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Den Urlaub in Thailand hat sich das Ehepaar Staller gänzlich anders vorgestellt. Statt sich zu erholen, suchen sie nach zwei verschwundenen Mädchen. Ohne Erfolg! Finden Gerd Bach, Projektleiter der Staller Werke, und seine Freunde den Mädchenhändlerring, der sich in ihrer Nachbarschaft breit macht? Schaffen sie es, die Oberhäupter dieses Kartells zu entlarven? Um die entführten Frauen, unter denen auch Studentinnen deutscher Universitäten sind, zu befreien, stoßen sie an ihre Grenzen. Es bedarf viel Überzeugungskraft, die notwendige Unterstützung zu besorgen … Doch Aufgeben und die Frauen ihrem Schicksal zu überlassen kommt für Gerd Bach, Emma Wolf und die Familie Staller wie immer nicht in Frage!
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Seitenzahl: 630
Veröffentlichungsjahr: 2022
Inhalt
Impressum 3
Vorwort 4
Hauptpersonen der Gerd Bach Abenteuerserie 5
1 Prolog 7
2 19
3 30
4 43
5 63
6 82
7 103
8 117
9 133
10 149
11 159
12 172
13 184
14 196
15 208
16 221
17 237
18 254
19 270
20 290
21 304
22 331
23 340
24 355
25 372
26 391
27 412
28 Epilog 434
Personen im Band 5 441
Vorschau auf den nächsten Band … 444
Impressum
Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek:
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© 2022 novum publishing
ISBN Printausgabe: 978-3-99131-045-7
ISBN e-book: 978-3-99131-046-4
Lektorat: Mag. Eva Zahnt
Umschlagfoto: Madrabothair, GCapture, Andrei Calangiu, Edwardgerges, Sopone Nawoot | Dreamstime.com
Umschlaggestaltung, Layout & Satz: novum publishing gmbh
www.novumverlag.com
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Bild 4: ©Ivan Kruk, Eagnarin Wanvong | Dreamstime.com
Bild 6: ©Ka2shka | Dreamstime.com
Vorwort
Wie gut sind Helden erst,
wenn sie sich zusammentun?
Hauptpersonen der Gerd Bach Abenteuerserie
Familie und Staller Konzern
Gerd Bach – Projektleiter bei der Staller Industrie Werke GmbH
Andreas Staller – Doktorand am GGE der Universität in Aachen – bester Freund von Gerd
Peter Staller – Vater von Andreas – Konzernchef
Karola Staller – Frau von Peter – Dozentin für Ernährungswissenschaften
Maria – Köchin und gute Seele des Hauses Staller
Dorothea Waldner – Karolas Mutter – ehem. Chirurgin – Mitglied des Aufsichtsrats Klinik Bodensee
Anna Zerlinski – Gerds Sekretärin – Freundin von Gerd und Andreas
Chantal Roth – Sekretärin von Peter Staller
Team für Sonderprojekte
Daniel Richter – Stellvertreter von Gerd
Maximilian (Max) Schreiber – hochintelligenter Computerspezialist und Mathematiker
Tim Hoffmann – Ingenieur technische Informatik, Computertechnik und Simulation
Tobias Lange – Geowissenschaftsingenieur, verheiratet mit Apothekerin
Uwe Meyer – Notfallmanagement (Kommunikation, Notfall- & Serviceleitstelle) – Werks- und Personenschutz, 1. Pilot
Oliver Klein – Allroundkraft für Sicherheitstechnik
Dominik Schwarz – Allroundkraft für Sicherheitstechnik, 2. Pilot
Ralf Haas – Ingenieur Maschinen- und Systemanlagenbau
Jens Fischer – Bauingenieur Versorgungstechnik, Informatik
Patrick Lange – Systemelektroniker, Analytiker und Mechatronik
Studentische Aushilfen der Universität Düsseldorf im Staller Team
Cornelius Pohlschneider – Student Computerwissenschaft
Michaela (Micha) Kaiser – Studentin Wirtschaftsingenieurswesen Maschinenbau
Miriam Jung – Studentin Betriebswirtschaft
Polizei Düsseldorf
Mark Sievers – KHK– LKADüsseldorfDezernat 11 – Abteilungsleiter
Emma Wolf – KHK – LKADüsseldorfDezernat 11– Freundin von Gerd Bach
Lisa Kappler – KK – LKADüsseldorfDezernat 11
Ludwig Gessner – KHK – LKADüsseldorfDezernat 11
Benedikt Steigert – KK – LKADüsseldorfDezernat 11
Gero Nadler – KOK – LKADüsseldorfDezernat 11
Falk Bensch – KK – LKADüsseldorfDezernat 11
Simon Berg – HK – SEKDüsseldorf – erster Truppenführer
Stefan Wolf – HK – SEKDüsseldorf – zweiter Truppenführer – Bruder von Emma Wolf
Bodo Danberg – HK – SEK-Chef – Vorgesetzter von Stefan Wolf
Lutz Tappe – EHK – Chef der Spezialeinheiten SEK, MEK, Scharfschützen – Vorgesetzter von Bodo Danberg
Berlin (Bundeskanzleramt)
Wolfgang Keller – Geheimdienstkoordinator – Leiter Abteilung Sechs, u. a. für die Bundesnachrichtendienste
Konrad Schrader – Stellvertreter von Wolfgang Keller – Patenonkel von Stefan Wolf
Brigitte Schrader – Frau von Konrad – Patentante von Emma Wolf
Florian Goldschmidt – OTL – Leiter der Sicherungsgruppe SG2 für Personen- und Gebäudeschutz
1 Prolog
August 2006
Die im Herzen von Düsseldorf gelegene Penthouse-Wohnung bietet alles, was sein Eigentümer benötigt, um die gewünschten Geschäftsbeziehungen zu vertiefen. Die vier Millionen teure Luxusimmobilie sorgt mit ihren exklusiv ausgestatteten acht Zimmern, der riesigen Küche mit allem Komfort, mehreren Bädern und Gästezimmern auf über zweihundertsiebenundachtzig Quadratmetern für das notwendige Ambiente. Die umlaufende Dachterrasse gibt in einer luftigen Höhe von neunzig Metern den Blick über die wunderschöne deutsche Stadt preis.
Sein Besitzer nutzt die vor einigen Jahren auf dem Hochhaus errichtete Wohnung in der vierundzwanzigsten Etage nur zu einem einzigen Zweck, welcher dazu dient, den reichen Mann noch um einiges reicher zu machen.
Zu der Party, die heute hier stattfindet, sind nur geladene Gäste erschienen.
Die achtzehn Männer aus den unterschiedlichsten Ländern der Welt wurden gezielt ausgewählt. Nicht nur, dass jeder Einzelne von ihnen in hochrangingen Positionen tätig ist, verfügen sie zudem auch über das notwendige Geld, das heute im Vordergrund steht.
Sie alle sind aus dem gleichen Grund hier. Sie wollen die heißbegehrte Ware in Augenschein nehmen.
Jeder dieser Männer weiß, dass Michail Orlow ihnen stillschweigend alles besorgt, was sie sich wünschen. Selbstverständlich nur im Tausch gegen den passenden Kaufpreis.
Gemeinsam mit seinem deutschen Partner Gabriel Kanthak kümmert sich der Russe um den regelmäßigen Nachschub für seine Einnahmequelle.
