How to be Österreich -  - E-Book

How to be Österreich E-Book

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Beschreibung

"How to be Österreich" ist ein satirischer Österreich-Guide, ein augenzwinkernder Führer durch die beeindruckende Vielfalt österreichischer Werte. Denn früh übt sich, wer ein Neo-Österreicher werden will! "How to be Österreich" ist das Maggi für die gesunde Volksseele, ein wertvoller Ratgeber für alle, die derzeit noch auf der Fußmatte Österreichs stehen. "How to be Österreich" wirft einen Anker der Völkerverständigung aus. "How to be Österreich" hilft Kindern und Jugendlichen, deren Eltern gnadenlos versagt haben, insbesondere darin, sie zu noch besseren Österreichern zu erziehen.

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Hydra [Hrsg.] ist ein seit 2007 tätiges Wiener Satirekombinat, das bereits zahlreiche Bücher veröffentlicht hat, etwa die beliebte Philosophieeinführung „Die unfrisiertesten Philosophen aller Zeiten“, den Lebensratgeber „Wie werfe ich Zucker ins Weltall“ oder die Wutbürgeraktivierungsfibel „Dieses Buch macht dich fertig!“. Ein breites Medienecho rief der provokante Reiseführer „Wien, wie es wirklich scheint“ hervor. Daneben unterhält die Gruppe sich und ihre LeserInnen unregelmäßig mit satirischen Stadttouren. All das und noch mehr finden Sie auf hydrazine.at

Hydra

HOW TO BEÖSTERREICH

Der Werteguide fürIntegrationswillige

Inhalt

Vorwort

Die wichtigsten Werte im Überblick

Alkohol

Alufolie

Anstand

Antisemitismus

Arschkriechen

Atomabstinenz

Belesenheit

Berge

Berufswahl

Deitsch

Delegieren

13 Dinge, die man …

Ehrgeiz

Entschuldigen

Ewiger Nazi

Feminismus

Fleiß

Freiheit

Fremdenhass

Freunderlwirtschaft

Freundlichkeit

Geilheit

Gemütlichkeit

Geschwisterlichkeit

Gleichheit

Großzügigkeit

Grünlichkeit

Gschaftlhuabern

Hausverstand

Heimat

Homophilie

Höflichkeit

Hymne

Integration …

für Ausländer

für Österreicher

Integrationstest

Kartenspiele

Kavaliersdelikt

Kurschatten

Leberkäse

Leistung

Loyalität

Mahlzeit

Minderheiten

Musikalität

Naturverbundenheit

Nächstenliebe

Nährwerte

Neid

Nestbeschmutzung

Neutralität

Opferbereitschaft

Panier

Partei

Patriotismus

Pfusch

Proporz

Provisorium

Respekt

Rücksichtnahme

Sauberkeit

Schlagobers

Schlendrian

Schnäuzen

Schummeln

Selbstdisziplin

Sonntagsruhe

Spontaneität

Sportnachmittag

Streitkultur

Subsidiarität

Sudern

Thujelix Austria

Tierliebe

Titelgeilheit

Toleranz

Tod

Sterben

Umgangsformen

Unbestechlichkeit

Unternehmertum

Verlieren

pro

contra

Vermögenswerte

Walzer

Watsche

Wehrpflicht

Weltoffenheit

Wertebilanz

Wie viel Österreich steckt in dir?

