem Schreibtisch, einen Steinwurf entfernt von der CasaCamuzzi, Hermann Hesses ehemaliger Wirkungsstätte, jenem extravaganten Gemäuer, in dem »Siddhartha«, »Der Steppenwolf« oder »Narziss und Goldmund« entstanden, und bin dankbar für den Umstand, dass ich mich gewappnet fühlen darf. Angstfrei. Bereit für den oktroyierten Rückschritt in die Zukunft. Die zahlreichen Texte, Bücher, Strategiepapiere, Studien, Listen und Zusammenhänge, all die Songs, Bilder, Filme und Vorträge, die ich mich seit Mitte der 90er angeschickt habe zu analysieren, mögen ein Grund sein, warum mich die Entwicklungen der vergangenen vier Jahre weniger schockiert als fasziniert haben. Denn Geschichte verläuft in vergleichbaren Zyklen. Sie wird von den Gewinnern geschrieben. Und es war schon lange klar, dass sie sich zu oft wiederholt hat – dass es an der Zeit ist, sie zu ändern.

Als die »Neue Normalität« im Windschatten der Coronakrise ausgerollt wurde, kam es mir vor, als würde ein Theaterstück, dessen Drehbuch ich schon ein Dutzend Mal gelesen habe, das ich schon kenne, aber noch nie live mitverfolgen durfte, endlich aufgeführt. Als säße ich in der ersten Reihe, um dem, was ich mir schon viele Male vorgestellt hatte, persönlich beizuwohnen. Es fühlte sich an, als wäre der Zeitpunkt gekommen, auf den mich meine Neugier seit gut drei Dekaden vorbereiten wollte. Als wäre es das Wissen um die Vergangenheit, das vor Angriffen der Zukunft auf das freie Denken feit. Der Zweck geistiger Defensivarbeit besteht ja nicht nur darin, die Inhalte von Propaganda als solche zu erkennen und die Lügner Lügen zu strafen, sondern vor allem darin, sich von den perfiden Methoden psychologischer Kriegsführung nicht in die Resignation treiben zu lassen. Denn exakt diese Koordinaten zwischen Apathie und Agonie sieht 5G-Sozialarchitektonik für jene vor, die sich ein holistisches Bild von der Lage machen und den Betrug erkennen. Sie sollen sich ob der agitativen Übermacht multimedialer Flächenbombardements handlungsunfähig, überwältigt, intellektuell vergewaltigt und isoliert fühlen. Umso dankbarer bin ich jenen Autoren und Künstlern, die nicht mit ihrer Meinung hinterm Berg hielten, die intellektuellen Inzest vermieden. Den Individuen, die den Mut hatten, klare Kante zu zeigen, die Courage, unpopuläre Positionen zu vertreten. Weitsichtigen Geistern, die einen Blick hinter die Fassaden der Potemkinschen Dörfer wagten, Kontextualisierung für die Ereignisse ihrer Ära lieferten und schonungslose Ausblicke in die Zukunft nicht scheuten.

Ohne John Lennon hätte ich als Fünfjähriger nicht die Musik für mich entdeckt. Ohne Hesse nicht die Welt der Bücher. Und ohne Umberto Ecos »Foucaultsches Pendel« hätte sich mit sechzehn kaum mein Interesse an Hintergrundrecherchen in puncto Geheimgesellschaften und Schattenpolitik entwickelt. Ohne die intellektuelle Rückendeckung unbeugsamer, freisinniger, kühner und reflektierter Autoren säße ich an diesem milden Tessiner Winterabend nicht hier und schriebe den vorliegenden Text. Ihre Werke halfen mir, die Seifenoper, in der wir verdrießlich vor uns hin vegetieren sollen, nicht ernst zu nehmen. Sie waren wichtig, um die Gegenwart einzuordnen, um falsche Autoritäten als solche entlarven zu können. Ihren Anstrengungen habe ich zu verdanken, dass ich als Komparse der postmodernen »Truman Show« zwar in einer Lüge, aber nicht die Lüge leben muss. Wenn ich mit den hier zusammengetragenen Texten nur den Bruchteil eines solchen informativen Widerhalls erzeugen, einer einzigen Person ähnliche Dienste leisten kann und ein wenig mentale Schützenhilfe für den ein oder anderen zu bieten vermag, haben sich die vielen hundert Stunden Arbeit, die im vorliegenden Projekt stecken, mehr als gelohnt. Ich veröffentliche es, damit die Gegenwart – als Vergangenheit der Zukunft – ein weiteres nicht zensierbares Artefakt mit auf ihre Reise durch die Zeit nehmen kann.

Aus diesem Grund freue ich mich, mit der vorliegenden Publikation nun im dritten Jahr in Folge eine Anthologie von 35 Recherchen, Essays und Polemiken präsentieren zu können.

Konserviert in physischer Form, auf Papier, um sie vor der digitalen Bücherverbrennung zu bewahren, die das zunehmend zensierte Internet wie ein bösartiger Tumor durchwuchert.

Aufgrund des Formats meiner Arbeiten, die in der Regel online publiziert werden, habe ich, wie in den letzten Jahren auch, auf das Anfügen von Fußnoten im Buch verzichtet. Ansonsten wäre es noch dicker und damit auch teurer geworden. Alle referenzierten Quellen sind jederzeit über meine Webseite (regenauer.press) nachzuvollziehen, wo alle Texte kostenlos und chronologisch sortiert zum Download zur Verfügung stehen. Sollte meine Webseite – aus welchen Gründen auch immer – offline sein, sind alle Texte jederzeit als ZIP-Archiv via E-Mail an »[email protected]« erhältlich.

Zusätzlich habe ich eine Backup-Seite im »Internetarchiv« (www.archive.org) erstellt und auch dort alle meine Arbeiten frei zugänglich gemacht. Eine kurze Suche sollte zum Ziel führen. Begriffe, Informationen, Aussagen und Zitate, die im Originaltext mit weiterführender Literatur belegt sind, sind im Buch unterstrichen. Das sollte die Verifikation von Angaben im vorliegenden Werk mittels raschem Aufruf des Hyperlinks im entsprechenden PDF erleichtern.

Ausgangs möchte ich mich noch herzlich dafür bedanken, dass Sie mit dem Erwerb dieses Buches helfen, meine Arbeit in analoger Form für die Nachwelt zu erhalten. Vielen Dank!

»Die Zukunft hat viele Namen: Für Schwache ist sie das Unerreichbare, für die Furchtsamen das Unbekannte, für die Mutigen die Chance.« (Victor Hugo)

| Montagnola, am 5. Januar 2024

Stilblüten und Scheingefechte

Silvester-Krawalle in Berlin, deutsche Panzerlieferungen für Kiew, Klima-Endkampf in Lützerath, CO₂-Budget für jedermann, 15-Minuten-Städte und vermeintlich überraschende Enthüllungen dank der Twitter-Files. Eine Inventur der Polarisierungsdialektik zum Jahresbeginn.

Das neue Jahr begann, wie das alte endete: mit einem bunten Strauß medialer Stilblüten. Mit Fehlinformation, Framing und Feigenblatt-Journalismus. Vor allem in Bezug auf die Natur der Krawalle der Berliner Silvesternacht.