Wunderschöne Frauen in teuren Abendkleidern kümmern sich mit exquisiten Getränken und den feinsten Speisen vom Catering um das leibliche Wohl der Gäste, während Michail Orlow zwischen seinen Geschäftspartnern umherwandert.
Der eindrucksvolle Sechsundvierzigjährige in seiner teuren, maßgeschneiderten Kleidung verströmt den Hauch von Geld und Macht. Dass der blonde 1,80 Meter große Russe mit den stahlblauen Augen äußerst gefährlich ist, kann jeder im Raum spüren.
Er begrüßt die Nachzügler, unterhält sich hier und da mit den Männern, oder weist die bedienenden Frauen an, sich um die Erfüllung spezieller Getränkewünsche zu bemühen.
„Michail“, stoppt ihn einer seiner Gäste. Etienne Flammang, ein luxemburgischer Diplomat, tritt an ihn heran. „Wann werden Sie uns Ihre neue Kollektion vorführen?“
Auch sein Kollege Jeannot Goergen wartet bereits ungeduldig auf die Eröffnung.
„Haben Sie noch ein wenig Geduld, meine Herren“, beruhigt der Gastgeber die beiden. „Mein Partner ist bereits unterwegs. Es wird nicht mehr lange dauern.“
Zur gleichen Zeit fahren zwei weiße Transporter vom Typ Mercedes Benz Sprinter 318 CDI mit 3,0-Liter-V6-Dieselmotoren und einer Leistung von 135 kW in die Tiefgarage des Gebäudes ein. Die seitlich aufgedruckte Werbung weist auf den Catering Service hin, den Michail Orlow regelmäßig bei seinen Feiern in Anspruch nimmt. Dass das Catering eine Tochter seiner eigenen Unternehmen ist, macht es für ihn bedeutend leichter.
Die Transporter halten genau in den für sie vorgemerkten Parkplätzen an. Dann warten sie einfach ab.
Unter der Haube des schwarzen Mercedes CL203, der jetzt neben den Transportern einparkt, summt ein 3,2-Liter-Motor leise vor sich hin.
Gabriel Kanthak steigt auf der Fahrerseite der zur Oberklasse zählenden Limousine mit einer Leistung von 260 kW aus. Der dunkelhaarige, 1,82 Meter große Mann hält nichts davon, sich chauffieren zu lassen, auch wenn er das notwendige Kleingeld für einen Angestellten dieser Form locker zur Verfügung hätte. Hinter seinem Wagen bleibt der Neununddreißigjährige stehen, die Hände locker in den Hosentaschen seines maßgeschneiderten teuren schwarzen Anzugs.
Seine Beifahrerin, Nadia Baran, gesellt sich zu ihm, während sie ihren Kopf durch den Gurt ihrer großen Umhängetasche steckt, um diesen quer über ihren Körper zu ziehen. Ihre Augen gleiten anerkennend über seine beeindruckende Figur. ‚An diesem Mann ist kein Gramm Fett zu viel‘, stellt sie wieder einmal fest. Sie weiß, dass er sich mit Boxen fit hält, was auch seine breiten Schultern beweisen. Seine ganze Körpersprache, vor allem aber die emotionslosen, gefühlskalten Augen weisen den Betrachter auf seine Härte hin. Diesen Mann möchte Nadia auf keinen Fall verärgern.
Auf sein Nicken hin beeilen sich die Fahrer und Beifahrer der beiden Transporter, ihre Ware aus den uneinsichtigen Laderäumen zu holen, wofür sie die hinteren Türen der Fahrzeuge rasch aufreißen. Den Personen, die sich dort befinden, donnern sie ihre Befehle entgegen: „Los! Aussteigen!“
Nacheinander klettern insgesamt zweiunddreißig bildhübsche junge Frauen im Alter zwischen neunzehn und fünfundzwanzig Jahren von der Ladefläche. Sie alle tragen Jeans und Sweatshirts.
„Da hinüber“, weist einer der Männer die Frauen grob an. Er zeigt auf den Fahrstuhl, der just in diesem Moment anhält. Als sich die Türen öffnen, steigen acht weitere Männer aus, die von ihrem Boss Gabriel Kanthak rechtzeitig zur Unterstützung angefordert wurden.
In vier Schüben begleiten die Aufpasser die jungen Frauen bis in die Penthouse-Wohnung, wo sie alle zusammen in einem Raum eingesperrt werden. Es ist das einzige Zimmer, in dem das Fenster durch das herabgelassene Außenrollo verdunkelt wurde. Zudem lässt sich das Fenster nicht ohne Schlüssel öffnen und das Rollo wurde durch eine elektrische Schaltung per Fernbedienung verriegelt.
Nadia Baran begleitet die jungen Frauen in den Raum, um ihrer Aufgabe nachzukommen. In den nächsten Minuten ist die achtunddreißigjährige Blondine damit beschäftigt, die eingeschüchterten Mädchen zu behandeln. Nadia ist Polin, 1,70 Meter groß mit hellblauen Augen. Schon seit einer ganzen Weile sorgt sie dafür, dass die von Gabriel ausgewählten Mädchen pünktlich zu den Veranstaltungen mit zu ihnen passender Kleidung, Frisuren und Make-Up ausgestattet werden. Die passende Garderobe für diese Feier wurde schon vor Tagen direkt in die Penthouse-Wohnung geliefert. Ihr Boss, Gabriel Kanthak, weiß, dass er sich auf die gelernte Stylistin verlassen kann.
Da sich Nadia problemlos gegen die jungen Frauen durchzusetzen weiß, wird die Zimmertür von außen verschlossen, ohne dass einer der Männer im Raum verbleibt. Allerdings werden zur Sicherheit zwei Männer vor der Tür ihren Wachposten beziehen und so lange dort ausharren, bis sie von ihrem Boss einen anders lautenden Befehl erhalten. Den übrigen Handlangern steht ein Zimmer zur Verfügung, in das sie sich zurückziehen, bis sie gebraucht werden.
Währenddessen sucht ihr Befehlshaber seinen Partner auf.
„Gabriel“, begrüßt Michail den Freund. „Wie ist es gelaufen?“
Der Angesprochene zuckt lässig die Schultern. „Wie immer. Keine Probleme. Sie sind alle da.“
„Großartig!“, freut sich der oberste Chef des Kartells. „Dann können wir anfangen.“
Auf seinen Wink hin räumen die Bediensteten des Caterings die Speisen zur Seite, um im Anschluss die Räumlichkeiten zu verlassen. Die Frauen ziehen sich in die Küche zurück, um die Zeit, bis sie wieder gebraucht werden, für die Aufbereitung der Speisen und Getränke zu nutzen. Bevor nicht einer der beiden Befehlshaber sie ruft, wird keine von ihnen die Küche verlassen.
Inzwischen betätigt Michails Partner die passende Taste einer Fernbedienung, wodurch auch in diesem Raum die blickdichten Lamellen vor den Fenstern herunterfahren, denn man kann nie wissen, auf welche Ideen ihre Gegner kommen könnten. Schließlich sind die Geschäfte, denen sie in dieser Wohnung nachgehen, sicher nicht als legal zu bezeichnen.