Auflösung

Wiederbetätigung

Willkommenskultur

Wintersport

Zahlenwerte

11 Vorurteile, die Sie …

Zeitmaße

Zivilcourage

Glossar

Ellbogen & Zäune

Nachwort

Die AutorInnen

Dieses Buch richtet sich an

Flüchtlinge, MigrantInnen, Neuzuwanderer, Tourist*innen, Piefkes, Saisoniers, BinnenmigrantInnen, Pendler und Pendlerinnen; BurgenländerInnen, SüdtirolerInnen und andere Autonome; Zuagraste, DiplomatInnen und deren Kinder; Ex-Pats, Auslandsösterreicher_innen, ÖsterreicherInnen, die länger als drei Monate auf einer Bohrinsel tätig waren; Fans von American Football, Golf und Squash; Österreicher_innen, denen der Begriff „Teppanyaki“ geläufiger ist als „Tilsiter“; globale Sissi-VersteherInnen und Sound-of-Music-Hardliner; alle Menschen, die in Mödling nicht ohne Begleitung ins Bad dürfen; steirische Eichen, Felix Baumgartner und nicht zuletzt Adolf Gabalier … natürlich stets, sofern ein Deutschkurs auf A1-Niveau absolviert wurde.

Apropos: Um die Vielfalt von Geschlechteridentitätsdiskursen abzubilden, haben wir uns entschieden, die Sensibilität in Schreibweisen willkürlich Niederschlag finden zu lassen. Ordnen Sie sich bitte im Kontinuum ein!

Vorwort

Früh soll sich üben, wer Neo-Österreicher werden will! Geht es nach manchem Politiker, sollen Flüchtlinge bereits in ihrer Heimat Deutsch lernen. Wer das versäumt hat, denke bitte spätestens am Grenzzaun – Verzeihung, an der „baulichen Maßnahme in Grenznähe“ – über Integration und Vorbildlichkeit, über Nostrifizierungsmaßnahmen und Selbstoptimierung nach. Und wer ohne all diese vorbereitenden Maßnahmen hier gelandet ist, für den gibt das Innenministerium einen „Refugee-Guide“ heraus, der vom Krieg traumatisierte Menschen zu Vorzeigeösterreichern machen soll.

Woher kommt eigentlich der Irrglaube, dass Flüchtlinge und Migranten mindestens so gut wie wir Österreicher sein müssen – wenn nicht noch viel besser!? Was ja eigentlich gar nicht geht, aber sie könnten es wenigstens probieren? Sie könnten wenigstens zeigen, dass sie auch gerne aus gutem, alteuropäischem Holz geschnitzt sind? Ja, ja, träumt ruhig weiter! Wenn sich Flüchtlinge schon uns Österreicher zum Vorbild nehmen sollen, dann bitte unser wahres Selbstverständnis, unsere wahren Werte.

Genau darum geht es in diesem Werteguide. Mit Hilfe dieses Buchs soll es gelingen, Flüchtlinge weniger zu Vorzeige-, vielmehr zu Alltagsösterreichern zu machen. Denn nur das wäre gerecht. Ob das allerdings ein so von Gott gewollter Zustand ist, sei dahingestellt. Auf jeden Fall empfehlen wir dieses Buch auch allen Österreichern selbst – schließlich kann man nie ganz sicher sein, ob man als Österreicher überhaupt österreichisch genug ist.

In diesem und vielen anderen Sinnen viel Spaß

wünscht Ihnen das Satirekombinat Hydra

Werteguide Österreich

Die wichtigsten österreichischen Werte im Überblick

Der österreichische Weg: Eine Hand wäscht die andere.

Überall in Österreich gilt: Wer Tauben füttert, füttert Ratten!

Schlagen ist in Österreich nur mit links erlaubt.

Vorsicht vor diesem Mann! Vor allem, wenn er einen Keller hat.

Hier fliegen gleich die Löcher aus dem Käse!

Psst, schlimme Dinge behält man in Österreich für sich!

Handys besitzen nur österr. Staatsbürger, für Ausländer gibt’s Bananen.

Das österreichische Gesetz ist unbestechlich. Nahezu.

Die wichtigsten österreichischen Werte im Überblick

Den Österreichern ist alles gleich.

Auszug aus der österr. Toilettenverordnung: Licht in der Nacht mitnehmen, wenn Sie aufs stille Örtchen gehen!

In Österreich sind nicht alle gleich.

