Hospizkultur und Palliativkompetenz in stationären Einrichtungen entwickeln und nachweisen - Erich Rösch - E-Book

Hospizkultur und Palliativkompetenz in stationären Einrichtungen entwickeln und nachweisen E-Book

Erich Rösch

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Beschreibung

Das am 8.12.2015 in Kraft getretene Hospiz- und Palliativgesetz fordert von Trägern stationärer Einrichtungen die Entwicklung von Hospizkultur und Palliativkompetenz, die Einbindung in regionale Netzwerke und den Nachweis dieser Maßnahmen im Rahmen der Transparenzrichtlinien. Das vorliegende Buch gibt Hinweise, wie diese gesetzlichen Auflagen zu erfüllen sind. Es führt in die Grundidee ein und vermittelt einen Eindruck, wie ein Nachweisverfahren für Hospizkultur und Palliativkompetenz im stationären Setting arbeitet und welche Impulse es für die nachhaltige Weiterentwicklung und Sicherung dieses Kulturwandels geben kann.

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UmsorgenHospiz- und Palliativarbeit praktisch

 

Hrsg.

 

Bd. 1:

Schulung ehrenamtlicher Hospizbegleiter (Gratz, Mayer, Weidemann; ISBN: 978-3-17-029940-5)

Bd. 2:

Auf dem Weg zur Kooperationsvereinbarung (Kittelberger, Gratz, Rösch; ISBN: 978-3-17-029944-3)

Bd. 3:

Trauerbegleitung organisieren (Meyer, Brüning-Wolter, Fischinger, Mallmann, Rudert-Gehrke, Stockstrom; ISBN: 978-3-17-029948-1)

Bd. 4:

Hospiz- und Palliativversorgungsnetzwerke gestalten (Rösch; ISBN: 978-3-17-030770-4)

Bd. 5:

Die Schätze des Alters heben (Bergmann, Kittelberger; ISBN: 978-3-17-031883-0)

Bd. 6:

Hospizkultur und Palliativkompetenz in stationären Einrichtungen entwickeln und nachweisen (Rösch, Kittelberger; ISBN: 978-3-17-031891-5)

Erich Rösch, Frank Kittelberger

Hospizkultur und Palliativkompetenz in stationären Einrichtungen entwickeln und nachweisen

Eine Einführung

Verlag W. Kohlhammer

Dieses Werk einschließlich aller seiner Teile ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwendung außerhalb der engen Grenzen des Urheberrechts ist ohne Zustimmung des Verlags unzulässig und strafbar. Das gilt insbesondere für Vervielfältigungen, Übersetzungen, Mikroverfilmungen und für die Einspeicherung und Verarbeitung in elektronischen Systemen.

Die Wiedergabe von Warenbezeichnungen, Handelsnamen und sonstigen Kennzeichen in diesem Buch berechtigt nicht zu der Annahme, dass diese von jedermann frei benutzt werden dürfen. Vielmehr kann es sich auch dann um eingetragene Warenzeichen oder sonstige geschützte Kennzeichen handeln, wenn sie nicht eigens als solche gekennzeichnet sind.

Es konnten nicht alle Rechtsinhaber von Abbildungen ermittelt werden. Sollte dem Verlag gegenüber der Nachweis der Rechtsinhaberschaft geführt werden, wird das branchenübliche Honorar nachträglich gezahlt.

 

 

 

1. Auflage 2016

Alle Rechte vorbehalten

© W. Kohlhammer GmbH, Stuttgart

Gesamtherstellung: W. Kohlhammer GmbH, Stuttgart

Print:

ISBN 978-3-17-031891-5

E-Book-Formate:

pdf:       ISBN 978-3-17-031892-2

epub:    ISBN 978-3-17-031893-9

mobi:    ISBN 978-3-17-031894-6

Für den Inhalt abgedruckter oder verlinkter Websites ist ausschließlich der jeweilige Betreiber verantwortlich. Die W. Kohlhammer GmbH hat keinen Einfluss auf die verknüpften Seiten und übernimmt hierfür keinerlei Haftung.

