Hör nie auf zu träumen - Olivia Newton-John - E-Book

Hör nie auf zu träumen E-Book

Olivia Newton-John

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Beschreibung

Auf eine so erfolgreiche Karriere können nur wenige Entertainerinnen zurückblicken: Olivia Newton-John, die schon 1966 ihre erste Single aufnahm, zählt mit mehr als 100 Millionen verkauften Schallplatten zu den größten weiblichen Stars weltweit. Sie wurde mit vier Grammys ausgezeichnet und landete mit "Xanadu" und "Physical" auch hierzulande Riesenhits. 1978 brachte ihr die Rolle der braven Sandy im Filmmusical Grease an der Seite von John Travolta Weltruhm ein: "You're The One That I Want", ihr Duett mit Travolta, schoss in vielen Ländern auf Platz 1 der Charts und machte sie international zum Star. Die Rolle war ihr auf den Leib geschrieben: Ganz ähnlich wie ihr Filmcharakter Sandy hatte auch Olivia zuvor als nettes Mädchen von nebenan gegolten, eine hübsche blonde Australierin, die zu Country-Sounds von den "Banks Of The Ohio" sang. Und so, wie Sandy in Grease am Schluss zeigen durfte, dass Zöpfe und Strickjacke nur Tarnung für eine heiße Rockerbraut gewesen waren, bewies auch Olivia Newton-John spätestens 1982 mit "Physical", dass sie jede Menge Sex-Appeal besaß. Sie war ganz oben auf dem Pop-Olymp angelangt, nahm Songs mit dem Electric Light Orchestra auf, probierte sich in Rock und Dance aus - doch dann kam der Schicksalsschlag: 1992 erkranke sie an Brustkrebs. Wie es ihr gelang, trotz allem nie den Mut zu verlieren und aus ihrem eigenen Schicksal die Kraft zu ziehen, auch anderen zu helfen, das erzählt sie nun in ihren packenden, warmherzigen Memoiren. Olivia Newton-John beschloss, offensiv mit ihrer Erkrankung umzugehen und das Tabu um die Diagnose Krebs zu brechen - sie verarbeitete ihre Erfahrungen in ihrer Musik und engagierte sich für zahlreiche Benefizorganisationen, bis sie mit dem Olivia Newton-John Cancer Wellness & Research Centre ihre eigene Stiftung ins Leben rief. Bis heute ist sie für viele Betroffene Vorbild und Inspiration gleichermaßen. Hör nie auf zu träumen ist ein durch und durch positives Buch, das auf jeder Seite die Energie und Stärke zeigt, mit der Olivia Newton-John ihr Leben gemeistert hat. Sie schildert die schweren Zeiten mit ebenso leichter Hand wie ihre großen Erfolge im Musikgeschäft, und sie führt spannungsreich hinter die Filmkulissen von Grease und Xanadu. Und sie spricht offen über den Rückschlag, den sie erlitt, als der Krebs 2017 zurückkehrte. Mutig und entschlossen geht sie weiter ihren Weg - den einer ganz besonderen Frau, die alle Höhen und Tiefen des Lebens kennengelernt und dabei niemals aufgegeben hat.

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Aus dem Englischen übersetzt von Paul Fleischmann

www.hannibal-verlag.de

Hinweis

Es war Olivias Traum, ein Zentrum für Wellness und Forschung zu eröffnen, das den Menschen und nicht die Krankheit behandelt. Das Olivia Newton-John Cancer Wellness & Research Centre (ONJ Centre) war das erste seiner Art in Australien, das klinische Behandlung auf Weltniveau, bahnbrechende Forschung und Ausbildung sowie ergänzende Wellness-Therapien vereinte.

Heute bietet das ONJ Centre weiterhin alle Vorteile einer begleitenden Unterstützung in Form von ergänzenden Therapien, da man hier erkannt hat, dass die Zeit rund um eine Krebsdiagnose und die Behandlung eine körperlich wie emotional äußerst anstrengende Phase darstellen. Das Centre befindet sich in einem wunderschönen restaurierten Gebäude, das den Patienten und den Menschen, die sich um sie kümmern, Entspannung in einer ruhigen Umgebung fern von klinischer Betriebsamkeit bieten soll.

Die Labore des Olivia Newton-John Cancer Research Institute befinden sich gleich neben den Behandlungseinrichtungen, damit Forscher und Ärzte eng zusammenarbeiten können. Das ONJ Centre ist zurzeit in über 300 klinische Studien involviert. Unsere Forscher arbeiten eifrig daran, ihre bedeutenden wissenschaftlichen Erkenntnisse in die klinische Praxis einfließen zu lassen, um diese zu verbessern. Das heißt, dass die Patienten am ONJ Centre früher Zugang zu vielversprechenden neuen Behandlungen und Therapien erhalten.

Das ONJ Centre fungiert als kooperative Partnerschaft, in der Patienten und ihre Familien, Wissenschaftler, Ärzte, Pflegekräfte und Therapeuten zusammenarbeiten, um die beste personenbezogene Behandlung zu gewährleisten und auf diese Weise Fortschritte auf dem Gebiet der Krebsbehandlung zu erzielen.

Die Krebsforschung und die Wellness-Therapien finanzieren sich ausschließlich über Spenden. Unterstützen Sie Olivia und Menschen, die sich einer Krebsbehandlung unterziehen, indem Sie unter onjcentre.org Geld spenden.

„Jedes Jahr kommen Tausende von Krebs betroffene Menschen ins Olivia Newton-John Cancer Wellness & Research Centre. Sie stellen sich voller Hoffnung der größten Herausforderung ihres Lebens, weil sie hier die beste Pflege basierend auf neuesten Erkenntnissen erhalten und mit Hingabe, Liebe, Herzlichkeit und Verständnis behandelt werden. Patienten, ihre Angehörigen, Forscher und Angestellte sind Olivia äußerst dankbar für das, was sie hier dank ihrer Vision, ihres grenzenlosen Enthusiasmus und ihrer Liebe mit aufgebaut hat, nämlich ein wahrlich einzigartiges Zentrum zur Behandlung von Krebs.“

Professor Jonathan Cebon, Medizinischer Direktor am Olivia Newton-­John Cancer Wellness & Research Centre

Widmung

Ich widme dieses Buch meiner geliebten Tochter Chloe. Damit du mehr über mein Leben vor deiner Geburt erfährst. Du bist meine Welt, meine Liebe zu dir sprengt die Grenzen des Universums.

Impressum

Titel der Originalausgabe von Penguin Random House Australia Pty Ltd 2018

„Don’t Stop Believin’“

© Olivia Newton-John 2018

Dieses Buch beschreibt meinen selbst gewählten Weg. Ich maße mir nicht an, medizinische Ratschläge zu erteilen. Sollten Sie sich dazu entscheiden, hier dargelegte Informationen auf Ihren eigenen Gesundheitszustand anzuwenden, sollten Sie zunächst abwägen, inwiefern dies Ihrer Situation zuträglich ist, bzw. Rücksprache mit einem Arzt halten.

Deutsche Erstausgabe 2019

Layout und Satz: Thomas Auer, www.buchsatz.com

Coverdesign: Alex Ross © Penguin Random House Australia Pty Ltd

Basierend auf einem Konzept von Michael Caprio

Coverabbildung: © Denise Truscello

Foto Buchrückseite: © Kathryn Burke

Übersetzung: Paul Fleischmann (Nachwort übersetzt von Alan Tepper)

Lektorat: Otmar Fischer

Redaktion/Korrektorat: Dr. Matthias Auer

Hannibal Verlag, ein Imprint der KOCH International GmbH, A-6604 Höfen

www.hannibal-verlag.de

ISBN 978-3-85445-669-8

Auch als Paperback erhältlich mit der ISBN 978-3-85445-668-1

Hinweis für den Leser:

Kein Teil dieses Buchs darf in irgendeiner Form (Druck, Fotokopie, digitale Kopie oder einem anderen Verfahren) ohne schriftliche Genehmigung des Verlags reproduziert oder unter Verwendung elektronischer Systeme verarbeitet werden. Alle durch dieses Buch berührten Urheberrechte, sonstigen Schutzrechte und in diesem Buch erwähnten oder in Bezug genommenen Rechte hinsichtlich Eigennamen oder der Bezeichnung von Produkten und handelnden Personen stehen deren jeweiligen Inhabern zu.

Inhalt

Anmerkung der Autorin

Prolog

1 „Sail into Tomorrow“

2 „Trust Yourself“ I

3 „The Power of Now“

Bildstrecke 1

4 „I Honestly Love You“

5 „Have You Never Been Mellow“

6 „You’re the One That I Want“

7 „Grease“ ist das Zauberwort

Bildstrecke 2

8 „Suddenly“

9 „Physical“

10 „Warm and Tender“

11 „The Flower That Shattered the Stone“

Bildstrecke 3

12 Frag nicht „Why Me“

13 „No Matter What You Do“

14 „Dare to Dream“

15 „Right Here With You“

16 „Gaia“

17 „Let Go Let God“

18 „Magic“

19 „Pearls on a Chain“

Bildstrecke 4

20 „Silent Ruin“

21 „Trust Yourself“ II

22 „Liv On“

23 „Love Is a Gift“

Epilog

Nachwort: „Overnight Observation“

Danksagungen

Nachweise

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Anmerkung der Autorin

Ich bin ein zurückhaltender Mensch, dessen Leben sich aber im Rampenlicht abspielt.

