12,99 €
Der Kompass für den hormonellen Ausnahmezustand Die weibliche Lebensmitte hat es in sich: Stimmungstiefs, Gelenkschmerzen, Schlafstörungen, Gewichtszunahme, Hitzewallungen. Wenn die Hormone verrücktspielen, beginnt für die meisten Frauen eine oft leidvolle, obgleich ganz natürliche Lebensphase. Die renommierte Gynäkologin Dr. Katrin Schaudig und die Journalistin Katrin Simonsen beantworten die wichtigsten Fragen zu den Wechseljahren klar und verständlich: Sie gehen auf die Vielzahl der Symptome ein, erklären biologische Zusammenhänge, erläutern Therapiemöglichkeiten, geben praktischen Rat und versetzen die Leserinnen in die Lage, mit ihrer Frauenärztin auf Augenhöhe reden zu können. Eine wertvolle und profunde Orientierung – voller Informationen und medizinisch topaktuell. - Wechseljahre – alles Wissenswerte für Millionen Frauen - Wissenschaftlich fundiert, sehr gut verständlich und kompakt aufbereitet - Von den Macherinnen des Erfolgs-Podcasts »Hormongesteuert«
Das E-Book können Sie in Legimi-Apps oder einer beliebigen App lesen, die das folgende Format unterstützen:
Seitenzahl: 286
Veröffentlichungsjahr: 2025
Die weibliche Lebensmitte hat es in sich: Stimmungstiefs, Gelenkschmerzen, Schlafstörungen, Gewichtszunahme, Hitzewallungen. Wenn die Hormone verrücktspielen, beginnt für die meisten Frauen eine oft leidvolle, wenngleich ganz natürliche Lebensphase.
Die renommierte Gynäkologin und Hormonexpertin Dr. Katrin Schaudig und die Journalistin Katrin Simonsen leisten wichtige Aufklärung zu den drängendsten Problemen und Themen der Wechseljahre. Wunderbar verständlich vermitteln sie hilfreiches Grundlagenwissen, erklären die biologischen Zusammenhänge und gehen auf eine Vielzahl von Symptomen ein, die Frauen das Leben schwer machen. Fundiert und ideologiefrei informieren sie über die Hormontherapie, besprechen pflanzliche Behandlungsalternativen, geben praktischen Rat und stellen effektive Maßnahmen wie Meditation, Sport und eine ausgewogene Ernährung vor.
Eine wertvolle und profunde Orientierung – voller Informationen und medizinisch topaktuell.
DR. MED. KATRIN SCHAUDIG KATRIN SIMONSEN
Hot Stuff
WECHSELJAHRE WISSEN
Vorwort
Zum besseren Verständnis
Kapitel 1WAS PASSIERT IN MEINEM KÖRPER?
▸ Warum kommen Frauen in die Wechseljahre?
▸ Wann kommen Frauen in die Wechseljahre?
▸ Was ist der Unterschied zwischen Perimenopause, Menopause und Postmenopause?
▸ Wie erkenne ich, ob ich schon in der Perimenopause bin?
▸ Was ändert sich nach der Menopause?
▸ Was genau passiert in den Wechseljahren mit meinen Hormonen?
▸ Was ist nun die Ursache für meine Wechseljahressymptome?
▸ Warum reagieren Frauen so unterschiedlich auf die Wechseljahre?
▸ Kann ich die Wechseljahre hinauszögern?
▸ Wann ist das Hormonchaos endlich zu Ende?
▸ Was ist eigentlich mit dem Testosteron?
▸ Muss ich in den Wechseljahren noch verhüten?
Kapitel 2WAS STIMMT AUF EINMAL NICHT MIT MIR?
▸ Welche Symptome gelten als typisch in den Wechseljahren?
▸ Warum kann ich nicht mehr schlafen?
▸ Woher kommt die Watte in meinem Kopf?
▸ Schlagen die Wechseljahre aufs Gemüt?
▸ Woher kommen plötzlich Panik und Antriebslosigkeit?
▸ Warum gerät mein Herz aus dem Takt?
▸ Warum spinnen auf einmal mein Blutdruck und mein Cholesterin?
▸ Warum tut mir am Morgen alles weh?
▸ Wieso wird meine Migräne schlimmer?
▸ Wie bekomme ich die Hitzewallungen in den Griff?
▸ Ständig Blasenentzündungen, ist das normal?
▸ Warum nehme ich am Bauch immer mehr zu?
▸ Warum fallen mir plötzlich so viele Haare aus?
▸ Ist irgendwas mit meinem Darm nicht in Ordnung?
▸ Wieso habe ich keine Energie mehr?
▸ Warum habe ich keine Lust auf Sex?
▸ Wieso habe ich auf einmal Probleme mit der Schilddrüse?
▸ Ab wann muss ich auf meine Knochendichte achten?
Kapitel 3SOLLTE ICH JETZT HORMONE NEHMEN?
▸ Warum haben Hormone so einen schlechten Ruf?
▸ Was hat man aus der WHI-Studie gelernt?
▸ Welche Hormone werden bei der Hormontherapie verwendet?
▸ Wie funktioniert die Hormontherapie?
▸ Was muss man über die Hormontherapie in der Perimenopause wissen?
▸ Warum habe ich ständig Blutungen unter der Gestagenpille?
▸ Wird es mit der Hormontherapie in der Postmenopause einfacher?
▸ Welche Hormonpräparate soll ich nehmen?
▸ Warum schwören viele Frauen auf Progesteron?
▸ Nehme ich die Hormone durchgängig oder zyklisch?
▸ Wie viel bioidentische Hormone darf ich nehmen?
▸ Worauf muss ich beim Auftragen von Östrogengel achten?
▸ Soll ich Progesteron schlucken oder vaginal einführen?
▸ Darf ich auch ohne Gebärmutter Progesteron nehmen?
▸ Warum verschreibt mir meine Ärztin kein Testosteron?
▸ Was ist eigentlich mit DHEA?
▸ Wie groß ist das Brustkrebsrisiko durch die Hormone?