 

 

 

 

»Zwiegespräch«Bronze: Jürgen Ebert; Foto: Wolf Eckart Freiherr von Gemmingen-Homberg

Inhalt

 

Einführung

1 Hospizkultur und Palliativkompetenz in stationären Einrichtungen entwickeln – logische Konsequenz einer Idee

1.1 »Hospice Care« in der Regelversorgung: Blick auf das HPG

1.2 »Hospice Care« in der Regelversorgung: Warum die Hospizidee durch die Welt wandern muss

1.3 Hospizdienst und Pflegeheim: Liebeshochzeit oder Vernunftehe?

1.4 Kurz gefasst: Was Implementierung von Hospizkultur und Palliativkompetenz bedeutet

1.5 Meet the needs: Welche Anforderungen uns begegnen

1.5.1 Die Bewohner

1.5.2 Die Angehörigen

1.5.3 Die Helfenden intern: Mitarbeitende in den Einrichtungen

1.5.4 Die Helfenden extern: Partner in der Versorgung

1.5.5 Die Hospizdienste

1.6 Der Hospizdienst und »sein« Pflegeheim sind Partner in der End-of-life-Care

2 Hospizkultur und Palliativkompetenz entwickeln und nachweisen – zielführend und notwendig

2.1 Von Sterbebegleitung über Hospizkultur zur allgemeinen Palliativversorgung im Heim

2.2 Was Hospizdienst und stationäre Einrichtung beitragen

2.2.1 Phase 1: Vorarbeiten

2.2.2 Phase 2: Entscheidung zum Projekt

2.2.3 Phase 3: Projektgruppe

2.2.4 Phase 4: Ist-Analyse

2.2.5 Phase 5: Standards überprüfen

2.2.6 Phase 6: Fortbildung

2.2.7 Phase 7: Vernetzung

2.2.8 Phase 8: Erprobung und Routine

2.2.9 Phase 9: Projektabschluss und Nachhaltigkeit

2.2.10 Phase 10: Nachhaltigkeit

2.2.11 Phase 11: »Zertifizierung«

2.3 Getrennt agieren – gemeinsam profilieren: Aufgabenteilung und Rollenklarheit

2.4 Was notwendig ist und gut klappt, kann auch gezeigt werden

3 Hospizkultur und Palliativkompetenz in der Regelversorgung – eine Idee mit Geschichte

4 Ein Ausblick zum Schluss

Literatur

Einführung

 

Am 8.12.2015 ist das Hospiz- und Palliativgesetz (HPG) in Kraft getreten. Es bietet Chancen zur Verbesserung und zum Ausbau der Hospiz- und Palliativversorgung in Deutschland. Damit bringt es auch Chancen und Aufgaben für Hospizdienste (im Folgenden der Sammelbegriff für Hospizvereine, Hospizdienste und andere Akteure aus der Hospiz- und Palliativszene, die sich in ihrem Umfeld an solch einer Implementierung beteiligen wollen) und ihre Partner. Eine der zahlreichen Aufgaben ist die Entwicklung einer guten, umfassenden Hospizversorgung in stationären Einrichtungen der Altenpflege und der Eingliederungshilfe für Menschen mit Behinderung bzw. die Mithilfe dabei.

Die vorliegende Praxishilfe wendet sich einer Aufgabe zu, die eigentlich nur von zwei Partnern gemeinsam gelöst werden kann. Sie beschreibt die Notwendigkeit, die Bedeutung und das Vorgehen bei der Implementierung von Hospizkultur und Palliativkompetenz in stationären Einrichtungen.

Die Hospizidee hat sich ursprünglich in eigenen Versorgungskontexten manifestiert. Ein Hospizdienst arbeitet ambulant und besucht Menschen in ihrer Häuslichkeit. Das stationäre Hospiz nimmt Menschen am Lebensende auf und begleitet sie in aller Regel bis zum Tod. Die Palliativstation schließlich ist eine Spezialabteilung innerhalb eines Krankenhauses, die sich primär der Schmerzkontrolle und Symptombehandlung widmet, aber in den meisten Fällen die Menschen ebenfalls bis zum Sterben begleitet. Diese Formen der Versorgung müssen eng verknüpft sein mit dem Ort, an dem Menschen leben. Für die ambulante Hospizarbeit ist dies selbstverständlich, wenn sie Menschen zu Hause versorgt und begleitet. Was aber passiert, wenn die Hospizarbeit auf eine stationäre Einrichtung mit ihrer ganz eigenen Kultur und ihren ganz eigenen Bedingungen trifft? Exemplarisch ist dies in den vergangenen zwei Jahrzehnten an der stationären Altenhilfe, also am Alten- und Pflegeheim, erprobt und durchbuchstabiert worden. Einrichtungen der Eingliederungshilfe, also Einrichtungen, in denen Menschen mit geistiger und/oder körperlicher Behinderung leben und sterben, sind in den letzten Jahren in den Fokus gerückt. Das dazu notwendige Miteinander von Hospizbewegung und stationärer Versorgung ist gerade durch das Hospiz- und Palliativgesetz nochmals als wichtige Verwirklichung der Hospizidee markiert und eingefordert worden.