‚Ganz im Gegenteil!‘, überlegt Gabriel. ‚Nur zu gern würden die Behörden uns auf die Schliche kommen. Aber das konnten wir bisher spielend vermeiden.‘ Mittlerweile hat er die entsprechenden Kontakte, um über sämtliche Schritte der diversen Polizeieinheiten rechtzeitig informiert zu werden.
Nun sorgt er für gedämpftes Licht, das statt dem bisherigen taghellen weißen Strahl einen sanften gelblich-roten Schimmer abgibt. Genau richtig für die Stimmung, in die die beiden Geschäftsleute ihre Kunden versetzen wollen.
„Meine Herren“, verlangt Michail jetzt die Aufmerksamkeit seiner Gäste. „Sie alle sind hier, weil Sie besondere Wünsche haben. Wünsche, die ich Ihnen erfüllen kann. Ich werde Ihnen nun meine neue Kollektion vorführen. Sehen Sie sich alles in Ruhe an. Die Verhandlungen führen wir im Nachhinein. Einverstanden?“
Alle Männer nicken in freudiger Erwartung dessen, was jetzt beginnt.
Darauf hat Gabriel nur gewartet. Mit einem kurzen Zeichen gibt er seinem Wachtposten zu verstehen, dass es nun losgeht, woraufhin dieser ihm die Tür zu dem angrenzenden Zimmer öffnet.
„Kommt!“ Gabriels schneidenden Befehl widersetzt sich keine der Frauen. Sie alle haben maßlose Angst vor diesem Mann, da ihnen seine Grausamkeiten mittlerweile weitreichend bekannt sind. Schleunigst erheben sie sich, um seiner Aufforderung Folge zu leisten.
„Ihr nicht!“ Zwei der Mädchen hält er zurück. „Ihr wartet hier!“
Kommentarlos drehen sich die beiden Blondinen von gerade einmal neunzehn Jahren um und setzen sich abwartend auf die Kante des großen Bettes, während die übrigen Frauen, eine nach der anderen, das geräumige Wohnzimmer betreten.
Sie wissen genau, was sie zu tun und wie sie sich den Besuchern des Kartellchefs gegenüber zu verhalten haben. Mit aufreizenden Bewegungen wandern sie langsam zwischen den Männern umher. Die langen, teilweise durchscheinenden Abendkleider, die sie jetzt tragen, verbergen dabei nichts von ihren weiblichen Reizen.
Wer genau hinsieht, erkennt nicht nur die Schönheit der dunkelhäutigen exotischen Frauen, sondern auch die stumpfen Augen, aber das ist diesen Männern egal. Ganz im Gegenteil kommt es ihren Bedürfnissen sehr entgegen.
Durch die vielen Drohungen, die Medikamente und die Gewalt, die die jungen Frauen erdulden mussten, ist ihr Widerstand gänzlich gebrochen, sie haben resigniert und fügen sich in ihr Schicksal.
Für Michail Orlow und Gabriel Kanthak sind diese Frauen nichts weiter als Ware. Eine Ware, die heiß begehrt jede Menge Geld einbringt.
Die meisten dieser Mädchen stammen aus dem südostasiatischen Raum. Gabriel beschafft seinen Nachschub regelmäßig aus Gebieten wie Kambodscha, Laos, Thailand und Vietnam, wobei er darauf achtet, nur gesunde, außergewöhnlich schöne Frauen zu besorgen, da sie den besten Preis einbringen. Je jünger, umso besser.
Er hat keine Probleme damit, auch die minderjährigen Mädchen für seine Kunden zu organisieren, doch dies geschieht nur auf Vorbestellung.
In ihrer Organisation haben die beiden Männer einen Ring von Mitarbeitern aufgebaut, die sich kontinuierlich darum kümmern, die Ware für den Verkauf vorzubereiten, sodass sich Gabriel auf die Beschaffung konzentrieren kann. Trotzdem sorgt er dafür, dass den Frauen seine Präsenz jederzeit bewusst ist, dass sie um die grausamen Strafen wissen, die ihnen drohen, wenn sie sich widersetzen. Nur in gezielten Fällen oder bei Bedarf legt Gabriel selbst Hand an, doch davor fürchten sich alle Mädchen.
Die Oberhäupter der Organisation lassen ihren Gästen ausgiebig Zeit, sich die jungen Frauen anzuschauen, da ihnen bewusst ist, was die Vorfreude bei diesen Männern bewirkt. Der Anblick der aufreizenden Geschöpfe sorgt dafür, dass sich die Geldbeutel der Käufer noch um einiges mehr lockern.
„Wie sieht es aus? Sollen wir anfangen?“
Die Frage des Kartellchefs, in die Runde gestellt, lässt die Männer ihre Plätze aufsuchen, die sie zur gründlichen Begutachtung verlassen hatten. Still warten sie ab, während die Frauen den Raum verlassen.
Auf einen Wink von seinem Boss bringt einer der Wachposten die erste Frau herein.
Gabriels Männer wissen genau, in welcher Reihenfolge sie vorzugehen haben. Die besten Modelle kommen als Letztes an die Reihe.
„Wählen Sie selbst, meine Herren, wie viel Ihnen Ihre neuen Gefährtinnen wert sind. Sie wissen, wir beginnen mit einem Mindestgebot von fünfzigtausend Euro.“
Sie haben sich ihre Gespielinnen bereits ausgesucht, aber jeder von ihnen kennt Michail Orlow, dem nachgesagt wird, ein knallharter Geschäftsmann zu sein. Der lässt sich garantiert nicht erweichen von seinem Ziel abzulassen, welches daraufhin zielt, den bestmöglichen Preis zu erlangen. Die Mädchen müssen alle gekauft werden, sodass es noch eine ganze Weile dauern kann, bis die Frau ihrer Wahl zum Verkauf angeboten wird.
„Ich biete fünfzigtausend“, verkündet einer der Gäste. Er weiß, dass diese Frau ihm, wenn sie gut arbeitet, täglich mehr als fünftausend Euro einbringen kann. Er geht das kalkulierbare Risiko ein.
„Fünfundfünfzig!“
„Sechzig!“
Nachdem der Anfang gemacht ist, geht es zügig weiter. Die ersten zweiundzwanzig Frauen sind innerhalb von circa zwei Stunden verkauft.
Die nächsten acht Frauen sind genau die, auf die es alle Männer abgesehen haben.
Bisher hat Michail knapp zwei Millionen Euro eingenommen, doch jetzt zieht er die Preise an. „Von nun an wird es spannend, meine Herren“, preist er seine Ware an. „Die acht atemberaubenden blutjungen Schönheiten sind einzigartig. Das haben Sie sicher bereits alle erkannt. Der Einstiegspreis beträgt fünfundsiebzigtausend.“ Auffordernd schaut er sich in der Runde um.
Es bedarf nur eines kurzen Winks von Gabriel, damit die erste der Frauen ihre Hüllen für die Männer vor sich fallen lässt. Er weiß genau, wo er diese Männer packen muss, damit sie sich ohne Bedenken von ihrem Geld trennen. Mit einem kalten Lächeln wartet er darauf, dass sein Partner die Versteigerung beginnt.
„Wem von Ihnen ist dieses wunderschöne Geschöpf den Betrag wert?“, erkundigt sich der Russe ruhig. Auf die nun folgenden Angebote braucht er nicht lange zu warten.