▸ Erhöht eine Hormontherapie mein Thrombose- und Schlaganfallrisiko?
▸ Wie wirken Pille, Spirale & Co auf die Wechseljahre?
▸ Warum helfen mir die Hormone nicht?
▸ Wie lange kann ich Hormone nehmen?
▸ Wann ist es zu spät für Hormone?
▸ Soll ich Hormone nehmen, um gesund alt zu werden?
▸ Wie setze ich meine Pille ab?
▸ Wie beende ich die Hormontherapie richtig?
▸ Welche Frauen sollten keine Hormone nehmen?
▸ Kommt eine Hormontherapie infrage, wenn ich Krebs habe?
▸ Welche Frauen sollen Hormone nehmen?
▸ Darf ich auch mit Endometriose eine Hormontherapie beginnen?
▸ Hilft die »normale« Hormontherapie bei vaginaler Trockenheit?
▸ Warum warnt der Beipackzettel vor Thrombose und Brustkrebs auch bei Östriol?
Kapitel 4GIBT ES EINE ALTERNATIVE ZUR HORMONTHERAPIE?
▸ Kann ich erst mal was Pflanzliches probieren?
▸ Was versteht man unter Phytotherapie?
▸ Was unterscheidet pflanzliche Arzneimittel von Nahrungsergänzungsmitteln?
▸ Was bringen Phytoöstrogene gegen Symptome der Wechseljahre?
▸ Kann ich meine Wechseljahressymptome auch mit klassischen Arzneipflanzen behandeln?
Kapitel 5WAS BRINGEN MIR JETZT YOGA UND MEDITATION?
▸ Warum empfiehlt mir meine Ärztin Stressabbau?
▸ Was kann ich für mich tun, um zu entspannen?
▸ Warum soll Meditation jetzt gut helfen?
Kapitel 6WARUM SOLL ICH MICH MEHR BEWEGEN?
▸ Hilft Sport wirklich gegen so viele Krankheiten?
▸ Ich habe nie viel Sport gemacht, nützt es jetzt noch anzufangen?
▸ Werden meine Wechseljahresbeschwerden durch Sport besser?
▸ Warum sollen Wechseljahresfrauen Krafttraining machen?
▸ Wie viel muss ich mich in der Woche bewegen?
Kapitel 7ERNÄHRE ICH MICH FALSCH?
▸ Warum ist die richtige Ernährung so wichtig?
▸ Wie sieht denn nun gesunde Ernährung aus?
▸ Wie ist das mit den Fetten?
▸ Brauche ich mehr Proteine für meine Muskeln?
▸ Sollte ich auf Kaffee und Alkohol verzichten?
▸ Werden durch die richtige Ernährung meine Wechseljahresbeschwerden besser?
▸ Was kann ich meinem Darm Gutes tun?
Kapitel 8WAS ERWARTET MICH NACH DER MENOPAUSE?
▸ Ist der Spuk nach der letzten Blutung vorbei?
▸ Welche gesundheitlichen Risiken muss ich jetzt im Blick haben?
▸ Welche Vorsorgeuntersuchungen muss ich künftig machen?
▸ Was, wenn meine Wechseljahressymptome erst nach der Menopause aufgetreten sind?
▸ Wann muss ich mich um meine Knochen kümmern?
▸ Muss ich Angst vor einer Demenz haben?
▸ Worauf kann ich mich freuen?
Ausgewählte Literatur
Die Wechseljahre sind mehr als nur Hitzewallungen. Die Wechseljahre sind auch mehr als das Ende der monatlichen Blutung. Sie sind ein komplexer biologischer Umbau, der unseren Körper dauerhaft verändert. Alle Frauen durchleben diese hormonelle Umstellung– und doch empfinden sie sie ganz unterschiedlich. Denn die Symptome sind derart vielfältig, dass auch Ärztinnen und Ärzte oft nicht den Zusammenhang zwischen Symptomen und Wechseljahren erkennen. Die Folge sind falsche Diagnosen und unnötig lange Leidensgeschichten.
Es liegt uns fern, die Wechseljahre zu problematisieren oder Ihnen Angst davor zu machen. Die Wechseljahre sind ein biologischer Vorgang, den die Evolution so vorgesehen hat. Sie sind der natürliche Übergang von der fruchtbaren zur unfruchtbaren Phase. Und doch wissen wir Frauen noch zu wenig darüber.
In diesem Buch erklären wir die wichtigsten biologischen Zusammenhänge, die hormonellen Veränderungen und ihre Folgen, warum es zu so vielen Symptomen kommt und was jetzt in dieser turbulenten Lebensphase helfen kann. Gleichzeitig wollen wir Einblick in die Wissenschaft rund um die Wechseljahre geben: Was ist mit Studien belegt? Wo tappen wir noch im Dunkeln? Und ist die weit verbreitete Angst vor einer Hormontherapie wirklich berechtigt und welche anderen Behandlungsmöglichkeiten gibt es?
Es muss Schluss damit sein, dass Frauen blindlings in diese Lebensphase stolpern. Die Wechseljahre beginnen früher, als wir denken. Sie dauern länger, als wir denken. Und sie können einen enormen Leidensdruck mit sich bringen. Mit diesem Buch voller Informationen wollen wir Frauen stärken und unterstützen. Denn wenn sie verstehen, was gerade in ihrem Körper passiert, können sie viel besser mit den körperlichen und mentalen Herausforderungen umgehen. Und nicht zuletzt ist es auch tröstlich zu erfahren, dass diese Hormonumstellung vielen von uns zusetzt und »frau« nicht allein ist mit den Problemen, die diese Zeit mit sich bringt. Für einige ist es die schlimmste Zeit ihres Lebens. Andere wiederum feiern die Wechseljahre als Befreiung von der monatlichen Zyklusblutung. Im Zusammenhang mit den Wechseljahren ist nicht selten auch von Neuanfang, Aufbruch und glücklichem Älterwerden die Rede. Diese sehr unterschiedlichen Wahrnehmungen machen es manchmal schwer, auch unter Frauen eine gemeinsame Sprache und Verständnis füreinander zu finden.
