Horrortrip Freizeitpark - P.R. Mosler - E-Book

Horrortrip Freizeitpark E-Book

P R Mosler

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Beschreibung

Ein Mörder ist ihnen auf der Spur. Ein Mörder, der unter allen Umständen verhindern soll, dass sie vor Gericht aussagen können. Ein Mörder, der bereits getötet hat. Gerd Bach und Andreas Staller stehen auf seiner Abschussliste. Selbst das eigene Zuhause bietet keine Sicherheit vor den Schergen dieses Mannes. Ein Freizeitpark wird zur tödlichen Falle. Maulwürfe innerhalb der Regierung schmieden Pläne zur Vernichtung ihrer Feinde in den eigenen Reihen. Schafft es Gerd Bach, die geheimen Machenschaften rechtzeitig aufzudecken, um hochrangige Staatsbeamte vor dem Tod zu bewahren? Können Gerd Bach und sein Team gemeinsam den Mörder von Richard Wolf entlarven und dessen hinterhältigen Absichten ein Ende bereiten? Und wie hängt all das zusammen? Neuerlich überlassen sie nichts dem Zufall …

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Seitenzahl: 619

Veröffentlichungsjahr: 2021

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Inhalt

Impressum 2

Widmung 3

1 Prolog 4

2 8

3 23

4 39

5 47

6 61

7 75

8 88

9 102

10 113

11 127

12 145

13 163

14 175

15 188

16 201

17 222

18 234

19 248

20 266

21 281

22 295

23 314

24 331

25 346

26 356

27 380

28 399

28 Epilog 416

Vorschau auf den nächsten Band … 433

Impressum

Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek:

Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie­.

Detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://www.d-nb.de abrufbar.

Alle Rechte der Verbreitung, auch durch Film, Funk und Fern­sehen, fotomechanische Wiedergabe, Tonträger, elektronische Datenträger und ­auszugsweisen Nachdruck, sind vorbehalten.

© 2021 novum publishing

ISBN Printausgabe: 978-3-99107-495-3

ISBN e-book: 978-3-99107-496-0

Lektorat: Mag. Eva Zahnt

Umschlagfotos: Wjphoto, Phuongphoto, Ivan Cholakov, Arsty, Benkrut | Dreamstime.com

Umschlaggestaltung, Layout & Satz: novum publishing gmbh

Innenabbildungen:

Bildquellennachweis:

Bild 1, Bild 3, Bild 5, Bild 11: © P. R. Mosler

Bild2:©Ffang | Dreamstime.com,

Bild4:© Oleg Doroshin | Dreamstime.com,

Bild 6: ©Mitrandir, Chernetskiy, José Lledó | Dreamstime.com,

Bild 7:© Low Fai Ming, Nerthuz, Andrew7726 | Dreamstime.com,

Bild 8:© www.pixabay.com,

Bild 9:© Dmytro Konstantynov | Dreamstime.com,

Bild 10:© Jennifer Thompson | Dreamstime.com,

Bild12: ©P. R. Mosler, Wanchai2070, Taviphoto, Zerbor, Smileus | Dreamstime.com,

Bild 13:© Kevkhiev Yury, Olesh | Dreamstime.com,

Bild 14:© José Lledó | Dreamstime.com,

Bild15: © Ramzi Hachicho | Dreamstime.com,

Bild16: © Maria Shchipakina | Dreamstime.com

www.novumverlag.com

Widmung

Für alle diejenigen, die ihre Zeit gern damit verbringen

in eine Welt einzutauchen, die Spannung und Abenteuer,

Gefahren und Kämpfe verbindet mit Liebe und Humor.

Helden werden gebraucht, wenn sonst niemand da ist,

der die anstehenden Aufgaben verrichten kann.

1 Prolog

Juni 2006.

An ihrem Schreibtisch sitzend harrt sie aus, wartet auf das Eintreten des Mannes, den man ihr gerade angekündigt hat. Sie weiß, wer er ist, auch welche Aufgaben zu seinen Spezialgebieten gehören. Er war bereits für ihren Mann tätig, genauso wie für ihren Schwiegervater. Dabei lieferte er immer wieder hervorragende Arbeit ab. Seine Akte liegt vor ihr auf dem Tisch.

Als sich die Tür öffnet, schreitet der Mann mit festen Schritten durch den Raum.

Vor ihrem Schreibtisch bleibt er stehen, so dass sie ihn ausgiebig betrachten kann. Der siebenunddreißigjährige Frank Rademacher ist ein Meter dreiundachtzig groß, hat dunkelbraunes kurzes Haar und braune Augen. Der durchtrainierte Körper ist muskulös. Seine ganze Erscheinung zeugt von Selbstbewusstsein und Arroganz. Er wirkt distanziert und kalt.

Frank sieht sich die Frau vor ihm ebenso genau an. Auch er hat seine Hausaufgaben gemacht, bevor er der Bitte um ein Treffen bei ihr nachkommt. Ann-Marie Lichtenstein ist achtundvierzig Jahre alt, wirkt aber keinen Tag älter als vierzig. Er schätzt die schlanke, gutaussehende Blondine auf ein Meter fünfundsiebzig, obwohl die Akte über sie ihr fünf Zentimeter mehr zugesteht. Im Augenblick ruhen ihre blauen Augen abschätzend auf ihm.

Er hat keine Probleme damit, den von ihr geforderten Auftrag anzunehmen. Solange die Bezahlung stimmt wird er ihn zu ihrer Zufriedenheit ausführen. Er kann sich schon denken, welche Ziele sie verfolgt.

„Frau Lichtenstein“, begrüßt er sie mit einem leichten Kopfnicken. „Mein Beileid. Ich habe bereits von den tragischen Vorfällen in Ihrer Familie gehört. Was kann ich für Sie tun?“

„Sie sollen dafür sorgen, dass ich Gerechtigkeit erhalte!“ Ihre Augen blitzen wütend auf.