Das ist ein Schnitzel, der vielleicht wichtigste Wert in Österreich.

Achtung: Tony Wegas!

Geschwisterliebe ist in Österreich erlaubt, Homosexualität eher nicht.

Aber keine Sorge: Die Polizei hilft!

Uups, Layoutfehler.

Was dem Österreicher heilig ist:

Die österreichischen Grenzen (von 1278)

Das stille Örtchen

Das Einfamilienhaus

Jeder dahergelaufene Vierbeiner

Die Berge

Das klare Wasser

Das Sparbuch

Der kleine Mann

Und vor allem natürlich: „seine Ruhe!“

Ein österr. Nährwerteoriginal!

Alkohol

[Al|ko|hol], der, keine Mz.

Papst Paul VI. bezeichnete Österreich als eine Insel der Weinseligen – er muss es wissen, schließlich trinken Pfaffen bekanntlich bei der Arbeit. Nicht von ungefähr sagte auch Papst Benedikt XVI. von sich, er wäre ein einfacher Trinker im Weingarten des Herrn. Fakt ist: Wenn man in Österreich von Alkohol spricht, meint man Getränke mit einem Alkoholgehalt von über 15 Volumsprozent. Wein und Bier zählt man zu den Erfrischungstränken, speziell im Sommer. Der Übergang vom Saft zum Gerstensaft ist kinderfreundlich gestaltet. Man nennt Spirituosen für Jugendliche liebevoll Alkopops, und harmlose Getränke werden in blumiger Sprache als Radler oder Kaiserspritzer bezeichnet. Was nach dem Kaiser oder dem Sport klingt, kann schließlich nicht schädlich oder gar ungesund sein. Überhaupt mag’s der Österreicher gerne blumig, z.B. das Bouquet vom Rotwein; das Bouquet von der Tankstelle, mit dem man sich bei der Liebsten für die „Pizza“ vor der Haustüre entschuldigt; die blumigen Ausreden, die man dem Verkehrspolizisten bei der Kontrolle kredenzt, wenn man sich womöglich doch über das Maß erfrischt hat.

*Sogar Wien wird durch simple Selbstlautverschiebung zum Erfrischungsgetränk!

Um dem nationalen Erfrischungshobby gerecht zu werden, wurden in der Vergangenheit einige Städte nach Getränken benannt, z. B. Zipf, Göss, Schwechat, Stiegl oder der 16. Gemeindebezirk Weins*: Ottakring. Ja, schon die alten Römer wussten die Gastfreundschaft der Wiener zu schätzen. Die lateinische Bezeichnung für Wien (Vindobona) lässt sich herleiten von „vinum bonum“, dem guten Wein. Auch heute noch gilt eine Flasche Wein als „Türöffner“, nicht nur in der Nachbarschaft, sondern überall, wo der ungelernte Österreicher warten muss, z.B. im Krankenhaus, beim Arzt, am Amt oder in der Schlange vor dem Bierstandl.

Alufolie

[Pen|si|o|nis|ten|sil|ber], das, keine Mz.

1. Breiten Sie hier ein Stück Alufolie aus.

2. Legen Sie ein noch brutzelndes Brathendl, eine Haarlocke von Conchita Wurst oder sonst etwas Warmes hin.*

3. Wickeln Sie das gute Teil in die Alufolie ein.

4. Fahren Sie damit nach San Francisco.

5. Packen Sie dort das Hendl oder das warme Etwas aus und schauen Sie, ob es noch warm ist.**

6. Was, das machen Sie nicht? So eine Reise ist Ihnen viel zu teuer!? Und überhaupt fahren Sie für einen lausigen Schwulenwitz nicht nach San Francisco? Auch dann nicht, wenn Sie Franz heißen? Sie packen ja auch das Essen beim Wirten lieber ein, als dass Sie es verkommen lassen würden?