Diese Praxishilfe richtet sich zuerst an Hospizdienste und Hospizvereine sowie andere Akteure in der Hospiz- und Palliativversorgung, die sich der Entwicklung einer Hospizkultur in stationären Einrichtungen zuwenden und sich an ihr beteiligen wollen. Damit aber richtet sie sich eigentlich gleichzeitig an Einrichtungen der stationären Altenhilfe und der Hilfe für Menschen mit Behinderung, die ja quasi die andere Seite dieser Medaille sind: In ihnen soll eben jene Kultur verankert und jene Praxis gelebt werden, von der die Hospizidee kündet. Somit ist diese Praxishilfe zwar für die Hospizbewegung geschrieben und aus der Hospizbewegung entstanden, aber gleichzeitig ist sie undenkbar ohne die Expertise für die und aus den Einrichtungen der stationären Pflege und der Eingliederungshilfe. Beide Partner sind eng aufeinander bezogen und beiden Partnern soll dieses Buch dienen.

Das Buch beschreibt im ersten und zentralen Kapitel zunächst, was das HPG für diese Aufgabe bedeutet. Das Kapitel führt aus, worum es bei der Entwicklung von Hospizkultur und Palliativkompetenz in stationären Einrichtungen geht. Es fokussiert damit auf die Bedürfnisse der Betroffenen und nimmt über diesen Einstieg beide Partner der Versorgung gleichermaßen in den Blick.

Im zweiten Kapitel geht das Buch einen Schritt weiter und beschreibt praktisch, was mit der Integration der Hospizidee in stationären Einrichtungen gemeint ist. Es beschreibt Aufgaben und Erwartungen speziell an Hospizdienste, die sich dieser Aufgabe stellen. Es beschreibt damit parallel den Beitrag der Einrichtungen, in denen solche Prozesse ablaufen. Dadurch ergeben sich die Idee und die Kriterien für den Nachweis und letztlich die Zertifizierung solcher Bemühungen. Die Hospizbewegung ist aus ihrer Pionierphase herausgetreten und zu einem wichtigen Bestandteil einer qualitativ hochwertigen Gesundheitsversorgung in unserer Gesellschaft geworden. Damit muss und soll sie auch mitreden und mitgestalten, wenn es um Fragen der Qualität der Begleitung und Versorgung von Menschen in schwierigen Lebenslagen und am Lebensende geht.

Im dritten Kapitel des Buches werden einige Grundzüge der Entwicklung dieser Idee nachgezeichnet. Dieser eher historisch anmutende Abschnitt, der manche Themen der vorherigen Kapitel aufgreift und detaillierter darlegt, mag für die Leser einer Praxishilfe verzichtbar scheinen. Für das Verständnis der grundlegenden Aufgabe, die uns die Hospizidee auf die Fahnen schreibt, und der Gefahren, die sich bei einer oberflächlichen Abwicklung eines »Modells« ergeben, ist dieser retrospektive Überblick dennoch unerlässlich.

Der Ausblick verweist schließlich auf ein demnächst im gleichen Verlag erscheinendes, umfassenderes Werk zur Frage der Zertifizierung und des Nachweises von exzellenter Hospiz und Palliativkultur in stationären Einrichtungen, einem bisher einzigartigen Beispiel, das unter dem Namen PallExcellence© seit 2014 auf dem Markt ist. Die Zertifizierung nach PallExcellence© wurde seither von mehreren Alten- und Pflegeheimen erfolgreich durchgeführt.