„Das dachte ich mir schon. Wie stellen Sie sich das im Einzelnen vor? Oder habe ich komplett freie Hand?“

„Sie haben das Dossier gelesen, welches ich Ihnen zukommen ließ?“

„Natürlich!“

„Dann wissen Sie auch, um wen es mir geht.“ Sie braucht nicht in ihre Unterlagen zu sehen um zu wissen, welche Männer sie ihm nennen muss. „Gerd Bach hat meinen Sohn Klaus getötet, sein Mitarbeiter Uwe Meyer in seinem Auftrag meinen Mann Kurt und dessen Zwillingsbruder Erich. Dass mein Schwiegervater verhaftet wurde, ist ebenso der Verdienst von Gerd Bach1. Er ist der Mann, den ich haben will. Töten Sie ihn! Und zwar möglichst qualvoll. Kriegen Sie das hin?“, fragt sie Frank frostig.

1 Band 1 Kampf um die Loreley

„Kein Problem!“, antwortet Frank ihr ebenso gefühlskalt.

„Gut!“ Sie nickt. „Gerd Bach arbeitet für die Firma Staller Industrie Werke GmbH in Düsseldorf. Die ganze Familie Staller stellte sich auf die Seite dieses Mannes. Sie sollen erfahren, was es heißt, Stück für Stück die Familie zu verlieren. Beginnen Sie mit dem Sohn, dann die Frau und Staller selbst nehmen Sie sich zum Schluss vor.“

„Ist so gut wie erledigt!“, versichert Frank ihr.

„Besorgen Sie sich, was Sie brauchen. Um Geld geht es mir nicht, es ist genug da. Über Ihr Honorar werde ich nicht verhandeln. Sie erhalten von mir fünfhunderttausend jetzt sofort und nach erfolgreicher Erledigung des Auftrags weitere zwei Millionen. Zudem erhalten Sie Zugriff auf einen Fonds für notwendige Beschaffungen und Personal vorerst in Höhe von einer Million. Darüber erwarte ich korrekte Abrechnungen.“

‚Diese Frau ist nicht dumm, sie weiß genau, was sie will‘, denkt Frank anerkennend. „Ich bin einverstanden.“

„Wie wollen Sie vorgehen? Ich will über Ihre Schritte informiert werden. Halten Sie mich auf dem Laufenden!“, fordert die Witwe.

„Das Dossier reicht mir nicht aus“, erklärt er ihr. „Ich will den Alltag dieser Leute kennenlernen. Jeden Schritt, den die machen, werde ich wissen, noch bevor sie ihn machen. Erst dann entscheide ich, wie die Vorgehensweise sein wird. Sollte es Abweichungen von Ihren Wünschen geben, werde ich das mit Ihnen im Vorfeld klären.“

„Damit kann ich mich arrangieren.“ Ihr gefällt die resolute Art, mit der er sich durchsetzt. „Das ist aber nur der erste Teil. Es gab noch weitere Helfer, die Sie auszuschalten haben.“

„Ich glaube, ich weiß schon, um wen es Ihnen dabei geht. Die beiden Beamten der NS-Fahndungsstelle aus Ludwigsburg. Habe ich Recht?“

„Ja. Ich will regelmäßige Berichterstattung von Ihnen, informieren Sie mich über alle Schritte, die Sie zu unternehmen gedenken. Gibt es Schwierigkeiten, möchte ich sofort davon erfahren. Wenn Sie darauf eingehen, sind wir im Geschäft.“

„Solange Sie akzeptieren, dass es kein Zurück mehr gibt, wenn Sie mich jetzt anheuern. Sollten Sie einen Abbruch der Aktion wünschen, bekomme ich die volle Summe.“

„Ich mache keinen Rückzieher“, verspricht Ann-Marie fest. „Aber ich setze Ihnen ein Ultimatum. Die Verhandlungen gegen meinen Schwiegervater beginnen am Donnerstag, dem neunten November. Sowohl Gerd Bach als auch Andreas Staller werden gegen ihn aussagen. Der Pilot Uwe Meyer ebenfalls. Es ist Ihre Aufgabe, dies zu verhindern.“

„Das ist mir klar“, bestätigt Frank. „Es gibt aber noch mehr Personen, die gegen ihn aussagen.“

Seine Auftraggeberin stimmt ihm zu: „Das ist richtig, aber wenn die Hauptpersonen nicht zur Verhandlung auftauchen können, wird diese bis ins nächste Jahr verschoben. Dadurch gewinnen wir mehr Zeit. Außerdem rechne ich nach Ihren Aktionen mit einem Rückzieher der übrigen Zeugen.“

Frank ist beeindruckt. Sie hat sich sehr gut vorbereitet. „Dieser Konrad Schrader sitzt mittlerweile in Berlin. Es wird schwer an ihn heranzukommen“, eröffnet er ihr. Gespannt wartet er ab, wie sie damit umgeht. „Achim Voss ist auch nicht ohne. Aber den schaffe ich problemlos.“

„Kümmern Sie sich um Voss. Sollten Sie eine Möglichkeit finden ihn auszuschalten, dann tun Sie es. Ich nehme mir Schrader vor.“ Die Witwe lächelt boshaft. „Mein Sohn hatte einen Verbündeten an vorderster Front. Den habe ich bereits kontaktiert. Er wartet nur noch ab, bis Sie die Ihnen aufgetragenen Arbeiten erfolgreich erledigt haben.“

‚Sie ist wirklich gut.‘ Bewundernd mustert Frank die Frau vor sich. Er hätte nichts dagegen, die Beziehung zu ihr für eine Weile zu vertiefen. Aber zuerst kommt die Arbeit.

3

Schon seit Tagen herrscht heißestes Sommerwetter. Die beiden Männer, die an diesem Sonntagmorgen ihre Bahnen in dem Schwimmbad einer Gesamtschule in Düsseldorf-Eller ziehen, sind seit Jahren miteinander befreundet.

Noch vor dem Frühstück suchen Gerd Bach und Andreas Staller Abkühlung von den unentwegt hohen Temperaturen.

Der Konzernchef Peter Staller, Andreas’ Vater, sorgt wie jedes Jahr in den Sommermonaten dafür, dass das kleine Hallenbad mit einem fünfundzwanzig Meter-Becken den Mitarbeitern der Staller Industriewerke an den Wochenenden morgens für vier Stunden zur freien Verfügung steht.

Nicht nur die Abkühlung, sondern auch das Zusammensein genießen die beiden siebenundzwanzigjährigen Männer. Der freundschaftliche Wettkampf, den sie sich liefern, trägt dazu bei, die Stimmung noch zu heben.