Ich erzähle deshalb nur Geschichten über mein Leben, die hoffentlich unterhaltsam oder interessant sind – und an die ich mich immer noch erinnern kann!

Ich bin allen Menschen dankbar, denen ich auf meiner Lebensreise begegnet bin, auch wenn wir nur einen Augenblick lang in Kontakt standen. Aber ganz unabhängig von den Umständen oder der Länge unserer Beziehung, seid euch gewiss, dass ich euch im Herzen trage.

Entschuldigt, falls ihr nicht erwähnt werden solltet, da mir nur so wenige Seiten zur Verfügung stehen!

Hinweis des Verlags:

Die Song- bzw. Album- und Filmtitel in den Kapitelüberschriften wurden im Original belassen.

Prolog

Don’t stop believin’, you’ll get by

Bad days will hurry by.

30. Mai 2017

Meine liebste Tageszeit ist jene „magische Stunde“, wenn die Sonne hinter den schroffen Gebirgsketten versinkt und der Himmel in einem umwerfenden Lila-Pink erscheint. Hier sitze ich gerade auf einer verwitterten Bank aus Stein, umgeben von Liebe und Licht, und lasse den Tag Revue passieren.

Ich rieche die frühsommerlichen Rosen und lächle, als mir unsere quicklebendige Deutsche Schäferhündin Raven ihren Ball bringt, damit ich ihn erneut werfe. Mein wunderbarer Ehemann John wird jeden Moment in unserer Auffahrt erscheinen. Das Leben ist und bleibt schön – auch wenn ich die Welt vor wenigen Stunden über meine neuerliche Krebserkrankung informiert habe.

Gestern ließ ich mich untersuchen. Wenn man sich einer Photonentherapie unterzieht, muss man jedes Mal die exakt gleiche Haltung einnehmen. Deshalb tätowieren sie dem Patienten kleine Punkte, um sicherzustellen, dass der Körper auch genau auf die Maschine ausgerichtet ist.

„Ich nehme mal an, dass das der lustige Teil ist“, sagte ich zum Techniker, als er mit einem kleinen kugelschreiberähnlichen Gerät meine Haut durchstach, um so meine Hüften zu markieren.

Als ich sah, dass er mir bloß kleine Kreise gestochen hatte, fragte ich ihn: „Haben Sie nichts Interessanteres für mich?“ Mein Mann John und ich tragen aufeinander abgestimmte Tattoos auf unseren linken Fußgelenken – ein Spiralmuster, das wir entwarfen, als wir unseren fünften Hochzeitstag in Australien verbrachten.

„Moment mal, ich dachte, ich würde mir nur einmal im Leben ein Tattoo stechen lassen“, scherzte ich. „Das ist doch unfair gegenüber John, wenn ich jetzt noch eines habe.“

Wir mussten herzhaft lachen.

Positiv zu sein ist nicht immer einfach, aber uns bleibt immer die Wahl.

Dies ist bereits die dritte Reise, die ich mit dem Krebs unternehme. Das mag überraschen. Meine letzte Erkrankung ereilte mich vor fünf Jahren; ich versuchte, sie geheim zu halten, was nicht immer leichtfällt, wenn man sein Leben in der Öffentlichkeit zubringt.

Im Mai 2013 hatten John und ich mit unserem Toyota Prius im dichten Verkehr von Los Angeles auf dem Highway 101 einen Auffahrunfall. Wir waren unterwegs zum Haus meiner Schwester Rona. Meine Nichte Tottie und ihre Tochter Layla hatten uns besucht und saßen auf der Rückbank. Unsere neue Hündin Raven saß in einer Kiste ganz hinten im Wagen. Der arme Welpe war umgeben von Glasscherben, so hart wurden wir getroffen. Noch Monate danach würde Raven schon nervös werden, wenn ich unser Auto auch nur ansah.

Dieser Unfall war nur eine Episode in einer für unsere Familie sehr schwierigen Phase. Meine geliebte Schwester Rona litt unter einem Gehirntumor und verstarb nur kurze Zeit später, am 24. Mai, daran. Und schon bald sollte auch meine Gesundheit einer schweren Prüfung unterzogen werden.

Bei unserem Unfall schnitt der Sicherheitsgurt stark in meine rechte Schulter. Schon bald bemerkte ich, dass sich dort eine Schwellung gebildet hatte.

Ich suchte schließlich Ronas Hausärztin auf, die sich nicht sonderlich besorgt zeigte. „Höchstwahrscheinlich stammt die Schwellung vom Unfall“, meinte sie. Sie machte eine Röntgenaufnahme, konnte aber nichts feststellen.

Im Laufe der Zeit vermochte ich meinen Arm nur mehr mit Mühe zu heben, was auf eine leichte Fraktur zurückgeführt wurde. Doch warum ging der Schmerz nicht weg? Mein Bauchgefühl sagte mir, dass die Sache nicht so einfach sei, weshalb ich weiterfragte und nachhakte. Immerhin handelte es sich hier um meinen Körper, und meine Instinkte befahlen mir, nach den wahren Gründen zu forschen.

Ich bestand auf weiteren Tests. So fand ich schließlich heraus, dass es sich bei der Geschwulst um eine neuerliche Erkrankung an Brustkrebs handelte.

Mein unmittelbarer Heilungsplan sah eine Behandlung mit Infusionen zur Stärkung des Immunsystems vor. Ich sollte sie in einer Klinik in Georgia erhalten, wo Patienten dabei geholfen wurde, sich mit ihrer Krankheit auf natürliche Weise und ohne verschreibungspflichtige Medikamente auseinanderzusetzen. Ich hielt mich auch weiterhin an eine gesunde Diät, zu der etliche der pflanzlichen Tinkturen meines Mannes gehörten. Zusätzlich beriet ich mich mit meinem onkologischen Team vom Olivia Newton-John Cancer Wellness & Research Centre in Melbourne. Auch dank seiner Beratung, die vorsah, ein Antiöstrogen einzunehmen, fühlte ich mich auf dem richtigen Weg.

Zu diesem Zeitpunkt weihte ich weder meine Familie noch sonst jemanden ein, abgesehen von John natürlich. Nach dem Tod meiner Schwester war einfach zu viel los.

Meine zweite Computertomografie ergab, dass sich der Tumor zurückgebildet hatte. Wir beschlossen, ihn im Auge zu behalten.

Das Leben ging weiter.

Vor drei Jahren spielte ich bei meiner engen Freundin Pat Farrar zu Hause eine Runde Tennis. Ich hatte schon eine Weile nicht mehr gespielt, und die drei Stunden auf dem Platz waren die reinste Freude. Ich amüsierte mich also, setzte mich zum Mittagessen hin und konnte anschließend nicht mehr aufstehen. Das hätte daran liegen können, dass ich seit Monaten nicht mehr gespielt hatte und daher meine Muskeln streikten. Doch es fiel mir schon schwer, überhaupt nur zu stehen, und ich schwankte, wenn ich mich zwang, aufrecht zu stehen. Daraufhin sollte ich monatelang unter qualvollen Schmerzen leiden, die mich sogar um den Schlaf brachten.

Abend für Abend schleppte ich mich zu der Zeit dennoch in Las Vegas auf die Bühne, wo ich im berühmten Flamingo Hotel auftrat. Die lähmenden Rückenschmerzen machten sich in den unpassendsten Augenblicken bemerkbar, nahmen mitunter aber auch wieder ab. Zum Glück! Während einer Phase, in der es gerade wieder besser ging, rief mich meine Freundin Joanne, eine tolle Tennisspielerin, an und sprach die magischen Worte.

„Komm doch vorbei, Liv. Lass uns ein paar lockere Bälle schlagen.“

Bereits nach ungefähr einer halben Stunde sah ich plötzlich vor lauter Ischiasschmerzen Sterne. Trotz meines Leidens weigerte ich mich jedoch, auch nur einen Auftritt abzusagen. Das lag an meiner lebenslangen Disziplin, die mir bereits im zarten Alter von gerade einmal fünfzehn Jahren eingetrichtert worden war.

Komme, was wolle – die Show muss weitergehen!

Aber wäre ich überhaupt in der Lage dazu? An manchen Abenden, nachdem der letzte Vorhang gefallen war, humpelte ich hinter die Bühne und legte mich vorsichtig auf den Boden meiner Garderobe, wo ich dann weinte vor Schmerzen. Es fühlte sich so an, als würde ich mit heißen Schürhaken, die man mir in die Seite stieß, gefoltert. Ein sengender Schmerz schoss mein Bein hinunter und hinauf.

Wie ich da so in meiner Garderobe auf dem Bauch lag und meine Tränen mir das Make-up verschmierten, wusste ich nicht, wie ich jemals wieder würde aufstehen können. Aber … die Show muss weitergehen, und sie ist noch nicht vorüber. Ich sollte nämlich noch meine Fans treffen. Die Einnahmen aus diesem Meet & Greet sollten meinem Olivia Newton-John Cancer Wellness & Research Centre zugutekommen. Daher gönnte ich mir gerade einmal fünf Minuten Ruhe, bevor mir mein Mann wieder auf die Beine half.

Meine Checkliste sah folgendermaßen aus:

1) Tränen wegwischen

2) Mein Gesicht in Ordnung bringen

3) Wieder rausgehen und sich im Backstage-Bereich mit den Fans treffen.

Manche dieser lieben Menschen hatten ein ganzes Jahr darauf gewartet, mich auf die Schnelle kennenlernen zu dürfen, und ich würde sie nun nicht im Stich lassen. Ich riss mich also irgendwie zusammen, lächelte und posierte für ein paar Fotos. Es war das Mindeste, was ich ihnen für ihre Treue schuldete.