„Fünfundsiebzigtausend!“, meldet sich der Erste zu Wort.
Es bleibt nicht dabei. Für die letzten acht Frauen bieten sich die Käufer ein heftiges Gefecht, sodass abermals zwei Stunden vergehen, bis sie alle den Besitzer wechseln. In Kürze wird eine weitere Million in den Taschen des Kartellbosses landen.
Einzig die beiden luxemburgischen Diplomaten beteiligen sich nicht an den Geboten, sondern bleiben ruhig auf ihren Plätzen sitzen. Doch mit fortschreitender Zeit werden sie immer missmutiger, was aber weder Gabriel noch sein Partner in irgendeiner Form berücksichtigen.
Nachdem die dreißig begutachteten Frauen zum Abtransport bereitstehen, bittet der Kartellchef seine Gäste für die Bezahlung der Ware einzeln in sein Büro, wo sie auf Wunsch dann auch die notwendigen Papiere erhalten, um ungehindert mit ihrer Ware die Grenzen zu überschreiten. Natürlich nur gegen die passende Gebühr!
„Michail, Sie hatten uns etwas zugesagt, erinnern Sie sich?“ Der achtundvierzigjährige Etienne Flammang tritt an seinen Gastgeber heran, bevor dieser in seinem Büro verschwinden kann. Sein sechsundvierzigjähriger Kollege folgt ihm auf dem Fuß.
„Ich verstehe nicht, warum Sie uns eingeladen haben, wenn Sie uns nichts anzubieten haben“, meckert der Luxemburger.
Michail nimmt den wohlbeleibten Botschafter freundschaftlich lächelnd in den Arm. „Wer sagt denn, dass ich Ihnen nichts anzubieten habe? Hätte ich Ihre spezielle Ware allen anderen zur Schau stellen sollen? Ich glaube nicht, dass das in Ihrem Interesse gewesen wäre“, vermutet er wieder ernst werdend.
„Sie haben also doch etwas für uns?“ Erfreut strahlen Etienne Flammangs Augen auf.
„Ja, natürlich.“ Der Russe winkt seinen Partner zu sich heran. „Da ich mich im Augenblick leider um meine anderen Gäste kümmern muss, wird Gabriel bestimmt für mich einspringen und Ihnen Ihre Bestellung präsentieren. Ich hoffe, Sie verzeihen mir das?“
„Selbstverständlich“, nickt der Diplomat.
Belustigt schaut Gabriel in die Augen seines Partners. Sie wissen beide, dass auch Gabriel absolut verhandlungsfähig ist, vielleicht sogar noch härter als sein Kompagnon.
„Ich sage Ihnen etwas“, beginnt der Kartellchef. „Sobald Sie sich einig geworden sind, dürfen Sie Ihre Ware gern testen. Dafür stehen Ihnen zwei wunderschöne Zimmer zur Verfügung. Gabriel wird sich um alles kümmern.“
‚Ein hervorragender Schachzug‘, stellt Gabriel fest. ‚Mit der Aussicht auf dieses Arrangement hat Michail die Diplomaten vollständig in der Hand.‘ Er ist sicher, dass die beiden jeden geforderten Preis zahlen.
„Kommen Sie, meine Herren.“ Mit der Hand weist er den Gästen die Richtung.
Seine Mitarbeiterin hat für den Auftritt der beiden Blondinen genau die richtige Wahl getroffen. Ihre langen weichen Haare sind leicht zur Seite hochgesteckt, so dass man den perfekten schlanken Hals erkennen kann. Die Abendkleider mit dem tiefen Ausschnitt zeigen viel von der zarten Haut. Sie sind nicht übermäßig geschminkt, wirken aber keineswegs wie junge Mädchen. Den beiden betrachtenden Männern erscheint es so, als ob diese Frauen nur auf sie warten würden.
Gabriel gibt keine Regung von sich, während er innerlich allerdings über diese Männer lacht, die sich regelrecht zum Gespött machen. ‚Fehlt nur noch, dass sie anfangen zu sabbern‘, denkt er gehässig. „Was sagen Sie? Haben wir Ihnen zu viel versprochen?“
Da Etienne Flammang nur den Kopf schüttelt, übernimmt Jeannot Goergen das Antworten: „Nein, Sie haben absolut die richtige Wahl getroffen. Ich bin begeistert! Mein Kollege anscheinend auch.“ Er wirft seinem Begleiter einen Blick zu, ehe er seine Aufmerksamkeit auf den Mädchenhändler richtet. „Wie viel?“
„Zweihunderttausend!“
Die beiden Diplomaten reißen erschrocken die Augen auf. „Ist das Ihr Ernst? Mein Gott, wieso ist das so viel?“, stöhnt Etienne Flammang.
„Sie haben sich etwas Besonderes gewünscht. Wir hatten viel Vorarbeit, um Ihnen das bieten zu können. Die jungen Damen sind nicht nur bildhübsch, sondern auch gebildet. Beide haben ein abgeschlossenes Abitur. Sie haben ihre Studiengänge nur abgebrochen, um für Sie da zu sein.“ Die Lüge geht ihm mühelos über die Lippen. ‚Wahrscheinlich glauben die Typen mir das sogar, weil sie es einfach glauben wollen‘, vermutet er mit einem kalten Lächeln.
„Das ist ja auch in Ordnung“, stottert Jeannot Goergen. „Aber zweihunderttausend? Das ist mehr als der doppelte Einstiegspreis.“
‚Jetzt beginnt die Bauernfängerei‘, freut sich Gabriel. „Ich mache Ihnen ein Angebot.“
Allein mit diesem Satz hat er die volle Aufmerksamkeit der beiden Luxemburger. „Was für ein Angebot?“
„Wissen Sie, ich hatte da vorhin eine Idee. Mir ist klar, dass der Preis hoch ist. Ich weiß aber auch, dass mein Partner auf keinen Fall unter Wert verkauft. Ich habe mit ihm über Sie beide gesprochen. Sie haben uns die Papiere geliefert, die wir brauchten. Übrigens eine sehr gute Arbeit! Wir sind übereingekommen, Ihnen eine dauerhafte Geschäftsbeziehung anzubieten. Sie liefern uns auch weiterhin die Papiere, die wir in Auftrag geben, dafür erhalten Sie einen Bonus von fünfundzwanzig Prozent bei jedem Einkauf. Was sagen Sie?“ Lauernd betrachtet er die beiden Männer, die nicht wissen können, dass Michail und er den Rabatt vorher aufgeschlagen haben.
„Das sind dann immer noch hundertfünfzigtausend“, rechnet Etienne Flammang, während er die junge Frau vor sich gierig betrachtet. Seinem Kollegen geht es nicht anders.
„Wenn Sie jetzt in einen Vertrag einwilligen, dann lege ich aus meinem persönlichen Fond für jeden einmalig dreißigtausend drauf. Sie bekommen die Damen heute für einhundertzwanzigtausend Euro. Aber nur, wenn Sie sich sofort entschließen.“
Die Diplomaten brauchen nicht lang zu überlegen, um Gabriel nickend zuzustimmen: „Wir sind einverstanden!“
„Dann, meine Herren, lassen Sie sich nicht davon abhalten, Ihre Neuerwerbung nach Herzenslust zu genießen. Meine Mitarbeiterin wird Ihnen Ihre Zimmer zeigen. Ich kümmere mich in der Zwischenzeit um die Verträge.“ Damit lässt er die Männer allein, um sich kurz darauf zufrieden bei seinem Partner einzufinden. Sie haben bekommen, was sie wollten!