Deshalb hier ein paar nüchterne Zahlen: Schätzungsweise neun Millionen Frauen befinden sich in Deutschland gerade in den Wechseljahren. Mindestens zwei Drittel von ihnen berichten über verschiedenste körperliche und mentale Probleme durch die Hormonumstellung. Und ein Großteil klagt über einen sehr hohen Leidensdruck. Es gibt Frauen, die zeitweise krankgeschrieben werden, im Job kürzertreten oder gar nicht mehr arbeiten können. Und ja, es gibt auch Frauen, die problemlos durch diese Zeit gehen. Warum die eine Frau physisch und psychisch so dramatisch leidet und die andere nicht, darauf hat die Wissenschaft bislang keine Antwort. Aber auf jeden Fall muss denen, die einen Leidensdruck haben, geholfen werden!
Wir haben dieses Buch für alle Frauen geschrieben, die gerade mitten in den Wechseljahren stecken, sie schon hinter sich haben oder vielleicht unsicher sind, ob die Wechseljahre bei ihnen schon angefangen haben. Und wir würden uns freuen, wenn dieses Buch auch von denen gelesen wird, die mit diesen Frauen zusammenleben und gewissermaßen mitleiden: ihre Partner und Partnerinnen, ihre Töchter, Söhne und die Freundinnen. Sie alle, ihre Fragen, die sie zu dem Thema »Wechseljahre« haben, ihr manchmal verzweifeltes Bemühen,die Veränderungen in dieser Lebensphase zu verstehen, und die Orientierungslosigkeit, wenn es um konkrete Hilfe bei Beschwerden geht, waren unser Antrieb für dieses Buch. Sie alle wollen wir mit fundiertem Wissen über diese »zweite Pubertät« rüsten– und natürlich insbesondere Frauen zu Expertinnen ihres eigenen Körpers machen. Sie sollen selbstbestimmt und angstfrei durch diese heiße Lebensphase gehen können. Und vielleicht steht am Ende sogar die Erkenntnis, dass das Ganze auch eine positive Seite hat. Mögen die kommenden Jahrzehnte nach den Wechseljahren genau dies beweisen!
Bevor es losgeht, wollen wir kurz auf eine Sache aufmerksam machen. Wir verwenden in diesem Buch den Begriff »Frau«, um damit das biologische, nicht aber das soziale Geschlecht zu bezeichnen. Wir wissen, dass nicht alle Personen, die mit einem Uterus und Eierstöcken geboren wurden, sich als Frauen fühlen oder bezeichnen und dass es viele Menschen gibt, die sich mit dem angeborenen Geschlecht nicht identifizieren können. Aber die biologischen Vorgänge zwischen Gehirn und Eierstöcken und die Auswirkungen der Wechseljahre und der Postmenopause auf den Körper können alle Personen betreffen, die mit einem Uterus und Eierstöcken auf die Welt gekommen sind. Darum möchten wir sie hier ausdrücklich miteinschließen.
Was passiert in meinem Körper?
Die Fruchtbarkeit von Frauen ist endlich. Statistisch gesehen haben wir ungefähr 35–40 fruchtbare Jahre. Dann ist Schluss. Aber das Ende der Fruchtbarkeit kommt nicht plötzlich. Es ist ein Prozess, der schleichend einsetzt und vieles in unserem Körper auf den Kopf stellt. Damit beginnt die Zeit der Wechseljahre. Unser Körper muss sich hormonell umstellen und das kann mehrere Jahre dauern. Wie lang genau, das ist von Frau zu Frau sehr unterschiedlich. Wir verlassen in den Wechseljahren allmählich die fruchtbare Phase, um schließlich in der unfruchtbaren Phase anzukommen.
Jede Frau kommt in die Wechseljahre. Und das liegt an ihrem Eizellvorrat, der irgendwann aufgebraucht ist. Wann das passiert, hängt davon ab, wie groß der Eizellvorrat ist, den wir bereits als Kind im Mutterleib mitbekommen haben– das variiert von Frau zu Frau. Anders als bei den Männern, bei denen ein Leben lang Spermien nachgebildet werden, damit sie Kinder zeugen können, starten wir Frauen also mit einem individuell festgelegten Eizellvorrat in unser Leben. Dieser »Rucksack« wird bereits in den ersten drei Monaten der Schwangerschaft im Mutterleib für den Embryo gepackt– zwischenzeitlich ist er mit bis zu fünf Millionen Eizellen regelrecht vollgestopft.
Doch diese Eizellen sind sehr empfindlich, viele von ihnen gehen bereits im Mutterleib kaputt. Wenn wir Frauen auf die Welt kommen, sind immerhin noch ungefähr eine Million Eizellen vorhanden. Bis zur Pubertät, also bis zum Beginn des monatlichen Zyklus, schrumpft dieser Eizellvorrat noch mal erheblich. Im Rucksack bleiben im Schnitt etwa 300000 bis 400000 Eier übrig. Bei manchen Frauen können es auch weniger sein. Trotzdem klingt das noch immer nach einem stattlichen Vorrat, denn schließlich haben wir jeden Monat nur einen Eisprung– vorausgesetzt, wir sind nicht schwanger oder nehmen die Antibabypille, dann fällt der Eisprung natürlich aus. Müsste also ewig reichen.
Doch Tatsache ist, dass mit jedem Zyklus aus verschiedenen normalen Gründen eine ganze Kohorte Eizellen abstirbt. Und so wird der Eizellvorrat viel schneller aufgebraucht, als man denkt. Erschwerend kommt hinzu, dass unsere Eizellen mit uns altern. Die Eizelle einer 40-Jährigen ist schließlich auch schon 40 Jahre alt und somit natürlichen Alterungsprozessen unterworfen. Und so nähern wir uns zwangsläufig der heißen Phase, in der der »Rucksack« immer leerer wird und unser Eizellvorrat zur Neige geht. Es beginnen die Wechseljahre.