Denn obwohl nach Angaben der Polizei klar ist, dass die Mehrzahl der aggressiven Böllerwerfer einen Migrationshintergrund aufweist, lässt die dunkelgrüne Polarisierungsdialektik nichts unversucht, diesen Umstand zu kaschieren. Nicht, weil die Bundesregierung in puncto Migrationspolitik versagt hätte, sondern weil sozialer Unfrieden offensichtlich gewollt oder zumindest goutiert wird.

Nicht zuletzt, um jeden Widerspruch gegen die Narrative der woken Deutungselite zu torpedieren. Galt im öffentlichen Diskurs bislang nur die AfD pauschal als rechts, ist es nach kritischen Äußerungen von Ex-BlackRock-Deutschlandchef Friedrich Merz zur Migrationspolitik nun auch die CDU. So agitiert WDR-Moderator Jean-Philippe Kindler via Instagram und ruft bereits öffentlich zur »Radikalisierung« im Kampf gegen die Partei auf.

Mit dem Demokratieverständnis und Duktus eines George W. Bush, der die Welt nach 9/11 wissen ließ: »Entweder sie sind auf unserer Seite – oder gegen uns«. Selbstredend ist nach wie vor keine der Parteien im Bundestag wählbar. Aber dass jedwede Opposition, jede kritische Stimme sofort diffamiert wird, ist ein deutlicher Beleg dafür, dass wir es längst mit totalitären Strukturen zu tun haben.

Für eine Spezies, die sich als zivilisiert betrachtet und auf einen humanistischen Wertekatalog beruft, die als Menschheitsfamilie in friedlicher Koexistenz zusammenleben möchte, sind derartige Vorgänge schlicht unwürdig. Und sie zeigen einmal mehr, dass es nicht um links oder rechts geht, um Gemeinwohl, die Lösung von Problemen oder um die Beantwortung von Sachfragen, sondern ausschließlich um Identitätspolitik und verblendeten Kollektivismus. Denn je gespaltener eine Gruppe ist – Divide et impera! – desto leichter ist sie zu kontrollieren.

Der Kolumnist Harald Martenstein schreibt dazu in der WELT vom 15. Januar 2023: »Ich verstehe die Wut der Silvesterrandalierer, dieses Land hat ihnen nichts zu bieten«, und hat damit Recht. Denn unter der neofeudalen Geo-, Wirtschafts- und Migrationspolitik des vergangenen Jahrhunderts leidet vor allem die Normalbevölkerung – sowohl in den Herkunftsländern der Flüchtlinge als auch in jenen Staaten, in denen sie glauben, ein besseres Leben führen zu können.

Freilich hallt auch die von Logik, Kohärenz und Transparenz weiträumig gemiedene »Doppeldenk«-Farce rund um den vermeintlichenReichsbürgerputsch noch nach. Oder der schwelende Ukraine-Konflikt, den die Kriegstreiber in Washington, Berlin und Brüssel augenscheinlich gewillt sind zu eskalieren – immerhin liefert nun auch Deutschland offiziell Schützenpanzer vom Typ »Marder« sowie das Patriot-Raketenabwehrsystem nach Kiew und wird damit zur offen konfrontativen Kriegspartei. Gegen Russland. Diesen Umstand muss man sich erst einmal so richtig bewusst machen.

Darauf hat Robert Habeck vermutlich verzichtet. Denn bereits am 8. Januar 2023 spricht er davon, sich vorstellen zu können, auch Leopard-Panzer zu liefern. So wird dieser Konflikt in absehbarer Zukunft entweder massiv aus dem Ruder laufen – oder sich über Jahre hinziehen und sein destabilisierendes Potenzial weiter entfalten. In jedem Falle wird das Thema noch lange die Gazetten füllen.

Wie auch die evidenzfrei operierenden Klima-Apokalyptiker weiter von sich reden machen werden, weil sie die dringend benötigten Bilder zum vermeintlichen Kampf ums Überleben des Homo sapiens generieren. Ohne diesen staatlichphilanthrop und von reichen Einzelpersonen finanzierten Öko-Aktivismus aus dem wohlstandsverwahrlosten Bildungsbürgertum vergäße man nämlich unter Umständen, dass das Klima uns nach offizieller Lesart in Kürze auslöschen wird. Oder würde die Panikmache einfach nicht mehr ernst nehmen.

Immerhin wird die meteorologische Apokalypse seit Jahrzehnten aufgeschoben und nach hinten datiert. So wurde aus der anfangs postulierten »Klimaerwärmung« im Verlauf der Zeit die nun gängige Bezeichnung »Klimawandel«. Passt – weil flexibler einsetzbar – besser zu Doppeldenk, konstruierten Bedrohungsszenarien und kognitiven Dissonanzen. Denn man könnte es ja durchaus besser wissen, weil selbst in Mainstream-Medien schon vor Jahren darüber berichtet wurde, dass die CO₂-Theorie nur »geniale Propaganda« ist, wie ein Artikel der WELT vom 4. Juli 2011 oder der »Climate-Gate-Skandal« im Jahr 2009 unterstreichen.

Dennoch: Die kameraaffinen Exodus-Influencer machen unbeirrt weiter. Dieser Tage, indem sie Lützerath besetzen, einen verlassenen Miniatur-Weiler in Nordrhein-Westfalen, der einem RWE-Tagebau weichen soll, und für den Wikipedia am 31. Dezember 2022 die Einwohnerzahl »drei« verzeichnet. Selbst prominent-betuchte Klimawandel-Ikonen wie Luisa Neubauer oder Greta Thunberg geben sich ein Stelldichein auf jenem ruralen Fleck Ödland, der von der medienstrategisch gut geschmierten Marketingmaschine der »Letzten Generation« kurzerhand zum Nabel der untergehenden Welt erklärt wurde. An diesem lässt sich Neubauer ablichten, während sie inmitten einer Gruppe von scheinbar eingekesselten Demonstranten steht – eigentlich eine Stresssituation – und in aller Seelenruhe ein Buch liest. Perfekt ausgeleuchtet natürlich. Noch surrealer kann die Inszenierung kaum werden.

Lützerath: da wird nun also – bevor man mit dem Privatflugzeug zum WEF (World Economic Forum) nach Davos jettet – die Schlacht um die Zukunft der Menschheit geschlagen. Unter anderem mit Steinen und »Molotow-Cocktails«. Das ZDF meint am 14. Januar, dass sich vor Ort »Szenen wie bei Herr der Ringe« abgespielt hätten. Man kann sich allenthalben des Eindrucks nicht erwehren, dass die Demonstrationen der Corona-Maßnahmenkritiker im Vergleich deutlich friedlicher vonstatten gingen. Zudem wäre im Sinne der im Aufwind befindlichen Cancel Culture zu eruieren, ob die vorgeblich pazifistischen Klima-Protestler nicht kulturelle Aneignung beim neuen Erzfeind des Wertewestens betreiben, bezieht sich der Name des beim Aufprall explosiv entflammenden Wurfgeschosses doch auf den Russen Wjatscheslaw Michailowitsch Molotow.