„Und?“, verhört Michail ihn erwartungsvoll.
„Wie vorhergesagt. Statt hunderttausend habe ich mit zweihunderttausend angefangen. Bei hundertzwanzig hatte ich sie in der Tasche.“
„Hervorragend! Die Verträge müssen nur noch unterzeichnet werden. Aber daran zweifle ich keine Minute. Wir haben schließlich ihre Zusage. Sie werden sich an ihr Wort halten.“ Begeistert reicht er seinem Partner ein Glas Champagner, um mit ihm auf den erfolgreichen Abend anzustoßen. „Sag, wie bist du eigentlich so schnell an die beiden Blondinen gekommen?“ Interessiert wartet Michail auf die Erklärung seines Partners.
„Das war Andrejs Idee. Der Junge entwickelt sich wirklich gut.“
„Was für eine Idee?“ Stolz auf seinen Sohn will der Kartellchef mehr wissen.
„Wir haben uns die beiden frisch von der Universität aus Essen geholt. Mittlerweile kommt immer häufiger die Nachfrage nicht nur nach Europäerinnen, sondern ganz gezielt nach deutschen Frauen. Die Herausforderung, etwas zu besitzen, das nicht so leicht zu bekommen ist, lässt die Kunden in Zukunft garantiert bei uns Schlange stehen. Andrej hat sich in der Universität eingeschrieben, wodurch er zu den diversen Feiern eingeladen wurde. Wir haben uns in den Kneipen, die dafür ausgewählt waren, in aller Ruhe umgesehen. Noch nicht einmal drei Stunden waren nötig, dann konnten wir zugreifen. Vor allem, weil Andrej uns mit dem passenden Hintergrundwissen über die Mädchen versorgte.“
„Was für Hintergrundwissen?“
Gabriels braune Augen blitzen zufrieden. „Die Damen taten sich in ihrem Studium ziemlich schwer. Sie hatten bereits lautstark verkündet, dass sie keine Lust mehr haben. Es war ein Leichtes, ihre Klamotten zusammenzupacken, damit sie leere Zimmer hinterließen. Als Einziges blieb eine handgeschriebene Notiz mit ihrer Kündigung zurück. Das Ergebnis ist, dass niemand nach den beiden sucht. Sollte die Polizei doch noch auf die Idee kommen, dass die beiden nicht einfach abgereist sind, werden sie keine Spuren mehr finden. Zu uns schon gar nicht!“
„Ich bin begeistert“, nickt Michail erfreut. „Die Idee ist gut. Wir sollten einmal prüfen, ob wir das auch weiterhin verwenden können. Immer mehr Kunden wollen Europäerinnen, die eine gewisse Intelligenz mitbringen.“ Er zuckt die Schultern. „Obwohl ich nicht glaube, dass die Herren das groß in Anspruch nehmen.“
„Ist schon erledigt. Im Augenblick habe ich acht Studierende an den verschiedenen Universitäten, die mich mit Informationen versorgen.“
„Du bist dir aber absolut sicher, dass keine Verbindungen zu uns nachvollziehbar sind? Wenn ich diesen Service anbiete, müssen wir auch liefern.“
„Kein Problem. Ich sorge für den reibungslosen Ablauf. Vorerst bleiben wir an den großen Universitäten aus Essen, Düsseldorf, Köln und Aachen. Durch die Unmenge an Studierenden bleibt das Ganze weitgehend anonym.“
„Ausgezeichnet.“
„Aber achte darauf, dass wir mindestens vier Wochen Vorlauf benötigen, um die jungen Damen davon zu überzeugen, unseren Forderungen nachzukommen, besser sogar sechs Wochen.“
„Ich werde dies berücksichtigen.“
3
An dem darauffolgenden Montagmorgen fährt die leistungsstarke Limousine, ein Audi A6 TDI mit 3,0-Liter-Dieselmotor und einer Leistung von 286 PS, langsam auf der Abflugebene am Düsseldorfer Flughafen in eine der Kiss and Fly Parkbuchten, die lediglich für einen kurzen Halt zum Aussteigen und Entladen gedacht sind.
Während der Chauffeur sich in aller Eile um das Gepäck seiner Passagiere kümmert, steigt Peter Staller aus dem Wagen, um seiner Schwiegermutter aus dem Fond zu helfen. Galant streckt der gutaussehende achtundvierzigjährige Konzernchef ihr seine Hand entgegen, welche diese gern ergreift.
Dorothea Waldners blaugraue Augen leuchten belustigt auf. „Das kann ja nur eine wunderbare Reise werden, wenn ich schon vor ihrem Antritt so würdevoll behandelt werde.“
Auch Peter lächelt. Selbst die legere Kleidung verhindert nicht, dass man dem 1,86 Meter großen dunkelhaarigen Mann die Macht und den Einfluss ansieht, den seine Stellung als Unternehmer eines Großkonzerns mit sich bringt. Eilig umrundet er das Fahrzeug, um auch seiner Frau beim Aussteigen behilflich zu sein. Zu dritt finden sie sich am Heck des Wagens ein, um ihr Handgepäck von Jochen, dem privaten Chauffeur des Unternehmers, entgegenzunehmen. Das Reisegepäck wurde bereits am Vorabend aufgegeben.
„Vielen Dank für das Chauffieren, Jochen“, wendet sich Peter an seinen Angestellten.
„Keine Ursache, Chef. Ich wünsche Ihnen einen schönen Urlaub. Kommen Sie alle heil zurück.“
Die Unternehmers-Gattin Karola Staller ist Dozentin für Ernährungswissenschaften, die in ihrer selbstständigen Tätigkeit diversen Universitäten, Laboren und anderen Einrichtungen zur Seite steht. Überrascht schaut die 1,68 Meter große Frau mit dem modischen Kurzhaarschnitt und den grauen Augen in das lächelnde Gesicht des Chauffeurs. „Ich glaube, Sie verwechseln uns mit meinem Sohn und seinem Freund. Wir jedenfalls haben nicht vor, uns in ein gewagtes Abenteuer zu stürzen, sondern werden redlich ausspannen.“
„Ja, natürlich. So habe ich das gemeint“, erwidert Jochen ernst, während er mit dem Konzernchef einen amüsierten Blick tauscht. Sie alle wissen, dass sowohl Andreas Staller, der Sohn des Hauses, sowie dessen Freund Gerd Bach schon mehr als ein gewagtes Abenteuer hinter sich haben. „Gute Reise“, wünscht Jochen den Urlaubern, bevor er sich mit der Limousine auf den Rückweg macht.
Sie schauen dem Chauffeur kurz hinterher, dann begeben sich die drei Reisenden zu ihrem Check-in-Schalter im Abflugterminal.