Da jede Frau mit einem individuellen Eizellvorrat geboren wird, ist es auch von Frau zu Frau sehr unterschiedlich, wann sie in die Wechseljahre kommt. Statistisch gesehen beginnen die Wechseljahre bei den Frauen in Deutschland mit Anfang bis Mitte 40. Das durchschnittliche Alter für die Menopause, also die letzte Blutung, der ein Jahr keine weitere folgt, wird mit 51 oder 52 Jahren angegeben.
Immer wieder liest man aber, dass Frauen auch früher in die Wechseljahre kommen. Ein solch früher Beginn kann verschiedene Ursachen haben. Möglicherweise haben diese Frauen von vornherein nicht genügend Eizellen im Mutterleib mit auf den Weg bekommen. Das kann durchaus passieren, wenn in der Schwangerschaft der Mutter Probleme auftraten. Denkbar sind Erkrankungen, Medikamente in der frühen Phase der Schwangerschaft, Mangelernährung und vieles mehr. Oder aber es gibt im Lauf des Lebens Gründe, warum der vorhandene Eizellvorrat schneller schrumpft. Das ist beispielsweise bei Raucherinnen der Fall, oder wenn Frauen Operationen an den Eierstöcken, der Gebärmutter und den Eileitern hatten.
Selten kommt es auch zu sogenannten vorzeitigen Wechseljahren. Im medizinischen Fachjargon hieß das früher climacterium praecox, heute spricht man von einer »prämaturen Ovarialinsuffizienz«, abgekürzt POI. Bei diesen Frauen beginnen die Wechseljahre nicht nur vor ihrem 41. Lebensjahr, die Betroffenen haben auch ihre letzte Blutung bereits vor dem 40. Geburtstag und ihr Eizellvorrat ist aufgebraucht. So hat die US-amerikanische Schauspielerin Naomi Watts ineinem Interview erzählt, dass sie bereits mit 36 Jahren im Wechsel war. Diese Diagnose trifft zum Glück nur etwa ein Prozent der Frauen, es könnten aber auch etwas mehr sein.
Noch seltener ist es, dass Frauen ihre letzte Blutung schon vor dem 35. Lebensjahr haben. Zu den Ursachen dafür zählen neben genetischen Faktoren auch eine Schädigung der Eizellen durch einen Virus, bestimmte Stoffwechselerkrankungen oder auch eine Chemotherapie oder Bestrahlung.
Umso wichtiger ist es, dass diese Fälle von vorzeitigen Wechseljahren als solche von den Frauenärztinnen erkannt und behandelt werden. Die Leitlinien der internationalen Fachgesellschaften empfehlen hier übereinstimmend, den Frauen Hormone zu geben. Denn der vorzeitige Mangel an Östrogen führt neben den üblichen Wechseljahresbeschwerden laut Studien auch zu einem deutlich erhöhten Risiko für Osteoporose, Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Diabetes und Demenz. Auch wenn die Wechseljahre bereits zwischen dem 40. und 45. Lebensjahr beginnen, ist man mit einer Hormontherapie aus denselben Gründen sehr großzügig.
Im Zusammenhang mit den Wechseljahren gibt es noch immer viele Mythen und Missverständnisse. So ist die Annahme, dass man noch nicht in den Wechseljahren sein kann, wenn man monatlich noch mehr oder minder regelmäßig blutet, eindeutig ein Irrglaube. Denn tatsächlich beginnen die Wechseljahre schon einige Jahre vor der letzten Blutung. Um hier keine Verwirrung zu stiften, müssen wir die drei wichtigsten Begriffe klären.
Wir beginnen mit der Menopause. Der Begriff »Menopause« wird gern synonym für die Wechseljahre verwendet. Im deutschen Sprachgebrauch ist das aber falsch. Denn die Menopause ist kein Zeitraum, sondern ein konkreter Zeitpunkt. Die Menopause ist nichts anderes als die letzte natürliche Blutung, der ein Jahr lang keine weitere spontane Blutung folgt– was man natürlich erst im Nachhinein weiß. Da kurz vor der Menopause die Blutungen oft auch mal einige Monate ausbleiben, ist das manchmal schwierig einzuschätzen.
Die Jahre vor der Menopause und das Jahr danach nennt man Perimenopause. »Peri« kommt aus dem Lateinischen und bedeutet »drum herum«, also die Jahre »um die Menopause herum«. In etwa ist die Perimenopause das, was landläufig mit Wechseljahren gemeint ist. Denn in dieser Zeit findet der hormonelle Wechsel mit seinen zahlreichen physischen und psychischen Symptomen statt. Die Perimenopause kann bei einigen Frauen auch mal bis zu zehn Jahre dauern. Generell zählt man zu den Wechseljahren aber auch noch die Jahre nach der Perimenopause, in denen die damit zusammenhängenden Beschwerden anhalten. Und das können durchaus viele sein.
Die Zeit nach der Menopause, der letzten Regelblutung, wird generell als Postmenopausebezeichnet. »Post« bedeutet im Lateinischen »danach«, es geht hier also um die Zeit »nach der Menopause«. Frauen bleiben nach diesem Zeitpunkt folglich bis zu ihrem Lebensende postmenopausal.
Es ist wichtig, den Unterschied zwischen Peri- und Postmenopause zu kennen, da diese beiden Phasen für unseren Körper ganz unterschiedliche Herausforderungen mit sich bringen. Ein weiterer Mythos der Wechseljahre besagt nämlich, dass unsere körpereigenen Sexualhormone allmählich weniger würden. Zuerst mangele es uns an Progesteron und später an Östrogen. Doch das stimmt so leider nicht. Denn die Perimenopause ist vor allem von starken Hormonschwankungen geprägt. Wir Frauen durchleben einige Jahre lang ein heftiges Auf und Ab der Hormonspiegel, bevor sich in der Postmenopause Östrogen und Progesteron endgültig verabschieden. Wie das zustande kommt, darauf kommen wir im Zusammenhang mit dem weiblichen Zyklus zu sprechen.
Wussten Sie schon?