Bemerkung am Rande: Diejenigen Corona-Maßnahmenkritiker, die jetzt schadenfroh die Polizeigewalt gegen Klima-Protestler beklatschen, sind keinen Deut besser als die COVID-Konformisten, die im Lauf der vermeintlichen Pandemie dazu aufriefen, die unsolidarischen Impfskeptiker niederzuknüppeln. Sie tun genau das, was die Sozialingenieure von ihnen erwarten – sie verschärfen die Spaltung der Gesellschaft.

Parallel zur Berichterstattung um die Proteste am Rande der RWE-Kohlegrube installiert der öffentlich-rechtliche Rundfunk bereits die diskursiven Kommunikationsleitplanken für die nächste Stufe staatlicher Übergriffigkeit – das persönliche CO₂-Budget für jedermann. Die nächste vermeintliche Verschwörungstheorie, die zu bitterer Praxis wird. So berichtet die ARD am 12. Januar 2023 über Vorschläge des Klimaforschers Hans Joachim Schellnhuber vom »Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung« (PIK), der einen maximalen Pro-Kopf-Verbrauch von drei Tonnen CO₂ pro Jahr und Bürger vorsieht. Ein Wert, von dem Deutschland meilenweit entfernt ist und der sich nur mit drastischen Einschränkungen der Individualmobilität erreichen lässt.

In diese Kerbe schlägt auch das Konzept der 15-Minuten-Stadt, das mittlerweile in nahezu allen Industrienationen auf dem Vormarsch ist. So plant das englische Oxford, sein Verwaltungsgebiet ab dem Jahr 2024 in sechs »15-Minuten-Zonen« einzuteilen, um die Bewegungsradien der Bürger im Detail regulieren zu können. Auch in Frankreich, den USA oder Neuseeland wird der Vorschlag langsam aber sicher salonfähig diskutiert – und bedeutet nichts anderes, als dass der eigene Wohnort künftig zum Freiluftgefängnis wird.

So wird eine im Widersinn sozialisierte, indoktrinierte Jugend als fremdgesteuerter Akteur der Endzeit-Show jenes Großkapitals instrumentalisiert, das die Aktivisten vermeintlich bekämpfen. Mit Denkschablonen, Affekten und Ressentiments, die auf Kommando abrufbar sind. Für und gegen jeden mobilisierbar. Zudem: in Lützerath protestiert die grüne Jugend gegen die Beschlüsse der eigenen Parteispitze. Der Stern nennt das am 12. Januar einen »Spagat«. Ich nenne es eine Beleidigung für den Intellekt eines jeden halbwegs sortierten Geistes. Selbst der in Bezug auf sonstige Staatsnarrative »sattelfeste« Jan Fleischhauer kommentiert am 12. Januar 2023 diesbezüglich treffend bei Twitter:

»Ich kann mir nicht helfen, ich finde es leicht pervers, wie deutsche Bürgerkinder in einem verlassenen Dorf bei Düsseldorf eine Art Endkampf ums Klima inszenieren (…).«

Am 14. Januar legt Fleischhauer nach und schreibt:

»Mir fehlt das richtige Wort. Wie nennt man Leute, die am Wochenende gegen das demonstrieren, was sie eben selbst noch beschlossen haben? Wendehals trifft’s nicht so richtig, finde ich. Heuchler auch nicht. Das ist etwas ganz Spezielles, das gibt’s so nur bei den Grünen.«

Unter Fleischhauers Text prangen zwei Fotos. Eines zeigt das Abstimmungsverhalten der beiden Grünen-Abgeordneten Emilia Fester und Nyke Slawik in Bezug auf den Weiterbetrieb des Kohletagebaus in Lützerath. Beide haben mit »ja« gestimmt. Das andere Foto zeigt die beiden Nachwuchsdogmatiker vor Ort bei den Protesten gegen den Abriss des Weilers durch den Energiekonzern RWE. Mehr Doppelmoral ist schwer vorstellbar.

Man vergisst ob dieses mit hoher Taktung ins Bewusstsein der Öffentlichkeit gepeitschten Kriegs- und Klimawahnsinns allenthalben, dass uns bis vor nicht allzu langer Zeit ein Killer-Virus geißelte. Wäre da nicht Deutschland und sein Gruselkabinett von Pharma-Lobbyisten und Pandemie-Profiteuren, diese Kaste polit-medialer Berufsdrangsaleure, die immer noch über die endgültige Abschaffung der Corona-Maßnahmen diskutiert, während viele Länder schon seit mehr als einem Jahr alle Maßnahmen zurückgenommen haben. Exemplarisch für den Habitus von »Team Geisterfahrt« steht der Umgang der Deutschen Bahn mit ihren Kunden, wo Zugbegleiter noch immer machttrunken Fahrgäste aus dem Zug werfen lassen, die sich – weil sie gerade einen Kaffee trinken – nicht preußisch-strikt an die Maskenpflicht halten.

Augenfällig bis schizophren zudem die mentalen Verrenkungen der Leit- und Konzernmedien, die sich im Tagesrhythmus darin überbieten, die massive Übersterblichkeit in der mit mRNA-Produkten behandelten Bevölkerungsgruppe kleinzuschreiben. Dabei kann wohl zwischenzeitlich jeder im eigenen Umfeld beobachten, dass primär »geimpfte« Personen von fiesen Erkältungen oder noch schlimmeren Krankheiten heimgesucht werden. Doch offizielle Stellen und Leitmedien marginalisieren das Leid einer ungeheuer großen Anzahl von Menschen mit Impfschaden programmatisch, um das Versagen – oder die niederträchtigen Absichten – der Verursacher und Verantwortlichen zu vertuschen. Dabei schreit mittlerweile selbst der dahingehend bisher eher zurückhaltend kommunizierende Kabarettist Serdar Somuncu die Wahrheit von der Bühne und stellt klar, dass ein »Indizienprozess gegen die Verantwortlichen geführt werden muss«, um dem Wunsch nach Aufarbeitung einigermaßen gerecht zu werden.

Bedauerlicherweise ist jedoch davon auszugehen, dass weder Angela Merkel, Jens Spahn, Christian Drosten, Karl Lauterbach noch Lothar Wieler oder Olaf Scholz jemals für ihre Taten zur Verantwortung gezogen werden. Die obrigkeitshörige, weisungsgebundene und daher dysfunktionale deutsche Justiz wird sich hüten, noch einmal gegen ihre Dienstherren vorzugehen.

Denn an jener Handvoll Staatsanwälte und Richter, die dieses Wagnis in jüngerer Vergangenheit auf sich nahmen, statuierte das System abschreckende Exempel. Und wäre Justitia nicht bereits auf beiden Augen blind, säße im Speziellen Olaf Scholz – von Ulrich Thiele bei »Cicero« unlängst trefflich Pinocchio-Kanzler getauft – längst hinter Gittern.