1          Hospizkultur und Palliativkompetenz in stationären Einrichtungen entwickeln – logische Konsequenz einer Idee

1.1       »Hospice Care« in der Regelversorgung: Blick auf das HPG

In seiner Problem- und Zielbeschreibung zum Gesetzentwurf zur Verbesserung der Hospiz- und Palliativversorgung in Deutschland (HPG) schreibt der Gesetzgeber in der Bundestagsdrucksache 18/5170 vom 12.06.2015 (Deutscher Bundestag 2015):

»Schwerkranke und sterbende Menschen benötigen in ihrer letzten Lebensphase die bestmögliche menschliche Zuwendung, Versorgung, Pflege und Betreuung. Dies erfordert eine gezielte Weiterentwicklung der Hospiz- und Palliativversorgung in Deutschland. Zwar sind in den letzten Jahren beim Auf- und Ausbau der Hospiz- und Palliativversorgung bereits Fortschritte erzielt worden. Insbesondere in strukturschwachen und ländlichen Regionen fehlt es jedoch noch an ausreichenden Angeboten. Ziel des Gesetzes ist deshalb, durch Stärkung der Hospiz- und Palliativversorgung in ganz Deutschland ein flächendeckendes Angebot zu verwirklichen, damit alle Menschen an den Orten, an denen sie ihre letzte Lebensphase verbringen, auch im Sterben gut versorgt und begleitet sind. In der Regelversorgung sind die Vernetzung von medizinischer und pflegerischer Versorgung sowie hospizlicher Begleitung und die Kooperationen zwischen den verschiedenen Leistungserbringern noch zu wenig ausgeprägt. Da der Hilfebedarf schwerkranker und sterbender Menschen von Fall zu Fall unterschiedlich ist und sich auch im Verlauf der letzten Lebensphase verändern kann, ist eine vernetzte Versorgung wichtig, die ein reibungsloses Ineinandergreifen verschiedener Hilfsangebote gewährleistet. Neue und bereits bestehende Angebote sollen deshalb stärker ineinandergreifen, damit Schwerkranke und sterbende Menschen entsprechend ihren individuellen Wünschen und Bedürfnissen versorgt und betreut werden. In stationären Pflegeeinrichtungen und Krankenhäusern, in denen viele Menschen ihre letzte Lebensphase verbringen, gilt es, die Hospizkultur und Palliativversorgung insgesamt weiterzuentwickeln.

Das Gesetz sieht Maßnahmen in der gesetzlichen Krankenversicherung, in der sozialen Pflegeversicherung und im Krankenhauswesen vor. Die Maßnahmen zielen darauf ab

•  in strukturschwachen und ländlichen Regionen die Palliativversorgung weiter auszubauen und die Hospizbewegung zu unterstützen,

•  die Vernetzung von Angeboten der medizinischen und pflegerischen Versorgung sowie der hospizlichen Begleitung sicherzustellen und die Kooperation der daran beteiligten Leistungserbringer zu gewährleisten,

•  die Palliativversorgung als Teil der Regelversorgung in der haus- und fachärztlichen Versorgung sowie im Rahmen der häuslichen Krankenpflege zu verankern und die spezialisierte ambulante Palliativversorgung (SAPV) flächendeckend zu verbreiten,

•  die finanzielle Förderung stationärer Kinder- und Erwachsenenhospize sowie ambulanter Hospizdienste zu verbessern,

•  die Palliativversorgung und Hospizkultur in stationären Pflegeeinrichtungen und Krankenhäusern zu stärken sowie

•  die Versicherten gezielt über bestehende Angebote der Hospiz- und Palliativversorgung zu informieren und Pflegeheimbewohnern eine individuelle Versorgungsplanung für die letzte Lebensphase zu ermöglichen.«

Aus dieser äußerst präzisen Problem- und Zielbeschreibung leitet der Gesetzgeber ein Maßnahmenbündel ab, das in viele Detailformulierungen in SGB V, SGB XI, im Krankenhausfinanzierungsgesetz und im Krankenhausentgeltgesetz mündet und damit zumindest auf dem Papier Versorgungsprobleme reduziert, weil es Regelungslücken zu schließen versucht, die die Praxis einer regional vernetzten Hospiz- und Palliativversorgung bislang erschwert haben.