Meine letzte Show vor meiner Diagnose 2017 war ein Konzert für Militärangehörige, die mit der Tapferkeitsmedaille Purple Heart ausgezeichnet worden waren. An meiner Seite standen meine Unterstützerinnen bei Liv On und lieben Freundinnen Amy Sky und Beth Nielsen Chapman. Wir ehrten unter anderem meinen Schwiegervater Tom, der Träger eines Purple Heart ist.

Es hätte ein schöner Abend werden sollen, den ich niemals vergessen würde. Unvergesslich war der Abend dann auf jeden Fall. Der Schmerz war grausam, unnachgiebig und qualvoll. Ich konnte nicht mehr laufen. Es ging nicht mehr darum, mich einfach aufzuraffen: Ich musste der Tatsache ins Auge sehen, dass ich es nicht länger schaffen würde.

Am nächsten Tag führte Johns Nichte Corinne, eine Wirbelsäulenspezialistin, in ihrer Klinik ein Ganzkörper-Infrarot-Screening durch. Es zeigte mehrere Stellen mit erhöhter Temperatur im Bereich meines Kreuzbeins. Sie schlug eine Magnetresonanztomografie im Sitzen vor. Die wiederum ergab, dass etwas Verdächtiges Druck auf die Nerven in meinem Kreuzbein ausübte. Wegen der Empfindlichkeit dieses Bereichs empfahl niemand eine Biopsie. Doch tief drinnen wusste ich Bescheid.

Da stimmte etwas nicht.

Ich halte es für äußerst wichtig, immer auf seinen Körper und seine Instinkte zu achten. Ich kann es nicht oft genug sagen: Niemand kennt euren Körper besser als ihr selbst.

Corinne und John bestanden darauf, dass ich mich sofort darum kümmerte. Also verschob ich den Rest der Tour. Das fiel mir aufgrund meiner schon erwähnten Arbeitsmoral sehr schwer. Aber ich hatte nun keine Wahl mehr. Ich fuhr für zwei Wochen in die Klinik in Georgia zur Untersuchung und zu einer natürlichen Infusionstherapie. Innerhalb von nur einer Woche sank mein Schmerzniveau von zehn auf eins, was mich sehr ermutigte.

Und dann platzte die Bombe.

Die Ergebnisse meines ONCOblot-Tests lagen vor. Brustkrebs – schon wieder.

Dieses Mal hatten sich Metastasen in meinem Kreuzbein gebildet.

Es wurde eine Wucherung festgestellt.

Ich gab daraufhin eine Pressemitteilung heraus, da ich wollte, dass meine Fans von mir und nicht durch Gerüchte davon erfuhren.

Zur sofortigen Freigabe:

Olivia Newton-John verschiebt ihre für Juni angesetzten Konzerte

30. Mai 2017, Las Vegas, Nevada. Nur ungern verschiebt Olivia Newton-John ihre für Juni angesetzten Konzerte in den USA und Kanada. Die Rückenschmerzen, die sie ursprünglich dazu veranlassten, die erste Hälfte ihrer Tour zu verschieben, haben sich als Brustkrebs herausgestellt, der Metastasen im Kreuzbein gebildet hat.

An jenem Tag, als dies der Welt mitgeteilt wurde, saß ich auf meiner Steinbank und sah, wie die Sonne hinter den Bergen versank. Die Anteilnahme, die mich in den darauffolgenden Stunden erreichte, rührte mein Herz auf eine Weise, die ich niemals vergessen werde. Ich erhielt Anrufe, E-Mails, Briefe und sogar Blumen, mit denen mir baldige Genesung gewünscht wurde.

Als ich so dasaß, wusste ich, dass mir eine weitere herausfordernde Reise bevorstand. Doch würde ich niemals aufhören, daran zu glauben, dass ich wieder gesund werden würde.

Ich saß da und stellte mir mich selbst, viele Jahre in der Zukunft, glücklich und gesund vor. Dann fing ich an, über mein unglaubliches Leben nachzudenken.

If a ship of dreams bid me come,

would I board it?

Ich bin ein junges Mädchen und laufe über den Rasen meiner Schule, des Ormond College im australischen Melbourne, nach Hause. Meinen Lauf begleitet die Musik der Natur. Die Vögel bringen mir ein Ständchen – Kookaburras, Papageien, Krähen und die Elstern mit ihren großen Flügeln und unheimlichen Schnäbeln, die sich in den Bäumen verbergen. Ach, diese Elstern! Manchmal musste ich meinen kleinen blonden Kopf mit meinen Schulbüchern bedecken, wenn diese großen schwarz-weißen Vögel auf mich herabstießen. Ich habe immer noch den Klang des kräftigen Windes zwischen ihren Federn in den Ohren, den ich hörte, wenn ich so nahe an ihnen unter den Gummibäumen hindurchging, in denen sich ihre Nester befanden. Im Frühling verhalten sich Elstern besonders fürsorglich und bewachen sorgsam ihre Nester und ihre Familien.

Musik spielte auch bei meiner Familie zu Hause eine wichtige Rolle. Laut meiner Mutter konnte ich bereits mit zwei Jahren einen Ton halten. Bald schon kannte ich Liedtexte und sang Harmonien zu jedem Song im Radio. Ich glaube, ich habe diese Gabe von meinem Vater Brinley „Brin“ Newton-John geerbt. Er stammte aus Wales und verfügte über eine wunderschöne Bass-Bariton-Gesangsstimme. Er hätte Opernsänger werden können, zog es jedoch vor, eine akademische Laufbahn einzuschlagen, weil er so selbstkritisch war. Er hielt sich einfach nicht für gut genug. Vater besaß eine Aufnahme von sich auf einer alten schwarzen Acetat-Platte, die er aber vernichtete, weil sich darauf eine einzige schief gesungene Note befand. (Ich frage mich nur, von wem ich wohl meinen Perfektionismus habe?)

Meine Mum, Irene Helene Born, war die Tochter des deutschen Physikers und Nobelpreisträgers Max Born, der zu den Begründern der Quantenmechanik zählte. Albert Einstein gehörte zu seinen engen Freunden, und als meine Mum ein kleines Mädchen war, verbrachte Einstein viele Abende im Hause Born und spielte Geige, während mein Großvater ihn auf dem Klavier begleitete. Meine Mutter sollte später einmal die gesammelte Korrespondenz der beiden unter dem Titel The Born-Einstein Letters übersetzen. Mein deutscher Großvater war der erste Mensch, der einen Vertrag über die Nichtverbreitung von Kernwaffen unterzeichnete, weil er ein solcher Kriegsgegner war. Außerdem war er gut mit J. Robert Oppenheimer befreundet, jenem Physiker, der weithin als Vater der Atombombe gilt, doch weigerte er sich, mit ihm an einem Projekt zusammenzuarbeiten, das zerstörerisch und gefährlich für Menschen gewesen wäre. 1933 flüchtete mein Großvater mit seiner Frau Hedwig vor Hitlers Regime, denn er war Jude. Er war nicht nur ein brillanter Geist, sondern auch ein Humanist, der Juden bei der Flucht aus Deutschland unterstützte. Ich bin jedenfalls ganz besonders stolz auf meinen friedliebenden Großvater.

Mein Onkel Gustav, der leider kürzlich im Alter von 96 Jahren verstorben ist, hielt sich an seinen Vater, der ihm geraten hatte, Arzt zu werden. Schließlich müsse er da „keine Leute umbringen“ und es sei „nicht sehr wahrscheinlich“, selbst getötet zu werden.

Als ob meine Familiengeschichte damit nicht schon schillernd genug wäre, fand ich mit großer Freude heraus, dass sich auf der mütterlichen Seite meiner Familie, ganz weit oben im Stammbaum, auch Martin Luther, der große Reformator, befindet. (Kein Wunder, dass mich seit jeher Religionen und unterschiedliche Glaubenssysteme faszinieren.) Und dann gibt es da irgendwo auch noch einen spanischen König.

Ganz schön viel, dem man da gerecht werden sollte!

Zu den wenigen Dingen in meinem Leben, die ich aufrichtig bereue, zählt, dass ich meinen Großvater nie getroffen habe. Selbst als ich als Teenager von Australien nach Großbritannien zog, um meine Gesangskarriere zu beginnen, hatte ich keine Zeit. Zumindest dachte ich das. Meine Mutter mahnte mich stets, ihn zu besuchen, aber ich war immer zu beschäftigt. Das lehrte mich eine wichtige Lektion.

Die Zeit nimmt man sich einfach.

Mein Vater Brin stammte aus viel einfacheren Verhältnissen. Er wurde in Wales in eine Familie aus der Mittelschicht geboren; sein Vater Oliver John arbeitete als Zimmermann. Seine Mutter Daisy war eine sehr strenge Quäkerin, die seinen Mund jedes Mal mit Seife auswusch, wenn er geflucht oder etwas gesagt hatte, das als blasphemisch ausgelegt werden konnte. Dads angeborene Intelligenz brachte ihm ein Stipendium für die Universität Cambridge ein. Er war ein brillanter Mann, der sowohl Deutsch als auch Französisch fließend sprach. Tatsächlich beherrschte er Deutsch so perfekt, dass er, als er in der Royal Air Force zunächst als Wing Commander und später als Geheimdienstoffizier diente, deutsche Kriegsgefangene auf Deutsch befragen konnte. (Kein Wunder, dass ich nie etwas vor ihm geheim halten konnte!) Er arbeitete sogar am Enigma-Projekt in Bletchley Park mit, wo im Zweiten Weltkrieg geheime Codes geknackt wurden. Später war er daran beteiligt, den Stellvertreter des „Führers“, Rudolf Heß, dingfest zu machen.