Fazit: Offenbar von den Kühen abgeschaut hat sich der Österreicher die Angewohnheit, dass man Sachen öfter als einmal essen kann (→ Wiederbetätigung). Werte muss man bewahren, auch unser Fleisch heben wir daher gerne noch ein bisschen auf (vgl. Ötzi). Hierzulande wird eben nichts so heiß gegessen wie gekocht. Zumindest nichts, das man beim Wirten noch einpacken lassen kann.

* → Entschuldigen Sie bitte diesen Witz!

** Merke: In Österreich fühlt man mit den Augen.

Anstand

[An|stand], der, keine Mz.

Anstand ist eine Tugend, die der Österreicher sehr schätzt. Sie beschreibt die bedingungslose Einhaltung von Regeln und Verpflichtungen, die im geordneten Leben des Österreichers einen wichtigen Platz einnehmen. Der Anstand geht einher mit anderen Werten wie → Höflichkeit, Ehrlichkeit oder → Rücksichtnahme und wird oft nahezu synonym mit diesen Begriffen verwendet.

Wartet der Österreicher an der Kassa, so macht er das anständig in der Reihe. Erfüllt er eine vom Chef aufgetragene Aufgabe, so tut er das anständig (um unmittelbar danach bei den Kollegen anständig über den Chef auszuhauen). Auch in Liebesdingen gibt er sich anständig und macht nicht mehr, als seinen ehelichen Pflichten nachzukommen. Und natürlich besäuft er sich hin und wieder ganz anständig.

Was aber den Gebrauch des Wertes Anstand in Österreich auszeichnet und von der Masse anderer, oft vermeintlich ähnlicher Werte abhebt: Man kann ihn mühelos ins Gegenteil verkehren, ohne dabei den Sinn der Aussage zu verändern. Denn natürlich warten anständige Österreicher anstandlos an der Kassa, erledigen anstandlos aufgetragene Arbeiten und kommen freilich auch anstandlos allen ehelichen Pflichten nach. Alles andere wäre ja unanständig.

Hier können Sie also auch als Neuankömmling gar nichts falsch machen: Ob Sie nun Anstand zeigen oder die Dinge anstandslos anpacken – in den Augen der Österreicher sind Sie stets auf der Siegerseite.

Antisemitismus

[Anti|semi|tis|mus], der, -ismen

Jetzt reden wir einmal Tacheles: Herr Österreicher und seine Gattin sind keine Antisemit_innen, nur Antisemitläufer_innen. Im Grund hat der Antisemitismus mit Österreich nichts zu tun, weil es hier nie Jüd_innen gab. Deswegen zahlen die auch keine Steuern. Und das neiden wir ihnen.

Sie, liebe ausländische Leser_innen, zahlen auch keine Steuern, weil Sie nicht arbeiten dürfen oder wollen oder können. Trotzdem sollten Sie den Jüd_innen auch etwas neiden, vielleicht den Felsendom? Oder Jerusalem, Israe… Entschuldigung, Palästina. Sie können ihnen auch den Einfluss auf Medien oder die Finanzwirtschaft neiden, das tun wir auch, sagen es aber nicht gern. Wichtig in Österreich ist, dass es keinen Antisemitismus gibt, wir nicht darüber reden und es Jüd_innen nie gab. Sie wissen schon, zwinkerzwinker, was es dann auch nicht gegeben haben kann.

Hierzulande spricht man stattdessen von Wucherer_innen, Heuschrecken, der Ostküste oder einfach den USA. 25 % der Österreicher_innen wollen nicht neben einem Juden leben. Das ist kein Schlamassel, sondern eine Masn. Jüd_innen gibt es nämlich gar nicht, zumindest nicht die Jüd_innen, neben denen niemand wohnen will. 75 % wollen auch nicht neben MigrantInnen leben. In dieser Hinsicht können Sie sich Ihre Nachbar_innenschaft also durchaus aussuchen.