Dorothea Waldner, die ehemalige Chefchirurgin eines Konstanzer Krankenhauses und mittlerweile geschätztes Mitglied des Aufsichtsrats, wird in den nächsten zehn Tagen in der Hauptstadt der Thailändischen Provinz Udon Thani helfen, die Pläne für die Modernisierung des dortigen Krankenhauses zu erstellen. In Kooperation mit ihrem Klinikum wird der Ausbau noch in diesem Jahr beginnen. Die Mittel dafür wurden bereits vom Aufsichtsrat und der Geschäftsführung freigegeben, so dass die Ärztin bestens auf ihre Aufgabe vorbereitet ist. Ihre Tochter Karola Staller und ihr Schwiegersohn haben sich entschlossen, die sechsundsechzigjährige Geschäftsfrau auf dieser Reise zu begleiten.
Nachdem alle Passagiere ihre Plätze in dem Airbus A320 der Fluglinie Lufthansa eingenommen haben, startet diese ohne weitere Verzögerung, der Anschlussflug von Frankfurt nach Bangkok mit einem Airbus A380 der Thai Fluggesellschaft geht über Nacht und die letzte Etappe vom Flughafen Bangkok-Suvarnabhumi nach Udon Thani legen sie mit einem Airbus A320 der Thai Smile Fluggesellschaft zurück. Nach einer Gesamtflugzeit von neunzehn Stunden landen sie an ihrem Zielflughafen Udon Thani in Thailand. Die Strecke bis zum Centara Hotel & Convention Centre Udon Thani, einem 4-Sterne-Hotel, legen Sie in fünfzehn Minuten mit dem Taxi zurück. Durch die Zeitverschiebung von sechs Stunden erreichen die Urlauber ihr Hotel erst am Dienstag zur Mittagszeit.
Um sich von der Strapaze des langen unbequemen Sitzens im Flugzeug zu erholen, entschließen sich die drei Familienmitglieder zu einer ersten Besichtigungstour, die sie nach einem leichten Mittagessen neugierig starten.
„Wo wollt ihr zuerst hin?“, erkundigt sich Peter bei den Frauen, die sich daraufhin mit schalkhaft blitzenden Augen ansehen.
„Shoppen!“, kommt die fröhliche Antwort von beiden gleichzeitig, bevor sie vergnügt loslachen.
„Warum frage ich auch?“, stöhnt der Konzernchef. „Das hätte ich mir eigentlich denken können. Aber ich mache euch einen Vorschlag. Laut meinem Reiseführer bieten sich für euch zwei Möglichkeiten. Gleich hier neben dem Hotel befindet sich die Central Plaza mit westlichen Kaufhäusern und einigen Händlern von ansässigen Marken. Ich könnte mir vorstellen, dass für euch ein Einkaufstripp auf den Posri Road reizvoller ist. Dort finden wir aneinandergereiht kleinere Boutiquen mit Kleidung oder handgefertigtem Kunsthandwerk, lokale Möbelbauer, Gold-Shops und Juweliere. Das ist zu Fuß gerade einmal eine Viertelstunde entfernt.“
„Hört sich doch gut an“, bewertet Dorothea die Aussage. „Worin besteht denn jetzt dein Vorschlag?“
„Im Reiseführer steht, dass sich das wirkliche Leben dort erst gegen Abend abspielt. Lasst uns die Einkaufstour bis nach dem Abendessen verschieben, stattdessen sehen wir uns einmal die Stadt an.“
„Was schwebt dir denn da so vor?“, will seine Frau wissen.
„Udon Thani hat eine rund sechstausend Jahre alte Geschichte vorzuweisen“, liest Peter aus seinen Unterlagen ab. „Die Stadt hat rund einhundertvierzigtausend Einwohner und ist eine der wichtigsten wirtschaftlichen und infrastrukturellen Knotenpunkte am Mekong-Zufluss Mae Nam Luang. Sie hat viele Sehenswürdigkeiten zu bieten, wie den Octagonal Pavilion, die Orchideenfarm Udorn Sunshine Nursery, dort bekommt ihr übrigens auch selbsthergestellte Parfüms, dann den Tempel Wat Pho Chai Sri mit der eintausendzweihundert Jahre alten berühmten Buddha-Statue Luang Pho Phra Sri, angeblich wurde sie bisher vier Mal gestohlen und kam doch immer wieder hierher zurück, faszinierend“, staunt Peter.
„Da gibt es sicher vieles, was sich anzusehen lohnt“, stimmt Karola ihrem Mann zu. „Wo möchtest du denn anfangen?“
„Ich würde gern den Nong Prajak-Park aufsuchen. Mit seinen üppigen Gärten und Seen bietet er sicher viel Platz, um sich die Beine zu vertreten. Allerdings brauchen wir bereits eine halbe Stunde, bis wir dort ankommen. Wenn ihr im Park eine Pause machen wollt, könnt ihr am See die Kois2 füttern. Was haltet ihr davon?“
„Gesessen haben wir für die nächsten Stunden wohl genug“, urteilt Karo. „Was ist mit dir, Mutter? Kommst du mit?“
„Natürlich. Schließlich wollen wir auch etwas von der Stadt zu sehen bekommen.“
„Sollen wir bis zum Park ein Taxi nehmen?“, erkundigt sich Peter fürsorglich bei seiner Schwiegermutter.
„Wieso?“, fragt sie mit einem übermütigen Lächeln. „Fühlst du dich schon so alt, dass du den Weg nicht zu Fuß schaffst?“
Unter vergnügtem Lachen machen sich die drei auf den Weg zu ihrem ausgewählten Ziel.
Im Gegensatz zu dem harmonischen Urlaubsantritt des Konzernchefs und seiner Begleiterinnen beginnt die Woche für Emma Wolf mit einem anstrengenden Ausdauertraining. Die durchtrainierte Polizistin hat keine Schwierigkeiten, mit ihren Kollegen Schritt zu halten. Nach einer kurzen Verschnaufpause muss sie sich auf dem Schießstand melden. Die Mitarbeiter aus ihrer Abteilung sind bereits vollständig erschienen, allerdings eher um zu sehen, wie sich die neue Kollegin macht.
Sie begibt sich von der Umkleide aus zum Schießstand, wobei sie ihre Dienstwaffe, eine HK-P2000 V4 von Heckler & Koch mit Browning-Verschluss und Kaliber 9 x 19 Millimeter bei sich trägt.
Als Emma auf ihre Kollegen zutritt, schaut Mark sie prüfend an. „Bereit?“ Auch ihm ist klar, dass seine Mitarbeiter wissen wollen, ob sie sich im Ernstfall auf die neue Kollegin verlassen können.
„Jederzeit“, bestätigt Emma ihm ruhig. Sie bekommt ihren Platz zugewiesen, setzt Schutzbrille und Ohrschützer auf und macht sich startklar.
„Sechs Schuss“, bestimmt Polizeioberkommissar Helge Rothmann, der Schießausbilder. Mit einem kurzen Nicken bestätigt Emma ihm, dass sie seine Anweisung verstanden hat, visiert ihr Ziel nur kurz an, um dann zügig alle sechs Schuss abzufeuern.
Während der Polizeioberkommissar sie nachdenklich mustert, beginnen ihre Kollegen schadenfroh zu lachen. Auf ihrer Zielscheibe erkennt man ein Einschussloch an der Nasenwurzel der abgebildeten Figur. Ein weiteres Loch ist nicht zu sehen.
„Immerhin, der eine Treffer ist spitze“, bemerkt Kommissar Malte Distler ironisch.