Der Staat agiert, wie der Staat in Kriegs-, Krisen- und Umbruchszeiten immer agiert: er säubert die eigenen Reihen von Zweiflern, Kritikern und Häretikern. Gleichzeitig versucht er, seine direkten Untergebenen, die Beamten, durch Zugeständnisse, Belohnungen, Sonderzahlungen und Prämien zu beschwichtigen, will sie mit Geschenken bei der Stange halten. So erhöht das Land Nordrhein-Westfalen die Besoldung vieler Beamten signifikant, wie die Rheinische Post am 2. Dezember 2022 zu berichten wusste. Nachzahlungen für rückwirkend erhöhte Mietzuschüsse können je nach Beamtenhaushalt gut und gerne 5.000 bis 10.000 Euro betragen.

Und auch die Familienzulagen nach Landesbesoldungsgesetz wurden zum 1. Dezember 2022 angehoben. Für einen mir persönlich bekannten Lehrer bedeutete dies den Erhalt einer Sonderzahlung von mehr als 5.000 Euro im vergangenen Dezember. Der Staat verteilt sein Bestechungsgeld mit vollen Händen, obwohl seit Jahren bekannt ist, dass gerade die Beamtenbezüge und deren Pensionslast die »öffentlichen Haushalte sprengen«, wie die WirtschaftsWoche schon am 13. September 2019 titelte.

Auch ein Blick über den großen Teich macht wenig Hoffnung auf eine ernsthafte Aufarbeitung der Corona-Verbrechen. Obgleich die sogenannten Twitter-Files allen Anlass dazu böten. Denn es zeigte sich im Rahmen der entsprechenden Enthüllungen rasch, dass alle Verschwörungstheorien, die in Bezug auf Twitter in den vergangenen Jahren ventiliert wurden, wahr sind – so Elon Musk in einem Interview kurz nach Weihnachten.

Ob »Shadowbanning«, »Blacklisting«, Zensur kritischer Inhalte direkt durch die Pharma-Branche, Sperrung oder Löschung von spezifischen Accounts durch FBI, CIA und NIH, oder gezielte Beeinflussung der amerikanischen Öffentlichkeit bezüglich des Hunter Biden-Laptop-Skandals und seiner potenziell negativen Auswirkungen für die US-Demokraten hinsichtlich der Präsidentschaftswahlen 2020/2021 – die woke Twitter-Chefetage tat willfährig exakt das, was staatliche Stellen ihr befahlen.

Dezidierte Zensur-Teams unterdrückten jede Meldung in Bezug auf Hunter Biden, den drogen-affinen Präsidentensohn, sowie jegliche Links zum Inhalt des Corpus Delicti, des Laptops, der bei »Marco Polo« online abrufbar ist. Cancel Culture und Propaganda in voller Blüte. Bis Elon Musk die wichtigste Social Media Plattform der Welt übernahm und begann, die Meinungsfreiheit zu retten. So zumindest die landläufige Annahme.

Warum ich den WEF-Young Global Leader Musk nicht für den Messias des Libertarismus halte, sondern für eine Art Trojanisches Pferd, das eine gewiefte PR-Kampagne fährt, habe ich bereits im Oktober 2022 im Rahmen eines ausführlichen Artikels über den neuen Twitter-Chef dargelegt. Warum ich auch die vermeintlich revolutionären Enthüllungen der Twitter-Files oder Musks Absage an das WEF 2023 als PR-Coup betrachte, will ich im Folgenden erläutern.

Zunächst einmal wirft die Darreichungsform der Twitter-Files Fragen auf. Warum werden primär Screenshots veröffentlicht, anstatt tatsächliche Dokumente, Protokolle oder E-Mails? Wer stellt diese Screenshots zusammen, entscheidet, was veröffentlicht wird und was nicht? Und welche Informationen gibt es in den betreffenden Datenbanken, Mailboxen oder Dokumenten noch? Wenn wir uns an die Veröffentlichungen von WikiLeaks, die Panama-Papers, die Pandora-Papers oder jene Teile des Edward Snowden-Archivs erinnern, die publik gemacht wurden, handelte es sich dabei stets um originäre, vollständige Dokumente, deren Inhalt sich im Rahmen von Eigenrecherche falsifizieren ließ. Bei den Twitter-Files gilt es, sich auf unbekannte Kuratoren zu verlassen. Auf Schnipsel und Fetzen der Originaldokumente.

Ja, es ist als positiv zu bewerten, nochmals in Schriftform bestätigt zu sehen, was jeder, der sich ein wenig mit der Geschichte, der Arbeitsweise und der Staatsnähe von Big Tech oder Social Media Unternehmen beschäftigt hat, ohnehin schon wusste – dass diese Firmen unter der Fuchtel von US-Regierung und US-Geheimdiensten stehen. Wenn sie nicht gar indirekt von diesen finanziert oder gegründet wurden – so wie Facebook, das nur einen Tag (4. Februar 2004) nach dem Abschalten (3. Februar 2004) des in der Öffentlichkeit verpönten DARPA-Projektes »Life Log« online ging und exakt die gleichen Funktionen erfüllt. Nur geben die Nutzer ihre Daten nun freiwillig ein, anstatt dass das Militär sie sammelt.

So dürfte es ebenfalls kaum dem Zufall zuzurechnen sein, dass ehemalige FBI- und CIA-Mitarbeiter zuhauf bei amerikanischen TV-Sendern und Tech-Unternehmen arbeiten, wo sie zumeist für die »Identifikation und Bekämpfung von Fake News« zuständig sind. Ob CNBC, CNN, MSNBC, Facebook (META) oder Twitter – die Geheimdienste haben die Medienlandschaft der Vereinigten Staaten großflächig infiltriert.

Mark Zuckerberg bestätigte bereits im Sommer 2022 während eines dreistündigen Interviews mit dem weltbekannten Podcaster Joe Rogan, dass das FBI ihn explizit aufforderte, »polarisierende Inhalte« im Vorfeld der US-Wahlen 2020 zu überwachen und deren Reichweite zu reduzieren. Und auch während der COVID-Krise zensierte, kuratierte und blockierte Facebook im Sinne der Regierung – während Zuckerberg engen Mitarbeitern im Rahmen eines Video-Calls persönlich empfahl, die mRNA-Injektion zu meiden. Dass Twitter, Instagram und andere Plattformen das gleichfalls taten, ist also wenig überraschend.

Eine weitere Frage in Bezug auf die Twitter-Files stellt sich in Bezug auf die von Elon Musk persönlich selektierten Journalisten, die nach Unterschreiben einer Geheimhaltungserklärungen nun federführend die entsprechenden Enthüllungen zusammenstellen, moderieren und bei Twitter veröffentlichen dürfen – Matt Taibbi und Bari Weiss.

Taibbi scheint zunächst einmal ein recht ungehaltener, cholerischer und pietätsloser Zeitgenosse zu sein, wie diverse Medienberichte über ihn nahelegen. Er bejubelte öffentlich Todesfälle politisch Andersdenkender, bewarf Personen in Bars mit Trinkgefäßen und eckte mit seinem niveaulosen bis asozialen Humor, den er selbst als »satirisch und sarkastisch« bezeichnet, immer wieder an.