Wer die beiden betrachtet erkennt zwei gutaussehende sportliche Männer, bei deren Anblick so manch ein Frauenherz höher schlägt.

Andreas Staller ist ein Meter vierundachtzig groß, mit dichten schwarzen Haaren und den gleichen grauen Augen wie seine Mutter. Er ist Doktorand am GGE, dem Institut für Applied Geophysics and Geothermal Energy der Universität in Aachen. Vor etwa zwei Jahren erhielt Andreas von seinem Professor Frank Klausthal das Angebot, an seiner Seite zu arbeiten und parallel seine Doktorarbeit zu schreiben. Er brauchte nicht lange, um sich für die heißbegehrte Stelle zu entscheiden. Bis heute hat er diesen Schritt nicht ein einziges Mal bereut.

Sein Freund Gerd Bach steht ihm mit seinen kräftigen braunen Haaren und Augen in der Farbe flüssigen Honigs mit seinem Aussehen in nichts nach. Der ein Meter sechsundachtzig große Ingenieur für Elektrotechnik ist Projektleiter bei der Staller Industrie Werke GmbH. Peter Staller holte den jungen Mann nach seinem Studium mit einem einmaligen Angebot in seine Firma. Mittlerweile ist Gerd sein Stellvertreter, also der zweite Mann im Werk.

Seit ihrem elften Lebensjahr besteht zwischen den beiden fast gleichaltrigen Männern eine Freundschaft, die ihresgleichen sucht. Die Vertrautheit und die tiefe Verbundenheit kann jeder erkennen, der die beiden zusammen beobachtet.

Ausgepowert und zufrieden sitzen sie anderthalb Stunden später in Gerds Wohnung bei einem reichhaltigen Frühstück zusammen. Gerd, der seinem Freund beim Schwimmen immer eine Nasenlänge voraus ist, zieht diesen noch eine ganze Weile mit seiner Niederlage auf. Sobald es wieder kühler wird, tauschen sie das Schwimmen gegen Radfahren ein. Gerd weiß, dass er da keine Chance hat gegen Andreas zu bestehen. Darum weidet er seinen Triumph ungeniert aus, bevor sie sich anderen Themen zuwenden.

„Wie funktioniert es mit dir und Emma?“, verhört Andreas seinen Freund.

Sie lernten Emma Wolf während ihres letzten Abenteuers vor circa vier Wochen kennen. Emma und ihr Bruder Stefan waren zu diesem Zeitpunkt beide Mitarbeiter des Bundesnachrichtendienstes in Berlin und maßgeblich an der Befreiung von Peter Staller aus der Gewalt einer Gruppe gefährlicher Nazimitglieder3 beteiligt. Schon bei ihrem ersten Kennenlernen verliebten sich Gerd und Emma ineinander. Während sich die Topagentin darum bemühte, die Aktivitäten von vier Diebinnen zu unterlaufen, die weltweit durch Gemäldediebstähle die gesamte Polizei in Atem hielten, versuchte Gerd den Aufenthaltsort des entführten Konzernchefs zu finden. Obwohl Gerd sie für eine der Diebinnen hielt, die der Firma Staller massiven Schaden zufügten, konnte er sich Emmas Ausstrahlung nicht entziehen. Doch bis sie sich ihre gegenseitige Zuneigung eingestehen konnten, mussten sie zahlreiche Schwierigkeiten überwinden. Nun bemühen sie sich darum, eine Fernbeziehung zwischen Berlin und Düsseldorf aufzubauen.

3 Band 3 Mörderische Hinterlassenschaft

„Frag mich das in ein paar Wochen noch einmal“, fordert Gerd seinen Freund auf. „Sie ist gerade eine Woche weg aus Düsseldorf. Wir müssen uns beide erst an die Situation gewöhnen.“

„Das kann ich gut verstehen“, bestätigt Andreas.

„Emma ist gut. Nein, sie ist die Beste“, erklärt Gerd stolz. „Ihr Boss Wolfgang Keller greift mit seinen Aufträgen gern auf sie zurück. Oft hat sie vorher keine Ahnung, wohin es geht. Seit gestern ist sie wegen eines neuen Auftrags unterwegs. Sobald sie zurück kommt werden wir uns treffen.“

„Macht es dir nichts aus, zu wissen, dass sie sich bei jedem Auftrag in Gefahr begibt?“, fragt Andreas neugierig.

„Ich würde gern sagen ‚überhaupt nicht‘. Aber so ist es nicht. Ich vertraue ihr und glaube an sie. Trotzdem werde ich verrückt bei dem Gedanken, dass sie da draußen ist und ich ihr nicht helfen kann. Sie darf noch nicht einmal mit mir darüber sprechen, welchen Auftrag sie zu erledigen hat“, antwortet ihm Gerd. „Am liebsten würde ich sie hier bei mir einsperren, aber ich weiß ja selbst, wie das ist. Andy, sie braucht das, das ist ihr Job. Ich muss warten, bis sie von sich aus zu mir kommt. Ich hoffe, dass sie das irgendwann kann.“

„Ich wünsche es mir für dich.“ Andreas kann sehen, wie sehr sein Freund Emma liebt. Auch er mag Emma, deshalb hofft er, dass die beiden dauerhaft zueinander finden. Doch vorerst wechselt er das Thema, um keine Melancholie aufkommen zu lassen.