„Das war dann wohl der Zufallstreffer für diese Woche“, lacht auch Oberkommissar Gero Nadler.
„Das solltest du vielleicht noch einmal üben“, rät auch Mark ihr lächelnd.
„Warum?“, richtet sich der Polizeiausbilder an Emmas erstaunte Kollegen. „Wenn ihr das auch schafft, dann dürft ihr meckern, vorher nicht“, rügt er die Zuschauer. „Schaffen Sie das noch einmal?“, will er von der Beamtin wissen.
„Sicher.“ Emma ist beeindruckt von dem guten Einschätzungsvermögen des Schießausbilders. Sie macht sich bereit für einen zweiten Durchgang.
Der erste Schuss landet im Herzen, der zweite im Hals, die nächsten vier Einschüsse sind nicht zu sehen.
Durch die eigenartigen Treffer auf ihrer Zielscheibe macht sich bei ihren Kollegen erste Verwirrung breit.
Helge Rothmann nickt der neuen Kollegin zu. „Eine hervorragende Leistung. Wo haben Sie gelernt, so gut zu schießen?“
„In Berlin, bei einem Sondertraining“, antwortet Emma ihm vorsichtig. Das anerkennende Aufblitzen seiner Augen sagt ihr genug. ‚Der Mann weiß Bescheid!‘
„Wovon redet ihr da eigentlich?“, will Mark wissen.
Der Polizeioberkommissar zeigt auf die erste Zielscheibe. „Sieh dir das Einschussloch einmal genauer an. Die erste Kugel ist sauber über dem Nasenbein eingedrungen. Ein absolut tödlicher Schuss! Die nächsten fünf Kugeln gingen durch das gleiche Loch. Du erkennst es an dem ausgefransten Rand. Wie sich die sechs Schuss beim zweiten Durchgang verteilen, kannst du dir sicher denken.“
Schlagartig ist es still. Während die Kollegen auf die Scheiben starren, klopft Mark seiner Stellvertreterin fröhlich auf die Schulter. „Feuertaufe bestanden, würde ich sagen.“
Schon seit den frühen Morgenstunden sitzt Gerd Bach, der Projektleiter der Staller Industrie Werke, in seinem Büro. Durch die schweren Verletzungen, die er sich vor noch nicht allzu langer Zeit zugezogen hat, wurde er nicht nur von dem behandelnden Arzt, sondern vor allem von Karola Staller zu Bürotätigkeit verdonnert.
Er weiß, dass er die Geduld der siebenundvierzigjährigen Unternehmers-Gattin bis ins Letzte ausgereizt hat. Auch wenn der 1,86 Meter große gutaussehende Mann mit den dichten braunen Haaren, den honigbraunen Augen und dem charmanten Lächeln so ziemlich jede Frau um den kleinen Finger wickeln kann, beißt er bei Karo diesmal auf Granit. Selbst wenn sie die nächsten zehn Tage einige tausend Kilometer entfernt ist, entgeht ihr garantiert nicht, ob er sich an sein Versprechen ihr gegenüber hält. Also fügt er sich in das Unvermeidbare.
Vor über sechzehn Jahren traf Gerd in der Schule auf Andreas, freundete sich mit ihm an und stand zu ihm, als dieser Hilfe brauchte. Mittlerweile ist aus ihrer Freundschaft eine tiefe Verbundenheit geworden, die Andreas für ihn zu einem Bruder macht. Zu dieser Zeit lernte Gerd auch die Eltern seines Freundes kennen, bei denen er seither ein und aus geht. Peter und Karola Staller sind nicht nur Andreas’ Eltern, sondern mittlerweile auch so etwas wie seine Eltern, die ihn bei sich aufgenommen haben und ihm ein Zuhause boten. Obwohl er im Jugendheim aufwuchs fühlte er sich bei dieser Familie immer willkommen und geborgen. Gemeinsam mit Andreas stellte er sich dem Kriegsverbrecher Otto Gruber und seinen Söhnen in den Weg, um deren kriminellen Machenschaften Einhalt zu gebieten. Ann-Marie Lichtenstein, die Schwiegertochter des Verbrechers, sann auf Rache und ließ nichts unversucht, um den beiden Freunden einen möglichst grausamen Tod zu verschaffen. Auch hier konnten Andreas und Gerd, die den Kampf gegen die Schergen dieser Frau aufnahmen, den Sieg davontragen, was sie nicht zuletzt der Hilfe ihrer Freunde, Kollegen und Familie verdanken. Allerdings zogen sich die beiden jungen Männer einiges an Verletzungen zu, wodurch sie für ihre vollständige Genesung noch längere Zeit zur Untätigkeit verdammt wurden.
In dem riesigen Unternehmen, das der Konzernchef nach und nach aufgebaut hat, ist Gerd inzwischen der zweite Mann. Seite an Seite mit Peter Staller meistert er den Alltag der Firma mit seinen rund achthundert Mitarbeitern.
Mürrisch liest er sich die Berichte seiner Teamkollegen durch. Viel lieber würde er vor Ort mitmischen. Seit einigen Wochen installieren seine Kollegen in dem Freizeitpark Weltenbummler in der Eiffel ein neues Sicherheitssystem. Nachdem der Betreiber Sven Kirschbaum mit massiven Schwierigkeiten in der Elektronik und den technischen Anlagen zu kämpfen hatte, holte er das Team der Staller Werke mit ins Boot. Bis zur Saisoneröffnung im nächsten April wollen sie mit der Anlage fertig sein.
Die Erinnerung daran, dass er sich heute Morgen die Zeit nehmen konnte, mit Emma in aller Gemütsruhe zu frühstücken, zaubert ein Lächeln auf sein Gesicht.
Erst vor zwei Wochen ist seine Freundin bei ihm eingezogen, doch er spürt genau, dass es für sie beide die richtige Entscheidung war. Seit Freitag arbeitet sie beim Landeskriminalamt in Düsseldorf an ihrer neuen Arbeitsstelle, welche sie nur seinetwegen angenommen hat. Dass die hervorragende Beamtin ihren Job beim Bundesnachrichtendienst in Berlin beendete, darüber war ihr Boss Wolfgang Keller nicht gerade begeistert.
Im Augenblick kämpfen sie beide sich durch den gemeinsamen Alltag und die wechselnden Arbeitszeiten, um ihren Rhythmus zu finden. Das gemeinsame Frühstück an den Arbeitstagen zählt zu den Gegebenheiten, die sie sich nicht nehmen lassen. Allerdings kommt es eher selten vor, dass sie es so ausgiebig zelebrieren können wie heute Morgen.
Das Klingeln seines Handys holt den Siebenundzwanzigjährigen in die Gegenwart zurück. Als er anhand der angezeigten Nummer den Anrufer erkennt, blitzen seine Augen vergnügt auf, wobei sich ein Lächeln in seinem Gesicht ausbreitet. „Guten Morgen, Andy. Bist du sie endlich los?“ Nur Gerd hat die Erlaubnis, Andreas mit seinem Kosenamen anzureden.