Dad umgarnte berüchtigte Gefangene, in der Regel hohe Würdenträger des Dritten Reiches, um so Informationen aus ihnen herauszubekommen. Eines Tages nahm er Rudolf Heß mit in ein gehobenes Londoner Hotel, um dort mit ihm eine nachmittägliche Tasse Tee zu trinken. Schon bald unterhielten sie sich über Waffen. Dad entschuldigte sich bei Heß dafür, dass er nur eine einfache Pistole trug.

„Nehmen Sie doch meine“, antwortete Heß stolz und reichte ihm seine Luger, die er in seiner Kleidung versteckt hielt! Natürlich hatten damals keine Metalldetektoren Alarm geschlagen.

Das waren noch andere Zeiten.

Meine Eltern hätten sich vermutlich gar nicht an der Universität Cambridge kennengelernt, wenn meine Mutter nicht so ein gutes Gehör für wunderschöne Musik gehabt hätte – nämlich für solche, die ein Herz zum Schmelzen bringen konnte. Eines Tages hörte sie einen Mann mit einer herrlichen Baritonstimme singen und blieb wie angewurzelt stehen. Schließlich folgte sie der Stimme. Mum betonte stets, dass sie sich zuerst in Dads Stimme verliebt habe, noch bevor sie ihn überhaupt zu Gesicht bekam. Die beiden waren gleich alt, siebzehn, und voller Träume. Mum war eine brünette klassische Schönheit und von großer Anmut. Dad maß einen Meter neunzig und hatte blonde Haare. Er sah so gut aus wie ein Filmstar und besaß diese aristokratisch schöne Stimme. Muss ich noch mehr sagen? Was für ein strahlendes Paar.

Man könnte von Liebe auf den ersten Ton und dann den ersten Blick sprechen. Schon kurze Zeit später heirateten sie. Gleichsam im Handumdrehen kam mein Bruder Hugh, der später Arzt werden sollte, zur Welt, gefolgt von meiner Schwester Rona, die Mannequin, Schauspielerin und Sängerin wurde. Von uns dreien war ich das Nesthäkchen. Ich wurde acht Jahre nach Rona geboren und war offenbar das Baby, mit dem die Ehe gekittet werden sollte. Aber dazu in Kürze mehr.

Vor meiner Geburt machte meine Mutter eine sehr schwere Zeit durch. Mein Vater diente im Zweiten Weltkrieg in Bletchley Park, wo er, wie gesagt, am Enigma-Projekt arbeitete, während sie sich um zwei kleine Kinder kümmern musste. Sie war eine schöne deutsche Frau, und die Dorfbewohner misstrauten ihr. Zwei liebe Quäkerinnen brachten ihr und ihren Kindern aber Eier und Gemüse an die Haustür. Sie waren ihre einzigen Freundinnen. Meine Mutter wiederum unterhielt sich freundlich mit den deutschen Kriegsgefangenen. Zu den vielen Dingen, die mir meine Mutter beigebracht hat, zählt auch, dass man mit Freundlichkeit – egal, was auch geschehen mochte – immer weiterkommt.

Doch nicht jeder verhielt sich freundlich, nett und korrekt. Später erzählte mir Rona, dass unser Vater während seiner Zeit bei der Air Force eine Affäre hatte. Eines Tages klopfte eine Frau an die Tür meiner Mutter, um sie einzuweihen. Meine Mutter war daraufhin verunsichert und misstrauisch. Außerdem brach es ihr das Herz. Immerhin hatte sie meinen Vater geliebt, seitdem sie siebzehn Jahre alt gewesen war.

Man muss ihr zugutehalten, dass sie die Ehe nicht aufgab und zum Wohle der ganzen Familie versuchte, sie wieder kitten. Sie lehrte mich – ihr Baby, das die Ehe retten sollte –, ebenfalls zu vergeben. Ich sollte jedoch ihr letztes Kind bleiben.

Mein Vater war charmant, charismatisch und teuflisch attraktiv. Er erwartete von sich und seiner Familie stets das Beste. Ein „Gut gemacht!“ war da schon das höchste Lob von ihm, für das man sich ganz schön ins Zeug legen musste. Dad glaubte an harte Arbeit, Disziplin und daran, Dinge aus eigener Kraft zu schaffen. So hätte er ohne Weiteres meinem Bruder einen Freifahrtschein an die Universität verschaffen können. Stattdessen bestand er darauf, dass Hugh ausgezeichnete Prüfungsergebnisse lieferte und sich seinen Studienplatz gefälligst selbst verdiente. Tatsächlich schloss mein Bruder sein Studium mit Auszeichnung ab. Er spezialisierte sich später auf ansteckende Krankheiten und erfand die erste transportable Eiserne Lunge.

Während ich diese Zeilen hier schreibe, denke ich mir, welch Glück ich habe, singen zu können. Danke, lieber Dad, für deine musikalischen Gene.

Als ich noch ein kleines Mädchen war, sang Dad in der Kirche immer lauthals mit. Das war mir aber peinlich, da ich nicht auffallen wollte. Er verfügte über einen wundervollen Sinn für Humor und nahm mich auf den Arm, indem er vorgab, ein richtig alter Mann zu sein. Er krümmte seine Finger und sprach mit brüchiger Stimme. Ich konnte gar nicht mehr aufhören zu lachen.

Ich verehrte meinen Vater und denke heute mehr an ihn als je zuvor – vor allem, wenn ich klassische Musik höre, weil sie bei uns zu Hause immer sehr laut lief. Wenn ich die Augen schließe, sehe ich meinen Vater, wie er jede Note dirigiert, lächelt und seinen abendlichen Sherry trinkt.

Nach der Scheidung meiner Eltern konnte ich viele Jahre lang keine klassische Musik hören. So wie meine Mutter auch. Sie brachte uns schlichtweg zum Weinen. Jahre später traf ich meine Mutter an, wie sie in einem Sessel saß. Im Radio lief schöne klassische Musik, und sie hatte Tränen in den Augen. Mir war klar, dass sie an meinen Vater dachte. Da befand sie sich bereits in ihren Achtzigern.

Nie werde ich ihren siebzigsten Geburtstag vergessen. Dad, der seither noch zweimal geheiratet hatte, schickte ihr sieben Veilchensträuße. Eines für jedes Lebensjahrzehnt.

Das waren ihre Lieblingsblumen.

Als ich ein kleines Kind war, lebten wir in England, wo Dad Direktor des King’s College in Cambridge war. Aus dieser Zeit habe ich nur sehr wenige Erinnerung, abgesehen davon, dass ich auf dem dicken blauen Teppich zwischen den Betten meiner Eltern in deren Schlafzimmer herumkrabbelte. Dieses Arrangement entsprach damals völlig der Norm. Sie waren wie eine englische Version von Lucy und Ricky [die Hauptfiguren aus der US-Sitcom I Love Lucy]!

Da ich als kleines Kind voller Energie steckte, gab es natürlich auch weniger schöne Augenblicke, etwa als ich versehentlich ein paar Schlaftabletten verschluckte. Mir musste daraufhin der Magen ausgepumpt werden. Diese Erfahrung war so traumatisch und unvergesslich, dass mich Drogen nie mehr interessieren sollten, was wenig verwunderlich ist.

Ich war jedoch gewillt, mich stattdessen auf andere Abenteuer einzulassen. Als ich noch ziemlich jung war, stieg ich vor dem Badezimmerspiegel auf einen Schemel. Ich hatte ein Fieberthermometer im Mund und wollte aus unbekanntem Motiv meine Temperatur messen. Da ich nicht wusste, wie ich das bewerkstelligen sollte, biss ich das Glas durch. Schlagartig schmeckte ich das Quecksilber auf der Zunge. An diesem Punkt angelangt, entschied ich, mich an einen verantwortungsbewussten Erwachsenen zu wenden. Ich jagte meinen Eltern einen schönen Schreck ein, obwohl ich mich weiterhin bester Gesundheit erfreute.

Zumeist war ich allerdings – abgesehen von gelegentlichen Fehltritten – ein artiges kleines Mädchen. Später, als wir bereits in Australien lebten, gab es bei uns an der Schule einen wöchentlich stattfindenden „Bank-Tag“, an dem wir Geld mitbrachten, das dann für uns auf die Bank gebracht wurde. Das war ein lobenswertes Unterfangen, und ich nahm tatsächlich Geld zur Schule mit. Allerdings verwendete ich es für ein viel dringlicheres Bedürfnis. Ich kaufte damit nämlich stattdessen Lutscher für alle. Ich hielt das für eine nette Geste! Leider sah das mein Schuldirektor ein wenig anders. Mit gestrenger Stimme ließ er mich vor die Klasse treten, wo er mich vor allen zur Schnecke machte.

„Olivia Newton-John!“, brummte er. „Wo ist dein Geld? Was ist denn mit deiner Zukunft?“

Was denn für eine Zukunft? Ich war doch gerade mal fünf!

Ich steckte meine Hand in eine Tasche meines kleinen rosa Kleidchens und erklärte die Situation mit den Lutschern. Damit war es in puncto Bestrafung jedoch noch nicht getan. Auf meinem Heimweg von der Schule an jenem Tag wurde ich von jener Urgewalt abgefangen, die mein Vater, der ehemalige Agent des MI5, verkörperte. Er zog mein Dreirad hinter sich her, und ich wusste, dass ich ganz tief in der Tinte saß!