„Du, Gerd, ich habe da eine Idee. Du musst mir sagen, was du davon hältst“, beginnt er. „Vater will unbedingt wieder zur Arbeit gehen. Er macht Mutter schon eine ganze Weile verrückt damit.“

„Das kann ich mir denken“, stimmt Gerd ihm zu. Durch seine eigenen Erfahrungen kennt er diesen Wunsch ebenfalls. „Karo hat bestimmt ihre liebe Mühe damit, ihn noch etwas auszubremsen.“

„Ja, richtig, sie ist am Verzweifeln. Du hast seine rigorose Weigerung, sich im Krankenhaus versorgen zu lassen, ja mitbekommen. Die Verletzungen, die er während seiner Gefangenschaft erlitten hat, sind zwar schon gut abgeheilt, aber noch nicht gänzlich verheilt. Es sind gerade einmal zwei Wochen vergangen, seit wir in Düsseldorf angekommen sind. Dass er fit genug für seinen Job sein soll, kann ich mir nicht vorstellen. Im Gegensatz zu ihm! Du kennst ihn ja.“

„Allerdings!“ Seit Gerd elf Jahre alt ist, sind Andreas und er befreundet, mehr als das, sie sind wie Brüder. Er ist der Einzige, der Andreas mit seinem Kosenamen anreden darf. Genauso lange kennt er auch dessen Vater Peter Staller und seine Frau Karola. Irgendwie haben diese drei Menschen ihn bei sich aufgenommen. Er geht seit nunmehr sechzehn Jahren bei ihnen ein und aus, sie sind zu seiner Familie geworden.

„Vater hat nächste Woche Geburtstag“, spricht Andreas weiter. „Ich habe mir schon lange den Kopf zerbrochen, was wir ihm schenken können. Ich nehme an, dir geht es genauso?“

„Jetzt, wo du es sagst“, antwortet Gerd verlegen.

Andreas verdreht die Augen.,Das ist wieder einmal typisch Gerd!‘ Wie immer vergisst er solche Tage gänzlich und dann muss er kurzfristig etwas besorgen. Aber bisher hat er jedes Mal wieder den Vogel abgeschossen. Wie sein Freund das schafft, weiß er nicht.

„Pass auf“, bittet Andreas ihn. „Bei uns im Institut gab es Eintrittskarten für einen Freizeitpark in der Eiffel. Er heißt Weltenbummler. Den gibt es erst seit circa einem Jahr. Soll einer der größten Parks Deutschlands sein. Die Karten sind ausgestellt für den nächsten Freitag. Ich habe mich einmal schlau gemacht. Der Park ist geöffnet von zehn bis zweiundzwanzig Uhr.“

„Willst du ihn etwa in den Freizeitpark schicken?“ Gerd schaut seinen Freund belustigt an. „Wenn er arbeiten will streikst du, aber auf die Achterbahn kann er ruhig gehen? Das passt irgendwie nicht zusammen. Oder verstehe ich das falsch?“

„Ja und nein. Wir stellen ihm ein Ultimatum. Er gibt bis Freitag noch Ruhe, dann machen wir zu viert den Park unsicher. Wenn er sich danach noch fit fühlt, kann er am Montag wieder schuften gehen, wenn nicht, setzt er noch eine weitere Woche aus, aber ohne uns alle zu nerven.“

Anerkennend nickt Gerd. „Die Idee ist gar nicht so schlecht. Was sagt Karo dazu?“

„Sie weiß es noch nicht. Ich wollte erst mit dir reden. Dich brauche ich nämlich dazu“, bettelt Andreas.

„Wieso mich?“ Gerd ist gespannt, was Andreas sich ausgedacht hat.

„Also, erstens, die haben an dem Park auch Landeplätze für Hubschrauber. Ich habe einen gebucht. Du fliegst uns doch sicher da hin? Dann sparen wir uns die Anfahrt.“

„Hättest du deine Flugstunden regelmäßig absolviert, wäre deine Fluglizenz noch gültig und du bräuchtest nicht fragen“, stichelt Gerd.

„Ich weiß. Aber für mich gab es in den letzten Monaten Wichtigeres. Es reicht doch aus, wenn deine Lizenz gültig ist. Außerdem ist es sowieso besser, wenn du dich darum kümmerst, dass wir den Hubschrauber benutzen dürfen.“ Andreas lächelt verschwörerisch. „Bei Mutter musst du mir ebenfalls helfen. Du wickelst sie locker um den kleinen Finger. So wie du schaffe ich das nie. Mit Vater ist es das Gleiche. Ihr beiden seid euch, was die Arbeit angeht, sehr ähnlich. Du verstehst ihn. Er hört garantiert eher auf dich.“

„Das glaube ich nicht, du schaffst das auch. Aber gut, wir machen das gemeinsam. Einverstanden?“

„Klar!“, strahlt Andreas.

„Kannst du dich noch an das letzte Mal erinnern?“ Gerds Augen glänzen übermütig auf.

„Wie könnte ich das je vergessen?“, kommt die lachende Gegenfrage.

Beide müssen sie daran denken, wie sie, gerade fünfzehn Jahre alt, mit Peter im Freizeitpark waren. Nicht nur, dass sie sich sehr übermütig benommen haben, probierten sie genau alles das aus, was Karo ihnen im Vorfeld untersagt hatte. Das Ergebnis war, dass der Unternehmer seine beiden Rowdys bei der Parkaufsicht abholen durfte. Es hagelte eine gesegnete Strafpredigt, bevor Peter sich alles haarklein berichten ließ. Heute wissen sie, dass er nur halb so sauer war wie er tat. Die Strafpredigt von Karola war um etliches ernster gemeint. Sie ging den beiden Jungen wirklich unter die Haut. Schuldbewusst grübelten sie noch im Bett darüber nach. Sie beschlossen, sich bei Karo zu entschuldigen, schlichen leise die Treppe herunter, nur um zu hören, wie Peter von seiner Frau eine gepfefferte Standpauke erhielt. Ihretwegen! Erschrocken sahen sie sich an. Gerds Einstellung änderte sich schlagartig. Dieser tolle Mann sollte nie wieder seinetwegen von seiner Frau ausgeschimpft werden. Auch Karo wollte er sein Leben lang nicht mehr enttäuschen. Andreas ging es wie ihm. Gerade als sie sich bemerkbar machen wollen, vertragen sich die beiden Erwachsenen wieder. Für die wissbegierigen fünfzehnjährigen Jungen war dies ein sehr interessantes Erlebnis, das sie bis zum Schluss auskosteten. Daran mussten beide jetzt denken.

„Wenn Mutter uns bemerkt hätte, wäre die nächste Predigt fällig gewesen“, lacht Andreas laut. Gerd stimmt ein.

Sie beginnen mit der Planung einer Geburtstagsfeier für das Oberhaupt der Familie Staller, sowie des Staller Konzerns. Danach genießen sie gemeinsam den Rest des Tages. Am späten Nachmittag bricht Andreas nach Aachen auf.