Seine Karriere nahm ab 2004 beim Musikmagazin »Rolling Stone« so richtig Fahrt auf, für das er mehrere Jahre als freier Autor schrieb. Unter anderem über politische Themen. Noch im Juli 2019 publizierte er für das Magazin einen Artikel über Verschwörungstheorien und die Frage, warum sich diese im öffentlichen Bewusstsein so hartnäckig halten – von der Mondlandung und dem Mord an John F. Kennedy über 9/11 bis hin zu Donald Trump. Alles, was nicht dem offiziellen Narrativ der US-Regierung folgt, stempelte Taibbi bisher rigoros als Blödsinn ab. Dass knapp 70 Prozent der Amerikaner glauben, dass die CIA in das Attentat auf JFK verwickelt war, was durch bis anhin klassifizierte Geheimdokumente, die im Dezember 2022 veröffentlicht wurden, bestätigt wird, führt Taibbi auf mangelnde Bildung zurück. Gleiches gilt laut Taibbi für den Umstand, dass etwa die Hälfte der US-Bevölkerung überzeugt ist, dass die eigene Regierung in die Anschläge von 9/11 verwickelt war.

Dennoch haftet ihm hartnäckig der Ruf des subversiven und regierungskritischen Investigativ-Journalisten an, der den »Sumpf in Washington« nun mit den Enthüllungen der Twitter-Files bloßstellt. Dieses Image dürfte vor allem auf seiner Arbeit für »First Look Media« fußen, einem im Oktober 2013 von eBay-Gründer und Ex-PayPal-Besitzer PierreOmidyar mit 250 Millionen US-Dollar grundfinanzierten Medien-Outlet. Nach initialen Angaben von Omidyar sollte First Look Media als Dachgesellschaft für mehrere Magazine mit investigativem Charakter fungieren. Für Magazine, die ihre Autoren nicht zensieren.

Das erste war »The Intercept« – das 2014 öffentlichkeitswirksam gegründet wurde, um exklusiv über die Enthüllungen von Edward Snowden zu berichten. Als zweite Publikation war ein politisches Magazin namens »Racket« vorgesehen, dessen Chef Matt Taibbi werden sollte. Der Hype um die Enthüllungen von Edward Snowden machte unter anderem »The Guardian«-Schreiberling Glen Greenwald als Intercept-Mann der ersten Stunde zum Star-Journalisten. Und auch Matt Taibbis Karriere profitierte von der Arbeit bei First Look Media beziehungsweise The Intercept.

Trotz massivem öffentlichen Interesse und entgegen den hehren Versprechungen zu Beginn des Projektes stellte The Intercept das Snowden-Projekt jedoch bald ein. Angeblich wegen zu hoher Kosten. Es wurden kaum mehr als 20 Prozent der hochbrisanten Informationen, die die US-Regierung mutmaßlich schwer belasten, veröffentlicht. Sie befinden sich bis dato unter Verschluss im Besitz der privaten Medienorganisation. Und Matt Taibbi verließ First Look Media nach sieben Monaten, weil er sich scheinbar mit Hauptfinancier Omidyar überwarf. Dennoch gelten alle Beteiligten am Snowden-Projekt bis heute als Star-Journalisten und Investigativ-Reporter par excellence. Man könnte die ganze Intercept-Story demnach auch als geschickte Image-Design- und Marketing-Kampagne betrachten.

Der Vorgang weist Parallelen zur aktuellen Situation von Bari Weiss auf, der ehemaligen »New York Times«-Autorin, die das woke Blatt unlängst mit viel Tamtam verließ, und nun vielbeachtete Co-Journalistin von Matt Taibbi in Bezug auf die ominösen Twitter-Files ist. Denn genau zu dem Zeitpunkt, zu dem ihre Karriere durch die Enthüllungen rund um die Social Media Plattform enormen Aufwind erfährt, wirdbekannt, dass Weiss jüngst ein neues Medien-Start-up ins Leben rief. Mit zehn Vollzeitbeschäftigten und einem Dutzend Freiberufler.

In weniger als einer Woche hatte ihre neue Firma über 100.000 Follower auf Twitter und circa 25.000 neue Abonnenten. Viele von ihnen bezahlen für das Angebot. Weiss’ Start-up schaltete schon kurz darauf kostspielige Werbung in New York, San Francisco und anderen Großstädten. Auf ihrem persönlichen Twitter-Account verdoppelte sich die Follower-Zahl von 500.000 auf knapp eine Million. Trotz dieses kometenhaften Erfolgs hat »The Free Press« – wie sich das neue Unternehmen nennt – nach Aussagen von Weiss »bisher keinen Cent ausgegeben«. Die Zusammenarbeit mit Musk lohnt sich demnach nicht nur in puncto Reputations- und Image-Design, sondern auch finanziell.

Und auch für Elon Musk selbst, der bis vor etwa zwölf Monaten noch das »Darling« der US-Demokraten und Linken war, läuft die Twitter-PR-Kampagne ausgezeichnet. Jetzt ist er Liebling der US-Republikaner, Rechten, Liberalen und Konservativen und plant, den freien »Volksjournalismus« auf Twitter zu etablieren. Auf einer zentralisierten Plattform, die immer noch nach Gutdünken Accounts sperrt, auch wenn deren Inhaber sich nichts Justiziables zu Schulden kommen ließen, und die bis 2017 nur 140 und jetzt 280 Zeichen pro Mitteilung erlaubt. Ein Unding. Ja – für Echtzeitinformation, Links, Meinungsbilder oder die Mitteilungen offizieller Stellen, Behörden, Ministerien, Leitmedien, Independent-Medien und Kulturschaffenden ist die Plattform durchaus wertvoll. Aber nicht für echten Journalismus, der auf mehr basieren muss als auf ein paar Screenshots und drei Sätzen.

Wer also nachvollziehen möchte, was in puncto Twitter wirklich gespielt wird, muss die derzeitigen Vorgänge nicht nur im Lichte von Elon Musks Werdegang, Geschäftsbeziehungen und finanziellen Abhängigkeiten betrachten, sondern auch hinsichtlich der langfristig profitierenden Beteiligten. Und das sind neben Musk selbst und Individuen wie Taibbi oder Weiss eben auch das US-Establishment und der supranationale Korporatismus, der ein vertieftes Interesse an Musks Polarisierungsdialektik haben dürfte. In diesem Zusammenhang sollte nicht vergessen werden, dass sich das elitäre WEF-Meeting im Jahr 2022 das Motto »RebuildingSocietal Trust« (D., gesellschaftliches Vertrauen wieder aufbauen) auf die Fahnen schrieb. Wer könnte das in jenen Kreisen, die sich von ihrer Regierung belogen und betrogen fühlen, besser als eine neue Galionsfigur des Libertären?

Zudem sei jedem, der Elon Musk für einen Freiheitskämpfer im Dienste des einfachen Bürgers hält, nahegelegt, das heimlich aufgezeichnete Protokoll des ersten Meetings von Musk mit dem ehemaligen Twitter-Vorstand zu lesen. Im Zuge der Unterredung drückt der neue Twitter-Eigner klipp und klar sein Interesse daran aus, Twitter zur westlichen Version der chinesischen »WeChat«-Applikation zu machen, einer sogenannten Alles-App des chinesischen Konzernriesen »Tencent«. Das bedeutet schlussendlich, dass Twitter zu einem omnipotenten Werkzeug für digitale Identifikation, Überwachung und erweiterte Manipulation des Einzelnen ausgebaut werden soll. Wie Facebook es in großem Masse schon jetzt ist.