Östrogen und Progesteron sind die Hormone, die unseren weiblichen Zyklus bestimmen. Sie werden fast ausschließlich in den Eierstöcken, und zwar von den Hüllen der Eizellen, den »Eibläschen« oder »Follikeln«, produziert. Beide haben spezielle Wirkungen im Zyklus. Ihre primäre biologische Aufgabe ist es, den Körper für eine Schwangerschaft vorzubereiten und diese aufrechtzuerhalten.
Auch Testosteron entsteht zu einem guten Teil in unseren Eierstöcken. Seine Produktion ist jedoch weitgehend unabhängig von der Anzahl der Eizellen, hat für den Ablauf des Zyklus nur indirekte Bedeutung und unterliegt auch nicht den wechseljahresbedingten Schwankungen.
Frauen möchten oft gerne wissen, wie sie erkennen können, ob sie schon in den Wechseljahren sind. Am liebsten würden sie dann bei ihrer Frauenärztin oder ihrem Frauenarzt einen Bluttest machen und die Hormonwerte prüfen lassen. Doch gerade in der Perimenopause sind die Hormonwerte selten aussagekräftig, da sie mit dem noch vorhandenen Zyklus stark schwanken und oftmals kein klares Indiz dafür liefern, dass die Perimenopause bereits begonnen hat. Und so liegt der trügerische Schluss oft nahe, dass ja alles noch in bester Ordnung sei. Wesentlich aufschlussreicher sind deshalb die typischen Symptome, die sich mit dem Beginn der Perimenopause einstellen. Erste Anzeichen liefert uns der Zyklus selbst. Wie uhrwerkmäßig verläuft er überhaupt noch? Sind es tatsächlich noch die 26 bis 28 Tage? Oder ist der Zyklus manchmal verkürzt oder dauert er auch mal einige Tage länger? Es empfiehlt sich, gerade jetzt ein Zyklustagebuch darüber zu führen.
Bei vielen Frauen sind Schlafstörungen ein frühes Symptom der beginnenden Wechseljahre. Sie wachen mitten in der Nacht auf und können partout nicht mehr einschlafen. Sehr häufig plagen sie auch ungewöhnlich heftige und/oder verlängerte Monatsblutungen, zunehmende oder neu aufgetretene Migräne, Kopfschmerzen oder Schwindel. Bei manchen Frauen verstärkt sich in dieser Zeit auch das sogenannte prämenstruelle Syndrom (PMS), das sich bei einem Teil der Frauen in körperlichen Beschwerden wie zum Beispiel Brustspannen, Blähbauch und Wassereinlagerungen äußern kann oder aber vor allem die Psyche betrifft: Traurigkeit und Reizbarkeit nehmen in den Tagen vor der Regelblutung an Intensität zu und treten oft schon früher in der zweiten Zyklushälfte auf– im Fachjargon nennt man diese Variante des PMS »prämenstruelles dysphorisches Syndrom«, kurz PMDS.
Weitere allzu typische Symptome der Perimenopause sind Konzentrationsprobleme, Vergesslichkeit, Abgeschlagenheit, Stimmungsschwankungen und eine auffällige Dünnhäutigkeit. Plötzlich können auch Angstzustände oder Panikattacken das seelische Gleichgewicht stören oder es kommt vielleicht sogar zu einer manifesten Depression. Frauen, die schon früher mit psychischen Problemen zu tun hatten, tragen hierfür ein erhöhtes Risiko. Und nicht selten klagen Frauen auch über plötzliches Herzrasen, Herzdruck und Herzstolpern, stetige Gewichtszunahme, Haarausfall und Gelenkschmerzen. Die Liste der möglichen Symptome ist stattlich lang und kann hier nicht vollständig aufgeführt werden. Fest steht jedoch: All diese Symptome können natürlich auch andere Ursachen haben, aber falls sie gerade mit Ende 30 oder Anfang 40 auftreten und für eine Frau neu sind, muss in jedem Fall an die Wechseljahre gedacht werden.
Was die typischen Hitzewallungen mit und ohne Schweißausbrüche angeht: Diese erleben viele Frauen erst in der fortgeschrittenen Perimenopause oder gar erst in der Postmenopause, wenn der Eizellvorrat endgültig erschöpft ist und es zu einem bleibenden Östrogenmangel kommt, der auch mit zunehmender Trockenheit im Bereich der Vagina einhergeht. Häufig können sich in dieser Phase auch schon vorher bestehende Symptome wie Muskel- und Gelenkschmerzen, Schlafstörungen und gedrückte Stimmung fortsetzen oder verstärken. Symptome, die die Kognition betreffen, sind dann oft weniger dominant.
Grundsätzlich gilt: Die Wechseljahressymptome sind äußerst vielfältig und sehr individuell. Während manche Frauen unter der ganzen Bandbreite an Beschwerden leiden, berichten andere von einigen wenigen. Insgesamt am häufigsten wird von Schlafstörungen, Stimmungsschwankungen und Konzentrationsproblemen während der Perimenopause berichtet.
Die gute Nachricht: Nach der Menopause wird manches besser. Doch wer glaubt, dass nach der letzten Blutung alles wieder wie vorher wäre, nur eben ohne Zyklus, der irrt. Es beginnt nun die Postmenopause. Die Hormonschwankungen sind Vergangenheit und damit bessert sich auch eine Reihe von Symptomen. Meist braucht der Körper eine Weile, um sich nun an den permanent niedrigen Hormonstatus anzupassen. Manche Frauen berichten, dass die Hitzewallungen nach einer Weile seltener auftreten. Bei vielen Frauen geht es indes erst jetzt in der Postmenopause mit den Hitzewallungen richtig los.