Der Direktor hatte meinen Vater angerufen, der nun stinksauer war. Aber nicht allzu lange. Zum Glück war meine Schwester Rona ein ungezähmter Freigeist, der sich gegen jede Form von Autorität sträubte, womit sie sich perfekt eignete, die Aufmerksamkeit von mir abzulenken.

An diesem Abend etwa relativierte sie mein närrisches „Verbrechen“ durch ihre eigenen Possen. Sie war vom Unterricht ausgeschlossen worden, weil sie die Röcke ihrer Schuluniform zu kurz trug und ihre Haare bleichte. Außerdem schwänzte sie, um sich mit Jungs zu treffen.

Damit war ich vom Haken!

Anfang der Fünfzigerjahre nahm unser Leben eine dramatische Wendung, die meine Psyche stark prägen sollte.

Wir zogen um nach Melbourne, weil mein Vater die prestigeträchtige Position als Master of Ormond College an der University of Melbourne angenommen hatte. Mit gerade einmal vierzig war er der jüngste Mann, der jemals eine solche Stellung erreicht hatte. Ich war fünf, als meine Eltern, Hugh, Rona und ich ein Schiff namens Straitharde bestiegen, um den Ozean zu überqueren und nach Australien zu ziehen.

Sogar in so jungen Jahren war ich sehr stolz auf meinen Vater, weil er sich gegen ältere und erfahrenere Mitbewerber um diesen wichtigen Posten durchgesetzt hatte. Dad hatte dem Dekan einen Brief geschrieben, in dem er erklärte, dass er seiner Familie das unglaubliche Land Australien näherbringen wolle. Daraufhin erhielt er die Stelle.

Diese Macher-Mentalität ist tief in der Familie Newton-John verankert.

Beruflich stellte dies eine einmalige Chance für meinen Vater dar – und auf privater Ebene bot sich meinen Eltern die Möglichkeit, einen neuen gemeinsamen Lebensabschnitt einzuläuten. Vor unserem Umzug hatten sie sich oft gestritten. Sie nahmen an, dass ein Tapetenwechsel einen Neuanfang ermöglichen würde.

Meine einzige Erinnerung an unsere Seereise, die uns von Cambridge zu unserem neuen Leben an diesem Ort namens Melbourne führte, bestand darin, dass ich meinen liebsten Teddybären Fluffy verlor. Ich war am Boden zerstört, denn ich liebte Fluffy. Meine Eltern ersetzten ihn durch einen Plüsch-Pinguin namens Pengy (wie kreativ!), den sie im schiffseigenen Laden fanden. Ganz dasselbe war es aber nicht. Manche Dinge sind einfach unersetzlich, wie ich schon bald in viel größerem Maßstab erfahren sollte.

Wenig später fanden wir uns in einem anderen Land wieder und packten Umzugskartons in unserem fantastischen neuen Zuhause auf dem Uni-Campus aus. Dabei handelte es sich um eine schöne Steinvilla mit ausufernden Schlafzimmern und eigener Haushälterin. Ich konnte meinen Augen kaum trauen, als ich die langen Flure hinunterging, auf denen man perfekt Verstecken spielen konnte. Es gab so viele Räume zu erkunden. All dies befeuerte meine Fantasie. An einem Tag war ich eine Prinzessin in einem Schloss, am nächsten schon eine Entdeckerin. Es gab keine Grenzen.

Wir mussten auf dem Grundstück des Ormond College wohnen, damit Vater Tag und Nacht zur Verfügung stünde. Das machte keinem von uns etwas aus, weil das Ambiente so sicher und lebendig schien. In vielerlei Hinsicht empfand ich die Umgebung als eine Art riesigen Spielplatz. Ormond war erfüllt von alten, mit wildem Wein bewachsenen Gebäuden und weitläufigen grünen Rasenflächen, auf denen ich mich austoben konnte. Ich verirrte mich auch niemals, denn im Zentrum des Campus stand ein hoch aufragender Uhrturm, der mir als Orientierungshilfe diente.

Als kleines Mädchen genoss ich es, die Studenten dabei zu beobachten, wie sie sich vergnügten. So erinnere ich mich an „Wasserschlachten“, bei denen die Studenten mit Wasser gefüllte Tüten aus den Fenstern ihrer Zimmer auf arglose Passanten fallen ließen. Wenn man im falschen Moment hochblickte, bekam man eine Ladung kaltes Nass genau zwischen die Augen!

„Du bist ja klatschnass!“, sagte Mum, wenn ich nach einem Tag am Teachers’ College zurückkehrte, wo buchstäblich jeden Monat neue Lehrer anfingen, die ihr Handwerk an uns übten.

„Ja, Mum, das stimmt“, antwortete ich freudig.

Abends konnte ich die jungen Männer hören, die einen Ruderwettkampf gewonnen hatten und im riesigen Speisesaal unter wunderschön bemalten Fenstern ihre Löffel gegen die Tischplatten aus Massivholz schlugen. Der Speisesaal schloss direkt an unser Haus an. Als ich Jahre später Ormond besuchte, um ein Ölporträt meines Vaters zu begutachten, sah ich die Dellen, die die Löffel beim Feiern hinterlassen hatten. Das weckte ein paar großartige Erinnerungen.

Meine liebste Aktivität war es, auf der Treppe vor einem schönen alten Steingebäude darauf zu warten, dass mein Dad Feierabend hatte. Da saß ich dann, ein sechsjähriges Mädchen in seiner Schuluniform, die aus einem blau und weiß karierten Kleidchen mit braunen Schuhen und kurzen weißen Söckchen bestand. Ich beobachtete die Vögel auf den Bäumen, roch die frischen Blüten und schrieb Gedichte, bis ich endlich meine kleine Hand in seine große legen konnte.

In unserem Haus gab es ein riesiges Zeichenzimmer, wo meine Eltern wichtige Vertreter des akademischen Lebens empfingen, etwa Gastprofessoren oder Rektoren anderer Universitäten, und sogar Regierungsvertreter, die Gelder für die Universität sammelten. Ich versteckte mich in einer kleinen Nische, auf halbem Weg die Treppe hoch, von wo aus ich die schmucken Gäste beobachtete, die zu den Cocktailpartys mit dem hervorragenden Catering eintrafen.

Von meinem Schlupfwinkel aus konnte ich meine Mutter in einem hinreißenden roten Samtkleid mit hunderten von winzigen roten Knöpfen am Rücken bewundern. Es sah so glamourös und aufregend aus. Sie begrüßte jeden Gast auf ihre vornehme Art. Dann nahmen sie und Vater sich jedes Mal noch die Zeit, zu mir hochzukommen und mir einen Gute-Nacht-Kuss zu geben.

Wenn ich nach unten eingeladen wurde, war ich mit der Aufgabe betraut, den Leuten Feuer zu geben. Aus irgendeinem Grund behagten mir der Schwefelgeruch und das Aroma des brennenden Tabaks und des Papiers. Mein Vater rauchte, wenn er mir Gute-Nacht-Geschichten vorlas, weshalb ich wohl Geborgenheit mit dem Geruch von Rauch assoziierte, auch wenn ich heute weiß, dass Zigaretten und auch Passiv-Rauchen giftig sind und der Gesundheit schaden. Damals scherte das niemanden wirklich, oder man wusste einfach nicht Bescheid. Vielmehr hielten die Ärzte es für entspannend und sogar der Gesundheit zuträglich. Kann man sich das heute überhaupt noch vorstellen?

Meine Mutter schien diesbezüglich jedoch über einen sechsten Sinn verfügt zu haben. Denn eines Abends, als ich bei einer dieser Feierlichkeiten wieder Feuer gab, nahm sie mich beiseite.

„Nun, mein Liebling, warum probierst du nicht mal eine?“, schlug sie vor und reichte mir eine ganze Packung Zigaretten.

Ich war neun Jahre alt und hielt das für eine brillante Idee. Wie toll, dass mir meine Mutter in meinem Alter eine solche Belohnung zukommen lassen wollte! So zündete ich mir eine Zigarette an.

„Warum nimmst du nicht einen tiefen Zug?“, meinte Mum.

Mit Begeisterung kam ich ihrer Anregung nach, worauf ich einen heftigen, schier endlosen Hustenanfall hatte.

„Ich will nie wieder rauchen“, heulte ich.

Tja, sie war schon eine sehr clevere Mutter, meine Mum.

Jahre später lebten meine Freundin Pat und ich in London, wo wir gemeinsam sangen. Dort versuchte ich es noch einmal mit dem Rauchen. Wir hatten die verrückte Idee, dass wir auf diese Weise so verruchte Gesangsstimmen wie unsere Lieblingssängerin Julie London bekämen. Leider aber war verrucht noch kein Thema für mich, letztlich war ich immer noch wie diese Neunjährige in ihrem Pyjama. Und auch als ich noch später im Film Grease im Nachthemdchen auf der Leinwand rauchen sollte, verwandelte ich mich postwendend wieder in dieses kleine Mädchen.

Die Kunst ahmt das Leben nach!

Ich kann mich immer noch daran erinnern, wie der Rauch meines Vaters über die Ärmel meines rosa Baumwoll-Pyjamas zog. Ich schlief ein und konnte ihn mit der Nase gegen meinen Arm gepresst riechen. Ein Gefühl, das mir leider nicht mehr allzu lange vergönnt sein würde.