Arschkriechen

[Arsch|krie|chen], das, keine Mz.

In Österreich erfolgt gesellschaftlicher Aufstieg oft nicht horizontal, sondern rektal. Arschkriechen (auch Popolismus genannt) ist in unserem Land eine alltägliche soziale Praxis. Sie sollten Ihr Gegenüber als mögliches soziales Kapital sehen, in das man gerne investiert, also „einikräult“ (ugs).

Arschkriechen wirkt wie emotionale K.o.-Tropfen. Durch einen Cocktail aus Schleimerei, Anbiederung und → Freundlichkeit (alles vorgetäuscht, seien Sie kreativ!) macht man sein soziales Umfeld gefügig. Neuankömmlingen, die in Österreich weder über Kontakte noch über Netzwerke verfügen, sei die sofortige Einübung ins Arschkriechen empfohlen – vor allem aus beruflichen Gründen. Denn die eigentliche Wirtschaftsform Österreichs ist die → Freunderlwirtschaft. So hat sich in großen Teilen der Bevölkerung eine Grundbereitschaft zum Arschkriechen entwickelt (#Zäpfchen-Mentalität). Motto: Besser ein gut versorgter Bandwurm in einem hohen Tier, als der Wurmfortsatz des Arbeitsmarktes.

Doch Vorsicht: Nicht jeder Popo ist es wert, bekrochen zu werden. Natürlich bringt ein armer After weniger als ein CE-Oarsch. Deshalb auch die österreichische → Titelgeilheit: Ein Titel zeigt sofort an, welcher Hintern gewinnbringend bewohnt werden kann. Und nichts ist entwürdigender, als in den falschen Arsch gekrochen zu sein.

Dabei stets beachten: Ziehen Sie später hinterfotzig über die Person her, der Sie eben noch hinten rein sind. Wichtig für die Psychohygiene!

Atomabstinenz

[A|tom|ab|sti|nenz], die, -en

Die Atomabstinenz ist die einzige in Österreich sozial anerkannte Abstinenz und meint die Ablehnung von Atomenergie, die in Österreich lange Tradition hat, weil man die Gründe für Atomstrom leicht an allen 12 Fingern abzählen kann. Versuche, eine Kennzeichnungspflicht für Atome einzuführen, scheiterten letzlich an der Frage, nach welchem Beamtenschema die AtominspektorInnen zu bezahlen wären. Die öffentlich geführte Debatte sorgte jedoch dafür, dass die Menschen scharfe Augen dafür bekamen, was Atom ist – und was nicht. 1978 hat sich die österr. Bevölkerung in einer Volksabstimmung mit knapper Mehrheit gegen die Inbetriebnahme eines bereits errichteten Atomkraftwerks im niederösterreichischen Zwentendorf ausgesprochen und das, obwohl sogar der damalige Sonnenkönig von Österreich dafür war. Die Katastrophe von Tschernobyl 1986 tat ihr Übriges dazu.

Zwar fließt natürlich auch aus österreichischen Steckdosen Atomstrom, da für ausländische Atome noch keine Obergrenzen eingeführt wurden, aber dafür haben wir keine Atomkraftwerke. Da halten wir es ähnlich wie mit Einrichtungen der Suchthilfe oder Notschlafstellen für Wohnungslose. Natürlich soll es die geben, aber bitte nicht bei uns, sondern in sicherer Entfernung, am besten im Ausland. Ausländische Atome erkennen wir nämlich sofort!

Atomkraftwerke sind schlimm, Atomkraft ist Teufelszeug, überhaupt alles, was mit Atomen zu tun hat, ist abzulehnen. Schlimmer als Atome sind nur noch Gene, vor allem im Essen.

Belesenheit

[Be|le|sen|heit], die, keine Mz.