In dieser Phase wird der Östrogenmangel zum Normalzustand und sorgt für neue Herausforderungen. Studien belegen, dass unser Östrogen zuvor einen schützenden Effekt für das Herz-Kreislauf-System, die Knochen und den Stoffwechsel hatte. Jetzt fällt der Schutz weg. Bei manchen Frauen wird in der Postmenopause zu ihrer Überraschung ein neu aufgetretener Bluthochdruck festgestellt, die Blutfettwerte steigen und damit wird das Risiko für eine Arteriosklerose (Arterienverkalkung) größer. Gleichzeitig nimmt die Knochendichte ab. Wer diesbezüglich einen schlechten Ausgangswert hatte, wird langfristig eine Osteoporose entwickeln. Während jede dritte Frau nahezu beschwerdefrei durch die Perimenopause kommt, sind von den Folgen eines dauerhaften Östrogenmangels in der Postmenopause ausnahmslos alle Frauen betroffen. So ist zum Beispiel die vaginale Trockenheit ein Symptom, das praktisch alle Frauen betrifft und nicht mehr verschwindet. Im Gegenteil, mit steigendem Alter nimmt sie weiter zu, was allerdings nicht alle Frauen gleichermaßen stark belastet.
Um zu verstehen, was genau mit unseren Sexualhormonen Östrogen und Progesteron in der Perimenopause passiert, ist es hilfreich, uns zunächst anzuschauen, wie der monatliche Zyklus in der fruchtbaren Phase funktioniert.
Wie im Wechsel braucht es auch in der Pubertät einige Jahre, bis alles rundläuft. Der Höhepunkt unserer reproduktiven Phase liegt daher in der Zeit zwischen 20 und 40 Jahren. Die Natur hat es so vorgesehen, dass Frauen so oft wie möglich schwanger werden sollen. Darauf sind die Abläufe in unserem Körper präzise abgestimmt und deshalb haben wir Monat für Monat einen Zyklus. Anders gesagt ist unsere Monatsblutung im Grunde der Ausdruck eines fehlgeschlagenen Versuchs von Mutter Natur, eine Schwangerschaft herbeizuführen.
Man muss sich das so vorstellen: Zwischen unseren Eierstöcken und dem Zwischenhirn (Hypothalamus) findet ein »ständiger Dialog« statt, der für die Steuerung des Zyklus hauptverantwortlich ist. Jeden Monat laufen sich in unseren Eierstöcken eine ganze Reihe von Eizellen warm, die sie umhüllenden Eibläschen (Follikel) beginnen zu »reifen«. Doch von diesen Eibläschen gewinnt nur eines den Wettlauf und tritt ab dem ersten Zyklustag die Reifung bis zum Eisprung an. Die übrigen für den ersten Tag des Zyklus an der Startlinie stehenden Eizellen sterben ab. Wie entschieden wird, welcher Follikel am Tag eins »das Rennen macht«, ist noch nicht endgültig geklärt, sicher ist aber, dass dieser eine ausgewählte Follikel weitgehend allein für die Hormonproduktion des folgenden Zyklus zuständig ist. Zwei Wochen lang wächst er, wird immer größer und produziert immer mehr Östrogen. Der Östrogenspiegel steigt zuerst langsam an und ab dem 10. Zyklustag exponentiell. Wenn der Follikel die richtige Größe erreicht hat, hat auch das Östrogenlevel seinen Höhepunkt erreicht. Dann bekommt das Zwischenhirn aus dem Eierstock die Meldung, dass alles für eine Befruchtung bereit ist. Die Antwort von »oben« folgt prompt: Der Follikel erhält das Signal zu platzen. Das Eibläschen zerbirst also und gibt die Eizelle frei (Eisprung), die nun flugs in den Eileiter wandert– in der Hoffnung, dass dort bereits ein Spermium wartet und es dann im Eileiter zur Befruchtung kommt. Nach etwa fünf Tagen Wanderung erreicht die befruchtete Eizelle die Gebärmutter, der Embryo besteht zu diesem Zeitpunkt bereits aus vielen Zellen.
Die Gebärmutter hat unterdessen die erste Zyklushälfte, in der das Eibläschen im Eierstock herangereift ist, genutzt, um mithilfe des Östrogens die Gebärmutterschleimhaut aufzubauen. Dort soll sich die befruchtete Eizelle einnisten. In der zweiten Zyklushälfte nach dem Eisprung wird diese Schleimhaut weiteren Umbaumaßnahmen unterzogen. Dazu wird das Gelbkörperhormon Progesteron benötigt, das unser Körper aus dem geplatzten Follikel herstellt. Dieser wandelt sich zum sogenannten Gelbkörper um, der neben Östrogen vor allem viel Progesteron produziert. Die zentrale Aufgabe des Progesterons ist es, das Nest für die befruchtete Eizelle in der Gebärmutter mit Blutgefäßen, Nerven und Drüsen auszustatten. Das Östrogen ist sozusagen der »Maurer« an der Schleimhaut, das Progesteron (Gestagen) der »Klempner«.
Wussten Sie schon?
Progesteron oder Gestagen? Als Gestagene bezeichnet man generell Substanzen, die die »Klempner-Funktion« an der Gebärmutterschleimhaut ausüben können. Die »Urmutter« aller Gestagene ist das körpereigene Progesteron, das nach dem Eisprung vom sogenannten Gelbkörper gebildet wird. Daher wird es auch oft Gelbkörperhormon genannt. Andere, von der Industrie hergestellte Gestagene– sie werden als synthetische Gestagene bezeichnet– macht man sich beispielsweise bei der Verhütung zunutze oder verwendet sie, um einen regulären Umbau der Gebärmutterschleimhaut sicherzustellen, beispielsweise wenn das körpereigene Progesteron fehlt.
Doch zurück zu unserer wandernden Eizelle. Etwa fünf Tage nach dem Eisprung und einer erfolgreichen Befruchtung kommt nun also ein Embryo in der Gebärmutter an und nistet sich ein. Nach weiteren sechs bis acht Tagen wird an das Zwischenhirn gemeldet, dass es mit der Schwangerschaft geklappt hat. Das Gehirn wiederum gibt nun an den Gelbkörper das Signal, dass er weiter Hormone produzieren und die Schwangerschaft aufrechterhalten soll.