Von außen betrachtet wirkte unser Zuhause perfekt. Doch drinnen war es ganz anders. Als nach unserem Umzug in ein anderes Land der alte Trott wieder einkehrte, verschlechterte sich auch die Ehe meiner Eltern wieder. Das wusste ich, weil meine Eltern getrennt in Urlaub fuhren, obwohl sie sich Mühe gaben, keine große Sache daraus zu machen.

So erinnere ich mich etwa daran, wie unsere naturverbundene Mutter uns zum Campen nach Malacoota mitnahm, auf ein Feld nahe dem Meer. Eines Nachmittags wollten wir unser Abendessen fischen, als ein paar Kühe, die sich losgerissen hatten, unser Zelt mit allem Drum und Dran niedertrampelten. Alles, außer einer Büchse Kondensmilch, auf der das Antlitz einer Kuh zu sehen war! Mum konnte darüber nur lachen, und wir Kinder hatten Tränen in den Augen, so lustig fanden wir das. Mum hatte viel Sinn für Humor und konnte allem etwas Amüsantes abgewinnen. Ich liebte ihre Einstellung! Sie schaffte es sogar zu lachen, als ich versehentlich bei einem meiner ersten Angelversuche mit dem Haken im Mund meines Bruders hängenblieb!

Als ich etwa neun Jahre alt war, verkündeten meine Eltern, dass sie ein neues Haus auf dem Grundstück des Ormond College planten. Leider sollten wir nicht auch nur eine Nacht dort verbringen. Eines Abends nach der Schule teilte mir mein Vater ruhig mit: „Deine Mutter und ich werden nun getrennt leben, und du wirst bei ihr bleiben.“

„Aber was ist denn mit dem neuen Haus“, fragte ich durch einen Schleier aus Tränen hindurch. „Lasst ihr euch etwa …“

Ich konnte es gar nicht aussprechen.

Ich wollte es einfach nicht wahrhaben.

„Ja“, antwortete er, „wir lassen uns scheiden.“

„Aber ich will bei dir wohnen“, bettelte ich, während heiße Tränen meine Wangen hinabkullerten. Es war der schmerzlichste Augenblick in meinem noch jungen Leben, der noch schlimmer wurde, als mein Vater mit einer Endgültigkeit den Kopf schüttelte, die vermuten ließ, dass das letzte Wort in dieser Angelegenheit bereits gesprochen war.

„Du kannst nicht bei mir wohnen“, sagte er. „Es ist besser, wenn du bei deiner Mutter bleibst. Aber wir können uns immer noch jeden Tag sehen.“

Praktisch von einem Moment auf den nächsten wurde mein Leben somit auf den Kopf gestellt. Mum und ich zogen in eine nahe gelegene Wohnung in Parkville. Von nun an würde es schwieriger sein, meinen Vater zu sehen.

Es kam noch schlimmer. Mein Vater wurde aufgefordert, seinen Posten zu räumen, denn in dieser Position wünschte die Universitätsverwaltung nur einen verheirateten Mann – und von nun an entsprach er nicht mehr dem Bild des klassischen Familienvaters.

Das war sehr traurig, denn Dad liebte das Ormond College. Unter seiner Leitung hielt die Idee gemeinsamen Unterrichts von Jungen und Mädchen Einzug, und erstmals wurde Alkohol auf dem Campus erlaubt. Alles in allem war er ein beliebter Schulleiter. Doch Regeln waren nun mal Regeln – und als dann geschiedener Mann musste er seinen Hut nehmen. Da ihm keine andere Wahl blieb, zog Dad nach Newcastle, ganze zwei Flugstunden entfernt. Dort nahm er eine Stellung als stellvertretender Rektor an und unterrichtete Deutsch. Damit starb die Hoffnung auf wöchentliche oder wenigstens monatliche Besuche, da sein Gehalt sie nicht möglich machte.

Mein Herz blutete.

Auch Mum war tagsüber nicht viel zu Hause, da sie uns nun zum ersten Mal in ihrem Leben allein über die Runden bringen musste. Damals kamen Frauen bei einer Scheidung nicht sonderlich gut weg. Meiner Mutter dabei zusehen zu müssen, wie sie sich finanziell abmühte, zeigte mir, wie sich starke Frauen ins Zeug legen, um für sich und ihre Kinder zu sorgen. Mum hatte noch nie außerhalb des Haushalts gearbeitet, war aber humorvoll, gewitzt und intelligent. Auch verfügte sie noch über andere wertvolle Fähigkeiten. Sie schrieb schöne Gedichte und verfasste regelmäßig Leserbriefe zu lokalen Angelegenheiten, die sie an unsere Zeitung schickte.

Heute macht mich das alles traurig, weil meine Mutter stets wissenschaftlich sehr interessiert war, ihr jedoch abgeraten wurde, diese Richtung einzuschlagen. Damals wurden Frauen nicht dazu ermutigt, eine akademische Laufbahn anzustreben, was angesichts der Vergangenheit ihres Vaters in diesem Fall besonders schade war.

Zum Glück fand Mum bald schon eine Anstellung im damals höchsten Gebäude von Melbourne, dem ICI House. Es war Australiens erster Wolkenkratzer. Das war ganz schön aufregend, wenn Mum am Morgen zu ihrem Job als Empfangsdame aufbrach. Wir waren alle stolz auf sie, wie sie uns durchbrachte. Dad hatte nicht viel, was er entbehren konnte, schickte uns aber, was er zusammenkratzen konnte, um uns zu unterstützen. Meine Geschwister waren zu diesem Zeitpunkt bereits ausgezogen, und meine Schwester hatte zwischenzeitlich sogar geheiratet.

Deshalb waren wir also nurmehr zu zweit.

Wir konnten uns nur leisten, dass ich meinen Vater zu Weihnachten besuchte. Während dieser zwei Monate Ferien verbrachte ich so viel Zeit wie möglich mit ihm und den drei Töchtern seines besten Freundes, des walisischen Professors Harry Jones. Eine von ihnen, Shahan, brachte sehr willkommene Abwechslung und Freude in mein Leben, weil sie ein kastanienbraunes Pferd mit weißen Fesseln besaß. Es hieß Cymro, was auf Walisisch „Freund“ bedeutet. Es war das reine Vergnügen, jeden Tag mit ihr reiten zu gehen. Mein Vater mietete sogar ein eigenes Pferd für mich, damit wir zusammen ausreiten konnten.

Ach, wie lieb ich Flash, mein zotteliges Pony, doch hatte. Er war viel mehr als nur eine Leihgabe. Ich betete ihn an.

Morgens, wenn mein Vater beschäftigt war, ritten Shahan und ich nach Herzenslust. Daraufhin veranstalteten wir Picknicks mit ihren Schwestern. Später begaben wir uns mit den Pferden zum Strand oder zur Lagune, um dort zu schwimmen. Müde, aber glücklich kam ich nach Hause und erklärte meinem Vater, dass ich lieber nicht duschen wolle.

„Ich will wie mein Pferd riechen!“, gab ich zur Begründung an.

Meine innigsten Wünsche zu jener Zeit waren, dass mein Vater nach Hause zurückkehrte und dass ich den Moschusgeruch meines Pferdes – gewürzt mit der ledernen Note meines abgetragenen Sattels – in eine Flasche füllen und mit mir nehmen könnte.

Ich liebte diese Sommer und wusste jeden Augenblick zu schätzen – auch als mein Vater sich in eine wunderbare Frau namens Val verliebte. Sie war die Bibliothekarin der Universität und eine sehr versierte Pianistin. Wenn mein Vater sang, begleitete sie ihn am Klavier. Irgendwann heirateten die beiden, und aus ihrer Ehe gingen meine jüngeren Geschwister Toby und Sarah hervor. Von Anfang an vergötterte ich sie beide.

Mir missfiel seit je die Vorsilbe „Stief-“ in Bezug auf Familienmitglieder. Damit verbindet man nichts Gutes und denkt an „Aschenputtel“ oder Ähnliches.

Eine der rührendsten Lektionen, die ich damals lernen durfte, war die, als meine Mum Vergebung mit Liebenswürdigkeit kombinierte und Dad und seiner neuen Frau Geschenke für ihre Babys zukommen ließ.

Ich vermisste meinen Vater, wenn ich ihn nicht zu sehen bekam, aber liebte und achtete meine Mutter, die so hart für uns arbeitete. Bald schon war sie in der Lage, für ein Haus in Jolimont – weit entfernt von der University High School, die ich nun besuchte – eine Anzahlung zu leisten. Bis dahin wohnten wir nahe dem Melbourner Zoo, und infolge unseres Umzugs musste ich von nun an auf meine „zoologische Uhr“ verzichten. Am Morgen weckten mich nämlich exotische Vögel, während am Abend die Löwen zu brüllen pflegten.

Eine Art natürliche Background-Musik.

Meine clevere Mum leitete unseren Umzug in die Wege und hielt uns finanziell über Wasser. Es gelang ihr sogar, das untere Stockwerk unseres Hauses in eine eigenständige Wohnung zu verwandeln, die wir untervermieten konnten. Das half uns, die Hypothek abzustottern, und brachte zusätzlich Geld ein. Ich hatte ja keine Ahnung, dass Mum so gut mit Zahlen umgehen konnte. Danke, Großvater!