Montagmorgen trifft Gerd im Büro auf seine Sekretärin Anna Zerlinski. Mit der hübschen siebenundzwanzigjährigen, ein Meter siebzig großen Blondine verbindet Andreas und ihn eine jahrelange, tiefe Freundschaft. Bei so manch einem Abenteuer hat sie ihm zur Seite gestanden, ohne Rücksicht auf ihr eigenes Leben zu nehmen. Während ihrer Studienabschlussfahrt landeten sie bei dem Besuch eines Casinos mitten in einer Geiselnahme. Gemeinsam mit Gerd und Andreas stellte sie sich diesen Verbrechern in den Weg. Seit sie vor ein paar Wochen zusammen Peter Staller aus den Händen einer Gruppe brutaler Nazis befreit haben, ist Anna mit Stefan Wolf, dem Bruder von Emma, liiert. Gerd könnte sich keinen besseren Mann für seine Freundin vorstellen.

Anna und Gerd haben gemeinsam in der Firma von Peter Staller angefangen. Zu den Aufgaben der Sekretärin zählen die Koordination seiner Arbeitsschritte und die seines gesamten Teams. Diese Arbeit macht sie wirklich gut.

Nachdem sie die laufenden Aufträge und die Terminpläne durchgekaut haben, rückt Gerd mit seiner privaten Bitte heraus. „Anna, besteht die Möglichkeit, dass du mir hilfst für den Chef eine Firmenfeier zu organisieren?“

„Du meinst wohl, dass ich das für dich machen soll?“

„Ja, bitte. Du kannst das besser als alle anderen“, schmeichelt Gerd.

Anna sieht ihn schockiert an. „Du erwartest, dass ich eine Geburtstagsfeier für den Chef organisiere. In knapp zwei Tagen? Er hat doch schon übermorgen Geburtstag. Das schaffe ich garantiert nicht. Ich glaube, das musst du selbst machen.“

Voller Panik starrt Gerd die Freundin an. ‚Das kann unmöglich ihr Ernst sein! Wenn es um Beschaffung und Organisation geht, ist sie nicht zu schlagen.‘ „Anna, tu mir das nicht an“, bettelt er. „Außer dir schafft das keiner. Ohne dich bin ich aufgeschmissen.“

Obwohl das Lob Anna schmeichelt, bleibt sie ernst. Aber es fällt ihr schwer bei Gerds entsetztem Gesicht nicht loszulachen. „Ich werde dir helfen“, verspricht sie ihm. „Ich suche dir die Telefonlisten der Getränkelieferanten, vom Catering und was du sonst noch so brauchst heraus. Die haben im Normalfall zwar zwei Wochen Vorlauf, aber das kriegst du bestimmt spielend hin. Du braust sie nur zu überreden die Getränke am Mittwoch gekühlt anzuliefern. Der Cateringservice soll sich mit dem passenden Personal um das Büffet kümmern. Ach ja, den Aufräumservice musst du auch organisieren.“

Sie zählt noch einiges mehr auf. Langsam schwant Gerd, was für ein Aufwand nötig ist. Bei Anna wirkt das immer ganz einfach. Sie gerät bei solchen organisatorischen Aufgaben noch nicht einmal in Eile, während ihm jetzt schon der Angstschweiß ausbricht.

Anna fängt urplötzlich lauthals an zu lachen. Sie lacht so heftig, dass ihr Tränen in den blauen Augen stehen.

„Darf ich mitlachen?“, fragt er mürrisch, da er das Gefühl hat, dass sie sich auf seine Kosten amüsiert.

„Du hättest dein Gesicht sehen sollen, das allein war es schon wert“, lacht Anna immer noch. „Gerd, in zwei Tagen ein solches Fest vorzubereiten schaffe auch ich nicht“, erklärt sie ihm wieder ernst werdend. „Deshalb habe ich bereits vor zwei Wochen angefangen alles zu organisieren, was dazu gehört. Es ist alles geregelt …“

Weiter kommt sie nicht. Gerd springt auf und zieht Anna mit sich hoch. „Du bist einfach spitze!“ Er wirbelt die auflachende Freundin einmal um seine Achse, bevor er sie zurück auf den Boden stellt. Dann gibt er ihr einen dicken freundschaftlichen Kuss.

„Nachdem Herr Staller aus Berlin zurückkam, war es mir einfach ein Bedürfnis dafür zu sorgen, dass hier niemand seinen Geburtstag vergisst“, gesteht Anna. „Ich habe einfach gehofft, dass er sich fit genug fühlt, um an der Feier teilzunehmen.“

„Davon kannst du getrost ausgehen. Seine Geburtstagsfeier will er sicher nicht verpassen!“

„Das Einzige, was du noch machen musst, ist Herrn Staller und seine Frau um zehn Uhr hierherzuholen. Um dein Geburtstagsgeschenk für ihn musst du dich aber selbst kümmern.“

„Kein Problem. Andreas hat sich für uns beide etwas ausgedacht. Wir machen das gemeinsam.“ Er schildert ihr, was sie sich vorgenommen haben.

„Das ist hinterhältig“, kommentiert Anna die Idee. „Aber ich glaube, ihr habt Recht. Ich bin gespannt, wie er reagiert.“