Wer die angeführten Widersprüche nicht analysiert und sich vom medialen Hype oder der Ikonisierung einer Einzelperson blenden lässt, macht nichts besser als die Corona-Konformisten, die einem Christian Drosten als Helden huldigten. Es muss doch zumindest stutzig machen, wenn Elon Musk stets öffentlich betont, die Bedrohung durch künstliche Intelligenz sei real und ernst, während er auf der anderen Seite mit »Neuralink« ein transhumanistisches Projekt vorantreibt, das Menschen mittels Gehirnimplantaten zerebral aufpeppen und upgraden soll – um so die zivilisatorische Kapitulation vor künstlicher Intelligenz und Transhumanismus abzuwenden.

Sprich: Musk, der Mann, der mit einer »New World Order«- Jacke bei Promi-Galas aufläuft, rettet uns mittels Transhumanismus vor künstlicher Intelligenz und Transhumanisten. Allzu lange nachdenken darf man über dergleich obszöne Kontradiktionen vermutlich nicht, will man den Schutzpatron der eigenen Passivität nicht vom überhöhten Podest der Ehrerbietung stürzen.

| fertiggestellt am 15. Januar 2023

Die Truman Show

Vermeintliche »Weltmacht« WEF, Twitter-Files, Kriegshetze, Greta in Lützerath, et cetera. Ein medial hochgejazzter Strohmann jagt den nächsten. Empörungsmanagement und Social Engineering lenken dabei vom zentralen Problem ab: Dass die vermeintlich heißen Themen des Tages nur eine Simulation von Realität sind – eine »Truman Show«.

The Truman Show – der im Jahr 1998 veröffentlichte Film mit Jim Carrey in der Hauptrolle ist den meisten vermutlich bekannt. Der Hollywood-Streifen über einen Versicherungsangestellten, der ein glückliches Leben zu führen glaubt, bis er herausfindet, dass er unwissentlich die Hauptrolle in einer TV-Serie spielt, die sein Leben von Geburt an mit über 5.000 Kameras live begleitet, ist ein Klassiker. Und die Handlung vielsagend. Denn was da 24 Stunden live ausgestrahlt wird, ist die Illusion eines Lebens, das unter einer Glaskuppel oberhalb des Hollywood Schriftzuges inszeniert wird. Nichts ist echt. Außer »Truman«, der zentralen Figur des Plots.

Denn er weiß von nichts. »Truman Burbank« beginnt erst im Alter von 29 Jahren, nach 10.909 Tagen Live-Übertragung, an seiner Lebensrealität zu zweifeln. Als ihm aus dem sprichwörtlich heiteren Himmel ein Scheinwerfer vor die Füße fällt.

Es dürfe nicht allzu viel Fantasie erfordern, die Parallelen zwischen jenem Film, der Jim Carrey seinen ersten »Golden Globe« einbrachte, und der vermeintlichen Realität von heute auszumachen. Schließlich gilt auch in puncto Status Quo: nichts ist echt. Nichts! Exemplarisch dafür steht die plumpfüßig aufgebauschte Berichterstattung rund um die vermeintliche Polizeigewalt gegenüber Klima-Protestlern in Lützerath und Umgebung.

Seit Apokalyptiker-Ikone Greta Thunberg Mitte Januar vor Ort eintraf überschlugen sich die Meldungen. Zuerst vermeldeten die Protestler, Thunberg sei von der Polizei grob angefasst und geschubst worden. Videos des Vorfalls belegten jedoch rasch, dass die Vorwürfe gegen die Polizei haltlos sind. Tatsächlich stand Thunberg lediglich in einer Gruppe von Menschen, die von der Polizei zwar zwecks Räumung der Lokation in eine Richtung bugsiert, aber weder misshandelt noch geschlagen wurde. Thunberg selbst hatte augenscheinlich zu keinem Moment körperliche Berührungspunkte mit den Beamten. Und auch die von den Aktivisten öffentlichkeitswirksam verkündeten »lebensgefährlichen Verletzungen« einer Anzahl von Demonstranten im »zwei- bis dreistelligen Bereich« waren Fiktion. Wie die WELT am 17. Januar 2023 berichtete, musste die »Letzte Generation« die Behauptungen nach zwei Tagen zurückziehen, weil sich sämtliche Vorwürfe gegen die Polizei als haltlos erwiesen. Im Gegenzug waren im Rahmen der Proteste jedoch 81 Beamte verletzt worden.

Einen Tag später berichteten Leitmedien wie die Süddeutsche Zeitung aufmerksamkeitsheischend wie dramatisierend davon, dass die Klimawandel-Influencerin Thunberg »festgenommen« wurde. Man habe ihre Identität feststellen wollen. Allerdings legen bewegte Bilder des Vorgangs nahe, dass es sich um nichts weiter handelt als um ein von vorne bis hinten inszeniertes Medien-Spektakel. In der Realität steht Thunberg minutenlang entspannt und lächelnd mit zwei Polizisten herum, die sie behutsam an Händen und Schulter festhalten, damit es nach – wie die Exekutive es nennen würde – »Zugriff« oder »Fixierung« aussieht, während eine Gruppe Fotografen wild vor der Klima-Krawallschachtel herumwuselt, um die identitätspolitische Farce ins rechte zu Bild setzen. Zudem verkündete die Pressesprecherin der Polizei, dass man die Personalien von Greta nicht habe feststellen wollen, »sie sei ja bekannt«.

Übertroffen wird diese mediale Beleidigung für den Intellekt nur noch davon, wie die zwei schwarz vermummten Beamten in Kampfmontur Greta links und rechts an der Hand fassen, vorgeblich um sie abzuführen und in Gewahrsam zu nehmen – denn nach nur ein paar gemeinsam zurückgelegten Metern löst sich das Trio überraschend auf. Die Polizisten lassen Greta los und gehen zurück an ihre Ausgangsposition. Entweder, um die gestellte Szene noch einmal zu wiederholen – oder, weil die Aufnahme in Ordnung und im Kasten war. Abgeführt wurde die mittlerweile 20-jährige Schwedin jedenfalls nicht. Die NZZ (Neue Zürcher Zeitung) titelt diesbezüglich am 18. Januar 2023 folgerichtig mit der Frage:

»Alles nur gestellt?«. Und die freie Journalistin Aya Velazquez kommentiert die Inszenierung am gleichen Tag trefflich, wenn sie festhält:

»Das Verstörendste an diesem Video ist: Es zeigt, dass Greta ganz offensichtlich weiß, dass sie zentraler Part einer Inszenierung ist. Sie ist kein armes, manipuliertes Mädchen – sie weiß Bescheid. Das heißt: Sie lügt.«

Simples Fazit: Singulärer Sinn und Zweck des ganzen Lützerath-Spektakels ist die Produktion von Bildern, mit denen sich die Bevölkerung für den nächsten Krisen-Hype, das nächste Panik-Narrativ sensibilisieren lässt – den dramatisierten Klimawandel, dessen evidenzloses Postulat vom menschengemachten Untergang der Welt ich mit entsprechender Recherche an anderer Stelle bereits entkräftet habe.