Ich dagegen hatte es mit dem Lernen nicht so. Vielleicht lag es daran, dass ich meinen Vater vermisste, oder auch daran, dass ich einfach nicht so lernbegabt war; jedenfalls machte mir die Schule keinen Spaß. Ich hatte das Gefühl, als würden alle anderen begreifen und ich nicht. Obwohl ich sehr gut bei Intelligenztests abschnitt, hatte ich Mühe, mich auf den Unterricht zu konzentrieren. Rückblickend denke ich, die Scheidung meiner Eltern hat mich wohl viel stärker mitgenommen, als mir bewusst war. Ich konnte einfach nicht behalten, was mir beigebracht wurde. Das setzte mich unter Stress, denn meine Familie sollte stolz auf mich sein. Und es half auch nicht, dass die Direktorin meiner Schule sehr streng war.

„Keine Lacklederschuhe“, verlangte sie zum Beispiel. „Die Jungs werden mittels der Spiegelung in der Lage sein, euch unter die Röcke zu schauen!“

Es ist schon witzig, sich die damaligen Moralvorstellungen noch einmal vor Augen zu führen. So durften wir auch nie die Farbe Rot tragen, weil das für die Jungs in unserer Nähe angeblich „zu aufregend“ gewesen wäre. Hätten die nur gewusst, dass ich eines Tages diesen Song mit dem Titel „Physical“ aufnehmen würde!

Zu meinem Glück brauchte man keinen Uni-Abschluss, um zu singen. Stattdessen benötigte man hierfür ein klein wenig Glück und eine große Chance. Mit vierzehn schien mir genau diese Chance zuteilzuwerden, als ich drei Mädchen traf, mit denen ich heute noch gut befreundet bin: Carmel, Freya und Denise. Sie besuchten einen süßen Jungen, der in einem Loft wohnte, das sich gegenüber meinem Schlafzimmerfenster im ersten Stock befand. Die Mädels sahen mich ständig allein über meinen Hausaufgaben brüten. Doch schon bald fing ich an, mich mit ihnen von meinem Fenster aus zu unterhalten. Mum war auf der Arbeit, und als Schlüsselkind langweilte ich mich und freute mich über jegliche Art von zwischenmenschlichem Kontakt.

Es waren liebe Mädchen, die gern sangen (so wie ich). Deshalb gründeten wir eine Gesangsgruppe, die wir Sol 4 nannten. Unsere Outfits bestanden aus Denim-Jeans, Leinenwesten und schwarzen Rollkragenpullis. Damals galten wir als ziemlich stylish und modern mit unseren langen Beatnik-Haaren und imitierten unsere musikalischen Helden aus Jazz und Folk.

Bald „arbeiteten“ wir als Gruppe zusammen und buchten uns Auftritte in lokalen Jazzkneipen. Das war allerdings nicht gerade der sicherste Job. Nach einem unserer Konzerte wurden wir mit Kleingeld beworfen! Wir wussten nicht, ob das nun als Trinkgeld gedacht war oder als Aufforderung, die Bühne zu räumen! Einmal kam es sogar zu einer Keilerei zwischen Jazzern, wie wir es waren, und Rockern. Eine meiner Freundinnen wurde von einem der Rocker unsanft auf die Straße hinausbefördert. Dem war keinerlei Provokation vorausgegangen. Sie schrien einfach: „Ihr solltet euch besser für Rock’n’Roll interessieren!“

Und glaubt mir: Das tat ich ja auch!

Bald gelangte meine Mum zu dem Schluss, dass ich viel zu viel Zeit mit Singen und zu wenig mit Lernen verbrachte. Deshalb setzte sie der Sache ein Ende. Zumindest glaubte sie das. Meine Schwester Rona war inzwischen Mutter dreier Kinder und mit dem ortsansässigen Café-Betreiber Brian Goldsmith verheiratet. Brian ließ am Wochenende in seinem Lokal einen Folksänger namens Hans Georg auftreten. Ich durfte ihm zusehen, solange Rona gut auf mich aufpasste. Ich weiß noch, wie ich am Bühnenrand saß und Harmonien mitsang.

Eines Tages lud mich Hans zu sich auf die Bühne ein, um tatsächlich mit ihm zu seiner Gitarre zu singen. Himmlisch! Alles fügte sich zu einem Ganzen zusammen. Ich hatte meine Bestimmung gefunden.

Nun, vielleicht noch nicht ganz. Aber es sollte bald so weit sein. Rona kannte einen talentierten jungen Sänger und Entertainer namens Ian Turpie und wollte mich ihm vorstellen, obwohl ich gerade einmal fünfzehn Jahre alt war.

Ian sah mich mit Hans singen, was dazu führte, dass wir beide zusammen sangen – und uns auch privat verabredeten. Er wurde mein erster fester Freund und meine erste Liebe.

Kurze Zeit später machte mich Rona noch mit etwas anderem bekannt, das wunderbar sein und mein Leben verändern sollte. Am Samstagmorgen lief im australischen Fernsehen die Sendung Kevin Dennis Auditions, moderiert von einem bekannten örtlichen Autohändler. Darin sang jemand, tanzte oder führte irgendwelche anderen seltsamen Talente vor, oft von zweifelhafter Qualität. Ein paar Juroren zeigten entweder mit dem Daumen nach unten, oder ein Gong erklang, was „Daumen nach oben“ bedeutete. Man betete dafür, dass der Gong als akustisches Zeichen der Anerkennung geschlagen und man auf diese Weise für würdig befunden wurde.

Eines Tages stellte mir Rona die magische Frage, nämlich ob ich in der Show auftreten wolle.

Ich bat Ian, mich auf der Gitarre zu begleiten. Er war ein wunderbarer Gitarrist, und ich wollte einen meiner Lieblingssongs vortragen, nämlich „Summertime“. Wir kreuzten um acht Uhr morgens auf. Ich stand vor einer Jury, die wohl schwer zu beeindrucken sein würde. Ich betrat die Bühne, fasste mir ein Herz und sang.

Gong!

Gong!

Gong!

Ich erhielt die bestmögliche Wertung! Daraufhin rief Evie Hayes, eine Jurorin und damals eine amerikanische Fernsehberühmtheit, meine Mum an, um sie zu fragen, ob sie meine Karriere managen dürfe. Was denn für eine Karriere? Ich hatte doch nichts weiter vorzuweisen als einen Traum, drei Gongs und ein Publikum im Fernsehstudio, das mir eine Runde Applaus spendiert hatte.

Mum war nie zögerlich, wenn es darum ging, ihren Nachwuchs zu beschützen.

„Nun ja, im Moment manage ich ja Olivia, danke vielmals“, sagte sie.

Plötzlich hatte ich eine Karriere und eine Managerin.

Danke vielmals!

You know all the answers.

You know what is right.

Mum erzählt mir oft, dass ich als kleines Mädchen eine Melodie perfekt singen konnte. „Du singst wie ein Engel“, sagte sie dann. Ich rührte meine Mutter und meine Schwester mit meinem Gesang immer zu Tränen. Aber auf eine gute Weise (hoffe ich zumindest). Schon als ich drei war, konnte ich ein Lied, das man mir vorsang oder vorspielte, Ton für Ton richtig wiederholen. In der Küche hatten wir ein großes Radio, dem ich stundenlang lauschte. Ich prägte mir zunächst die Texte zu meinen Lieblingssongs ein, bevor ich anschließend darauf bestand, meiner Familie ein Mini-Konzert zu geben. Diese Revuen liefen „professionell“ ab, selbst wenn der Eintritt frei war und mein Kostüm jeweils aus dem bestand, was ich aus dem Kleiderschrank meiner Mutter gezogen hatte.

Obwohl ich gern sang, war ich schüchtern. Ich fand es schwierig, vor einem Publikum aufzutreten, und sang exklusiv für meine Familie. Ich würde lernen müssen, mein Lampenfieber zu überwinden. Einer meiner ersten öffentlichen Auftritte war als Lady Mary in einer Schulaufführung von The Admirable Crichton. Ich bekam es hin, wenn auch mit Bauchweh. Aber ich mochte es.

Eine Karriere als professionelle Sängerin gehörte dennoch nicht zu meinen frühen Plänen. Ich dachte vielmehr darüber nach, irgendetwas mit Tieren zu machen. Etwa als berittene Polizistin. Das einzige Problem bestand darin, dass Frauen damals nicht zum Dienst bei der berittenen Polizei zugelassen wurden. Jahre später, als ich mit John Farnham und Anthony Warlow für The Main Event auf Tour war, wurde ich von der Adelaide Mounted Police zu einem Ausritt eingeladen. Endlich durfte ich auch diesen Traum ausleben!

Es gab ferner den Plan, Tierärztin zu werden. Doch das zerschlug sich, weil ich ja in der Schule an Mathe scheiterte – was angesichts meines Großvaters schon urkomisch war. Nun, es heißt, Mathematik und Musik seien miteinander verwandt, und zum Glück gelang es mir, wenigstens eines von beidem zu meistern.

Sollten alle Stricke reißen, dann könnte ich ja immer noch Ställe ausmisten. Und das tue ich schließlich heute noch für meine beiden Miniaturpferde Harry und Winston.

Unglaublich, aber wahr: Auch am Schulfach Musik biss ich mir an der Highschool die Zähne aus und erhielt für das Singen vom Blatt die schlechteste Note. Es ist mir zwar peinlich, aber ich kann das heute noch nicht sonderlich gut. Das Hauptproblem bestand damals darin, dass ich meinen Kopf woanders hatte und mich nach der Scheidung meiner Eltern nicht konzentrieren konnte. Obwohl ich in der Lage war, Musik nach dem Gehör zu erfassen, war ich nur halbherzig bei der Sache, weil ich an andere Dinge dachte.