„Ich auch.“

Das Hauptgebäude der Staller Industrie Werke GmbH beherbergt sämtliche Büros der Teammitglieder. Hinter dem Empfang im Erdgeschoss sind direkt neben Treppe, Fahrstuhl und Lastenfahrstuhl die sanitären Einrichtungen für Besucher anberaumt. Hier unten befinden sich zusätzlich nur noch die Überwachungsräume für die interne Überwachung und Sicherung, in der die dafür eingeteilten Sicherheitskräfte ihren Dienst verrichten. Um die Wege auch für die Mitarbeiter der Fertigungsbetriebe möglichst kurz zu halten, wurde die Kantine gleich in der nächsten Etage eingerichtet. Sämtliche Labore und Versuchsräume befinden sich im zweiten Stockwerk, die allgemeinen Büroräume für Entwicklung und Technik im dritten. In den höher gelegenen Büros gelangt man zu den Teammitgliedern für Sonderprojekte. Dazu gehören im vierten Obergeschoss die Computerräume und das Büro der Sicherheitskräfte. Die fünfte Etage beherbergt Büro und Archive der Techniker. Zudem erreicht man dort auch die Räumlichkeiten des stellvertretenden Teamleiters, bevor man dann auf der sechsten Etage in das Reich des Projektleiters gelangt. Den Büros der leitenden Mitarbeiter sind Vorzimmer für die zuarbeitenden Fachkräfte anberaumt. Auch haben beide einen eigenen Besprechungsraum. Alle Etagen der Teammitglieder besitzen diverse Archive und zusätzliche Arbeitszimmer. Die gesamte Verwaltung des Konzerns findet ihren Platz in der siebten Etage, bevor es eine Etage höher zu einer Vielzahl von Konferenzräumen geht, die für diverse Aktivitäten zur Verfügung stehen. Eine Besonderheit bietet die neunte Etage, die seit der Entstehung des Gebäudes vollkommen leer steht. Der Aufbau dieser Etage ist genauso angeordnet wie die Chefetage im obersten Stockwerk und wird für einen eventuell notwendigen Stellvertreter oder Partner des Konzernchefs freigehalten. Zusätzlich zu dem exklusiven Büro von Peter Staller und dem Einzelbüro der Chefsekretärin mit angrenzenden Archivräumen beherbergt das oberste Geschoss eine kleine, komplett eingerichtete Wohnung mit Küche, Schlafraum, Wohnzimmer und einem einladenden Bad. In allen Stockwerken bieten die sanitären Einrichtungen ein angenehmes Maß an Komfort.

Gerd begibt sich aus der sechsten Etage, in der sein Büro liegt, nach unten zu den Teambüros. Er beginnt den Rundgang bei seinem Stellvertreter Daniel Richter.

Daniel managt nicht nur die laufenden Aufträge des Teams in der Abwesenheit von Gerd, ihm untersteht auch die Koordination sämtlicher Auftragseingänge. Das Team rund um Gerd Bach wickelt die Großaufträge, sowie spezielle Sonderwünsche ab. Alle standardmäßigen Arbeiten übernehmen die passenden Fachkräfte aus den vielen Büros und Werkstätten der Firma Staller.

Daniel zur Seite steht seit Anfang des Jahres Miriam Jung, eine von drei Studierenden, die im letzten Jahr nach einem Praktikum in der Firma Staller Arbeitsverträge erhielten. Die Studentin der Universität Düsseldorf verrichtet für den blonden Vierzigjährigen als Aushilfskraft die Arbeiten, die Anna für Gerd erledigt.

Da Daniel keine Probleme damit hat, die repräsentativen Pflichten zu übernehmen, bürdet Gerd ihm diese für ihn selbst verleidete Tätigkeit auf, wann immer er kann.

Auf dem Weg zu Daniel findet er den Schreibtisch von Miriam Jung leer vor. Schnurstracks marschiert er weiter in das Büro seines Stellvertreters, um überrascht stehenzubleiben. Vor ihm am Schreibtisch im Sessel ihres Vorgesetzten sitzt die zwanzigjährige Aushilfskraft. Der ein Meter siebzig großer kräftige Mann lehnt über ihre Schulter gebeugt hinter ihr. Er starrt auf seinen Computer, während Miriam ihm Erklärungen zu ihrer Tätigkeit abgibt.

„Hallo zusammen“, meldet sich Gerd beim Eintreten an.

„Herr Bach“, grüßt Miriam zurück. Zu ihrem eigenen Leidwesen läuft sie tatsächlich rot an. ‚Hoffentlich fasst er das jetzt nicht falsch auf.‘ Die ein Meter siebzig große Frau mit den langen hellbraunen Haaren kann sich noch genau daran erinnern, wie sie ihr Praktikum in dieser Firma begann. Nicht nur, dass sie der Meinung war, ihr Boss sei genau der richtige Mann für sie, hat sie sich durch ihre Schwärmerei vollkommen zum Narren gemacht. Aber dank ihm hat sich dann alles zum Guten gewendet.

Daniel zeigt keine Gewissensbisse. Humorvoll heißt der blonde Mann seinen Boss willkommen, bevor er ernst wird: „Was kann ich für dich tun?“

„Klärst du mich über die laufenden Arbeiten und die geplanten Termine auf? Ist etwas Neues hinzugekommen?“

„Nicht wirklich.“ Daniel zeigt auf seinen Computer, dessen Tastatur von Miriam in einem flotten Tempo bearbeitet wird. „Wir, das heißt, diese überaus fähige junge Dame“, Daniel zeigt auf die Kollegin, „gibt gerade die Änderungen in die Terminpläne für diese Woche ein.“ Traurig blickt er seinen Boss an. „Gerd, diese Halbwüchsigen sind noch nicht einmal trocken hinter den Ohren, aber wenn ich sehe, was die in kürzester Zeit mit einem Computer anstellen, fühle ich mich regelrecht alt.“

„Da hast du Recht, Opa“, stichelt Gerd lächelnd. Miriam schaut mit vergnügt blitzenden Augen zu ihnen auf.

„Werd bloß nicht frech!“ Halbherzig drohend weist Daniel mit dem Finger auf seinen Boss. „Dir wird es irgendwann auch so ergehen“, verspricht er seinem Vorgesetzten. „Nein, es läuft wirklich alles nach Plan. Am Freitag ist die Abnahme in der Eishalle in Düsseldorf-Benrath. Die beiden Eventbereiche haben wir gänzlich neu verkabelt. Das war bedeutend effektiver als Stückwerk zu betreiben. Ansonsten haben wir uns an die Pläne gehalten. Willst du die Abnahme selbst übernehmen?“

„Nein, mach du das.“ Gerd braucht nicht lange zu überlegen. „Du hast den Auftrag von Anfang an begleitet, dann führe ihn auch zu Ende. Ich bin am Freitag sowieso nicht da. Du solltest Frau Jung mitnehmen.“ Er wendet sich der Studentin zu: „Sehen Sie sich alles an. Es wird nicht oft vorkommen, dass Sie zu einer Abnahme mitfahren können, also nutzen Sie die Chance.“

„Das mache ich gern“, freut sich Miriam. „Danke.“

Tim Hoffmann, einer der Computerspezialisten aus seinem Team, gab den Büros Namen. Er fand es als unter seiner Würde, in einem Raum zu arbeiten, der lediglich aus einer Nummer bestand. Im Laufe der Zeit haben sich die Bezeichnungen der Räume bei allen eingebrannt und sämtliche Bürotüren der Teammitglieder sind mittlerweile mit passenden Schildern versehen. An der Tür, die Gerd jetzt öffnet, befindet sich die Aufschrift Elektronik und Technik.