Nun kann es natürlich auch purer Zufall sein, dass genau parallel zum Spektakel am RWE-Tagebau mediale »Testballons« wie das persönliche CO₂-Budget für jedermann oder das euphemistisch als 15-Minuten-Stadt bezeichnete Freiluftgefängnis der Zukunft losgelassen werden. Daran zu glauben wäre allerdings naiv. Denn praktisch alles, was uns in den Medien derzeit präsentiert wird, muss im Kontext von ausgefeiltem »Social Engineering« betrachtet werden.

So auch die von vielen geradezu als Offenbarung gewerteten »Twitter-Files«. Dass diese in meinen Augen weder revolutionär neue Sachverhalte enthüllen noch als journalistische Arbeit im eigentlichen Sinne betrachtet werden können, habe ich in einem Artikel vom 16. Januar bereits dargelegt. Dass der Trubel, den Elon Musk, Matt Taibbi und Bari Weiss rund um die Geschichte erzeugen, zudem stark an das journalistische Fiasko mit dem »Snowden-Archiv« und die anhängige Lancierung der vorgeblich investigativen Mediengruppe »First Look Media« durch eBay-Gründer Pierre Omidyar erinnert, habe ich im gleichen Beitrag erläutert.

Das Ergebnis in Bezug auf das Archiv von Edward Snowden war, dass besagte privat finanzierte Mediengruppe, die als NGO firmiert, nun im Besitz dieser Unterlagen und Informationen ist, deren Publikation vom einzigen echten Magazin der Dachgesellschaft, The Intercept, aber »aus Kostengründen« eingestellt wurde. Obwohl bislang nicht mehr als zwanzig Prozent der brisanten Informationen an die Öffentlichkeit gelangten. Whitney Webb, eine echte Investigativ-Journalistin, hat zu den fragwürdigen Ereignissen in Bezug auf das Snowden-Archiv in der Vergangenheit mehrere aufschlussreiche Artikel veröffentlicht und dabei sowohl Doppelmoral als auch Fadenscheinigkeit von Omidyars Intercept-Projekt offengelegt.

Summa summarum haben von dem Trubel um die Snowden-Files nur das von Omidyar gegründete Medienunternehmen, das durch massives Interesse an den Snowden-Enthüllungen monetär reüssierte, und involvierte Journalisten wie Glen Greenwald oder Matt Taibbi profitiert, die seitdem als Starjournalisten und Speerspitze für Investigativ-Recherche gehandelt werden. Obschon sowohl Greenwald als auch Matt Taibbi konstant gegen »Verschwörungstheoretiker« und »Anti-Vaxxer« (Impf-Skeptiker) hetzen und auf Twitter Menschen diskreditieren, die – wie die Mehrheit der 9/11 Kommission und die Hälfte der Amerikaner – nicht an die offizielle Darstellung der US-Regierung im entsprechenden 9/11-Report glauben.

So wird wohl auch im Zuge der Twitter-Files nur die Spitze des Eisbergs gestreift. Denn die Informationen befinden sich in Privatbesitz und ein Großteil wird unter Verschluss bleiben. Die entscheidende Frage aber auch hier: Cui bono? Wem nutzt das Chaos? Zunächst natürlich der halbseidenenImage-Ikone Elon Musk. Ihm gedeiht durch den medialen Tumult eine PR-Kampagne an, die von Agenturen so kaum umsetzbar wäre. Langfristig wird Twitter zudem als Plattform profitieren, weil Musk es zur vielgepriesenen Alles-Applikation auszubauen plant, nach Vorbild der chinesischen »WeChat«-App, über die im Ergebnis hohe Rendite zu erwirtschaften sein wird. Und die drüber hinaus einen massiven Machtzuwachs für Elon Musk in seiner Kaste bedeutet, da er in den kommenden Jahren signifikanten Einfluss auf den öffentlichen Diskurs und damit gesellschaftliche Strömungen nehmen können wird.

Dies wiederum wird seine distanzlose Nähe zum Staat, zu verschiedenen Geheimdiensten und dem militärisch-industriellen Komplex der USA, dem er durch Starlink und SpaceX bereits auf lukrative Weise zuarbeitet, zusätzlich zementieren. Im Oktober 2020 verlieh das Pentagon (amerikanisches Verteidigungsministerium) Musks Firma Space X gar einen »Award«.

So profitiert von den Twitter-Files zu guter Letzt auch der korporatistische Überwachungskapitalismus mitsamt seinem durch eine Handvoll Presseagenturen und finanzielle Usurpierung de facto gleichgeschalteten Propaganda-Apparat. Das System also, gegen das sich Elon Musk so lautstark in Stellung zu bringen scheint. Denn zum einen forciert die auf politische Spektren limitierte Debatte rund um Twitter die staatlich goutierte Polarisierungsdialektik, also den sinnfreien Grabenkampf zwischen links und rechts, und dient somit als Spaltpilz, der die Zivilgesellschaft dies- und jenseits des Atlantik weiter auseinanderdividiert.

Zum anderen liefern Charaktere vom Typ Elon Musk, Matt Taibbi, Donald Trump, Wolfgang Kubicki, Reiner Fuellmich (Corona-Ausschuss), Pavel Durov (Telegram), et al. vor allem eines: »Hopium«, ein Sedativum, das temporär die Hoffnung darauf bestärkt, dass irgendjemand den Karren aus dem Dreck ziehen wird.

Das Resultat dieses fatalen Irrglaubens, dem nicht wenige Politikverdrossene, oppositionelle Geister und Regierungskritiker anheimfallen, ist, dass der eigene Allerwerteste allabendlich träge in der Komfortzone des Sofas oder sonst eines anheimelnden Sitzmöbels ruht. Die Episoden der Scripted-Reality-Sendung namens »Zeitenwende« werden nun zwar nicht mehr bei den in Verruf geratenen Propaganda-Trompeten ARD und ZDF verfolgt, sondern in den neuen Medien, der sedierende bis paralysierende Effekt ist allerdings gleich. Denn schlussendlich verharrt ein Großteil der Bevölkerung in Passivität und konsumiert die dargebotene Endzeit-Show wie ein Entertainment-Programm, anstatt sich – um in der Metapher zu bleiben – selbst zu ermächtigen und aktiv gegen Drehbuchautoren, Sponsoren und Regisseure vorzugehen oder selbst in die Hauptrolle des eigenen Films zu schlüpfen.