Das war aber bloß ein Vorgeschmack auf meine Beziehung zur Highschool. Es fällt schwer, sich zu fokussieren, wenn man emotional nicht im Gleichgewicht ist. Der Riss, der durch unsere Familie ging, verunsicherte mich.

Meinen Frieden fand ich schon seit je in der Musik und im Schreiben von Gedichten. Es dauerte auch nicht lange, bis ich begann, meine Gedichte zu vertonen. Meinen ersten Song überhaupt schrieb ich mit der Tochter meiner Patentante Pearl, Cara. Da war ich etwa zwölf Jahre alt.

Why, oh, why did you go away from me?

It seems like years to me.

Why does it have to be?

My heart is a-breaking.

’Cause you’ve been a-taking.

The love you said was meant for me.

And darlin’, love ain’t meant for three.

Rückblickend sind das für eine Zwölfjährige ganz schön heftige Zeilen!

Mit fünfzehn dreht sich das Leben der meisten Mädchen um Schule, Jungs und gelegentliche Streitereien mit ihren Müttern. Ich hatte jedoch keine Zeit für die üblichen Neurosen eines Teenagers – abgesehen von den Auseinandersetzungen mit meiner Mum natürlich. Nach meinem Erfolg bei Kevin Dennis Auditions wurde ich für die TV-Sendung The Happy Show als eine Art Übergangslösung engagiert. Ich übernahm darin die Rolle der Luv’ly Livvy als Ersatz für die Darstellerin der Luv’ly Ann, die während der Weihnachtsfeiertage heiratete. Ich erzählte Geschichten, sang, tanzte und verteilte Preise an meine Weggefährten Princess Panda, Happy Hammond und Cousin Roy. Dabei handelte es sich um einen fantasievollen, vergnüglichen Spaß, und ich wollte gar nicht mehr damit aufhören.

Das Lampenfieber war vergessen. Die Kinder im Publikum waren ja so begeistert und lieb! Außerdem war es spannend, in einem echten Fernsehstudio zu drehen. Als dann Luv’ly Ann aus den Flitterwochen zurückkehrte (verdammt!) und es an der Zeit war, mein Livvy-Kostüm an den Nagel zu hängen, blieb mir allerdings nicht allzu lange Zeit, um traurig sein.

Im Handumdrehen wurde mir schließlich ein Vollzeit-Job in einer Show mit dem Titel Time for Terry angeboten, die von dem Iren Terry O’Neill moderiert wurde. Dort sollte ich gemeinsam mit meinem neuen Freund Ian singen.

Kurz etwas zum Thema „fester Freund“: Mein Vater war immer dagegen, dass ich mich mit Jungs verabredete, wohingegen meine Mutter da ein wenig nachsichtiger schien. Zwar war sie eigentlich auch nicht wirklich dafür, doch befand ich mich nun in einem Alter, in dem Grenzen ausgetestet wurden.

Ein fester Freund war nicht das einzige Zeichen dafür, dass ich erwachsen wurde. So verschoben sich meine Grenzen auch, als mir gestattet wurde, nach Sydney zu reisen, um an einer weiteren Talentshow teilzunehmen. Sie hieß Sing, Sing, Sing. In Melbourne hatte ich dafür vorgesungen. Gastgeber war kein Geringerer als Johnny O’Keefe, Australiens Elvis Presley! Zu seinen Hits zählten „Wild One“ und „Shout!“. Johnny hatte dramatisch gelocktes blondes Haar, das er nach hinten kämmte, und ein breites Draufgänger-Lächeln, mit dem er alle jungen Australierinnen ins Schwärmen und zum Kreischen brachte.

Ich war aufgeregt, Johnny zu treffen – ganz zu schweigen davon, für ihn zu singen! Damals fand man es nicht seltsam oder gar gefährlich, an einem anderen Ort als in einem Fernsehstudio vorzusingen. Ian begleitete mich auf Johnnys Hotelzimmer, wo ich vor dem Aussie-Elvis und seinem Produzenten zusammen mit Ian an der Gitarre eine gut einstudierte Version von „Summertime“ vortrug. Als wir fertig waren, sagte Johnny: „Du hast es drauf.“

Ich erinnere mich noch, dass er für uns alle Truthahn-Sandwiches kommen ließ, die vor süßer Cranberry-Soße nur so troffen. Sie schmeckten unglaublich, und ich liebe sie seit dem ersten Bissen damals.

Ein paar Monate später sollte ich den Song dann in einem Studio für die erste Show aufnehmen, die in Sydney aufgezeichnet werden würde.

Ich betrat das Tonstudio, wo mir Johnny die Hand schüttelte. Er zeigte auf eine kleine Kabine mitsamt Mikrofon in der Mitte des Raums. Im nächsten Moment wurde es mucksmäuschenstill.

(Nur kein Druck!)

Ich sang eine meinem Alter angemessene Version eines Liza-Minelli-Songs aus dem Musical Best Foot Forward mit dem Titel „What Do You Think I Am?“. Es passte, schließlich stand ich da in meiner gestärkten Schuluniform und sang mit sanfter Stimme ein Lied über ein junges Mädchen, das jemandem die trotzige Frage stellte, ob er denke, sie sei noch ein Baby. In einer Textzeile wurde das Publikum sogar gebeten, festzustellen, ob ich nun schon erwachsen sei. Immerhin trug ich ja bereits Wimperntusche von Maybelline! Im echten Leben lautete die Wahrheit jedoch: Ja, ja, ja … ich war noch ein Baby!

Meine Nerven lagen blank, als Johnny mitten im Song die Hand hob, um mich zu unterbrechen. Mochte er etwa meine Stimme nicht? Hatte ich etwas verbockt? Mein Herz rutschte mir bis hinunter zu meinen polierten schwarzen Mädchenschuhen.

„Livvy, hör mal kurz auf“, befahl Johnny. „Nicht jeder auf dieser weiten Welt weiß, was Maybelline ist. Warum singst du nicht stattdessen: ‚What do you think I’m using Vaseline for?‘“

Welche Erleichterung. Er wollte nur den Text ein wenig abändern. Das würde ich hinbekommen! Ich war ja so naiv. Als ich den neuen Text über die gute alte Vaseline sang, brachen alle Jungs vor Lachen zusammen. Johnny spielte mir nur einen nicht böse gemeinten Streich, der vielleicht ein wenig schweinisch war. Sein breites Grinsen wurde noch breiter, und er wand sich vor Lachen, während ich mir weiterhin mein kleines Herz aus dem Leib sang. Ich kann nicht mal sagen, ob ich langsam zu verstehen begann. Ich fühlte mich jedoch beschämt und wurde rot.

Willkommen in der Welt des Musikbusiness.

Ich war begeistert, als ich es in die Endauswahl für Johnnys Talentwettbewerb schaffte und meine Lieblingssongs von Dionne Warwick singen durfte. Da konnte ich natürlich noch nicht wissen, dass ich eines Tages tatsächlich mit ihr zusammen in einer Fernsehshow singen würde! An diesem Tag sang ich jedenfalls „Anyone Who Had a Heart“. Zu meinem Erstaunen gewann ich den Wettbewerb! Der große Preis bestand aus einer Schiffsreise nach England und etwas Taschengeld.

Dies läutete die Schlussrunde des Konflikts zwischen meiner Mutter und mir hinsichtlich meiner Ausbildung ein. Ich hatte während der Sommerferien gerade The Happy Show abgeschlossen, und Mum wollte, dass ich nun wieder zur Schule ging, um sie erfolgreich zu Ende zu bringen. Ich trug mein Dilemma einem meiner Lieblingslehrer, Mr. Hogan, vor.

„Was soll ich nur tun?“, fragte ich.

Mein Herz sagte mir, dass ich mich kopfüber in meine Gesangskarriere stürzen sollte, obwohl ich noch ein Jahr an der Highschool zu absolvieren hatte.

„Liv, wenn du mit deinen Gedanken ständig beim Singen bist, während du gleichzeitig versuchst, das letzte Schuljahr hinter dich zu bringen, wird das wohl nichts. Folge deiner Leidenschaft“, meinte er.

Das waren fürwahr weise Worte, und er verschaffte mir damit Klarheit. Danke vielmals, Sir!

Mum war nicht gerade begeistert, doch sie verstand, dass ich meinen Weg gewählt hatte und das, was ich tat, wirklich liebte. Da sie ja nun auch meine Managerin war, bestand sie darauf, dass ich, wenn ich schon nicht die Schule abschlösse, den nächsten Schritt unternehmen und mich auf den Weg nach London machen solle. Dort sollte ich meine Karriere ernst nehmen und die Royal Academy of Dramatic Arts (RADA) besuchen. Abgesehen davon wollte sie mich wohl auch unbedingt von Ian trennen. Sie fand mich einfach zu jung für einen festen Freund.

Vielleicht war Mum deshalb plötzlich für den Umzug, auch wenn sie ein paar Regeln aufstellte. Sie wollte nicht, dass ich London bloß einen flüchtigen Besuch abstattete. Wenn ich tatsächlich Sängerin werde wolle, dann müsse ich – oder machen wir daraus besser ein „wir“ – für längere Zeit dort bleiben und versuchen, meine Karriere in Schwung zu bringen.

Moment mal? Von allem, was ich kenne und liebe, und von meinem Freund wegziehen? Ohne mich!