Bis vor einigen Monaten herrschte hier das rege Treiben einer verschworenen Männergemeinschaft. Das änderte sich schlagartig, als die junge Michaela Kaiser, kurz Micha genannt, ihr Praktikum in dieser Abteilung begann. Die Einundzwanzigjährige studiert in Düsseldorf Wirtschaftsingenieurswesen der Fachrichtung Maschinenbau und eroberte sich durch ihre natürliche Art und ihre Fähigkeiten schnell einen Platz in dieser Truppe. Heute ist die ein Meter vierundsiebzig große hübsche Frau mit dem schokoladenbraunen Pferdeschwanz aus diesem Büro nicht mehr wegzudenken. Sie ist die zweite der drei Studierenden, die neben dem Studium in der Firma Staller ihre Arbeit absolvieren dürfen.

Jens Fischer, Diplom-Bauingenieur für Versorgungstechnik und Informatik, ist mit seinen einundvierzig Jahren der Älteste der Gruppe. Ihm zur Seite steht Ralf Haas, der zweiunddreißigjährige Maschinenbauingenieur. Der fünfunddreißigjährige Systemelektroniker Patrick Lange und sein einunddreißigjähriger Bruder, der Geowissenschaftsingenieur Tobias Lange, vervollständigen das Quartett. Alle vier Ingenieure haben die junge Frau in ihrer Gruppe regelrecht adoptiert. Sie achten auf sie wie Wachhunde auf ihren Welpen. Der Projektleiter lächelt bei dem Gedanken an diesen Vergleich. Er ist froh über die gut funktionierende Einheit.

Im Büro der Techniker findet Gerd nur Tobias vor, der sich um die abschließenden Schriftstücke kümmert, während alle anderen mit der Bearbeitung des letzten Auftrags auf der Baustelle beim Kunden beschäftigt sind. Nach einem kurzen Austausch mit dem Ingenieur ist Gerd über die problemlosen Abläufe informiert. Auf seinem weiteren Weg begibt er sich erst zu den Computerfachkräften, da er für seinen Aufenthalt bei den Sicherheitskräften mehr Zeit eingeplant hat.

Über das Schild an der Tür muss er immer wieder schmunzeln. Hier steht schlicht, was sich in dem Raum befindet, nämlich Computer + Genies + Oscar. Treffender geht es nicht!

Er betritt das Reich von Maximilian Schreiber. Außer dass er ein wirklich lieber Kerl ist, zählt er zu den intelligentesten Menschen in großem Umfeld. Der dreißigjährige ein Meter vierundsiebzig große übergewichtige Computerfachmann besitzt einen IQ von 154 und ist das Rechengenie der Firma Staller. Seine Freunde rufen ihn schlicht Max.

Gerd ist froh, dass sie den blonden Spezialisten für dieses Team gewinnen konnten. Dank Max’ Hilfe ist schon so manch eine Anlage in Betrieb genommen worden, bei der sie ohne ihn aufgeschmissen gewesen wären.

Der Raum, in dem er sich nun aufhält, beherbergt unter anderem die Supercomputer der Marke IBM Blue Gene. Hier finden sich die modernsten Hightech-Geräte, ein riesiger Wandbildschirm, der in eine der Wände eingelassen ist, und das dazu passende Bedienfeld, welches aus einem großen Kontrolltisch unmittelbar davor besteht.

Der zweite Computerfachmann ist Tim Hoffmann, der im Gegensatz zu dem schnell einmal in Panik geratenden Max eher besonnen ist. Bei der Arbeit wirkt der Einunddreißigjährige ernst und konzentriert, ist aber ansonsten für jeden Scherz zu haben. Zu den Aufgabengebieten des schlanken, ein Meter neunzig großen rothaarigen Spezialisten für Computertechnologie gehört unter anderem die Erstellung von Simulationen. Außerdem betreut und überwacht er die Arbeiten mit Oscar.

Oscar ist ein Quantencomputer.

Der im angrenzenden Raum angesiedelte leistungsstarke Rechner, ein Highlight neuester Computertechnologie, kann in kürzester Zeit komplexe Systeme simulieren, die Suche in Datenbanken enorm beschleunigen und Verschlüsselungstechnologien selbstständig knacken. Die Spezialisten der Firma Staller sollen ihn für die Regierung auf seine Fähigkeiten und Schwachstellen hin testen. Viele Aufgaben konnten mit Hilfe des Hightech-Gerätes zeitnah erledigt werden, bei denen sie ohne diese Hilfe gescheitert wären. Nicht nur bei der Suche nach dem NS-Kriegsverbrecher Otto Gruber leistete Oscar gute Arbeit. Die Recherchen, die das Team mit seiner Hilfe erarbeiten konnte, trugen dazu bei, ein spanisches Drogenkartell zu zerstören, das seine Fänge bis nach Deutschland ausstreckte4.

4 Band 2 Die Vergeltung der Nemesis

Seit Anfang des Jahres wird ein weiterer Arbeitsplatz in diesem Raum von Cornelius Pohlschneider belegt. Der blonde Einundzwanzigjährige ist der dritte Studierende der Universität Düsseldorf. Der ein Meter vierundsiebzig große angehende Computerfachmann weist sich durch einen hohen IQ aus, der ihm den Spitznamen 127 einbrachte. Auch er hat bereits bewiesen, dass er die ihm übertragenen Aufgaben gewissenhaft meistern kann.

Die Aufträge, die Gerd mit seinem Team für die Firma Staller zur Zufriedenheit der Kunden erledigt, sind fast ausschließlich Sonderprojekte, bei denen die Überwachung und Sicherung über Steuerelemente in die neueste Computertechnik eingebunden werden. In den seltensten Fällen können sie auf Standards zurückgreifen, sondern müssen individuelle Lösungen schaffen.