Lesen ist eigentlich eine schöne Beschäftigung. Wenn im Leben nicht viel passiert, hilft uns die Literatur dabei, unsere Fantasie anzuregen und uns eine schönere Welt vorzustellen. Was liest man also in Österreich? Einige Menschen, aber nur in größeren Städten, lesen ab und zu ein Buch. Das kauft man in einer Buchhandlung und stellt es dann in ein Regal.

Daneben gibt es Zeitungen. Bis vor wenigen Jahren musste man diese in der Trafik (kleines Geschäft für Zeitungen und Zigaretten, im Aussterben begriffen) kaufen. Danach kamen die Gratiszeitungen. Sie liegen in Kästen, die in den Haltestellen der öffentlichen Verkehrsmittel stehen. Für Sie als Immigrant gilt: Eine gelungene Assimilation erkennt man daran, dass Sie eines dieser Gratisblätter z. B. in der Problemlinie U6 in die Hand nehmen, die vielen bunten Bilder anschauen und mit dem Kopf wackeln. Mit dem Kopf wackeln bedeutet allen Umsitzenden, dass Sie mit der allgemeinen Lage in Bezug auf Sport, Politik, Wirtschaft, Prominenz und Gewalt sehr unzufrieden sind. Sie sind dann einer von uns, denn wir alle in Österreich sind immens unzufrieden mit fast allem. Bildung ist in Österreich kein Gut, das gehegt und gepflegt wird, um den Tatsachen auf den Grund zu gehen. Lieber ist man vollkommen unbelesen und hasst und verachtet dafür die anderen und die Zustände im Allgemeinen.

Fazit: Man liest in Österreich, um sich noch mehr aufregen und ärgern zu können. Das ist masochistisch, aber Normalität.*

* Und warum hilft uns Lesen nun – wie eingangs erwähnt – dabei, die Fantasie anzuregen? Für eine Antwort blättern Sie in Ihrer Gratiszeitung einfach auf Seite 5.

Berge

[Ber|ge], die, ist schon die Mz.

Am vierten Tag schuf Gott die Alpen in einem Origami-Workshop in Mariazell. Vereinzelte Stimmen in der Forschung (www.alpendonau.info) schreiben das imposante Faltgebirge der nordischen Gottheit Wotan zu. Untersuchungen des wotanischen Gartens in Wien zeigten jedoch, dass dieser faltenfreie Formen bevorzugt (Skinhead-Glatze). Ganz unabhängig vom Haarschnitt imponieren uns die Berge, weil sie selbst die EU bisher nicht abschaffen konnte. Weil sie mächtig und grantig sind … wie Dietrich Mate-schitz nach einem Betriebsratsheurigen.

Auf die Gipfel stellt man Kreuze – Gott braucht schließlich Orientierung, wenn er aus Langeweile mit seinen Blitzen die Gämsen runterschießt. Zum Dank verteilt er dort kostenlos Gebote (für die sich allerdings kaum noch wer interessiert, seitdem es Gratiszeitungen gibt). Hat man in lohnender Anstrengung einen Gipfel erklommen, hat man sich zur Anwesenheitskontrolle einzutragen (Gipfelbuch) und die Aussicht zu genießen (Gipfelselfie). Gute Aussichten sind schließlich rar in Zeiten von Krise und Detox-Getränken.

Der höchste Berg Österreichs ist übrigens der Hypo Alpe Adria. Den hat sicher nicht Wotan, sondern Jörg Haider aufgefaltet. Reinhold Messner will ihn demnächst nur mit einer Bürste und einem Steuerberater besteigen.

Hier knicken und Ihr eigenes Gebirge hochfalten!

Berufswahl

Entscheidend für Ihr Leben!

Die richtige Berufswahl ebnet den Weg in die Gesellschaft. Doch Vorsicht, in Österreich sind manche Berufe sozial höherstehender als andere. Gut gewählt ist darum halb gewonnen (bzw. integriert).

Deitsch

[Deitsch], das, keine Mz.