Wenn keine »Schwangerschaftsmeldung« ans Zwischenhirn erfolgt, hört dieses auf, den Gelbkörper anzufeuern, der daraufhin seine Hormonproduktion weitgehend einstellt. Das löst die Monatsblutung aus.
Und das Ganze geht wieder von vorn los– bei den meisten Frauen im Rhythmus von 26 bis 28 Tagen.
Diese ausführliche Schilderung zeigt, wie komplex und fein abgestimmt der monatliche Zyklus abläuft. Wie ein Präzisionsuhrwerk. Zwischenhirn und Eierstöcke kommunizieren die ganze Zeit über Botenstoffe im Blut. So weiß die Hirnanhangdrüse (Hypophyse), wann und wie viel sie von ihren Steuerungshormonen FSH und LH ausschütten muss: Das FSH ist das »follikelstimulierende Hormon« und regt die Reifung des Eibläschens im Eierstock an, das LH hingegen ist das »luteinisierende Hormon« und unter anderem dafür verantwortlich, dass es zum Eisprung kommt.
Im Zwischenhirn wird somit immerzu gemessen und bewertet, was »unten« in den Eierstöcken abläuft– und dementsprechend werden Signale beziehungsweise Botenstoffe an die Hirnanhangdrüse und von dort an die Eierstöcke ausgesendet. Das geht über viele Jahre gut und funktioniert perfekt.
Doch wenn der Eizellvorrat langsam zur Neige geht, gerät der Dialog zwischen oben und unten durcheinander. Bekommt das Zwischenhirn normalerweise immer Signale von vielen Eibläschen, die sich im Eierstock für den nächsten Zyklus bereit machen, sind es plötzlich immer weniger, die sich zurückmelden. Zwischenhirn und Hirnanhangdrüse sind alarmiert und versuchen, die Eierstöcke anzutreiben. Es wird vermehrt FSH ausgeschüttet, um die Eibläschenreifung anzuregen. Der FSH-Wert im Blut steigt an. Am Anfang der Perimenopause kommt es nur ab und an mal zu FSH-Spitzen, doch jemehr sich der Eizellvorrat in den Eierstöcken ausdünnt, umso mehr FSH wird von der Hirnanhangdrüse produziert. Man könnte sagen, dass die Hirnanhangdrüse mit aller Macht versucht, noch mal alles aus den Eierstöcken herauszuholen, um eine Schwangerschaft zu ermöglichen.
Übrigens merken Zwischenhirn und Hirnanhangdrüse bis zum Schluss nicht, dass da nichts mehr zu holen ist: Bis zu unserem Lebensende wird die Hirnanhangdrüse FSH und auch LH in größeren Mengen ausschütten, sodass ein permanent hoher FSH-Wert auch eine eindeutig peri- beziehungsweise postmenopausale Situation signalisiert. Um eine Vorstellung zu bekommen, hier ein Vergleich: Während die Konzentration des follikelstimulierenden Hormons FSH je nach Zyklusabschnitt zwischen 2 und 15 IU/ml liegt, kann sie in der Postmenopause auf über 100 IU/ml ansteigen. Auch der LH-Spiegel steigt dann auf das Vier- bis Fünffache an, ist aber in aller Regel in der Postmenopause niedriger als das FSH.
Die Befeuerung der Eierstöcke mit den Steuerungshormonen aus der Hirnanhangdrüse hat natürlich Folgen. So kann es in der Perimenopause dazu kommen, dass sich in einem Zyklus nicht nur ein Eibläschen für eine mögliche Schwangerschaft bereit macht. Mitunter rüstet sich auch ein zweiter oder dritter Follikel im Eierstock für den Eisprung, möglicherweise nur wenige Tage nach dem ersten. Das hat die Natur so eigentlich nicht vorgesehen. Die Gesetzmäßigkeiten des weiblichen Zyklus geraten dadurch komplett durcheinander und es werden auf einmal ungewöhnlich hohe Hormonwerte im Zyklus erreicht, da ja nun mehrere Follikel gleichzeitig Östrogen und nach erfolgtem Eisprung auch Progesteron produzieren.
Schon im normalen Zyklus schwanken Östrogenwerte sehr stark: Zum Menstruationszeitpunkt liegt der Wert bei ca. 30 pg/ml, kurz vor dem Eisprung bei ca. 300 pg/ml und an den anderen Tagen irgendwo dazwischen. Das heißt, zwischen dem 1. Tag der Blutung und dem 14.Zyklustag, dem durchschnittlichen »Eisprungtag«, steigt der Östradiolspiegel auf das Zehnfache an, was an sich schon sehr bemerkenswert ist. Der weibliche Körper ist somit bereits im »Normalzustand« einem ständigen Auf und Ab der Hormone ausgesetzt. Was wir aber gut aushalten– unser Körper ist an dieses »Ebbe und Flut«-Phänomen gewöhnt.
Doch jetzt, in der Perimenopause, wenn unter Umständen mehrere Follikel kurz hintereinander heranreifen, werden nicht selten zwei- bis dreimal höhere Östrogenwerte als im normalen Zyklus erreicht. Dann spricht man von einer Östrogendominanz, die zu Wassereinlagerungen im Körper, zu spannenden und schmerzenden Brüsten und stärkeren Blutungen führen kann. Im Gegensatz dazu durchleben Frauen insbesondere in der fortgeschrittenen Perimenopause aber auch immer wieder Zyklen, in denen im Eierstock gar nichts passiert, kein Follikel reift, es keinen Eisprung gibt und sich keine Eizelle auf den Weg macht. Dann fehlt es an Östrogen und es herrscht bis zum Anspringen einer neuerlichen Follikelreifung vorübergehender Östrogenmangel. Die Hormonsituation in dieser Phase der Wechseljahre ähnelt einem Tsunami. Erst sinkt der Wasserpegel, der Strand »läuft leer« und es ist kein Östrogen vorhanden, dann aber kommt die große Welle und der Körper wird wieder mit Östrogen überschwemmt.