So halten konstruierte Hoffnung, kontrollierte Opposition, Social Engineering und vorgeblich alternative Digital-Angebote wie Telegram oder Bitcoin der herrschenden Kaste die erbosten, enttäuschten und frustrierten Massen vom Hals. Darüber hinaus darf nicht unterschlagen werden, dass auch allgemeine Politikverdrossenheit der schleichenden Machtergreifung des internationalen Korporatismus dienstbar ist. Denn je grösser der Hass gegenüber der eigenen Regierung, gegenüber dem Modell Nationalstaat, desto einfacher lässt sich eine supranationale »Global Governance« unter Ägide der Vereinten Nationen (UN) rechtfertigen und installieren. Problem, Reaktion, Lösung. Hegelsche Dialektik in Reinform.

Dass auch hinsichtlich des vor Russlands Haustüre hochkochenden militärischen Konflikts nichts so ist, wie es in den Leitmedien dargestellt wird – schließlich ist die Wahrheit immer das erste Opfer eines jeden Krieges – dürfte gleichfalls wenig überraschend sein. Sinnbildlich dafür steht ein journalistisches Machwerk der BILD-Zeitung vom 18. Januar 2023, das sich kaum als »Artikel« bezeichnen lässt, und das mit der widersinnigen Überschrift »Ukraine plant geheimen Wald-Angriff« aufmacht. »Geheim« – aber schon jetzt bei BILD. Die Überschrift wurde zwar zwischenzeitlich geändert und lautet nun: »Ukraine plant neuen Befreiungsschlag«, der Vorgang verdeutlicht jedoch einmal mehr, wie volatil der Zustand ist, den uns der Propaganda-Apparat als Realität verkaufen will.

Und dann ist da noch das Weltwirtschaftsforum (WEF) mit seinem Bilderbuch-Bösewicht Klaus Schwab, der in jedem James Bond Film eine gute Figur machen würde. Mit Sicherheit die dickste Nebelkerze, das größte Ablenkungsmanöver der globalisierenden »Superclass«. Ja, es ist nicht von der Hand zu weisen, dass das WEF Einfluss auf den Lauf der Welt nimmt. Auch nicht, dass in Davos geopolitische wie sozioökonomische Prioritäten gesetzt, Roadmaps koordiniert und Narrative kommuniziert werden.

Koordinieren und kommunizieren sind aber nun mal nicht gleichzusetzen mit entscheiden. Das WEF ist keine »Weltmacht« und operiert schon gar nicht »im Hintergrund«, wie Ernst Wolff sein aktuelles, gut recherchiertes, aber auf der Suche nach Verantwortlichen deutlich zu kurz greifendes Buch untertitelt. Das gilt ebenso für das aktuelle Werk von Miryam Muhm namens »Die Krake von Davos«. Auch wenn Elon Musk ins gleiche Horn stößt, als er am 18. Januar schreibt: »Das WEF wird zunehmend zu einer nicht gewählten Weltregierung, die die Menschen nie gefordert haben und die sie nicht wollen«.

Schwabs Organisation ist die für eine breite Öffentlichkeit weithin sichtbarste Sammelstelle korrumpierter Karrieristen, die sich der Macht anbiedern. Orientiert man sich an der Aufbauorganisation eines multinationalen Großkonzernes, könnte man das WEF als mittlere bis gehobene Management-Ebene bezeichnen. Keinesfalls jedoch als Vorstandsetage.

Natürlich stimmt es, dass 3.800 »Young Global Leader« aus Schwabs Nachwuchsförderung »weltweit Kabinette penetrieren«, wie der Davoser Hausherr es selbst formuliert. Richtig ist auch, dass Klaus Schwab inhumane, kollektivistische, neofeudale Ansichten vertritt, sich für Transhumanismus engagiert und einer Unternehmerfamilie entstammt, die mit dem faschistischen Nazi-Regime im Dritten Reich kooperierte. Und es ist zutreffend, dass das jährliche Event in Davos eine im Kern antidemokratische Veranstaltung ist, bei der Politik, Wirtschaft und Medien in verschwiegener Vertrautheit koordinieren, wie sie die ökonomischen Entwicklungen, die mediale Öffentlichkeit, kulturelle Strömungen und die Zivilgesellschaft nach ihrem Gustus manipulieren.

In dem als Beispiel angeführten Großkonzern wäre das Aufgabe eines »Change-Management Teams«, das sich aus Projektmanagern, Kommunikationsprofis und Trainern, die sogenannte »Change Agents« ausbilden, zusammensetzt. Mit genau diesen »Change Agents«, deren Aufgabe es ist, sich unter die normale Belegschaft zu mischen und die gewünschten Änderungen »von unten« anzustoßen, kann man die Mehrzahl der Teilnehmer des Forums vergleichen. Sie sind es, die nach der Lagebesprechung in den Alpen die Massen über Bildschirme und Displays für die Ziele des Klassenkampfes von oben begeistern sollen. Wenn dagegen Black-Rock-Chef Larry Fink durch die Gassen von Davos flaniert, ist tatsächlich mal jemand aus der Vorstandsebene zugegen, wie unter anderem die Lektüre von Werner Rügemers Buch »BlackRock & Co. enteignen!« aus dem Jahr 2021 verdeutlicht.

Bei all dem Trubel um das Weltwirtschaftsforum, bei all der Projektionsfläche, die ein Klaus Schwab der kritischen Öffentlichkeit bietet, darf man eines nie vergessen: wenn etwas derart sichtbar ist wie das WEF, wollen »die«, dass man es sieht. Darüber sollte man nachdenken, anstatt über die wohldosierten Testballons und Buzzword-Panels in Davos.

Stellt sich die Frage: wer sind »die«? Wer trifft die fundamentalen strategischen Entscheidungen, die den Lauf der Welt nachhaltig beeinflussen? Wie setzt sich die Vorstandsebene des internationalen Korporatismus zusammen? Folgt man der Entstehungsgeschichte des WEF in die Vergangenheit, stößt man auf entsprechende Hinweise und Verbindungen. Eine Schlüsselfigur ist der WEF-Ehrenvorstandsgrande und mutmaßliche Kriegsverbrecher Henry Kissinger, den Klaus Schwab bereits 1966 beim von der CIA-Tarnfirma »Fairfield Foundation« finanzierten »Harvard Management Seminar« traf und fortan als Mentor betrachtete.

Fünf Jahre später, im Jahr 1971, rief Schwab, ohne über entsprechende Kontakte zu verfügen, das European Management Symposium ins Leben, das einige Zeit später in Weltwirtschaftsforum umbenannt wurde. Klaus Schwabs Symposium war eine exakte Replika von Kissingers Harvard-Projekt, das mehrere hundert Führungskräfte ausbildete, aber 1969 eingestellt wurde, da Kissinger von seinen Dienstherren wichtigere Aufgaben zugewiesen wurden. In puncto Finanzierung herrschte aber offensichtlich Kontinuität. Denn Schwab übernahm Kissingers Projekt und diente fortan den gleichen Auftraggebern wie sein Mentor. Der prominenteste und einflussreichste: Finanzmogul und Industrie-Tycoon David Rockefeller.

David Rockefeller hatte den in Fürth (Bayern) geborenen Heinz Alfred Kissinger als jungen Emporkömmling mit deutschen Wurzeln beim »Council on Foreign« (CFR) getroffen, einem 1918 initiierten und seit den 1930er Jahren primär von den Industriellen-Familien Ford und Rockefeller finanzierten