„Guten Morgen, Kollegen“, begrüßt Gerd seine Computerspezialisten. „Wie läuft’s bei euch?“

„Hallo Gerd“, antwortet Max, schiebt seine rutschende Brille auf die Nase zurück und schaut auf. „Bei uns ist alles im grünen Bereich. Bis Freitag haben wir noch gut zu tun, dann wird es etwas ruhiger.“

„Ja, Daniel war so nett, mich ins Bild zu setzen.“

Tim nimmt vor ihm auf der Kante von Max’ Schreibtisch Platz. „Ab nächster Woche können wir Oscar auch wieder an unserer Entschlüsselungsaktion arbeiten lassen. Durch die letzten Arbeiten hatten wir einfach keine Zeit, um weiter zu machen.“

„Was meint ihr, wie lange ihr dafür brauchen werdet?“

Richard Wolf, der Vater von Emma und ihrem Bruder Stefan, wurde vor wenigen Monaten in seinem eigenen Büro getötet. Die Geschwister vermuten hinter dem Anschlag einen Insider aus den Reihen des Bundeskanzleramtes, für das auch Richard Wolf als Leiter der Abteilung Sechs tätig war. In seine Zuständigkeit gehörten die drei deutschen Nachrichtendienste, sowie die oberste Leitung über die Spezialeinsatzkräfte, den Personenschutz und die offene Aufklärung. Seine Aufgaben bringen dem Leiter dieser Abteilung den Titel Geheimdienstkoordinator ein.

Nach dem Tod ihres Vaters suchte Emma in seinen Aufzeichnungen nach Hinweisen auf den Mörder. Ohne Erfolg! Jedenfalls so lange bis Max und Tim mit Oscar an die Suche herangingen. Sie stellten ein gut ausgetüfteltes Verschlüsselungssystem fest, das nur mit Mühe zu entziffern ist.

„Schwer zu sagen“, überlegt Tim. „Ich schätze, dass wir bestimmt vier Wochen benötigen, wenn nicht noch länger. Ihr müsst euch gedulden. Ohne Oscar würden wir das nie schaffen“, betont er noch stolz.

„Da hast du wahrscheinlich Recht“, vermutet Gerd.

Anschließend findet er sich gleich nebenan in dem letzten Büro seiner Mannschaft ein. Wie das Schild mit der Aufschrift Rund um Sicherheit anzeigt, teilen sich die leitenden Sicherheitskräfte diesen Raum. Dominik Schwarz und Oliver Klein fungieren zudem als Allrounder für Gerds Team. Da die beiden die Techniker des Teams im Einsatz unterstützen, trifft Gerd nur den smarten Uwe Meyer an.

Uwe ist der leitende Mann für Werks- und Personenschutz in und um die Firma Staller. Während der Außeneinsätze ist der sechsunddreißigjährige Pilot als Sicherheitsbeauftragter für das elfköpfige Team rund um seinen Boss Gerd Bach zuständig. Er hält ihnen möglichst den Rücken frei und sorgt für die Beschaffung notwendiger Equipments. Dem ein Meter fünfundachtzig großen muskulösen Mann mit braunem Kurzhaarschnitt sieht man die militärische Ausbildung an. Er ist Flugexperte und hat Sinn für Humor. Sein Dreitagebart schmälert seine Ausstrahlung nicht im Geringsten. Im Augenblick sitzt er über den wöchentlichen Berichten, die der Konzernchef regelmäßig von ihm einfordert. Bei Gerds Eintreten hebt er den Kopf und schaut ihm entgegen.

„Hey, Kumpel“, heißt er seinen Boss salopp willkommen, was bei ihm allerdings eher ein Zeichen von Freundschaft ist als von Respektlosigkeit. „Alles klar?“, fragt er, wobei seine blau-grauen Augen übermütig blitzen.

„Wenn du damit meinst, ob ich ein Auto zerlegt oder den Hubschrauber geschrottet habe, kannst du dich beruhigen. In dieser Woche war ich ganz artig“, witzelt Gerd.

Beide Männer erinnern sich daran, wie Gerd und Andreas nur mit Mühe einem Anschlag durch einen Handlanger der Grubers entgehen konnten. Dabei wurde Andreas’ Audi großflächig beschädigt. Nur wenige Tage darauf durchlöcherten seine Verfolger mit einer Vielzahl von Kugeln während einer gewagten Verfolgungsjagd Gerds Firmenwagen. Nicht einmal ein halbes Jahr hielt der gepanzerte Wagen, den Peter Staller ihm daraufhin besorgte, ehe er von Kerstin Seewalds Handlanger durch eine Panzerabwehrkanone zerstört wurde. Gerd und seine damalige Freundin Julia Dahlmann hatten Glück, dass sie diesen Anschlag lebend überstanden. Durch ihren Fehlschlag zum Äußersten getrieben organisierte Kerstin Seewald, die Chefin des Drogenkartells, eine Bombe, die den Firmenhubschrauber in seine Einzelteile zerlegen sollte. Wohlgemerkt mit Gerd und Andreas an Bord!

„Was nicht ist, kann ja noch werden“, verkündet Uwe trocken. „Ist dir aufgefallen, dass heute erst Montag ist?“

„Ja. Und damit du dir keine Sorgen machst, möchte ich dich bitten am Mittwoch für mich einen Flug zu übernehmen. Einfache Strecke zwei Stunden. Um zehn Uhr musst du wieder hier sein.“

Uwe starrt ihn entsetzt an. „Das heißt, vor sechs losfliegen“, stöhnt er auf. „Wo soll es denn hingehen?“

„Nach Friedrichstadt am Bodensee. Du fliegst leer hin. Zurück hast du einen Passagier.“ Damit erklärt er Uwe seinen Plan. „Das bleibt aber unter uns“, fordert Gerd.

„Finde ich gut. Geht klar“, bestätigt ihm der Freund.

„Prima. Anna besorgt dir einen Landeplatz und die Möglichkeit zum Auftanken. Ich sehe zu, dass unser Gast bereitsteht, wenn du ankommst.“

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Seit dem Mittag herrscht an diesem Dienstag ein reges Treiben in der Firma Staller