Und was macht das Progesteron? Progesteron wird ja immer dann gebildet, wenn es zum Eisprung kommt und sich der Gelbkörper aus dem geplatzten Follikel entwickelt. Wenn es in der Perimenopause während eines Zyklus aber keinen Eisprung gibt oder der Eisprung verspätet abläuft, was beides nicht ungewöhnlich ist, kann es zu einer Gelbkörperschwäche kommen. Das heißt, der Gelbkörper produziert Progesteron nicht mehr in ausreichender Menge. Dieser Progesteronmangel kann zu verschiedensten Symptomen führen: Ganz typisch sind Schmierblutungen und Zwischenblutungen oder eine verkürzte zweite Zyklushälfte und Symptome der oben beschriebenen Östrogendominanz. In manchen Zyklen kann es in der zweiten Zyklushälfte aber auch zu einem Zuviel an Progesteron im Verhältnis zum Östrogen kommen. Das ist dann der Fall, wenn zum Beispiel die Follikelreifung unvollständig war und schlicht zu wenig Östrogen gebildet wurde.
Zusammenfassend lässt sich sagen, dass diese turbulente Zeit der Perimenopause durch stark schwankende Hormonzustände geprägt ist: mal zu viel Östrogen, mal zu wenig, mal ausreichend Progesteron, mal zu wenig. Und dazu kommen die verrücktspielenden Steuerungshormone aus der Hirnanhangdrüse. Darüber, was genau im Gehirn passiert, können wir übrigens nur spekulieren– die Vorgänge dort sind tatsächlich noch nicht vollkommen verstanden und entschlüsselt. Was für ein Glück nur, dass die wilde Hormonachterbahnfahrt irgendwann allmählich nachlässt, wenn die Abstände zwischen den Zyklen größer werden und später die Blutungen ganz und gar versiegen. Ab diesem Zeitpunkt gibt es nur noch ganz wenig Östrogen und Progesteron im Körper.
Wir haben beschrieben, dass die Perimenopause vor allem in unserem Gehirn für viel Unruhe sorgt. Natürlich ist dieses durch den monatlichen Zyklus an ein gewisses Auf und Ab der Hormone gewöhnt. Doch das, was jetzt insgesamt an hormonellen Schwankungen in der Perimenopause auftritt, ist für das Hirn schlichtweg anstrengend.
Die Hirnforschung geht inzwischen davon aus, dass viele der Wechseljahressymptome ihren Ursprung im Gehirn haben. Der verzweifelte Versuch der Hirnanhangdrüse, durch die erhöhte Ausschüttung von FSH und LH sowie weiterer Steuerungshormone im Zwischenhirn die Eierstöcke zu aktivieren, scheint dafür der Auslöser zu sein. Zu diesen neurologischen Auffälligkeiten zählen Schlafstörungen, Konzentrationsprobleme, Wortfindungsstörungen, Brain Fog, Stimmungsschwankungen, Depressionen, Angstzustände und Panikattacken, möglicherweise auch Schwindel und viele mehr. Tatsächlich kann man aber bei vielen Beschwerden bis heute nicht sagen, auf welche Vorgänge im Gehirn sie genau zurückzuführen sind.
Fest steht aber, dass durch die Hormonschwankungen beziehungsweise durch die fehlenden Hormone das komplexe Zusammenspiel vieler Abläufe im Körper gestört wird. Überall in unserem Körper befinden sich sogenannte Hormonrezeptoren, die darauf warten, dass Hormone andocken, um ihre wertvollen Informationen an die Zellen weiterzugeben. So etwa auch am Herz. Ein Hormonumschwung kann beispielsweise zu plötzlichem Herzrasen, Herzdruck und Herzstolpern führen– Symptome, die für die Perimenopause ganz typisch sind. Und das Östrogen, genauer gesagt das 17-Beta-Östradiol, übernimmt sehr viel mehr Aufgaben im Körper, als die meisten von uns denken. Es dient nicht nur der Fortpflanzung, sondern auch dem Energiestoffwechsel und hat entzündungshemmende Eigenschaften. Östrogen hält unsere Gefäße geschmeidig und schützt uns vor Herz-Kreislauf-Erkrankungen, beeinflusst den Knochenstoffwechsel und den Blutzuckerhaushalt. Das alles gerät nun in Schieflage. Außerdem löst der permanente Östrogenmangel nach der Menopause die lästigen Hitzewallungen aus und ist vermutlich auch für weitere Beschwerden verantwortlich. Ein Teil der bereits vorher bestehenden Symptome kann sich fortsetzen (zum Beispiel schlechter Schlaf, schlechte Stimmung). Gelenkschmerzen nehmen zu, die Vagina wird trockener, die Vulva schrumpft, Schmerzen beim Sex, Dranginkontinenz und Blasenentzündungen treten häufiger auf.
Es ist schon verrückt und auch ein wenig ungerecht: Während manche Frauen das Gefühl haben, dass ihnen ihr Leben entgleitet, gehen andere scheinbar problemlos durch die Wechseljahre. Die Forschung geht davon aus, dass es dafür auch eine genetische Disposition gibt. Wenn möglich, könnten Sie also Ihre eigene Mutter bei Gelegenheit einmal fragen, wie es ihr in den Wechseljahren ging und wie lang sie geblutet hat. Studien haben zudem gezeigt, dass übergewichtigeFrauen meist häufiger und länger unter Hitzewallungen leiden. Frauen, die in jungen Jahren an einer Essstörung litten oder einen »Baby-Blues« hatten, haben beispielsweise ein größeres Risiko, an Depressionen in der Perimenopause zu erkranken.
Die statistischen Erhebungen belegen, dass knapp ein Drittel der Wechseljahresfrauen kaum über Symptome in der Peri- und Postmenopause klagen. Zwei Drittel haben indes einen großen und die Hälfte von ihnen sogar einen sehr großen Leidensdruck. Und dieser Leidensdruck hat Folgen. In einer deutschen Studie zu den Auswirkungen der Wechseljahre am Arbeitsplatz gaben knapp 20 Prozent der über 55-Jährigen an, vorzeitig in den Ruhestand gehen zu wollen, oder