Der Doktorand lacht bei der Frage seines Freundes fröhlich auf. „Ja. Endlich! Das ist das richtige Wort. Ich weiß nicht, was in Mutter gefahren ist. Sie muss doch beruflich so viel reisen, dass sie langsam eine gewisse Routine entwickelt haben sollte. Aber wenn es in den Urlaub geht, ist sie vollständig aus dem Häuschen. Vater war so genervt, dass er ihr gestern Nachmittag erklärt hat, wenn sie ihren Koffer noch ein einziges Mal öffnet, sorgt er dafür, dass sie ohne Gepäck fliegt.“
Auch Gerd muss lachen. „Emma und ich waren froh, als wir uns nach dem Mittagessen verabschieden konnten. Dass dein Vater genervt war, konnte man spüren, aber gegen Karola war das gar nichts. Sie war ‚hochexplosiv‘.“
Die Freunde amüsieren sich gemeinsam über die Urlaubsvorbereitungen der Unternehmers-Gattin.
„Seit Vater die Firma übernommen hat ist es das erste Mal, dass er in Urlaub fährt. Ich hätte nicht geglaubt, dass ich das je erlebe. Dazu hat er sich nur entschlossen, weil du für ihn in der Firma die Stellung hältst. Was meinst du? Ich gebe ihm maximal fünf Tage. Spätestens am Freitag ruft er dich an, um den aktuellen Stand zu erfahren.“
„Ich traue mich nicht, dir zu widersprechen“, stimmt Gerd seinem Freund belustigt zu. „Wie sieht es aus? Bleibst du die Woche über in der Uni?“
Um sich die lange Anfahrt zu ersparen, verweilt Andreas unter der Woche in seiner angemieteten sechzig Quadratmeter großen Wohnung auf dem Universitätsgelände. „Ja, bis Freitag“, bestätigt der Doktorand. „Dann komme ich nach Hause. Sollen wir etwas zusammen unternehmen oder bist du schon verplant?“
„Ich habe zwar noch keine Ahnung, wie Emmas Dienstplan aussieht, aber für einen Männerabend findet sich immer Zeit. Einverstanden?“
„Sicher. Dann sprechen wir uns diese Woche noch ab, wenn du mehr weißt. Ich muss jetzt los. Mach’s gut.“
„Du auch. Und keine gewagten Abenteuer. Klar?“
Andreas reagiert empört: „Hey, wer von uns ist denn derjenige, der sich nie zurückhalten kann?“
Lachend beendet Gerd das Gespräch. Da sich mittlerweile auch seine Sekretärin Anna Zerlinski im Büro eingefunden hat, beginnen sie mit dem Firmenalltag.
Fast zehntausend Kilometer von den beiden Freunden entfernt treffen Karola und ihre Mutter auf dem Weg zum Abendessen im Flur vor den Zimmern erstmalig wieder aufeinander.
„Wo hast du denn deinen Mann gelassen? Hat er keinen Hunger?“, erkundigt sich Dorothea bei ihrer Tochter.
„Doch, ich denke schon. Aber er wollte sich noch ein wenig bewegen. Da der Pool recht leer war, nutzt er die Gelegenheit, um noch ein paar Bahnen zu schwimmen.“
„An seinem Wunsch bin ich wohl nicht ganz unschuldig“, gesteht die Ärztin. „Bei meinem Schneckentempo konnte er sich im Park wohl nicht ausleben.“
„Mach dir da keine Sorgen“, beruhigt Karo ihre Mutter. „Wenn er das braucht, findet Peter schon ein Ventil um sich auszutoben. Darauf brauchen wir aber keine Rücksicht zu nehmen. Er sagt, dass er nachkommt, wir brauchen nicht auf ihn zu warten.“
„Das wäre ja noch schöner! Dafür bin ich viel zu neugierig“, erklärt Dorothea resolut.
Lachend machen sich die beiden Frauen auf in Richtung Speisesaal, wo sie bereits am Eingang fürsorglich von dem Personal in Empfang genommen und zu ihren Plätzen geführt werden. Nachdem die beiden Gäste der Bedienung bestätigen, dass alles ihren Wünschen entspricht, zieht sich die junge Frau mit einer Verbeugung zurück.
„Ich muss schon sagen, sehr zuvorkommend.“ Dorothea schaut sich im Saal um. „Angenehmes Ambiente, stilvoll eingerichtet.“
„Ja, stimmt. Der Raum bietet auch eine gewisse Privatsphäre. Durch die überall aufgestellten tropischen Pflanzen sind die Tische voneinander getrennt, ohne dass es bedrückend wirkt, und das Büffet ist so aufgebaut, dass man sich nicht ins Gehege kommt.“
„Genau. Auf jeden Fall werde ich mir jetzt eine Vorspeise besorgen. Kommst du mit?“
„Aber sicher.“
Zusammen begeben sie sich zu den langen Reihen ausgewählter Speisen, um ihre erste Auswahl zu treffen.
Karola dreht sich, mit ihrem Teller in der einen Hand, einem gefüllten Glas in der anderen, zu ihrem Tisch um. Die Handtasche, die mit ihrem Träger über ihrer rechten Schulter hängt, rutscht ihr dabei bis auf den Unterarm herunter. Mit einem erschrockenen Aufschrei versucht die Unternehmers-Gattin Teller und Glas waagerecht zu halten. Doch ganz gelingt ihr das nicht. Ihre grauen Augen weiten sich entsetzt, als sie einen großen Teil von ihrem Saft auf dem Anzug des Mannes verteilt, der gerade neben ihr steht.
„Verdammt! Was soll das?“ Aufgebracht wendet sich der Mann Karola zu, wobei er sich drohend zu seiner vollen Größe aufrichtet. Obwohl seine Arme locker herunterhängen, sind die Fäuste geballt und seine ganze Körperhaltung drückt Gewaltbereitschaft aus.
„Meine Güte. Entschuldigen Sie bitte, das tut mir wirklich leid. Ich habe nicht aufgepasst.“ Die Unternehmers-Gattin sieht den Mann reumütig an, doch als sie seine Augen wahrnimmt, läuft ihr ein Schauer über den Rücken. ‚Sie wirken kalt wie Eis und absolut gefühllos‘, denkt Karola.
„Das ist nicht zu übersehen“, giftet Gabriel Kanthak die schlanke Frau vor sich so heftig an, dass diese unweigerlich zusammenzuckt. „Haben Sie keine Augen im Kopf?“
„Was ist denn hier los?“ Peter Staller taucht neben seiner Frau auf.
Karo war noch nie so froh darüber, ihren Mann an ihrer Seite zu haben wie in diesem Moment.
„Das geht Sie nichts an“, faucht Gabriel den Konzernchef an. „Diese Dame und ich haben nur eine Kleinigkeit zu klären. Kein Grund, den edlen Ritter zu spielen.“
Beschützend stellt sich Peter vor Karola, da auch er die Kälte spürt, die von diesem Mann ausgeht. Mit ruhiger, aber entschiedener Stimme antwortet er dem fremden Mann: „Wenn Sie ein Problem mit meiner Frau haben, geht mich das sehr wohl etwas an.“
„Ihre Frau? Dann sollten Sie vielleicht besser darauf achten, dass sie nicht allein in der Gegend herumläuft. Bringen Sie ihr lieber bei, wie man sich in der Öffentlichkeit zu benehmen hat!“
Langsam fängt auch Peter an zu kochen, sodass seine braunen Augen bei der Bemerkung des Mannes gefährlich aufblitzen. „Diese Entscheidung sollten Sie besser mir überlassen!“